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Das Ende einer Serie

Review: Game of Thrones S08E06 – „The Iron Throne“ (Serienfinale)

ACHTUNG: SPOILER !!
20. Mai 2019, 10:28 Uhr
SPOILER !!
Maik
20.05.19

Das war’s. Nach acht Jahren und 73 Episoden heißt es zum letzten Mal die Titelmelodie mitsummen, zum letzten Mal im klein-mechanischen Intro nach Veränderungen Ausschau halten, zum letzten Mal für mich montags viel zu früh aufzustehen, damit ihr möglichst schnell ein Review zur Folge bekommt und zum letzten Mal darauf hoffen, dass die richtige Person Platz auf dem eisernen Thron nimmt. Das „Game of Thrones“ ist vorbei, es hat sich ausgespielt. Aber wer geht als Gewinner vom Tisch? Oder lassen David Benioff und D. B. Weiss kurz vor Schluss noch jemanden vor Wut den Tisch samt Spielbrett umstoßen?

Den Einstieg in die Folge empfand ich als richtig stark. Nicht ob der Handlung, die war zugegeben recht überschaubar, aber ob der Atmosphäre und ihrer Sinnbildlichkeit. Tyrion durchschreitet langsamen Schrittes die Stadt, oder besser, was von ihr übrig ist. Durch Trümmern und Ascheregen. Dabei spiegelt seine bedächtige Art ganz gut die Position von uns Zuschauern wider. Wie geht es denn nun weiter? Wie stehen wir eigentlich genau zu Daenerys und wie wird sie reagieren, wenn man sie antrifft? Durch eine heruntergefallene Glocke werden wir noch einmal zart, später durch das von Grey Worm statuierte Exempel mehr als hart daran erinnert, wie radikal und irrational erbarmungslos Daenerys unterwegs ist.

„It is not over until the queen‘s enemies are defeated.“ – „How much more defeated do you want them to be?!“ (Grey Worm & Ser Davos)

Mir selbst im Unklaren bin ich noch, ob Tyrion nun wirklich noch seine Geschwister finden muss? An sich ehrt es die Serie ja, dass sie stets Situation aufarbeiten und auch den emotionalen Schock der Figuren nach dem Schock für uns Zuschauer will. Und Tyrion hat ja auch seinen persönlichen Abschied verdient. Aber in dieser Situation? Das wirkt eingeschoben und entgegen der schock-bedingten Priorität, die gerade auf Daenerys liegen sollte. Mal ganz davon abgesehen, dass die komplette Decke der Halle eingestürzt sein sollte, aber Cersei und Jaime nur unter ein paar Steinchen liegen, an die Tyrion binnen weniger Minuten gelangt. Aber gut, die Szene soll vermutlich seinen persönlichen Groll nochmal intensivieren. Mission geglückt.

Kriegsführung Lektion #1: Es ist immer gut, ein etwa 12×40 Meter großes Stoffbanner von sich mitzutragen und es sofort aufzuhängen, sobald man gewonnen hat. Reviermarkierung und so. Anscheinend ließ man ordentlich Zeit verstreichen, ehe man sich Daenerys zu nähern traute – sie konnte gar bereits ein Bad nehmen. Und in der Zwischenzeit haben sich Unsullied und Dothraki gefühlt nochmals vermehrt (wo kommen die alle her? Später ist wieder von (Zehn)Tausenden auch Nordmännern die Rede…). Stimmung ist aber definitiv da – für uns Zuschauer, aber auch in der Armee. Während die Dothraki komplett am Ausrasten sind, huldigen die Unsullied mit kurzem Speerspitzenklopfer – schöner Kontrast. Allgemein hat die Inszenierung was von der dunklen Seite der Macht in „Star Wars“ – oder Hitler… Dazu erhält Daenerys einen richtig starken Auftritt inklusiver „eigener“ Drachenflügel.

„You have freed the people of King‘s Landing from the grip of a tyrant!“ (Daenerys)

„Welche Leute?!“ möchte man fragen, ehe man feststellt, dass „Befreiung“ keine wirklich positive Bedeutung mehr hat. Die Ansage ist klar: Der Krieg ist nicht vorbei, am besten sollten alle Mütter, Väter und Kinder (ihres Lebens) befreit werden. Kriegs-Propaganda-Rhetorik der allerschlimmsten Zeiten, was ja leider in unserer echten Welt auch immer wieder aufflammt. Tyrion tritt da lieber von seinem Amt zurück, wobei sein Vorgehen jetzt nicht wirklich durchdacht und super-duper-smart war (vermutlich aus Trauer, aber seine Weitsicht lässt in dieser Staffel allgemein zu wünschen übrig).

