„Star Trek: Strange New Worlds“ bleibt das Einhorn unter den neuen (nicht animierten) Trek-Serien. „Star Trek: Discovery“ war für mich ein großes Missverständnis, „Star Trek: Picard“ hat erst in der letzten Staffel gezeigt, dass es eine Daseinsberechtigung hat, und der kürzlich erschienene „Sektion 31“-Film gehört am besten gleich wieder in den Giftschrank. Umso schöner also, dass die gut gelaunte Crew um Christopher Pike zurück ist und ohne große Experimente Geschichten mit dem legendären Raumschiff Enterprise erzählt.
Die erste Folge der dritten Staffel setzt direkt am offenen Ende der zweiten an: Die Gorn greifen an und versetzen die sonst so scherzfreudige Crew in echte Todesangst. Und da liegt für mich das größte Problem: Die Gorn sind in dieser Serie einfach zu sehr „Alien“ – Menschen werden infiziert, neue Gorn brechen aus ihnen hervor. Dieser Horror beißt sich für mich mit dem sonst so freundlichen Grundton der Serie.
Die düstere Stimmung ist nicht nur abstrakt (die Gorn überrennen die Föderation), sondern auch emotional spürbar, weil Pikes Freundin infiziert wird – klar, ein Vehikel, um Spock und Nurse Chapel zusammenzubringen. Natürlich wird diese On-Off-Beziehung ausführlich diskutiert, während beide versuchen, Captain Batel zu retten und es auch schaffen.
Die Handlung dreht sich ansonsten vor allem darum, das Außenteam aus den Fängen der Gorn zu retten – beziehungsweise dass es sich selbst rettet – und darum, dass die Enterprise irgendwie eine ganze Gorn-Armada aufhält. Das Außenteam bekommt dabei starke Alien-Vibes, während die Enterprise einen Move hinlegt, der mich strark an den schwachen „Star Trek: Beyond“-Film erinnert.
Doch schön der Reihe nach: Das Außenteam wacht in „Verdauungskammern“ der Gorn auf. Wie es aussieht, wenn ein Mensch von einem Gorn verdaut wird, darf man natürlich sehen – hätte ich ehrlich gesagt nicht gebraucht, aber okay. Trotz der massiven Gefahr ballern sich unsere Helden relativ problemlos durch das Schiff, das angeblich von Tausenden Gorn bevölkert ist. Am Ende schafft es Ortegas sogar, ein Gorn-Schiff zu steuern – warum auch nicht, geht ja immer irgendwie.
Die Enterprise führt dank des jungen Scotty ein waghalsiges Manöver aus und imitiert einen Stern, woraufhin die Gorn in einen Tiefschlaf fallen. Das Konzept mit dem Schlaf kommt direkt aus TNG (so wurden die Borg in Staffel 4 besiegt) – legitim. Weniger legitim (oder sagen wir: ziemlich dumm) finde ich, dass mal wieder ein einzelnes Schiff eine komplette Armada austrickst. In so einer aussichtslosen Situation hätte ich mir ein bisschen mehr Hirn im Drehbuch gewünscht.
Unterm Strich komme ich nicht über 3 von 5 Kronen hinaus. Ja, es ist schön, alle wiederzusehen. Scotty macht sich gut, auch wenn er erst noch beweisen muss, dass er über längere Szenen trägt – fürs Erste nehme ich ihm den Charakter aber ab. Insgesamt bleibt die Folge leider bei vorhersehbarer Action hängen, auch wenn sie immerhin visuell sehr gut aussieht.
Bilder: Paramaount+ | CBS Studios
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