Mittlerweile gibt es Unmassen an neu erscheinenden Serien-Produktionen, was dazu geführt hat, dass Serien ihren Wert verloren haben, obwohl sie faktisch besser geworden sind. Jedoch flüchten viele von uns selbst bei der schier uneinholbar angewachsenen Watchlist immer wieder zurück zu alten Wohlfühl-Serien. Staffeln und Folgen, die wir bereits x-fach gesehen haben und doch immer wieder anschauen. Wieso ist das so, wo wir doch die Handlung, Plot-Twists und Gags bereits alle kennen und eigentlich unsere Zeit für Neues verwenden könnten?
„Friends“ ist da ein super Beispiel – eines der teuersten Streamingrecht-Güter unserer Zeit, obwohl die Serie 2004 ihr Ende gefunden hat. Aber selbst 18 Jahre später erfreuen sich die Folgen noch immer hoher Beliebtheit. Einige Leute haben sogar eine Tradition daraus gemacht, ein Mal im Jahr ihre Lieblingsserie nochmal zu schauen (z.B. hat unser ehemaliger Co-AWESOMER Tobias das mit „Cheers“ gemacht).
Klar, die regelmäßigen Toplisten der meistgeschauten Streaming-Formate ist in der Regel mit Neuformaten voll, wobei das Streaming-Jahr 2022 mit einigen alten Bekannten aufwarten konnte. Sei es die Serien-Adaption von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ oder Fortsetzungen wie die neue Staffel „The Crown“, die zudem auf wahren Ereignissen beruht. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und liebt Altbekanntes, besonders, wenn es einen kleinen Spritzer Auffrischung erhält. Vor allem aber versucht unserer Gehirn, kognitiven Stress zu vermeiden, wie Dr. Jennifer Fayard von der Ouachita Baptist University ausführt:
„Cognitive load refers to the amount of stress put on our working memory, and during the pandemic, we had to keep up with more information and make more decisions (and more crucial, potentially risky decisions) than we normally did.“
Vor allem, wenn in unserem allgemeinen Leben einiges abgeht (wie z.B. Arbeit, Privates, Krieg, intolerante WM…) lechzt unser Kopf eher nach dem, was wir bereits kennen, statt die nächste ultra-komplexe Sci-Fi-Mystery-Wunderserie verarbeiten zu müssen. Da geht manchmal abends nur noch eine Stunde Sofa mit den „Friends“ und all den Gags, die man eigentlich schon auswendig kennt (aber dann doch häufiger im Detail vergessen hatte, als man dachte).
Mal ganz davon abgesehen, dass wir heutzutage in dem Wust an Auswahlmöglichkeiten teilweise so viel Zeit damit verschwenden, das Richtige zum Anschauen zu finden, da hätte man auch gleich zwei Folgen seiner Standard-Go-to-Serie schauen können. Psychologisch haben das William Samuelson und Richard Zeckhauser in ihrem wissenschaftlichen Essay „Status Quo Bias in Decision Making“ ausführlicher beleuchtet. Ja, Neues birgt reizvolle Überraschungen und Neugierde, aber beinhält auch die Gefahr, dass man enttäuscht wird. Bei Ross, Rachel und Co. weiß man halt, was man bekommt.
Ich finde immer wieder spannend, wonach Leute ihre Serien auswählen, gibt es doch fernab des grundlegenden persönlichen Geschmackes allerlei externe Faktoren, die Einfluss darauf nehmen können. Die Tagesstimmung, die verfügbare Zeit, der individuell empfundene Stress, der Release-Kalender, und, und, und. Vom Algorithmus und anderen neuen Aspekten ganz zu schweigen. Persönlich möchte ich lieber so viel wie möglich von den Produktionen „abarbeiten“, die mich wirklich interessieren, statt die wenige Zeit, die man zum Serien-Schauen hat, für etwas zu „verschwenden“, das ich bereits gesehen habe. Und dann ertappe ich mich dabei, wie ich dem Lieblingsmädchen Serie XY vorschlage, die ich bereits gesehen habe und „gerne nochmal“ mit ihr sehe. Offiziell, um zu schauen, welche Hinweise auf spätere Elemente man beim ersten Schauen übersehen oder nicht verstanden hat. Aber eigentlich ist das nur der Schrei nach einer Wohlfühl-Entscheidung.
via & Bild: Reader’s Digest (Getty Images)
Ich war sehr lange Zeit ein klarer Verfechter davon Serien nur ein einziges Mal zu gucken.
Aber ein paar Punkte haben mich mittlerweile umgestimmt:
– Der „Die Serie ist super, aber kann kaum sagen was wann passiert“-Gedanke beim Empfehlen der Serie im Freundeskreis
– Das aufgeblähtere, aber nicht zwingend qualitativ bessere Serienportfolio aktuell
– Deine erwähnte „Ach, keine Lust auf was Neues, will mich heute mal nur berieseln lassen“-Stimmung
Unterm Strich hab ich aber nur bei den wirklichen Top-Highlights von mir wirklich Gefallen an einer Wiederholung.
Zudem ist es aktuell bei mir rein aufs Comedy-Genre beschränkt:
– New Girl
– Superstore
– Friends
– Brooklyn Nine-Nine
Aktuell fällt es mir noch schwer mich für einen neuen Durchlauf von Breaking Bad, The Wire, GoT, Luther (rein vom Nick her müsste ich mal) oder so zu begeistern.
Comedy geht eh immer leichter „zwischendurch“, zumal man da einfach lose eine Folge mittendrin schauen kann. Gute Auflistung – vor allem wegen eines Beitrages von mir, der am Sonntag erscheinen wird… ;)
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