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#BlackLivesMatter

AWESOME 5: Serien, die über Rassismus aufklären

Spoilerfrei
12. Juni 2020, 18:49 Uhr
Spoilerfrei
Kira
12.06.20

Trotz der Corona-Pandemie und vorherrschender Angst und Warnungen vor Massenversammlungen und damit möglicherweise einhergehender Ansteckungen gab es in den vergangenen Tagen und Wochen Proteste und Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt – von Tausenden von Menschen weltweit. Der Auslöser war der Tod von George Floyd, einem Afroamerikaner, der in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota Opfer von Polizeigewalt wurde und daraufhin starb. Das brutale Vorgehen wurde gefilmt, das Video ging um die Welt und zeigte auf, was in den USA und auf der ganzen Welt leider keine Ausnahme ist: institutioneller und systemischer Rassismus und Gewalt gegenüber BIPOC (Black, Indigenous and People of Color). Proteste, die für manche wie ein verantwortungsloses Handeln zu Zeiten einer Pandemie wirken, ist für viele ein Kampf gegen tagtägliche Ungerechtigkeit. Während zu Hochzeiten der Ausgangssperren vereinzelt Menschen auf die Straßen gingen, um Lockerungen zu bewirken, damit sie endlich wieder zum Friseur gehen konnten, gehen viele Menschen trotz aller Risiken vereint auf die Straßen, um gegen allgegenwärtigen Rassismus zu protestieren, der auch in Deutschland vorherrscht – und leider auch unterbewusst in vielen Köpfen verankert ist und zum Teil auch unsere Sprache bestimmt, ob wir es wollen oder nicht, ob wir es so wahrnehmen oder nicht.

In den sozialen Medien ein schwarzes Quadrat am #blackouttuesday zu posten, zeigt Solidarität. Um mit eigenen Vorurteilen aufzuräumen und Rassismus zu bekämpfen, müssen alle, die das Privileg haben, aufgrund ihrer Hautfarbe noch nie diskriminiert worden zu sein, noch einen Schritt weiter gehen. Was wirklich hilft: zuhören, weiterbilden, aufklären – angefangen bei sich selbst. Es gibt zahlreiche Bücher, Podcasts und Filme, die über Rassismus aufklären, die thematisieren, was manche vielleicht nicht hören wollen, aber hören müssen, um das eigene Verhalten zu reflektieren und den längst fälligen Wandel unserer Gesellschaft bei sich selbst zu starten und andere Perspektiven einzunehmen, als die eigene, oft doch begrenzte. Und es gibt ebenfalls einige Serien, die Rassismus und die Aufklärung darüber in den Fokus rücken. Davon stellen wir euch heute fünf vor.

Dear White People

„2 %“ – das war der ursprüngliche Arbeitstitel des Comedy-Dramas „Dear White People“. Diese Prozentzahl bezieht sich auf den Anteil schwarzer Studierender, die in den USA an einer Elite-Uni studieren. Ein verschwindend kleiner Anteil, der nicht nur auf eine deutliche Chancen-Ungleichheit verweist, sondern einige Herausforderungen mit sich bringt. Laut Justin Simien, dem Regisseur und Autor, war die Erschaffung der betont satirischen Serie „a way to comment on the ‚black experience‘ as I knew it to be, but rarely saw reflected in the culture“. Simien versucht in seiner Serie verschiedene Perspektiven verschiedener Charaktere zu beleuchten, die zu einer kleinen schwarzen Gemeinschaft in einer überwiegend weißen Menge Studierender gehören. Dabei geht es u.a. um die Studentin Samantha White, die ein Campus-Radioprogramm mit dem Titel „Dear White People“ moderiert und dabei gezielt weiße Menschen auf ihren alltäglichen Rassismus hinweist. So verurteilt sie gleich zu Beginn der Serie ihre weißen Kommiliton*innen auch dafür, eine „black-face“-Party besucht zu haben. Ganz genau, eine Party, auf der weiße Gäste mit Klischees spielen und sich wie Schwarze ‚verkleiden‘ und dafür zum Teil sogar ihre Gesichter mit brauner und schwarzer Farbe bemalen. Ursprünglich dachte Simien, dass er mit der Einbindung dieser Szenen mit seiner Satire zu weit gehe – bis er erneut über einen Artikel stieß, der wieder einmal von einer solchen Party berichtete, die sich wirklich an einem College in den USA zugetragen hatte.

