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Elton John ist 'Britain's most haunted boy'!

Review: Truth Seekers – Staffel 1

8. November 2020, 14:58 Uhr
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Wer kennt denn noch die Zombiekomödie „Shaun of the Dead“? 2004 war das der Renner! Irgendwie schaute jeder den Streifen, der inzwischen Kultstatus erlangt hat und einige der damaligen Hauptdarsteller kennt man seither einfach. Dazu gehören Simon Pegg (damals der Shaun) und Nick Frost (Shauns Kumpel Ed), die seitdem das britische Dreamteam sind, was abgedrehte Komödien angeht. Jetzt sind beide wieder vereint in der Geisterjäger-Komödien-Serie „Truth Seekers“, die man seit dem 30. Oktober per Amazon Prime Video streamen kann. Ob sich das Einschalten lohnt, erfahrt ihr, wenn ihr fleißig weiterlest.

Nick Frost darf hier wieder eine herrlich nerdige Performance zeigen, wenn er Gus Roberts, den vermutlich besten Installateur, den das Telekommunikationsunternehmen mit dem vielsagenden (und zwanghaft sympathisch klingenden) Namen ‚SMYLE‘ zu bieten hat, verkörpern darf. ‚SMYLE‘ hat sich auf die Fahnen geschrieben, 100% Netzabdeckung in allen von ihnen betreuten Gebieten zu erreichen und entsprechend oft ist Gus unterwegs um die, teils richtig schrulligen, Kunden ans Breitband anzubinden. Doch das ist für ihn lediglich der Broterwerb. Tief im Inneren ist er nämlich auf Geisterjagd. Unterwegs ist Gus mit einem alten Daimler Kastenwagen, der zwar außen brav im ‚SMYLE Look‘ lackiert, innen aber nach den Vorstellungen von Gus voll nach „Geisterjägerart“ um- bzw. ausgebaut ist. Falls Dämonen auftauchen sollten, ist er vorbereitet, hat er doch Weihwasser im Scheibenwaschtank!

Gus betreibt auch mit viel Herzblut den (zu seinem Leidwesen) immer noch extrem unbekannten YouTube-Channel „Truth Seekers“. Dort zeigt er real erlebte und akribisch dokumentierte, übersinnliche Phänomene. Da ist auch schon mal eine Türe zu sehen, die sich innerhalb mehrerer Stunden „wie von Geisterhand“ eigenständig schließt. Mit solcherlei Pseudo-Spuk lockt man im 21. Jahrhundert natürlich keinen Nerd vors Laptop. Will man als sogenannter Influencer oder Szenekundiger Abonnenten finden, muss man wesentlich stärkere Geschütze auffahren, aber das lernt Gus auch noch.

Ein weiterer Traum von ihm wäre es, in seinem Lieblings-Fachmagazin dem „White Sheet“ eigene Beiträge zu veröffentlichen. Als Technikfreak hat sich Gus, vermutlich beeinflusst durch die bekannten Ghostbusters, einige Gerätschaften selbst gebastelt, die dem Auffinden von körperlosen Seelen, auch als Geister bekannt, dienen sollten. Privat lebt er zusammen mit einem älteren Herrn, den er stets Dad nennt.

Richard

Dad ist aber gar nicht Gus Dad, sondern der Vater seiner leider bereits viel zu früh verblichenen Ehefrau. Das lernt der wissbegierige Zuschauer aber erst nach einigen Folgen. Was wir aber sofort merken ist, dass dieser ‚Dad‘ ein richtig verschrobener, bärbeißiger alter Haudegen ist. Anfangs hat der alte Griesgram für Gus und seine Ideen nur blöde Kommentare übrig und hält anscheinend recht wenig von seinem Schwiegersohn und der Art, wie dieser den Großteil seiner Freizeit verbringt. Dad Richard wird vom zwar schon die Jahre gekommenen, aber in seiner Rolle aufgehenden Malcom McDowell gespielt, einem Schauspiel-Urgestein mit über 270 Einträgen in der Filmographie bei imdb.com. Man merkt, dass er sichtlich riesigen Spaß dabei gehabt hat, Nick Frost/Gus bei jeder sich bietenden Gelegenheit wie einen kleinen Schuljungen runterzuputzen. Klar gibt es für ihn keine großartige Charakterentwicklung zu durchleben, aber seine Schrulligkeit sorgt für genügend Schmunzeln. Richard ist eben de facto Mitbewohner von Gus und wird als solcher mit hineingezogen in die Geisterjäger-Szenerie. Ebenso wie Elton John.

