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Unter Kontrolle

Review: Gen V – Staffel 2

23. Oktober 2025, 12:31 Uhr

Die Studierenden der Superschmiede Godolkin University kehren auf den Campus zurück. Marie und ihre Gefährt:innen kämpfen zwischen Trauma und Manipulation dafür, die Machenschaften des neuen Dekans aufzudecken.

Gen-V-S02-Titelbild

Auch in der Fortsetzung brilliert das „The Boys“-Spin-off mit einem jungen, überzeugenden Cast und politischen Spitzen. Diesmal scheint das übergeordnete Thema Kontrolle zu sein. Die Studierenden lernen, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren, während einige von ihnen fremdkontrolliert werden. Aber der Reihe nach: Die Godolkin University verwandelt sich zunehmend in eine Kaderschmiede für Homelanders schöne neue Welt. Dies kann als erschreckend aktuelle Parabel auf die Militarisierung der Jugend und die politische Spaltung Amerikas verstanden werden. Doch nicht alle beugen sich dem. Besonders Marie Moreau (Jaz Sinclair) lehnt sich auf. Ihre Entwicklung von der traumatisierten Waise zur potenziellen Superwaffe ist emotional mitreißend, wenngleich der „Auserwählte“-Aspekt etwas vorhersehbar ist. Die Inszenierung ihrer Blutmanipulation bietet neue visuelle Höhepunkte, vor allem in jenen Szenen, in denen sie lernt, ihre Kräfte als Fernwaffe einzusetzen. Auch ihr Partner, der genderfluide Jordan Li, bleibt weiterhin ein Highlight. Ihre Beziehung zu Marie zählt zu den emotionalen Ankern der Staffel.

Gen-V-S02-Marie

Trotz vieler Stärken verliert sich die Staffel zunehmend in den Fängen ihres Mutteruniversums. Ständige Anspielungen auf Homelander, Victoria Newman oder Stan Edgar ersticken den Versuch, eine eigenständige Geschichte zu erzählen. Das eigentliche Mysterium, Projekt Odessa, verheddert sich in Rückblenden, sodass die Handlung eher wie eine Nebenhandlung von „The Boys“ wirkt. Die Nazi-Vergangenheit von Thomas Godolkin wird zwar als Bedrohung aufgebaut, jedoch mit der Subtilität eines Vorschlaghammers präsentiert.

Gen-V-S02-Thomas-Godolkin

In den späteren Episoden entfaltet sich das Rätsel um den neuen Dekan Cipher (Hamish Linklater) und Godolkin schließlich zu einem der packendsten Momente der Staffel. Die Enthüllung, dass der Universitätsgründer den Körper des hilflosen Cipher kontrolliert, ist gleichermaßen verstörend wie effektiv, vor allem dank Linklaters intensiver Darstellung. Rückblickend wirkt seine Figur wie ein Spiegel für das zentrale Thema der Staffel: Kontrolle, Macht und Manipulation. Dabei tritt Sister Sage (Susan Heyward) als Schlüsselfigur auf, deren Superintelligenz und undurchsichtige Loyalität die Grenzen zwischen Feind und Verbündetem verschwimmen lassen. Während Marie über sich hinauswächst, erreicht die Serie einen faszinierenden, aber auch beunruhigenden Höhepunkt. Ihre neuen Fähigkeiten, Tote wiederzubeleben und andere zu kontrollieren, machen sie zu einer Quasi-Göttin. Bei den anderen Figuren hingegen tritt die Staffel erzählerisch leider auf der Stelle. Sam (Asa Germann) steckt erneut in einer Identitätskrise, Emma (Lizze Broadway) kämpft weiterhin mit Selbstwertproblemen und Jordan (London Thor, Derek Luh) mit der Vermarktung ihrer Identität. Das mag alles nachvollziehbar sein, bietet aber nur wenig Neues. Dafür bleibt die Serie technisch auf einem hohen Niveau. Die visuellen Effekte sind gut gelungen, der Soundtrack (von Olivia Rodrigo bis Billy Joel) ist passend ausgewählt und die düstere Atmosphäre verleiht der Serie einen markanten Look.

„Ich mein, wir sind fast so ne Art süße, kleine, abgef*ckte Familie und wir halten zusammen.“ – Emma

Das Staffelfinale hinterlässt gemischte Gefühle bei mir. Godolkins Rückkehr in junger Gestalt ist effektiv inszeniert, wirkt aber wie eine deutliche Brücke zu „The Boys“. Am Ende wird klar, dass die Godolkin U der Geburtsort einer neuen Generation von Supes ist. Marie, Jordan, Emma und Sam stehen sinnbildlich für den Bruch im Superheld:innen-Mythos. Sie sind keine Held:innen im klassischen Sinne, sondern Kinder eines kaputten Systems, das sie zu Waffen formen wollte. Gerade diese Ambivalenz macht das Staffelende so stark. Während Homelander seinen Kult festigt, formiert sich im Schatten bereits eine Gegenbewegung. A-Train und Starlight tragen nun alle den Geist des Widerstands in sich. Wenn „The Boys” in der 5. Staffel tatsächlich den finalen Showdown liefert, darf man sich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit den Rebellen freuen.

Fazit

Eine sehenswerte Fortsetzung, die immer enger mit der Hauptstory von „The Boys“ verknüpft wird. Dadurch büßt sie leider auch an Eigenständigkeit ein und wird zur Fußnote des großen Franchise.

Bilder: Amazon Prime Video

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Donnerstag, 23. Oktober 2025, 12:31 Uhr
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