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I am awake.

Rewatch-Review: Breaking Bad S01E01 – Pilot

ACHTUNG: SPOILER !!
4. September 2022, 09:41 Uhr
SPOILER !!
Kira
04.09.22

Es ist ja immer ein Risiko, eine Lieblingsserie nach verstrichener Zeit nochmal anzuschauen. Häufig schwingt ganz viel Nostalgie mit – wann hat man die Serie das erste Mal geschaut, wie ging es einem selbst da, in welcher Situation befand man sich? Da kann es schon mal vorkommen, dass man nach Jahren wieder reinschaut und denkt: Oh, das fand ich mal gut? Große Hoffnung, dass sich solch ein verhaltenes Gefühl bei einer meiner all-time-favourite-Serien „Breaking Bad“ nicht einstellen wird, hatte ich vor diesem Rewatch auf alle Fälle. Und so viel ist klar: Ich wurde nicht enttäuscht.

Die Wüste. Der blaue Himmel. Die fliegende Hose und der schwankende RV. So werden wir in „Breaking Bad“ begrüßt und sehen damit schon die fast finalen Szenen der Pilotfolge. Eine völlig chaotische Fahrt, ein halbnackter älterer Mann mit Sauerstoffmaske am Steuer. Ein junger Mann mit blauem Auge und Sauerstoffmaske auf dem Beifahrersitz. Und im Laderaum des RVs zwei bewusstlose Männer, die durch den Raum rutschen. Wohin begeben wir uns hier nur?

Drei Wochen zuvor

Doch von vorne: Walter H. White, der Protagonist unserer Geschichte, gespielt von Bryan Cranston, liegt wach im Bett und kann nicht schlafen. Er schlägt die Zeit auf einem Stepper tot, während wir einen Einblick in ein sich in Neugestaltung befindendes Kinderzimmer erhalten. Am nächsten Morgen erhält Walt zu seinem Geburtstagsfrühstück von schwangerer Ehefrau Skyler Rührei mit veggie bacon – immerhin muss er auf seine Cholesterinwerte achten – findet auch sein Sohn Walter Junior klasse. Durch die liebevoll non-Speck-geformte 50 erkennen wir sofort, dass Walt ein magisches Alter erreicht hat und darüber nicht besonders happy zu sein scheint. Auch im weiteren Verlauf der Einführung seiner Person wird ein Bild gezeichnet, das fast schon Mitleid hervorruft. Er arbeitet sehr viel und trotzdem scheint seine Familie einige finanzielle Probleme zu haben. Vormittags ist er als Chemielehrer tätig, der große Leidenschaft für seine Wissenschaft mitbringt, dem die Schüler:innen aber auf der Nase herumtanzen. Danach hilft er in einer Autowaschanlage aus. So auch mal wieder an seinem Geburtstag – was dazu führt, dass er zu seiner eigenen Überraschungsparty viel zu spät kommt und auch nicht gerade begeistert von dem Besuch von Familie und Freund:innen ist. Vor allem nicht, weil hier sowieso nicht er, sondern sein Schwager Hank im Fokus steht. Der ist nämlich bei der DEA und hat gerade mal wieder ein paar Drogendealer hoch genommen und eine Menge Kohle sichergestellt. So kommt es auch, dass sich an Walts Geburtstag alle um den Fernseher versammeln und Hank im TV bewundern, während Walt selbst sich wie ein Häufchen Elend fühlt. Bis er merkt, wie viel Geld man eigentlich mit Drogen verdienen kann und ein leises Interesse in ihm geweckt wird.

Transformation

Ich feiere es so sehr, wie häufig in dieser Pilotfolge auf die anstehende Transformation von Walter und seiner Person angespielt und der Fortgang der Handlung vorausgesagt wird, auch wenn das natürlich sehr unterschwellig passiert. So etwas fällt in erster Linie auf, wenn man die Episode(n) nochmal schaut und bereits weiß, worauf man sich einlässt und was kommt. Aber das macht umso mehr Spaß! Denn dass Walt mit den Worten, mit denen er seiner Klasse erläutert, was Chemie eigentlich ist, im Grunde auch seine eigene Entwicklung und den Grundgedanken der Serie beschreibt, ist sehr amüsant.

„Well, technically, chemistry is the study of matter.
But I prefer to see it as the study of change.“

Doch mit Walt geht es erstmal noch weiter bergab. An einem Nachmittag in der Waschanlage meint er, in einer Frau in grünem Kleid jemanden zu erkennen und bricht zusammen. Er wird ins Krankenhaus eingeliefert, wogegen er sich fast schon wehrt – keine gute Krankenversicherung – und die Diagnose ist klar: Lungenkrebs, inoperabel. Falls er eine Chemotherapie macht, kann seine verbleibende Zeit noch ein bisschen hinausgezögert werden. Ansonsten ist sein Schicksal besiegelt. Der Schock, den Walter empfindet, wird uns Zuschauer:innen durch ein überlagerndes Piepen vermittelt, das fast schon wie ein Tinnitus verhindert, die Informationsübergabe des Arztes richtig aufnehmen zu können. Dazu gibt es ein paar schöne Kameraeinstellungen und -führungen. Die Kamera zeigt Walt zum Beispiel erst in der hochglanzpolierten Spiegelung des Tisches, während sie langsam hinauf schwenkt. Der Fokus auf einem Senffleck am Kittel des Arztes bringt zudem etwas Loriot-haftes in die ernste Situation. Eine nahezu tragische Komik.

