Serien Reviews Trailer Programm Über uns
Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen Teilen abbrechen... Auf Pinterest teilen In Pocket speichern Per Mail versenden
Beitrag teilenBeitrag teilen
WERBUNG

„Squid Game“ ist vorbei. Freitag hat Netflix die letzten Folgen der koreanischen Erfolgsserie veröffentlicht. Nach der 2. Staffel (bzw. ersten Staffelhälfte davon) wurden wir einige Monate in der Luft hängen gelassen, jetzt gibt es aber endlich die sechs letzten Folgen der offiziell 3. Staffel (Trailer) und somit auch den offiziellen Abschluss der Geschichte zu sehen. Hat sich das Aufsplitten der letzten Staffel gelohnt (nein), kann das Ende den hohen Erwartungen standhalten (naja) und war es das wirklich für immer mit „Squid Game“? Dieses Review wird versuchen, einigen dieser Fragen nachzugehen, und geht in diesem Zuge auf Spoiler ein.

Squid-Game-Staffel-3-Review-01

Tatsächlich hat sich das Warten auf die letzten sechs Folgen der Serie eher wie eine viel zu lange Midseason-Pause denn der Raum zwischen zwei Staffeln angefühlt. Nach dem großen Coupe-Versuch landet Seong Gi-Hun aka Spieler 456 als einziger der Aufständigen (neben dem Hauptmann, versteht sich) lebendig in der Spielarena. So sehr das nach utopischer „Hauptfigur-Behandlung“ schreit, so gut empfand ich, wie man im Nachgang damit umgegangen worden ist. Andere Spieler:innen mutmaßen darüber, weshalb 456 überlebt hat, während dieser selbst in einem absolut desillusionierten Zustand ist.

WERBUNG

Leider endet diesbezüglich aber bereits die logische Einordnung. 456 funktioniert wieder so gut es eben sein muss, wenn es ans Überleben geht. Auch wenn seine Motivation (eingeredete Rachegedanken) durchaus glaubhaft wirkt, ist gelinde gesagt von hohem Zufall geprägt, dass er sein Opfer im Labyrinth findet, ehe es wer anders tut. Allgemein schafft es 456 wieder erstaunlich weit. Natürlich besitzt er mit seinen Vorkenntnissen durch die vorherige Teilnahme einen gewissen Vorteil, aber das wirkte auf mich (nicht nur auf ihn bezogen) alles ein bisschen zu sehr zurechtgebogen. Leider bleiben so die wahren Überraschungen aus. Das gipfelt dann in der vorletzten Stufe des Finalspieles, die viel zu fingiert wirkt, so dass man mehr oder weniger bereits voraussagen kann, wie die letzte Folge diesbezüglich wohl ausgehen wird (auch wenn man noch ein paar unnötige Schleifen dreht).

GGs

Auch wenn Spieler 456 oftmals als zentrale Figur von „Squid Game“ gilt, so sind letztlich doch die Spiele der eigentliche Star der Serie. In der dritten Staffel bekommen wer drei davon zu sehen: Verstecken, Seilspringen und das „Fliegende Tintenfischspiel“. Bei den ersten beiden Spielen kam mir der Gedanke, dass sich das alles schon sehr verwestlicht anfühlt. Vermutlich spielen koreanische Kinder diese Spiele auch, aber irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass Netflix nach dem großen internationalen Erfolg der ersten Staffel alles ein bisschen näher in Richtung US-Kultur geschoben hat.

Grundsätzlich haben mir die Umsetzungen der Wettbewerbs-Spiele jedoch gut gefallen. Beim Verstecken-Spiel gab es einige Ebenen – inhaltlich wie räumlich. Dabei hat mir vor allem das System mit den drei unterschiedlichen Schlüsselköpfen gefallen, die – genau wie die hohen Pfeiler im Finalspiel – den drei typischen geometrischen „Squid Game“-Formen nachempfunden waren.

„Was machst du da?!“ – „Was schon? Ich spiele.“

Squid-Game-Staffel-3-Review-02

Aber auch das Seilspringen hat mir gut gefallen. Durch den schmalen Pfad und dem Risiko, in die Tiefe zu fallen, hatte das Spiel einige Parallelen zum Glasbodenspiel aus der ersten Staffel. Kameratechnisch hat das Spiel einige interessante Perspektiven parat gehabt. Was mich hier jedoch gestört hat, war die Tatsache, dass man in der Post-Credit-Szene der ersten Staffelhälfte bereits gewusst hat, dass Spieler 100 bis dorthin (und somit lebend durch das Versteckspiel) kommt.