Schauen wir uns nur an, was der Titel dieser Serie auf YouTube und Twitter hervorrief: Kritik und Beschimpfungen, die von umgekehrter Rassismus (reverse racism) bis hin zu Anstachelung zu einem weißen Völkermord so ziemlich alles beinhalteten und zu massenweis(ß)en Dislikes allein des Date Announcement-Videos der Serie führten, ohne dass eine dieser wütenden Personen auch nur eine Minute der Serie bisher gesehen hatte. Das allein ist Grund genug, der Serie mehr Platz einzuräumen und ein „liebe weiße Mitmenschen“ nicht unmittelbar als Angriff zu verstehen, sondern als Aufruf, einen längst überfälligen Perspektivwechsel einzunehmen. Reinschauen lohnt sich. Bisher gibt es drei Staffeln von „Dear White People“ auf Netflix zu sehen.

„Dear White People“ gibt’s bei:

When They See Us

Leider ganz und gar nicht satirisch ist das Drama „When They See Us“, das auf wahren Begebenheiten beruht und nicht nur das rassistische Rechtssystem in den USA offen legt, sondern auch die brutale Polizeigewalt gegenüber Schwarzen in den Fokus rückt. 1989 wird im Central Park in New York eine Frau attackiert und vergewaltigt, woraufhin fünf schwarze Teenager der Tat verdächtigt und schließlich als schuldig verurteilt werden. Die damals 14- bis 16-jährigen Jungs müssen für viele Jahre in eine Jugendstrafanstalt bzw. ins Gefängnis, wo sie ihre gesamte Strafe absitzen. Nach vielen Jahren stellt sich der wahre Täter und das Urteil der sogenannten Central Park Five wird aufgehoben.

Diese bittere Ungerechtigkeit gegen unschuldige Kinder beherrscht den Ton des Kriminaldramas und schont die Zuschauer*innen dabei nicht. Dass Ava DuVernay eine Miniserie über diesen Fall erschaffen hat, ist wichtig, denn es darf einfach nicht vergessen werden, dass das, was wir da ab und zu im Fernsehen sehen, eben nicht nur Fiktion ist, sondern sich tatsächlich so oder so ähnlich in der Welt ereignet. Und diesen Schmerz, den uns die Serie vermittelt, müssen wir zusammen durchstehen – ebenso, wie wir gemeinsam Rassismus bekämpfen müssen.

„When They See Us“ gibt’s bei:

Atlanta

In „Atlanta“ lässt uns Donald Glover als Schöpfer und Protagonist der Tragikomödie in das Leben des Earn Marks eintauchen, der seinem Cousin versucht zu helfen, in der Rap-Branche Fuß zu fassen. Als Afroamerikaner in den USA stehen die beiden dabei alltäglichem Rassismus und damit einhergehend sozialen und ökonomischen Problemen gegenüber. Folge für Folge kann diese Serie als sozialer Kommentar der Wirklichkeit gesehen werden, die in den USA – und auch in vielen anderen Ländern herrscht. Schonungslos wird systemischer Rassismus hier offen gelegt. Die Serie kommt mit vielen Botschaften daher, die häufig auch über surreale Elemente in der Serie platziert werden. Und auch wenn manche Szenen ein Schmunzeln hervorrufen, provoziert der Erzählstil, der Dinge auch unausgesprochen lässt, sich mit dem Gezeigten noch stärker auseinanderzusetzen und dies selbst zu interpretieren – was beim Zuschauen mitunter Unbehagen bereiten kann. Von „Atlanta“ gibt es bisher zwei Staffeln.

