Kennt ihr das? Ihr schaut eine Serie, die euch vollkommen mitreißt und die Geschichte lässt euch einfach nicht mehr los. Entweder, weil ihr zu Beginn bereits gelesen habt, dass die Story auf wahren Begebenheiten beruht oder weil ihr im Laufe der Zeit durch Recherche oder Gespräche mit Freunden und Kollegen davon erfahrt, dass die Serie von einer echten Geschichte inspiriert wurde. Stories, die einen „realen“ Ursprung haben, wirken ganz anders auf uns, üben einen anderen Reiz aus, bringen eine ganz eigene Ernsthaftigkeit mit sich.
Da kann man aber auch ganz schön hinter’s Licht geführt werden. Ich erinnere nur an „Fargo“ und die zu Beginn des Films und der Serie aufgestellte Behauptung „This is a true story.“, die nicht wirklich Hand und Fuß hat. Natürlich müssen wir bei jeder für das Fernsehen adaptierten Geschichte im Hinterkopf behalten, dass es nicht jeden Erzählstrang, jeden Charakter und jeden Dialog bis ins Detail genau so gegeben hat. Bei „Fargo“ noch weniger als bei anderen Serien, die den Anspruch erheben, auf wahren Ereignissen zu beruhen. Ich möchte heute aber einen Blick auf fünf Serien werfen, die allesamt von realen Kriminalfällen inspiriert wurden und versuchen, diese mit Respekt, aber natürlich auch auf konsumierbare Weise einer Vielzahl an Menschen näher zu bringen. Und um das gleich vorweg zu nehmen: wirklich leichte Kost ist jetzt nicht dabei.
Unbelievable
2008 wird die damals 18-jährige Marie Adler eines Nachts in ihrem Apartment von einem Einbrecher vergewaltigt. Als sie den Fall der Polizei meldet, glaubt man ihr nicht und sie wird dazu gedrängt, zuzugeben, dass sie gelogen hat. Jahre später ereignet sich in einem anderen US-amerikanischen Staat ein ähnliches Ereignis, dem eine junge Detective nachgeht und wiederum von einem anderen ähnlichen Case erfährt. Durch Teamwork über die Staatengrenzen hinweg nähern sich die Ermittlerinnen der Auflösung mehrerer Fälle.
Mir hat an der Miniserie „Unbelievable“ besonders gut gefallen, wie stark die Unsicherheit der Charaktere herübergebracht wurde, wie machtlos man sich als Zuschauer gefühlt hat und wie sehr man selbst in der Beurteilung des Gesehenen ins Schwanken gerät. Die acht Episoden des Crime-Dramas über fahrlässige Polizeiarbeit auf der einen und grandiose Zusammenarbeit auf der anderen Seite sind auf Netflix abrufbar.
„Based on true events no one believed.“
When They See Us
1989 wird im Central Park in New York eine Frau attackiert und vergewaltigt, woraufhin fünf schwarze Teenager der Tat verdächtigt und schließlich auch als schuldig verurteilt werden. Die damals 13- bis 16-jährigen Jungs müssen für viele Jahre in eine Jugendstrafanstalt bzw. ins Gefängnis, wo sie ihre gesamte Strafe absitzen. Nach vielen Jahren stellt sich der wahre Täter und das Urteil der „Central Park Five“ wird aufgehoben.
„When they see us“ ist eine absolut bedrückende Serie, die das US-amerikanische Kriminalsystem zeigt, das auch heute noch viel zu oft Ungerechtigkeit walten lässt, sobald ein Verdächtiger keine helle Hautfarbe hat. In den vier Folgen der Miniserie gibt es vier Schwerpunkte, die stark im Fokus stehen: die Gewalt von Polizisten, das zum Teil sehr rassistische Rechtssystem, der Gefängnisaufenthalt als Unschuldiger und der Versuch der Wiedereingliederung in die Gesellschaft nach zahlreichen Jahren unschuldiger Inhaftierung. Mit überragender Besetzung, nicht nur durch die Kinderschauspieler, geht „When They See Us“ an die Substanz und bricht einem nicht nur einmal das Herz. Die Folgen sind auf Netflix zu sehen.
