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Warum ich wieder Blu-rays sammle und meine alten DVDs behalte

Streaming – wenn der Algorithmus das Finale diktiert

22. Juni 2025, 12:09 Uhr
Kommentar-Streaming

Streaming war einmal das Versprechen grenzenloser Geschichtenvielfalt. Heute, im Sommer 2025, lesen sich meine Watchlists jedoch eher wie eine Liste unerledigter Aufgaben. Produktionen, die abrupt enden, Staffeln, die in Einzelportionen zerschnitten werden und Starttermine, die ebenso nebulös bleiben wie ­die Marketingfloskeln, mit denen sie angekündigt wurden.

Ein Friedhof offener Erzählstränge

„Inside Job“, „1899“, „The Society“, „Willow“ – nur vier von vielen Titeln, die ohne Abschluss aus dem Katalog verschwanden. Die Frustration liegt längst nicht mehr in einzelnen Enttäuschungen, sondern in der Systematik dahinter: Serien werden in der Startwoche nach Performance-Kennzahlen bewertet; verfehlen sie das interne Soll, folgt das sofortige Aus. Für das Publikum bedeutet das: emotionale Investition ohne Garantien.

Kennzahlen vor Kreativität

Die Entscheidung über Fortsetzung oder Absetzung trifft heute nicht mehr allein der Showrunner, sondern das Statistik-Dashboard im Hintergrund. Completion‑Rate, Abbruchquote, Trendposition – fällt eine Zahl aus der Reihe, wird das Storyboard über Nacht zur Akte. Das sog. „Split-Modell“, also das Vorgehen, Staffeln in „Part 1“ und „Part 2“ aufzuteilen (s. „Wedndesday Staffel 2“: Teil1 mit vier Folgen am 06. August, Teil 2 mit den restlichen vier Folgen gut vier Wochen später) nervt mich schon seit langem, vor allem aber im Free-TV. Solche „Split-Modelle“ verlängern zwar die Verweildauer im Abo, brechen aber den dramaturgischen Rhythmus und rauben so vielen Geschichten ihre Spannkraft.

Vertrauensverlust

Das Kernproblem ist ein schleichender Verlust an Verlässlichkeit. Zuschauende müssen inzwischen bei jeder Neuveröffentlichung befürchten, dass sie mittendrin stehen gelassen werden. Die Grundvoraussetzung für eine starke Serienbindung – Vertrauen in einen vollständigen Erzählbogen – wird damit untergraben. Wer langfristig erzählt, braucht Planungssicherheit; wer langfristig zuschaut, ebenfalls.

Die Rückkehr der physischen Sammlung

Vor diesem Hintergrund ertappe ich mich immer häufiger dabei, Blu‑ray‑Boxen zu kaufen oder auch auf Flohmärkten nach DVDs und VHS Ausschau zu halten. Das mag altmodisch erscheinen, doch eine Disc garantiert, dass die finale Episode tatsächlich verfügbar bleibt – unabhängig von Lizenzverträgen oder Quartalszahlen. Hinzu kommen technische Vorzüge: konstante Bild‑ und Klangqualität, Bonus‑Material, Kommentarspuren, alles dauerhaft zugänglich.

Fazit

Streaming hat das Erzählen nicht grundsätzlich zerstört, aber es orientiert sich derzeit stärker an kurzfristigen Metriken als an narrativer Konsistenz. Wer Geschichten produziert, sollte sie auch zu Ende erzählen dürfen. Wer dafür bezahlt, sollte das Recht haben, ein Ende zu sehen. Bis Branche und Plattformen zu diesem Grundkonsens zurückkehren, bleiben Blu‑rays und DVDs mein persönliches Sicherheitsnetz – und vielleicht die vertrauenswürdigere Bibliothek für alle, denen Geschichten mehr bedeuten als Minuten auf einer Anzeige. Es finden sich sicherlich auch noch so einige VHS-Originalbänder in meinen Sammlerregalen……

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Sonntag, 22. Juni 2025, 12:09 Uhr
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