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Eine Geste der Destruktion

Review: La Mante Staffel 1 (ohne Spoiler)

Mini-Spoiler
8. Januar 2018, 13:01 Uhr
Mini-Spoiler
Jonas
08.01.18


Es ist Neujahr. Sich an Neujahr etwas Produktives vorzunehmen, ist etwa so, wie an Silvester zu sagen, dass man keinen Alkohol trinkt. Ich verbringe Neujahr mit Rumliegen und möchte möglichst eine gute Serie dabei gucken. Netflix empfiehlt mir „La Mante“. Ich bin froh, dass mir die Entscheidung abgenommen wird. Dann aber der Schreck: „La Mante“ ist eine französische Serie. Gerade an Neujahr verlassen mich meine Kräfte, um deutsche Untertitel zu lesen. Diese Anstrengung schien mein geschundener Körper nicht zu verkraften, also starte ich die Serie mit deutscher Synchronisierung.

Katrin Eva Deja hat Sozialwissenschaften und Medienwissenschaften studiert. Sie schreibt ihre Doktorarbeit über Selbstinszenierung in der Fotografie und achtet deswegen besonders gerne auf das filmische Bild, die Komposition sowie stereotypische Inszenierungen. Für uns hat sie sich als Gastautorin die Serie La Mante angesehen und will nun (wieder) Französisch lernen.

Entgegen vieler Hater und etlicher Diskussionen in meinem Freundeskreis lehne ich die deutsche Synchronisierung nicht grundsätzlich ab. Ich finde sie manchmal auch tatsächlich ganz gut und habe eher selten das Gefühl, dass sich die deutsche Synchronisation negativ auf die Serie auswirkt. Bei „La Mante“ ist das anders. Nach zirka 30 Minuten kann ich es einfach nicht mehr ertragen. Die Schauspieler wirken extrem künstlich, die Stimmen passen irgendwie gar nicht, ich finde überhaupt nicht in die Handlung, ohne von der schlechten Synchronisation irritiert zu werden. Ich mobilisierte schließlich alle meine Kräfte und gab der Serie noch einmal auf Französisch eine Chance. Mein selbstloser Einsatz wurde mit einer tollen, in den Bann ziehenden und bis zum Schluss sehr spannenden Serie belohnt.

Einen synchronisierte Trailer findet ihr direkt auf Netflix.

„La Mante“ ist französisch für „die Gottesanbeterin“. So heißt auch der Spitzname von Jeanne Deber, einer inhaftierte Serienmörderin, die in Paris acht Männer auf sehr brutale Weise getötet hat. Nach 25 Jahren beginnen erneut Morde. Diese ähneln den Morden von „La Mante“ bis ins kleinste Detail. „La Mante“ erfährt im Gefängnis von den Vorkommnissen und bietet der Polizei ihre Hilfe zur Aufklärung an. Ihre Bedingung: Ihr Sohn Damien, der ebenfalls Polizist ist, soll der Einzige sein, der mit ihr reden darf. Damien übernimmt das Einsatzkommando und wird somit mit seiner Beziehung zu seiner Mutter und seiner Vergangenheit konfrontiert. Das damalige sehr innige Verhältnis zwischen Mutter und Sohn wurde durch Jeannes Verhaftung und ihren Geständnissen der Morde tiefgreifend gestört. Seither gibt Damien an, dass seine Mutter bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sei. Selbst seine Ehefrau Lucie weiß nichts von dieser Lüge, sie ahnt jedoch, dass Damiens auffälliges Verhalten sowie seine Alpträume im Zusammenhang mit seiner Mutter stehen. Während Damien mit sich und seinen verdrängten Gefühlen zu seiner Mutter kämpft und zeitgleich versucht, die gewalttätigen Morde zu stoppen, macht sich Lucie mit ihrer Freundin Virginie auf die Suche nach der Wahrheit über Damiens Mutter.

Immer mehr bekommt der Zuschauer Einblicke in die Psyche und die Motive für „La Mantes“ Morde.
Jeanne verübt Selbstjustiz. Sie will die „Ordnung wieder herstellen“ und Menschen vor dem Bösen schützen. So waren „La Mantes“ Opfer beispielsweise Väter, die ihre Kinder misshandelten, Vergewaltiger und Betrüger. Die Rechtfertigung der Opfer, durch ihre Infamie keinen Anspruch auf das Leben zu besitzen, ist ihre Rechtfertigung der großen Lustempfindungen beim Töten. Die Morde wirken dabei wie eine Vergeltung tiefer traumatischer Ereignisse in der Vergangenheit. Der Zuschauer ist hin- und hergerissen. Einerseits empfindet man eine Art von Verständnis gegenüber ihren Motiven, andererseits entwickelt man aufgrund der – auch dargestellten – Brutalität der verübten Morde Abscheu. Ständig beschäftigt man sich somit mit der Frage, ob „La Mante“ im Grunde gut oder böse ist.
Folglich ist die Gottesanbeterin ein passendes Serienmotiv für ein Wechselspiel von Gut und Böse. Die Gottesanbeterin wirkt durch ihre Physionomie „betend“, gleichzeitig ist die Gottesanbeterin jedoch auch dafür bekannt, nach der Paarung ihren männlichen Artgenossen aufzufressen.
„La Mante“ wirkt überlegt, introvertiert, rational, kalt und autoritär. Doch sind es kleine Gesten der Distanz, aber auch Gesten der Liebe zu ihrem Sohn, die den Zuschauer emotional aufwühlen.


