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Pipi in den Augen

Review: „Star Trek: Picard“ S01E10 – Et in Arcadia Ego, Teil 2

ACHTUNG: SPOILER !!
28. März 2020, 11:23 Uhr
SPOILER !!
Jonas
28.03.20

Der zweite Teil des Finales: Sehen wir eine lange, actiongeladene Kampfszene? Eine letzte Rettungstat, um das Universum kurz vor dem Untergang zu retten? Mit etwas derartigem habe ich gerechnet. Die Flotte der Romulaner gegen Androiden, Picard und die Sternenflotte gegen die Romulaner und die übermächtigen Wesen gegen alle und jeden. Doch der Fokus der Folge liegt dann doch auf etwas ganz anderem und das ist wunderschön. Aber gehen wir der Reihe nach durch.
Narek verbündet sich mit Raffi, Rios und Elnor. Etwas seltsam finde ich, dass sie seine Geschichte so einfach glauben. Ich hatte das bereits am Ende des letzten Reviews angemerkt, dass alle Charaktere die Geschichte von dem Untergang sofort glauben, ohne es zu hinterfragen. Die Zeit in der Folge war wohl zu knapp, um dieses Dilemma aufzulösen. Am Ende können sie aber trotz vereinter Kräfte Soji und Sutra nicht aufhalten, obwohl Dr. Altan Inigo Soong die böse Sutra mit einer Fernbedienung einfach ausschaltet.

Vielmehr geht es ab diesem Zeitpunkt darum, dass Agnes und Picard ein Zeichen setzen wollen. Ich finde es super, dass die beiden etwas gemeinsame Zeit bekommen. Denn wie schon in den vorangegangenen Reviews angemerkt, empfinde ich Agnes als stärksten Charakter, nach Picard natürlich. Ebenfalls schön ist es, dass Picard auf seine alten Tage noch einmal ein Raumschiff steuert. Bei dieser Szene geistert mir der Spruch aus Lethal Weapon im Kopf „Ich bin zu alt für diesen Shit“ rum, denn etwas lustig wirkt die Szene schon. Und während unser Rentner-Captain gegen eine ganze romulanische Armada antritt, bekommen wir dann doch noch die erwartete Actionszene. Dabei muss ich feststellen, dass die neuen romulanischen Schiffe schon ganz schick aussehen, auch wenn mir etwas Retro-Design aus „Star Trek: The Next Generation“ auch gut gefallen hätte, aber man kann nicht alles haben.

Dass in letzter Sekunde Riker mit einer ganzen Armada auftaucht, ist ein typischer Star Trek Moment. Und was für ein Moment es dann tatsächlich ist. Riker in Uniform in einem richtigen Föderationsraumschiff – endlich! Und auch ganz wie damals in „Star Trek: The Next Generation“, bleibt der große Konflikt aus. Picard kann, bevor die Waffen sprechen, den Konflikt durch eine Ansprache lösen. Er schafft es, Soji umzustimmen, ganz wie früher – Picard als moralische Instanz im Weltraum.

In dem Moment, in dem er stirbt, da muss man als Star Trek Fan schon knallhart sein, dass die Augen nicht etwas feucht werden. Die Tatsache, dass er die Krankheit hat, die Symptome und seine Verletzlichkeit bis hin zur Offenbarung gegenüber der Crew – und nun der Tod: Alles in der Serie lief auf diesen Moment hinaus. Und ich habe tatsächlich geglaubt, dass er stirbt. Obwohl ich natürlich wusste, dass es eine zweite Staffel geben wird. Aber ich dachte, ok, es werden Rückblenden sein oder sonstige Kniffe genutzt, um ihn einzubauen, aber dass der Charakter wirklich tot sein soll, habe ich für mehrere Minuten nicht angezweifelt.

Dass es dann doch anders kommt, finde ich natürlich gut. Sehr gut finde ich aber, wie sie es umgesetzt haben. Picard und Data diskutieren über das Ableben. Sie arbeiten nicht nur das Ende von Data in „Star Trek: Nemesis“ auf, nein, sie reden auch über die Endlichkeit. Darüber, dass Liebe und die Freude eines Menschen nur durch das unvermeidbare Ausscheiden aus dem Leben ihre Wirkung entfalten können. Dass am Ende Data darum bittet, aus der Datenbank gelöscht zu werden, in welcher er mit Picard dieses Gespräch führt, ist heftig. Die Sterbehilfe für den Androiden löste bei mir eine fast genauso starke emotionale Reaktion aus wie beim Tod von Picard – der ja erst ein paar Minuten vorher passierte. Diese letzten Teile des Finales sind so unglaublich stark. Ob es auch für Nicht-Star-Trek-Fans so stark rüberkommt, vermag ich nicht zu sagen. Aber für langjährige Fans hat sich mit diesen Minuten die Serie mehr als nur gelohnt.


Ich habe vor einiger Zeit philosophiert, dass man Serienmacher dazu zwingen sollte, nach ein paar Jahren zurückzukehren und Leben der Helden zu zeigen, wie es ihnen ergangen ist und was sie jetzt machen. Ausgangspunkt war das Finale von „The Americans“, welches auch so unfassbar schön, aber auch traurig war. Das Finale von Picard erfüllt genau diesen Anspruch. Es ist einfach herzzerreißend schön, die alten Helden noch einmal zu sehen und auch tatsächlich zu verabschieden. In „Star Trek: Nemesis“ hielt man sich mit B-4 die Tür sehr weit offen, Data doch wieder zurückzubringen. Nun ist er aber endgültig gestorben, was ein starker Moment ist und den Charakter mehr würdigt als alle halbherzigen Versuche, ihn zurückzuholen.

Folge Zwei des Finales bringt eine wahnsinnig schöne melancholische Stimmung rüber. Am Ende fragt man sich aber schon, wie es weitergehen soll, denn eigentlich ist ja alles erzählt. Das große Problem mit den übermächtigen künstlichen Wesen, die man rufen kann und dann das ganze organische Leben auslöschen, scheint ja gebannt zu sein. Die künstlichen Lebensformen sind wieder akzeptiert und Picard ist nun nicht mehr krank. Wir können gespannt sein, was sich die Autoren ausdenken. Ich wäre nicht traurig, wenn sie es in Staffel 2 etwas ruhiger angehen ohne ein Problem, welches alles Leben im Universum auszulöschen vermag. Einfach durch den Weltraum fliegen… Rios raucht und knutscht mit Agnes rum, Soji entdeckt neugierig das All, Seven und Raffi werden ein Liebespaar (das wurde doch mit der kurzen Szene ganz am Ende angedeutet, oder?) und Picard besucht mit der Crew alte Freunde aus „Star Trek: The Next Generation“. So wird es sicher nicht kommen, aber ich freue mich, egal wie es werden wird. Staffel 1 hat ab der Hälfte die Kurve bekommen und mich großartig unterhalten. So soll es gerne weitergehen.

Bilder: CBS / Amazon Prime Video

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2 Kommentare

  • Ganz wunderbar geschrieben. Die letzte Folge toppt die Serie. Ich hatte bei Ankündigung einer Picard-Serie große Vorbehalte, muss aber sagen, dass ich absolut überzeugt bin und sie auch viel besser als Discovery finde. Bei Picard find ich es einfach klasse, dass sich auch alles technisch weiterentwickelt hat und man da einfach aus dem Vollen schöpfen kann.


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