Ab Januar 2026 wird RTL+ teurer, gefühlt auch etwas komplizierter und in Deutschland zugleich zum Brennglas für eine Branche, die droht, zwischen Wachstumsträumen, Jobabbau und Marktsättigung zerrieben zu werden. Wovon RTL profitieren könnte, ist tatsächlich die Kooperation mit Sky: Die angekündigte Übernahme könnte sich positiv auf RTL+ auswirken, auch wenn Sky selbst zum Jahreswechsel 2025/2026 massiv an HBO-Content verlieren wird. Was ändert sich konkret? Wir schauen auf die neue Preisstruktur.
Was sich bei Preisen und Paketen ändert
RTL+ startet Mitte Januar 2026 mit einer neuen Tarifstruktur, bei der der Einstiegstarif „Basis“ bei 5,99 Euro im Monat unverändert bleiben soll, allerdings weiterhin mit Werbung und eingeschränktem Angebot, wie DWDL berichtet. Wer Live-Streams, Sport und Downloads will, landet im „Premium“-Tarif, der künftig 9,99 Euro statt bisher rund 8,99 Euro kostet und trotzdem Pre- und Midroll-Werbung enthält. Neu ist ein „Premium werbefrei“-Paket, das für 12,99 Euro im Monat angeboten werden soll und den Zugang ohne Werbeunterbrechungen ermöglicht, während der bisherige „Max“-Tarif zum „RTL+ Musik“-Abo wird. Dieses Komplettpaket bündelt Video und Musik und steigt auf 14,99 Euro im Monat, was einer Verteuerung um zwei Euro gegenüber dem alten Max-Angebot entspricht.
Die neue Preisstruktur bei RTL+ im Überblick
Basic: 5,99 Euro/Monat. Das Basispackage mit Werbung bleibt damit unverändert. Es umfasst nach wie vor HD-Streaming, einen einzelnen Stream, Filme, Serien und Shows sowie Podcasts, Pre-TV und Catch-up.
Premium: 9,99 Euro/Monat (bisher 8,99 Euro). Premium erlaubt zwei parallele Streams, Live-TV, Live-Sport und Event-Streams. Auch Downloads sind enthalten. Weiterhin mit Werbung, aber seltener als im Basis-Tarif.
Premium Werbefrei: 12,99 Euro/Monat. Alle Premium-Funktionen für Kund:innen, die keine Werbeunterbrechungen wollen.
RTL+ Musik: 14,99 Euro/Monat (bisher 12,99 Euro). Neben allen Premium-Features gibt es hier den schon bekannten Zugriff auf Musik-Inhalte und Hörbücher, dann ohne Werbung.
Preissprung im Schatten des Rotstifts
Die offizielle Lesart, nachzulesen unter anderem im Handelsblatt, lautet in etwa so: Man habe das Angebot „stark ausgebaut“ und orientiere sich mit der Preisanpassung am Wettbewerb, verbunden mit ambitionierten Wachstumszielen von rund acht Millionen zahlenden Kund:innen bis Ende 2026, wie der Chef der RTL-Streamingsparte, Henning Nieslony, im Handelsblatt zitiert wird. Aktuell nutzen das Streamingangebot des Kölner TV-Senders rund 6,6 Millionen Abonnent:innen. Zeitgleich meldet die Unternehmensseite jedoch einen Abbau von etwa 600 Stellen in Deutschland, begründet mit einer Neuausrichtung und Kostendisziplin; so hatte er angekündigt, „die Unternehmens- und Kostenstrukturen noch gezielter auf das Streaminggeschäft auszurichten“.
Die Preiserhöhung fällt in eine Phase, in der sich der deutsche Streamingmarkt spürbar der Sättigung nähert und Wachstum nicht mehr automatisch über schiere Neukundenzahlen kommt. Parallel startet Anfang 2026 mit HBO Max ein weiterer internationaler Player, der preislich in der Nähe von RTL+ einsteigen wird und damit direkt um das gleiche Abo-Budget von uns Kund:innen konkurriert.
Gleichzeitig steht eine mögliche Übernahme von Warner Bros. durch Netflix sinnbildlich für die beginnende Konsolidierung im Streaminggeschäft: Weniger Anbieter mit mehr Marktmacht, gebündelte Inhalte (MagentaTV zum Beispiel wird immer mehr zur Plattform, auf der sich alle Streamingdienste tummeln und im Bundle gebucht werden können), dafür aber höhere Preise und härteres Abo-Hopping auf Kund:innenseite. In diesem Umfeld wirkt die RTL+-Strategie, ausgerechnet jetzt die oberen Tarife zu verteuern, wie ein Wetteinsatz darauf, dass Markenbindung und Reality-Franchises stärker sind als der wachsende Kündigungsreflex.
RTL+ zwischen Anspruch und Wirklichkeit
In der Logik der Konzernzentrale soll RTL+ mit den neuen Preisen und Paketen zum Ertragsmotor werden, der schwächelnde TV-Erlöse kompensiert und das Unternehmen profitabler macht. In der Logik von uns Nutzer:innen ist die Botschaft dagegen deutlich simpler: Gleiche oder nur leicht verbesserte Leistung kostet mehr – und wer wirklich Komfort will, muss in den zweistelligen Monatsbereich gehen.
Gerade für Serienfans, die ohnehin schon Netflix, Disney+, Amazon und bald KBO Max jonglieren, rückt RTL+ mit dieser Preiskurve aus meiner Sicht eher näher an das „Nice to have“ als an das „Must have“. In einer Welt, in der der nächste Kündigungsbutton nur zwei Klicks entfernt ist, könnte sich ausgerechnet diese Preiserhöhung als unfreiwilliger Reality-Check für RTL+ erweisen – und zwar einer, der ganz ohne Dschungelcamp auskommt.
Bilder: RTL






































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