Manchmal wünscht man sich auch für Serien, sie hätten einen Nordstern, der ihnen Orientierung gibt, um eine zielgerichtete Handlung erzeugen zu können. Das denkt sich vielleicht auch Josie, die sich in Gedanken an die Anfangszeit der Seriengeschichte im letzten Waggon fragt, wieso sich so manche Prinzipien geändert haben. Vor allem Laytons Motivation und kaum mehr gegebene Weitsicht wären da aufzuführen. Dass er hinsichtlich seiner Tochter emotional angeschlagen ist, ist klar, dass er aber diese sau-gefährliche Mission nur für Liana angeht und alle anderen ehemaligen Weggefährt:innen auf Snowpiercer knallhart wegignoriert, ist schon fragwürdig.
„If only we remained as constant as the night sky.“ – Josie
Immerhin bleibt uns die Fahrt der Big Alice erspart und wir setzen direkt am Punkt an, an dem sie incognito an Snowpiercer andocken wollen. Das funktioniert natürlich nicht, aber immerhin steht eine Einladung von Admiral Milius zum selbstgemachten Omelette. Dass das eine Falle sein dürfte, riecht nicht nur Layton, sondern auch Milius, bei dem diese Folge nochmal klar und deutlich gemacht wird, dass dessen Loyalität bei Melanie und der Vereinbarung liegt. Zur Strafe muss er Liegestütze machen, zur Strafe-Strafe will er die Gas-Falle deaktivieren und bringt eine der Tiermasken-Personen um. Spannend diesbezüglich ist, dass wir ein bisschen mehr zu den mysteriösen Gesundheitszuständen der Elite-Einheit erfahren. Ein Lungenbrennen führt zu einer Atmunug á la Darth Vader und Vernarbungen sowie ein Schlauch im Hals sind auch gegeben. Das schaut mir mal wieder nach sehr schmerzhaften Experimenten aus, die vielleicht auch zur Kälte-Immunität beitragen sollten.
„You‘re just the chemist?! Explain that!“ – „I poisened him.“ – Layton & Nima“
Laytons „Welcome back to Snowpiercer“ fällt eher sarkastisch denn euphorisch aus. Kein Wunder, wird er doch gar nicht standesgemäß begrüßt. Dass Layton und Josie da trotz ihres Local Hero Status quasi unerkannt durch die Waggons laufen können… Okay, einer erkennt ihn dann doch, aber eben erst, wenn die Handlung es benötigt, damit er und Josie getrennt werden.
Ich weiß nicht, ob es an ihrem künstlichen Arm und der versteinerten Miene liegt, aber so recht warm werde ich mit Josie irgendwie nicht. Selbst die eigentlich emotionalen Momente wie mit Myles zünden nur selten intensiv. Und ihre große „Lauft, ich halte kämpfend die Stellung“-Aktion war ein recht lächerlicher Fail.
Letztlich birgt die Snowpiercer-Story zumindest noch einen leicht interessanten Ausgang. Die Züge fahren eine Kurve auf einen neuen, den Big-Alice-Leuten unbekannten Streckenabschnitt, und Milius schlägt einen eigentlich utopischen Tausch vor: Liana gegen Big Alice. Ich schätze, der tolle Plan unserer Gruppe wird sein, vermeintlich darauf einzugehen, dann aber Big Alice stehlen zu wollen.
Doch ihnen läuft die Zeit davon. Mehr gar, als sie wissen, denn in New Eden führt ein Sturm dazu, dass die eh schon rar kalkulierten Energiereserven weiter ins Schwanken geraten. Vor allem aber bekommen wir in dem Zuge auch einiges über die Hierarchie des Ortes gelehrt. Sykes hätte gerne mehr Verantwortung und wittert Benachteiligung ob ihrer Wilford-Vergangenheit, Javier ist vielleicht etwas zu direkt in der Kommunikation und Roches hat die Ansprachen zwar raus, macht sich aber zwischendrin zu rar.
Wirklich interessant wird es, als Oz mit einer am Berghang gefundenen abgetrenten Hand um die Ecke kommt – und direkt mal ein High Five dafür erhält, herrlich.
„I spent seven years on a train with Wilford – this isn‘t my first dimembered limb.“ – Sykes“
In der Hand findet sich ein Chip, was auf eine Zug- bzw. Wilford-Kosmos-Vergangenheit schließen lässt. Die auffällige Positionierung gepaart mit einer zu hörenden Stimme lässt auf ein bewusst gesetztes Zeichen deuten. Roche und Oz gehen der Sache nach und hören etwas, das eher nach einem Funkgerät(?) klingt? Der Moment war atmosphärisch wie visuell überzeugend gestaltet und wusste mit dem Verschwinden Roches‘ dann auch einen guten Abschluss zu finden.
Das Katz-und-Maus-Spielchen auf Snowpiercer hat mir nicht so sehr gefallen. Die Engstirnigkeit Laytons nervt genauso wie die ach so cleveren Pläne, die dann immer in hanebüchenden Hauruck-Ich-kämpfe-mich-da-durch-Aktionen enden. Da war die kleine Mystery-Einlage in New Eden deutlich spannender und konnte auch deutlich mehr Humor bieten. So kann und will ich aber wenigstens mal etwas von der bislang doch sehr monotonen Bewertung diese Staffel abweichen und gebe runde drei Kronen. Ich hoffe aber, dass ich demnächst mal wieder nach Oben justieren kann. So läuft die Staffel Gefahr, sich zu verfahren.
Bilder: AMC
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