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Wo sind die TV-Vorbilder?

Kommentar: Corona und Maskenpflicht müssen Thema in Serien werden

Spoilerfrei
27. Januar 2021, 08:08 Uhr
Spoilerfrei
Michael
27.01.21

Es ist schon befremdlich, wenn man sich aktuell neue Serien oder Staffeln anschaut, und die Menschen dort sich umarmen, normal miteinander sprechen, was Trinken gehen. ‚Guck mal, die sitzen da ganz normal im Restaurant‘ denke ich dann, oder ‚Verrückt, die fahren einfach mal für ein paar Stunden ans Meer.‘ Ja, solche Szenarien waren auch in unserem Alltag bis vor wenigen Monaten noch ganz normal, aber spätestens seit März 2020 hat uns die Corona-Pandemie fest im Griff. Mit ‚uns‘ meine ich allerdings ‚uns Menschen in der Realität‘. In Serien sieht das gänzlich anders aus, selbst ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie. Das ist meiner Meinung nach der falsche Weg.

Ich beziehe dabei jetzt nicht Serien ein wie „Marvel’s WandaVision“, die gerade auf Disney+ läuft. Oder „Star Wars: The Mandalorian“ – da trägt storybedingt sowieso jeder irgendwie eine Maske. Oder Netflix‘ „Snowpiercer“, wovon gerade die 2. Staffel gestartet ist – Serien also, die sowieso in einer Fantasiewelt leben. Oder wenn es dann realitätsnah oder in den ganz normalen Alltag geht, finde ich, gehören Themen wie Corona und Maskenpflicht in die Story. Klar, betroffen ist die Film- und Serienindustrie wie alle anderen Bereiche von der Pandemie sowieso. Backstage-Fotos von Drehs oder auch erste Making ofs und Dokus zeigen, dass auch am Set Masken und Abstand Alltag sind. Ganz plakativ fällt einem da natürlich der Wutausbruch von Tom Cruise am Set ein, als er es nicht ertragen konnte, als Mitarbeiter der Crew keine Maske trugen – so wird es zumindest erzählt.

Und Corona hat ja auch dafür gesorgt, dass wir einige Staffelverschiebungen wie bei „The Walking Dead“, Staffelkürzungen wie bei „The Blacklist“ oder auch Serieneinstellungen wie bei Netflix‘ „I am not okay with this“ hinnehmen mussten. Aber dass Corona Thema in Serien wird, dass wir Darsteller mit Masken sehen, taucht doch bis heute eher selten auf. Was mitunter auch verständlich ist, da Serien einen gewissen zeitlichen Vorlauf haben und Staffeln schon längst geschrieben waren, bevor es mit Corona los ging. Und man wusste natürlich auch nicht – und weiß es ja heute weiterhin nicht – wie sich die Pandemie weiterentwickeln wird. Aber sie ist mittlerweile zu einem bestimmenden Element unseres Alltags geworden, und es wird zunehmend befremdlicher, wenn man nur noch mit OP-Masken oder FFP2-Masken einkaufen gehen kann, derweil man Zuhause beim Einkaufstasche auspacken den Fernseher einschaltet und in einer aktuellen Staffel eine Party in einem Szene-Restaurant sieht.

Deswegen meine ich: Corona und Maskenpflicht müssten stärker in den Serienalltag eingebunden werden. Die USA sind da gefühlt schon weiter: In der Sitcom „The Conners“ gehören Masken in Staffel 3 zum Inventar, in der Dramaserie „This is us“ ist Corona Alltag geworden, in „Black-ish“ wird das Thema Isolation behandelt. Oder das Thema Corona wurde sogar in den Fokus gestellt, mitunter hochwertig produziert wie bei „LOVE in the time of Corona“. Und auch bei den Show- und Late-Night-Formaten waren die USA schnell und kreativ im Umgang mit Corona, wie ich schon im April 2020 aufgezeigt habe. Nicht so in Deutschland.

Klar gab es zu Pandemiebeginn einige Versuche, die Quarantäne-Situation umzusetzen, quasi als TV-Experiment wie bei ZDFneo. Und natürlich kann man wie Studio Hamburg im Deutschlandfunk argumentieren, dass bei uns Zuschauern eine gewisse Form von Eskapismus vorhanden ist und wir wenigstens beim TV-Konsum auf Maske und Abstand verzichten wollen. Oder wie die Produktionsfirma Zeitsprung im gleichen Beitrag, dass das Thema Corona erst nach der Pandemie für den Zuschauer interessant wird, für alle, die das dann nicht miterlebt haben. Aber es ist für mich zu kurz gedacht, wenn Bavaria Fiction im dpa-Interview den Standpunkt einnimmt, dass die Pandemie inhaltlich nicht zur Ausrichtung von Serien wie „Die Rosenheim-Cops“ oder „Sturm der Liebe“ passt. Zu meinem Alltag passt sie auch nicht, ich muss aber damit leben – und mich täglich damit auseinandersetzen, dass man hier und da doch auf Masken verzichten könne, oder das ein Zusammenkommen mit mehreren ausnahmsweise doch sicher ganz okay sei. Die Antwort darauf: Ich weiß es eben nicht, ich kann’s nicht einschätzen. Aber solange wir eingeschränkt vor der Mattscheibe sitzen und dahinter der Alltag aus vor 2020 gezeigt wird, wird’s mit der Gewöhnung an Masken und ähnliches natürlich auch schwierig. Vielleicht würde die Thematisierung von Corona in den Serien, die wir täglich schauen, dazu führen, dass wir uns auch im Alltag besser mit den Maßnahmen abfinden können. Genug deutsches Soap-, Dokusoap- und Serienmaterial in Deutschland gäbe es ja. Hier kann eine Art Vorbildfunktion eintreten, die im Alltag insgesamt hilfreich sein kann. So fällt es mir zumindest zunehmend schwerer, Szenen in Serien zu ertragen, wo ein lockeres Miteinander ‚wie früher‘ gezeigt wird.

Bilder: ABC, NBC

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