Der Plot ist schnell, nimmt sich jedoch auch Zeit, die Charaktere in ihren inneren Konflikten zu beleuchten. Es gibt filmisch auch einige Raffinessen, wie zum Beispiel das Motiv des Badezimmers.
Das Badezimmer von Damien und Lucie, welches in der ersten Episode noch in Tageslicht erstrahlt, taucht in den folgenden Episoden in rotes Licht ein. Es wird der Schauplatz für Damiens tiefe emotionale Zerrissenheit und das Auftreten der verdrängten Vergangenheit. Das Badezimmer wird damit auch Ort seiner Regression. Das rote Licht steht dabei für seine verdrängte Vergangenheit, die in der Psychoanalyse mit dem Wunsch nach dem Rückzug in den Ursprung, den Mutterleib, versinnbildlich wird.

Es ergeben sich verschiedene Handlungsstränge und Verstrickungen. Man hat häufig das Gefühl, dass die Serie endet und sich der Fall aufgelöst hat und dann fragt man sich, um was es die nächsten Folgen wohl gehen wird. Jedoch bekommt die Serie oft sehr unerwartete Wendungen, die dabei natürlich und nicht künstlich konstruiert wirken.

„La Mante“ erinnert mich thematisch sehr an „Das Schweigen der Lämmer“ und wird wahrscheinlich auch jedem gefallen, der diese Art von Thriller liebt. Die Serie besticht durch tolle Kamerafahrten, sehr gute Schauspieler und mehrere sehr schön inszenierte Showdowns. „La Mante“ schließt mit einem großen Finale. Es bleibt kein offenes Ende, nur die Hoffnung, dass es eine zweite Staffel, ähnlich wie bei „Fargo“, mit einer neuen Geschichte, aber einer ebenso mitreißenden und schönen Inszenierung gibt. Merci.

Bilder: Netflix / TF1

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15 Kommentare

  • mein bescheidener Beitrag

    Ich kann der Kritik bzgl. der deutschen Synchronisation nur zustimmen! Ich habe wirklich noch nie eine derart wurschtige, lieblose, uninspirierte und störende Synchronisation erlebt wie hier – und ich bin da eigentlich nicht schwer zufrieden zu stellen. Zum Beispiel wird eine alte Frau von einer eindeutig jungen Frau gesprochen, die sich verzweifelt bemüht, ihre Stimme ein wenig kratzig klingen zu lassen, um älter zu wirken. Ich habe nicht einmal eine halbe Folge durchgehalten. Nach der Kritik hier gebe ich der Serie vielleicht noch eine Chance im Original, aber eigentlich bin ich so sauer, dass man sich da nicht mal ein Minimum bemüht hat, dass ich es vielleicht auch ganz sein lasse.

  • Michelle

    habe allein nur wegen der schlechten synchro danach gegooglet und kann auch nur voll und ganz zustimmen.
    die serie selbst wirkt wirklich ganz gut…aber die synchronisation nervt so sehr…
    ich denke quasi beim gucken jede minute „boah ist das schlecht“ und auch ich wollte schon ausschalten…mal sehen, wie weit ich mich noch quäle

    • Ja, genau! Ich habe auch extra wegen der absolut miesen Synchronisation gegoogelt. Ich erleichtert, dass es anderen auch so geht.

  • Danke für den Artikel. Hat mich sehr erleichtert. Ich dachte schon ich würde auf einmal empfindlich gegenüber Synchronfassungen. Aber das hier ist wohl ein neues Level. Das ist in allen Belangen das Schlechteste was ich je gehört habe: Von den Dialogen über die Besetzung, Regie, Spielfreude der Sprecher bis hin zur Technik und Soundqualität. Und jetzt natürlich die Frage: Wenn diese Synchronisation es durch die Qualitätsprüfung von Netflix geschafft hat, was heißt das für uns? Das ist der neue Standard auf den wir uns „freuen“ dürfen? Oder ist das nur ein Ausrutscher, eine bestimmte Stelle bei Netflix wird neu besetzt und gut? Oder ist dies ein Test, wie weit man mit der Qualität (und vermutlich dem Preis) runter gehen kann? Bei letzterem sollte man dazu aufrufen, das Abo zu kündigen mit der Begründung „Synchronisation La Mante“. Man kann ja nächsten Monat wieder einsteigen :-) Ich mach das mal so. Sicherheitshalber.

