Serien Reviews Programm Trailer Podcasts Über uns
Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen Teilen abbrechen... Auf Pinterest teilen In Pocket speichern Per Mail versenden

Qualität auf der Überholspur

Machen Serien uns das Filmvergnügen kaputt?

Spoilerfrei
13. Februar 2019, 11:00 Uhr
Spoilerfrei
Maik
13.02.19

Rein zufällig ist das hier der 100. Beitrag, der in die Kategorie „Film“ fällt. Das ist in beinahe sechs Jahren Blogleben natürlich nicht soo viel, liegt aber schlicht daran, dass wir Filme ja in der Regel nur aufgreifen, wenn sie einen Serien-Hintergrund oder -Bezug haben, sind wir doch eigentlich ein reiner Serienblog. Heute möchte ich aber mal über das Wechselspiel zwischen diesen beiden Bewegtbildformaten und seine Veränderung in den letzten Jahr(zehnt)en sprechen. Denn am Montagabend kam ich aus der Pressevorführung von „Happy Death Day 2U“ (Review hier) und Mitschauer Kien meinte zu mir „Hätten die mal mehr Serien geschaut!“, um auf die fehlende Stringenz und Komplexität hinzuweisen. Das hat mir zu denken gegeben…

Serien „fast wie Filme“

Während meines Studiums, das mittlerweile auch schon erschreckende neun Jahre her ist, kamen diverse Bezeichnungen für diese „neue Generation“ an Serien auf. Seien es die „Megamovie“-Serien (Markus Reinecke, 2007), die „Superseries“, „Uberseries“ oder was auch immer. Jedenfalls haben Formate wie „LOST“ das Serienschauen empfindlich verändert. Das lag vor allem an zwei Dingen: Einer hochwertigeren Produktion sowie einer veränderten Erzählweise.

Die Produktion ist recht einfach erklärt: Erstmals wurden richtige Budgets in die Hand genommen, Technik war insgesamt erschwinglicher geworden und Regisseure, Darsteller und Co. haben nach und nach das Stigma „Fernsehen“ weggearbeitet. Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass jemand wie Kevin Spacey sich mal dazu „herablassen“ würde, Titelfigur in einer schnöden Fernsehserie zu sein? Okay, vielleicht nicht das glücklichste Beispiel… Jedenfalls sahen Serien besser aus, haben ihre vier Studiowände verlassen und waren letztlich wie ein sehr langer Film. Aber eben nicht nur, was das Aussehen anbelangt.

Da gab es noch den Wandel von den „Series“ zu den „Serials“. Früher war vor allem eine meist folgenweise abgeschlossene Handlung vertreten. Das typische „Monster of the Week“ bei Krimi- und SciFi-Serien, das es noch immer heutzutage gibt, oder halt einfach abgeschlossene Mini-Handlungen, die die Zuschauer nicht überfordern sollten und nebenbei den Vorteil hatten, dass man immer einfach einsteigen kann, selbst, wenn man keine der vorherigen Folgen gesehen hatte. Mit den langen Drama-Serien wurde das Pendel immer mehr zum „Serial“-Format geschlagen, bei dem übergeordnete Handlungen sich über komplette Staffeln und Serien spannen, so dass man möglichst chronologisch und komplett sehen sollte. Das bietet Platz für viel Handlung, Komplexität, Charakterentwicklung und so weiter.

Durch den Erfolg von Serien wie „LOST“ oder „The Sopranos“ haben Sender gesehen, dass ein Markt (ergo Einschaltquote und Werbeeinnahmen) vorhanden ist, mehr in der Richtung produziert, Qualität, Angebot und Marktanteile stiegen weiter – fertig ist der positive Trend für Macher, Zuschauer und eigentlich alle – yay!

Serien besser als Filme?

Das war jetzt viel Vergangenheitsbewältigung. Dass Serien hochwertiger und allgemein ein größeres Thema geworden sind, dürfte klar sein. Mein Gedanke war aber: Haben Serien den Film nicht nur überholt, sondern zerstören sie ihn auch ein wenig?

