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“We need a revolution in this country!”

Review: War and Peace – Episode 1

Mini-Spoiler
5. Januar 2016, 20:15 Uhr
Mini-Spoiler
Tobias
05.01.16

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Am Montag lief in der BBC die erste Folge zur neuerlichen Fernsehadaption von Tolstois „Krieg und Frieden“. Jeder von uns dürfte das Werk kennen, die wenigsten dürften es gelesen haben, wieder etwas mehr dürften die zahlreichen Verfilmungen gesehen haben. Ich zähle mich seit ein paar Tagen zu jenen, die das Werk auch wirklich mal gelesen haben. Zwischen Weihnachten und Neujahr kam ich auf die Idee, den Urlaub in der Sonne lesend zu verbringen und irgendwie kam ich dabei auf dieses Werk. Ich wollte die BBC Serie dann doch als „Kenner“ des Romans schauen, wenn man schon mal die Möglichkeit und Zeit hat, dies auch in die Tat umzusetzen.

Der Roman

Der Roman hat über 1.500 Seiten, umfasst über 250 Personen und vieles an Handlung wird auch nur durch die Gedanken der handelnden Personen erläutert und fortgetragen. Die Seiten des Krieges lasen sich natürlich viel schneller und einfacher, die Seiten des Friedens waren dagegen manchmal schon echt schwere Kost. Oder mit anderen Worten, wenn der historische Bezug des Romans, die Napoleonischen Kriege gegen Russland, im Vordergrund steht, wird es für den ungeübten Leser, zu dem ich mich zähle, einfacher, der Handlung zu folgen, da wirklich etwas passiert. In den restlichen Parts, wenn Tolstoi die Geschichte von fünf adligen Familien erzählt, die durch die Entwicklungen des Krieges und des Friedens mitgerissen werden, wird es manchmal echt zäh, denn dann überwiegen Philosophie und Psychologie. Vordergründig umrahmt vom Krieg aber eigentlich geprägt von der Liebe, Zuneigung und der grds. Beziehung der Personen zueinander. Alles miteinander verschachtelt und miteinander verwoben. Komplexität, die man in einem Buch durchaus bringen kann. Aber in einer Serie?

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Von daher war ich gespannt, welchen Ansatz die Autoren der Serie wählen. Das hier an vielen Stellen gekürzt werden muss, war klar. Interessant wird zu sehen sein, wo die Kürzungen offenkundig werden.

Die Handlung

Die Serie verfolgt in den ersten Minuten der Auftaktfolge haargenau die ersten Seiten des Buches. Wir sehen die adlige Gesellschaft auf einem Ball der Anna Pavlovna (Gillian Anderson, „Akte X“, „The Fall“) im schönen St. Petersburg, reihum lauschen wir kurzen Gesprächsfetzen der einzelnen Gäste und lernen so die wichtigen Figuren kennen.

Wir hätten Fürst Wassily (Stephen Rea, „Utopia“, „The Crying Game“), seine Kinder Anatol und Helene (Tuppence Middleton, „Black Mirror“, „Sense8“), Fürst Andrei (James Norton, „Happy Valley“), Pierre Bezukhov (Paul Dano, „There Will Be Blood“, “12 Years A Slave”, “The Sopranos”) und natürlich Natasha Rostova (Lily James, “Downton Abbey”) – um nur mal die wichtigsten Figuren zu nennen. Das ist nämlich das Problem, der Cast ist riesig, Personen die am Anfang wichtig sind, tauchen am Ende kaum noch auf und umgekehrt, teilweise tauchen wichtige Personen (im Buch) Kapitelweise gar nicht mehr auf bis sie dann wieder die Szenerie betreten als wäre nichts gewesen. Zumindest konzentriert sich die erste Episode wirklich nur auf die wichtigsten Figuren für die beginnende Handlung. Das reicht ja auch erstmal.

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Rein inhaltlich kommt es zur rührenden Begegnung zwischen Pierre und seinem sterbenden Vater und nach dessen Tod zum Erbe Pierres, Titel und unheimliche Reichtümer und wie von Geisterhand die „Liebe“ der Petersburger Gesellschaft. Vorher war Pierre nämlich ein Außenseiter, dafür aber der einzige Sohn des toten Grafen Bezukhov, der allerdings nicht bei seinem Vater sondern in Frankreich aufgewachsen ist. Wir lernen die Familie Bolkonsky kennen, hier vordergründig zu nennen Fürst Andrei und seine Schwester Maria sowie die Verabschiedung des Sohnes Andrei von seinem Vater und seiner Frau, denn, der erste Krieg gegen Napoleon steht vor der Tür.

Mit Andrei nehmen wir an den ersten Kriegshandlungen (Dreikaiserschlacht bei Austerlitz) teil, währenddessen schafft es Fürst Wassily, der sich ebenfalls Hoffnungen auf das Erbe des toten Grafen Bezukhov gemacht hatte, Pierre mit seiner wunderschönen Tochter Helene zu verheiraten. Mit dem glücklichen Paar endet die erste Folge.

