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Sauberer Umgang mit schmutzigen Wörtern

Mama liebt Serien: Pissnelke

Spoilerfrei
7. August 2018, 16:00 Uhr
Spoilerfrei
Susanne
07.08.18

“Sag nicht ‚Scheiße‘. Das ist kein schönes Wort!” Betretenes Schweigen. “Du kannst ‚Mist‘ sagen, oder ‚Menno‘. Okay?” Ich lasse den Kopf sinken. Huldvoll nickend schwebt K1 davon und geht sich bei ihrer Lieblingspuppe über ihre missratene Mutter beschweren. Ich schäme mich ein bisschen. Nun könnte man sagen, dass Kinder ja die Reflexion ihrer Umgebung sind. Tja, Herr oder Frau Schlaumeier, ich kann verkünden, dass ich meines Zeichens stolze Sammlerin von farbenfrohen Kraftausdrücken bin. Egal welche Sprache, egal wie viele Zeichen. Sei es ein knappes „Jerk“, gefolgt von einem patzigen „Bitch“ oder ein sich 1.000x wiederholendes „Cunt“ mit pseudo-griechischem Dialekt. An so etwas kann ich mich erfreuen. Auch britische Serien sind ein sprudelnder Quell immer neuer Schimpfwörter. In “Misfits” taucht der klassische „Wanker“ ebenso oft auf, wie ein hochnäsiges „Bloody Hell“.

Die chinesischen Schimpfwörter aus dem Firefly-Universum gehen mir leider nicht so leicht von den Lippen. Aber man lernt ja in einem langen Leben so viel. Mir war vorher nicht bekannt, dass Löwenzahn im Volksmund auch „Pissnelke“ genannt wird. Das macht den Peter für mich gleich viel “Lustiger”. Deswegen wüsste ich gerne, woher meine Pupsnase diese verschlossene Einstellung her hat. Von ihrem Vater sicher nicht! Denn als dem etwas auf den Fuß gefallen ist, lief sie den Rest des Tages lauthals brüllend rum: „Fuck! Fuck! Fuck!“ Da haben wir ihr dann doch gesagt, dass das nur etwas für zu Hause ist. Wir haben ein bisschen Angst vor den ersten blauen Briefen vom Kindergarten.

Mit ihrer spießigen Einstellung stehen ihre Chancen gut, als Übersetzerin der Simpsons-Dialoge zu arbeiten. An eine Szene muss ich da immer wieder denken. Lisa fragt ihren Vater, wie man eigentlich ein erfolgreiches Drehbuch schreibt und Homer antwortet ihr, dass man die Charaktere unbedingt viel schwören lassen muss. Es sollte natürlich eigentlich „fluchen“ („to swear“) heißen, aber dasselbe Wort bedeutet halt auch „schwören“. Finde ich ja schon ein wenig bedeutsam, wenn ich so drüber nachdenke.

Doch wie großartig bunt ist eine Welt, in der es Wörter wie „hellbeast“, „numpty“ oder „fucknugget“ gibt und man sie auch noch politisch völlig unkorrekt anwenden darf.

Letztens habe ich einen Artikel in der „Bravo“ gelesen (nur zu Recherchezwecken, versteht sich): „Diese Serie passt zu deinem Sternzeichen“. Ich bin übrigens ab sofort Schütze und nicht mehr Wassermann. Man könnte aber auch eine Version für Fortgeschrittene daraus bauen: „Sag mir dein Lieblingsschimpfwort und ich sag dir, welche Serie du gucken sollst“.

„Jerk – Bitch“ in Kombination – du bist ein „Supernatural“-Fan.

„Frick on a Stick“ – ganz klar: “Scrubs”. Keine Frage.

„Dork“ – “Blue Mountain State” ist voll von so hübschen kleinen und großen Kraftausdrücken.

„Wussy“ oder auch „Fruitloops“ – definitiv “Titus”.

„Kneeler“ – natürlich “Game of Thrones”.

„Cunt“ – du kommst um „Spartacus“ nicht herum! Ob der Begriff nun tatsächlich im antiken Griechenland so ein Dauerbrenner war, halte ich allerdings für fragwürdig.

