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Plagen der Seriengeschichte #17

Hassiker der Woche: Arrow

Spoilerfrei
10. Dezember 2017, 13:05 Uhr
Spoilerfrei
Tobias
10.12.17

Ich muss ja ehrlicherweise zugeben, dass ich nach meinem Hassikerbeitrag zu „Supernatural“ nicht damit gerechnet habe, dass ich einen zweiten Beitrag in dieser Reihe zu schreiben habe. Und ich habe mich im Laufe der Woche auch mehrmals um entschieden. Nicht, dass mich die damalige Diskussion zu sehr getroffen hätte, nein, ich hatte einfach keine konkrete Serie vor Augen für meinen zweiten Beitrag. Ich dachte zwischendurch sogar an einen Metabeitrag, sozusagen den Hassiker selbst zum Inhalt zu nehmen. Oder aber einen offenen Brief eben an den Hassiker mit vielen kleineren Themen, die mich immer wieder am Serienbusiness zweifeln lassen.

Aber gestern kam die Erleuchtung in Form einer älteren Vox Werbung auf dem Weg ins örtliche Möbelhaus schwedischen Ursprungs. Dieses riesige Werbeplakat scheint dort seit Jahren nicht ausgetauscht worden zu sein, zumindest habe ich nicht den Eindruck. Das Plakat verweist nur auf die Hauptfigur und den Sender Vox, nicht auf eine konkrete Staffel. Aber das Bild ist deutlich älter und dürfte aus der 2. Staffel vom heutigen „Hassiker der Woche“ stammen: „Arrow“.

Ich möchte aber mit einem positive Einstieg starten. In „Arrow“ haben wir im Grundsatz einen coolen Antihelden als Held, es zeichnet sich durchaus ein düsteres Bild ab und die Grundkonstellation verspricht schon ein gewisses Spannungspotenzial. Denn sind wir mal ehrlich, wir haben hier mit „Arrow“ die Lidl-Variante von „Batman“. Aber dieser Antiheld im grünen Anzug, der ebenfalls durch seine hervorragenden Martial Art Kenntnisse in Verbindung mit technischen Gadgets, die er aufgrund des eigenen Geldschrankes bzw. firmeneigenen Technikabteilungen sein Eigen nennen darf, in die Lage eines Rächers versetzt wird, ist so etwas wie der größte Fail im Bereich der Comicverfilmungen. Ich sehe „Arrow“ sogar noch schwächer als „The Flash“ .

Natürlich arbeitet „Arrow“ mit den ewig alten Rezepten von Heldengeschichten, wir haben klischeebehaftete Charaktere, in den meisten Fällen hervorsehbare Wendungen und wenig interessante Stories. Das wäre ja noch akzeptabel, die erfolgreichen Marvel Filme haben die selbe Mixtur. Aber „Arrow“ fehlt eine besondere Zutat: einen interessanten und überzeugenden Cast.

Die Besetzung halte ich in den meisten Rollen für einen Griff ins Abort. Vor allem zwei Namen stoßen mir sauer auf und verlangen eigentlich nach einer Überdosis von Bullrich Salz Magentabletten. Stephen Amell als Oliver Queen, also unserer grünen Hauptfigur, sowie Katie Cassidy als Laurel Lance bzw. ihrem späteren Alter Ego Black Canary. Amell versagt in meinen Augen sowohl in der Darstellung des Playboys und Schönlings Oliver Queen als auch als grüner Rächer Arrow. Die infantile Art seines Schauspiels, dieses komplette Unvermögen durch Schauspiel eine gewisse Dramatik und Spannung hervorzurufen, nervte mich schon in den ersten Folgen als ich „Arrow“ noch als guilty pleasure verkauft habe. Aber nur am Anfang. Irgendwann war es wie auf der Autobahn, wenn man einen Unfall sieht, man schaut einfach hin. Wenn man dann noch bedenkt, dass am Anfang ein Justin Hartley für dieses Spin-Off vorgesehen war – der bestimmt aus guten Gründen schnell seine Mitarbeit entsagt hat – dann ist das doppelt ärgerlich. Mit einem Hartley hätten wir zumindest einen akzeptablen Helden, dies hat er ja auch schon in „Smallville“ unter Beweis gestellt. Oder sagen wir es mal so, wir hätten einen besseren Arrow als mit Amell.

