Review Archiv – seriesly AWESOME https://www.serieslyawesome.tv/category/serien/review/ Das Blog-Zuhause der besten Serien! Mon, 28 Apr 2025 13:52:17 +0000 de hourly 1 https://www.serieslyawesome.tv/wp-content/uploads/2017/10/cropped-Unbenannt-1-1.jpg Review Archiv – seriesly AWESOME https://www.serieslyawesome.tv/category/serien/review/ 32 32 Review: „Black Mirror“ – Staffel 7 https://www.serieslyawesome.tv/review-black-mirror-staffel-7/ https://www.serieslyawesome.tv/review-black-mirror-staffel-7/#respond Mon, 28 Apr 2025 13:52:17 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=226353

Der ganz große „Black Mirror“-Hype ist längst vorüber, aber noch immer freue ich mich über neue Staffeln und Folgen der futuristischen Anthologie-Serie. Seit 10. April ist die aktuelle siebte Staffel (Trailer) bei Netflix verfügbar und nachdem Fabio euch bereits einen Blick hinter die Kulissen samt Easter Eggs zu den sechs neuen Episoden gezeigt hat, möchte ich einen Spoiler-armen Staffeleindruck nachliefern.

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Grundlegend haben Creator Charlie Brooker und sein Team die mit der sechsten Staffel inhaltlich angepasste Ausrichtung beibehalten. Auch Staffel Sieben hat einige Geschichten zu bieten, die deutlich weg vom einstigen Tech-Dystopie-Kern der Anthologiereihe hin zu emotionaleren Themen führt. Auch wenn technische Errungenschaften noch immer die Basis liefern, demonstrieren Episoden wie „Hotel Reverie“ (S07E03) oder auch „Eulogy“ (S07E05) gekonnt, dass es auch ohne große Negativ-Twists und mit deutlich mehr Fokus auf Herz-Geschichten ablaufen kann. Beide Geschichten haben mir grundsätzlich gut gefallen, auch wenn es manchmal an der Basislogik gefehlt hat.

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Vor allem beim an den Filmklassiker „Casablanca“ angelehnte „Hotel Reverie“ darf man sich die technische Herleitung nicht zu genau anschauen. Beim aufkommenden Firmennamen „redream“ hatte ich bereits beim ersten Trailer zur Staffel gehofft, es handele sich um ein Unternehmen, das Filme für Träume entwickelt, aber die Geschichte nimmt dann doch eine ganz andere Richtung ein. Die Szenen im klassischen Schwarz-Weiß-Filmsetting haben mir aber enorm gut gefallen. „Eulogy“ weiß mit dem gedanklichen Betreten alter Fotografien und Erinnerungen aufzuwarten, wobei Paul Giamatti eine eindrucksvolle Performance abliefert. Allgemein weiß auch der Cast der siebten Staffel „Black Mirror“ wieder mit vielen bekannten Namen und tollen Schauspielenden aufzuwarten. In der zweiten Folge „Bête Noire“ wusste mich sowohl Siena Kelly als Maria als auch vor allem Rosy McEwen als Verity zu begeistern.

In meinem persönlichen Highlight der Staffel, der Auftaktfolge „Common People“, spielen Rashida Jones und Chris O’Dowd ein Paar, das sich einer gesundheitlich-technologischen Misere ausgesetzt sieht. Dabei wird gekonnt das zwar nervige aber normalerweise recht harmlose Vorgehen moderner Abo-Modelle ins Extreme polarisiert. Respekt an Streamberry – äh, Netflix – dass man dieses Spielchen so zugelassen hat. Bei der noch herzlich und charmant beginnenden Geschichte bleibt einem hinten raus aber gewaltig der Klos im Hals stecken. Einziger Makel dieser Episode ist die nicht ganz authentisch wirkende Darstellung der Finanznöte des Paares. Das hätte man eigentlich ziemlich leicht glaubhafter darstellen können.

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Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich auch nicht das zweite Highlight der Staffel, auf das man sich ungewohnter Weise bereits vor Veröffentlichung freuen durfte. Mit „USS Callister: Into Infinity“ (S07E06) gibt es nämlich erstmals die Fortsetzung einer alten Folge „Black Mirror“ zu sehen. Ende 2017 ging mit „USS Callister“ (S04E01) eine damalige Fan-Liebling-Folge an den Start. Die Mischung aus modernem Multiplayer-Online-Spiel und klassischer SciFi-Serien á la „Star Trek“ wurde meiner Meinung nach gekonnt ausgebaut. Neben einigen kurzweiligen Anspielungen auf die Gaming- und Serienwelt hat man es geschafft, eine inhaltlich stimmige Überraschung für einen Abschluss der Story zu liefern.

Neben dieser bereits vor Staffelstart bekannten Fortsetzungs-Folge hat die siebte Staffel „Black Mirror“ aber auch einige weitere Rückbezüge und Boni zu bieten. So führt uns Folge Vier, „Plaything“, wieder zurück an den Ort, an dem die interaktive Folge „Bandersnatch“ gespielt hat. Das in der Folge thematisierte Spiel „Thronglets“ kann man übrigens (als Netflix-Abonnent:in) gratis über die Plattform herunterladen und spielen. Smarter Move! Gefreut habe ich mich auch über die kleine Schlagzeile über einen „Thronglets 2“-Launch in den TV-Nachrichten zum Ende der letzten Folge. Schön, dass sich „Black Mirror“ noch immer diese Liebe fürs Detail und das Besondere hat beibehalten können.

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Der ganz große „Krass!“-Effekt ist auch in dieser Staffel ausgeblieben, insgesamt haben mir die Folgen aber etwas besser als Staffel sechs gefallen. Aufgrund ein paar unüblicher Schwächen in der Basis-Herleitung der Geschichten wäre ich beinahe auf dreieinhalb Kronen runtergegangen, insgesamt war das aber schon recht sehenswert sowie vor allem erfreulich abwechslungsreich. Wirklich starke Durchhänger gab es freudiger Weise ebenfalls nicht. Das Schauspiel war beinahe durchgängig auf hohem Niveau und letztlich schafft „Black Mirror“ es auch dieses Season wieder, die aktuelle und irgendwann kommende Welt mit anderen Augen zu sehen und darüber nachzudenken, wie man sein Leben leben möchte. Entsprechend würde ich mich über eine mögliche (und bislang noch nicht offiziell bestätigte) achte Staffel der Anthologie-Serie freuen.

Bilder: Nick Wall/Netflix

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Review: „Daredevil: Born Again“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-daredevil-born-again-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-daredevil-born-again-staffel-1/#respond Thu, 17 Apr 2025 08:32:20 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=226175 Fast sieben Jahre nach dem Ende der Netflix-Serie „Daredevil“ sind Charlie Cox und Vincent D’Onofrio in ihren Paraderollen als Matt Murdock und Wilson Fisk wieder auf Kollisionskurs und sorgen erneut für tragische Ereignisse und blutige Kämpfe.

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Ursprünglich wollte Marvel für die Fortsetzung von „Daredevil“ eine Anwaltsserie mit wechselnden Fällen machen. Nach einigen Umstrukturierungen wurde die Geschichte jedoch erweitert und viele Szenen neu gedreht. Man merkt der Serie aber immer noch die ursprüngliche Konstruktion an und vieles wirkt leider etwas unausgegoren. Die Showrunner der Netflix-Serie wurden durch Matt Corman und Chris Ord ersetzt, die sich stark an der einstigen Ästhetik orientieren, ihr aber dennoch einen neuen und frischen Ansatz geben. So wirken viele Szenen etwas künstlich, etwa wenn Hell’s Kitchen in Nebel getaucht wird, aber das Ganze passt gut zur Comicvorlage. Auch der Eröffnungskampf zwischen Daredevil und seinem Rivalen Bullseye über den Dächern der Stadt ist atemberaubend. Danach nimmt das Tempo jedoch schnell ab und die eigentliche Handlung nimmt ihren Lauf. Durch Foggys Schicksal sieht sich Matt gezwungen, aus seinem selbst auferlegten Ruhestand zurückzukehren.

„Tragödien haben die Macht uns zu verändern.“ – Wilson Fisk

Über die neun Episoden hinweg lässt sich ein interessantes und unterhaltsames Wechselspiel zwischen Gut und Böse beobachten. Immer wieder verschwimmen die Grenzen zwischen Richtig und Falsch. Wilson Fisk, der eigentliche Bösewicht der Serie, ist zum ehrbaren Bürgermeister von New York aufgestiegen, während Helden wie White Tiger auf der Anklagebank sitzen. Auch die Methoden, die Matt und Wilson anwenden, scheinen sich nicht wesentlich zu unterscheiden. Das wird dann besonders deutlich, wenn in einer brutalen Parallelmontage zu sehen ist, wie Wilson den Ex-Geliebten seiner Frau Vanessa verprügelt und gleichzeitig Daredevil gegen den Serienkiller Muse kämpft. Vincent D’Onofrio ist und bleibt einer der interessantesten Marvel-Bösewichte. Seine Blicke und Gesten sind furchteinflößend, die Therapiesitzungen mit seiner Frau wirken da fast schon zu menschlich und nehmen viel von der Bedrohlichkeit.

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Muse ist ebenfalls ein spannender Gegenspieler und stammt aus der jüngeren Comic-Geschichte. Er verwendet das Blut seiner Opfer für seine Kunstwerke. Auch in seinen Graffiti, die vom eigentlichen Marvel-Künstler David Mack stammen, wird die Dualität der Figuren immer wieder deutlich. Leider wird der recht eindrucksvolle Bösewicht schon nach wenigen Episoden überwältigt und sehr schnell aus dem Rennen genommen, wodurch meiner Meinung nach einiges an Potential verschenkt wird.

Daredevil-Born-Again-Muse

Überraschend unterhaltsam ist Folge 5, die Bottleneck-Episode, in der Matt eine Bank besucht, die kurz darauf ausgeraubt wird. Die Episode ist spannend und bietet einen unerwarteten Gastauftritt von Ms. Marvels Vater als Bankangestellter, der nicht müde wird, von seiner Tochter zu erzählen. Auch das Wiedersehen mit Jon Bernthal als Punisher ist großartig. Wenn er sich am Ende zusammen mit Daredevil gegen Fisks Taskforce aus korrupten Polizisten mit Totenkopf-Emblemen auf der Brust kämpft, weckt das Vorfreude auf das kommende Punisher-Special, das noch in diesem Herbst auf Disney+ zu sehen sein soll. Das Finale ist ultrabrutal. Die Szene, in der Fisk einen untreuen Polizisten auf barbarische Weise tötet, ist eigentlich zu übertrieben. Von Fisks Truppe überwältigt, beschließt Daredevil, eine Armee zusammenzustellen. Wer genau zu seinem Team gehören wird, steht noch nicht fest. Die Nichte von White Tiger würde sich anbieten und vielleicht gibt es auch ein Wiedersehen mit den Defenders.

Fazit

Endlich sind der düstere Marvel-Held und der fiese Kingpin wieder da. Allerdings kann die Neuauflage nicht ganz mit der alten Serie mithalten.

Bilder: Disney

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Rewatch-Review: Conan, der Abenteurer S01E13 – Das Geheimnis der ewigen Jugend https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-conan-der-abenteurer-s01e13-das-geheimnis-der-ewigen-jugend/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-conan-der-abenteurer-s01e13-das-geheimnis-der-ewigen-jugend/#respond Sun, 13 Apr 2025 07:04:21 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=225987 Für meine „Rewatch-Review“ habe ich mal wieder in meiner alten VHS-Kiste gekramt und bin dabei auf die deutsch-amerikanische Fantasy-Serie „Conan, der Abenteurer“ aus den späten 1990er Jahren gestoßen. In der auf IMDb am höchsten bewerteten Episode schwingt der ehemalige Bodybuilder Ralf Möller als Conan das Schwert und versucht, einen jungen Magier zu retten. Ihm zur Seite steht die Kriegerin Red Sonja.

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Die von Robert E. Howard erfundene Figur des Barbaren Conan eignet sich meiner Meinung nach hervorragend für eine Serienadaption. Die Geschichten, die erstmals in den 1930er Jahren in amerikanischen Pulp-Magazinen veröffentlicht wurden, schildern verschiedene Abenteuer zu ganz unterschiedlichen Zeiten im Leben des Cimmeriers. Mal schlägt er sich als Pirat durch, mal kämpft er für unterdrückte Dorfbewohner:innen, mal regiert er als alter König selbst über ein Volk. Die 1998 erstmals im ZDF ausgestrahlte Serie orientiert sich weniger an der literarischen Vorlage als an den erfolgreichen Verfilmungen mit Arnold Schwarzenegger. Außerdem versuchte man, an Erfolgsserien wie „Hercules“ und „Xena“ anzuknüpfen. Dies gelang jedoch nicht ganz, weshalb nach 22 Folgen der Stecker gezogen wurde. Die Folgen sind recht simpel gestrickt. Der körperlich imposante, aber schauspielerisch etwas eindimensionale Ralf Möller zieht mit seinen Gefährten, darunter der gehörlose Krieger Zzeben (Robert McRay) und der kleinwüchsige Otli (Danny Woodburn), durch die Gegend, um den Tyrannen Hissah Zul (Jeremy Kemp) zur Strecke zu bringen. In der Episode „Das Geheimnis der ewigen Jugend“ (OT: Red Sonja) bekommt Conan Unterstützung von der Kriegerin Red Sonja (Angelica Bridges). Gemeinsam versuchen sie, einen jungen Zauberer, der Menschen ewige Jugend schenken kann, aus den Fängen eines bösen Königs zu befreien. Die beiden spärlich bekleideten Protagonist:innen verstehen sich auf Anhieb und beschließen kurzerhand, gemeinsam auf Rettungsmission zu gehen. Die Dynamik zwischen Conan und Red Sonja macht tatsächlich Laune, auch wenn hier keine Funken sprühen, sondern eher Sand aufgewirbelt wird. Die Folge lebt von der Präsenz ihrer Hauptfiguren – und vom charmanten Overacting aller Beteiligten.

„Sie ist mehr als nur eine schöne Frau. Sie ist eine große Kriegerin. “ – Conan

Die Episode ist zwar mit vielen Kämpfen gespickt, doch diese lassen einen nur bedingt über die dünne Story hinwegsehen. Zu wackelig ist die Kameraführung und zu abrupt sind die Schnitte, als dass sich hier wirklich Spannung aufbauen könnte. Immerhin bleibt man von schlechten Computereffekten verschont, von denen es in anderen Folgen der Serie deutlich mehr zu sehen gab. Als Conan und seine Gefolgschaft sich dem Königshaus nähern, bekommen sie es mit den Soldaten des Königs zu tun. Wie gut, dass eine nicht ganz so unscheinbare Dorfbewohnerin für Ablenkung sorgt: Die Moderatorin und Entertainerin Verona Pooth (damals noch Feldbusch) hat hier einen überraschenden Gastauftritt. Ihre schauspielerischen Möglichkeiten sind überschaubar, doch als popkulturelle Kuriosität funktioniert der Auftritt ganz gut.

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Das Ganze erinnert leider mehr an eine Folge „Power Rangers“ als an ein echtes Fantasy-Spektakel. Alles erscheint etwas unfreiwillig komisch und die eingestreuten Witze mit Otli wirken ebenso deplatziert wie die Kommentare über die weibliche Kriegerin. Leider bietet auch das Ende kaum Überraschungen. Bleibt zu hoffen, dass wir in absehbarer Zeit eine gelungenere Neuinterpretation zu sehen bekommen.

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Fazit

Trashige Fantasy mit nostalgischem Charme. Die Begegnung mit Red Sonja bringt zwar frischen Wind, kann aber leider nicht wirklich über die dünne Story und die einfache Umsetzung hinwegtrösten.

„Conan, der Abenteurer“ ist derzeit kostenlos bei freevee verfügbar. Allerdings sind hier die Folgennummern und Titel etwas durcheinander geraten. Wer die oben genannte Episode sehen möchte, spielt am besten Episode 19 ab.

Bilder: Syndication

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Review: „1923“ – Staffel 2 (Serienfinale) https://www.serieslyawesome.tv/review-1923-staffel-2-serienfinale/ https://www.serieslyawesome.tv/review-1923-staffel-2-serienfinale/#respond Sat, 12 Apr 2025 16:18:10 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=226045 Über drei Handlungsebenen hat Serienschöpfer Taylor Sheridan „1923“ in der 1. Staffel entwickelt – ich hab’s in meinem Review zu Staffel 1 des „Yellowstone“-Spin-Offs ausführlich beschrieben. Das setzt sich auch in Staffel 2 fort. Eine Verbindung aller drei Ebenen im Serienfinale findet nicht statt – aber immerhin werden zwei lose Enden im großen Finale zusammengeführt. Das gelingt allerdings recht unspektakulär und eher bemüht – letztlich enttäuscht die 2. Staffel und bleibt definitiv hinter der Qualität der anderen Serienerzählungen von Taylor Sheridan zurück, inbesondere auch im „Yellowstone“-Universum. An das Highlight „1883“ kam schon die erste Staffel nicht heran.

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Wie am Ende von Staffel 1 vorbereitet, erzählt Sheridan die Teilgeschichten abwechselnd weiter – mal liegt der Schwerpunkt bei den Duttons auf der Ranch in Montana, mal beim Weg von Spencer Dutton quer durch Amerika, mal bei der Flucht der jungen Indigenen Teonna Rainwater. Sheridan splittet Spenders Geschichte sogar noch auf, nachdem sich die Wege von Spender und seiner Frau Alexandra trennen. Auch in Staffel 2 bleibt Sheridan dem langsamen Erzähltempo treu. Das geht mir vielfach ehrlicherweise zu langsam voran. Klar, gerade bei Spencers und Alexandras Reise durch Amerika will der Serienschöpfer nochmals die damaligen Zustände deutlich machen – wie lange die Reisen von einer Stadt zur anderen dauerten, wie viele Wochen ins Land gehen können, um von Küste zu Küste zu reisen, und wie bestimmte Wetterverhältnisse eine Weiterreise um Wochen verzögern können. Was mir gut gefallen hat, ist die Detailtreue, die das „1923“-Produktionsteam an den Tag legt. Viele brisante Themen der damaligen Zeit werden gestriffen: Die Prohibition wird mit eingebaut, die Rolle der Frauen, die sich entwickelnde Industrialisierung mit dem Aufkommen des Automobils, und der Hang zur Selbstjustiz. Ganz amüsant ist dabei, wenn Donald Whitfield (gespielt von Bond-Darsteller Timothy Dalton) entdeckt, dass man eine Freizeitbeschäftigung von Norwegern zu Geld machen kann – das Skifahren.

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Ansonsten finde ich vieles rund um Whitfield eher unstimmig – er wird zwar als der große Gegenspieler der Duttons aufgebaut, zur direkten Konfrontation mit Spencer Dutton kommt es aber leider erst ganz am Ende der Serie – und bleibt unverhältnismäßig kurz. Auch eine ausführlichere, tiefgründigere Konfrontation mit Jacob Dutton und damit mit Darsteller Harrison Ford hätte ich mir gewünscht – da lässt „1923“ aus meiner Sicht viel Potenzial liegen.

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Auch die Geschichte um Teonna Rainwater macht für mich irgendwie keinen Sinn. Klar, so bereitet Taylor Sheridan die Rainwater-Linie für „Yellowstone“ vor, das passt für mich aber nicht in das Gesamtgefüge von „1923“ – wäre möglicherweise eine eigene Mini-Serie wert gewesen oder einmal eine lange Einzelepisode. Immerhin schafft es der Serienschöpfer in diesem Handlungsstrang, gerade de Umgang mit den amerikanischen Ureinwohnern zu thematisieren. Das geht mitunter drastisch und brutal zu, siehe auch Staffel 1.

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Klar war von Anfang an, dass „1923“ 2 Staffeln bekommen würde. Insofern war auch klar, dass die Handlungsebenen zu einem Ende gebracht werden mussten. Im Gegensatz zu Staffel 1 hat Staffel sieben statt acht Folgen, dafür läuft das Serienfinale in Spielfilm-Länge. Warum das erschließt sich mit allerdings nicht. Da Taylor Sheridan bei seinem mäßigen Erzähltempo bleibt, hätte man die knapp 100 Minuten locker in zwei Episoden aufteilen können. Der Dramaturgie oder dem Erzählfluss hätte es wirklich nicht geschadet. Ansonsten ist in diesem langen Finale dann doch einiges ziemlich bemüht, insbesondere die Situation auf dem Bahnsteig, wenn der lang erwartete Spencer Dutton endlich eintrifft. Da passiert dramaturglisch leider fast gar nichts – uns wird lediglich eine plumpe Schießerei geliefert, bei der sich auch noch Banner Creighton geläutert zeigt, aber dann keine wirkliche Rolle spielt. Auch hier wird viel verschenkt, besonders aber eben im Nachgang zur Schießerei, wenn Spencer Dutton mit Whitfield abrechnet. Wie die beiden Duttons dann heldenhaft inszeniert die brennende Villa verlassen, ist dann schon fast peinlich.

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So ist für mich „1923“ die erste große Enttäuschung im „Yellowstone“-Universum. Die 15 Folgen erfüllen im Prinzip nur eine chronistische Pflicht, um uns auf dem Laufenden zu halten, wie es mit den Duttons nach „1883“ und auf dem langen Weg in die Jetzt-Zeit weitergegangen ist. Noch nicht einmal die Idee, Isabel May, die in „1883“ Elsa Dutton gespielt hat, als Erzählerin auch in „1923“ stattfinden zu lassen, macht in irgendeiner Art und Weise Sinn (mehr zu den Verbindungen der Charaktere gibt’s hier im Familien-Stammbaum der Duttons). Dazu trägt allerdings auch Isabel Mays lustloser Erzählstil bei, der in der Synchro mit Luisa Wietzorek nicht viel besser gelingt. Sie bestreitet den Prolog und erzählt, wie Spencer Duttons Leben bis zu dessen Tod weitergegangen ist – hier verbaut man sich dann leider auch noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten rund um die wohl interessanteste Figur in „1923“. Nächste Etappe wird dann wohl „1944“ – das nächste Spin-Of, dass die Geschichte der Duttons in Montana weitererzählen soll. Hoffen wir das Beste.

Bilder: Paramount

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Review: „Million Dollar Secret“ (Netflix Game Show) https://www.serieslyawesome.tv/review-million-dollar-secret-netflix-game-show/ https://www.serieslyawesome.tv/review-million-dollar-secret-netflix-game-show/#respond Sat, 12 Apr 2025 13:55:39 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=226034

Als Fan von Social Deduction Games wie „Die Werwölfe von Düsterwald“ erfreue ich mich am in den letzten Jahren aufgekommenen Trend, vieler Reality-TV-Shows, die in diese Richtung gehen. Nach Formaten wie „The Mole“ oder „Die Verräter“ gibt es mit „Million Dollar Secret“ seit Kurzem auch einen ganz besonders spendablen Vertreter dieses Genres. Die Netflix-Show schenkt einer Person bereits zu Beginn der ersten Folge eine Million US-Dollar. Behalten darf sie diese im Geheimen zugetragene Gewinnsumme jedoch nur, wenn sie bis zum Ende der Staffel nicht von den anderen Teilnehmenden rausgewählt wird. Diese Woche sind die letzten Folgen der Game Show erschienen und ich möchte euch im Spoiler-freien Review aufzeigen, weshalb man „Million Dollar Secret“ schauen sollte und welche Schwächen das Spiel besitzt.

Täuschung & Taktik

Das Grundprinzip von „Million Dollar Secret“ bietet durchaus Spannung. Alle Teilnehmenden öffnen morgens eine auf ihren Hotelzimmern befindliche Holz-Schatulle, wobei eine davon mit Geldscheinen gefüllt ist. Die neureiche Person muss dann versuchen, möglichst unauffällig zu sein und durch die Votings zu gelangen, in denen die anderen Kandidat:innen versuchen, die Person mit dem Geld aus dem Spiel zu bewegen.

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Das Salz in der Suppe sind kleine Aufgaben, die dem aktuellen „Millionaire“ Tag für Tag gestellt werden. Die kleinen „Agendas“ sind bestimmte Aktionen, die im Laufe des Tages im Zusammensein mit anderen Kandidat:innen vollzogen werden müssen. Bei einem Erfolg erhält die Person mit dem Geld einen Bonus, zum Beispiel dass die eigene Stimme bei der Abstimmung mehrfach zählt. Bei Misserfolg kann es negative Konsequenzen mit sich bringen, zum Beispiel automatische Stimmen gegen einen. Verzwickt wird es, weil alle anderen wissen, dass es Aufgaben gibt und nach Auffälligkeiten schauen. Neben eine ausgeprägten Paranoia bringt diese Mechanik auch einiges an taktischer Finesse mit ins Spiel. Diese wird noch darin gesteigert, dass alle Kandidat:innen regelmäßig in Spielen gegeneinander antreten, wobei lediglich aus dem gewinnenden Team eine Person einen Tipp erhält, wer aktuell die Million „besitzt“. Dabei steht es der Person frei, ob sie diese Information mit den anderen teilt, sie geheimhält oder lügt.

Nicht ganz durchdacht…

Das klingt alles enorm reizvoll und hat auch – vor allem hinten heraus – einige richtig gute Momente. Aber einiges wirkt auf mich noch nicht gut genug durchdacht. Bei den Agendas für die Million-Person hätte ich mir gewünscht, dass es auch (mehr) Agendas für andere Personen gibt, so dass mehr Durcheinander entsteht. Die Agendas haben in Kombination mit einigen verdammt guten Hinweisen das Leben derjenigen mit Geld schon gewaltig erschwert. Dass man das Geld entweder von sich aus oder durch andere Leute weiterreichen kann bzw. muss, finde ich grundsätzlich gut. Es wirkt aber lange so, als sei es eher ein Malus, zu Beginn der Sendung die Million zu haben. So steigt die Wahrscheinlichkeit, nicht bis zum Ende durchzuhalten.

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Allgemein fußt mir die Show zu sehr auf Glück. Vor allem im Finale wird vorherige Leistung (im Sinne von der erfolgreichen Täuschung von sich als Million-Besitzer:in weg) nicht gehaltvoll genug honoriert. Stattdessen hat man als Person, die zuvor nie die Million hatte und nicht als „starke“ Person wahrgenommen wird, enorm gute Chancen, bis ins Finale zu gelangen und dann sogar die Million zu erhalten. Das empfinde ich – vor allem vor dem Hintergrund dieser gewaltigen Summer – dann doch für unfair.

Der Host von „Million Dollar Secret“ ist übrigens niemand Geringeres als Peter Serafinowicz, der The Tick in der gleichnamigen Serie gespielt hat und mir als Pete in „Shaun of the Dead“ erstmals begegnet ist. Serafinowicz‘ Stimme und Ausstrahlung als leicht versnobter und wohlhabener Inhaber eines gewaltigen Anwesens funktionieren wunderbar und sind eines der Highlights der Show.