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Fazit

Ich weiß noch nicht genau was ich von dem Auftakt von „War and Peace“ halten soll. Die Handlung bleibt sehr nah am Roman, springt aber viel schneller von einem Höhepunkt zum nächsten als im Roman, was ja zu erwarten war. Was gänzlich unterlassen wurde, war für den Zuschauer in die Beziehungen der einzelnen Familien untereinander näher einzugehen, ihre Stellung in der Gesellschaft zu thematisieren und vor allem auf die finanziellen Möglichkeiten der einzelnen Familien und damit verbunden die individuellen Problemlagen einzugehen, aus denen heraus die einzelnen Handlungen nachvollziehbarer werden. Hier wäre es aus meiner Sicht für die Handlung, erst recht für die zukünftige Handlung, besser gewesen mit einem durch die Handlung führenden Sprecher zu arbeiten, der derartige Dinge kurz anspricht, so wie es die Figuren im Roman auch tun.

Hier vermisse ich daher diese im Buch an vielen Stellen zu sehr thematisierte Gedankenwelt der Personen – neben dem Acting – auch anderweitig für den Zuschauer sichtbar zu machen. Ich bin gespannt, wie man dies in den späteren Handlungsepisoden umsetzen will, wenn im Buch seitenweise nicht geredet wird. Wahrscheinlich sehen wir dann unzählige Kamerafahrten am Winterpalast von St. Petersburg. Atemberaubend und der heimliche Star der ersten Folge.

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Die Schauspieler überzeugen mich bisher noch nicht wirklich, auch Gillian Anderson und Stephen Rea, deren Figuren am Anfang mehr im Mittelpunkt stehen als am Ende, können in meinen Augen ihren Figuren noch nicht den für mich richtigen Ton geben. Lediglich in den Szenen rund um den sterbenden Graf Bezukhov und kurz bei der Verabschiedung im Hause Bolkonsky können die beteiligten Schauspieler glänzen. Der Rest plätschert in zugegeben wunderschönen Kostümen und Settings vor sich hin. Auch der mit Spannung erwartete Auftritt von Lily James war noch nicht das Gelbe vom Ei, hier sei aber darauf verwiesen, dass Natasha hier noch ein Kind ist und ihre Rolle erst später an Bedeutung gewinnen wird.

Paul Dano überzeugt mich von den drei Hauptdarstellern noch am meisten, seinem naiven, unsicheren und von allen Seiten beeinflussbaren Pierre Bezukhov nimmt man seine Bedeutung in der Weltliteratur natürlich noch nicht ab, aber das könnte noch werden. Muss noch werden, da wir in Pierre die große Konstante im Buch haben. James Norton ist für mich noch das Problem bei den drei Hauptfiguren, in „Happy Valley“ habe ich ihn gefürchtet, hier ist er mir noch ziemlich egal auch wenn man durch ihn in das Kriegstreiben eintauchen wird, was zumindest etwas an Action verspricht. Ich würde aber nicht so weit gehen, wie britische twitter User, die ein sterbendes Pferd als den bislang überzeugendsten Charakter bezeichnen und für einen BAFTA Award vorschlagen.

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Zusammenfassend kann man sagen, dass die Schauspieler alle noch nicht viel Screetime bekommen haben, um ihre Figuren in einem glänzenden Licht darstellen zu können. Aber auch das ist nicht sonderlich unerwartet, bei der Anzahl an wichtigen Figuren.

Die ersten Kriegsszenen waren dagegen schön inszeniert und auch nicht gerade kurz in ihrer Dauer. Allerdings sieht man bisher nur die actionlastigen Szenen, die Vorbereitungen und das vorhandene Führungschaos, welche im Buch schön beschrieben werden, fehlen vollends. Aber dies wäre aus meiner Sicht zur vollständigen Darstellung des Kriegsgeschehens und damit verbunden dem Selbstverständnis der russischen Offiziere und damit auch der adligen Gesellschaft zwingend notwendig. Vielleicht geht man in den nächsten Folgen auf diese Thematik mehr ein.

Der Hauptfokus der Serie wird sich, das kann man schon gut sehen, auf die einzelnen Liebesbeziehungen konzentrieren. Und in diesem Zusammenhang wird auch eine Andeutung offenkundig, die so in den Büchern nicht vorkommt: es wird in meinen Augen in zwei Szenen durchaus angedeutet, dass die Geschwister Helene und Anatol eine intime Beziehung zueinander führen.

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Da bin ich gespannt, ob die Autoren dies weiter thematisieren. Es wäre aus meiner Sicht eine sehr eigene Interpretation der schon ausgeprägten Geschwisterliebe im Roman, wobei wenn es danach geht, da lieben sich eh alle.

Ob ich die Serie auch liebgewinnen werde, wird sich in den nächsten Episoden zeigen. Ich bin mir da noch nicht sicher.

Fotos: BBC

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