„Atlanta“ gibt’s bei:

Seven Seconds

Ein eindringliches Kriminal- und Justizdrama, das ist „Seven Seconds“: Ein afroamerikanischer Junge wird von einem weißen Polizisten angefahren, einfach im eiskalten Schnee liegen gelassen und stirbt schließlich. Der Vorfall wird mit Hilfe und auch auf Drängen der Kollegen des Täters vertuscht, während die Familie des Jungen versucht, herauszufinden, was wirklich passiert ist und für Gerechtigkeit kämpft. Polizeigewalt und Rassismus bestimmen die Serie. Sie ist bedrückend, versucht aber, alle Charaktere aus einer menschlichen Perspektive zu zeigen und nicht nur gut und böse als Bewertung der Figuren zur Option zu stellen.

„Seven Seconds“ umfasst nur eine Staffel, aber schafft es darin, sehr deutlich auf die gesellschaftlichen Missstände in den USA hinzuweisen. Als Mutter des verstorbenen Opfers ist Schauspielerin Regina King in der Serie zu sehen.

„Seven Seconds“ gibt’s bei:

Pose

In den 1920er Jahren entwickelte sich, zunächst in den USA, in New York, eine Subkultur, in der vorwiegend weiße Männer an sogenannten Cross-Dressing Bällen teilnahmen, in denen sie mit einer Performance gegeneinander antraten, sei es durch Tanz, Laufen oder Lippen-Synchronisation. Diese Bälle entstanden aus der Notwendigkeit heraus, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem es Menschen erlaubt war, Kleidung zu tragen, die nach Gesetz eigentlich dem gegensätzlichen Geschlecht zugehörte. Hier nahmen zwar auch damals schwarze Männer teil, doch wurden diese häufig aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert und sogar vom Wettbewerb ausgeschlossen. In den 1960ern gründeten Afro- und Lateinamerikaner*innen als Reaktion auf den ihnen entgegengebrachten Rassismus ihre eigenen Bälle, in der nun auch sie endlich einen sicheren Raum hatten, in dem sie sich frei ausdrücken konnten. Die Ballroom-Kultur hat großen Einfluss auf die heutige Popkultur und das Voguing (einen Tanzstil) genommen und war enorm wichtig für das Schaffen queerer Identität.

Die Serie „Pose“ befasst sich in mittlerweile zwei Staffeln mit so vielen wichtigen Themen, allen voran mit der Frage nach der eigenen Identität und dem Versuch der bedingungslosen Selbstakzeptanz. Die Serie zeigt Menschen der LGBTIQ-Community, die vom „Mainstream“ der Gesellschaft häufig nicht akzeptiert werden, weil sie homosexuell, weil sie Transfrauen oder Transmänner sind. Und so sehr man sich auch wünscht, dass sich unsere Gesellschaft seit den 80ern, in der die erste Staffel des Dramas spielt, in Sachen Akzeptanz grundlegend geändert hat, so macht „Pose“ doch in aller Deutlichkeit klar, dass dies leider noch immer nicht der Fall ist.

„Pose“ leistet durch ihren diversen Cast, welcher den größten Anteil an Transgender-Schauspieler*innen aufweist, den es je in einer Serie gab, einen großen Beitrag zu mehr Diversität in der Serienkultur und bietet Einblicke in die historische Entwicklung der Ballroom-Kultur – und dabei geht es um viel mehr als nur um die Hautfarbe der Protagonist*innen.

„POSE“ gibt’s bei:

Und sonst so?

Welche Serien gehören für euch noch in diese Liste? Und habt ihr Beispiele, die nicht aus dem US-amerikanischen Markt stammen? Wir freuen uns auf euer Feedback in den Kommentaren!

Artikelbild (v.l.n.r.): FX, FX, Netflix, Netflix, Netflix

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