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Das Grundprinzip von „Million Dollar Secret“ gefällt mir genauso gut wie die Aufmachung. Im hochwertig inszenierten Luxus-Hotel „The Stag“ zeigt sich Peter Serafinowicz als stil- wie anspruchsvoller Gastgeber, der einige interessante Challenges für Teams sowie Einzelpersonen bereithält. Leider hat das Format die Konzeptidee aber nicht vollends ausschöpfen können, so dass die Spielbalance und dramatische Kurve nicht ganz gegeben ist. Trotz einiger Schwächen ist die Show ein gefundenes Sehfutter für all jene, die gerne Social Deduction Games spielen oder anschauen.

2. Staffel von „Million Dollar Secret“?

Noch ist nicht bekannt, ob „Million Dollar Secret“ eine zweite Staffel erhalten wird. Grundsätzlich halte ich das Setting für durchaus gut genug, auch die breite Masse zu erreichen. Wenn entsprechende Verbesserungen vollzogen werden, kann das eine richtig gute Spielshow werden. Aber – und das ist ein Millionen-Dollar-schweres „Aber“ – die Gewinnsumme ist extrem hoch. Auch die Produktion dürfte mit der Location und Aufmachung zumindest mal nicht die günstigste unter den Reality-TV-Shows sein. Da dürfte es sich Netflix zwei Mal überlegen, ob man das nochmal macht. Ich hätte persönlich jedoch nichts gegen eine zweite Staffel von „Million Dollar Secret“ einzuwenden.

Bilder: Netflix

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Review: „Adolescence“ (Netflix, Staffel 1) https://www.serieslyawesome.tv/review-adolescence-netflix-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-adolescence-netflix-staffel-1/#respond Fri, 11 Apr 2025 17:41:55 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=225997 Schon erstaunlich, dass eines der Hauptthemen in der Serienwelt in den ersten Wochen dieses Jahres eher eine spezielle Drehtechnik ist und weniger eine neue Staffel der großen Serien wie „Stranger Things“ oder „House of the Dragon“. Es geht um die One-Shot-Technik, über die ich kürzlich hier im Blog schon ausführlich berichtet habe. Sie findet aktuell in mitunter bemerkenswerten Serien-Produktionen aller großen Streamingdienste Verwendung, von „The Studio“ bei Apple TV+ über „Daredevil: Born Again“ bei Disney+ bis zu „Adolescence“ bei Netflix. Während die Technik, bei der alles in einem einzigen Take ohne jeglichen Schnitt aufgenommen wird, bei der Marvel-Produktion auf einen Teil einer Folge beschränkt ist und in „The Studio“ immerhin für eine ganze Folge eingesetzt wird, findet sie bei „Adolescence“ in allen Folgen der Serie Verwendung. Eine Herausforderung in der Produktion, dazu in der Form bislang ziemlich einzigartig und mit interessanten Einflüssen darauf, wie wir als Zuschauer:innen diese Serie wahrnehmen.

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Grundsätzlich wird diese Technik verwendet, um eine große Nähe zwischen Handlung und Zuschauer:innen zu erzeugen. Man wird sozusagen in das Geschehen hineingezogen, ist Teil der Ereignisse, verfolgt die handelnden Person aus eine beobachtenden Perspektive. Ein interessanter Effekt, der auf hervorragende Weise in „Adolescence“ zum Tragen kommt – vor allem in der ersten Folge, die perfekt mit dieser Technik spielt. Im Prinzip geht es um die Ermittlungen zu einem Mord an der Schülerin Katie Leonard. Im Verdacht steht ihr 13-jähriger Mitschüler Jamie Miller, der zu Beginn der ersten Folge morgens im Haus seiner Eltern von der Polizei festgenommen wird. Das erleben wir zunächst als passive Begleitung der beiden ermittelnden Polizist:innen – alles fängt ganz ruhig an, doch das ändert sich schnell, als die Polizei-Einheit bei den Millers vorfährt und mit Gewalt ins Haus eindringt. Die ersten Minuten sind dann extrem dramatisch – wir stürmen das Haus mit, stehen quasi bei der Festnahme direkt dabei, erleben alles hautnah mit. Das ist von Regisseur Philip Barantini und dem Kamera-Team um Matthew Lewis richtig gut gemacht – eine dramatische, beklemmende, extrem unangenehme Situation. So geht es weiter: Die Kamera bleibt dicht an den Figuren, folgt ihnen durch Verhöre, häusliche Konflikte und emotionale Zusammenbrüche. „Diese filmische Herangehensweise lässt uns Zuschauer:innen das Geschehen in Echtzeit miterleben, als wären wir selbst Teil der Ermittlungen“, wie Florian Schmidt es für den NDR beschreibt.

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Netflix‘ „Adolescence“: Alle 4 Folgen jeweils als One-Shot gedreht

Hier muss ich nochmal ein paar Worte zu dieser speziellen Drehtechnik verlieren. Für jede Folge hatte das Produktionsteam drei Wochen Zeit zur Verfügung. Die Schauspieler:innen lernten in der Zeit zunächst die Dialoge schrittweise auswendig, dann wurden die Kamerabewegungen genau einstudiert. In der jeweils finalen Drehwoche entstanden dann rund zehn Takes pro Folge, aus denen dann die beste Fassung als Final Cut ausgewählt worden ist. Die drei Drehwochen wurden auch genutzt, um die Drehbücher teilweise anzupassen, da die ursprünglichen Dialoge mitunter nicht mit der One-Shot-Technik zusammenpassten. Wie Alfred Hitchcock in der Nachbetrachtung zu seinem wegweisenden Film „Rope“ (bei uns „Cocktail für eine Leiche“) in One-Shot-Technik bemerkte (siehe meinen separaten Beitrag), machte sich auch hier die fehlende Möglichkeit von Schnitten als eine Technik für Dramaturgie bemerkbar. Wer die Folgen sieht, wird sich mitunter wundern, wie das überhaupt in einem Take produziert werden konnte – dafür war ein ganzes Team von Operateuren notwendig.

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Die Kamera wurde an Kamerakränen und Drohnen befestigt und zwischen mehreren Kameraoperateuren herumgereicht, die zum Teil von der Requisite ausgestattet werden mussten, da sie auf den Aufnahmen zu sehen sind. Mehr zu den Produktionshintergründen gibt es in diesem ausführlichen Beitrag von RadioTimes und in diesem Text von The Hollywood Reporter.

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„Adolescence“ als Statement zu Misogynie und der Verbreitung eines toxisch-männlichen Weltbilds

Zurück in die Folge: Jamie wird mit aufs Revier genommen, alles erfolgt weiterhin in Echtzeit, wobei wir nicht durchgehend bei Jamie bleiben, sondern mal mitgenommen werden in die Büros der Ermittler, dann zum Eintreffen des Pflichtverteidigers, dann zum Verhörraum. Sich kreuzende Wege der Figuren werden zum Anlass genommen, die Perspektive zu wechseln und an einen anderen Handlungsort mitgenommen zu werden. Diese Szenen leben neben der ungewöhnlichen Drehtechnik auch von den starken schauspielerischen Leistungen von Owen Cooper, der mit der Darstellung von Jamie sein Debüt gibt, und von Stephen Graham (gleichzeitig Co-Autor der Serie), der Jamies Vater spielt. Owen Cooper spielt die verschiedenen, teils extremen Gefühlslagen von Jamie wirklich großartig, bis hin zum Höhepunkt der Folge, in der Jamie und sein Vater ein Video einer Überwachungskamera vorgespielt bekommen, in dem die Tat vollständig zu sehen ist. Hatte man vorher noch mit dem Charakter Jamie sympathisiert und irgendwie gehofft, dass bei den Ermittlungen ein Missverständnis vorliegt, so bricht jetzt nicht nur für Jamies Vater eine Welt zusammen, sondern auch wir Zuschauer:innen werden angesichts der Tat geschockt zurückgelassen.

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In der 2. Folge geht’s dann gar nicht mit Jamie weiter, sondern ein paar Tage nach der Tat mit den Ermittlungen an der Schule. Hier entfalten Stephen Graham und Co-Autor Jack Thorne die komplette Dimension dieses Falls – mit allen Hintergründen und Abgründen, die sich in der Welt der Schüler:innen offensichtlich auftut. Im Gegensatz zur ersten Folge kann diese Episode den One-Shot-Effekt viel weniger nutzen – klar bringt sie hier und da nochmal eine besondere Nähe, doch angewiesen auf den One-Shot-Effekt wäre die Handlung dieser Folge nicht gewesen. Das gilt auch für die 3. Folge, die sich wieder nur um Jamie dreht. Dessen Charakter wird in einem Gespräch mit einer Gutachterin komplett entblößt, und wer nach der ersten Folge noch eine gewisse Sympathie für Jamie empfunden hatte, wird diese in der Folge recht schnell verlieren. In Folge 4 sind wir dann einige Monate später wieder bei den Millers zu Hause, wo Vater Eddie seinen 50. Geburtstag begeht. Die Millers sind bemüht, das Gefühl einer heilen Welt entstehen zu lassen, doch das Leben von Vater, Mutter und Tochter sind immer noch geprägt von der mutmaßlichen Tat Jamies. Jetzt lernen wir von Eddie ganz andere Seiten kennen – der Vater, in Folge 1 noch am Boden zerstört und komplett aufgelöst, gibt sich jetzt aggressiv, jähzornig, kämpferisch, ungezügelt. Gewisse Parallelen zu Jamies Verhalten in Folge 3 lassen sich erkennen, und diese Folge profitiert auch wieder mehr von der One-Shot-Technik – vor allem dann, wenn die Familie im Van zurück nach Hause fährt und sie ein beklemmendes Telefonat mit Jamie führen, der ihnen mitteilt, sich umentschieden zu haben und jetzt doch ein Geständnis ablegen zu wollen. Das sind wirklich extrem bedrückende Momente, die wir da in Echtzeit miterleben. Eddie leiden zu sehen, bricht einem das Herz. Für mich passt das Ende der Staffel, obwohl ich mir auch gut eine zusätzliche Folge zum weiteren Schicksal von Jamie hätte vorstellen können.

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Netflix-Serie „Adolescence“ stößt einen gesellschaftlichen Diskurs an

„Adolescence“ ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Das gilt natürlich wegen der besonderen Produktionsart, aber auch wegen des Inhalts. Jack Thorne und Stephen Graham positionieren ihre Serie als Statement zu Misogynie und der Verbreitung eines toxisch-männlichen Weltbilds auch unter Jugendlichen. Auslöser dafür, dass sich Stephen Graham mit dem Thema befasste, war der Tod zweiter Schülerinnen in Liverpool und London, bei denen Jungen im Teenager-Alter als Täter ermittelt wurden. Beide Taten ereigneten sich im Umfeld der Incel-Kultur – die in „Adolescence“ betrachtet wird. Incel steht dabei für „involuntary celibate“ – also „unfreiwillig zölibatär“ – und bezieht sich auf Männer, die sich von Frauen sexuell abgelehnt fühlen. Es entwickelt sich ein tief verwurzelter Frauenhass, über den sie sich in sozialen Netzwerken austauschen. Drehbuchautor Jack Thorne wird vom NDR dazu zitiert, wie leicht junge Männer in diese Strömungen hineingezogen werden: „Wenn ich als Teenager hören würde, dass sich 80 Prozent der Frauen für 20 Prozent der Männer entscheiden – und ich also manipulieren muss, um Anerkennung zu finden – dann hätte mich das überzeugt.“

Graham und Thorne wollen mit der Serie das Versagen des britischen Schulsystems bei misogynen Entwicklungen aufzeigen, männliche Wut untersuchen und einen Diskurs über den korrekten Umgang mit sozialen Medien eröffnen. Das gelingt ihnen durch die Darstellung und die Umsetzung auf drastische Weise extrem gut, ohne dass sie Gefahr laufen, in Klischees abzurutschen, Stereotype abzubilden, zu werten oder zu übertreiben. Die niederschmetternde Realität dieses Falls wird weder überdramatisiert noch überdreht. Emotionen der Opferseite werden zum Beispiel komplett ausgeblendet – diese Perspektive wird gar nicht beleuchtet, sondern der Fokus liegt komplett auf der (männlichen) Täterseite. Durch die One-Shot-Technik wird’s fast schon dokumentarisch, mit einem neutralen Blick auf die Ergebnisse rund um die Millers. Damit gelingt der Serie etwas Außergewöhnliches – sie hat in der (britischen) Gesellschaft einen breiten Diskurs über diese Themen ausgelöst, dazu über den Einfluss und die mögliche Reglementierung von sozialen Medien. Sie macht sprachlos und in gewisser Weise auch hilflos – was jener Moment besonders dokumentiert, wenn Ermittler Detective Inspector Luke Bascombe mit seinem Sohn spricht und dieser ihn darüber aufklärt, welche Bedeutungen welche Symbole, Wörter und Statements in den sozialen Medien haben – für Bascombe eine vollkommen unbekannte Welt, die auch so manche Eltern ratlos vor dem Bildschirm zurücklassen dürfte. An diesen Stellen klärt die Serie auf: Sie liefert zwar keine Lösungen, aber einen ziemlich deutlichen Denkanstoß – besser geht’s nicht.

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Großer Erfolg für Netflix: Gibt es von „Adolescence“ eine 2. Staffel?

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Darüber hinaus wurde „Adolescence“ für Netflix bis heute zu einem großen Erfolg: Sie gehört zu den fünf am häufigsten abgerufenen Serien, in Großbritannien ist sie die meistgesehene Streamingserie überhaupt. Und: Die vierteilige Serie führte als erste Streamingsserie die britischen Fernsehcharts an und schlug dabei auch linear ausgestrahlte Programme. Und es ist gut möglich, dass es (auch deswegen) mit „Adolescence“ weiter geht, obwohl sie als Miniserie angelegt ist. Aktuell laufen die Verhandlungen über eine 2. Staffel.

Bilder: Netflix

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Review: „Mythic Quest“ – Staffel 4 https://www.serieslyawesome.tv/review-mythic-quest-staffel-4/ https://www.serieslyawesome.tv/review-mythic-quest-staffel-4/#respond Wed, 26 Mar 2025 07:02:55 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=223610

Heute ist die letzte Folge der vierten Staffel „Mythic Quest“ (Trailer) auf Apple TV+ veröffentlicht worden. Ich war immer großer Fan der Comedyserie, so dass ich mir die zehn jeweils rund halbstündigen Episoden binnen der letzten beiden Wochen angeschaut habe. Kurzweilige Unterhaltung, die man gut am Stück wegschauen kann, ist auch die neueste Staffel der Serie wieder, aber leider kommen ein paar Einschränkungen daher, die ich euch im Spoiler-armen Review mitteilen möchte.

Wo ist der Hauptquest?

An sich hat „Mythic Quest“ schon immer ein vielseitiger Cast sowie das Eintauchen in die Geschichten der Randfiguren ausgemacht. Und so gibt es auch in der vierten Staffel viele kleine Geschichten und Entwicklungen zu etlichen Charakteren zu sehen. Vielleicht ist das aber auch der Grund dafür, dass sich die neue Season so lose anfühlt. Das ist für sich genommen alles nettes Stückwerk, fügt sich aber leider nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammen.

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Dass man sich bei den eh schon überschaubaren zehn Episoden direkt mehrere Exkurs-Episoden erlaubt, trägt sein Übriges dazu bei. Bei einer aus Brads Sicht und im Heist-Stile erzählten Geschichte könnte man noch von einer reinen Inszenierungs-Abkehr reden. Bei „Rebrand“ (S04E08) spielt sich das Geschehen jedoch zum absoluten Großteil der Handlung fernab unserer Hauptfiguren ab. Den Ansatz, Einblick in das Leben eines Streamers zu zeigen, fand ich dabei eigentlich recht aufregend. Leider hat man aber Potenzial liegen lassen und lässt in der Folge vor allem Griffigkeit vermissen. Vielleicht hätte man die Folge besser als Einzelepisode im heute veröffentlichten Anthologie-Spin-off „Side Quest“ erzählt?

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Irgendwie ironisch ist es dann, dass mit „The Villain’s Feast“ (S04E04) auch die Highlight-Folge dieser Staffel ein gewisses Eigenleben abseits der Norm der Serie führt. Die Episode ist wie eine Murder Mystery aufgebaut und bietet einige wirklich tolle Momente, auch wenn ich mir insgeheim etwas mehr Gaming-Mechanik erhofft hatte. Allgemein wird in dieser Staffel gefühlt so wenig gespielt wie in keiner vorherigen. Ich dachte, es geht um Videospiele?!

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Letztlich wird aber nicht nur diese Exkursfolge wieder vom ewig-währenden Spielchen zwischen Ian und Poppy durchzogen. Das dauernde Wiederholen der gleichen Beziehungsprobleme nervt mittlerweile, auch wenn sich durchaus signifikante (und notwendige!) Veränderungen in der Staffel ergeben.

Dabei hatte die Staffel auch viele gute Dinge zu bieten. Davids Meeting zum Bannen von Inhalten auf der „Playpen“-Plattform war grandios, es gibt noch immer scharf geschriebene Dialogzeilen zu hören und moderne Aspekte wie das Aufkommen künstlicher Intelligenz werden angemessen und unterhaltsam eingebunden. Dennoch fühlt es sich ein bisschen so an, als sei das Konzept „Mythic Quest“ auserzählt. Die Figuren funktionieren noch an und für sich, aber das reicht ohne eine verbindende Hauptstory nicht, um mehr als nette Unterhaltung zu bieten. Für sich gibt es gute Szenen oder gar vereinzelt überdurchschnittliche Episoden zu sehen, als Gesamtkonstrukt fehlte mir da aber einiges, um eine wirklich gute Staffel auszumachen.

Ein kleiner „Schimmer Hoffnung“ ist eine Expansion für das Hauptspiel, das sich zumindest zeitweise wie ein roter Faden durch die Staffel zieht und vor allem Ian und Poppy eine gewisse Führung geboten hat. Dabei wird „Elyssium“ wie der Koffer in „Pulp Fiction“ ausgespielt: ein mysteriöses Licht im Gesicht der verblüfften Betrachtenden, wirklich etwas zu sehen vom Ergebnis bekommen wir aber nie. Viel wichtiger für die Figuren und die weitere Serienentwicklung selbst sind charakterliche Meilensteine, die sich im durchaus gelungenen Staffelfinale für bspw. Ian, Poppy und Jo ergeben. So hat man dann doch noch einen gewissen Richtungswechsel initiiert, der schwer vonnöten war. Dabei hat mir vor allem Jos „Misere“ gefallen.

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Noch immer steht „Mythic Quest“ für kurzweilige Unterhaltung mit funktionierenden Charakteren sowie dem einen oder anderen Seitenhieb gegen die moderne Gesellschaft und Gaming-Industrie. Aber Staffel 3 war klar besser. Das liegt neben der allgemein höheren Durchschnittsqualität vor allem daran, dass sich jene runder und stringenter angefühlt hat. Staffel Vier wirkt deutlich zerstückelter und weiß trotz einiger übergreifender Entwicklungen kein stimmiges Bild abzugeben. So bleiben einige richtig gute Szenen sowie die Gewissheit, mehr Zeit mit diesen liebevoll durchgeknallten Figuren verbringen zu können – mehr aber auch nicht. Wobei: Ein bisschen „mehr“ gibt es dann doch! Neben dem Staffelfinale wurden heute nämlich auch direkt alle vier Episoden des „Mythic Quest“-Spin-offs „Side Quest“ auf Apple TV+ veröffentlicht.

5. Staffel von „Mythic Quest“?

Noch wurde nicht offiziell bestätigt, dass es eine fünfte Staffel von „Mythic Quest“ geben wird. Das größere Investment in die Spin-off-Folgen lassen aber zumindest mal grundlegende Motivation diesbezüglich erahnen. Auch dürfte die Produktion verhältnismäßig günstig sein. Die Geschichte einiger Figuren sowie MQ als solches bieten auch durchaus noch Potenzial, um mehr zu erzählen. Dennoch denke ich, dass man es dann auch bei einer möglichen fünften Staffel belassen und der Serie einen Abschluss liefern sollte.

Bilder: Apple TV+

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Review: „Severance“ – Staffel 2 https://www.serieslyawesome.tv/review-severance-staffel-2/ https://www.serieslyawesome.tv/review-severance-staffel-2/#comments Sat, 22 Mar 2025 07:33:44 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=219945

Drei Jahre mussten wir auf die zweite Staffel von „Severance“ warten, jetzt ist sie auch schon wieder vorbei. Gestern wurde das Staffelfinale bei Apple TV+ veröffentlicht. So sehr sich auch diese Season wieder für Einzelfolgen-Reviews angeboten hat, fehlte mir (und anderen seriesly-Teammitgliedern) leider die Zeit dazu. Aber diesem Schwergewicht moderner Serienunterhaltung gebührt natürlich zumindest ein Staffelreview – wie bereits zur großartigen ersten Staffel geschehen.

Gewachsenes „Severance“

Die haben damals noch erschreckend wenige direkt angeschaut. Klar, Apple TV+ ist nicht ganz so stark verbreitet, aber dennoch schien diese ausgefallene Qualitätsserie eher hinter Platform-Größen wie „Ted Lasso“ zurück zu bleiben. Entsprechend hat es mich gefreut, dass trotz (oder gerade wegen?) der dreijährigen Pause eine enorm gestiegene Aufmerksamkeit für die Serie als solche zu verzeichnen war und ist. Das wird der Größe dieser Serie deutlich gerechter, auch wenn es ein bisschen schade ist, dass damit auch das letzte Bisschen einer Art Geheimtipp-Charakter weg ist und man sie kaum mehr jemandem empfehlen kann, da sie eh allseits bekannt ist.

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Staffel 2 von „Severance“ hat so einiges zu bieten. Zum Beispiel das neue Intro, das ebenso fantasisch surreal animiert und voller versteckter Andeutungen ist, die von Folge zu Folgen klarer werden. Kleine Fanservice-Gags, wie dass Milchick vorlesen muss, wie ihn jemand „Milkshake“ nennt. Oder die Gaststars! Ben Stiller hatte wohl Barack Obama dafür angefragt (der leider keine Zeit hatte), aber dann immerhin Keanu Reeves als Stimme eines animierten Lumon-Gebäudes gewinnen können. Hinzu gesellen sich bspw. das neue Macrodata-Refinement-Übergangsteam mit unter anderem Alia Shawkat („Arrested Development“) oder auch „Game of Thrones“-GOAT Gwendoline Christie. Das sind aber alles eher nette Nebeneffekte der zweiten Staffel einer groß gewordenen Serie. Letztlich kommt es auf den Inhalt an. Oder wollen wir sagen, auf den Serien-Innie?

Innie-Qualität

Meiner Meinung nach schafft es „Severance“ wunderbar, das Leben der Innies auf eine neue Entwicklungsstufe zu bringen. Haben wir deren vorbildliches und routiniertes Arbeitsleben in all seiner abstrakten Tristheit in Staffel 1 beobachten können, werden die Innies flügge und entwickeln gewissermaßen einen eigenen Willen. Das Erkosten eines kleinen Stückes Außenlebens hat eine gedankliche Entwicklung in Gang gesetzt, die kaum mehr aufzuhalten scheint. Es wirkt, als schaue man größeren Kindern beim Schritt ins Erwachsenwerden zu.

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Neben der weiter aufgebauschten Mystik rund um Lumon und Kier gibt es aber auch ganz viel Emotionalität zu sehen. Burk und Irving haben einfach eine unfassbare Chemie und die Idee einer surreal wirkenden Dreiecks-Beziehung zwischen Dillans Outie, Dillans Frau und Dillans Innie ist einfach exzellentes Fernsehen. Auch die Love-Story zwischen Innie-Mark und Helly nimmt Fahrt auf, auch wenn alles etwas anders läuft, als gedacht. Das Doppelrollen-Spielchen um Helena hat man zwar bereits einige Zeit zuvor fühlen können, aber der Dreh war schon smart gemacht. Allgemein ist es herrlich, Britt Lower in dieser Quasi-Doppelrolle zu sehen zu bekommen. Wie deutlich sie zwischen der notgedrungen in eine gefühlskalte Abgeklärtheit gedrängte Helena-Figur und der jungfräulich-naiv wirkenden Helly R. wechselt, ist wunderbar anzuschauen.

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Ernst wird es aber auch. Besonders hängen geblieben ist mir ein fantastisch gespielter Moment zwischen Milchick und Natalie Kalen im Dialog über seltsame Gemälde-Anfertigungen. Auch die Offenlegung von Colbels Vergangenheit hatte starke dramaturgische Wirkung, auf inhaltlicher wie schauspielerischer Ebene. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Exkursfolgen nicht immer bei mir funktioniert haben. Das mag zum einen an der Ausführung liegen, vor allem aber an der Fülle. Für sich genommen waren diese besonderen Episoden nicht mal schlecht, im Gegenteil, sie waren für viele besondere Momente gut, aber insgesamt fühlt sich die Staffel dadurch teilweise stückhaft an. Vor allem in diesen Exkursfolgen sind einige Segmente zu sehr in die Länge gezogen, auch wenn wir massig schöne Landschaftsaufnahmen geschenkt bekommen.

Allgemein ist auch für die zweite Staffel von „Severance“ wieder anzumerken, dass es sich um eine enorm hochwertige Produktion handelt. All die kleinen Corporate-Design-Dinge rund um Lumon oder punktgenau ausgearbeitete Details, die gar nicht unbedingt beim direkten Anschauen auffallen, wie die Synchronität der Fahrstuhl-Sequenzen, sind einfach hervorragend umgesetzt. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle die grandios inszenierte Episode „Chikhai Bardo“ (S02E07), die vor kreativen Einfällen und grandiosen Übergängen nur so strotzt und das Regie-Debüt der „Severance“-Cinematographin Jessica Lee Gagné darstellt. Chapeau!

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Vor allem aber bewegt sich „Severance“ nicht auf der Stelle. Im Gegenteil, bereits zu Beginn der Staffel hagelt es wichtige Entwicklungen und Erkenntnisse. Da wird sich keine Zeit genommen, um erstmal „langsam in die Staffel zu gleiten“, wie es bei anderen Serien oftmals der Fall ist. Da fragt man sich dann teilweise gegen Staffelmitte, wann es denn endlich mal richtig anfängt. Und auch wenn es ein paar unnötige Längen Richtung Finale gibt, so spitzt sich alles relative gekonnt und passend zu, so dass noch ordentlich was am Ende passiert. Und das, obwohl einige Stränge (z.B. Irving) gar nicht mehr vorkommen.

Großes Finale?

Stattliche 75 Minuten Zeit hat man sich für das Staffelfinale genommen. Ein Highlight dabei ist mit Sicherheit das misstrauische „Selbstgespräch“ zwischen Innie-Mark und Outie-Mark. Auch hier hat man sich für meinen Geschmack etwas zu viel Zeit genommen, um das „Wie“ zu zeigen, aber das war schon interessant anzuschauen.