„Smeg“ – du wirst mit “Red Dwarf” glücklich.

„Fuck“ – probier es mal mit “Strike Back” oder “Sons of Anarchy” oder 90% der restlichen amerikanischen Serien.

Allerding parodiert sich das Land der großen Freiheiten wieder selbst. Es ist kein großes Problem, das böse F-Wort zu benutzen. Ein riesiger Aufschrei der Empörung erschallt aber, wenn “Jesus Christ” missbräuchlich genutzt wird. Daher gibt es mittlerweile eine, nennen wir es mal, Konkurrenz zu Netflix. Sie nennt sich Pure Flix Entertainment. Schauspieler, die man irgendwo schon einmal gesehen hat, religiöse Schwerpunkte und weichgespülte Dialoge. Besser kann es sich kein Comedian ausdenken.

Dabei spricht ein farbenfroh-vulgärer Wortschatz sogar für Intelligenz. Es gibt sogar eine amerikanische Studie dazu. Und es steht im Internet. Muss also stimmen. Angeblich sorgt derbes Fluchen für einen Zugang zu den eigenen Emotionen und ist ein Ventil für aufgestaute Wut. Außerdem hat jeder, der regelmäßig Schimpfwörter nutzt, einen größeren Wortschatz und ein schnelleres verbales Reaktionsvermögen. Ich finde, das macht durchaus Sinn, verfluchter Mist.

Am spannendsten finde ich Schimpfwörter in Serien, wo sie eher unerwartet sind. Denn, dass in „South Park“ geflucht wird, ist ja selbstverständlich. Bei einer Serie, in der selbst der mindersprachbegabte Kenny tausende von Schimpfwörtern über die Jahre benutzt, sollte es keine Überraschung sein, wenn das Wort „Eselständer“ fällt. Aber wenn es in einer Folge von “Spongebob” um die Nutzung von “schlimmen Worten” geht, dann werde ich hellhörig. Ja gut, sie wurden mit Tierlauten der Meeresbewohner zensiert, aber allein das Raten und die Vorstellung, dass auch dort deftige Sprache genutzt wird, finde ich großartig.

Ob Schimpfwörter nun nur zum Aufmerksamkeit erregen genutzt oder als Kulturgut gefeiert werden: sie sind in Dialogen oft das Pfeffer in der Suppe. Natürlich ist es schön, wenn ein Schauspieler grandios Emotionen in Szene setzen kann oder das Mienenspiel so überzeugend ist, dass man genau weiß, was er eigentlich sagen will. Aber manchmal muss es einfach ein feuriges, aus tiefster Seele kommendes „F… Flötenpoldi“ sein. Selbst der Zuschauer kann dann aufatmen und denken: “Endlich hat es mal jemand gesagt!”.

Was wäre “Dr. House”, wenn er seine Patienten nicht mal als „strunzblöden Chromosomenschaden“ beschimpfen dürfte. Und wenn es sogar „Gewitterziege“ und „alte Fregatte“ in den Duden geschafft haben, dann weiß ich, dass wenigstens etwas in dieser Welt stimmt.

Alles in allem sind Schimpfwörter eine spannende Geschichte. Muss man seine Kindergartenkollegen „Nutjob“ oder „Cum Bucket“ nennen? Natürlich nicht, aber wie kreativ sind einfach Wörter wie: „aufgebrezelter Ganzjahreshering“, „Jeansbügler“, „Wurstohr“, „Halbdackel“ oder „Hasenpups“. Für sowas kommt mein Kind bestimmt nicht auf die stille Treppe. Mal abgesehen davon, dass wir keine Treppe haben. Aber dafür würde ich keine bauen.

So, an alle „warmgeduschten Teebeutelstemmer“, „Mutantenjohnnys“ und „Schnöselbacken“: Ich gehe jetzt meinem Kind erklären, wo der Unterschied zwischen „Napfsülze“ und „Waldeimer“ ist und dann sage ich ihr, dass man „Hohlfritten“ nicht essen kann. Vielleicht besteht ja noch Hoffnung für das Weiterführen einer Familientradition.

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