Ich schaue tatsächlich nur noch selten Filme. Kein Wunder, nehmen einem X Serienepisoden die Woche bei gerne auch mal 60-90 Minuten Netto-Spielzeit (was ja bei „Sherlock“ und Co. im Grunde genommen bereits Filmlänge ist) genug Zeit. Aber wenn ich dann mal einen Film sehe, spüre ich zunächst diese positive Erleichterung, nachdem er nach 90-270 Minuten vorbei ist: Der ist vorbei. Schluss, aus. Die Handlung ist auserzählt, ich muss nicht auf weitere Folgen warten oder Zeit freischaufeln, weil „Ich schaue ja gerade XY…“. Einfach vorbei. Das ist irgendwie ganz angenehm (und wird ja mittlerweile mit dem Trend der gut in einem Rutsch durchschaubaren Mini-Series aufgegriffen).

Was aber positiv im Sinne der Kürze ist, wird dem Film in all den zuvor angesprochenen Faktoren zum „Verhängnis“, um es mal etwas überzogen darzustellen: Charakterentwicklung, Plot-Komplexität, etc. pp. Und da fiel mir auf, was Kien meint. Wir sind verwöhnt von ~10-stündigen Staffeln, die uns klein-klein die Geschehnisse schildern, sich Zeit für die kleinen Momente und großen Twists nehmen und uns gar über mehrere Jahre an Serienfiguren binden und eine Beziehung zu ihnen aufbauen lassen. Da wirkt so ein auf wenige Stunden zusammengepresster Film, als hätte man Elementares ausgelassen. Natürlich schaffen viele Genre-Vertreter es auch, in kurzer Zeit tolle Geschichten zu erzählen, aber das schwieriger als je zuvor, weil die Benchmark heutzutage (zumindest fernab der 300 Mio.-Dollar-Blockbuster) das Fernsehen geworden ist. Welch skurriler Wandel binnen nicht einmal zwei Jahrzehnten.

Habt ihr gemerkt, dass euer (nehme ich aufgrund der Tatsache, dass ihr auf einem Serienblog unterwegs seid, und den allgemein wachsenden Marktanteilen einfach mal an) gesteigerter Serienkonsum zu einem verringerten und irgendwie anders gewordenen Filmverhalten und -Empfinden geführt hat? Vielleicht bin ich da auch so ein Sonderfall…

9 Kommentare


Abo ohne Kommentar

Hinweis: Bei Kommentar-Abgabe werden angegebene Daten sowie IP-Adresse gespeichert und ein Cookie gesetzt (öffentlich einsehbar sind - so angegeben - nur Name, Website und Kommentar). Alle Datenschutz-Informationen dieser Website gibt es hier zu sehen.
Beitrag teilenBeitrag teilen
 

MEISTGESEHEN

Serienbilderparade #130
Yellowstone: Der Stammbaum der Familie Dutton von 1883 über 1923 bis heute
Welcome To Wrexham: Starttermin und Infos zu Staffel 3 mit Ryan Reynolds und Rob McElhenney
"Yellowstone": Die Dutton-Ranch aus der Serie gibt es wirklich
Dieses Programm haben Joko & Klaas für ihren ProSieben-Tag gestaltet
 
 

  • Oh my god – a crazy old man with a bloody sword!! Internet Freedom Fighter (The Strain)
 
 

Neue Kommentare

 
 

DER Serien-Blog

Hier gibt es AWESOMENESS serienmäßig! Wir bloggen täglich zu den besten Fernsehserien der Welt und die Serienkultur rund um sie herum. Serien-News, Serien-Trailer, Serien-Rezensionen und alles zu den besten TV-Shows. Persönlich, meinungsstark und von Serienfans für Serienfans. sAWE.tv - Das Blog-Zuhause Deiner Lieblingsserien!

Serien-Kategorien

Blog unterstützen!