„We‘re in this together – can‘t you just trust me?!“ – „No.“– Mark-Outie & Mark-Innie

Auch Kier lässt eine zeremonielle Feier springen, die eines Finales würdig ist. Endlich wieder in Milchick-Dance, statt Waffeln gibt es eine Marschkapelle und ganz viel WTF?!, wobei mir der Dialog mit der creepy Kier-Wachsfigur noch am besten gefallen hat.

Außerdem gut waren all die vielen Innie-Outie-Transfermomente. Neben dem Aus-Versehen-Mord im Fahrstuhl, nach dem Adam Scott mit dem Bolzenschussgerät in der Hand aussah, als sei er Tom Cruise in „Mission Impossible 17“, natürlich die vier unterschiedlichen Varianten zwischen ihm und Gemma. Allen voran der Moment mit Miss Casey und Mark S im Fahrstuhl – herrlich!

„They give us half a life and think, we won‘t fight for it.“ – Helly R

Aber es gab auch einige Sachen, die mich gestört haben. Die letzten 4 Prozent der „Cold Harbor“-File dauern gefühlt lediglich wenige Minuten? Dann hat das zuvor doch nur wenige Wochen gedauert. Gar nicht so ein Big Deal, möchte man meinen. Die Auflösung mit den Ziegen war etwas underwhelming. Vor allem aber frage ich mich (nicht zum ersten Mal), wie ein derart wohlhabendes großes Unternehmen derart wenig Sicherheitsmaßnahmen besitzt. Wie lockerleicht da eine Person in den wichtigsten Bereich und wieder hinaus spazieren kann, ist schon lächerlich.

Das Finale hatte vieles zu bieten, hat einige Antworten geliefert und inhaltlich an sich (bis auf die erwähnten Kleinigkeiten) stringend und sinnvoll auf das aufgebaut, was wir vorher geboten hatten. Dennoch hat mich das Finale der ersten Staffel mehr gepackt. Dafür war dieses emotionaler und tiefgehender, vor allem, was die Entscheidung für die Liebe und die Leben der Innies anbelangt, hat Mark S sich doch letztlich für seine Work-Wifey entscheiden und sie rennen in den Alarm-rot getauchten LED-Sonnenuntergang namens Unwissen.

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Was die Bewertung der gesamten Staffel anbelangt, bin ich etwa so häufig zwischen 4 und 4,5 Kronen hin und her gesprungen, wie Mark zwischen Innie und Outie im Finale. Das war noch immer sehr gutes Fernsehen. Eine Serie, die sich vor allem wagt, Besonderes zu liefern, das abseits der Norm liegt. Manchmal hatte man allerdings das Gefühl, wir bekommen Wirres nur um des Wirres-Zeigen-Willen geboten. Aber ich bleibe mal – wie bei der ersten Staffel – bei viereinhalb Kronen, um den besonderen Status der Serie aufzuzeigen, obwohl mit das Debüt dann doch etwas besser gefallen hat. Also sind es eher 4,26 Kronen, also roundabout achteinhalb Sterne, um es in eine IMDb-Skala zu übertragen.

Die erste Staffel hat mich von Anfang an in einen Bann ziehen können. Das war eine für meinen Geschmack (zu Großteilen) perfekt ausbalancierte Mystery-Geschichte, die enorm kunstvoll inszeniert worden ist. Vieles davon konnte sich „Severance“ auch in der zweiten Staffel erhalten, aber – wie das bei der „schwierigen zweiten Staffel“ nun mal so ist – man hat halt auch spürbar mit hohen Erwartungen und einem aufgesetzten und nun auch zu bearbeitenden Netz aus Andeutungen, Geheimnissen und Verflechtungen zu tun.

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Einige Fragen wurden beantwortet, andere umgelenkt oder abgewandelt, und es wurde viel Stoff für neue Theorien geliefert. An sich hat man inhaltlich nicht viel verkehrt gemacht. Hinzu kommt, wie viel Popkultur-Material man geliefert hat. So präsent wie „Severance“ in den vergangenen Wochen war, war selten in der letzten Zeit eine Serie in meinen Social Streams. Das dürfte neben der Größe und des detailverliebt gestalteten Drumherum auch an der wöchentlichen Ausstrahlung der Folgen gelegen haben. Schön, dass es noch derart die Gesellschaft durchdringende Serien gibt! Und dass sie weiter gehen wird.

Wann kommt die 3. Staffel von „Severance“?

Die gute Nachricht: Es ist bereits gesichert, dass eine dritte Staffel von „Severance“ folgen wird. Die zweite gute Nachricht: Ben Stiller zufolge wird es dieses Mal keine drei Jahre dauern, bis wir neue Folgen zu sehen bekommen. Vorausgesetzt natürlich, es geschehen nicht wieder unvorhergesehene Großentwicklungen wie eine Pandemie oder ein Streik von Autor:innen oder Schauspielenden.

Ich bin sicherlich nicht der Einzige, der gespannt darauf ist, was wir in Staffel 3 von „Severance“ geboten bekommen werden. Wäre Mark S aus der Tür gegangen, hätte man die Geschichte im Grunde genommen komplett abschließen können. So bleibt die Frage, wie weit Mark S und Helly R in ihrer Verzweiflung gelangen. Wann und wie kommt Irving zurück? Wie viele wirre und total unnötig wirkende Abteilungen gibt es noch? Und wann erhalte ich meinen gefühllosen Outie, der all die nervigen Dinge des Alltags für mich erledigt? Fragen über Fragen…

Bilder: Apple TV+

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Rewatch-Review: Outlander S01E01 – „Sassenach“ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-outlander-s01e01-sassenach/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-outlander-s01e01-sassenach/#respond Sun, 16 Mar 2025 17:51:19 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=219749

Es gibt da diese Serie, die mir wirklich gut gefällt und die für mich immer ein wenig Guilty Pleasure-Charakter hat. Aber warum eigentlich? Weil sie hoffnungslos romantisch erzählt ist? Weil sie im Fantasy-Genre zu Hause ist? Ich widme mich heute nochmal der Pilotfolge von „Outlander“, um herauszufinden, ob mich der Stoff nach wie vor interessiert – und ob die Serie eigentlich wirklich so guilty ist.

Die Story

„People disappear all the time.“ – Claire

Der Pilot ist intensiv! Es passiert so einiges in dieser Auftaktfolge, aber das Tempo ist für die Erzählung und das Setzen der Stimmung essentiell. Claire, eine Krankenschwester, die im Zweiten Weltkrieg bei der Versorgung der britischen Soldaten geholfen hat, befindet sich einige Monate nach dem Ende des Krieges in den zweiten Flitterwochen mit ihrem Mann Frank Randall. Die beiden müssen sich nach fünf Jahren räumlicher Trennung durch den Krieg erstmal wieder einander annähern. Dafür reisen sie in die Highlands, nach Inverness in Schottland. Frank ist an der Geschichte des Landes interessiert und betreibt ein wenig Ahnenforschung, weil einer seiner Vorfahren Jonathan „Black Jack“ Randall war. Claire ist eher an der Botanik des Landes interessiert, bedingt durch ihr medizinisches Wissen und ihre sonstigen Fertigkeiten, die ihr Onkel ihr mitgegeben hat, als sie ihn als junges Mädchen jahrelang bei archäologischen Missionen begleitete.

Es ist Halloween und Frank will unbedingt den „Hexen“ an den Standing Stones bei ihrem keltischen Ritual zusehen. So schleichen Claire und er sich nachts nach Craigh na Dun und beobachten aus der Ferne, wie einige Frauen in Gewändern mit Lichtern um die Steine tanzen. Zunächst belächeln sie das Ereignis, doch schnell stellt sich ein Gefühl der Ehrfurcht bei Claire ein.

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Als die Frauen verschwinden, inspizieren die beiden den Ort des Geschehens und Claire entdeckt eine besondere und ihr noch unbekannte Blume, die ihr Interesse weckt. Später beschließt sie, noch einmal zu dem Ort zurückzufahren, um die Blume mitzunehmen. Als sie laute Geräusche vernimmt, berührt sie einen der Standing Stones, findet sich plötzlich in einer Erinnerung an einen Autounfall wieder und wacht ein wenig später am gleichen Ort wieder auf.

Claire findet ihr Auto nicht wieder und als um sie herum geschossen wird und uniformierte Männer, britische Redcoats, erscheinen, vermutet sie, dass sie aus Versehen am Set eines historischen Films gelandet ist. Doch als sie selbst zur Zielscheibe wird, flüchtet sie – und begegnet einem Mann, der ihrem Frank wie aus dem Gesicht geschnitten ist.

„You’re not Frank.“ – Claire

Der jedoch stellt sich ihr als Jonathan Randall vor und als sie nicht kooperiert, wird sie beinahe von ihm vergewaltigt – wäre da nicht Murtagh, der sie in der letzten Sekunde rettet und in eine abgelegene Hütte bringt, in der einige andere Gälisch sprechende Jacobites warten. Völlig irritiert und ohne logische Erklärung für das, was um sie herum gerade passiert, kommt hier ihr medizinisches Wissen zum Einsatz, denn der verletzte Jamie hat einen ausgerenkten Arm, den sie mal eben verarztet. Offenbar ist das Qualifikation genug, um die Gang bei ihrer bevorstehenden Reise begleiten zu dürfen.

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„Thank you, Sassenach. Truly.“ – Jamie

Die Beziehungen

Auch wenn man zu diesem Zeitpunkt die weiteren Episoden noch nicht gesehen hat, ist die Richtung der Story recht schnell klar. Claire ist in einer Zeit gefangen, die nicht ihre eigene ist. Für die Personen hier spricht sie in Rätseln, es gibt keine Elektrik, die Medizin oder eher die Heilung ist auf einem ganz anderen Level und feurige Frauen wie sie haben hier schon mal gar nichts zu sagen. Frank ist nicht da und dennoch gibt es einen Mann, der aussieht, wie er und der unmittelbar als Feindbild gezeichnet wird. Zu Jamie baut Claire bereits in den ersten Minuten eine besondere Beziehung auf und er vertraut ihr ohne zu zögern. Perfekte Voraussetzung für Gefühlschaos. Und wir steigen hier tief in die Emotionen von Claire ein, denn sie ist die Erzählerin der Geschichte und lässt uns somit ganz nah an sie heran. Und während sich Claires Gegenwart mit Frank in einem dumpfen Grau abspielt, ist ihre Reise in die Vergangenheit plötzlich in ein sattes Grün getaucht. Verheißungsvoll!

Das Setting

Ich habe es schon zahlreiche Male in verschiedenen Beiträgen erwähnt: „Outlander“ hat damals meine Schottland-Liebe entfacht. Schon in der ersten Episode sehen wir einige beeindruckende Aufnahmen des Landes, die reizen. Und das steigert sich. Dazu kommen die historischen Gegebenheiten, die natürlich nicht in vollkommener Akkurratheit in der Serie behandelt werden, aber dennoch werden direkt im Piloten einige Informationen über die Zu- und Aufstände im 18. Jahrhundert in Schottland übermittelt und einige reale Schauplätze von damals gezeigt. Das Intro der Serie zeigt zudem viele weitere Eindrücke von Schottland.

Die Musik

Die Musik der Serie ist stark. Der US-amerikanische Komponist und Musiker Bear McCreary schafft mit seinen Melodien eine ganz besondere Atmosphäre, die eine perfekte Mischung aus Historie und Mystik ist. Der Skye Boat Songs des Intros, den McCreary zusammen mit Raya Yarbrough interpretiert hat, ist ebenfalls eingängig. Die schottische Dudelsackmusik, die einsetzt, als Claire vor den Redcoats flieht, ergänzt nicht nur schottischen Charme, sondern auch Humor. Und der schottische Akzent und das Gälische sind für meine Ohren definitiv auch Musik.

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Fazit

Die Pilotfolge hat mir auch nach vielen Jahren wieder gut gefallen. Wer den Fortgang der Handlung bereits kennt, vermerkt im Auftakt schon zahlreiche Andeutungen, Anspielungen und Ausblicke auf das, was kommt. Viele der später sehr geliebten Figuren treten hier das erste Mal auf. Und der Konflikt zwischen beiden von Claires Welten ist bereits zum Ende der ersten Episode spürbar. Schottland nimmt mit der unglaublichen Natur und Geschichte einen zentralen Platz in der Geschichte ein.
Was mich sehr überrascht hat: Jede einzelne Episode der ersten Staffel „Outlander“ wurde auf IMDb mit mehr als 8 von 10 Sternen bewertet. Scheint, als ob ein bisschen Romantic Fantasy wirklich niemandem schadet. Warum also nicht noch weiter ein bisschen schottisches Pleasure genießen, ganz ohne Guilt?

„So far, I’d been assaulted, threatened, kidnapped and nearly raped. And somehow, I knew that my journey had only just begun.“ – Claire

Bilder: Starz

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Review: „Invincible“ – Staffel 3 https://www.serieslyawesome.tv/review-invincible-staffel-3/ https://www.serieslyawesome.tv/review-invincible-staffel-3/#comments Thu, 13 Mar 2025 09:04:29 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=219771

Heute ist die achte und letzte Folge der aktuellen dritten Staffel von „Invincible“ (Trailer) bei Amazon Prime Video aufgeschlagen. Die Verfilmung der Comicvorlage von Robert Kirkman („The Walking Dead“, „Outcast“) um den Superhelden Mark Grayson zeigt mal wieder eindrucksvoll, dass richtig gute Superhelden-Unterhaltung keinesfalls ausschließlich in Live-Action-Realfilm funktioniert. Tatsächlich reiht sich auch die neue Staffel nahezu nahtlos in das oberste Regal moderner Inszenierungen wie „The Boys“ ein.

Die Rückkehr gelingt kraftvoll: Mark ist stärker, schneller und ausdauernder. Und kommt in einem neuen Anzug mit schwarz-blauer Optik daher. Der gefällt mir tatsächlich weniger als der vorherige gelb-blaue, soll aber vermutlich auch äußerlich symbolisieren, welchen Reifeprozess die Figur des Mark Grayson durchläuft – und wie viel düsterer die Serie „Invincible“ wird. Das Anzug-Redesign ist aber vielleicht das einzige Downgrade, das diese Staffel zu bieten hat.

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Wie in den Staffeln zuvor schafft „Invincible“ auch in Season 3 wieder einen Spagat zwischen heldenhafter Action und menschlicher Emotion. Auch Humor wird immer mal eingeworfen, wobei vor allem Seth Rogen in seiner Rolle als Allen the Alien einen gehörigen Anteil daran hat. Wie gut die Serie mittlerweile in Sachen Timing ist, demonstriert auch der mal wieder äußerst gelungene Umgang mit dem „Invincible“-Titelscreen, der in abwechselnder Manier stellvertretend für einen Ausspruch des Superhelden-Namens eingeblendet wird. Visuell kommen auch Comicfreunde auf ihre Kosten. Vor allem bei den teils sehr grafischen Gewaltmotiven werden deren Ergebnisse gerne mal detailreich und wie eine groß aufgezogene Comic-Doppelseite darstellt, die einem mit aller Kraft ins Gesicht schlägt.

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Aber auch in Sachen Story gibt es diese Staffel viel Gute zu sehen. Als wichtig empfand ich die Distanzierung Marks von der GDA, auch wenn die Herleitung vielleicht etwas impulsiv erfolgt ist. In dem Zuge bekommen wir endlich Einblick in die Hintergrundgeschichte von Cecil. Nicht nur hier wird mal wieder die Frage um Moral und Ethik aufgeworfen. Auch der von Gaststar Aaron Paul gesprochene Powerplex (er sagt sogar einmal „Jessi“!) bringt die interessante Frage der Verantwortung von Superheld:innen auf. Ein guter Ansatz, da oftmals in Superhelden-Formaten komplett unbeachtet („Yay, die Avengers haben die Welt gerettet – aber New York ist komplett kaputt…“). Diese Sichtweise sowie das Heraufwachsen einer Figur, die durch das Zurückblicken und Herauszoomen in den „Kollateralschaden“-Bereich sichtbar gemacht wird, wurde smart inszeniert.

Allgemein ist das Thema Familie wieder omnipräsent (pun intended). Sei es die Familie Grayson, die neben Superbösewichten auch noch mit dem Trotz eines heranwachsenden Superheldenteenagers zu kämpfen hat, oder die gute alte Liebe. Dabei empfand ich die Beziehungszeichnung zwischen Shrinking Rae und Rex Splode gar noch interessanter als die seit Anfang der ersten Staffel vorhersehbare Liaison zwischen Mark und Eve.

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Einen kleinen Durchhänger hat die Staffel vielleicht mit Episode Fünf („This Was Supposed to Be Easy“), wobei wir dort immerhin wieder Jeffrey Donovan als den großartigen Machine Head zu sehen und vor allem hören bekommen.

Ein absolutes Highlight stellt dagegen die großartige vorletzte Folge der Staffel dar (S03E07, „What Have I Done?“). Der „Invincible War“ war ein äußerst überraschender wie furchterregendes Ereignis. Auch wenn ich froh bin, dass man diese Sensation nicht endlos aufgeblasen und ausgeschlachtet hat (beim „Dragon Ball“-Franchise, woran mich gerade diese Staffel wieder gewaltig erinnert, wäre das wohl eine ganze Staffel geworden…), finde ich schon, dass man es hätte größer aufziehen können. Das war dann doch so schnell wieder vorüber, wie es gekommen war. Das hätte man gut und gerne am Ende einer Folge anlaufen lassen, in der nächsten komplett explodieren lassen und letztlich in einer dritten abschließen können. Aber gut, „Invincible“ lebt auch vom hohen Tempo der Ereignisse. Schade nur, dass wir so jedoch erneut lediglich acht Episoden zu sehen bekommen.

Der Shot mit den wechselnden Mark-Varianten, die nacheinander in gleicher Pose gezeigt werden, war aber phänomenal gut.

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Aber auch das Finale hatte einiges zu bieten. Beim epischen Kampf hat Jeffrey Dean Morgan (Negan in „The Walking Dead“) als Conquest mal wieder gezeigt, wie stark der Voice Cast auch in der Breite angelegt ist. Marks (erzwungenes) Durchpflügen von Menschenmassen wird nochmal durch Conquests blutige Endaufnahme übertrumpft. Wer hier immer noch meint, alle Animationsserien sehen Kinderkram, dem ist nicht mehr zu helfen. Als besonders gelungen empfand ich den Moment, in dem Conquest plötzlich total persönlich wird und seine innersten Gefühle teilt.

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Neben kleineren Zwischenspielen werden auch einige Rückbezüge zu vorangegangenen Staffeln gezogen. Figuren und ganze Handlungsstränge werden wieder aufgenommen und auch der ganz große Story Arc zu den Viltrumites liefert neue Erkenntnisse und Entwicklungen. Das war schon eine gelungene Mischung, die viel Neues geboten aber auch eine Verbindung zur nächsten Staffel gebildet hat. Da wurden auch alleine in den letzten Minuten der finalen Episode etliche Dinge gedroppt: Sei es Eves Potenzial (verflüssigende Kleidung von Mark), die Andeutung diverser Bösewichte oder auch Marks Killer-Versprechen.

Das war richtig stark! Die zweite Staffel von „Invincible“ war auch gut, hat aber meiner Meinung nach enorm durch die erzwungene Midseason-Pause gelitten gehabt. Aber auch inhaltlich weiß Staffel 3 nochmal einen drauf zu setzen und sich eher an die Qualität der Debütstaffel heran zu wanzen. Gekonnt wird eine Entwicklung der Gesamtgeschichte aber auch vieler Figuren fortgesetzt. „Invincible“ ist einfach mehr als eine Aneinanderreihung cooler Superkraft-Kämpfe.

Um die Verbesserung im Vergleich zur zweiten Staffel zu zeigen, gehe ich mal auf viereinhalb Kronen in der Bewertung. Und ein gefrorenes Blutherz gibt es noch oben drauf! Das schafft Lust aus mehr, was glücklicherweise bereits zugesichert ist.

Wann startet die 4. Staffel von „Invincible“?

Eine Fortsetzung von „Invincible“ ist bereits vor dem Start der dritten Staffel von Amazon Prime Video bekanntgegeben worden. Tatsächlich arbeitet man bereits mit Hochdruck an Staffel 4, die voraussichtlich im Frühjahr 2026 starten soll. Wenn alles gut läuft, dürfen wir uns vielleicht sogar auf das ein oder andere Special freuen, wie wir es 2023 bereits mit „Atom Eve“ erhalten haben. Dafür gibt das „Invincible“-Universum ja auch gehörig was her, das man noch näher beleuchten könnte.

Bilder: Amazon Prime Video

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Review: „Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-der-freundliche-spider-man-aus-der-nachbarschaft-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-der-freundliche-spider-man-aus-der-nachbarschaft-staffel-1/#respond Sat, 22 Feb 2025 14:38:52 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=219515 Die neue Marvel-Zeichentrickserie „Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft“ erzählt eine moderne Version von Peter Parkers ersten Schritten als junger Held. Mit ansprechender Comic-Ästhetik und emotionalen Momenten spricht die Serie sowohl junge als auch erwachsene Zuschauer:innen an.

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Ursprünglich sollte die neue Spider-Man-Serie von Marvel Animation die Geschehnisse bis zum ersten Aufeinandertreffen von Spider-Man, Iron Man und den anderen Avengers im Film „Captain America: Civil War“ aufgreifen. Da sich die Macher:innen aber nicht allzu viele Einschränkungen auferlegen wollten, entschloss man sich kurzerhand, die neue Geschichte nicht in der Hauptwelt des Marvel Cinematic Universe anzusiedeln. Stattdessen spielt die Serie in einem Paralleluniversum, in dem vieles vertraut, aber doch ein wenig anders ist. Peter Parker und seine Tante May zum Beispiel erinnern stark an ihre Versionen aus den aktuellen „Spider-Man“-Filmen mit Tom Holland. Wer sich die Serie in der deutschen Synchronfassung anschaut, wird auch die bekannten Stimmen aus dem MCU hören. Auch viele Schauplätze hat man schon in MCU-Filmen gesehen. Trotzdem schafft es die Zeichentrickserie, einen frischen und neuen Ansatz für die Heldengenese von Spidey zu finden. So ist Peter kein Außenseiter mehr, sondern durchaus beliebt. Der gesellschaftliche Wandel lässt wissenschaftsbegeisterte Schüler:innen wie Peter nicht länger als Skurrilität erscheinen, sondern sind auch dank Serien wie „The Big Bang Theory“ durchaus angesehen.

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War in den MCU-Filmen Tony Stark Peters Mentor, so ist es nun Norman Osborn, der den jungen Helden unterstützt. Nachdem er seinem Sohn Harry Osborn das Leben gerettet hat, rekrutiert Norman Peter für ein wissenschaftliches Projekt bei Oscorp. Neben vielen anderen jungen talentierten Schüler:innen darf Peter an neuen technologischen Projekten mitwirken. Doch Norman kennt Peters Geheimnis und will Zugang zu Spider-Man, um seine eigene Armee aufzubauen. Dazu bietet er Peter neue Ausrüstung an, die ihm bei der Verbrechensbekämpfung helfen soll. Die verschiedenen Kostüme symbolisieren auch ein wenig die Identitätsfindung des Teenagers. Lässt er sich anfangs noch von den Erwachsenen in sein Vorhaben hineinreden, findet er am Ende mit dem legendären blau-roten Kostüm seinen eigenen Weg.

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Am stärksten ist die Serie, wenn es emotional wird. Zum Beispiel, wenn Peter und seine Tante versuchen, den Verlust von Onkel Ben zu verarbeiten, oder wenn Peters Schulfreund Lonnie einen gefährlichen Deal mit einem Gangster in Harlem eingeht, um seinem jüngeren Bruder zu helfen. Der parallele Handlungsstrang um Lonnie und seine Gangzugehörigkeit spiegelt teilweise Peters Werdegang wider. Während Peter jedoch immer mehr zum Helden wird, versinkt Lonnie in der Kriminalität. Generell sind die Nebenfiguren sehr gut ausgearbeitet. Peters Freundin Nico Minoru wirkt wie Peters Stimme der Vernunft, hat aber auch etwas Mysteriöses an sich. Comic-Fans wissen, dass sie ein Mitglied der Teenagertruppe Runaways ist (die 2017 eine Live-Action-Serie bekam). Marvels heldenhaftes Team aus Kindern von Superschurken. Und auch sonst ist die Serie mit zahlreichen Anspielungen auf die Comics gespickt. Angefangen bei der Optik, die durch einzelne Panels das Gefühl eines zum Leben erweckten Comics vermittelt. Die 3D-Animation, die mit 2D-Technik mit dicken Konturen umgesetzt wurde, trägt ihr Übriges dazu bei, dass man sich mitten in einem Marvel Comic wähnt. Die Farbpaletten erinnern stark an die frühen Comic-Geschichten aus den 1960er Jahren. Und Auftritte von Bösewichten wie Doctor Octopus oder Scorpion dürften jedes Fanherz höher schlagen lassen. Auch die Cameos von Helden wie Doctor Strange, Iron Man und sogar Daredevil lockern die Situationen auf und sorgen für Überraschungen. Die Titelsequenz ist mit weiteren Anspielungen auf klassische Comic-Cover versehen und der Song „Neighbor Like Me“ von The Match Club featuring Relaye und Melo Makes Music überzeugt als modernes Update des bekannten Titelsongs aus der „Spider-Man“-Zeichentrickserie von 1967. Übrigens: Der Song wurde vom Musiker Roger Rekless sehr gelungen ins Deutsche übertragen. Nach zehn Folgen ist die erste Staffel aber auch schon wieder vorbei. Am Ende gibt es ein komplexes Finale, in dem die wahren Gründe für Peters radioaktiven Spinnenbiss aufgedeckt werden. Viele offene Fragen lassen auf eine Fortsetzung hoffen, in der dann hoffentlich wieder so eindrucksvoll durch New York geschwungen wird wie in dieser.

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Fazit

Gelungene Neuinterpretation des Spider-Man-Mythos im coolen Comic-Look mit viel Herz und Action.

Bilder: Disney

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Review: „Secret Level“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-secret-level-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-secret-level-staffel-1/#respond Thu, 20 Feb 2025 16:00:17 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=219486

Rund zweieinhalb Jahre nach der dritten Staffel von „Love, Death + Robots“ liefert Tim Miller eine neue Anthologiereihe animierter Kurzfilme. „Secret Level“ läuft jedoch nicht bei Netflix sondern auf Amazon Prime Video und begrenzt sich zudem inhaltlich auf eine Inspirationsquelle: Videospiele. Da diese Basis aber enorme Fantasie und Breite mit sich bringt, ist dennoch genug Raum für Abwechslung geboten. Leider weiß „Secret Level“ das jedoch nicht in Gänze auszuschöpfen.