  • Oh mein Gott, ich habe wirklich noch nie so eine grottige Synchronfassung gehört… bei der Recherche bin ich auf die Seite eines Synchronsprechers gestoßen, der gleich mehrere Rollen in dieser Serie gesprochen hat…. LOL. Das erinnert mich an Porno Karaoke – hört sich so an als würden ein paar Amateure das Drehbuch mit verteilten Rollen vorlesen. Schade um die Serie, die im Original sicher nicht so schlecht ist.

  • Ich kann mich der Rezension und den Vorrednern nur anschließen. Ich habe selten so eine grottige Synchronisation gehört.
    Wäre sie jetzt ein Hörspiel gewesen, wäre ganz bestimmt nach 5min Schluß gewesen. Aber: es war „nur“ der Ton. Leider spreche ich kein französisch und wenn ich die so hoch gelobte Serie sehen wollte, musste ich die Kröte wohl schlucken. Bereut habe ich es nicht, im Gegenteil, ich würde mich in den Hintern beissen, wenn ich diese sensationelle Story deswegen verpasst hätte. Die hinreißende Geschichte ließ mich die schreckliche Synchro ausblenden und bescherte mir sechs Stunden spannende Unterhaltung. Die zentralen Handlungsstränge werden von den ausgezeichneten Schauspielern einfühlend und teilweise so sanft eingeblendet, dass man sie in ihrer Bedeutung erstmal gar nicht wahrnimmt, sie sich aber immer breiter machen und peu a peu den Fokus auf sich ziehen. Nichts an den Haaren herbei gezogenes, alles fügt sich harmonisch und realistisch zusammen. Jetzt könnte man sagen, für die paar Protagonisten ziemlich viele unglückliche Umstände, aber schließlich braucht man auch aussergewöhnliche Umstände um eine aussergewöhnliche und stimmungsvolle Story zu erzählen. Und das ist hier, wie gesagt, sehr gelungen.

    Schon in der 5. Episode weiss man, wer es ist. Doch selbst in der letzten Folge gibt es noch Überraschendes. Der Showdown ist spannend inszeniert und mit dem Dingfest machen des Bösewichts keineswegs zu Ende. Wirklich Spannung bis zur letzten Sekunde.

    Eine Mini-Serie, die mich beeindruckt zurückgelassen hat. Wer einen tollen Krimi liebt, hat hier ein Masterpiece dieses Genres vor sich.

  • Ey Leute, wartet. Das mit der synchronation ist
    mir überhaupt nicht aufgefallen. Jetzt im ernst. LOL. Hahah. Aber was mir aufgefallen ist, dass die Story richtig la misarable ist und vieles kein Sinn ergibt. Boa, ich könnte vieles dazu sagen. Naja schade um die dafür investierte Zeit beim glotzen.

  • wondertrap

    Grottige , unerträglich schlechte Synchronisation. Schaue mir die restlichen Folgen nur noch im Orginal + Untertitel an.

  • Ich habe die gesamte Staffel an einem Tag gesehen und war begeistert! Sehr spannend und die Synchronisation fand ich auch nicht so schrecklich wie von vielen beschrieben.

  • Gwen Thoma

    Ja, die Synchronisation ist eine Katastrophe, Text wie vom Blatt abgelesen, unpassende Stimmfarben, keine Emotionen, nervig. Da mich die Serie vom Thema her aber doch gepackt hat, und mein Französisch nicht soo gut ist, werde ich mir dennoch die restlichen Folgen anschauen. Hoffe, Netflix überdenkt die Auswahl der Synchro-Agenturen … ist nicht das erste Mal.

  • Synchro geht absolut nicht und die Story hat einige Stolperstein. Wer vergisst schon im Brunnen zu suchen

  • Anonymous

    Synchronisation ist eifach nur unterirdisch. Schüler lernen lesen!!!

  • Das ist die grottenschlechteste Synchronisation,die ich je gehört habe. Nach der ersten Folge aufgehört. Als hätte man Schüler gefragt,hey wollt Ihr Euch ein paar Euros verdienen. Schade.

  • Anonymous

    S.O.S.

    Die Stimmenfarben passend nicht und die meisten Sätze wirken abgelesen und wenig emotionslos. Schade um eine scheinbar fesselnde Serie/Story.

    Aber was nutzt bestes Kino mit toller Story, wenn der Nachbar Popcorn futtert, als gäbe es kein Morgen mehr. So abgelenkt war ich noch nie… grrrrrrr

  • Also ich finde die Synchronisierung passt perfekt zur schauspielerischen Leistung und der Handlung. Echt schade um die Zeit.


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