Team

Wie jetzt? Elton John?! Ja, aber nicht der uns allen bestens bekannte Sänger, Komponist und Pianist, sondern ein eigentlich Unbekannter. Genauer gesagt ist er ein großer, etwas fülliger Jungspund, der Gus von seinem Chef Dave (Simon Pegg) als neuer Praktikant zugeteilt wird, da dieser vom besten Mann den ‚SMYLE‘ zu bieten hat, lernen soll. Elton (Samson Kayo) bringt etwas Spaß in Gus recht eintöniges Leben, denn irgendwie ist der junge Mann nämlich das exakte Gegenteil von ihm. Wo sich Gus zuhause einigelt und stundenlang an seinem Youtube-Auftritt bastelt oder irgendwelch technischen Schnick-Schnack zusammenlötet, langweilt sich Elton und möchte lieber unter Menschen, um etwas zu erleben. Möchte Gus am liebsten in jeder dunklen Ecke Geister erkennen und deren Spukgeschehen aufwendig dokumentieren, fürchtet sich Elton fast vor seinem eigenen Schatten und möchte keinesfalls jemals irgendwelche Wesen aus dem Jenseits treffen müssen. Warum das so ist, klärt sich im Verlauf der Serie langsam auf, auch wie und warum sich plötzlich ein blinder Passagier im Van befindet.

Dieser blinde Passagier ist eine junge, dunkelhaarige Frau namens Astrid (Emma D’Arcy), die eine altmodische Jeans-Latzhose trägt und irgendwie wirkt, als ob sie in den 90ern stehen geblieben wäre. Astrid bringt dennoch so richtig Schwung in die Bude, denn sie wird wohl tatsächlich von Untoten verfolgt, was Gus und vor allem Elton vor etliche Probleme stellt. Es ist ja die eine Sache, sich theoretisch auf Geistererscheinungen vorzubereiten, eine komplett andere aber, diese tatsächlich am eigenen Leib zu erfahren! Zu Astrid gibt es natürlich eine Story, einen Background, der, soviel sei verraten, untrennbar mit Eltons Kindheit verknüpft ist. Gus schleppt sie gleich zu seiner Freundin Morgana, die eine Séance abhält, um herauszufinden, ob und wenn ja, von welchen Wesenheiten Astrid verfolgt wird. Eine Geisterkerze wirkt Wunder und Morgana hat stets markige Sprüche parat:

„Das hier ist kein Exorzismus, Süße. Und falls dein Kopf anfängt sich zu drehen und du versuchst ein Kruzifix in deine ‚du weißt schon was‘ zu schieben, dann blase ich die Kerze aus, okay?!“ (Morgana zu Astrid)

Natürlich darf ich auch den typischen Bösewicht, den es in jeder Serie geben muss, nicht unterschlagen. Hier ist es ein Akademiker, nicht nur irgendeiner, sondern ausgerechnet Gus Vorbild und Liebling in Sachen Paranormales. Gus verfügt nämlich auch über eine gut sortierte Bibliothek, bestückt mit den Top-Autoren des „übernatürlichen Genres“, wozu auch er gehört: Dr. Peter Toynbee (Julian Barratt). Als Gus in den hinterlassenen Unterlagen seiner verblichenen Ehefrau Emily auch noch einen handschriftlichen Hinweis „Contact Dr. Toynbee“ findet, wird noch deutlicher, dass er endlich mit diesem Mann persönlich in Kontakt treten muss. Hierfür bietet sich auch eine angesagte Veranstaltung an, die „CovColCoscon“ (Conventry Collectibles & Cosplay Convention). Hier hat Dr. Toynbee auch einen Auftritt für geladene Gäste, worunter natürlich auch Gus sein möchte. Dank allerhand Verwechslungen und Irrungen sitzt aber letztlich Dad Richard im Publikum, der nur die Eintrittskarte für Gus hätte halten sollen. Nach dieser Veranstaltung nimmt das Unheil seinen Lauf, denn Dr. Toynbee verfolgt einen wahrhaft teuflischen Plan, der auch Menschenleben fordert. Mehr verrate ich darüber an dieser Stelle verständlicherweise nicht.