Ich bin Gamer seit ich denken kann. Bereits vor Jahrzehnten habe ich beim Anblick animierter Cinematic-Zwischenszenen in Videospielen „das könnte ich mir als 90-minütigen Film reinziehen!“ gedacht. Gab es dann auch irgendwann mit „Final Fantasy“ oder anderen Versuchen, zuletzt gar groß aufgezogen als Serie mit „Arcane“. Im Grunde genommen liefert „Secret Level“ eine Sammlung an 15 Cinematic-Zwischensequenzen von neun bis neunzehn Minuten Länge, die einen in unterschiedliche Welten eintauchen lassen. Soweit, so gut. Dass Tim Miller und sein Team erneut am Werk sind, lässt sich bereits am sehr an „Love, Death + Robots“ erinnernden kleinen Titelscreen-Geplänkel erkennen, das auf den jeweils folgenden Titel angepasst daher kommt.

Der Reiz der kurzen Geschichten funktioniert auch bei „Secret Level“ wunderbar. Sollte einen ein Setup nicht komplett abholen, gibt man dem Ganzen dennoch eine Chance, da es ja schon bald wieder vorbei ist. So wird man dann auch mal belohnt, sollte es doch besser ausfallen als gedacht. Oder umgekehrt auch mal Enttäuschung ernten, wenn man Besseres erwartet hatte. Allgemein sei gesagt, dass man die den Spielen zugrundeliegenden Videospiele nicht kennen muss, um die Kurzfilme genießen zu können. Ein persönlicher Bezug weiß das Sehvergnügen aber selbstverständlich zu intensivieren, da neben Nostalgie oder einem gewissen Dazugehörigkeitsgefühl auch etliche Anspielungen geboten werden.

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Zusammenfassend betrachtet bin ich allerdings enttäuscht davon, wie einseitig sich „Secret Level“ größtenteils zeigt. Das liegt zum einen an fehlender Varianz im Darstellungsstil. Der absolute Großteil der Kurzfilme ist in Richtung Fotorealismus 3D-animiert. Dass sich alles irgendwie ähnlich anfühlt, dürfte auch darin begründet liegen, dass sämtliche Titel von Millers Blur Studio (gemeinsam mit Amazon MGM Studios) produziert worden sind. Bei „Love, Death + Robots“ haben deutlich mehr Parteien einzelne Werke beigesteuert. Aber auch inhaltlich hätte man meiner Meinung nach mehr wagen können. „Secret Level“ ist enorm actionlastig. Ständig wird gekämpft. Ja, mal sind es Roboter, mal Mechs, mal Monster, mal Menschen, so dass man von Abwechslung reden könnte, aber am Ende bleibt Kampf und Gewalt und eine möglichst coole Inszenierung. Das ist auch an sich cool, entbehrt aber einer größeren Varianz, so dass Action besser wirken kann. Wen es interessiert: Sex kommt dagegen so ziemlich überhaupt nicht vor, Liebe auch eher weniger. Man könnte also meinen, das „Love“ und „Death“ sei gestrichen worden, so dass nur noch „Robots“ übrig bleibt.

Die besten Kurzfilme in „Secret Level“

Letztlich hätte man bei den zugrundeliegenden Spielen sicherlich für mehr Genre-Abwechslung sorgen können. Aber selbst „PAC-MAN“ ist unerwartet hart und düster umgesetzt worden (wobei ich die abstrakte Darstellung vor allem mit dem Ende als sehr gelungen erachtet habe). Die „Outer World“-Folge ist etwas seltsam animiert aber zumindest in der ersten Hälfte enorm kurzweilig geschnitten, bei „Crossfire“ hat mir gefallen, wie beide Seiten stets davon gesprochen haben, die Guten zu sein, und „Megaman“ ist leider megakurz.

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„Honor of Kings“ kommt zwar auch nicht ganz ohne Kampfsequenz aus, ist aber noch mit am kunstvollsten animiert und weiß zudem mit einer abstrakten Gedankenebene aufzuwarten. Der Kurzfilm zum bereits eingestellten Flop-Spiel „Concord“ ist enorm cool im Heist-Stil inszeniert und bietet neben gutem Timing und kurzweiliger Dynamik auch ein gelungenes Ende. „Spelunky: Tally“ war mal etwas anders und bietet eine Kleine Ode an Videospielleben und prozedural generierte Level.

„It‘s just dying!“ – Ana Spelunky

Meine drei persönlichen Highlights waren die Folgenden. Zum einen „Sifu: It Takes a Life“. Nicht mal, weil es DIE Story oder DIE großartige Animation war, aber die Mischung hat mich derart abgeholt, dass ich mich über das Spiel informiert und es direkt parallel zum Schauen online gekauft habe (Partnerlink). Das ausgefallene Spielprinzip ist sehr reizvoll und wurde vom Kurzfilm gekonnt rübergebracht.

Als damaliger Spieler zur Release-Zeit war ich sehr erfreut über die Umsetzung der „Unreal Tournament“-Folge. Die Arena-Aufbauten im Kurzfilm waren großartig und wenn die Durchsagen („Killing Spree!“, etc.) aus den Lautsprechern geschallt sind, kam ordentlich Nostalgie auf. Hach, das waren noch LAN-Zeiten!

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Der meiner Meinung nach beste Kurzfilm der ersten Staffel „Secret Level“ ist jedoch „New World: The Once and Future King“ und das, obwohl ich „New World“ nie gespielt habe. Der Kurzfilm ist aber derart lustig gemacht, dass das gar keine Rolle spielt. Vielleicht war ich auch einfach froh, mal etwas Abwechslung zu erhalten, aber der mit einer an Arnold Schwarzenegger erinnernden Stimme sprechende, eingebildete „Held“ ist einfach ungemein unterhaltsam.

Eine kleine Enttäuschung hat dagegen der abschließende Kurzfilm „Playtime“ dargestellt. Zunächst gibt es noch eine nette Einbindung kosmetischer In-Game-Gegenstände und eigentlich wird man auch mit etlichen überraschenden Gastfigur-Auftritten aus diversen Spielen belohnt, aber das ist mir insgesamt viel zu plump geraten. Zumal es sich auch irgendwo anfühlt wie ein Sony-Werbespot. Ne, da war mehr drin.

Insgesamt hat mir „Secret Level“ dennoch gut gefallen. Aber mir geht als Genießer von Animationskunst ein bisschen die Inspiration flöten, wenn man 15 Mal (mehr oder weniger) einen ähnlichen Darstellungsstil und lauter Action-Sequenzen geboten bekommt. Da waren die Staffeln von „Love, Death + Robots“ deutlich abwechslungsreicher und ich würde sogar sagen kunstvoller. Da wurde einem auch mal etwas Abstrakteres geboten, das nicht unbedingt alle abholt, aber einige ganz besonders oder zumindest zum Nachdenken anregt. Vor allem aber wurde da auch mal das Tempo rausgenommen. Ein Auf und Ab geboten, das so viel mehr mit seinen Ecken und Kanten für Eindruck hat sorgen können.

Letztlich ist „Secret Level“ coole Unterhaltung mit einigen richtig guten Animationen sowie einer Hand voll richtig guter Geschichten. Der ganz große Wurde ist es aber leider nicht geworden. Eine zweite Staffel werde ich mir aber dennoch gerne anschauen. Dann mit mehr bekannten Spieletiteln, die gerne auch mal abstrakterer Natur sein dürfen – von sich aus oder aber auch in der Art der Kurzfilm-Adaption. Eine Fortsetzung der Anthologiereihe ist bereits offiziell angekündigt worden.

Bilder: Amazon Prime Video

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Review: „Beast Games“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-beast-games-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-beast-games-staffel-1/#comments Tue, 18 Feb 2025 14:57:53 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=219461

Kürzlich ist die letzte Folge der ersten Staffel von „Beast Games“ bei Amazon Prime Video veröffentlicht worden. Die vor knapp einem Jahr angekündigte Spielshow von und mit dem welterfolgreichsten YouTuber MrBeast hat viele Rekorde brechen können. Sei es das höchste in einer Spielshow für eine Einzelperson gewinnbare Preisgeld oder das umfangreichste Kamerasystem. Aber konnte die an dem aus „Squid Game“ bekannten Wettbewerbskonzept ausgerichteten Produktion auch abseits der Rahmenaspekte auf inhaltlicher Ebene punkten? Wer sich eine eigene Meinung zum Format bilden möchte, kann mittlerweile die ersten drei Folgen auf dem YouTube-Zweitkanal von MrBeast anschauen. Ansonsten hier meine Spoiler-freie Einschätzung zur ersten Staffel von „Beast Games“.

Hastige „Squid Game“-Kopie

Nach dem großen Überraschungserfolg der koreanischen Netflix-Serie „Squid Game“ war MrBeast einer der ersten (von vielen), die die Spiele in großer Manier nachgestellt haben – weit bevor Netflix sich quasi selbst mit „Squid Game: The Challenge“ auf Reality-TV-Manier kopiert hat. Die „Squid Game“-Spiele-Mixtur hat sich perfekt in das oftmals auf Challenges und Geldgewinne basierende Contentsystem des YouTubers eingereiht. Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass eine Plattform wie Amazon Prime Video gerne den Namen des weltbekannten YouTubers auf ein Format pappt. Doch wie viel Einflussnahme die Streamingplattform auf den Inhalt nehmen konnte, ist mir nicht bekannt. Letztlich fühlt sich das von Jimmy Donaldson (MrBeast) und seinen Buddies entwickelte Format schlicht wie das an, was man auch auf YouTube zu sehen bekommt. Nur eben nochmal etwas größer und vor allem länger.

Dass man dennoch eine gewisse „Squid Game“-Inspiration für die Umsetzung hat einfließen lassen, wird auf den ersten Blick klar. Da stehen 1.000 Kandidat:innen (nachdem bereits 1.000 in Vorab-Duellen rausgeflogen sind) in blauen Trainingsanzügen, die sich zunächst alle nur mit ihren darauf gedruckten Nummern ansprechen, drumherum gibt es „Wachen“ mit minimalistisch gehaltenten Masken, und am Ende kann nur eine Person gewinnen, nachdem alle anderen nach und nach ausgeschieden sind. Wobei, hier gibt es tatsächlich gewaltig Abwandlung – nicht nur eine Person gewinnt.

5 Millionen Dollar – und mehr!

Ja, es gibt ihn, den supergroßen und in der Sendung allgegenwärtigen Hauptgewinn von 5 Millionen US-Dollar für die Person, die die „Beast Games“ gewinnt. Aber fernab dessen wird munter mit Geld um sich geworfen. Bestechungen für Vorab-Ausstiege (und nicht selten das Mitreißen anderer), Belohnungen für Missionen oder in anderer strategischer Manier. Das ist auf der einen Seite super, da so mehrere Leute etwas mit nach Hause nehmen können. Auf der einen Seite wirkt es aber auch seltsam. Geldgeilheit unter den Kontrahent:innen ist genauso förmlich greifbar wie die „Sind doch nur ein paar Millionen…“-Einstellung eines Mannes, der mit einem YouTube-Video mehr verdient als andere in mehreren Jahren.

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In gewisser Weise fungiert diese Geldgier aber auch wie bei „Squid Game“ selbst. In manchen Momenten hat man gar das Gefühl, Teilnehmende nehmen den Abschied von der Millionenhoffnung ähnlich schwer wie ein Ausscheiden in der Netflixserie. Tatsächlich wirkt es mitunter fraglich, wie emotional fragil manche Kandidat:innen bereits in den ersten Episoden der Folge sind. Das mag daran liegen, dass man bei 1.000 Personen eben immer jemanden findet, auf den die Kamera gehalten werden sollte, um solche Momente einzufangen, oder ggf. auch an den den Anschuldigungen nach folgend nicht astreinen Produktionsbedingungen.

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Klar ist: „Beast Games“ stellt Emotionen ins Rampenlicht und versucht diese so impulsiv wie möglich zu generieren. Immer und immer wieder. Frei nach dem Motto „Höher, schneller, weiter“ wird immer noch einer drauf gesetzt. So lange, bis selbst die Teilnehmenden bereits beinahe genervt wirkend und mit den Augen rollend „Klar, bei Jimmy muss natürlich noch ein Twist kommen…“ vor sich hin murmeln.

Mögen die Spiele beginnen… und nie enden

Einer meiner Hauptkritikpunkte an „Beast Games“ ist, dass viel zu viel in viel zu kurzer Zeit passiert. Die Produktion wirkt hektisch und vollgepröttelt. Das fühlt sich nicht wie die auf TV-Standard hochgezogene Produktion eines YouTubers, sondern ein schlicht über einen anderen Kanal und in die länge gezogenes YouTube-Video. Jetzt mag man sagen, dass ich einfach zu alt bin und YouTube nicht verstünde. So sei es. An sich habe ich nichts gegen eine solche Aufmachung, wenn es eben insgesamt kurz und knapp bleibt. Hier hat man aber jede Menge Potenzial verspielt, indem man das höhere Budget an Geld und Sendezeit vergeudet hat, indem man möglichst viel hintereinander gepackt hat, statt mehr in die Tiefe zu gehen und Substanz zu erarbeiten.

Ein Paradebeispiel dafür ist, dass man mitten im eigentlichen Wettstreit um die 5 Millionen US-Dollar eine Zäsur macht. Dann macht ein Großteil der Spielenden Urlaub, während ein paar um eine Privatinsel kämpfen – erneut in mehreren Spielen, bis nach und nach nur noch eine Person übrig bleibt. Ja, das ist natürlich schon irgendwo cool, aber ist eben auch komplett unnötig. Stattdessen hätte man deutlich mehr Zeit in den Aufbau von Spielerbeziehungen stecken können.

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Die Kandidat:innen sind einem nämlich erschreckend lange erstaunlich egal. Zu wenige Gesichter, Namen und Geschichten werden aufgezogen. Das ist bei 1.000 Personen natürlich auch nahezu unmöglich, erschreckend schnell findet man sich aber mit nur noch 21 Personen wieder. Da kommt allgemein das Gefühl auf, dass man die 1.000 nur aufgezogen hat, um ein paar Rekordmarken zu brechen und die Werbetrommel rühren zu können.

Die Spiele selbst sind aber immerhin erfreulich abwechslungsreich. Tatsächlich gibt es auch ein paar nette Twists. Persönlich hätte ich gerne deutlich weniger der sozialen Betrugskomponente. Natürlich lassen sich so leichter Emotionen einfangen, aber für meinen Geschmack hätten da deutlich mehr Skill Games rein gesollt. Natürlich bieten Situationen, in denen Leute, die aus Geldgier einfach selbst weiter kommen wollen, andere mit einer Pseudo-Moralität („Opfere dich für das große Ganze!“) manipulieren, schon einen gewissen Ekel-Charme. Schrecklich.

Schrecklich fand ich auch einige der völlig unnötigen visuellen Effekte und dass mir Prime Video „Wide Receiver“ mit „Torwart“ untertitelt ist auch ein mittelschwerer Skandal. Aber gut, gibt Wichtigeres. Zum Beispiel „FÜÜÜÜNF MILLIOOOOONNENNN DOLLAAAAAARR!!“. Einige Spiele haben mir gut gefallen, andere waren zumindest vom Konzept her interessant, wieder andere hätte man sich sparen können. Am Ende bleibt ein Format, das mehr sein möchte (und nach Außen zu sein angibt), als es ist. „Beast Games“ fühlt sich wie ein supersonderlanges YouTube-Video von MrBeast an, das einfach einige Stockwerke höher abdreht und sich an seiner eigenen Überdimensionalität aufgeilt. Das Ergebnis ist für die Rahmenaspekte aber viel zu flach geraten.

Dank einiger reizvoller Spiele, der ein oder anderen dann doch emotional bindenden Geschichte und Figuren im Teilnehmendenfeld und dem allgemeinen „Mal schauen, wie die das aufziehen“-Reiz ist „Beast Games“ durchaus anschaubar. Ich bereue es nicht, die Staffel gesehen zu haben. Dennoch hat mir „Squid Game: The Challenge“ deutlich besser gefallen. Allgemein fühlt es sich an, als hätte man hier deutlich mehr Qualität hinbekommen können. So bleibt es ein zehn Episoden umfassendes Geldscheine-vor-der-Nase-Wedeln, das in gewisser Weise die Missstände unserer modernen Gesellschaft widerspiegelt. Hier, armer Mensch, ein Schein – jetzt tanze für mich!

Kommt eine 2. Staffel von „Beast Games“?

Offiziell ist noch nicht bekanntgegeben worden, ob eine zweite Staffel von „Beast Games“ in Planung ist. MrBeast selbst hat wohl nichts dagegen, aber die letztliche Entscheidung liegt bei Amazon. Tatsächlich hätte ich selbst auch nicht einmal etwas gegen eine Neuauflage und würde wohl hineinschauen. Dafür sind einige Challenges einfach zu interessant. Und wenn man an ein paar Stellschrauben dreht, könnte das Format sogar richtig gut werden. Ich befürchte jedoch, dass das allen Beteiligten komplett egal ist, solange Millionen Leute einschalten.

Bilder: Amazon Prime Video

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Review: „Cassandra“ (Netflix-Miniserie) https://www.serieslyawesome.tv/review-cassandra-netflix-miniserie/ https://www.serieslyawesome.tv/review-cassandra-netflix-miniserie/#respond Mon, 17 Feb 2025 14:35:01 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=219442

Seit 6. Februar ist die „Cassandra“ auf Netflix verfügbar (hier der Trailer zur deutschen Miniserie). Im Spoiler-armen Staffelreview (konkrete Bezüge auf relevante Inhalte werden entsprechend maskiert) möchte ich euch darlegen, was die neue Serie von Benjamin Gutsche („Arthurs Gesetz“) gut macht und war eher nicht.

Gefährliches Smart Home

In der Netflix-Serie „Cassandra“ zieht eine moderne Familie in ein altes Haus ein, das ein Smart-Home-System besitzt. Wirkt die mit Bildschirmen und einem fahrbaren Roboter ausgestattete Einrichtung zunächst hilfreich und freundlich, entwickelt sich ein perfides Spiel um Vertrauen, Manipulation und Gewalt. Neben den persönlichen Problemen haben einige Figuren dann auch noch gegen ein technisches System zu kämpfen.

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Wir leben in einer Zeit der digitalen Vernetzung und vermutlich jede:r von uns hatte bereits einmal Berührungspunkte mit Smart-Home-Elementen. Automatische Heizungsregler, per App steuerbare Lichtsysteme oder ein Kühlschrank, der eigenständig Lebensmittel auf die Einkaufsliste schreibt. Aus Sicht der Neunziger leben wir teilweise bereits den futuristischen Technologie-Traum. Kein Wunder, dass bereits etliche Kreative auf die Idee gekommen sind, Geschichten zu schreiben, in denen mächtige Smart-Home-Systeme überdrehen und Menschen in Lebensgefahr bringen. Sei es in Filmen wie „Margaux“ und (abstrakter) „Ex Machina“ oder auch in Serien, bspw. per Hack in der „Mr. Robot“-Folge „unm4sk-pt1.tc“ (S02E01) oder – natürlich! – den „Simpsons“, die bereits im Jahr 2001 in der Episode „Treehouse of Horror XII — House of Whacks“ (S13E01) ein rebellisches Haussystem aufgefahren haben. Die Idee ist also nicht wirklich neu. Was macht „Cassandra“ anders oder gut genug, um rein zu schauen?

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Nun ja, zum einen handelt es sich um eine deutsche Produktion. Das ist weniger ein Qualitätsmerkmal denn ein Faktor der Neugierde-Generierung. Wie mag wohl der deutsche Ansatz einer derartigen Erzählung ausschauen? Leider in Teilen so, wie man es sich vorstellt: Wie ein etwas hochwertiger produzierter und in die Länge gezogener „Tatort“ – speaking of Filmstoffe, die unnötig auf Serienformat aufgebläht worden sind… Ganz so schlimm ist es nicht, besitzt „Cassandra“ meiner Meinung nach durchaus Miniserien-Potenzial. Aber bei sechs Episoden und insgesamt rund viereinhalb Stunden Laufzeit hätte es auch ein TV-Zweiteiler sein können, zumal einige Handlungsstränge zu langgezogen oder gar repetitiv wirken. Andererseits hat man sich der Beleuchtung potenzieller weiterer Ebenen und Abzweigungen versagt, die gesunde Länge hätten bieten können.

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Weshalb ich „Cassandra“ aber dennoch als originelle und sehenswerte Adaption des „Smart Home Gone Rogue“-Schemas erachte, ist die Tatsache, dass man dem tödlichen System eine erstaunlich weite Vorgeschichte verpasst. Auf Details gehe ich nicht ein, aber man schafft es, eine gewisse Sinnstiftung für die in der Jetzt-Zeit spielende Handlung zu etablieren. Zumindest, was die Motivation des Computersystemes anbelangt, denn drumherum hagelt es nur so vor krampfhaften Zurechtbiegungen. Zum Beispiel scheint sich die einziehende Familie das alte Haus nie richtig angeschaut zu haben und ein 1972 errichtetes System erscheint in manchen Momenten der späteren Handlung, als habe es Internetzugriff, obwohl dieses erst 1989 entwickelt worden ist. Aber hey, dafür gibt es Toast Hawaii und andere 70er-Jahre-Nostalgika!

Letztlich weiß „Cassandra“ jedenfalls mit deutlich mehr Ebenen aufzuwarten, als man zunächst erwartet. So erhält die Geschichte mehr Tiefe und Futter. Leider fühlt es sich jedoch manchmal so an, als hätte man auch eher auf Masse denn Klasse gesetzt. Ein paar nette Twists und Of(f)enbarungen sind dabei, aber etliche Handlungsstränge wirken rudimentär auf ihre Basisfunktion zurechtgestutzt. Das hätte man vor allem vor dem Hintergrund einer Serien-Produktion deutlich gehaltvoller umsetzen zu können.

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Vor allem hat mich aber das Ende gestört. Grundsätzlich ist das Serienfinale spannend und einigermaßen stimmig gehalten. Aber zum einen erfolgt meiner Meinung nach das Ende zu abrupt, vor allem aber hat mich die Verhaltensweisen mancher Figuren enorm gestört. Allen voran der Vater, der erst als derjenige der Beziehung dargestellt wird, der trotz liebevoller Versuche außen vor gelassen wird, um dann derjenige zu sein, der total schnell bereitwillig ist, seine eigene Frau zu töten?!? Ne, das passte überhaupt nicht (und wirkte in der Form auch komplett unnötig).

Wer die Grundidee eines mörderischen Smart-Home-Systemes als reizvoll erachtet, kann durchaus mal in „Cassandra“ hinein schauen. Spannenderweise liefert die Serie jedoch weniger einen „Haha, ihr seid in meiner Falle!“-Metzler, sondern eher einen psychisch-manipulativen Ansatz. Allgemein fällt die Smart-Home-„Action“ eher geringer aus als ich gedacht hätte, dafür gibt es aber erfreulich viel und emotionale Vorgeschichte. So bleibt „Cassandra“ bis zum Ende hin interessant und spannend. Leider wird ein ganz hohes Niveau aber auch nur in wenigen Momenten erreicht. Insgesamt pendelt es sich dann doch eher bei „nette Unterhaltung mit vereinzelten Twists“ ein. Neben dem nicht alles ausschöpfenden Script sind auch die Darbietungen dafür verwantwortlich, wirken die meisten Figuren doch verhältnismäßig flach, von fehlender Charakterentwicklung ganz zu schweigen. Aber ein paar Überraschungen hält „Cassandra“ nicht nur für eure Bewohner:innen sondern auch uns Zuschauende bereit, so dass man durchaus mal reinschauen kann.

Bilder: Netflix / Sasha Ostrov

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Rewatch-Review: Die Simpsons S07E07 – „Der behinderte Homer“ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-die-simpsons-s07e07-der-behinderte-homer/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-die-simpsons-s07e07-der-behinderte-homer/#respond Sun, 16 Feb 2025 20:33:16 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=219436 Für das heutige Re-Watch-Review habe ich eine Simpsons-Episode ausgewählt, die ich nicht nur sehr gerne mag, sondern deren Zitate sich so fest in meinen Wortschatz verankert haben, dass ich ohne sie nicht mehr leben könnte.

Es handelt sich um die legendäre Episode, in der Homer absichtlich so viel zunimmt, dass er als behindert gilt und dadurch von zu Hause aus arbeiten kann. Allein dieser Fakt ist aus heutiger Sicht sehr unterhaltsam: Zum einen ist Homeoffice nichts Besonderes mehr, zum anderen ist es das Gewicht, das Homer erreichen muss, um als behindert zu gelten. Es sind 300 Pfund, also etwa 150 Kilogramm. Ich wette, dass ein solches Gewicht in den USA, aber auch in Europa, nach wie vor viel ist – aber sicher kein Grund, als behindert zu gelten.

Der Aufhänger der Folge ist, dass Mr. Burns die Angestellten zwingt, Sport zu machen. Das findet Homer so furchtbar, dass er nach einer Möglichkeit sucht, von zu Hause aus arbeiten zu können. Bei dieser Suche stößt er auf die Idee mit den 300 Pfund. Ärztliche Unterstützung findet er bei Dr. Nick, der ihm eine neue Nahrungspyramide vorstellt – speziell für stark untergewichtige Personen. Dr. Nick zeigt ihm einen Trick: Wenn man Nahrung an einem Blatt Papier reibt und dieses durch das Fett durchsichtig wird, dann ist sie genau richtig. Dieser Gag wird später noch einmal aufgegriffen, als Bart einen Krusty-Burger an der Wand reibt, die dadurch durchsichtig wird und ein Vogel sofort dagegenfliegt. Großartig!

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Sobald er sein Zielgewicht erreicht hat, verhält sich Homer wie ein Kleinkind. Er lacht Lisa und Bart aus, weil sie zur Schule müssen. Während Lisa ihn dafür ausschimpft, findet Bart die Idee großartig und träumt davon, in der Zukunft selbst extrem übergewichtig zu werden und im Fernsehen gezeigt zu werden – weil er die „tolle“ Idee hat, einen Lappen an einem Stock zu befestigen, um sich selbst zu reinigen.

Für sein Homeoffice bekommt er einen Computer. Hier entsteht gleich ein Gag für die Ewigkeit: Homer weiß nicht, welche Taste die „beliebige Taste“ ist – oder wie es im Original heißt: „Any key? Where is any key?“
Die Arbeit am Computer zieht sich durch die gesamte Folge, z. B. als er sich bequeme Kleidung kauft und der Verkäufer im Spezialgeschäft fragt, was er beruflich macht. Homer antwortet sofort mit „Computerarbeit“.