Walt bewahrt Schweigen. Wie so häufig noch im weiteren Verlauf der Serie weiht er seine Familie nicht in die Geschehnisse des Tages ein. Er sitzt am verwahrlosten Pool, der auch später noch häufiger Schauplatz wird und beginnt nachzudenken. Und da fällt ihm Hanks Angebot wieder ein, ihm mal bei der Arbeit zuzusehen. Walt begleitet Hank und seinen Kollegen Steven Gomez also schließlich bei einem DEA-Einsatz, bei dem er sich gerne das Meth-Labor anschauen möchte, nachdem der Täter überwältigt wurde. Doch während Walt im Auto wartet, dass der Drogenbrauer gefasst wurde und die Luft rein ist (im wahrsten Sinne des Wortes), um das „Labor“ zu begehen, sieht er wie Jesse Pinkman, gespielt von Aaron Paul, ein ehemaliger Schüler von ihm, aus dem Fenster des Nachbarinnenhauses klettert und versucht unerkannt abzuhauen.

Und hier passiert etwas Spannendes: Denn während die Geschichte um Walter bislang sehr trist und wenig aufregend erzählt wurde, ändert sich plötzlich schlagartig die Musik und das erste Mal scheint etwas wie Hoffnung in unserem Protagonisten aufzukeimen. In Walters Brille spiegelt sich der Sonnenuntergang. Und das ist der Beginn des Walter White, breaking bad, des Walter White becoming Heisenberg.

„I’m thinking maybe you and I could partner up.“

Walter sucht Jesse auf, unterbreitet ihm das Angebot, mit seinem Chemiewissen der perfekte neue Partner an seiner Seite zu sein, während Jesse mit seinen kriminellen Beziehungen einfach die richtigen Leute kennt, um das große Geld zu machen. Jesse ist natürlich gar nicht begeistert, eher amüsiert über den Vorschlag, hat aber letztendlich keine andere Wahl, als sich auf dieses seltsame Unterfangen einzulassen, wenn er nicht an die Polizei verraten werden möchte. Auch wenn er sich nicht vorstellen kann, warum jemand wie Walt sich plötzlich dem Drogenbusiness zuwenden sollte.

„Some straight like you, giant stick up his ass, all a sudden at age, what, 60, he’s just gonna break bad?“

Auch hier liebe ich die Wortwahl. „He’s just gonna break bad“? Yes, indeed! Das ist, was in den nächsten Folgen und Staffeln passieren wird. Ein bisschen Materialklau in der Schule und ein RV-Kauf später steht das Setup für das neue Business. Muss nur noch ein Platz im Nirgendwo her und es kann losgehen mit der Kunst. Und schon spüren wir die ersten Mentoren-Momente zwischen Walter und Jesse. Walter sind die Sicherheitsvorkehrungen wichtig und er besteht darauf, dass das Meth, das sie herstellen, pur und rein ist und sie selbst es niemals nehmen. Jesse will zwar einfach nur sein Ding machen, aber ist wenig später mehr als begeistert von der Reinheit des Ergebnisses.

„Cooking is art.“

Auch wenn die ersten Verkaufsgespräche von Jesse nicht ganz so laufen, wie geplant und wir entsprechend bald bei der Ausgangsszene der Pilotfolge landen, ist in Walt eine Leidenschaft geweckt worden, die auch seiner Frau nicht verborgen bleibt.

Fazit

Auch beim Rewatch der Pilotfolge hat mir „Breaking Bad“ wieder sehr gut gefallen. Ein paar der Highlights habe ich oben schon festgehalten. Darüber hinaus gefällt mir das ganze Spiel mit den Farben in der Serie. Dass bestimmte Charaktere bestimmten Farbspektren zugeordnet sind, Walts Schwägerin Marie zum Beispiel der Farbe Lila. Dass sich dieses Farbspektrum insbesondere bei Walter im Verlauf der Serie und im Verlauf seiner Charakterentwicklung allmählich mit verändert, lässt sich zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte zwar nur erahnen, ebenso wie all die anderen klugen und komplexen Referenzen und Zusammenhänge. Aber hier steckt schon ganz viel drin. Und am Ende macht ein Rewatch womöglich sogar mehr Spaß als sich ganz neu auf das „Breaking Bad“-Universum einzulassen.

Ich widme mich dann jetzt mal den finalen Episoden „Better Call Saul“. Hach, was für ein Geschenk diese beiden Serien doch sind.

Bilder: AMC

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