Weniger Action hatte das finale Spiel zu bieten, dafür wurde aber um so mehr der Finger in die Wunden der Gesellschaft gelegt. Die „demokratische Runde“ alter weißer Männer war fast schlimmer anzuschauen als die nervigen VIPs und zeigt mal wieder, wie man sich aber auch alles argumentativ zurechtbiegen kann. Ein Spiegelbild unserer polemisch-populistischen Zeit. Letztlich hat man hier aber vor allem Moral und Gier gegeneinander aufgewogen, was durchaus stimmig bezüglich der zentralen Ausrichtung der Spiele und Serie ist, finde ich.

Squid-Game-Staffel-3-Review-03

Game Over?

So spannend vor allem die Spiele waren, so unstimmig empfand ich das ganze Drumherum. Die Sturzgeburt mit dem erstaunlich ruhigen (und teilweise CGI-animierten?) Baby wirkte enorm erzwungen, aber dieses Element hat zumindest eine gehörige erzählerische Komponente mitgebracht.

Als viel schlimmer empfand ich die seltsame Flucht mit Soldatin Nummer 11. Das beginnt bereits mit der Attacke im untergründigen OP-Saal, nach der erst nicht alles richtig gescannt/untersucht wird, dann funktioniert das Scannen bei Soldat 16 auf dessen Flucht (das scheint nur auf den Helm bezogen zu sein, wir schlau…?!) und die werden einfach rausgelassen, obwohl man bereits weiß, dass da etwas faul ist?! Letztlich zieht sich dieses unglückliche Handling der Situation bis ganz zum Schluss, wo nicht nur der Manager enorm ungeschützt daher kommt, sondern auch ein wichtiges Aktenlager scheinbar ohne elementare Schutz- und Alarm-Funktionen daher kommt. Da werden allerlei ausgefuchste Spielmechanismen präsentiert, aber die ach so versteckte Insel, die über Jahre niemand hat sabotieren oder verlassen können, wirkt dann doch ziemlich plump im Inneren.

Leider lässt der Besuch im Archiv auch eher wenig Inhalt zurück. Dass jetzt nicht alle Fantheorien zum Finale von „Squid Game“ eintreten würden, war mir klar, aber an dieser Stelle wurde dann doch gewaltig Potenzial liegengelassen, was die Historie der Squid Games anbelangt. Es wurden durchaus interessante Parallelen zu vergangenen Spielen gezogen, das hat aber vor allem die Zeit des Hauptmannes als Spieler abgedeckt.

Squid-Game-Staffel-3-Review-04

Dieser letzte kleine Besuch des Polizisten auf der Insel wirkte auch komplett unnötig sowie vor allem zeitlich sehr wackelig inszeniert. Nicht nur findet er – trotz fehlender Infos zum Aufbau der gewaltigen Anlage – recht problemlos seinen Bruder, danach kommt er auch noch binnen weniger Minuten wieder raus und in Sicherheit, ehe alles hochgeht.

Tja, und dann wäre da noch das Ende selbst. Dass Spieler 456 stirbt, fand ich gut, so vorhersehbar sein Opfer auch war. Das hat zur Figur gepasst, auch wenn ich mir von ihm bereits gewünscht hätte, dass er die Zukunft seiner Tochter sicherstellt. Stattdessen scheint es so, als habe das der Hauptmann selbst aus eigenen Stücken so gemacht. Den Besuch in den USA empfand ich allerdings noch durchaus als gelungen, wohingegen mich einige der anderen „was machen sie jetzt?“-Ausschweife zu anderen Figuren eher wenig zufriedenstellend haben zurückbleiben lassen. Da wirkte das Ende der ersten Staffel deutlich stimmiger.