Dass Homer in dieser Folge so ignorant gegenüber seiner Gesundheit, aber auch anderen Menschen ist, setzt dem Ganzen die Krone auf. Als er nicht ins Kino darf, um „Hupe, wenn du geil bist“ zu schauen (das ist übrigens mein liebstes Simpsons-Zitat – sobald ich etwas nicht bekomme, was ich will, denke ich: „Ich wollte doch nur ‚Hupe, wenn du geil bist‘ schauen“), schwingt er die Moralkeule und beschwert sich bei den Passanten. Doch wenig später schimpft er die Kinder aus, die durchs Fenster schauen, während er mit einem Besen versucht, die „J“-Taste auf der Tastatur zu treffen.

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Unvergesslich sind auch die letzten Minuten der Folge. Zum Beispiel die Szene, in der Homer es nicht schafft zu telefonieren und eine automatische Ansage ertönt: „Wenn Ihre Finger zu dick sind, können Sie eine Wählhilfe bestellen. Drücken Sie dazu mit der gesamten Hand auf das Tastenfeld.“ Oder als Ralph Lisa mit Homer aufzieht, Lisa genervt die Augen verdreht und im selben Moment Homer mit einem gekaperten Eiswagen an ihnen vorbeifährt. Das Timing der Gags ist einfach perfekt. Besonders gefällt mir, dass Gags oder Gedanken mindestens zweimal aufgegriffen werden – etwas, das ich sehr schätze.

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Am Ende ist es eine kurzweilige Folge mit dem abschließenden Gag, dass Homer nicht einmal die Pfunde abtrainieren muss, da Mr. Burns zu genervt von seinem Verhalten ist und ihm einfach eine Fettabsaugung bezahlt.

Eine richtige Moral hat diese Folge also nicht – höchstens die, dass Homer tun und lassen kann, was er will, und damit immer durchkommt. So ist es eben bei den Simpsons.

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Bilder: 20th Century Studios

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Review: „Star Trek: Sektion 31“ (Film) https://www.serieslyawesome.tv/review-sektion-31/ https://www.serieslyawesome.tv/review-sektion-31/#comments Wed, 29 Jan 2025 08:14:25 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=219070 Als die ersten News veröffentlicht wurden, dass eine neue Serie über Sektion 31 mit Michelle Yeoh geplant sei, habe ich mich sehr gefreut. Yeoh, die in der fehlgeschlagenen Serie „Star Trek: Discovery“ noch ein kleiner Lichtblick war, hätte mit ihrem schauspielerischen Talent und dem komplexen und dunklen Charakter wirklich etwas reißen können. Außerdem war ich seit „Star Trek: Deep Space Nine“ gespannt, was es mit der supergeheimen Organisation auf sich hat.

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Doch je mehr die Zeit voranschritt, desto klarer wurde, dass diese Serie nicht ganz so sicher war wie gedacht. Erinnerungen an „Star Trek 4“ mit der neuen Crew rund um Christopher Pine wurden geweckt. Am Ende wurde das Projekt aber doch durchgezogen – allerdings als Feature-Film. Dabei hatte man sich wohl mehr erhofft, wenn man sich das Ende genau ansieht. Doch dazu später mehr. Kurz vor der Veröffentlichung machten Gerüchte die Runde, dass der Film nicht so gut sein soll. Aber nachdem ich auch fünf Staffeln „Star Trek: Discovery“ ausgehalten habe – was könnte schon passieren?

Es kann etwas passieren. Und zwar einiges – leider.

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„Sektion 31“ beginnt mit einem Rückblick auf Georgious Vergangenheit. Sie musste gegen ihren geliebten antreten und ihn besiegen. Nur einer von beiden konnte Imperator der Terraner werden. Als Krönung musste sie alle Brücken zu ihrer Vergangenheit abbrechen: Sie vergiftete als junge Erwachsene ihre komplette Familie. Ihren geliebten Freund durfte sie zwar am Leben lassen, musste dabei aber Dominanz zeigen und verbrannte ihm das Gesicht. So „erheiternd“ startet der Film.

Ein Sprung nach vorne: Wir befinden uns jetzt in der Nicht-Spiegelwelt des Star-Trek-Franchise. Georgiou diente einst Sektion 31, hat sich aber irgendwann aus dem Staub gemacht und ist nun Besitzerin eines riesigen Hotels mit Bar im All. Das allein ist schon irgendwie lahm, aber okay – es ist ja erst der Anfang. Sektion 31 ist auf der Suche nach ihr, findet sie und will, dass sie erneut tätig wird.

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Doch die Crew, die sie suchen soll, passt so gar nicht zu dem, was man bisher von Sektion 31 gelernt hat: keine Verschlagenheit, keine Intelligenz, kein Stil – rein gar nichts.

Es fühlt sich an, als lautete der Auftrag für die Autoren: „Könnt ihr nicht Star Trek machen, aber mit dem Humor und der Chemie von Guardians of the Galaxy? Ach ja, Aliens, die wie in Men in Black aussehen, wären super, und vielleicht ein bisschen Mission Impossible dazu? Oh, und ein Weltuntergangsszenario wäre klasse.“ Auf die Rückfrage der Autoren, „aber das hat doch gar nichts mit Star Trek zu tun“, folgte wohl nur unverständliches Gebrabbel über Marktforschung und aktuelle Trends. Anders kann ich mir dieses seltsame Stück audiovisueller Unterhaltung nicht erklären.

Die Crew – ein schlechter Witz: Da wäre zum Beispiel eine Mischung aus Terminator und Drax, ein durchgeknallter Men in Black-Jar-Jar-Binks und ein Anführer, sowie eine austauschbare Figur die einfach nur lustig sein soll. Georgiou passt so gar nicht in diese Clownstruppe. Klar, sie musste auch mal mit Tilly vor der Kamera stehen, aber bei diesem Film hätte man ihr eine ebenbürtige und passende Crew geben müssen. Achso, ich habe Garrett vergessen, zu diesem Charakter später mehr.

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Die Story in Kurzform: Philippa wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Eine von ihr gebaute Waffe ist in dieser Dimension angekommen und muss in Sicherheit gebracht werden. Am Ende steckt ihr totgeglaubter Freund aus der Anfangsszene dahinter. Das Men in Black–Alien-Crewmitglied entpuppt sich als Verräter, und natürlich schaffen sie gemeinsam es am Ende.

Ohne die Star Trek-Brille, die Historie von Sektion 31 und die großartige Michelle Yeoh könnte man so einem Film noch eine 4 bis 3- geben. Er macht nichts richtig, aber auch nicht viel falsch: Die Bilder sind gut, es gibt vorhersehbare Action – auf dem Grabbeltisch für 2€ kann man sich so etwas mit etwas Alkohol schon geben.

Aber mit der Erwartungshaltung und den Möglichkeiten der Vorgeschichte wäre so viel mehr drin gewesen. Jede „Star Trek: Deep Space Nine“-Folge mit Sektion 31 war besser als dieser Film. Und selbst bei der Action gibt es Einschränkungen: Dass sie am Ende mit einer batteriebetriebenen Spielzeugpuppe das gegnerische Schiff zerstören, ist fast so dumm wie die Musik der Beastie Boys, mit der man in „Star Trek: Beyond“ eine Armada von Drohnen vernichtet. In dieser Disziplin ist „Sektion 31“ immerhin konsequenter Star Trek-Trash-Kanon.

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Wo bleibt Star Trek? Was mich wirklich enttäuscht: Es gibt keine Star Trek-Elemente. Keine Uniformen, keine Föderationsraumschiffe, nichts. Lediglich ein bisschen Fanservice mit Lieutenant Garrett – einem Charakter, der später als Captain Garrett in The Next Generation auftaucht. Aber mehr als der Name verbindet diese beiden Figuren nicht. Eigentlich müsste Sektion 31 einen Warnhinweis bekommen: „Achtung, enthält nur 0,1 % Star Trek.“

Man dachte tatsächlich, dass dieser Film so erfolgreich sein würde, dass man weitere Filme mit dieser Crew drehen könnte. Nach erfolgreicher Mission investiert der Film noch zwei Minuten in eine lustige Runde der Crew. Wären die Figuren einem ans Herz gewachsen, wäre dieser Ausklang vielleicht etwas wert gewesen. Stattdessen fühlt es sich wie eine zweite Ohrfeige für den Zuschauer an: „Wir hatten Spaß, bätsch – du aber nicht.“

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Dazu kommt ein debriefing mit einem Hologramm: Keine Geringere als Jamie Lee Curtis spricht zu Georgiou und der Crew. Ich finde Jamie Lee Curtis großartig, aber hätte sie gewusst, dass sie damit in die Geschichte des schlechtesten Star Trek-Films eingeht, hätte sie dieses Engagement sicher abgelehnt. Sie verkündet eine neue Mission – es könnte also theoretisch mit „Sektion 31“ weitergehen.

Da bleibt nur zu hoffen, dass die unterirdischen Reviews und ein IMDb-Ranking, das seinesgleichen sucht, die Verantwortlichen zur Vernunft bringen und dieses Experiment abschreiben.

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Fazit

„Sektion 31“ ist ein misslungenes Experiment, das versucht, mit einer herausragenden Schauspielerin und dem bekannten Namen „Star Trek“ Kapital zu schlagen. Das Ergebnis ist ein erfolgloser Mix aus „Guardians of the Galaxy“, „Men in Black“ und „Mission Impossible“. Am Ende entsteht ein Konstrukt, das bei jeder Qualitätskontrolle sofort als „unrettbar“ hätte aussortiert werden müssen. Was das alles mit „Star Trek“ zu tun haben soll, bleibt ein Rätsel. „Sektion 31“ ist Etikettenschwindel übelster Sorte.

Bilder: Paramount+

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Review: „Silo“ – Staffel 2 https://www.serieslyawesome.tv/review-silo-staffel-2/ https://www.serieslyawesome.tv/review-silo-staffel-2/#comments Fri, 24 Jan 2025 07:41:21 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=218964 Die zweite Staffel „Silo“ ist vergangene Woche zu Ende gegangen – Zeit, sich dem Apple-TV-Plus-Epos zu widmen.

Die erste Staffel von „Silo“ hat mich direkt fasziniert: Eine Zivilisation unter der Erde, ohne zu wissen, warum sie sich in einem riesigen, aus Beton gebauten, Silo befindet. Dazu ein Mix aus moderner und alter Technologie – und eine endlose Treppe, die von ganz oben nach ganz unten führt. Fahrstühle? Fehlanzeige. Die Story hat mich schnell gefesselt und die Logikfehler zu Beginn vergessen lassen. So braucht man anfangs angeblich mehrere Stunden oder sogar einen Tag, um von oben nach unten zu gelangen, doch später rennen die Figuren in Minuten die Treppen hoch und runter.

„Silo“ ist großartig besetzt: Tim Robbins und Rebecca Ferguson sind die Stars der Serie. Staffel 1 endete mit einem großen Cliffhanger: Die Heldin Juliette wird zum Reinigen nach draußen geschickt – und überlebt. In Staffel 2 knüpft die Handlung direkt an diesen Moment an. Juliette entdeckt ein weiteres Silo, dessen Türen offen stehen und dessen Eingang mit unzähligen Leichen übersät ist. Sie schafft es hinein und kann dort überleben.

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Juliettes Überleben, welches das gesamte Silo gesehen hat, löst eine Kettenreaktion aus. Die Autorität der Anführer wird infrage gestellt: Gibt es draußen also doch eine Überlebenschance? Wird den Menschen die Wahrheit gesagt? Für Bernard wird diese Entwicklung zur Bedrohung.

Während Staffel 1 die Gegebenheiten im Silo erklärt – die Gesetze, die Gepflogenheiten, die ständige Überwachung und die Unterdrückung in vielerlei Hinsicht – entzündet Juliettes Überleben in Staffel einen Funken, der einen Aufstand auslöst. Das führt zu Intrigen und inszeniert die Serie stellenweise fast schon als Politdrama. Bernard und Robert sind dabei ganz vorne mit dabei. Beide suchen ihren Vorteil. In Staffel 1 fand ich diese Charaktere noch etwas eindimensional gezeichnet, doch in Staffel 2 werden sie viel differenzierter dargestellt. Sie zeigen Verletzlichkeit, und man kann ihnen beim Zweifeln zuschauen. Das tut der Serie gut. Tim Robbins kann als Bernard hier die volle Bandbreite seines Könnens zeigen.

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Was sich in Staffel 2 allerdings nicht geändert hat, sind die Längen. Genießer würden vermutlich sagen, die Serie nimmt sich Zeit – für mich könnte es an einigen Stellen gerne schneller vorangehen. In Juliettes Erzählstrang dauert es Ewigkeiten, bis sie Solo trifft und sich dieser annähert. Dass sie später auch noch auf diese jungen Erwachsenen trifft, war mir zu viel. Es ist so offensichtlich, dass sie zusammenarbeiten werden, aber zunächst wird krampfhaft ein Konflikt aufgebaut. Das hätte man sich sparen können.

In Juliettes Silo und im noch vollbesetzten Silo von Bernard werden die Zuschauer mit modernster Technik konfrontiert. Jedes Silo hat einen speziellen Raum mit Relikten der Vergangenheit – darunter Computer, die auf einem ganz anderen Niveau arbeiten als die Standard-Terminals im Rest des Silos. Dahinter scheint eine Art KI zu stecken, die als letzte Instanz das Sagen hat. Dieses Mysterium wird nur angerissen, macht aber Lust auf die dritte Staffel. Ein bisschen auflösen, neue Fragen stellen – so funktioniert gutes Mystery. Auch wenn Silo eigentlich eine Dramaserie ist, gefällt mir dieser Aspekt besonders gut.

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Generell dreht sich viel um den Kampf der Kasten im Silo: Oben gegen Unten, Technik gegen Autorität. Hier gibt es einige Passagen, die ich auf den Zettel „Längen“ setzen würde. Vielleicht liegt das aber auch an meiner Neugier, mehr über die Hintergründe der Silos zu erfahren.

Dass Juliette und Bernard am Ende quasi zusammenarbeiten müssen, um das Silo zu retten, birgt eine interessante Perspektive für die nächste Staffel. Juliette weiß durch Solo und das andere Silo, dass es Sprengstoff gibt, der im Notfall eine Rebellion auslösen soll.

Das Finale, in dem dieses Ende stattfindet, verdient besonderen Lob: Hier passt meiner Meinung nach fast alles. Actionreiche Ereignisse, ein hoher Zeitdruck und die Fallhöhe, dass das Silo und all seine Bewohner sterben könnten – entweder durch die Sicherheitsabschaltung oder das Öffnen der Tore. Dazu ein brillanter Plan der Technik, das Opfer von Juliettes Vater und Bernard, der aus seiner omnipotenten Rolle herausfällt und erkennt, dass er verloren hat.

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Die zweite Staffel ist meiner Meinung nach besser als die erste und liefert einen ganz besonderen Cliffhanger: Man sieht eine Szene aus der Gegenwart. Ein Politiker spricht mit einer Journalistin über eine schmutzige Bombe. Offenbar ist dies der erste Schritt zur Zerstörung der Welt und der Anfang der Silos. Ein bisschen erinnert mich das an Fallout: Dort sieht man ebenfalls die Welt vor dem Untergang – zugegeben deutlich prominenter und ausführlicher, aber das Prinzip ist ähnlich. Das hyped mich umso mehr auf die dritte Staffel. Die Frage „Was ist passiert?“ scheint endlich beantwortet zu werden.

Was ist eure Meinung? Seid ihr auch begeistert von der Staffel?

Bilder: Apple TV+

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Rewatch-Review: Orphan Black S01E01 – „Natural Selection“ (Pilot) https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-orphan-black-s01e01-natural-selection-pilot/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-orphan-black-s01e01-natural-selection-pilot/#respond Sun, 19 Jan 2025 09:53:16 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=218848

Eine der Serien, die trotz ihrer Qualität und Besonderheit noch immer viel zu wenige geschaut haben, ist „Orphan Black“. Die von 2013 bis 2017 mit 5 Staffeln zu jeweils zehn Episoden bei BBC America gelaufene Drama-Serie hat futuristische Science-Fiction mit britischem Humor vermengt. Vor allem aber hat sie uns das Schauspieltalent von Tatiana Maslany offenbart, die gleich mehrere Rollen in der Geschichte um mysteriöse Klone gespielt (und 2016 den Emmy Award als beste Hauptdarstellerin gewonnen) hat. Nicht umsonst hatten wir „Orphan Black“ 2014 als Serientipp hier im Blog sowie später auch Einzelfolgen-Reviews bis zum Serienfinale, 2023 kam es zudem auch noch zum Spin-off-Serie „Orphan Black: Echoes“ mit Krysten Ritter. Aber ein Review zur ersten Folge hatten wir leider nie. Nur gut, dass es unsere Rewatch-Reviews gibt!

Die Pilotfolge „Natural Selection“ ist am 30. März 2013 auf Sendung gegangen und führt uns Hauptfigur Sarah Manning direkt mal mit einem charmanten „Shit! …sorry.“ vor. Man fragt sich, was wohl alles (nicht oder anders) geschehen wäre, hätte sie ihren Bahnhalt verpasst. Denn kurze Zeit später und gerade mal zwei Minuten in die Folge hinein (was ich definitiv nicht mehr so früh in Erinnerung hatte) folgt ihr erster Kontakt mit einem ihrer Klone.

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„It’s you with a nice haircut!“ – „And with a nice address.“ – Felix & Sarah

Was folgt sind nostalgische Gefühle beim Hören der Titelmelodie, ein freudiges Wiedersehen mit Felix (yay!) und ein etwas irritiertes mit Michael Mando. Diesen nach seiner Rolle in „Better Call Saul“ nochmal als Vic zu sehen, ist auch irgendwie seltsam. Er wirkt gleich viel furchterregender, vor allem bei seinem aggressiven ersten Auftritt. Und dann fragt er auch noch nach Drogen…

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Die Aufmachung der Folge wirkt insgesamt noch immer stimmig, aber in Teilen vor allem im Schnitt und Sounddesign dann doch noch recht roh bis sogar flach. Aber das ist halt auch nun auch einfach fast zwölf Jahre her. Daran wird man spätestens erinnert, wenn Textnachrichten auf einem „Notsosmartphone“ gezeigt werden, haha.

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Allgemein gibt es einen guten Auftakt in die Story mit vielen Fragezeichen zu sehen, wie zum Beispiel die Frage, ob es sich bei der identisch aussehenden Frau um einen verlorenen Zwilling der adoptierten Sarah handelt. Die Szene mit dem Lichthupe-machenden Auto und dem Polizisten, der „Beth“ in sein Auto zerrt, besitzt eine besonders starke Wirkung im Generieren von Unsicherheit. Und auch das erste nette Imitationsspielchen Sarahs als Beth ist wunderbar anzuschauen. Ihre kleine Trainings-Montage, die vielen kleinen Details, die die (nicht-nur-street-)smarte Protagonistin aufnimmt und verwendet, die etlichen „Weiß ich nicht“-Momente – das hat schon was. Zumal die Kameraarbeit ihren Teil dazu beiträgt, die inneren Gefühl der Figur nach Außen zu tragen.

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Das Tempo ist erfreulich hoch und in der Dreiviertelstunde-langen Folge passiert bereits recht viel – man merkt, dass es sich um einen klassischen TV-Pilot handelt, der sich nicht viel Zeit für butterweiche Einleitung lassen kann. Ich hatte die Serie gar nicht mehr so ulkig in Erinnerung. Wie Vic zum Beispiel in seiner Trauerrede „She was the kind of person you want to hang… on to“ sagt – herrlich! Sarah trinkt Flüssigseife während Felix mit dem Pathologen flirtet, als Ablenkung des „Irgendwas ist anders…“-Gefühles von Paul folgt spontaner Sex, und der Schnitt von Vics „She’s not dead! Where is she?!“ zurück in die Pathologie war einfach großartig getimed!

Nebenbei wurden nicht nur bereits andere Klone angedeutet, ein weiteres (zunächst kurzes) Gastspiel folgt tatsächlich noch am Ende, als noch größerer Interessenserzeuger und mysteriöser Cliffhanger als der Bahn-Selbstmord der echten Beth. Spätestens bei Katjas Erschießung ist klar, dass da richtig große Dinge im Argen liegen. Man fragt sich in dem Moment nicht nur, wie Sarah aus der Angelegenheit herauskommen soll, und möchte unbedingt weiter schauen.

„Just One, I’m a Few, No Family Too, Who am I?“ – Katja

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Die erste Folge von „Orphan Black“ ist ein richtig guter Auftakt in eine vielschichtige Story und zeigt bereits im Ansatz, auf was sich Zuschauer:innen freuen können. Natürlich entfaltet sich der ganz große Charm der Serie erst, wenn Tatiana Maslany mehrere Charaktere spielt, aber einen guten Vorgeschmack gab es immerhin bereits. Bis auf ein paar Elemente, die sich etwas in die Jahre gekommen anfühlen, kann man die Folge auch über zehn Jahre später noch wunderbar anschauen. Der Pilot macht Lust auf mehr und erfüllt damit vollends ihren Job. Vielleicht sollte ich der Serie doch nochmal einen kompletten Rewatch-Durchlauf gönnen…?

Bilder: BBC America

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Review: Shrinking (Apple TV+ Original) – Staffel 2 https://www.serieslyawesome.tv/review-shrinking-apple-tv-original-staffel-2/ https://www.serieslyawesome.tv/review-shrinking-apple-tv-original-staffel-2/#comments Sun, 12 Jan 2025 16:41:03 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=218557 In meinem Review zu Staffel 1 von „Shrinking“ hatte ich bereits geschrieben, dass sich die Staffel ziemlich abgeschlossen angefühlt hat – wäre da nicht der Cliffhanger eines Nebenhandlungsstranges gewesen, den Autor Neil Goldman ganz am Ende eingebaut hatte – eine prima Vorlage für Staffel 2, die Autorin Rachna Fruchbom zum Staffelstart dann auch direkt aufnimmt. Zum Glück bestimmt aber diese Nebenhandlung jetzt nicht die komplette Staffel 2. Der Fall wird vielmehr relativ schnell abgewickelt, so das genug Platz bleibt für die Hauptgeschichten von Therapeut Jimmy Laird, seiner Tochter Alice und deren Freundeskreis. Die gesamte Staffel entwickelt die Story ziemlich solide und führt auch zu einem Ende, das sich gut anfühlt – und auch schon das Serienende von „Shrinking“ sein könnte (wie es in der Folgenbeschreibung zur letzten Folge von Apple auch vermerkt ist). Tatsächlich wurde die Serie aber bereits um eine 3. Staffel verlängert.

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Was man im Vergleich zur ersten Staffel feststellen kann, ist, dass sich „Shrinking“ in den neuen Folgen – es gibt in dieser Staffel übrigens zwei mehr als in der Premierenstaffel – viel mehr mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt, die jeweils auf die Hauptfiguren projiziert werden. Da geht’s um das Thema Adoption, zugespitzt auf den Kinderwunsch eines gleichgeschlechtlichen Paars, dann das Thema Parkinson, das bei Paul noch stärker in den Fokus rückt als in der 1. Staffel. Seans Vergangenheit als Veteran rückt noch stärker in den Fokus, auch seine schwierige Verbindung zu seinem Vater. Bei Gaby geht’s um die Frage nach der Verantwortung für die eigenen Eltern, bei Liz und Derek schließlich ganz klassisch und Beziehungsfragen eines langjährigen Ehepaars. Und auch Jimmys und Alice‘ Trauma durch den Verlust von Tia rückt noch mehr in den Fokus – weil die Staffel uns jetzt einen tieferen Einblick in die Vergangenheit gewährt, mit Rückblicken, aber auch durch die Einbeziehung von Louis Winston, der seinerzeit für den tödlichen Verkehrsunfall verantwortlich war, bei dem Tia starb (gespielt übrigens von Brett Goldstein, was es für mich extrem schwer macht, mit dem Charakter klar zu kommen, weil ich in ihm natürlich immer Roy Kent aus „Ted Lasso“ sehe).

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Gesellschaftliche Themen auf die Figuren projiziert

Die verschiedenen Themen werden von den Charakteren durchaus kontrovers diskutiert, um man merkt beim Zuschauen, wie man sich selbst je nach Thema auf die eine oder andere Seite schlägt. Die Autor:innen lassen das durchaus zu, und man kann sich auch in Ruhe eine solide Meinung bilden, weil die Themen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Man versteht zum Beispiel, warum Sean so ist wie er ist; man versteht zunächst nicht die Handlungen von Seans Vater, erkennt aber dessen Beweggründe, wenn die Figuren ins Gespräch kommen. Man versteht auch, warum sich Alice mit Louis befasst und es ihr tatsächlich hilft, so das Trauma zu bekämpfen. Auf der anderen Seite sieht man auch, wie es Louis hilft, mit den Ereignissen klar zu kommen; gleichzeitig kann man sich auf Jimmys Seite schlagen, wenn er deutlich macht, dass er Louis nicht in seinem Leben haben möchte. Gerade diese Unfallgeschichte, die bisher völlig fremde Menschen miteinander verbunden hat, wird aus meiner Sicht gut inszeniert. Sie zeigt eben auch, was dieser Unfall nicht nur mit der Opferfamilie, sondern auch mit dem Verantwortlichen gemacht hat. Da hat „Shrinking“ ganz starke Momente – völlig abseits von Comedy. Und es wird ganz am Ende etwas vorhersehbar, aber vollkommen in Ordnung aufgelöst – wie gesagt wäre es für mich auch ein definitiv solides Serienende gewesen.

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Staffel 2 verknüpft für meinen Geschmack insgesamt die Herausforderungen in den privaten Leben der Therapeuten sehr geschickt mit der Problemwelt der Patient:innen von Jimmy, Paul und Gaby. Immer wieder verwischen die Ebenen zwischen Therapeuten und Therapierten, manchmal dreht sich’s fast schon um. Dabei entwickeln sich besonders starke Momente, wenn Jimmy Paul beispielsweise gesteht, dass er Hilfe benötigt, oder wenn Paul anfängt, Jimmys unkonventionelle Methoden ebenfalls in Betracht zu ziehen.

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Das klingt alles sehr schwermütig, ist aber in der Serie tatsächlich meistens sehr locker und unterhaltsam erzählt, mit vielen wirklich witzigen Einfällen und Dialogen. Da spielt das Autor:innen-Team um Bill Lawrence seine ganze Klasse aus und überzeugt mit wirklich gutem Gespür für Witz und einer tollen Balance zwischen Humor und Drama. Nach dem ersten Durchsehen der Staffel hatte ich das Gefühl, dass es die Nebengeschichten wie Gabys Mutter-Tochter-Beziehung oder Brians Adoptions-Thema gar nicht gebraucht hätte, aber tatsächlich gibt das im Gesamtkontext Sinn, wie ich es gerade beschrieben habe. Auch dass die Figuren (wie Brian oder Gaby) teilweise etwas aufgesetzt und/oder nervig wirken, passt zum stimmigen Gesamteindruck – was vor allem die finale Folge hervorragend zusammenführt, wenn sich alle mit ihren Alltagssorgen und -problemchen treffen und zeigen, wie wichtig Freundschaft und Familie sind. Das ist dann nicht nur gut erzählt, sondern auch von Serienschöpfer Bill Lawrence gut inszeniert (er saß beim Staffelfinale selbst auf dem Regiestuhl).

