Ziemlich genau drei Jahre nach der dritten Ausgabe ist Mitte Mai die vierte Staffel (bzw. offiziell „Ausgabe 4“) der Anthologie-Reihe „Love, Death + Robots“ (Trailer) bei Netflix aufgeschlagen. Nach dem Videospielkontext-Ausflug zu Prime Video hat das Team um Tim Miller nun also wieder animierte Kurzfilme ohne Gaming-Vorlage für uns parat. Um eines direkt vorweg zu nehmen: Erfreulicherweise konnte einer meiner Hauptkritikpunkte an „Secret Level“ behoben werden, gibt es doch in der neuen Staffel eine erfreuliche Bandbreite unterschiedlicher Stile in Darstellung und Erzählung zu sehen.
Ebenfalls bergauf geht es in Sachen Episodenzahl: Nach acht in Staffel Zwei sowie neun in Staffel Drei sind es dieses Mal insgesamt zehn Kurzfilme geworden. Insgesamt 116 Minuten Laufzeit (minus Vor- und Abspänne) ergeben in etwa Spielfilmlänge, so dass man das geruhsam am Stück durchschauen kann.
Visuell hui, erzählerisch… meh?
Zunächst zum bereits angesprochenen Erfreulichen: Auch die vierte Staffel von „Love, Death + Robots“ weiß wieder mit vielen toll gemachten und vor allem unterschiedlichen Animationsstilen aufzuwarten. Von fotorealistisch anmutender 3D-Optik über klassische Illustration bis hin zu Claymation. Eine Folge (S04E07,, „Golgotha“) ist gar größtenteils in Realfilm produziert worden und trumpft mit Rhys Darby („Our Flag Means Death“) als Hauptdarsteller auf. Am besten gefallen haben mir die Tilt-Shift-Optik des ersten Kurzfilmes („Close Encounters of the Mini Kind“) sowie einige der Renderings in „For He Can Creep“ (S04E08).
Allerdings wird der erzählerische Inhalt nicht immer den Darstellungs-Niveaus gerecht. Vor allem die längeren Kurzfilme fühlen sich oftmals auch gestreckt an (bis auf „Spider Rose“ trifft eigentlich alle dieses Schicksal). Oftmals gibt es wenigstens einen ganz netten inhaltlichen Aufhänger, manchmal aber nicht mal das und vor allem die letzten beiden Kurzfilme der Staffel bieten fast nichts, hätten wir da eine recht plumpe und auch visuell eher langweilig inszenierte Kalauer-Aneinanderreihung, erzählt von Haushaltsgerätschaften, und dann ein Konzert-Musikvideo. Nett, ja, aber mehr auch nicht.
Einzig wirklich gelungene Symbiose aus Kurzweiligkeit, gelungener Animation, reizvoller Geschichte sowie einem gewissen gesellschaftskritischen Standpunkt ist „The Other Large Thing“ (SE04E04). Noch dazu bekommen wir in der Geschichte Chris Parnell (Jerry in „Rick and Morty“) als größenwahnsinnige Katze und John Oliver als hilfreichen Haushaltsroboter zu hören. Klasse!
Prominente Gäste in Staffel 4
Damit wären wir bei einem weiteren Stück Güteklasse dieser Staffel. Was die Namen anbelangt, hat Netflix sich dieses Jahr nicht lumpen lassen. Unter anderem Kevin Hart, Dan Stevens („Legion“) oder auch Brett Goldstein („Ted Lasso“) sind als Synchronsprecher zu hören. Und auch wenn das Video inhaltlich nicht wirklich viel zu bieten hat, so bekommen wir immerhin eine 2003er-Liveaufnahme der Red Hot Chili Peppers zu hören, die niemand Geringeres als David Fincher visuell inszeniert hat. Nur die Sache mit Mr. Beast hätte man sich vielleicht sparen können. Da merkt man, dass der YouTuber einfach keine entsprechende Ausbildung genossen hat, auch wenn die Rolle des perfiden Spiele-Moderators in „The Screaming of the Tyrannosaur“ (S04E06) durchaus zu ihm passt.
Insgesamt war das kurzweilige und vor allem visuell abwechslungsreiche Unterhaltung, die man gut am Stück durchschauen kann. Allerdings würde ich die Staffel dann doch hinter der vorangegangenen einstufen. Dafür gab es vor allem inhaltlich zu viele Totalausfälle, hinzu kommt die relativ geringe Anzahl an überhaupt vollumfänglich empfehlenswerten Kurzfilmen. Der Reiz einer derart kreativen Kurzfilmsammlung ist noch immer vorhanden, aber die ganz große Qualität ist dieses Mal leider nicht gegeben.
Wird es eine 5. Staffel von „Love, Death + Robots“ geben?
Nach aktuellem Stand ist noch unklar, ob es eine weitere Staffel der Anthologie-Kurzfilmreihe geben wird. Netflix hat „Love, Death + Robots“ weder abgesetzt noch eine Fortsetzung bekanntgegeben. Aufgrund der teilweise längeren Pausen zwischen den Ausgaben kann ich mir vorstellen, dass sich das noch etwas ziehen dürfte. Zumal „Secret Level“ bereits eine zweite Staffel zugesprochen bekommen hat, die zunächst abgearbeitet werden dürfte.
Bilder: Netflix
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