2025 war für mich kein Serienjahr der großen Überwältigung, sondern eines der Auseinandersetzung. Viele Serien wollten mehr sein als reine Unterhaltung: gesellschaftlich relevant, psychologisch tief, formell ambitioniert. Das hat nicht immer funktioniert – aber genau dadurch blieb einiges hängen. Rückblickend war es ein Jahr mit starken Momenten, ein paar echten Diskussionstiteln und leider auch mindestens einer Enttäuschung, die wehgetan hat.
Most AWESOME Drama: „Severance – Staffel 2“
Wenn ich einen Titel nennen müsste, der 2025 für mich am konsequentesten geliefert hat, dann ist es „Severance“. Schon die erste Staffel war ein Ausrufezeichen, aber Staffel 2 hat es geschafft, die Idee nicht nur weiterzuerzählen, sondern zu vertiefen. Die Serie bleibt kühl, präzise und unangenehm nah an unserer Arbeitsrealität. Identität, Kontrolle und Selbstbestimmung werden hier nicht erklärt, sondern seziert. Dabei verliert Severance nie seine formale Strenge – und genau das macht sie für mich zur stärksten Drama-Serie des Jahres.
Sci-Fi mit Haltung: „Pluribus“
„Pluribus“ war eine dieser Serien, die sich langsam entfalten und erst im Nachhinein ihre volle Wirkung zeigen. Die Grundidee – eine Welt, in der Individualität zunehmend als Störfaktor empfunden wird – ist klassisches Sci-Fi, wird hier aber erstaunlich ruhig und reflektiert erzählt. Keine große Action, kein Dauerfeuer an Twists, sondern eine Serie, die fragt, was „Harmonie“ eigentlich kostet. Gerade diese Zurückhaltung hat mir gefallen.
Most Awesome TrueCrime: Monster – Die Ed Gein Story
Mit „Monster – Die Ed Gein Story“ hat mich 2025 eine Serie beschäftigt, die man nicht einfach abhakt. Ich habe ihr eine ausführliche Review gewidmet – nicht, weil sie in allem überzeugt, sondern weil sie widersprüchlich ist. Ryan Murphy bleibt sich treu: visuell stark, atmosphärisch dicht, inhaltlich aber nicht frei von problematischen Zuspitzungen. Trotzdem funktioniert die Serie dort am besten, wo sie leise wird.
Charlie Hunnam spielt Ed Gein nicht als Horrorfigur, sondern als verlorenen Menschen, gefangen zwischen religiösem Wahn, Schuld und einer zerstörerischen Mutterbindung. Das macht die Serie unangenehm – aber auch relevant. Kein True-Crime zum Wegschauen, sondern eine Charakterstudie, die Fragen offenlässt.
Most Awesome Fantasy: „Stranger Things“
Natürlich gehörte 2025 auch der Blick zurück dazu. Zur Einstimmung auf die finale fünfte Staffel habe ich mir noch einmal die letzten Folgen der vierten Staffel von „Stranger Things“ angesehen.
Und ja: Das funktioniert weiterhin erstaunlich gut. Die Serie ist längst größer als ihre Figuren, aber genau diese Figuren tragen sie immer noch. Staffel 4 wirkt im Rückblick wie ein bewusst gebautes Sprungbrett – emotional wie erzählerisch. Jetzt bleibt nur die Hoffnung, dass das Finale diesem Aufbau gerecht wird.
Most Awesome International: „Pax Massilia – Staffel 2“
Auch 2025 wieder auf dem Zettel: „Pax Massilia“. Staffel 2 zieht das Tempo an, bleibt roh und ungeschönt. Keine Sympathieträger, keine moralischen Abkürzungen – stattdessen Gewalt, Loyalität und Eskalation in einer Stadt, die nie zur Ruhe kommt. Kein Prestige-TV, aber ehrliches Genrefernsehen, das weiß, was es tut.
Größte Enttäuschung: „Die Chemie des Todes“
„Die Chemie des Todes“ war für mich die Serie mit der größten Fallhöhe – und leider dem größten Absturz. Die Vorlage versprach düsteren, psychologisch interessanten Crime, die Umsetzung blieb davon aber erschreckend wenig schuldig. Zähe Erzählweise, verschenktes Potenzial, Figuren ohne echte Tiefe. Gerade im Vergleich zu internationalem Crime wirkte die Serie mutlos und nie wirklich fokussiert. Besonders schade, weil hier deutlich mehr drin gewesen wäre.
Und sonst so
Wie fast jedes Jahr gab es auch 2025 Serien, die nicht alles neu erfanden, aber zuverlässig begleiteten. Ein, zwei Folgen „Die Simpsons“ gehen eigentlich immer – ein Stück Serienkonstante in einem Jahr voller Ambitionen.
Fazit
2025 war für mich kein Jahr der einfachen Lieblingsserien, sondern eines der Auseinandersetzung. Serien wollten diskutiert werden, nicht nur gefallen. Manche haben das geschafft, andere sind daran gescheitert. Am Ende bleiben vor allem die Titel hängen, die mir Zeit abverlangt haben – und mich nicht sofort wieder losließen. Und genau dafür schaue ich Serien.
Was waren eure Serien des Jahres?
Bilder: AmazonPrimeVideo, Apple TV, Disney+, Netflix






































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