Ich wundere mich nur, dass es tatsächlich noch eine weitere Staffel geben wird, zumal Apple selbst bei Folge 22 ja schon vom Serienfinale gesprochen hat. Und da bin ich mal gespannt, welchen Dreh man da noch hinbekommen möchte. Möglicherweise ist Pauls Schicksal ein Thema, oder man frischt alles durch eine:n neue:n Therapeut:in auf. Bleibt nur zu hoffen, dass die Hauptfiguren irgendwie dabei bleiben. Denn ich liebe ja immer noch Liz‘ Ehemann Derek (ist auch mein Charakter-Favorit im Serienjahr 2024 gewesen), der in dieser Staffel mehr Screentime bekommt und tatsächlich auch mit eigenen Problemen zu kämpfen hat – was man ihm in Staffel 1 so gar nicht hätte zuschreiben können. Toll auch der Einfall, dass Derek einen Freund mit Gaby zusammenbringt, der natürlich auch Derek heißt. Dereks Motto: „Jede hat einen Derek verdient.“ Sehe ich auch so!

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Bilder: Apple

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Review: What if…? – Staffel 3 https://www.serieslyawesome.tv/review-what-if-staffel-3/ https://www.serieslyawesome.tv/review-what-if-staffel-3/#respond Tue, 31 Dec 2024 12:45:10 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=218420 Die dritte Staffel der Anthologie-Serie zeigt zum letzten Mal alternative Geschichten aus dem Marvel Cinematic Universe.

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Auch in diesem Jahr gab es über die Weihnachtsfeiertage täglich eine neue Folge der Zeichentrickserie „What if…?“. Wie schon in den beiden Staffeln zuvor überzeugen die einzelnen Episoden mal mehr, mal weniger. Schauen wir uns daher jede Folge für sich an.

Was wäre, wenn…

… Hulk die Mech-Avengers besiegt hätte?

Meiner Meinung nach macht „What if…?“ am meisten Spaß, wenn es sich am weitesten von den MCU-Vorbildern entfernt. Wie zum Beispiel in der Auftaktfolge der neuen Staffel, in der die Avengers in riesigen Kampfrüstungen gegen einen Godzilla-ähnlichen Hulk antreten müssen. Wie immer beginnt alles mit vertrauten und doch etwas anderen Szenen. Sam Wilsons Zusammentreffen mit Bruce Banner ist direkt an „Captain America: Winter Soldier“ angelehnt, nimmt dann aber eine völlig andere Wendung. Bruce erschafft eine tödliche Kreatur, die sogar die Avengers auslöscht. Ein neues Team formiert sich und nimmt dank „Power Rangers“-artigen Robotern mit einem wild gewordenen Riesenhulk auf. Das Ganze ist recht rasant inszeniert und bietet auch einige emotionale Momente. Die Idee ist nicht ganz neu, schließlich gibt es die Avengers in Mech-Suits auch als Spielzeugreihe, aber sie hier in Aktion zu sehen, macht dann doch Spaß.

… Agatha nach Hollywood gegangen wäre?

Einen weiteren überraschenden Ausflug in ungewohnte Gefilde bietet die zweite Episode, in der es ein Wiedersehen mit Agatha gibt, die im alten Hollywood Karriere macht. Um Kingo, den Filmstar aus „Eternals“, in das Geschehen einzubinden, wird noch eine unnötige Story um einen Celestial gesponnen, der die Erde als Brutstätte nutzen will. Letztendlich sind es die Hollywood-Atmosphäre und die Tanz- und Musikeinlagen, die diese Episode aus der Masse herausstechen lassen. Und wer hätte gedacht, dass wir Agatha nach dem Ende von „Agatha All Along“ so schnell wieder sehen würden.

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… Red Guardian den Winter Soldier aufgehalten hätte?

In der dritten Episode, in der der Red Guardian den Winter Soldier daran hindert, Tony Starks Eltern zu töten, geht es deutlich weniger ausgefallen zu. Trotz der dramatischen Ausgangssituation sorgt Red Guardian für einige witzige Einlagen und bietet zusammen mit Bucky einige schöne Momente, die an Actionkomödien der 80er Jahre erinnern, wie z.B. die Autoverfolgungsjagd. Darüber hinaus bietet die Episode aber wenig Neues und wirkt eher wie ein Promoclip für den kommenden Film „Thunderbolts*“.

… die Ente Howard verheiratet wäre?

Als in Staffel 1 Thor auf der Erde landet, um zu feiern, sah man Howard bereits mit Darcy anbandeln. Jetzt nimmt die Serie das Thema wieder auf und führt es weiter. Die beiden stehen kurz davor, Eltern zu werden. Auf ihrem Weg durchs Weltall werden sie jedoch von allerlei Feinden wie den Dunkelelfen bedroht. Die Episode zeigt gut, wie absurd „What if…?“ manchmal sein kann und welche Geschichten besonders gut als Animation funktionieren.

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… die Emergenz die Erde zerstört hätte?

Im Mittelpunkt der fünften Episode steht Riri Williams, die als Ironheart auf einer zerstörten Erde gegen Mysterio kämpft und dabei den Watcher dazu bringt ins Geschehen einzugreifen. Im Gegensatz zu „Black Panther: Wakanda Forever“ ist hier eine deutlich ernstere Version von Ironheart zu sehen. Das tragische Ende zeigt auch, was es bedeutet, eine Heldin zu sein und welche Opfer das mit sich bringt. Eine emotional starke Episode.

„Alternative Realitäten, Paralleluniversen, ihr kennt das inzwischen. Kleine Entscheidungen, große Veränderungen und so weiter.“ – Watcher

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Review: „Squid Game“ – Staffel 2 https://www.serieslyawesome.tv/review-squid-game-staffel-2/ https://www.serieslyawesome.tv/review-squid-game-staffel-2/#respond Mon, 30 Dec 2024 08:39:49 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=218304

Über drei Jahre nach dem überraschenden Welterfolg der ersten Staffel von „Squid Game“ haben wir zu Weihnachten endlich die Fortsetzung der koreanischen Dramaserie geschenkt bekommen. Ich habe die sieben neuen Folgen angeschaut und möchte euch in diesem Spoiler-armen Review (konkrete Bezüge zu wichtigen Inhalten werden entsprechend markiert bzw. versteckt) beschreiben, weshalb diese gefühlte Halb-Staffel nicht an das Debüt heran kommt, aber dennoch durchaus sehenswert ist.

„Nummer 456: Willkommen zurück im Spiel.“

Die Basis der Geschichte sollte soweit bekannt sein, da sie ja auch am Ende der ersten Staffel bereits angerissen worden ist: Spieler 456 konnte nach seinem Gewinn der Spiele und einem Vermögen von 45,6 Milliarden Won (etwa 33 Millionen Euro) nicht von den Machenschaften der Insel loslassen und entschied sich gegen eine Reise zu seiner in den USA lebenden Tochter und dazu, das Spielsystem zu sprengen. Also nutzt er sein Vermögen, um seine früheren Kredithaie zu engagieren, Zugriff zu den Leuten hinter den Spielen zu erhalten.

Die ersten Folgen der neuen Staffeln handeln einzig von Geschehnissen, die sich abseits der Spiele in der realen Welt zutragen. Hier hätte ich erwartet, dass man früher Szenen aus Spielen zeigt, um das eigentlich zentrale Stilmittel der Serie direkt wieder ins Gedächtnis zu rufen (es hätte sich ja um eine andere Spielrunde handeln können). So zieht sich alles ein bisschen in die Länge. Das Vorhaben ist dennoch interessant anzuschauen, hätte aber verschachtelter und vor allem kürzer erzählt werden können. Einzig wirkliches Highlight der ersten zwei Folgen sind Szenen mit dem Recruiter der Spiele.

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Was mich dagegen eher (nicht nur zum Auftakt) genervt hat, ist die extreme Verbissenheit, die Hauptfigur Gi-hun an den Tag legt. Tatsächlich wird sein enormer Charakterwandel auch von einem Kindheitsfreund sowie dem Spielleiter angemerkt, wobei Letzterer ihm eine verbesserte Rhetorik bescheinigt. Die lockere Unbekümmertheit des Staffel-Eins-Gi-hun ist gewichen, was durch die traumatischen Ereignisse absolut erklärbar ist, aber eben auch Leichtigkeit nimmt und die Figur deutlich unnahbarer erscheinen lässt. Hinzu gesellen sich auch leider kleinere Ungereimtheiten, wie die Tatsache, dass sein Vermögen mir größer gemacht zu sein scheint, als es wirklich sein kann.

Irgendwann geht es dann aber natürlich doch wieder zu den Spielen. Leider schafft die Staffel es nicht sonderlich gut, zwischen Spiel- und Außenwelt-Plot hin und her zu wechseln. Es wirkt, als hätte man zwei Episoden komplett fernab und fünf Episoden beinahe komplett in den Spielen. Ein zwischendrin eingezogener B-Plot wirkt leider nicht sonderlich werthaltig, zumal das Timing immer wieder hinkt.

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Das neuerliche Aufwachen im Schlafraum hatte aber was. Allgemein kommt der nostalgische Spirit der Spiele direkt wieder auf, wenn man die Leute in den grünen Trainingsanzügen sieht und die klassische Musik hört. Die enorm fordernde neue Generation an Spieler:innen ist erfreulicherweise keine komplette Kopie der Charaktere aus Staffel Eins, auch wenn es natürlich einige Rollenfiguren zu sehen gibt. Aber eben auch einige interessante Charaktere wie Verwandte oder eine Transperson. Vermutlich liegt es an der geringeren Episodenzahl, aber man bekommt es in dieser Staffel bei Weitem nicht so gut hin, eine emotionale Bindung zu Spielenden aufzubauen. Dazu fehlt teilweise die Zeit, teilweise sorgt aber auch die Handlung dazu, dass sich Figuren plötzlich anders verhalten und nicht genug Substanz zeigen können.

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Interessant anzuschauen ist aber schon, wie Spieler 456 versucht, die anderen vom Sterben abzuhalten, und wie er von ihnen wahrgenommen wird. Glücklicherweise hat man auch Neuerungen im Spielablauf sowie neue Spiele eingeführt, so dass es – nicht etwa wie „Squid Game: The Challenge“ – keine komplette Kopie der ersten Staffel ist. Auch ist das Escher‘sche Treppenhaus deutlich größer geworden. Vor allem führt ein neues Abstimm-Prinzip zu einer Gruppenbildung unter den Teilnehmenden, was eine neue Brisanz mit sich bringt. Das hat mir gefallen, auch wenn einige Entwicklungen dann doch recht klischeehaft vonstatten gehen, aber das liegt vermutlich in der Natur des Menschen.

Ohne auf Details einzugehen, möchte ich das Karussellspiel positiv hervorheben. Hier gibt es zwei richtig starke Momente zu sehen, die die Staffel nochmal nach Oben ziehen und demonstrieren, zu was „Squid Game“ imstande ist. Auch enorm interessant empfand ich, dass wir Einblicke in die Arbeit auf Seiten der Soldat:innen erhalten, auch wenn diese natürlich ein wenig eine Kopie zum in der ersten Staffel untergetauchten Polizisten darstellen. Eine meiner Meinung nach komplett verpasste Möglichkeit liegt im Zeigen der VIP-Leute. Wir wissen bereits von ihrer Existenz und dennoch werden sie kein einziges Mal gezeigt. Das hätte aber Raum für bissige Kommentare zum Spielgeschehen und somit eine gewisse Auflockerung samt gesellschaftlicher Kritik (und letztlich Motivations-Legitimation für Spieler 456) geliefert. Außerdem hätte man so smart einige Twists in die Staffel einbinden können. Es gibt nämlich auch etliche Unzulänglichkeiten zu beobachten, die wie Schwächen des Drehbuches erscheinen, aber ja auch einfach ein abgekatertes (und entsprechend kontrolliertes) Spiel sein könnten, das bewusst so erlaubt wurde, um dem Publikum des Spektakels etwas Neues und Aufregendes zu liefern. Vielleicht folgt diese Offenbarung aber ja noch.

Einige dieser Sachen, die ich meine sind (ACHTUNG: SPOILER!!!): Wieso hat der Rapper seinen Kreuzanhänger im Spiel behalten dürfen? Ist das etwa – wie vielleicht auch bei der Haarnadel der alten Dame – bewusst gemacht worden, um mehr Show zu bieten? Auch dass es beim späteren Aufstand keine alles im Keim erstickenden Kontrollmuster gibt, wirkt zumindest mal anzweifelbar. Die Spieler:innen können mit viel zu wenigen viel zu viel anrichten. Und wo wir gerade unter uns sind: 456 müsste wissen, wie wichtig Essen und Schlaf sind, benimmt sich aber bereits in den ersten Tagen des Spieles seltsam anders. Schade, dass man keinen One-Shot-Durchlauf beim Sechs-Beine-Spiel gemacht hat. Schön aber dafür, dass man bereits von Beginn an weiß, dass jemand vom Spiel in Doppelfunktion im Teilnehmendenfeld ist.

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Letztlich gibt es eine intensive Finalfolge zu sehen, die an sich in Ordnung ist, aber auch enorme Probleme offenbart. Die Geschehnisse hätten meiner Meinung nach bereits smarter in die Folge(n) zuvor eingeflochten werden können. Gleichsam gibt es ziemlich plumpe Situationen zu sehen, die sich unnatürlich in die Länge ziehen. Dennoch ist es spannend, bis… es einfach vorbei ist?! Bei der Länge von lediglich sieben Episoden (Staffel 1 hatte immerhin derer neun) war bereits klar, dass da irgendwas faul ist. Vor allem nach den ersten zwei Episoden, die komplett ohne die Spiele ausgekommen sind. Letztlich handelt es sich bei Staffel 2 eher um eine erste Hälfte einer Fortsetzung. Der Cut ist wie ein Midseason-Finale. Nur dass es nicht in wenigen Wochen, sondern eher in einigen Monaten weitergehen wird. So könnte man schon fast empfehlen, die neuen Folgen erstmal auf Halde zu lagern und zu warten, bis Staffel 3 auch erschienen ist.

Kleiner Hinweis: Es gibt noch eine kurzer Post-Credit-Szene nach der finalen Folge.

Leider kann die zweite Staffel von „Squid Game“ nicht an die erste herankommen. Das liegt zum einen in der Natürlichkeit der Dinge, dass die Frische fehlt, da uns einige Figuren sowie vor allem die Grundhandlung bereits bekannt sind. Vor allem aber weiß die Fortsetzung nicht, ihre Stärken auszuspielen. Die Figuren sind weniger zugänglich, es gibt weniger Twists und allgemein fühlt sich die Handlung nicht mehr so überraschend und durchkalkuliert an. Es passiert zu wenig in zu langer Zeit und letztlich wird man dann mit einem Midseason-Finale abgespeist, muss aber mitten in der Handlung erst auf die nächste Staffel warten. Das fühlt sich leider so an, als hätte man die Staffel aufbläht und aufgeteilt, um daraus zwei zu machen. Damit wird Netflix natürlich letztlich mehr Aufmerksamkeit und Geld generieren, aber der Qualität der Produktion (sowie vor allem des Seherlebnisses) dürfte das akut geschadet haben.

So bleibt es bei einer Staffel, die man zwar super anschauen kann und die einige tolle Momente liefert, sowie den Grund-Charme der Spiele durchaus wieder auferleben lassen kann, aber darüber hinaus nicht in die Qualität der großartigen ersten Staffel heranreichen kann, da sie etliche Fehler macht und Möglichkeiten liegen lässt.

3. Staffel von „Squid Game“?

Eine Fortsetzung wurde natürlich bereits von Netflix geordert. Die dritte Staffel von „Squid Game“ soll im kommenden Jahr erscheinen.

Bilder: Netflix / No Ju-han

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Rewatch-Review: „ALF“ S01E02 – „Die Nacht, in der die Pizza kam“ („Strangers in the Night“ ) https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-alf-s01e02-die-nacht-in-der-die-pizza-kam-strangers-in-the-night/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-alf-s01e02-die-nacht-in-der-die-pizza-kam-strangers-in-the-night/#respond Sun, 22 Dec 2024 09:54:50 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=216859 In unserer schönen Rewatch-Review-Rubrik hatte ich mich ja schon einmal mit „ALF“ beschäftigt und damals meine Lieblingsfolge „Paules Puppenspieler“ präsentiert. Jetzt habe ich mir die Serie tatsächlich ein weiteres Mal vorgenommen und mich an „Die Nacht, in der die Pizza kam“ rangemacht, „Strangers in the Night“ im Original. Die hatte ich noch als ziemlich unterhaltsam im Hinterkopf, und ich war absolut überrascht, als ich bei der Suche nach der Folge entdeckt habe, dass das die zweite Folge der Serie überhaupt ist, also die erste inhaltlich richtige Episode nach ALFs Ankunft bei Tanners. Sie lief erstmals am 29. September 1986 in den USA, derweil sie bei uns im ZDF am 12. Januar 1988 ausgestrahlt wurde. In der IMDb hat sie eine Wertung von 7,9 erhalten (Stand 22.12.2024).

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„Die Nacht, in der die Pizza kam“ – worum geht’s in dieser „ALF“-Folge“?

Wie gesagt war ich beim Rewatch etwas überrascht, dass die Folge „Die Nacht, in der die Pizza kam“ bereits die 2. Folge der Serie „ALF“ war. Ich hätte sie später verortet, weil sie schon so extrem tief drinsteckt im Familienleben der Tanners und einfach so viel tolle Witz-Momente enthält – eher ungewöhnlich für eine frühe Folge in einer Serie, wie ich finde.

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Was passiert in 167 Hemdale? Nach einem typischen Familienabend bricht Hektik aus, als Willie aufgrund eines Computerproblems ins Büro gerufen wird und Kate sowie Lynn zu einer Hochzeit müssen. Da niemand als Babysitter für den kleinen Brian verfügbar ist (außer ALF, was er auch mehr als einmal betont), springt die Nachbarin Mrs. Ochmonek ein. ALF ist darüber verärgert, da er gerne den Film „Psycho“ im Fernsehen sehen wollte. Willie verspricht ihm, den Film später auszuleihen, wenn ALF sich von Mrs. Ochmonek fernhält – beides natürlich gerade in der Rückschau wunderbar, weil es zwei Kernelemente der damaligen Zeit enthält, ohne die diese Handlung gar nicht möglich wäre. Heute könnte ALF den Film einfach auf einem Gerät streamen, damals war er von der linearen Programmplanung abhängig.

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Willie versucht ALF noch mit ein paar Sachen abzuspeisen. „Hier sind Illustrierte… und ein hübsches Puzzlespiel“, sagt Willie zum Beispiel zu ALF, nachdem er ihn ins Schlafzimmer verfrachtet hatte. ALF meint nur: „Es ist kaputt.“ Willie entgegnet: „Aber das ist Absicht: Du sollst es wieder zusammensetzen.“ Woraufhin ALF meint: „Wieso? Ich hab’s doch nicht kaputt gemacht!“ Auch sonst erweist sich ALF als ausgesprochen schlagfertig und treibt es mit seinen Kommentaren hier und da auf die Spitze.

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Natürlich verlässt ALF trotz der Absprache das Schlafzimmer, weil er neugierig wird auf den Film, als er die ersten typischen Geräusche hört. Auch das ist natürlich perfekt ausgewählt von den beiden Autoren der Folge, Paul Fusco und Thad Mumford, denn durch diese Suspense-Momente, die klassisch für „Psycho“ sind, entsteht auch eine unheimliche Atmosphäre für Mrs. Ochmonek, und sobald sie die ersten Geräusche im Haus hört, steigt in ihr natürlich die Panik. Das ist übrigens eine der wenigen Folgen, die Serienschöpfer und ALF-Puppenspieler Paul Fusco selbst geschrieben hat. Mit Thad Mumford hatte er sich einen erfahrenen Serienautor dazugeholt, der unter anderem Folgen für „M*A*S*H“, „The Cosby Show“, „NYPD Blue“, „Home Improvement“ uns „Judging Amy“ geschrieben hat, und unter anderem auch einen Emmy gewann. So entsteht in dieser Folge ein starker Mix aus Witz und Spannung.

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Er bestellt heimlich eine Pizza, und sein Versuch, die Pizza unauffällig zu holen (oder wollte sie unter einen Baum legen lassen), scheitert kläglich. Er stürzt aus dem Schlafzimmerfenster und wird durch Mrs. Ochmonek, die ihn für einen Einbrecher hält, fast entdeckt. Stattdessen landet die Pizza direkt bei Mrs. Ochmonek, was zu einem weiteren klasse Dialog führt, als der Pizzalieferant meint: „Einmal Super Sizilianer… das bin ich und das ist Ihre Pizza.“ Überhaupt besticht die Folge durch ganz viele klasse Dialoge und entwickelt Zitate „für die Ewigkeit“, die ich heute noch ganz gerne in Gesprächen einsetze – war irgendwie prägend.

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Die chaotischen Ereignisse spitzen sich zu, als ein tatsächlicher Einbrecher im Haus auftaucht. ALF konfrontiert ihn direkt, woraufhin der Dieb panisch flieht. Willie, der von den Ereignissen telefonisch erfährt, eilt nach Hause, wo inzwischen auch Kate und Lynn eintreffen. Auch die Polizei trudelt samt Einbrecher ein, der immer noch unter dem Eindruck seines Kontaktes mit ALF alles zugibt – und am Ende den Polizisten um einen Gefallen bittet. Der Polizist meint daraufhin, dass er nach einem sprechenden, abscheulichen Wesen mit einer riesigen Nase in einem blauen Kleid fragen soll. Alle denken natürlich, dass ALF damit gemeint ist (der zwischendurch Kates blaues Kleid anprobiert hatte), doch ironischerweise hält der Polizist Mrs. Ochmonek, die ebenfalls ein blaues Kleid trägt, für das beschriebene Wesen, als sie aus der Küche ins Wohnzimmer zurück kommt. „Immerhin ist er nicht unzurechnungsfähig“, meint der Polizist am Ende.

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Im Epilog erzählt dann ALF nochmal der Familie, wie heroisch er war, welche Strafe der Einbrecher Andrew Seminick bekommen hat (und welche Mrs. Ochmonek, nämlich mit ihrem Mann Sport schauen zu müssen), während ALF sich als Held feiert und als Belohnung endlich Pizza und Popcorn bekommt (und mutmaßlich auch „Psycho“ aus dem Verleih). Mehr zum Inhalt und zu den Credits gibt’s natürlich wie immer im ALF Wiki.

Alles in allem ist „Die Nacht, in der die Pizza kam“ (im Original übrigens klasse betitelt mit „Strangers in the Night“) vollgepackt mit jeder Menge Elementen aus Spannung und Humor. Die Episode spielt mit klassischen Horror-Elementen, insbesondere durch die Anspielung auf „Psycho“, und verbindet sie mit ALFs unvorhersehbarem Verhalten. Dazu gelingt es den beiden Autoren auch, sehr schnell (wir sind wie gesagt erst in der 2. Folge der Serie) die Charaktere zu schärfen und uns ein genaues Bild der handelnden Personen zu vermitteln (die Folge bietet wie immer nur 22 Minuten Zeit). So werden auch die Ochmoneks durch diese Folgen erstmals ausführlicher uns Zuschauer:innen präsentiert – einige weitere geniale Momente mit den Nachbarn im Laufe der Serie werden folgen. Zudem sind auch die Darsteller:innen extrem gut aufgelegt, was vor allem natürlich für Liz Sheridan als Raquel Ochmonek und John LaMotta als Trevor Ochmonek gilt. Sie werden in den wenigen Momenten extrem gut charakterisiert, so dass man am Ende der Folge direkt ein klares Bild von beiden hat. Es ist übrigens auch eine der wenigen Folgen, in denen ALF relativ viel unterwegs ist und wir so nicht nur die Handpuppen-Version von ihm sehen (gespielt von Paul Fusco), sondern auch die Ganzkörperkostüm-Version, die Michu Meszaros gespielt hat. Zu diesem Thema (und generell zur Entwicklung der Figur ALF) empfehle ich dringend die ALF-Folge des „Puppkultur“-Podcasts von Martin Reinl und Julian Schlichting – zwei absolute ALF-Fans, die tief in der Archiv-Kiste gekramt haben.

Soweit „Die Nacht, in der die Pizza kam“. Jetzt muss ich doch direkt nochmal die Folge raussuchen, in der ALF drüben bei den Ochmoneks auftaucht. Und die Folge mit der Riesen-Kakerlake. Und die mit den singenden Spargelspitzen…

Bilder: NBC

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Review: „The Old Man“ – Staffel 2 https://www.serieslyawesome.tv/review-the-old-man-staffel-2/ https://www.serieslyawesome.tv/review-the-old-man-staffel-2/#respond Sun, 15 Dec 2024 13:26:08 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=216028

Die erste Staffel von „The Old Man“ hat mich fasziniert. Jeff Bridges tritt gewissermaßen in die Fußstapfen von Liam Neeson, der seit Jahren den „Bad-Ass-Opa“ verkörpert. Jeff steht ihm in nichts nach und ist ebenfalls von niemandem zu stoppen.

Die erste Staffel glänzte zunächst starken Auftaktfolgen, doch gegen Ende flachte die Handlung ab. Trotzdem funktionierte die Geschichte – zumindest für mich – so gut, dass ich die zweite Staffel herbeigesehnt habe. Dieses Hinfiebern wurde natürlich durch den großen Cliffhanger verstärkt: Angela wurde von Faraz Hamzad entführt.

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In der zweiten Staffel dreht sich also alles darum, dass Chase und Harold Angela befreien. Die Handlung beginnt in Afghanistan – und hier fühlte ich Enttäuschung. Zwei alte Männer in einem fremden Land, die über alte Geschichten reden, abhängig von viel Glück und Hilfe von außen. Das wirkt irgendwie lahm. Ich finde, Chase und Harold harmonieren nicht wirklich – natürlich sollen sie das auch nicht, denn der Kontrast ist in die Story eingebettet. Trotzdem nerven mich Harolds Kleinkariertheit und Hilflosigkeit, während Chase zu sehr als alter, tattriger Mann dargestellt wird.

