Nach einer ungewohnten und sieben Wochen andauernden Midseason-Pause geht es weiter mit der finalen Staffel „Better Call Saul“. Die erste der sechs letzten neuen Folgen ist da und hat es in sich! Dabei lässt uns das Team hinter der Serie zunächst gemach in die Folge einsteigen. Zunächst gibt es kein direktes Anknüpfen an die finale Szene der ersten Staffelhälfte zu sehen, sondern sich Zeit nehmende Shots vom Strand, wobei nach und nach ersichtlicher wird, dass wir die erfundene Vertuschungs-Geschichte um Howards Tod zu sehen bekommen.
Dann aber doch – der Sprung zurück. Allmählich wird vom Langsam-Abstrakten in die hektische Panik übergeleitet, was ganz gut den Schock-Zustand von Saul, vor allem aber Kim auf gelungene Weise transportiert. An dieser Stelle möchte ich erneut das grandiose Schauspiel von Rhea Seehorn lobend erwähnen! Lalo dagegen bleibt sehr kontrolliert und selbst in diesem Moment auf gruselige Art und Weise sympathisch. Was für eine Figur!
„You two and your mouths! Dios mio… Now you listen!“ (Lalo)
Was folgt, wirkt auf uns Zuschauende mindestens so seltsam, wie auf Saul und Kim: Ein Mord-Auftrags-Plan für einen Büro-Hamster mit Brille Fring. Dass das nicht funktionieren wird und einen anderen Zweck zu erfüllen haben dürfte, wird uns als erstes klar während die von Saul aus Lalos Fängen befreite Kim derart durch den Wind ist, dass sie vergisst, Schuhe anzuziehen. Eines von vielen bedachten Details, die die Lage zu zeichnen wissen.
In dieser Folge demonstriert „Better Call Saul“ zudem erneut, welch starken Stellenwert die visuelle Präsentation besitzt. Sei es der Effekt-Shot mit der Kamera am herbeigezogenen Stuhl, an den Saul gefesselt wird, oder auch der intensive Moment im Auto, an dem Kim einen zögerlichen Versuch startet, die Polizei mit einzubeziehen. Dank eines guten Casts und überlegter Inszenierung kann die Serie extrem viel wortlos kommunizieren. Hinzu kommen einfach nur schön aufgebaute Shots, wie die am Bildrand eingeblendete Ampel, die auf Rot schaltet, oder als Kim aus dem Auto steigt. Ich liebe das lange Schattenspiel hier (auch wenn man über die Authentizität des Schattenwurfes bzw. die fehlenden Straßenlaternen streiten könnte…). Vor allem weiß aber auch der Soundtrack in diesem Moment gewaltig an Spannung aufzubauen!
„Now: Who is killing who?“ (Mike)
An dieser Stelle wird interessant zu sehen, wie unterschiedlich Charaktere auf diese Extremsituation reagieren. Während Kim für einen schönen kleinen Comic Relief sorgt, als sie einen für uns direkt als offenkundiges Fring-Double erkenntlichen Mann als Attentat-Ziel benennt, versucht Mike alles in Ruhe zu ordnen aber wir bekommen zu sehen, wie die Situation Fring bewegt. Dass Lalo auf das Abziehen der Sicherheitskräfte gewartet hat, kam wenig überraschend. Als Fring merkt, dass da etwas faul ist, fühlt man sich inmitten eines gestarteten Duelles zweier Schachgroßmeister. Mögen die Spiele beginnen!
„He talked Lalo out of it…?!“ (Fring)
Dass Fring derart wenig beschützt das Haus verlässt, wirkt auf mich unpassend, aber gut, dazu erhält er später ja noch eine Standpauke. Beim großen Aufeinandertreffen mit Lalo gab es leider einige Momente, in denen sich das Drehbuch selbst um ein größeres Überraschungspotenzial gebracht hat. Aus vorherigen Folgen wussten wir zwar bereits, dass Fring Schutzkleidung unter dem Anzug trägt, hätte Lalo das jedoch nicht nochmal prominent beim Filmen erwähnt, hätte sein Schuss auf Frings Brust nochmal intensiver gewirkt. Auch, dass in der Labor-Höhle fokussiert auf die versteckte Waffe gedeutet wird, empfand ich als unnötig. In dem Moment haben wir uns doch eh bereits alle gefragt, wie Fring es anstellen wird, an diese zu gelangen. Dieses Hintergrundwissen darf man denke ich bei einer derart komplexen Serie wie dieser von seinem Publikum erwarten können.
