Derzeit schaue ich „The Break“ auf Netflix. Hier handelt es sich um eine belgische Thrillerserie, die leider nur auf zwei Staffeln „Laufzeit“ beschränkt war. Staffel zwei gibt es sogar (momentan) nur mit englischer Audio-Synchronisation. Gut, des Englischen bin ich entsprechend mächtig, aber, falls Verständigungsprobleme auftauchen sollten, hatte ich zusätzlich deutsche Untertitel gewählt. Das hätte ich besser bleiben lassen sollen. Ursprünglich sprechen die Darsteller französisch, international „tragbarer“ war es natürlich, die Darsteller „Englisch sprechen zu lassen“. Um für den deutschen Markt geeignet zu sein, wurden scheinbar im Handumdrehen entsprechende Untertitel erstellt. Nur hätten hier so manche Hände deutlich langsamer umgedreht werden müssen.
„Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten“.
Marie von Ebner-Eschenbach
Im Folgenden gebe ich einige Beispiele dafür, dass Inhalte in den Untertiteln nicht nur abgewandelt, sondern komplett falsch wiedergegeben wurden.
„It’s pretty, matches my eyes“ wird zum Untertitel: „Ich hab’s mir genommen.“
(Dany über die ‚gestohlene‘ Halskette an seinem Hals)
„I just moved here with my dad, seems fine!“ wird zu „Ich lebe mit meinem Vater in der Rue de Muno“. (Camille zu Zoé)
„He is dead, he was found in the Semois“ erscheint als: „Er hat sich in die Semois gestürzt“.
(Gespräch über den toten Driss)
„What’s the point of an alarm if you turn it off remotely?“ ist zu lesen als: „Welchen Sinn hat ein Alarm, wenn Sie ihn ignorieren?“ (Bei einer Befragung)
„A colleague is in the grave“ wird zum Text: „Ein Kollege liegt am Boden.“
(Karim zu Peeters bezüglich des toten Sébastien)
Dass ich mir diese teils sehr schlechte Übersetzung nicht nur einbilde, zeigten auch die Resultate meiner, zugegebenermaßen nur oberflächlichen Internetrecherche zu diesem Thema. Auch andere Nutzer bestätigen diesen Eindruck, wie so mancher Thread zeigte. Dort wurden dann unter anderem vermutlich besoffene Übersetzer, Übersetzungs-Bots oder „von Zeitnot und -druck geplagte Kleinverdiener, die nebenbei mal eben Serien eindeutschen“ als vermutlicher Grund für solch falsche Untertitel genannt.
Was davon zu welchem Prozentsatz nun tatsächlich stimmt, kann und will ich nicht verifizieren.
Allerdings gibt es mir dann schon zu bedenken, was denn wäre, gäbe es keine englische Synchronisation. Ich kann kein Wort französisch, würde durch solcherlei Untertitel also auch in Schlüsselszenen dann auf die falsche Fährte gelockt werden.
Ich wollte nur meinen Ärger zum Ausdruck bringen, dass es gerade ist, wie es ist. Unbefangene Schüler, die versuchen Netflix-Untertitel zum Sprachenlernen zu verwenden, seien gewarnt: Das, was da „unten rauskommt“, ist nicht wirklich das, was oben „reingesprochen“ wurde. Wie schon erwähnt, geht es mir nicht darum, dass bestimmte Sätze eben verkürzt, auf das Wesentliche beschränkt wiedergegeben werden, ganz einfach aus Platz- oder Zeitgründen, nein, das verstehe ich natürlich. Man kann ja schlecht das bewegte Bild einfrieren und vier- oder fünfzeilige „Wort-für-Wort-Übersetzungen“ einflicken, das hätte nur wenig Sinn. Aber wirklich falsche Inhalte, die eben die Story komplett anders darstellen, das Geschehene verzerren oder einfach nur kompletten Unsinn ergeben, das möchte ich nicht lesen müssen. Dann bitte einfach weglassen, wenn die Qualität mehr als dürftig ist und sich lieber etwas Zeit nehmen, um etwas Ordentliches zustande zu bringen!
Wie sagte einst Mark Twain so richtig:
„Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und einem Glühwürmchen.“
Bilder: Giphy, Netflix
7 Kommentare