Aber selbst mit einem Hartley in der männlichen Hauptrolle hätten wir immer noch Katie Cassidy. Während mich Amells Schauspiel eigentlich nur langweilt, schafft es Cassidy mich mit ihrem Spiel auf die Palme zu bringen. Ihr Gesichtsspiel, ihre Tonalität – ach, ihre ganze Person führt bei mir zu einer kompletten Verweigerungshaltung. Ich spreche ihr nicht nur innerlich die Schauspielberufung ab. Wie konnte diese Frau nur schon in so vielen TV Produktionen ihr Unwesen treiben? Darunter ja auch sechs Episoden bei „Supernatural“. Aber da schließt sich natürlich der Kreis. Paul Blackthornes Quentin Lance, also Laurels Vater, steht seiner Serientochter Katie aber kaum etwas nach. Der regt mich fast genauso auf.

Der gesamte Cast ist eher Magerkost denn ein leckeres Drei-Gänge-Menü. Durch ihr Schauspiel erhalten wir uninteressante Charaktere mit schubladisierten Mind-Settings. Bei vielen wirkt jeder Gesichtsausdruck und jede Körperhaltung konstruiert und zuhause unzählige Male vor dem Spiegel einstudiert. Da ist keine Spontanität, kein Leben drin. Die im Ansatz interessante und spannende Rahmenhandlung wird durch dieses ausdruckslose Schauspiel nicht einmal mehr zu einem Fall für die Notfallaufnahme.

Wie krass ist die Aussage, dass mir Manu Bennett noch am besten gefallen hat, da ich sein Schauspiel noch okay und durchaus passend fand. Bennett war sowas wie der schauspielerische Lichtblick dieser Serie. Manu Bennett! Krass.

Da „Arrow“ nun mal sein zuhause bei theCW hat, haben wir hier im Grunde eine reale Action-Comic-Verfilmung die in einer dämlichen Seifenoper endet. Wobei, dies ist der Grundtenor eigentlich sämtlicher Serien auf diesem Sender: Man nehme gut aussehende Schauspieler. Punkt. Die Story ist eigentlich egal, es ist nur wichtig, dass der Held hier und da sein Oberteil ausziehen muss um uns seine Muskeln und seinen Oberkörper zu präsentieren. Dann Werbung.

Natürlich leidet auch „Arrow“ an der Grundkrankheit eines solchen Serienprojektes, im Laufe der Staffeln werden die Entscheidungen der Charaktere immer weniger nachvollziehbar oder haben überhaupt eine gewichtige Auswirkung auf die spätere Handlung. Es plätschert vor sich hin und das Beziehungsgeplapper der Hauptfiguren nimmt einen immer größeren Anteil der Serienhandlung in Anspruch. Ganz schlimm sind auch diese künstlichen und überdramatisierten Dialoge. In vielen Dialogen wird über die Grundbestimmung der Serie oder eben der Figur palavert. Es wirkt dabei mehr als erzwungen wenn in jedem Satz mit tief sentimentalen, emotionalen Floskeln um sich geworfen wird, nur um die Handlungen einzelner Charaktere halbwegs glaubwürdig darzustellen. Weil durch die Handlung ist dies in vielen Fällen nicht möglich bzw. die Schauspieler sind nicht in der Lage dies ansprechend zu verkörpern. Dann hilft eben nur noch der Dialog um den Zuschauer abzuholen und mitzunehmen.