„What if all boys were created equal?“
American Crime Story
1994 soll der ehemalige Football-Spieler O.J. Simpson, des Mordes an seiner Exfrau Nicole Brown Simpson und ihrem Bekannten Ronald Goldman verdächtigt, festgenommen werden, woraufhin er vor der Polizei flieht. Aus der Flucht wird die erste Verfolgungsjagd, die live im US-amerikanischen Fernsehen übertragen wird. Der anschließende Prozess wird ebenfalls ausgestrahlt und auf dem ganzen Fall lastet enormer Druck der Öffentlichkeit.
„American Crime Story“ ist eine Anthologieserie, die von den bekanntesten Kriminalfällen Amerikas handelt. In der ersten Staffel mit dem Beititel „The People vs. O.J. Simpson“ begleiten wir den Gerichtsprozess rund um O.J. Simpson, der zum Teil 1:1 abgebildet wurde – was wir so genau nachvollziehen können, da die Originalaufnahmen als Referenz herangezogen werden können. Diese Möglichkeit des direkten Vergleichs verleiht der Serie eine Transparenz, die schonungslos ist. Sie blickt aber auch über diesen Rand hinaus.
Die zweite Staffel von „American Crime Story“, „The Assassination of Gianni Versace“, untersucht den Mord an dem Fashion Designer Gianni Versace, während sich die geplante dritte Season ganz um die Clinton-Lewinsky-Affäre drehen soll. Die erste und zweite Staffel der Serie sind aktuell auf Netflix verfügbar, die dritte Staffel soll im September 2020 kommen.
„The trial isn’t the whole story. This is.“
Mindhunter
In den späten 70er Jahren beginnt in den USA die Erforschung der Psyche von Serienmördern, um Erkenntnisse über ihre Denkweise zu erlangen, Rückschlüsse auf ihre nächsten Schritte zu schließen und weitere Mörder damit durchschauen und schneller fassen zu können. Zwei FBI-Agenten nehmen sich der Befragung von inhaftierten Serienkillern an und entwickeln dadurch allmählich das Profiling.
„Mindhunter“ bedient sich den historischen Aufzeichnungen über einige der schlimmsten Mörder der US-amerikanischen Geschichte. Die Charaktere der Serie, die beiden FBI-Agenten, deren Namen jedoch geändert wurden, oder auch die Serienkiller, basieren auf echten Menschen, darunter u.a. Charles Manson, Ted Bundy und Edmund Kemper. Auch die Dialoge bleiben extrem nah an den Gesprächsprotokollen von damals. Die Echtheit der Taten der Serienmörder ist zum Teil verstörend, die Täter sind furchteinflößend und beim Schauen der Thrillerserie lernt man zugleich noch was. Die ersten beiden Staffeln der Serie sind auf Netflix zu sehen.
„History. Pattern. Profile.“
Narcos
Pablo Escobar ist der wohl bekannteste Drogenboss der Welt. Mit seinem Kartell hat er in den 80ern und 90ern ganz Kolumbien kontrolliert – und darüber hinaus auch die USA mit rauen Mengen Kokain versorgt. Immer wieder ist er der DEA entkommen. Das ist spannend und bietet unheimlich viel Potenzial für eine Serie.
In „Narcos“ wird diese Geschichte rund um Drogen und Gewalt erzählt. Die Serie bleibt dabei nah an den historischen Fakten. Escobar war absolut skrupellos und das macht die Serie noch erschreckender und die Brutalität noch härter zu ertragen. Auf Netflix stehen zwei Staffeln „Narcos“ mit Inhalten über Escobar zum Abruf bereit. Die dritte Staffel sowie „Narcos: Mexiko“ fokussieren sich auf andere Charaktere und Handlungsorte.
„Rise of a new empire.“
Und sonst so?
Kennt ihr Serien, die auf wahren Fällen beruhen, die ihr richtig gut findet? Dann lasst uns doch einen Kommentar da!
American Crime Story Staffel Zwei ist ebenfalls auf Netflix abrufbar – als getrennte Serie.
Danke für den Hinweis ;)
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