„I freed my brother. And you slaughtered a city.“ (Tyrion)

Jon hat diese Episode wie ich finde eine richtig starke (höhö!) Ned Stark-Art an sich. Dieser langsame Gang, die Haare und vor allem der Blick, der zeigt, wie sehr er darüber nachdenkt, was „das Richtige“ wäre und dass er eigentlich weiß, dass er machen muss und wird, es aber wenig gut für ihn ausgehen dürfte. Und auch wenn er Daenerys‘ Taten nicht argumentativ rechtfertigen will und kann, macht es dann dennoch. Dabei rollt Tyrion ganz gut die gewalttätige Historie Daenerys‘ auf, die schon immer gnadenlos war, aber halt bislang nur gegen Böse. Das Zwiegespräch der beiden ähnelt einigen Fan-Diskussionen, die im Rahmen dieser Staffel entbrannten.

Eines meiner Lieblings-Motive dieser Folge war der eingeäschte Drogon, der die Thronhalle bewachte und Besucher schnüffelte. Der Lieblingsmoment vieler war einst der, an dem Daenerys endlich den eisernen Thron betreten könnte. Die Anzahl der Personen, die das noch wirklich wollen, dürfte sich auf 1 (plus loyale Armeen) reduziert haben. Ihr erster verliebter Blick hatte schon was, allgemein war die Szene eine recht deutliche Realisierung der einstigen Vision in einer früheren Staffel, wobei sie ihn dieses Mal berührt.

Trampel Jon muss die schöne Stimmung sowie die seichte Geschichte eines süß-naiven Mädchens und einer Vorstellung über den Thron, der der Buchvorlage mehr entspricht, natürlich wieder zerstören…

„You are my queen. Now and always.“ (Jon)

Bei dem Spruch hatte ich mir schon gedacht, was folgen dürfte. Und das zweite Bild hier ist doch eines für die sieben alten und neuen Götter, oder?

Kuss mit Eisenzunge – das geht mitten ins Herz! Und vor allem dann doch schneller und irgendwo komplikationsfreier als gedacht. Wobei ich ja gestehen muss, hinterher erst gedacht zu haben, das wäre sehr schnell abgehandelt gewesen, wobei diese Szene nach etwa der Länge einer normalen 43-Minuten-Episode, also grob zur Hälfte dieser Folge stattfand. Der Aufbau war halt sehr bedächtig und intensiv, da hat man den Lauf der Zeit gar nicht recht wahrgenommen (was ja kein schlechtes Zeichen ist). Das sollte sich danach ändern…

Meine emotionalsten Momente diese Woche hatten mit Tieren zu tun. Zum einen musste ich schon etwas schluchzen, als Drogon die leblose Daenerys anstupste (so traurig!). Irgendwie wäre krass gewesen, wenn er wirklich einfach Jon angespien hätte. Aber sein Targaryan-Blut scheint ihn davor bewahrt zu haben. Stattdessen muss der (zuvor überraschend unversehenen gebliebene) eiserne Thron dran glauben. Eine nette Idee, die zudem das Konzept des „gebrochenen Rades“ ganz schön visualisiert. Ist kein eiserner Thron vorhanden, möchte auch niemand drauf – oder?

Es folgt ein kleiner Zeitsprung von etwa ein bis zwei Bartwuchs-Zentimetern bei Jon und Tyrion. Die Elite Winterfells hat sich zum Dragonpit aufgemacht, die sich mittlerweile rein optisch ja nicht mehr großartig vom Rest King’s Landings unterscheidet (wow, ist Robin Arryn groß geworden…). Eine Art Gremium der mächtigsten Personen der sieben Königreiche, das mir kurz die Hoffnung schenkt, es würde jetzt eine demokratisch geführte Union werden? #Europawahl

Aber nein, der ganz weltliche Weg wird dann doch nicht gewählt, Samwells Anliegen einer Bevölkerungswahl wird mehr als deutlich abgeschmettert.

„Uncle, please sit.“ (Sansa)

In der Szene wirkt Grey Worm wie ein bockiges Kind auf mich. Er will prinzipientreu und rau sein, verhält sich aber ungewohnt unsicher und beeinflussbar. Das beginnt finde ich schon damit, dass Jon überhaupt noch (als Gefangener der von den Unsullied besetzten Stadt) lebt. Als ob die groß gezögert hätten, ihn umzubringen?! Allgemein wurde mir das zu einfach gelöst, bis auf Drogon gibt es keine direkten Reaktionen bzw. Konsequenzen für die Tat, stattdessen springt man ein bisschen in die Zukunft und stellt uns vor geschehene Tatsachen.

Auch wundert mich, dass niemand auf Jons Anspruch auf den Thron redet. Zwar wird auf die Schnelle festgelegt, dass ein royales Geburtsrecht fortan nicht mehr gelten solle, sondern stets ein Rat das Oberhaupt wählt, aber bis dahin hätte zumindest Sansa darauf hinweisen müssen.