Da ich meine Serien ja meist online aufnehme, um sie mir dann später auf meinen Rechner zu ziehen, habe ich die ersten vier Staffeln dieser Serie in meiner Mediathek. Und ich habe schon mehrfach die Idee gehabt, sämtliche Rückblenden mal herauszuschneiden um sie direkt aneinanderzureihen. Mir ging es nämlich sehr oft so, dass mir die Rückblenden viel besser gefallen haben als die eigentliche Handlung. Vielleicht erhält man so wenigstens eine okaye Originstory.

Also wir haben hier eine reale Action-Comic Verfilmung, bei der der Cast versagt und das Drehbuch nun auch nicht jedem vom Hocker zieht. Sind denn wenigstens die Actionszenen überzeugend? Nö!

Ja, es gibt ein paar nette Kampfszenen aber im Laufe der Serie wird eigentlich fast jeder zu einem Kämpfer und mit jedem neuen Kämpfer werden die Fights immer blöder und mehr als simpel inszeniert. Dazu kommt, dass ich die meisten Kostüme wohl so oder so ähnlich in jedem Karnevalsshop finden würde. Manche vielleicht sogar authentischer in ihrer Aufmachung. Für manch ein Kostüm in der Serie würde sich so manch ein Cosplayer schämen. Und die schämen sich ja sonst für kaum etwas.

Aber auch das Ungleichgewicht in den Fights regen mich auf bzw. empfinde ich als störend. Da nimmt beispielsweise eine Thea Queen für einen kurzen Zeitraum ein paar Übungsstunden bei Malcolm Merlyn – also ihrem heimlichen Daddy – und kann schon nach kurzer Zeit einen der härtesten und kaltblütigsten Krieger der Comicgeschichte, Slade Wilson alias Deathstroke, überrumpeln. Oder nehmen wir das abschließende Duell zwischen Arrow und Ra’s al Ghul. Ja, in dieser Serienwelt ist Arrow ein echt guter Kämpfer mit überragenden Bogenskills. Aber Ra’s al Ghul ist auch kein No-Name. Ganz im Gegenteil. Ra’s al Ghul ist der Lord Voldemort im Arrowerse. Ohne diese Seelenschwäche wie beim dunklen Lord. Seinen Namen sollte man aber auch nicht unbedacht in den Mund nehmen, da er sonst sofort hinter einem steht und man nur noch merkt, wie ein kalter Hauch durch den eigenen Hals fleucht – weil da seit kurzem ein großes Loch ist vor vorher noch ein intakter Hals war.

Oliver Queen vs Ra's Al Ghul Arrow Rematch 3x23

Und in der Serie? Der entscheidende Kampf zwischen diesen beiden Fighter passt genau in eine dieser kürzeren Werbeunterbrechungen. Also damit meine ich die Zeit, in der eine Werbung durch eine zusätzliche Szene einer Serie unterbrochen wird um dann fast sofort wieder in die Werbung abzugeben. Dieser Kampf und diese Szene ist ein wahres Desaster. In jeglicher Hinsicht. Unbeschreiblich absurd. Bescheuert. Unlogisch. Das Schauspiel. Und erst diese Kostüme. Das ist alles so unbewusst komisch. Ich glaube, ich muss dieses Video mal mit ein paar „Pows“ und „Whams“ aus der alten Batmanserie unterlegen. Dürfte ein komödiantischer Knaller werden. Oder?

Fassen wir zusammen, wir haben in „Arrow“ sehr schlechte Schauspieler, unlogische Kämpfe und Actionszenen bis zum Umfallen und darüber hinaus eine Realverfilmung einer Comicvorlage die jeglichen normalen Anforderungen unterläuft. An dieser Serie ist nichts, was man mögen könnte. Selbst Emily Rickards als sweety Felicity nervt ab einem gewissen Punkt eigentlich nur noch. Aber die Serie hat viel, einiges habe ich angesprochen, was sie zum sehr einfachen Hassobjekt werden lässt.

Was die Serie aber auch hat, dass sind für theCW noch akzeptable Einschaltquoten. Aber die USA haben auch einen Donald Trump als Präsidenten.

Bilder: theCW

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