Am 1. Oktober 2006 ging die erste Folge der Serie „DEXTER“ auf Sendung. Neunzehn Jahre, acht Staffeln und 96 Episoden später habe ich mich im Zuge unserer kleinen Rewatch-Review-Reihe hier im Blog dazu entschieden, nochmal einen Blick auf die Anfänge des Serien-Serienkiller-Killers zu werfen. Nicht zuletzt auch, weil durch die neuen Serien „Dexter: Original Sin“ sowie „Dexter: Wiedererwachen“ mein „Trieb“ wiedererweckt worden ist. Wie einige von euch wissen dürften, hege ich eine intensive Verbindung mit der Serie und Dexter Morgan als Charakter, habe ich doch 2010 meine Masterarbeit über „DEXTER“ verfasst gehabt. Das war noch zu Zeiten der enorm starken vierten Staffel, danach ging es leider etwas bergab. Aber dass die Anfänge eine der bedeutendsten Dramaserien unserer Zeit emporgebracht haben, ist unbestritten. Lust auf eine Zeitreise?
„Tonight’s the night…“
Eine Pfütze auf blutrot illuminiertem Asphalt wird von einem einzelnen Regentropfen beunruhigt, ehe sich in ihr das Abbild des vollen Mondes spiegelt. Dann folgt der ikonische Satz: „Tonight’s the night“. Gänsehaut. Zunächst wird uns die Figur des Dexter Morgan nur in kleinen Stücken präsentiert. Ein Blick im Rückspiegel, eine Silhouette, vor allem seine gedankliche Stimme. Dexters komplettes Antlitz bekommen wir erst zu sehen als er in Aktion tritt und einen Kindermörder vom Rücksitz dessen Autos überrumpelt.
„Harry and Doris Morgan did a wonderful job raising me. But they’re both dead now. I didn’t kill them! Honest.“ – Dexter
Es wird schnell deutlich gemacht, was Dexter Morgan tut und wofür er steht. Ruchlose Rache an Mördern, die letztlich aber dem Stillen seines eigenen inneren Dranges dient. Dass bereits in den ersten Minuten sein komplettes Setup inklusive (noch erstaunlich wenig) Frischhaltefolie und Trophäen-Bluttropfen gezeigt wird, hatte ich ebenso nicht mehr auf dem Schirm, wie dass er seinem Opfer mit einer Bohrmaschine den Gar aus macht. Gritty! Genau wie die recht explizite Darstellung der blutleeren und zerstückelten Leichen.
„I’m a very unique monster.“
Wieder zurück in Dexters Appartment zu sein fühlt sich seltsam an. So viele Jahre über hat mich dieser Ort begleitet, und doch war trotz der diversen Spin-offs für lange Zeit nicht mehr präsent für mich. So ganz und gar heimisch fühlt es sich auch nicht immer im an sich gewohnten inneren Dialog Dexters an, da dieser mehr stakkato als in den jüngeren Produktionen, schneller, aber auch abgehackter und emotionsloser anfühlt. Letzteres ist klar, hat die Figur doch auch eine gewisse Entwicklung genommen. So wird bereits in dieser ersten Episode mehrfach klar und deutlich kommuniziert, dass Dexter „keine Gefühle“ habe und „innen leer“ sei. Dafür hat er aber das Gespür eines Hundes, was die Wahrnehmung anderer Killer anbelangt.
„You have a morbid sense of fun.“ – „True.“– Archivleiterin & Dexter
Die Einführung des Charakters wirkt umfassend und gelingt tiefergehend als ich es in Erinnerung hatte. Ein neugieriger Polizist fungiert als Instrument, um uns Zuschauenden die Blutspritzmuster-Analyse zu erklären. Hinzu kommen auch bereits erste Ausflüge in Dexters Vergangenheit als Kind, das finstere Gedanken plagt. Dabei wird nicht nur Harrys Code bereits enorm früh (auch hinsichtlich des Kindsalters) kommuniziert, sondern auch sehr direkt ein schlimmes Ausgangsereignis angedeutet, das Grund für Dexters Triebe sein dürfte.
Der Moment, in dem Dexter Rita eigentlich nur voller Bewunderung und Begeisterung die Schnitttechnik des Serienmörders demonstrieren möchte, sie das aber als den Versuch identifiziert, Intimitäten zu initiieren, zeigt auf gekonnte Art und Weise auf, welche Probleme Dexter mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten besitzt. Genauso seine spätere Erleichterung samt BH-Halter-Zurechtrücken, nachdem Rita ihm erzählt, dass sie Sohn Cody abholen muss.
Besonders ausgefallen ist mir die enorm nahe Bildsprache der Produktion. Oftmals bekommen wir Nahaufnahmen von Gesichtern zu sehen, die ausschnitthaft direkt vor der Kameralinse zu sein scheinen. So wird das Publikum ganz nah ans Geschehen aber eben auch die Emotionen gezogen, die Schauspielende für uns übermitteln. Das Tempo ist allgemein noch erstaunlich hoch für eine 19 Jahre alte Produktion, auch wenn man ihr das Alter natürlich an einigen Punkten durchaus anmerkt. Tatsächlich fehlerhaft wirkt zudem die Szene von Dexters letztem Kill in der Folge, bei der die Audiospur rauschig ist, als wäre bei der Aufnahme ein Mikro ausgefallen.
Neben der Einführung der zentralen Figur des Dexter Morgan können auch etliche elementare Konstellationen bereits angerissen werden, vor allem Sergeant Doakes als wachsamen Beobachter. Hinten raus wird aber auch gekonnt ein Reiz geschaffen, um weiter zu schauen. So werden diverse Anspielungen bezüglich des später als „Ice Truck Killer“ betitelten Serienmörders gesät.
Das ist noch immer richtig gutes Fernsehen. Tatsächlich hatte ich im Vorfeld dieses Rewatches befürchtet, dass ein 19 Jahre alter Pilot zäh und langatmig sein könnte, aber dem ist gar nicht so. Die Episode ist vollgepackt und schafft es, das Publikum in Windeseile in die Welt eines Serienmörders mit Code zu transferieren, sowie, ihnen aufzuzeigen, dass da noch eine Menge mehr Sehenswertes zu sehen sein wird. Dass es dann am Ende auf acht Staffeln und diverse Spin-off-Serien hinauslaufen würde, hat damals wohl niemand gedacht, aber der Auftakt war stark und alle, die drangeblieben sind, dürften ihre Entscheidung nicht bereut haben. Nun ja, bis auf die zwei verkorksten Serienfinals, versteht sich, aber darum geht es hier ja glücklicherweise nicht…
Bilder: Showtime








































Kommentiere