„Truth Seekers“ erhält von mir vier von fünf möglichen Kronen, weil ich schnell „warm wurde“ mit der Serie, und zwar bereits zu Beginn der ersten Folge. So etwas passiert wirklich selten bei mir! Ich fand die Charaktere auf Anhieb sympathisch und sie blieben keine leeren Hüllen für mich, die nur Drehbuchphrasen von sich gaben. Die Hauptcharaktere wurden von den Darstellern wirklich wunderbar mit Hingabe und Liebe zum Detail zum Leben erweckt. Auch wenn Simon Pegg als Chef von Gus und Elton stets nur kurz auf den Plan tritt und wirklich eine wunderbare (schlechtsitzende) Perücke trägt, macht es Spaß, ihn zu erleben. Sicher kann es aufgrund dieser nur kurzen Auftritte von Simon gar nicht erst zum erneuten, bewährten Buddy-Building mit Nick kommen, aber dafür ist ja Elton da. Pegg darf aber dafür mit dem einen oder anderen blöden Spruch oder seltsamen Dialog glänzen:

„Dave: Wir müssen ein paar Nano-Bits durchschmoren.
Björn (Technik-Nerd): Was? Wie?
Dave: Durch die vorzeitige Einführung von 8G.
Björn: Wir sind erst bei 6G.
Dave: Sie haben noch so viel zu lernen. Wir haben immer ein paar Gs in der Hinterhand!“

David

Humor kommt hier wahrlich nicht zu kurz, er will nur verstanden werden und darf auch mal etwas „deftiger“ ausfallen, wie etwa wenn sexy Morgana (blond, tiefer Ausschnitt) Gus beiseite nimmt und ihm ins Ohr raunt, dass sie immer „so spitz wird, wenn Geister vorbeikommen“. Allgemein nimmt diese Serie mit fortschreitenden Episoden immer mehr an Fahrt auf. Während der Anfang eher witzig geraten ist und Pegg/Frost-typisch auf die Einführung der spleenigen Charaktere wert legt, wird es von Folge zu Folge auch wirklich zunehmend spannend. Sympathie für die gezeigten Köpfe stellte sich bei mir fast sofort ein, ich wollte wissen, welche Einzelschicksale jeder und was die kleine Gemeinschaft zusammen noch erleiden oder erdulden muss. Wie passend, dass ich nicht nur wöchentlich eine Folge sehen durfte und eine weitere Woche warten musste, wie dies des Öfteren bei SKY-Serien der Fall ist, sondern in einem Rutsch (okay, es waren zwei Tage) die komplette Serie schauen konnte.

Einige tatsächlich nicht vorhersehbare Wendungen in der Storyline wurden auch eingebaut, ebenso wie gewünscht vorhersehbare. Jedem war klar, dass Elton John sicherlich nicht wirklich so heißen wird, sondern dass es sich hier um einen „Decknamen“ handeln wird. Die Auflösung, wie Elton allerdings wirklich heißt, entlockte zumindest mir ein vergnügliches Grinsen! Passend zu dieser, ich nenne sie einmal „Feel-Good-Serie“. Natürlich gibt es zwei, drei, vier Logiklöcher oder wirklich simple Auflösungen von Rätseln, die dem Zuschauer ein vielleicht gelangweiltes „Ach, das war ja sowas von klar“ entlocken. Aber, das ist hier tolerierbar, denn die Serie nimmt sich nicht zu ernst und findet die Balance zwischen reiner Comedy und etwas Grusel wirklich gut. Entsprechend kann ich euch empfehlen bei, „Truth Seekers“ reinzuschauen. Die acht Folgen der ersten Staffel mit jeweils knapp unter 30 Minuten Laufzeit lassen sich wirklich fast in „einem Abwasch“ durchziehen, also perfekt „binge-watching-geeignet“! Ich bin gespannt auf eure Meinung!

„Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrigbleibt, die Wahrheit, wie unwahrscheinlich sie auch ist.“
(Sir Arthur Conan Doyle)

Bilder: Amazon

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Sonntag, 8. November 2020, 14:58 Uhr
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