Vergangenen Freitag lief die erste Folge der neuen Serie „The Penguin“ (Trailer) – in den USA bei HBO und hierzulande über Sky/WOW. Nachdem ich Robin Lord Taylors Oswald Cobblepot in der Serie „Gotham“ sehr mochte, war ich gespannt, wie Colin Farrell den ikonischen DC-Bösewicht darstellen würde. Den Kinofilm „The Batman“ habe ich nämlich noch immer nicht gesehen. „The Penguin“ fungiert als Miniserie und erzählerische Brücke zwischen dem Film von Matt Reeves und dem nächsten Teil der Reihe. Entsprechend wird uns auch zu Beginn der Pilotfolge eine sehr rasante Situationserzählung anhand einer Collage aus TV-Nachrichten geliefert. Kurzum: Vieles ist kaputt, viele Bösewichte an der Arbeit, Batman versucht sein Bestes und vor allem ist Mob-Oberhaupt Carmine Falcone tot. Auftritt Oz Cubb aka The Penguin.
Die Aufnahme, die Penguins Silhouette vor dem großen Fenster zeigt, ist schon einmal absolute Spitzenklasse. Wir merken direkt, dass wir es mit einer hochwertigen HBO-Produktion zu tun haben anstelle der oftmals billiger wirkenden TV-DC-Verfilmungen. Außerdem habe ich mich schockverliebt in den watschelnden Pinguin-Gang! Gefällt mir deutlich besser als das Humpeln des „Gotham“-Penguins.
Wer sich darüber gefreut hat, dass der aus „The Marvelous Mrs. Maisel“ bekannte Michael Zegen auch in „The Penguin“ mitspielt, dürfte jäh enttäuscht gewesen sein, von welche kurzer Dauer sein Gastspiel doch gewesen ist. Aber gerade diese Impulsivität scheint den Farrell-Penguin sowie die Erzählweise der Serie auszumachen. Gotham ist ein rauhes Pflaster, so viel ist bereits nach wenigen Minuten und einem weiteren toten Falcone klar.
„Asked for extra pickles and they give me two?! So the normal amount of pickles is one? Makes no god damn sense.“ – Penguin
Im Zuge der Pilotfolge zeigt der Charakter Penguin direkt mehrere impulsive und bisweilen launische Momente, die für Überraschung aber auch Erheiterung sorgen. Sei es, wie er den Körper die Treppe runterwirft, das Handy kaputtschlägt, der Lufterfrischer oder die Musik im Auto – das grenzt an Blödsinn, bietet aber neben dem Unterhaltungswert auch stets eine gewisse Ausstrahlung. Der Figur schaut man gerne zu, egal, was sie macht. Okay, außer, sie zieht sich die Socken aus, das ist eher grenzwertig… Wo wir bei Visuellem sind: Bwzüglich der Maske von Colin Farrell schwanke ich zwischen Faszination und Aversion. An sich ist die super gemacht und gefällt mir vor allem in ihrer Gestaltung (Augenbrauen und Nase besitzen gar Züge eines Felsenpinguines). Aber in manchen Situationen wirkt es halt auch so – wie eine künstliche Maske. Nicht immer habe ich das Gefühl, da bewegt sich alles so, wie es sich eigentlich bewegen sollte. Mikro-Spiel ist für Farrell teilweise rein auf Augenbewegungen begrenzt, was er zwar sehr gut macht, aber spürbar Raum nimmt.
Oz gibt nicht nur uns zu verstehen, dass er bewusst als kleiner schmutziger Diener in der Mob-Familie wahrgenommen und unterschätzt werden möchte. Das Belächeln trifft jedoch auf ambitionierte Träume. Nur Sofia Falcone, die nächste an der Familien-Reihe, die zudem mit einer ganz anderen Präsenz als Bruder Alberto daher kommt, weiß ihn diesbezüglich zu durchschauen. Trotzdem muss ich mich an dieser derart toughe Cristin Milioti erst noch gewöhnen.
„You know, Oz. People underestimate you, but not me. I’ve always known you are capable of more.“ – Sofia
Besonders gefallen hat mir die gute Dynamik zwischen Oz und seinem stotternden Sidekick Victor Aguilar (Rhenzy Feliz). Die impulsive Ausnutzung und eher zufällig entstandene „Einstellung“ des jungen Mannes hat sich recht glaubhaft angefühlt und bringt gehörig Auflockerung in das doch eher starre Konstrukt des Charakters Oz Cubb.
„Just sit tight. Maybe look for your sense of humour, it‘s gotta be here somewhere.“ – Penguin
Beinahe ironisch und wunderbar passend zur Comic-haftigkeit der Figur ist auch die Positionierung von Oz. Im Drogenversteck ist er der absolute Boss, dann will er fliehen und lässt sich letztlich von seiner Mutter zum Weitermachen bewegen. Im Gefängnis zeigt er uns dann eine Kostprobe seines bedachten Verhaltens. Er weiß ganz genau, wie er die Aufmerksamkeit wichtiger Figuren auf sich ziehen kann.
Zum Ende hin gibt es dann auch noch ein bisschen Action für uns zu sehen. Das Highlight der Folge ist meiner Meinung nach der Moment, in dem Oz seine Verfolger zunächst gekonnt austrickst, um dann einen von ihnen persönlich ausschaltet. Nun gut, unter Zuhilfenahme eines wirklich guten Raumerfrischers sowie eines Schulbusses. Der Moment hat sowas von gesessen. Auch der finale Plan, den Tod Albertos wie eine Rache-Aktion Sal Maronis aussehen zu lassen, war clever, vor allem jetzt, wo dieser wieder im Besitz des Ringes ist.
„I‘m gonna run this goddamn city.“ – Penguin
Das war ein wirklich guter Auftakt. So gut, dass ich beinahe viereinhalb Kronen vergeben hätte. Aber für eine höhere Wertung haben mir dann doch die ganz großen und besonderen Inhalte gefehlt. Dennoch haben wir einen guten Cast, einige tolle Shots sowie allgemein viel Kurzweiligkeit in dieser Stunde Fernsehen zu sehen bekommen. Noch ist es für mich persönlich noch etwas ungewöhnlich, die Stadt Gotham in einer modernen Zeit mit Smartphones gezeigt zu bekommen, aber grundsätzlich gefällt mir die inszenierte Atmosphäre. Star ist letztlich Colin Farrell in seiner Titelrolle. Der Charakter macht Spaß, man fühlt mit ihm, drückt ihm die Daumen. Und doch bietet sich genug Raum für fiese Bösewicht-Spielerei und das düstere Gotham-Gefühl. Ich freue mich bereits auf das, was uns in den kommenden Wochen erwartet.
Bilder: HBO
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