Dieses „Tattrige“ legt Chase aber schnell ab, zumindest in Momenten, in denen sich ein Opfer nähert und er seine „Superkräfte“ aktiviert (so fühlt es sich an). Seine Kampfkraft wird allerdings nicht konsequent eingesetzt. Warum er zum Beispiel zu Beginn den Taliban-Spion Omar nicht tötet, ist mir ein Rätsel – Zeit hätte er genug gehabt.
Mehr Zeit wurde stattdessen in Angelas Geschichte investiert. Ich bin ja ein Fan von Alia Shawkat seit „Search Party“. In „The Old Man“ spielt sie Angela, die auf den ersten Blick etwas naiv wirkt, aber – obwohl sie nicht Chase’ leibliche Tochter ist – erschreckend viele Eigenschaften von ihrem Ziehvater übernommen hat.
Auch wenn ihr Handlungsstrang für die Geschichte wichtig ist, hat mir der Teil, in dem sie erst bockig ist und dann mit erweichtem Herzen ihren leiblichen Vater akzeptiert, nicht wirklich gefallen. Emotionen kommen hoch, als Hamzads geschütztes Dorf angegriffen wird und Menschen sterben, doch es bleibt klar, dass dieser Abschnitt am Ende nur ein Nebenschauplatz ist.

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Die erste Staffel war am Anfang stark und am Ende schwach – jetzt ist es genau umgekehrt. Der Teil in Afghanistan hätte deutlich kürzer sein können. Denn die Geschichte in den USA ist spannender und ein echter Gewinn für alle, die „Homeland“-Entzugserscheinungen haben (ja, ich spreche da von mir).
Vor allem mag ich Chase und seine Freundin Zoe. Auch wenn ihr Charakter meiner Meinung nach etwas überzeichnet ist. Sie rutscht in die Sache rein und kann sofort mit den Geheimdiensten der Welt mithalten, mächtige Männer um den Finger wickeln und Intrigen spinnen? Das wirkt schon etwas unglaubhaft. Wobei das in der nächsten Staffel vielleicht relativiert wird, denn es gibt Andeutungen, dass mehr hinter ihr steckt.

In jedem Fall sind Chase und Zoe ein Dream-Team. Chase bleibt eiskalt und entkommt selbst aus eigentlich unlösbaren Situationen – fast wie „Batman“ in der 60er-Jahre-Serie, der jede tödliche Falle mit Klugheit und Gadgets überwindet.
Auch wenn Chase überzeichnet ist, ist das genau das, was ich an der Serie liebe. Er ist einfach ein absolutes Bad Ass. Ihm kann niemand entkommen. Selbst der geglaubte Tod seiner Tochter bricht seinen Kampfwillen nicht.

Die „China-Connection“ ist eine weitere Ebene, die mir noch nicht ganz klar wird. Harolds Ex-Frau arbeitet mit dem chinesischen Geheimdienst zusammen. So richtig zur Geltung kommt sie aber vermutlich erst in Staffel 3. Ich vermute, Harold wird von ihr entführt – und Chase wird sie retten müssen. (Anmerkung an mich: Entführungen – ist das das Running-Drama in „The Old Man?“)

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Dass Angela am Ende wie ein Phönix aus der Asche die russischen Söldner ausschaltet – na ja, das war etwas zu viel des Guten. Wie sie das schafft, wird uns nicht gezeigt. Auch ihr plötzliches, extremes Selbstbewusstsein gegenüber Chase wirkt überraschend.

Alles in allem hat die Staffel ihre Momente, aber es fehlt die Stringenz. Die Charaktere sind mir oft zu unglaubwürdig. Trotzdem fesselt mich die Serie weiterhin – objektiv kann ich das kaum erklären. Vermutlich liegt es an Jeff Bridges, dessen schauspielerisches Können vieles wettmacht. Insofern freue ich mich auf Staffel 3.
Wie geht es euch mit dieser Staffel?

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Review: „Dexter: Original Sin“ S01E01 – „Wie alles anfing…“ https://www.serieslyawesome.tv/review-dexter-original-sin-s01e01-wie-alles-anfing/ https://www.serieslyawesome.tv/review-dexter-original-sin-s01e01-wie-alles-anfing/#respond Fri, 13 Dec 2024 09:39:35 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=215781

Dexter Morgan ist zurück. Mal wieder. Nach dem Nachklapper in Form der Miniserie „Dexter: New Blood“ gibt es mit der neuen Serie „Dexter: Original Sin“ ein waschachtes Prequel. So ganz von Neuem und vor allem Frühem startet man dann jedoch nicht, setzt die heute erschienene erste Folge des Spin-offs doch direkt an das Staffelfinale von „New Blood“ an. Dabei ist es schön, Michael C. Halls Stimme mal wieder zu hören zu bekommen.

„I’ve experienced death so many times. But never my own.“ – Alter Dexter

Weniger schön ist dagegen, dass Dexter doch tatsächlich gerettet worden sein soll und wir somit ein zweites Serienfinale ohne finalen Exodus serviert bekommen haben?! Uff. Wie unnötig. Und wohl nur eine Weiche, um das bereits angekündigte weitere Spin-off mit Michael C. Hall in der Hauptrolle einzuleiten. Hinzu kommt der recht plumpe und meiner Meinung nach unnötige Kniff, den Moment des am inneren Auge vorbeiziehenden Lebens als Ausgangspunkt für die Origin Story zu nehmen. Und diese digitale Kamerafahrt vom OP-Saal auf das „Emerge(ncy)“-Schild…?! Naja. Das geht auch hochwertiger.

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Was mit leichten Wacklern beginnt, kommt dann aber gefällig in Schwung. Das Intro ist tatsächlich die vorab veröffentlichte Promo in Form einer Hommage an die Morgenroutine des „DEXTER“-Originals. Ein bisschen schade, dass man dieses nicht erst zur zweiten Folge gezeigt hat, dann hätte der spätere „Ich hasse Mosquitos!“-Moment eine größere Wirkung gehabt.

„Oh, and quit fucking smoking! Excuse my french.“ – „Your french is excellent.“ – Ärztin & Deb

Der Cast gefällt mir jetzt schon sehr. Patrick Gibson hat als junger Dexter Morgan das schelmische Grinsen drauf, vor allem aber weiß er den Sprachduktus ähnlich zum alten Dexter zu setzen. Das passt schon sehr gut, finde ich. Da wir bei der Figur des Harry keinen wirklichen Zeitsprung haben, fühlt es sich zwar wie die Neubesetzung an, die es ist, aber Slater ist dennoch hervorragend. Letztlich wirkt er aber jünger und spritziger in seiner Art, die Tiefe und Schwere der Worte von James Remar aus der Mutterserie fehlen dann doch etwas. Aber das dürfte Gewöhnungssache sein. Masuka wird direkt mal mit einem „Motherfucker!“ eingeführt und auch Deb kommt natürlich fluchend daher, nice. Batista und Co. in jung wieder zu sehen, hat auch was. Patrick Dempsey wirkt noch ein bisschen so, als sei er für einen SNL-Sketch verkleidet, aber vermutlich wirkt es einfach so surreal, Leute wie ihn (oder auch Sarah Michelle Gellar sowie die noch hinzustoßende Christina Milian) im „Dexter“-Universum zu sehen.

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Ungewohnt ist zunächst auch der Anblick vom jungen Dexter. Ja, auch Michael C. Hall hatte in Rückblenden teils lange Haare, aber dieses Bild hatte ich erfolgreich verdrängt. Mir gefällt die Darstellung des an einem wichtigen Lebenspunkt befindlichen Dexter Morgan aber grundsätzlich gut. Er ist nochmal dorkiger und soziopathischer als der Dexter, den wir in der Originalserie kennengelernt haben. Kommilitonen ziehen ihn als „Freak“ auf, seine Emotionsleere wird vom Professor als einzigartig gelobt und seine dominierende Rationalität zeigt sich gekonnt in einer Szene, in der er eigentlich Deb emotional stützen sollte, aber darauf hinweist, dass sie lieber schnell den Boden reinigen sollten, ehe das Blut vom heruntergefallenen Fleischstück antrocknet. Das einzige, das mir etwas unpassend vorkam, ist, dass Dexter für seinen zurückgezogenen Typen viel gebräunter daher kommt als sein Vater.

„I know, we hoped, slicing into bodies would be enough. But I’m still… hungry.“ – Dexter

Zwei Szenen, die den jungen Dexter Morgan charakterisieren und gleichermaßen der Mutterserie Tribut zollen, fand ich besonders gelungen. Zum einen die, in der Dexter – von Masukas schräger Lache angelockt – beim Polizeistand der Berufsmesse direkt zwei Fallbilder miteinander verknüpft. Zum anderen die Szene mit dem persönlich angepasssten Schmuddelheft, wobei mir hier vor allem das Fantasieren des später als „Bay Harbour Butcher“ bekannten Serienmörder-Serienmörders gefallen hat, ob er wohl auch mal einen Spitznamen erhalten wird.

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Allgemein wird in dieser Folge das Observierungstalent Dexters gekonnt unterstrichen. Beim Aufspüren der mörderischen Krankenschwester hat man es tatsächlich geschafft, dieses alte „DEXTER“-Feeling zu entfachen. Vom ersten Gespür über das Sammeln von Indizien bis hin zum eigentlichen Mord.

„Just stop… her.“ – Harry

Dass ein sehr persönlicher Bezug zum ersten Mord führt, ist recht smart gemacht, auch wenn ich einen unabsichtlichen Instinkt-Mord für passender erachtet hätte. Und ja, es gab einige „kreative“ Übergänge zuviel, aber der vom Herzschlag des Opfers zum Fußgetrampel beim Volleyballspiel hat mir gefallen. Dazu noch das doppeldeutige „Morgan for the kill!“ vom Kommentator beim Spiel – und dann setzt noch der alte Score ein… hach! Ein wahrlich großer Moment (für den jungen Dexter aber auch uns Zuschauende).

„You never forget your first time. Mine was with an older woman.“ – Dexter

Das hat mir gut gefallen. Natürlich nährt die Folge (sowie die Serie allgemein) gewaltig von der Nostalgie zur Originalserie, weshalb ich mir eine höhere Bewertung verkneife (es hätten auch viereinhalb werden können). Dazu sitzt auch der Dexter-hat-schon-wieder-überlebt-Stachel vom Auftakt zu tief und mir haben einige visuelle Effekte zu sehr missfallen. Aber die Atmosphäre passt und das Wiedersehen mit so vielen alten Bekannten war äußerst herzerwärmend. Die Erzählerstimme funktioniert super, wir haben jetzt bereits zu sehen bekommen, wie Dexter Junior mit dem Code, der Jagd, dem Training und Trophäen in Kontakt kommt. Sogar der erste Mord ist direkt in dieser Folge passiert, statt ihn anzuteasern und in Episode Zwei zu bringen.

Und doch geht es jetzt erst richtig los. Mit einem Stundensatz 4,22 US-Dollar als Praktikant in der Forensik-Abteilung. Diese Pilotfolge hat es durchaus vollbracht, etwas Vorfreude in mir zu entfachen. Vor allem auch, weil ich mir weitere Rückblicke erhoffe, die das Emporkommen des Dark Passengers von Dexter genauer erörtern.

Ich werde übrigens vermutlich aus Zeitrgründen keine weiteren Einzelfolgen-Reviews zur Serie machen können, sondern eher ein allgemeines Staffelreview, sobald alle Folgen verfügbar sind.

Bilder: Patrick Wymore / Myrna Suarez / Paramount+ with Showtime

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Review: „Die Verräter“ – Staffel 2 (Halloween Special 2024) https://www.serieslyawesome.tv/review-die-verraeter-staffel-2-halloween-special-2024/ https://www.serieslyawesome.tv/review-die-verraeter-staffel-2-halloween-special-2024/#respond Fri, 06 Dec 2024 13:42:11 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=214490

Ein überraschendes TV-Highlight meines vergangenen Jahres war „Die Verräter – Vertraue Niemandem“, das nicht nur im Ersteindruck überzeugen konnte. Von Mitte Oktober bis Ende November lief nun die zweite Staffel „beim RTL“, wobei diese gar nicht entsprechend numeriert wurde, sondern den Sondertitel „Halloween Special“ verpasst bekommen hat. Das wirkt unnötig, da das Spiel diesen Grusel-Anstrich (vor allem mit überall ausgebreiteter Billig-Deko) nicht benötigt und es sich nicht um einen bspw. Sechs-Folgen-Drop zu Halloween selbst handelt, sondern eine wochenweise spendierte Langstaffel, die dann eben erst drei Wochen nach dem 31. Oktober ihr Ende findet, wo alle bereits in Gedanken Angst vor Mariah Carey und Wham haben. Der Tatsache, dass das für RTL-Verhältnisse eher komplexe Format nicht ganz den Vorlieben des Stammplublikums entsprach, sowie der misslungenen Programmplanung, die Folgen jeweils vorab auf RTL+ und erst nachgelagert im linearen RTL-Fernsehen zu zeigen, ist man dieses Mal zuvorgekommen, indem die Staffel einfach komplett auf RTL+ gezogen wurde. Tatsächlich wunderte mich, wie wenig man nach der Auftaktwoche überhaupt noch davon mitbekommen hat. Dabei ist auch das Halloween Special wieder sehr sehenswert, wie ich euch im Spoiler-freien Staffelreview mitteilen möchte.

16 Prominente, aber wer ist loyal?

Soweit zu den Änderungen drumherum. Im Kern ist „Die Verräter“ auch in der zweiten Spielrunde gleich geblieben. 16 mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten kommen in einem französischen Schloss zusammen, um herauszufinden, wer ein ehrliches und wer ein verlogenes Spiel spielt. Denn einige von ihnen wurden zu Verrätern auserkoren, die als einzige wissen, wer welche Rolle inne hat.

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Vor Staffelstart hatten wir euch die Teilnehmenden bereits vorgestellt und einen Trailer zum Halloween Special gab es auch bereits, solltet ihr die Staffel noch schauen und euch einen Vorab-Eindruck verschaffen wollen. Schön finde ich, dass man Susan Sideropoulos, die in Staffel 1 direkt in der ersten Nacht aus dem Spiel geflogen ist,, nochmal eine Chance gegeben hat. Gefühlt ist die Auswahl der Spielenden dieses Jahr insgesamt jedoch flacher geworden. Viele Reality-TV- und Social-Media-Sternchen sind dabei, wie man es sonst eher aus weniger anspruchsvollen RTL-Formaten her kennt. Leider merkt man das auch im Spiel selbst, das spürbar weniger analytisch gespielt wird. Das hat mir in Staffel Eins von der Zusammensetzung besser gefallen. Aber: So erhält das Halloween Special eben auch einen eigenen Charakter und wirkt nicht wie eine 1:1-Wiederholung. Denn leider weiß das Spiel selbst bis auf andere Challenges sowie eine „Todesliste“ nicht wirklich Neues zu bieten. Diesbezüglich würde ich mir bei einer Fortsetzung noch weitere Rollen wünschen.

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Genervt hat mich auch an mancher Stelle, wie mit Informationen umgegangen wird. Dass die Spielenden vielleicht nicht immer wissen, wann man mal Dinge taktisch für sich behalten sollte, ist dann eben Teil des Spieles. Dass Moderatorin Sonja Zietlow nach einer Mission direkt offenbart, wer den Schild gefunden und eingesteckt hat, empfand ich als ärgerlich. Allgemein muss man leider sagen, dass einige Teilnehmende auch schlicht schlecht gespielt haben. Als jemand, der selbst gerne Deduktionsspiele á la „Werwölfe“ spielt, hat mich das immer wieder aufgeregt. Wenn da am runden Tisch zwei Leute als mögliche Verräter total in der Schusslinie stehen, sich offenkundig emotional angeschossen äußern – wieso lasse ich in der nächsten Abstimmung dann komplett von ihnen ab?! Die müssten bereits klar als nächste zwei Ziele feststehen. Aber gut, das ist halt das Spiel, das seine ganz eigenen Dynamiken besitzt und von den Leuten vor Ort im Zuge von zehn realen Tagen gespielt wird, statt binnen weniger Stunden daheim am Küchentisch.

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„Manche können zählen, manche nicht“ – Bruce Darnell

Auf wen ich mich am meisten gefreut hatte und von dem ich nicht enttäuscht worden bin, ist Bruce Darnell. Der ist für einige der lustigsten Momente des Formates verantwortlich. Aber auch andere Kandidat:innen haben ihre Momente und an Profil bei mir gewonnen. Auch hat mir die Gestaltung der Challenges gefallen. Beispielsweise solltet ihr bei der Friedhofsmission die Namen genauer betrachten, die auf den Grabsteinen stehen.

Hatte ich bei der ersten Staffel noch das Ende kritisiert, so funktioniert das dieses Mal deutlich besser. Am Prozedere wurde dabei nicht mal wirklich geschraubt, vermutlich war die Zusammensetzung der Finalist:innen dem einfach zuträglicher.

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Auch die zweite Staffel von „Die Verräter“ hat mir großen Spaß bereitet. Auch wenn die Neuerungen überschaubar waren, fühlt sich die Spielrunde nicht wie eine Kopie der ersten Staffel an. Das liegt auch an der Zusammenstellung des Spieler:innen-Pools, der leider hinter dem der ersten Staffel abfällt. An einigen Stellen hätte das Spiel besser gespielt werden können, aber diese Ärgernisse gehören halt dazu. Zu gerne hätte ich zudem mehr Mut bei der Produktion gesehen, auch mal Inhalte für das Publikum länger im Verborgenen zu halten. Wer die erste Staffel mochte, wird jedoch auch die zweite mögen, bei der das Finale deutlich besser funktioniert hat.

„Die Verräter“ Staffel 2 Reunion

Was mich allerdings nervt ist, dass es erneut keine richtige, nachgelagert als Zusatzfolge (oder im Rahmen des Finales gezeigte) Reunion gibt. Letztes Jahr hatte es zumindest noch eine kleine Reunion auf YouTube gegeben, wenn auch nur in reduzierter Zusammensetzung. Dieses Jahr soll nicht mal das folgen, sagt RTL. Stattdessen gibt es bei „Aftershow“ lediglich drei Podcast-Episoden, in denen jeweils zwei Spielende über die Staffel reden. Das ist schade, denn gerade die (sichtbaren!) Reaktionen der Spielenden auf die Offenbarung, wer denn nun Verräter war, sowie das Aufbereiten einiger Momente des Spieles, wären sehr interessant anzuschauen und böten deutlich mehr Inhalt als die üblichen Dauerlabereien bei Trash-TV-Dating-Shows.

Solltet ihr dennoch Interesse daran haben, findet ihr hier alle drei Folgen eingebettet:

3. Staffel von „Die Verräter“?

Was es aber immerhin positiv im Nachgang zur Staffel gibt, ist direkt eine Zusage bezüglich einer Fortsetzung! Wie RTL bestätigt hat, wird es 2025 eine neue Staffel von „Die Verräter“ geben, die wohl auch wieder ihren Weg ins lineare Fernsehen findet wird. Das finde ich gut, da das Format so nochmal mehr Aufmerksamkeit erlangt und man sich mit mehr Leuten darüber austauschen kann. Hoffentlich lässt man den Blödsinn mit der Vorabausstrahlung auf RTL+ dann bleiben. Sollen dort doch dann Bonus-Inhalte wie eine richtige Reunion angeboten werden, um Leute auf die Plattform zu bringen.

Bilder: RTL / Stefan Gregorowius

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Review: Tomorrow and I S01E01 – „Schwarzes Schaf“ https://www.serieslyawesome.tv/review-tomorrow-and-i-s01e01-schwarzes-schaf/ https://www.serieslyawesome.tv/review-tomorrow-and-i-s01e01-schwarzes-schaf/#respond Thu, 05 Dec 2024 08:53:05 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=214370

Gestern ist mit „Tomorrow and I“ (stilisierter Titel: „Tomorrow + I“, Originaltitel: „Anakhot“) eine interessante neue Science-Fiction-Serie bei Netflix gestartet. Das thailändische Original erinnert von der grundlegenden Rezeptur und seinem Anthologie-Gewandt schon sehr an „Black Mirror“, wie dieser Pressetext aufzeigt:

„Was passiert, wenn Zukunftstechnologie auf thailändische Kultur und Tradition trifft? Die bahnbrechende Dramaserie ‚Tomorrow and I‘ besteht aus vier fesselnden Folgen. Jede der eigenständigen Folgen hat eine ganz eigene Note, übersteigt die Grenzen der Vorstellungskraft und taucht in zum Nachdenken anregende Szenarien ein, in denen thailändischer Glaube und thailändische Moral angesichts fortschrittlicher Technologie in Frage gestellt werden. In vier packenden Folgen – ‚Buddha-Daten‘, ‚Schwarzes Schaf‘, ‚Paradistopia‘ und ‚Tintenfisch-Mädchen’– gibt es ein Thailand der Zukunft zu entdecken, das Ihren Blick auf Technologie für immer verändern wird.“

Ursprünglich wollte ich ein Staffelreview zu den lediglich vier Episoden schreiben. Da diese jedoch allesamt über eine Stunde lang sind und ich nach Anblick der ersten nicht weiß, ob und wann ich überhaupt weiterschauen möchte, bringe ich erst einmal dieses (mit wenigen Spoilern behaftete) Einzelfolgenreview. Ganz so schlimm wie zwischendrin gedacht ist diese dann letztlich doch nicht geworden und wenn man den Episoden-Bewertungen auf IMDb Glauben schenken darf, sollten die anderen Folgen allesamt spürbar besser werden. Vielleicht reiche ich dann doch noch ein Spoiler-armes Staffelreview nach.

Blick in die nahe Zukunft

Wie man es von „Black Mirror“ kennt, wird sich auch in der Folge „Schwarzes Schaf“ von „Tomorrow and I“ der Taktik bedient, fiktive technische Errungenschaften zu demonstrieren, die auf uns bekannten Technologien fußen und somit realistisch genug anmuten, als dass man sich in einem Blick auf die nahe Zukunft wähnt. In dieser Folge geht es um das künstliche Erbauen von Organen auf Basis menschlicher Zellen sowie das Klonen, um geliebte Tiere oder Menschen zurück zu holen.

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Grundsätzlich empfinde ich die vielen kleinen und großen Sci-Fi-Umsetzungen auch als recht nett, auch wenn die visuellen Effekte im Allgemeinen eher mittelmäßig ausfallen. Hinzu kommt eine mitunter nervige Wackelkamera, die nicht zu der ansonsten sogar in Momenten hoch angepeilten Qualität der Cinematography passt. Ich fürchte, das hat auch einfach mit der für uns Europäer:innen eher ungewohnten thailändischen Filmkultur zu tun. Vor allem die erste Hälfte der Folge (was immerhin knapp 40 Minuten ausmacht…) fühlt sich unnormal langatmig an. Der Schnitt ist lethargisch, einige Szenen hätte man komplett rausnehmen können. Das Tempo passt einfach nicht. Wenn man dann noch sieht, wie eine Gruppe Leute im Schneckentempo aus einem Krankenhaus „flüchtet“, wird bereits in Gedanken der große Verriss im Blog geplant.

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Vermutlich fühlt sich die Folge auch derart flach an, weil ich sie mit englischer Synchronisation schaue (eine deutsche Tonspur gibt es leider nicht, aber Untertitel). Natürlich wird so der Originalton über Bord geworfen, der gegebenenfalls mehr Leben und Atmosphäre liefert. Aber dann hat das Synchronisations-Studio eben auch keinen guten Job gemacht, was den Soundmix anbelangt. Den Schauspielenden kann man da nicht mal viel vorwerfen. Sowohl im englischen Audio als auch im Visuellen sind durchaus Emotionen zu spüren. Vor allem die zwei männlichen Hauptfiguren offenbaren ein erstaunlich feines Mimikspiel, das sich selbst über die etwas starre Synchro transferiert.

Auch inhaltlich wird es emotional sowie vor allem zum Nachdenken anregend, was Moral und Ethik anbelangt. Sollte man Menschen ohne deren vorheriges Einverständnis Klonen und aus dem Reich der Toten zurückholen? Sollte man in den Erinnerungen von Verstorbenen herumwühlen? Vor allem aber bringt ein wahrlich überraschender Wendepunkt nicht nur Fragen auf, sondern weiß auch die Qualität der Folge schlagartig zu erhöhen. Eine Geschlechtsumwandlung zeigt, dass „Tomorrow and I“ abseits der technischen auch gesellschaftliche Entwicklungen behandelt. Ein starker Move, den ich so nicht habe kommen sehen.

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Wie dann damit umgegangen wird, ist dagegen wieder eher unausgereift. Bei der ach so wichtigen Erinnerungs-Evaluation soll der Ehemann gehen, statt mit seiner Nähe zur Verstorbenen zu helfen. Die Wissenschaftlerin gibt an, dass solche Entscheidungen beim Klonen von Tieren noch nie aufkamen, behandelt das Prozedere jedoch, als würde sie das täglich in der Form machen. Später wird zwischen Organaufbau aus Zellen und dem Klonen ganzer Menschen auf komplett willkürliche Art und Weise unterschieden. Und habt ihr auch dieses starke Schluck-Schluchzen gen Ende vernommen? Das wirkte schon sehr trashy.

Aber immerhin: Mit dem Genderwechsel hat die Folge an Relevanz gewonnen. Und vor allem an Moral. Man weiß halt nie, was in anderen Menschen vorgeht und welche Kämpfe sie kämpfen. Man weiß nie, welchen Einfluss das Umfeld auf Menschen hat, um sie sie selbst sein zu lassen oder ungewollt zu verformen. Und das ist dann letztlich auch die zeitlose Message dieser Folge, die gar kein Sci-Fi-Schnick-Schnack benötigt.

Die erste Hälfte der Folge fand ich erschreckend schwach. Durch den Twist hat die Folge an Substanz gewonnen, auch wenn die Umsetzung noch immer zu langatmig und teilweise qualitativ minderwertig geraten ist. Doch statt eines totalen Verrisses bin ich dann doch immerhin bei einer Mittelmaß-Bewertung gelandet. So wurde dann aber immerhin meine Neugierde nicht gänzlich erstickt, was die anderen Folgen wohl bereithalten. Das muss allerdings schon spürbar stringenter in der Umsetzung werden, wenn ich noch über drei Stunden dieser Art schauen soll. Das Perfide: Mit der gleichen Story hätte ein „Black Mirror“ vermutlich in 60 % der Spieldauer bei höherer visueller wie akustischer Qualität hier dreieinhalb bis vier Kronen abgesahnt. Da sieht man mal, welche Rolle kulturelle Nähe und Gewohnheit auch in der Einschätzung von Serien einnehmen kann.