„There‘s nothing more powerful in the world than a good story.“ (Tyrion)

Ich frage mich, ob es diese Szene hier war, die etliche Male in verschiedenen Varianten gedreht worden ist, so dass keiner der Darstellenden weiß, wie die Serie bzw. wer auf dem nicht mehr existenten Thron steigt. In der originalen Variante ist es doch tatsächlich Bran – der braucht ja auch keinen Thron (sorry). „Bran the Broken“ hat auch eine ganz schöne Assoziation bzgl. des gebrochenen Rades an sich.

„Why do you think I came all this way?“ (Bran)

Er ist jedoch nur „Lord of the six kingdoms“ geworden, da sich Sansa dann doch nicht kurz vor der Ziellinie die Butter vom Brot nehmen lässt. Viele hatten ja auf sie als neue Königin getippt und gehofft, ist sie jetzt auch, halt nur von lediglich einem Königreich. Besser als nichts.

Bei Bran bin ich aber insgesamt schon enttäuscht. Er gibt sich weiterhin allwissend und „alles ist so gekommen, wie es sollte“ – bla-blubb. Aber während der eigentlichen Krisenpunkte hat er gefühlt nichts gemacht. Ein paar Spähraben gen Night King gesteuert, ansonsten einfach nur herumgesessen, einen auf Besserwisser gemacht, aber kein Wissen geteilt. Auch jetzt wirkt es etwas seltsam, wie leicht er sich dieses eigentlich einem Three Eyed Raven total widrigen Amtes annimmt.

Auch Tyrion wird zu seinem Glück gezwungen und muss erneut die rechte Hand spielen, dieses Mal, um sein Unheil wieder in Ordnung zu bringen. Er beginnt mit dem Geraderücken der Stühle im Saal des Rates (was auch irgendwo seine Sinnbildlichkeit besitzt). Denn haben in den vielen Jahren etliche mehr oder weniger finstere Gestalten Platz auf den einflussreichsten Stühlen der sieben Königreiche genommen, wird jetzt komplett neu und mehr oder weniger rein zusammengewürfelt. Bronn als „Master of Coin“ und „Lord of loft titles“, Davos, Brienne und Samwell bilden zunächst den Grundsatz des neuen Rates.

„You‘re mast of grammar now, too?“ (Bronn)

Allgemein war das eine sehr schöne Szene, wie ich finde, die vor allem etwas Auflockerung in die sonst doch recht trockene Folge brachte. Außerdem demonstriert sie die Startschwierigkeiten der ungeübten Personen in ihren neuen Rollen ganz gut. Es wirkt wie ein Theaterstück, in dem Kinder edle Adelsperonen spielen und möglichst gut (und übertrieben) versuchen, die Rolle darzustellen. Das wirkt vor allem im Dialog um den Geldeinsatz für den Wiederaufbau von Bordellen wunderbar absurd.

Ein kleines Highlight ist natürlich „A Song of Ice and Fire“. Ein Geschichtsbuch der großen Kriege, das im Grunde genommen die acht Staffeln Serie umfasst und somit all das in einem Wälzer vereint, das George R.R. Martin als Vorlage geschrieben hat (oder nicht schreibt, man ist sich da ja gerade nicht so sicher, wie es scheint…).

„I helped him with the title.“ (Samwell)

Und was ist mit Jon? Überraschenderweise ist Sansa nicht stoisch genug, um ihn richtig befreit zu bekommen. Letztlich „darf“ er aber immerhin in den Norden, dorthin, wo alles für ihn begann: zur Nachtwache. Der „Was it right what we did? It doesn‘t feel right. Ask me in 10 years“-Dialog zwischen Jon und Tyrion könnte auch die achte Staffel „Game of Thrones“ selbst meinen.

Jetzt beginnt die große Aufbruchstimmung. Kaum sind die verbliebenen Stark-Kinder mal in Ruhe vereint, werden sie auch schon wieder überall hin verteilt. Bran bleibt als König, Sansa geht nach Winterfell, Jon noch weiter in den Norden und Arya?

„What‘s west of Westeros? No one knows. That‘s where the maps stop. That‘s where I‘m going.“ (Arya)

„Arya, die Entdeckerin“ wäre doch ein gutes Abenteuer-Spin-off (wenn auch leider ohne den Hound).

Jon ist also wieder „daheim“ an der Mauer (auf der Lauer steht ein bärt’ger Wildling…). Und hier geschieht dann mein zweiter emotionaler Punkt (ich weine nicht, DU WEINST!): Endlich wird Ghost gestreichelt! Das wurde aber auch Zeit.

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