Ich möchte euch – in aller Kürze und ohne größere Spoiler – gerne Orphan Black vorstellen. Die BBC America-Serie läuft seit letztem Jahr und hatte bislang eine Art Füllserien-Funktion bei mir. Wenn längere Fahrten anstanden und meine „normalen“ Serien aus waren, habe ich immer mal eine Folge Orphan Black eingeschoben. Da der Beginn der Serie doch etwas hölzern ausfällt, hatte ich erst recht spät erkannt, dass die Serie mehr als nur eine Füllfunktion zu bieten hat.
Worum geht’s?
Sarah Manning hat viele private Probleme und entdeckt plötzlich eine Doppelgängerin von ihr. Wie sich heraus stellt, gibt es mehrere davon und sie möchte (und muss!) herausfinden, wieso und warum es diese gibt. Denn sie fallen wie die Fliegen und es könnte auch sie treffen.
Tatiana Maslany spielt dabei mehr als eine Hand voll Rollen in unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Das ist technisch durchaus okay gemacht, wenn es um Interaktionen der Klone geht, aber vor allem innerhalb der einzelnen Figuren (und dem Versuch einzelner, die anderen zu imitieren) schauspielerisch gut umgesetzt. Hinzu kommen originelle Nebencharaktere wie Pflegebruder Felix und ein aufgewecktes Töchterlein.
Es entwickelt sich ein durchaus verworrenes Spiel, das zunächst viel auf Heimlichkeit und Vertuschung, dann viel auf Action und Dramatik setzt. Zwischendrin bleibt Platz für Humor und die ein oder andere Kritik an neumodischen wissenschaftlichen Versuchen und der Frage nach Moral.
Bewertung
Das ist kein ach wie toll und intelligent ausgeklügeltes Gerüst modernen Storywerks, aber durchaus eine vielschichtigerere Ausarbeitung, als man zunächst annimmt. Spannung ist durchaus gegeben und verrückte Charaktere wie „Helena“ geben der Serie Würze. Ich habe bisher nur die erste Staffel gesehen, die zweite lief auch bereits. Doch in den nächsten Zugfahrten werde ich aufholen und im Frühjahr 2015 bin ich dann wöchentlich am Start. Die deutsche Fassung läuft übrigens seit Sommer auf ZDF Neo und immer mal in der Wiederholung. Solltet ihr über Episode 1 stolpern: anfangen!
Ich finde die Serie ziemlich genial, was vor allem an Tatiana Maslany liegt. Ich hatte mich vorher nicht großartig informiert und erst im Laufe der Zeit kapiert, dass hier nicht mit Doubles oder einfach ähnlich aussehenden Schauspielern gearbeitet wird, sondern sie wirklich jeden Klon selbst spielt. Dabei ist alles dabei von der biederen Hausfrau bis zur durchgeknallten Helena, so vielseitig sind glaube ich nur wenige Schauspieler.
Interessant ist die Serie auch wenn man sich etwas für Frauenbilder in Serien und Filmen interessiert. In vielen Serien sind Frauen immer noch bloße Dekoration, wahlweise Mordopfer, Sexelement oder sonstiges Beiwerk. Man denke hier an den bekannten „Bechdel-Test“ durch den viele Serien wie „True Detective“ einfach mal gnadenlos durchrasseln. In Orphan Black haben wir nicht nur eine weibliche Heldin, sondern gleich eine ganze Reihe davon, dass ist mal ein schöner Kontrast.
Ja, das stimmt, auch eine willkommene Abwechslung in der Gender-Diskussion.
Also, allein Alison Hendrix ist es ja schon wert, sich Orphan Black anzuschauen. Und natürlich Tatiana Maslanys außerordentlichem schauspielerischen Skills. Die Frau ist echt der Hammer.
Was ich an der Show besonders mag, ist es, dass es Fuck You zu den üblichen Hollywood-Normen sagt und zeigt, wie man starke weibliche Charaktere schreibt und darstellt. Nämlich nicht „haudrauf“ wie die Kerle, sondern vielfältig und komplex und dabei „trotzdem“ weiblich (oder weniger weiblich, man denke da an Tony).
Orphan Black ist übrigens grandios zu bingen. Hab ich sowohl mit s1 als auch mit s2 gemacht.
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