Bilder: Netflix

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Review: „Culinary Class Wars“ (Netflix-Tipp) https://www.serieslyawesome.tv/review-culinary-class-wars-netflix-tipp/ https://www.serieslyawesome.tv/review-culinary-class-wars-netflix-tipp/#respond Thu, 28 Nov 2024 12:03:38 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=213200

Wie ich in der aktuellen Serienbilderparade bereits bemerkt hatte, habe ich zuletzt die Reality-TV-Koch-Show „Culinary Class Wars“ auf Netflix geschaut. Mittlerweile bin ich mit den 12 rund einstündigen Folgen der ersten Staffel durch und möchte das Format all jenen ans Herz legen, die gerne Kochen und/oder essen. Damit bin ich zwar etwas spät dran, hat das im September auf Netflix gestartete „Culinary Class Wars“ wochenlang die Streaming-Toplisten angeführt, aber in Deutschland (oder zumindest meiner Bubble) kennen noch recht wenige Leute die koreanische Produktion. Vor allem aber möchte ich die Besonderheit des Formates mit einem Review-Schrägstrich-Netflix-Tipp unterstreichen, das ich mir vorstellen kann, dass einige Leute während oder nach der ersten Episode aussteigen. Tut das bitte nicht!

Let them cook!

Der Einstieg in „Culinary Class Wars“ ist zugegeben verdammt langatmig. Das Konzept ist recht sperrig und man nimmt sich etwas zu viel Zeit für die Vorstellung der Kandidat:innen. Und davon gibt es zu Beginn stattliche 100! Das Konzept erinnert direkt an „Physical 100“, nur dass es eben ums Kochen und nicht um physische Stärke und Fitness geht. Wobei, auch diese Komponenten spielen zwischendrin eine Rolle.

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Das Konzept: Die 100 besten Köch:inne Südkoreas treffen aufeinander – 80 mit gewisser Kocherfahrung, die die „schwarzen Löffel“ ausmachen, sowie 20 auf Sterneküchen-Niveau, die „weißen Löffel“. Im Klassenkampf wird dann heruntergekocht und geschaut, ob die Etablierten wirklich die Elite sind oder durch die Challenges rasseln. Das System schürt direkt eine gewisse Underdog-Sympathie beim Publikum. Hinzu kommt, dass die schwarzen Löffel lediglich mit Spitznamen geführt werden (vielleicht auch für eine leichtere Unterscheidung im internationalen Raum). Erst im Finale haben schwarze Löffel sich die Offenlegung ihres echten Namens verdient – so sie es denn bis dahin schaffen sollten.

Abwechslungsreich aufgetischt

Unter den Teilnehmenden gibt es eine gewaltige Varianz. Einer meiner persönlichen Favoriten der Show ist „Comic Book Guy“, der die Inspiration zum Kochen aus Comics zieht und Gerichte serviert, die etwas wie „Comicbuchreihe Ausgabe X, S. Y“ im Titel tragen. Die dargebotene Küche ist zudem nicht ausschließlich koreanisch gehalten, es wird auch chinesisch, japanisch oder westliche Küche serviert. Dennoch schafft die Sendung es gut, die koreanische Cuisine näher zu bringen (und allgemein Appetit zu machen).

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Mir gefällt zudem der respektvolle Umgang. Nicht nur untereinander im Dialog, sondern auch im Zuge der Challenges. Es wird viel von „Löffeln“ gesprochen, das Prinzip gleicht aber nicht „The Taste“, so dass Gerichte immer entsprechend ihrer Ausrichtung und Vorgabe der zubereitenden Person verkostet werden. Auch bieten die Aufgaben selbst meist keine krass einschnürenden Vorgaben, sondern fallen eher unter der Kredo „Kocht, was ihr am besten könnt!“. Es wird auch kein Augenmerk auf das hektische Koch-Geschehen gelegt, sondern das Ergebnis für sich sprechen lassen. So stehen wirklich die Gerichte und Kochenden im Mittelpunkt. Manchmal sogar so sehr (und vor allem so viel!), dass man sogar das Gefühl hat, einiges nicht mitbekommen zu haben. Aus Zeitgründen mussten einige Duelle schon erschreckend kurzgefasst werden.

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Die absoluten Stars der Show und Gründe, sie zu schauen, sind jedoch die Bewertungsgrundlagen. Jede Runde ist anders und bietet nicht nur im System des Gegeneinanders (alle gegen alle, 1:1, Teamkampf, etc.) Abwechslung, sondern auch Reiz in der Jury. Zumeist besteht diese aus zwei absoluten Experten, aber mal sehen sie dem Kochprozess zu, mal kosten sie komplett blind (ohne jegliche Vorkenntnisse, wer oder was da vor ihnen steht), dann muss in Form eines fiktiven Restaurant-Settings eine Horde Influencer bekocht werden. Oder man muss durch die anstrengede „Tofu-Hölle“. Mein Highlight ist eine Folge, in der ausschließlich Zutaten aus einem Mini-Markt verwendet werden dürfen. Dass sind teilweise auch körperlich enorm anstrengende Challenges, bei denen Teilnehmende teilweise die Nacht durchgearbeitet haben. Respekt!

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Wer es durch einen über-pompös aufgeblasenen Start durch schafft, bekommt ab der zweiten Runde der Koch-Show „Culinary Class Wars“ feinstes Food-Entertainment geboten. Die Inszenierung des Reality-Formates ist durchweg hochwertig, respektvoll und bietet äußerst interessante Settings. Der schwarz-weiße Klassenkampf wirkt zwar mitunter etwas konstruiert, aber es ist interessant anzusehen, wie die ursprünglich gotthaft inszenierten weißen Löffel mit der Zeit vermenschlichen und auch ihre Probleme haben und Fehler machen.

Ich habe mich sehr gut von „Culinary Class Wars“ unterhalten gefühlt und empfand die Produktion als eine willkommene Abwechslung zum hektischen Höher-schneller-weiter-Spektakel, das viele Kochsendungen unserer Zeit sein möchte. Hier geht es um die Geschichten hinter den Personen und das Kochen als solches. Man merkt der Sendung an, wie viel Leidenschaft in ihr steckt.

2. Staffel von „Culinary Class Wars“?

Bei der besonderen Zusammenstellung an Zutaten, der hohen Leidenschaft sowie der guten Annahme (in Korea und international) ist es wenig verwunderlich, dass eine Fortsetzung bereits bestätigt worden ist. Staffel 2 von „Culinary Class Wars“ wird kommen – fragt sich nur wann. Bei „Physical 100“ lag etwas mehr als ein Jahr zwischen den Staffeln. So dürften wir frühestens zum Jahresende 2025 neue Food-Challenges zu sehen bekommen. Persönlich würde ich jedoch aufgrund des Aufwandes der Produktion (die Aufnahmen wurden wohl über einen Zeitraum von drei Monaten gesammelt) eher von der ersten Hälfte 2026 ausgehen.

Bilder: Netflix / Sangwoo Kim

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Review: „Sweetpea“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-sweetpea-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-sweetpea-staffel-1/#respond Sun, 24 Nov 2024 19:30:57 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=213127

Am 15. November ist die finale Folge der ersten Staffel von „Sweetpea“ ausgestrahlt worden. Auf Sky Atlantic in Großbritannien. Trotz dem Staffelende ist noch immer nicht offiziell bekannt, wann die Serie bei uns in Deutschland zu sehen sein wird. Und auch nicht, ob direkt über Sky oder – wie teilweise im Ausland geschehen – über Amazon Prime Video bzw. Starz. Das ist schade, da die britische TV-Serie durchaus originelle Unterhaltung bietet, auch wenn der von mir erhoffte ganz große Wurf leider ausgefallen ist. Wer sich auf ein modernes „DEXTER“ mit weiblicher Hauptfigur gefreut hat, wird von einer eher flachen Geschichte enttäuscht. Im Spoiler-freien Staffelreview möchte ich euch meine Sichtweise schildern.

Aber hey – in Deutschland kann man immerhin die Bücher der Vorlage von C.J. Skuse (Partnerlink) käuflich erwerben (wenn auch nur auf Englisch, wie es scheint).

„People I‘d love to kill…“

Alle grundlegenden Informationen zur Serie „Sweetpea“ sowie den offiziellen Trailer zur Sendung hatten wir euch hier bereits zusammengefasst. Die Basisstory nochmal kurz zusammengefasst: Ella Purnell („Fallout“) spielt Rhiannon, ein missachtetes Mauerblümchen mit wenig Selbstbewusstsein, das noch immer in ihrem Heimatkaff weilt und nach einigen Schicksalsschlägen verzweifelt am Boden ist. Doch dann entdeckt sie ihre Mordslust und entwickelt eine ganz neue Persönlichkeit…

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Die Grundidee ist nett und erinnert in einigen Teilen gar an das (zumindest in den ersten vier Staffeln) großartige „DEXTER“. Ein gewisser Mord-Code kommt latent daher, es geht ein bisschen um Moral und innere Zerwürfnisse, insgesamt bleibt es aber leider in vielen dieser Belange zu oberflächlich. Hinzu kommt, dass nach einem interessanten Auftakt viele langatmige Passagen sowie vorhersehbare Entwicklungen hinzu kommen. Ganz davon zu schweigen, dass ich die Veränderungen an Rhiannon mitunter als plump umgesetzt erachte. Zunächst scheinen die Folgen auch stets einem gewissen Schema zu folgen, was eher schadhaft ist.

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Aber auch wenn die Serie meinen persönlichen Erwartungen nicht gerecht wird, ist bei Weitem nicht alles schlecht. Purnell macht einen super Job, auch wenn bei ihr mal wieder ein TV-Klischee á la Alexandra Neldel in „Verliebt in Berlin“ damals zuschlägt. Da wird mal wieder eine eigentlich wunderschöne Darstellerin genommen, ihr ein etwas unglücklicher Pony-Schnitt sowie eine eher alltägliche denn auffallende Garderobe gegeben, und schon soll sie niemand mehr mit einem Blick würdigen?! Naja. Dennoch glückt es einigermaßen, eine gewisse persönliche Findungsreise im Laufe der Folgen zu etablieren. Auch weil Purnell glücklicherweise gekonnt Zurückhaltung und Unsicherheit verkörpern kann.

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Im weiteren Cast haben mir vor allem Leah Harvey als junge Komissarin Marina („Foundation“) sowie der unfassbar charismatische Calam Lynch als junger Reporter AJ („Bridgerton“) gefallen. Und auch Jeremy Swift mal in einer deutlich anderen Rolle als die des Leslie Higgins in „Ted Lasso“ zu sehen zu bekommen, ist interessant.

Hervorheben möchte ich zudem noch die Titelsequenz. Zunächst war ich nicht wirklich geflashed davon, aber zum einen gefällt mir, dass die Visuals sich von Folge zu Folge ändern und inhaltlich Bezug nehmen. Zum anderen ist der Song ein wahrer Grower, der mir von Mal zu Mal besser gefallen hat. Der Soundtrack wurde übrigens auch von Isobel Waller-Bridge gemacht, der Schwester von Schauspiel- und Drehbuch-Star Phoebe.

Und was bleibt letztlich? Eine reizvolle Figur mit einer außergewöhnlichen Geschichte, britischem Humor und einer Hand voll erstaunlich blutiger Szenen. Aber eben auch eine Geschichte, die man schnittiger und konsequenter hätte erzählen können. Vor allem so ein gewisses Hin und Her ab Folge Drei hat eher genervt denn interessiert.

So fällt mir dann auch die Bewertung nicht ganz so leicht. Ich lande irgendwo zwischen drei und dreieinhalb Kronen, wobei sich Letzteres zu gut anfühlt, drei Kronen aber auch irgendwo zu mittelmäßig, was die Serie eben auch nicht ist. Also gehe ich jetzt einfach mal gnädiger Weise auf dreieinhalb hoch. Meine kritische Sichtweise soll nämlich nicht bedeuten, dass man „Sweetpea“ keine Chance geben sollte. Die Serie bietet einiges an Potenzial, weiß dieses aber nicht vollends auszuschöpfen. Das ist schade, denn Purnells Figur sowie einige andere Charaktere wissen genau wie das grundlegende Konzept zu gefallen. Aber der erhoffte „Must See“-Serientipp ist es dann leider doch nicht geworden. Außergewöhnlich in der Ausrichtung, ja, aber in Sachen Qualität fehlt es dann doch an einigen Stellen.

Wird es eine 2. Staffel von „Sweetpea“ geben?

Teilweise im Netz von „Sweetpea“ als Miniserie zu lesen, aber z.B. auf Wikipedia steht auch, es gäbe acht Episoden. Nun, Staffle Eins ist nach den bislang gezeigten sechs Folgen definitiv beendet worden und hat inhaltlich einiges offen gelassen, so dass man mit Sicherheit eine Fortsetzung im Kopf hatte. Zumal das zugrundeliegende Buchmaterial mehrere Bände umfasst und somit locker einige weitere Folgen füllen dürfte. Ich hätte persönlich nichts dagegen, wenn es weiter geht, auch wenn ich mir erhoffe, dass man dann auch an den Schwächen arbeitet und eine konsequentere Erzählweise hinbekommt.

Bilder: Sky Atlantic

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Rewatch-Review: Galaxy Rangers S01E09 – Gefährliche Emotionen https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-galaxy-rangers-s01e09-gefaehrliche-emotionen/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-galaxy-rangers-s01e09-gefaehrliche-emotionen/#respond Sun, 24 Nov 2024 08:01:13 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=213086 In unseren „Rewatch Reviews“ blicken wir mit den Augen von heute auf Serien von gestern. Diesmal habe ich mir eine Folge der Zeichentrickserie „Galaxy Rangers“ noch einmal angesehen. Darin wird während einer intergalaktischen Museumsausstellung eine gefährliche Skulptur gestohlen, die jeden, der sie berührt, alle Gefühle des Künstlers durchleben lässt. Das ruft die vier Galaxy Rangers auf den Plan.

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Es ist immer so eine Sache mit Cartoons, die man als Kind gerne gesehen hat und sich als Erwachsener wieder ansieht. Allzu oft entpuppt sich das einst Gefeierte als viel langweiliger und einfallsloser als in der Erinnerung und so ein bisschen geht es mir mit den „Galaxy Rangers“. Die Sci-Fi-Serie spielt im Jahr 2086 (was heute irgendwie gar nicht mehr so weit weg klingt) und handelt davon, wie zwei Außerirdische auf der Erde landen, der Menschheit einen sogenannten Hyperantrieb schenken und damit den Menschen die Möglichkeit geben, den Weltraum zu besiedeln. Damit die Kolonialisierung einigermaßen friedlich verläuft, sorgen vier Ranger für Ordnung. Diese verfügen über übermenschliche Fähigkeiten. Der Anführer Captain Zacharias Foxx hat einen bionischen Arm, Niko kann Gedanken kontrollieren, der Technikspezialist Doc Hartford kann sich in Computer hacken und der Supersoldat Shane Gooseman besitzt Selbstheilungskräfte und kann sich kurzzeitig verwandeln. In den USA feierte die Serie 1986 Premiere, also noch vor ähnlichen Zeichentrickserien wie „Bravestarr“ oder „Saber Rider und die Star Sherriffs“, die ebenfalls die Westernthematik mit Science-Fiction-Elementen verbanden. Der Einfluss von „Star Wars“ ist jedoch unverkennbar, sowohl die Gestaltung der Außerirdischen als auch der Raumschiffe weisen eine verblüffende Ähnlichkeit mit denen aus einer fernen Galaxie auf. Hierzulande lief die Serie allerdings erst 1990 im Kinderprogramm Bim Bam Bino auf Tele 5. Für einen Rewatch habe ich mir die Folge „Gefährliche Emotionen“ angesehen, die auf IMDb mit am besten bewertet wurde. Alles beginnt ganz harmlos: Die vier Ordnungshüter:innen wollen nur ein wenig Weltraumkunst genießen. In der Einführungssequenz werden die typischen Eigenschaften der Vier gezeigt, so dass man gut in die Folge hineinfindet und auch ohne Vorkenntnisse die Geschehnisse gut einordnen kann. Die heitere Stimmung kippt, als Einbrecher am Ende der Ausstellung eine geheimnisvolle Skulptur stehlen. Es wird viel darüber geredet, wie gefährlich das Ding ist, aber man sieht wenig davon.

„Nicht das was du sehen kannst, ist das Besondere an diesem Objekt. Du begreifst es, wenn du es anfasst.“ – Niko

Recht schnell kommen sie dem Schmuggler Jacky Subtract auf die Spur und dank seiner Mutation gelingt es Goose auch das tödliche Artefakt zu berühren und trotzdem zu überleben. Er war als Kind mein Favorit, daher hatte ich sicherlich gefallen an dieser Folge in der er ganz im Fokus steht. Allerdings dümpelt die Folge trotz kurzer Laufzeit lange vor sich hin und bietet erst in den letzten Minuten etwas Action. Auch aus dem eigentlich spannenden Ausgangsthema, dass man durch Kunst andere Gefühle zulassen und neue Perspektiven einnehmen kann, wird wenig gemacht. Stattdessen bleibt der Aufhänger nur ein Gimmick. Immerhin ist die Animation recht ansehnlich, die stammt nämlich von dem japanischen Studio Tokio Movie Shinsha das später auch Anime-Klassiker wie „Akira“ auf den Weg gebracht hat. Und dann ist da natürlich noch der Titelsong „No Guts No Glory“ von John Van Tongeren, der auch heute noch für Gänsehaut sorgt und dem Ganzen einen nostalgischen Touch verleiht. Lange hielt sich das Quartett allerdings nicht. Nach 65 Folgen waren die Abenteuer schon wieder vorbei. Das lag wohl auch daran, dass der Verkauf der dazugehörigen Spielzeugreihe nicht ganz so erfolgreich war. Wer einen Blick riskieren möchte, findet derzeit alle Folgen beim kostenlosen Streaming-Anbieter freevee.

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Fazit

Müde Sci-Fi-Serie, deren Vorbilder allzu erkenntlich sind und etwas schwer in die Gänge kommt. Lediglich der unvergessliche Titelsong stimmt einen positiv.

Bilder: Syndication

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Review: „The Penguin“ (Miniserie) https://www.serieslyawesome.tv/review-the-penguin-miniserie/ https://www.serieslyawesome.tv/review-the-penguin-miniserie/#comments Mon, 11 Nov 2024 14:13:40 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=212896

Heute wurde die letzte Folge von „The Penguin“ veröffentlicht. Das HBO-Drama widmet sich in Form einer Miniserie der altbekannten Bösewichtfigur aus den Batman-Geschichten und stellt quasi eine Verbindung zwischen den Kinofilmen „The Batman“ und „The Batman 2“ dar. Hollywood wöchentlich auf dem Fernseher serviert? Oh ja, aber gerne doch! Nach meinem detaillierten Review zur Pilotfolge der Serie möchte ich im übergreifenden Staffelreview deutlich Spoiler-ärmer darlegen, was „The Penguin“ ausmacht und weshalb man sich die Serie anschauen sollte.

Ein (un)ehrliches Drama

Ja, wir bewegen uns im seit Jahrzehnten bekannten Superhelden-Kosmos Gothams, aber „The Penguin“ kommt ganz ohne Superkräfte aus. Stattdessen bekommen wir ein handfestes Drama serviert, das sich in Gangster-Geschichten wie „The Sopranos“ und Konsorten einreiht. Einige Comic-hafte Momente in einer teils sprunghaft wirkenden Geschichte bekommen wir zwar schon zu sehen, es bleibt aber größtenteils bodenständig und nachvollziehbar, was mir gefallen hat.

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Im Zentrum von „The Penguin“ steht natürlich Oz Cobb aka „The Penguin“. Habe ich im Pilotreview bereits Colin Farrells Schauspiel lobend erwähnt, so bleibt mir auch nach acht Episoden (und beinahe acht Stunden Fernsehunterhaltung) nur zu unterstreichen, wie sehr diese Figur die komplette Serie trägt. Nicht alleine, aber zu großen Teilen. Oz stellt einen großartigen Bösewicht dar, der ohne die ganz großen Weltbedrohungen oder Gadgets auskommt – es reicht sein Inneres, das er zumeist mit Worten aber notgedrungen auch mit Taten berechnend und ruchlos nach Außen transportiert. Im Zuge der Folgen bekommen wir mehr und mehr offenbart, um was für ein Monster es sich bei dem eingangs vermutlich nicht nur von der Unterwelt sondern auch vielen Zuschauenden eher belächelten Humpelnden handelt.

„You’re the devil. You’re the god-damn devil.“

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„The Penguin“ ist das Portrait eines egozentrischen Muttersöhnchens, das seine eigenen Ziele verfolgt. Er sagt die richtigen Dinge in äußerst drängender Manier, um Personen in eine Richtung zu drängen, die vermeintlich ihre Interessen und Bedürfnisse befriedigt, aber letztlich nur seiner Agenda folgt. Diese Gerissenheit gepaart mit dem unterschätzten Underdog-Dasein in der Unterwelt Gothams führt dazu, dass das TV-Publikum zu ihm hält und ihm die Daumen drückt. Meint man zunächst, einem der „Netten“ und weniger Gefährlichen unter den richtig ekligen Figuren die Daumen zu drücken, wird einem nach und nach bewusst, auf wen man sich da eingelassen hat. Das ist emotional schon einmal eine interessante Entwicklung, wie ich finde. Auch lassen sich etliche Parallelen zur Realität ziehen, wenn man sieht, wie weit Oz mit seiner lauten und die Realität gerne mal verdrehenden Art kommt. Die Mengen aufwühlender Populismus? Das kommt uns doch irgendwoher bekannt vor…

„They run shit, we eat shit.“ – Oz

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Mehr als nur der Penguin

Interessanterweise wird dem Publikum aber nicht nur angeboten, für eine böse Figur zu sein. Auch Sofia Falcone weiß als großer Charakter der Serie zu glänzen und mit Sicherheit eine gewisse Anhängerschaft unter den Zuschauenden aufbauen zu können. Das funktioniert, weil man auch ihr und ihrer Vorgeschichte einen größeren Raum offenbart (eine sich ihr widmende Sonderepisode ist die vermutlich beste der gesamten Staffel). Aber natürlich auch, weil Cristin Milioti einen tollen Job macht. In dem Zuge sei auch die tolle Kostüm-Abteilung hervorzuheben, die nicht nur aber vor allem bei Sofia einen fantastischen Job gemacht hat (nur die Vokuhila-artige Frisur… ich weiß ja nicht. Die soll aber wohl das Irre in ihr betonen, was definitiv funktioniert hat bei mir).

Aus dem Cast möchte ich außerdem Deirdre O’Connell hervorheben, die eine Wahnsinnsleistung vollbracht hat, Oz‘ Mutter Francis Cobb zu spielen. Bei ihr kommen Emotionen und Drama zentriert zusammen und bilden einen elementaren Anker der Serie.

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Visuell macht „The Penguin“ allgemein gut was her. Sicherlich nicht in allen Szenen, aber es gibt immer wieder imposante Shots und allgemein eine hohe optische Qualität zu begutachten. Vor allem eine Erinnerungs-Szene im Club hat mir gefallen, die Episode Acht bereithält, in der sich auch ein sehr netter Moment ergibt, der mit Augentropfen zu tun hat. Letztlich schafft man sogar noch ein paar visuelle Klammern zur ersten Folge. Auch zum Finale bekommen wir Oz‘ Silhouette sowie ihn neben Vic sitzend zu sehen.

Humpelnde Story?

Grundsätzlich hat mir auch die Geschichte in „The Penguin“ gefallen, allerdings bietet sich hier am ehesten ein Ansatz für Verbesserung. Wir bekommen gute Action und ein paar nette Wendungen zu sehen, manchmal wirken die Entwicklungen jedoch zu leichtfällig. Auch das ach so dicht gestrickte und verknüpfte Untergrund-Netzwerk wirkt extrem löcherig und amateurhaft, wenn es das denn gerade bedarf. Das hatte ich mir cleverer und vielschichtiger vorgestellt. Zumal ich das sich wiederholende Gefasel von „XY gehört dann ganz Gotham!“ irgendwann nicht mehr hören und ernst nehmen konnte.

Stimmung und Pacing wirken auch manchmal extrem sprunghaft. Wer beispielsweise (wie ich) Freude an den überzeichneten Comic-Relief-Momenten der ersten Folge gefunden hat, wird diese im weiteren Verlauf vermissen. Insgesamt hatte ich mir die grundlegende Geschichte straffer und eloquente vorgestellt. Ein Beispiel-Moment aus dem Finale, der mich eher aufgeregt denn überrascht hatte, war zum Beispiel als Oz‘ Mutter ihn angreift. Sofia mag sie in die Richtung manipuliert haben, aber das wirkte unstimmig auf mich.

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Das Ende selbst ist dann aber durchaus zufriedenstellend gestaltet. Die letzten zwei Folgen bieten ein viel besseres Tempo und eine cleverer geschriebene Handlung. Auch hier geht mit Sicherheit noch mehr, aber das war schon sehr in Ordnung. Vor allem, weil es schafft, mit relativ leichten Mitteln die Charakterisierung der zentralen Figur abzuschließen. In diesem Moment schwing verdammt viel Tragik mit und Zuschauer:innen finden sich mitunter in einem emotionalen Chaos wieder.

Übergang zu „The Batman 2“?

Interessanter Weise hat man „The Penguin“ nicht einfach „nur“ als größere Erzählfläche für die Geschichte eines seiner Charaktere genutzt, sondern auch eine Brücke zur filmischen Fortsetzung aufgebaut. Die beiden wohl prominentesten Bausteine dafür sind in der finalen Folge gefallen. Zum einen bekommen wir im letzten Shot der Serie das in den Himmel projizierte Batman-Symbol zu sehen. Zum anderen soll Selina Kyle die Halbschwester Sofias sein, so dass wir diese gegebenenfalls auch von der Serie auf die große Leinwand transportiert sehen werden.

„The Penguin“ ist gut bis sehr gut und weiß mit vielen tollen Elementen aufzuwarten. Cast und Kostüm sind erstklassig, auch die visuelle Inszenierung ist hochwertig und die Mischung aus Action und persönlichem Drama soweit stimmig. Dennoch war mir das in Sachen eigentlicher Handlung und Drehbuch nicht immer zwingend genug. Da hatte ich zuvor mehr erwartet, vor allem, weil es sich um eine HBO-Produktion sowie eine abgeschlossene Miniserie mit rund acht Stunden Spielzeit handelt. Aber gut, so ganz abgeschlossen und eigenständig kann man eben dann doch nicht agieren, da „The Penguin“ einen seriellen Exkurs zwischen zwei Spielfilmen darstellt. Dafür hat man einen tollen Job gemacht, wobei mir vor allem gefallen hat, dass „The Penguin“ ein Drama im Superhelden-Kosmos ist, das ganz ohne Superkräfte auskommt. In gewisser Weise sind manipulierende Worte die „Superkraft“ von Oz Cobb. Und deren Wirkungsweise konnte vor allem hinten heraus eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden.

So ist „The Penguin“ vielleicht nicht ganz der Überhit, den zumindest ich mir erhofft hatte, aber definitiv hochwertiges Drama abseits des Einerlei, das einen Blick wert ist. Und das selbst, wenn man es sonst nicht so mit Comic-Verfilmungen hat und „The Batman“ nicht unbedingt sehen muss. „The Penguin“ funktioniert auch so vortrefflich.

Bilder: HBO

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