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Bestens vorbereitet

Review: Better Call Saul S06E06 – „Hacken und schleifen“

ACHTUNG: SPOILER !!
17. Mai 2022, 09:09 Uhr
SPOILER !!
Maik
17.05.22

Nach der Übergangsfolge vergangene Woche nimmt „Better Call Saul“ in der neuen Folge Anlauf auf das anstehende Midseason-Finale. Dabei beginnt die im Original „Axe and Grind“ betitelte Episode mit einer kleinen Überraschung für uns. Bei der anfangs gezeigten, aufgeregten junge Frau handelt es sich um die kleine Kimmy. Die Charakter-Studie endet jedoch nicht darin, dass sie Schmuck geklaut haben soll, nein, die Situation mit ihrer (übrigens verdammt gut was Sprach-Struktur und Stimmfarbe angeht gecasteten) Mutter war nur ein eingeprobtes Täusch-Manöver, um noch mehr gestohlen zu bekommen. Auch wenn das jetzt nicht ganz überraschend kam, fand ich diesen Einschub sehr gelungen.

Gelungen sah auch Howards Barista-gleiche Performance an der Kaffeetasse aus, seine Frau scheint jedoch wenig von Peace-Zeichen als Latte Art zu halten. Man merkt, wie sehr er um die Ehe kämpft und wie sehr sie diese bereits abgeschenkt hat. Immerhin erhält Howard von seinem angeheuerten Detektiv ein paar Infos. Wobei, eigentlich nur eine: Saul hat mutmaßlich 20.000 Dollar in bar abgehoben. Wir bekommen auch zu sehen, wofür. Beim Tierarzt, dem Gesetzesbrechende vertrauen, wurde ein Mittel geordert und ausprobiert, das wie „Zwei Red Bull auf leerem Magen“ wirken soll. Nebenbei erhält Saul nicht nur die Inspiration für ein kleines, schwarzes Kontakt-Büchlein, sondern auch die Staubsauger-Vertreter-Visitenkarte zu sehen, die er später verteilt und selbst nutzt, um ein neues Leben starten zu können. Interessanter empfand ich den kleinen Dialog am Ende, als Saul es als Wahnsinn betitelt, dass der Tierarzt vom so einfach zu beziehenden „passiven Einkommen“ zurücktritt, während Kim zögernd entgegnet, er mache halt, was er für richtig hält. Ein weiteres kleines Indiz dafür, wie bedacht und zweifelnd sie in diesem Bereich vorgeht, während Saul ohne zu zögern ins Wasser springt.

Wirklich interessant und mit Konsequenzen für die weiteren Folgen wird es aber dann erst so richtig. Kim überzeugt vor Gericht als Clifford vorbei schaut um ihr einen möglichen Posten an einer in Gründung bestehenden Traum-Firma anzubieten. Natürlich findet der wichtige Vorstellungstermin genau am „D-Day“ an, dem Tag, an dem alle Vorbereitungen der beiden hinsichtlich Howard umgesetzt werden sollen.

„I wouldn’t be here today if it wasn’t for Howard.“ (Kim)

Die Vorbereitungen laufen auch im Büro von Saul. Das wurde von Francesco in Windeseile eingerichtet, vor allem die Wandarbeiten müssen ja binnen weniger Tage umgesetzt worden sein, WÄHREND dort Meetings abgehalten wurden. Aber gut, wichtiger ist eh, dass die verlässliche alte Amateur-Film-Crew wieder am Start ist, yeah! Mit einer schönen Bart-Auswahl. Gefallen hat mir auch, wie Saul Francesca zwischendurch in die „Rechts-Bibliothek“ gebeten hat, die sich als Seitengasse entpuppt hat. Dort hat Francesca bei Howards Kanzlei angerufen, um an Einwahldaten zu gelangen. So unterhaltsam das Vorpressen Sauls im Kontrast zum Zögern Francescas auch war, empfand ich das als etwas gewagt, da ihr Anruf auch hätte fehlschlagen können, so spontan, wie sie plötzlich ran musste. Aber wir verbuchen das einfach mal unter Sauls Menschenkenntnis. Vermutlich wusste er, dass sie die Namen und Dinge bereits im Kopf verankert hatte und bloß ein bisschen zögerlich war.

Unser aller liebster Bösewicht taucht auch wieder auf! Mitten im Wald bei einem weiteren schlecht Deutsch sprechenden „Deutschen“. Der Keanu-Reeves-Verschnitt weiß direkt, dass etwas faul ist, kann sich aber trotz Axt nur zaghaft zur Wehr setzen. Der Move mit dem Rasiermesser hinter der Visitenkarte war aber auch fies!

