Wir schreiben 1985, ein Jahr nachdem mit Sat.1 und RTL das deutsche Privatfernsehen seinen Siegeszug startete. Das Konzept der Privatsender war einfach, aber erfolgreich: Man füllte das Programm mit günstigen US-Lizenzen und sammelte so akribisch Prozentpunkt für Prozentpunkt Marktanteil, weil es endlich ein Alternativprogramm gab. In der Rubrik Klassiker der Woche wollen wir uns heute um eine eben dieser preiswerten US-Serienlizenzen kümmern, dem Love Boat.
In den USA startete das Love Boat bereits 1977 und lief bis 1987 mit unfassbaren 249 Folgen. Sat.1 sprang kurz vor dem Ende der Serie auf den Zug auf und strahlte ab dem 2. Januar 1985 fast jeden Tag eine Folge aus der kunterbunten Welt der Kreuzfahrten aus.
Der Seriensteckbrief
Genre: Sitcom, Romanze
Laufzeit: 45–52 Minuten
Staffeln (Folgen): 9 (249)
Ausstrahlung: 24. September 1977 bis 27. Februar 1987 auf ABC
Darsteller: Gavin MacLeod, Bernie Kopell, Fred Grandy, Lauren Tewes, Jill Whelan
Gute Laune, jeden Tag
Die Geschichte des Love Boats ist so simpel wie genial. In jeder Folge kommen neue Gäste an Board der Pacific Princess und finden eine neue Liebe oder frischen ihre Liebe auf. Das ganze wird dann mit viel Humor und Lachern vom Band verpackt und dem Zuschauer in 45 Minuten präsentiert. Das Love Boat ist übrigens auch der geistige Vater der deutschen Erfolgsserie Das Traumschiff mit dem Unterschied, dass die deutsche Variante mehr mit einer Fernsehfilmreihe zu vergleichen ist und das Love Boat fast schon in die Soap-Region abdriftet.
Vorteil dieser Love Boat Machart ist natürlich, dass man keinen Zwang hatte, jede Folge zu schauen. Eine sehr seichte übergeordnete Story, beispielsweise wie sich die Tochter des Schiffcaptains Viki entwickelte, rundete die Serie ab. Damit eignete sich das Love Boat perfekt für das Tagesprogramm – schmerzlos, lustig, leicht verständlich und mit garantiertem Happy End.
Captain Merrill Stubing, gespielt von Gavin MacLeod, der Schiffsdoktor Adam Bricker, Bernie Kopell, und Bartender Isaac Washington, Ted Lange, waren in den Jahren allerdings die einzigen Charaktere, die in jeder Folge auftraten.
Stars und Sternchen in jeder Folge
Für den deutschen Zuschauer war der wichtigste USP der Serie fast nicht erkennbar. In jeder Folge, man beachte die Bilder gleich zu Beginn im Intro, gab es eine Handvoll Gaststars, welche ihren Urlaub an Board des Love Boats verbrachten. In gewisser Weise war das Love Boat also auch ein Promi-Stelldichein. Wenige Top-Stars waren im Love Boat zu sehen, da wären beispielsweise Tom Hanks, Michael J. Fox, Jamie Lee Curtis oder Courteney Cox. Die Liste von B- und C-Promis ist dagegen ungemein länger: David Hasselhoff, Erik Estrada (CHiPs), Heather Locklear (Denver Clan), David Faustino (Eine schrecklich nette Familie), Lee Majors (Ein Colt für alle Fälle) oder Tori Spelling (Beverly Hills 90210), um nur einige zu nennen. Üblicherweise gab es fünf Stars pro Folge, die in drei parallel laufenden Geschichten zu sehen waren.
Jamie Lee Curtis im Love Boat:
Verschiedene Autoren & Cross-Overs
Durch die Art des Formats – viele Gaststars mit parallelen Geschichten – handelte man sich aber ein großes Problem ein, denn die verschiedenen Geschichten wurden von verschiedenen Autoren geschrieben. Dies war für die Namen der Episoden verwirrend, denn man setzte einfach drei Titel hintereinander, beispielsweise hieß eine Folge „Isosceles Triangle / El Kid / The Last Hundred Bucks“ oder eine andere „Tony and Julie / Separate Beds / America’s Sweetheart“. Darüber hinaus ergaben sich Regiefehler oder Logiklücken. Obwohl es eigentlich der gleiche Tag war, trug Julie bei der Begrüßung der verschiedenen Gäste in einer Folge gerne mal unterschiedliche Kleidung.
Dies tat der Popularität jedoch keinen Abbruch. Es gab beispielsweise einen Cross-Over mit Drei Engel für Charlie (Charlies Angels), in welchem die Engel einen Fall an Board lösten, sowie mit Fantasy Island: Das Love Boat brachte eine Frau zur mysteriösen Insel, deren Geschichte dann in einer eigenen Fantasy Island Folge erzählt wurde.
Drei Engel für Charlie an Board des Love Boats
Die Musik
Fast das beste an der Serie ist die Titelmusik, denn einmal gehört, bekommt man sie nicht mehr aus dem Kopf. Der eingängige Song wurde von Jack Jones gesungen, ein Jazz- und Pop-Sänger, der in den 60er Jahren seine größten Erfolge feierte. Von Staffel 1 bis 8 durfte man die männliche, aber zugleich butterweiche Stimme vor jeder Episode hören, erst in der 9. und letzten Staffel wurde der Song von Dionne Warwick neu eingesungen und deutlich poppiger gestaltet.
Intro 1979, gesungen von Jack Jones
Intro 1986, gesungen von Dionne Warwick
Ach ja, das waren noch Kindheitserinnerungen. Ich bezweifle, dass die Serie heute wirklich noch überzeugt, aber Spaß hat sie damals gemacht.
Aber mal im Ernst, auch wenn Estrada, Hasselhoff und Co heute B- und C-Promis sind, damals waren sie TV A-Lister! „Knight Rider“, „C.H.I.P.S.“, „Denver Clan“ und Co, waren echte Quotenhits damals! Das wäre quasi so, als ob heute Schauspieler aus NCIS, „Big Bang Theory“ oder „The Walking Dead“ dort auftauchen würden!
Interessant ist übrigens, dass die Serie im Original mit „Laugh Track“, also jenen, von Publikum oft verpönten Lachern vom Band lief. (Ohnehin wurden diese Lacher in vielen deutschen Synchrofassungen bis Ende der 80er weggelassen.)
Dann ersetze B-Promis eben mit TV Stars, ich meinte das überhaupt nicht abwertend. Ich wollte damit einfach nur unterstreichen, dass du damals keine Hollywood Prominenz im Love Boat gesehen hat. Und wenn doch, dann bevor die große Karriere startete, bspw. Tom Hanks oder Jamie Lee Curtis.
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Mag: Game of Thrones, Breaking Bad, Lost, The Shield, Simpsons, The Prisoner, South Park, Family Guy, …
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