„Wir sind keine Pferde. Wir sind Menschen. Und wir Menschen…“– Seong Gi-Hun

„Manche Abschiede brauchen ihre Zeit.“ hat einer der VIPs gehaltvoll im Zuge des finalen Spieles gesagt. Dem ist grundsätzlich nicht zu widersprechen. Allerdings hätte es meiner Meinung nach keinen ausführlichen Abschied für „Squid Game“ gebraucht. Die erste Staffel hatte ein gelungenes Ende und man merkt den weiteren Staffel(teile)n leider an, dass es sich um ein Strecken und Ausmelken einer Überraschungs-Sensation handelt.

Dennoch sind auch die letzten sechs Episoden durchaus spannend anzuschauen. Man freut sich auf weitere Spiele und die Strategien der Spielenden. Leider hat man es bei viel zu wenigen Figuren geschafft, eine vernünftige Bindung zu etablieren. Es ist alleine schon erschreckend, wie viele Spieler (ja, da waren es auch leider nur noch Männer…) in den letzten Spielen aufgetaucht sind, die man zuvor kaum wahrgenommen hatte. Im Gegenzug gab es bei den paar Figuren, die man mit der Zeit hat begleiten können, zu viele zurechtgebogene Schicksalsschläge, vorhersehbare „Wendungen“ und vor allem auch Halluzinationen.

Insgesamt war das noch immer nett anzuschauen, da die Rezeptur von „Squid Game“ grundsätzlich viel Interessantes und Besonderes in petto hat. Abseits der Spiele hat man es aber nicht schaffen können, eine stimmige Erzählung hinzubekommen, die am Ende auch gekonnt alle Fäden zusammenführt. Das wirkte insgesamt recht halbgar und nicht dem würdig, was Staffel 1 so besonders gemacht hat.

Gibt es eine 4. Staffel von „Squid Game“?

Nein. Mit den neuen Folgen und der dritten Staffel endet die Serie „Squid Game“ offiziell. Es wird keine weitere Staffel der Netflix-Serie geben. Aber da wäre ja noch das hier:

Squid-Game-Staffel-3-Review-05

Cate Blanchett als Ddakji-Spielerin?!? Diese kleine Sequenz gegen Ende der finalen Episode lässt natürlich die Spekulationen hochkochen. Haben die Squid Games nur die Insel vor Korea verlassen und jetzt eine Dependance vor der US-amerikanischen Küste aufgemacht? Soll uns das nur inhaltlich zeigen, dass das Makabere nie gänzlich besiegt werden kann, oder handelt es sich hierbei gar um ein Indiz, dass wir in Zukunft ein US-Sequel oder -Remake erwarten können? Zumindest mal lässt man sich die Option auf ein Spin-Off offen. Das würde letztlich auch zur stärkeren West-Orientierung der Produktion passen. Persönlich fände ich ein Prequel bzw. einen Blick auf die Anfänge dieser dubiosen Spiele deutlich interessanter. Ich bin mir sicher, dass in etliche Richtungen bereits Ideen in diversen Schubladen befinden. Dafür war und ist das Franchise einfach weltweit viel zu erfolgreich. Und ganz ehrlich: Auch ich würde wieder einschalten. Dafür ist die Mixtur, die „Squid Game“ zu bieten hat, einfach viel zu reizvoll. Denn auch diese hinter der ersten Staffel deutlich zurücksteckende Season wusste noch immer zu unterhalten sowie vor allem Spannung und Ekel zu erzeugen. Ich bin mir zudem sicher, dass es dem Format gut täte, sich von den bisherigen Geschehnissen sowie vor allem einzelnen Charkateren und ihren Vorgeschichten komplett lösen und eigenständig agieren zu können. Warten wir es ab. Mit Sicherheit werden wir spätestens nächstes Jahr etwas dazu hören, denn zu lange darf Netflix mit konkreten Ankündigungen bezüglich weiterer möglicher Inhalte nicht warten.

Bilder: Netflix

Vorherige Staffel

Deine Wertung?
Beitrag von:
Sonntag, 29. Juni 2025, 17:34 Uhr
ReviewSquid Game
Beitrag teilenBeitrag teilen

Kommentiere

Verfasse einen neuen Kommentar


Abo ohne Kommentar

Hinweis: Bei Kommentar-Abgabe werden angegebene Daten sowie IP-Adresse gespeichert und ein Cookie gesetzt (öffentlich einsehbar sind - so angegeben - nur Name, Website und Kommentar). Alle Datenschutz-Informationen dieser Website gibt es hier zu sehen.