„Caracho! I think you broke one of my ribs. Here, turn it off – before you bleed to death. You and I need to have a talk.“ (Lalo)

Fies fand ich auch die Szene mit Mike. Inhaltlich hätte es diese gar nicht unbedingt benötigt, aber sein Besuch in der Alameda Street war einfach herzzerreißend. Das Telefonat über die Straße hinweg hat aufgezeigt, wie sehr man das Steuer und die Sicherheit nicht nur für sich aus der Hand gibt, wenn man tiefer in kriminelle Machenschaften hinein taucht. Außerdem war der Shot mit ihm am Fenster einfach nur Zucker! Allgemein hat mir die Cinematography mal wieder sehr gefallen, da gab es viel Abwechslung in der Inszenierung zu sehen, die sich auch visuell gut ans Pacing angepasst hat.

Das Ende der Folge bildet auch in gewisser Weise das Ende der langen Vorbereitungen. Noch eine Übergangsfolge ist vorbei, jedoch dieses Mal mit dem Wissen, dass das Grande Finale ansteht! In der Serie selbst mit der Umsetzung der Planungen, aber eben auch von Außen betrachtet, steht doch die letzte Folge vor der Pause an. Zur Feier begeben sich Saul und Kim zum „Omaha Beach“ dieser Analogie – der Kanzlei von Howard. Vielleicht spielt die Serie weit genug in der Vergangenheit, als dass dort keine Sicherheitskameras stationiert sind, aber ich finde es trotz der späten Stunde doch sehr riskant, sich da am Abend vor einem großen Coup derart präsent vor Ort zu zeigen.

Wichtiger ist aber eh, was dann passiert. Saul kauft eine neue Flasche von dem alten Zeug, das Kim und Er in einer frühen Staffel für einen ersten Coup genutzt und später getrunken hatten. Eigentlich ein schöner Rückgriff, der aber auch zu einer Überraschung führt: Der echte Bartträger trägt nicht nur einen gestutzten und gewachsten Schnäuzer, sondern auch einen Arm in Gips! Es folgt ein sehr gelungener Schwenk auf eine vielsagend stehengelassene Holzbox und eine Planänderung!

Dass Saul Kim anruft, um sie zu auf der Hinfahrt zu ihrem wichtigen Termin zu verunsichern wirkt ebenso seltsam, wie dass er nicht einfach spontan versucht, einen Gips herzustellen. So viel Vorbereitung und dann einfach alles verschieben, ohne zu wissen, ob man überhaupt nochmal die Gelegenheit hat? Das ist mir zu offenkundig so zurechtgebogen, dass man Kims Willen für die Planumsetzung gezeigt bekommt. Letztlich dreht sie nämlich um.

„It happens today!“ (Kim)

Die Folge hat mir deutlich besser als die vorherige gefallen. Zwar haben wir auch dieses Mal viel Vorspiel zu sehen bekommen, das war aber deutlich kurzweiliger und stimmiger inszeniert und hat eben auch ein paar besondere Leckerlies für uns bereitgehalten. Die Rückblende zu Kleim-Kimmy, die Referenzen zu „Breaking Bad“ oder auch die kleinen Twist-Momente – da war schon viel Schönes dabei. Vor allem auch schön Anzusehendes. Dafür war übrigens erstmals Giancarlo Esposito zuständig, der bei dieser Folge Regie geführt hat. Darf er gerne öfter machen, wenn es nach mir geht! Insgesamt war das smartes Storytelling in gewohnt langsameren und doch so wunderbar intensivierendem Tempo.

Perfekt passt auch die Tatsache, dass das Midseason-Finale der große „D-Day“ sein wird. Wir bekommen endlich zu sehen, was all die in Planung angerissenen Dinge zu bedeuten haben. Und wie Howard darauf reagiert. Und was passiert. Ich ahne Böses, vor allem für ihn. Nicht umsonst dürfte es die Szene am morgendlichen Küchentisch gegeben haben, die seinen Charakter nochmal deutlich näher gebracht hat, so dass wir gar so etwas wie Mitleid für ihn empfinden. Ich bin sehr optimistisch, was die nächste Folge anbelangt! Wenn die Ruhe vor dem Sturm bereits so einnehmend war, dürfte der Sturm selbst aufregend werden.

Bilder: amc / Netflix

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