„Big talk! You done?“ – „No. Not yet.“ (Lalo & Fring)
Obwohl man im Grunde genommen den Ausgang dieser Situation bereits weiß, schafft man es dennoch eindrucksvoll, für Spannung und eine besondere Atmosphäre zu sorgen. Hier hilft vor allem das Spiel mit dem Licht, nicht nur als Ablenkung gegenüber Lalo, um an die versteckte Waffe zu gelangen, sondern auch, um diesen extrem intensiven Moment zu skizzieren, in dem Fring merklich Überlebenspanik schiebt, als er unentwegt durch das leere Magazin klickt, in der Hoffnung, getroffen zu haben. Und das hat er. Hier das Bild mit erkennbarem Gesicht als Beweis:
Schade um Lalo, einen der besten Antagonisten seit Langem, der selbst mit dem letzten Atemzug im wissentlichen Tod noch einen süffisanten Lacher rausprustet. Letztlich war uns aber nicht nur durch das ausführliche Foreshadowing sondern vor allem durch „Breaking Bad“ eh allen klar, wer hier überleben wird. Letztlich kam dieses Aufeinandertreffen aber doch überraschend schnell zustande, so dass man sich fragt, welche großen Highlights noch in den verbleibenden Episoden folgen sollen.
Ein Highlight dieser Folge war für mich die harmlos wirkende Szene, in der Fring abgeklärt das Los-Pollos-Hermanos-Geschäft regelt, während er verarztet wird. Ähnlich abgeklärt geht es in der Wohnung von Saul und Kim zu, wo sich bei der Lalo-Alarmbereitschaft zunächst absolut niemand im Geringsten für Howards Leiche interessiert hatte. Später hält Papa Mike seinen noch immer geschockten „Kindern“ eine Ansprache und haut nebenbei noch dieses trockene Wortspiel raus:
„You’re getting a new refridgerator. I assume, stainless will do.“ (Mike)
Bei der (vorerst) abschließenden Szene erhält Howard dann aber doch noch einen gebührenden Abschluss, der schon fast etwas zu persönlich inszeniert wurde. Aber hey, immerhin darf er fortan neben Lalo von unter den Radiesschen dabei zuschauen, wie Walt und Jesse Fernsehgeschichte schreiben! Die Mid-Credit-Szene, in der wir einen vermutlich an Kim gerichteten Auszug aus einer kleinen Motivationsrede Sauls zu hören und sein Büro im sonst einer späteren Zeitebene vorbehaltenen Schwarz-Weiß-Optik zu sehen bekommen, dürfte eher ein Promo-Teaser für die folgende(n) Folge(n) gewesen sein.
Puh, was für eine Folge! Ein bisschen hat man sich wie Saul oder vor allem Kim gefühlt, die das Geschehen eher in Schockstarre beobachtet haben. Trotz der zwischenzeitlich eher langsam inszenierten Passagen hat sich die Folge eher nach 20 denn 50 Minuten angefühlt. Die Intensität war enorm, die Darbietung des Casts, die Dialoge, die Shots (Kamera wie Pistolen…) waren gut – insgesamt war das schon extrem stark. Minimale Abzüge gibt es für mich aufgrund der etwas zu vielen Foreshadowing-Momente bzw. der Konstruiertheit, dass tatsächlich ein Showdown im Labor steigt. Natürlich kann Fring theoretisch an etlichen Stellen Waffen versteckt haben, aber das war mir dann doch zu offensichtlich. Dennoch hatte ich insgesamt noch überlegt, bei fünf Kronen zu bleiben, ist dann aber doch bei 4,74 gelandet und wurde abgerundet.
Jetzt bleibt aber die bereits angerissene Frage bestehen, was wir in den kommenden fünf Folgen zu sehen bekommen werden? Wird es aus Mexiko noch einen großen Gegenschlag mit den Salamanca-Zwillingen geben? Ich fürchte gar, dass die sich eher zurückziehen werden. Geht es jetzt hauptsächlich darum, wie Saul sein Business weiter aufbaut und in dem Zuge irgendwann an die „Breaking Bad“-Geschichte anknüpfen wird? Aber da wäre ja noch Kim… Entweder gerät diese noch in ein kriminelles Kreuzfeuer oder sie flüchtet, weil ihr alles zu viel wird, was nach dem Trauma gerade ja durchaus nachvollziehbar wäre. Wir werden sehen.
Bilder: AMC / Netflix
Hatte ich Howards grundlose Ermordung am Ende des Midseason-Finales noch für einen zu billigen Cliffhanger gehalten, so bin ich nach dieser Folge dann doch sehr überrascht, dass Lalo ihm so schnell ins Grab gefolgt ist.
Ich teile deine Verwunderung, „welche großen Highlights noch in den verbleibenden Episoden folgen sollen“, und bin zu meiner eigenen Überraschung am Ende doch sehr gespannt, wie‘s aus geht, selbst wenn man bereits weiß, wer diese Serie auf jeden Fall überleben wird.
Um Kims Schicksal mache ich mir allerdings ernsthafte Sorgen…
in der folge draufhalten und abdrücken
sitzen saul und kim vor dem TV
es läuft ein alter s/w film (komödie) aus den 30/40er
wer weiß was das für ein film ist?
Autor:innen gesucht!
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