Wenn eine Serie den Klassikerstatus verdient hat, dann ist das wohl I Love Lucy. Als eine der allerersten TV-Serien überhaupt wurde sie in den 50er Jahren in den USA ausgestrahlt. Nach Deutschland geschafft hat sie es eigentlich nie so richtig. Dennoch bin ich ihr bereits einige Male begegnet – bei einem Studium der Medienwissenschaften und dem Schwerpunkt Film & Fernsehen jetzt nicht unbedingt ungewöhnlich.
Mein Seminar befasste sich damals mit Genderstudies und Medientheorien. Den Auftakt gestaltete Lynn Spigels Text „Fernsehen im Kreis der Familie. Der populäre Empfang eines neuen Mediums“. In diesem werden die Anfänge des Fernsehens als technisches Empfangsgerät und als Freizeitbeschäftigung beschrieben. Auch wenn 1926 bereits die weltweit erste Fernsehvorführung stattfand, gelten die Nachkriegsjahre und insbesondere die 50er als die Zeit, in der sich der Fernseher zum leitenden Massenmedium entwickelt. In etlichen anderen Medien, vor allem Zeitschriften, wird der Fernseher thematisiert. Er erhält schnell den Status des Familienmediums, der die Familie nach schwierigen Zeiten und großen Verlusten wieder zusammenbringt und unterhält. Und in genau dieser Zeit entsteht die Schwarz-Weiß-Serie I Love Lucy.
Intro
Seriensteckbrief
Genre: Comedy, Sitcom
Laufzeit: 23 Minuten
Staffeln (Folgen): 6 (181)
Ausstrahlung: 1951 – 1957 (CBS)
Darsteller: Lucille Ball, Desi Arnaz, Vivian Vance, William Frawley
Inhalt
Lucy Ricardo wohnt mit ihrem Mann Ricky, eigentlich Enrique Alberto Ricardo, einem temperamentvollen Latino kubanischer Herkunft, in einer Wohnung in New York. Er spielt in einer Band und wünscht sich seine Ehefrau als Hausfrau und Mutter seiner hoffentlich baldigen Kinder. Lucy hingegen fühlt sich mehr von der Bühne als vom Herd angezogen und nutzt nahezu jede Gelegenheit, auf der Bühne des Tropicana, Rickys Nachtclubs, zu performen. Die meiste Zeit ist sie jedoch zuhause, läd ihre Freunde, Vermieter und Nachbarn Ethel und Fred Mertz ein, die einzigen festen Nebendarsteller der Show. Durch Lucys ständige großartige Einfälle und Streiche entstehen immer wieder Slapstick-hafte Momente mit vielen Lachern aus dem Live-Publikum.
„Ethel, I’ve got an idea.“ – Lucy
„No, you don’t.“ – Ethel
Ursprung und Weiterbestehen
Die Serie entstand aus der Radioshow „My Favorite Husband“, in der Lucille Ball bereits die weibliche Hauptrolle sprach und die im Hörfunkprogramm von CBS lief. Ball ist es zu verdanken, dass hiervon inspiriert und von den gleichen Autoren und Produzenten später eine Fernsehserie entstand – in der sie mit ihrem Mann, Desi Arnaz, an der Seite die Hauptrolle spielte. Mit ihm gründete sie 1950 die Produktionsfirma Desilu Productions, in deren Studios schließlich auch I Love Lucy entstand.
Nachdem I Love Lucy 1957 eingestellt wurde, folgte kurz darauf The Lucille-Ball-Desi-Arnaz-Show, auch Lucy-Desi-Comedy-Hour genannt, die Ball und Arnaz wieder in der Hauptrolle zeigt. Nach der Scheidung der beiden trat Lucille weiterhin in den Shows Here’s Lucy, The Lucy Show und Life with Lucy auf, die jedoch alle nicht an den Erfolg der gemeinsamen Sendung anschließen konnten.
Kritik & Stärken
Betrachtet man die Episoden heute, ist es interessant zu sehen, mit welchen Mitteln schon in den 50ern gespielt wurde und welche Witze die Menge damals zum Toben brachten. Die Serie greift viele Klischees des Lebens in den 50ern auf – so auch leider das typische Frauenbild. Lucy ist absolut abhängig von ihrem Mann. Zwar hat sie ihren eigenen Kopf, probiert immer wieder neue Dinge aus, lernt Sprachen, nimmt Jobs an und geht ihren eigenen Weg. Doch am Ende sind es immer die Männer, die das Chaos ihrer Frauen aufräumen müssen, die materiellen Wünsche ihrer Frauen im Zaum halten und die ihre Weisheit zum Ausdruck bringen. Doch trotz der eindeutig patriarchalen Ideologie hat Lucille Ball es durch I Love Lucy geschafft, Frauen auch außerhalb der Show zu stärken und zu ermächtigen.
I Love Lucy hat die Standards für alle darauffolgenden Shows gesetzt. Und noch heute wird in vielen Filmen und Sendungen auf sie Bezug genommen – insbesondere in denen, die zur gleichen Zeit spielen. Eine legendäre Sitcom, von der jeder mal etwas gehört – und gesehen haben sollte!
Episoden
Auf YouTube findet man übrigens viele der alten Folgen. Wer also mal reinschauen möchte: los geht’s!
httpv://youtu.be/ zK4qrzZtfyk?showinfo=0
Mit folgender Leseempfehlung entlasse ich euch in den Sonntag und wünsche euch noch ein schönes langes Wochenende:
Lynn Spigel (1990). Fernsehen im Kreis der Familie. Der populäre Empfang eines neuen Mediums.
Bilder: CBS
Interessant. Noch nie von der Serie gehört. Aber es liest sich wie eine unterhaltsame Serie.
Schön, dass noch mehr Leute von dieser tollen Serie gehört haben. Schade, dass sie nie in Deutschland gezeigt haben. Die Physical Comedy von Lucille Ball und Desi Arnaz ist einfach großartig. Und wenn man sieht, wie viele Serien das Konzept und die Witze übernommen haben, sieht man, was die Serie für einen Einfluss hatte. Die Folge „Job Switching“, die natürlich heute nicht mehr zeitgemäß ist und ein typisches 50er-Produkt ist, als Rahmenhandlung, ist bis heute ein Meme, vor allem Lucy und Ethel am Fließband.
Schade, dass du nicht erwähnst, dass die Serie auch tolle Gesangseinlagen hatte, vor allem von Desi Arnaz, manchmal im Duett mit Lucille. Und nicht zu vergessen: Es gab viele Gastauftritte von John Wayne, Harpo Marx, Orson Welles, Hedda Hopper, Maurice Chevalier und vielen anderen.
„Lucy“ war eine meiner allerersten Kindheitserfahrungen mit dem Fernsehen und immer wenn sie lief habe habe ich habe ich mich schon darauf gefreut. Besonders Lucille Ball macht die Serie absolut sehenswert und ist einfach zu empfehelen, – das ist es was ich auch heute noch weiss !
Autor:innen gesucht!
Neueste Beiträge
Serien mit kreativen Episodentiteln
Squid Game: Cast Recap zur 1. Staffel
Heartstopper: Recap zu Staffel 1 & 2 und Trailer zu Staffel 3
Zufalls-Serientipp
Serientipp: Arrested Development
Aufreger der Woche
TV-Aufreger der Woche: Amazon wird bei Prime Video noch mehr Werbung zeigen
Partner
WERBUNG