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Meine Erfahrung mit der Serie "Them"

Kolumne: Noch nie sowas Schlimmes gesehen

Mini-Spoiler
8. September 2021, 10:12 Uhr
Mini-Spoiler
Kira
08.09.21

Seit ich liebend gerne Filme schaue (ich möchte hier bewusst kein Alter nennen, es hat mich früh erwischt), liebe ich auch den Nervenkitzel bei Filmen. Egal, ob spannende Thriller á la „Se7en“, brutaler Horror á la „The Hills Have Eyes“ oder „Saw“ oder das volle Gruselprogramm á la „The Ring“ oder „Paranormal Activity“ – ich habe damals gefühlt alles gesehen, was auf den Markt kam. Nahezu ironisch wird es, wenn ich dazu sage, dass ich die meisten VHS-Kassetten und DVDs damals über die katholische Bücherei meiner kleinen Heimatstadt ausgeliehen habe. Mit Erlaubnis einer erwachsenen Person natürlich. Und so ging ich Wochenende für Wochenende mit einer gleichgesinnten Freundin auf eine Horrorreise, die mich auch so manche Nacht um meinen Schlaf gebracht hat. Selbst Schuld könnte man sagen. Ist ja auch so. Aber solche Filme haben mich schon immer gereizt. Ich mochte es, mich mit dem Grusel und Horror herauszufordern, zu sehen, wie ich selbst reagiere und mich mit der eigenen Angst auseinanderzusetzen. Auch wenn das bedeutet hat, dass ich eine ganze Nacht lang kein Auge zugetan habe, weil ich dachte, das „The Ring“-Mädchen stünde hinter meiner Zimmertür. Eigentlich kam es aber ja aus dem Fernseher. Mein Fernseher stand damals auf meinem Kleiderschrank – der Sturz wäre entsprechend tief gewesen – aber ob das das „The Ring“-Mädchen aufgehalten hätte? Ich weiß es nicht.

Auch solch schlaflose Nächte haben mich nicht davon überzeugen können, mein persönliches Filmprogramm zu überdenken. Irgendwann war es tatsächlich auch Gewohnheit geworden und ein Horrorfilm gehörte nun mal zum Filmabend dazu. Als ich dann irgendwann in meine erste eigene Wohnung gezogen bin, wurde es minimal weniger mit diesen Filmen, aber Serien wurden zu meiner neuen Liebe. Darunter wieder Werke, die in die gleiche Richtung gingen: „The Walking Dead“, „American Horror Story“, „Harper’s Island“. All das musste geschaut werden und auch da gab es das ein oder andere Mal dann doch nochmal einen prüfenden Blick in die uneinsehbare Zimmerecke, bevor das Licht gelöscht wurde. Eine recht frische Gruselerfahrung: „The Haunting of Hill House“. Einfach eine unglaublich gut gemachte Serie, die mit klassischen Gruselelementen spielt, aber das auf so smarte Art und Weise, dass ein kalter Schauer über den Rücken zu jeder Episode dazu gehört. Was ich damit sagen will: Ich habe schon viel Horror und Grusel gesehen.

Es ist ja eine Sache, ob man sich gut gruseln kann und dies auch möchte, ob man Brutalität aushalten kann, weil man weiß, dass es reine Fiktion ist, die man da in der Flimmerkiste zu sehen bekommt oder im Thriller mit rätselt, wer die Tat getan hat. Eine ganz andere Situation kommt auf, wenn Filme oder Serien einen zu realen Touch bekommen. Wenn Ungerechtigkeit waltet und die Parallelen zu echten Geschehnissen in der Welt zu greifbar sind.

Vor einigen Wochen habe ich von der Serie „Them“ gehört. Sie wurde mir von einer Freundin empfohlen, aber sie hat mich auch gewarnt, dass das wirklich keine leichte Kost ist und ich auf gar keinen Fall, unter keinen Umständen Folge fünf schauen sollte. Mit dem Hintergrundwissen, dass ich ja schon so gut wie alles gesehen habe, was es da draußen so gibt und mit der bewussten Entscheidung, mich nicht weiter über den Inhalt zu informieren, hab ich also diese neue Serie begonnen und ganz schnell schwante mir Böses. Auch wenn die Serie übernatürliche Elemente aufweist und daher ohne Weiteres dem Horrorgenre zuzuordnen ist, ist der eigentliche Horror der Serie der ungefilterte und blanke Rassismus, der hier dargestellt wird.

Die Schwarze Familie Emory zieht in ein ausschließlich weißes Viertel in Los Angeles, in dem ihre neuen Nachbar:innen ihnen das Leben von Tag eins an zur Hölle machen. Die Ungerechtigkeit gegenüber dieser Familie, die hier zum Ausdruck kommt, ist kaum auszuhalten. Mit den widerlichsten, verachtendsten und brutalsten Mitteln wird hier innerhalb kürzester Zeit versucht, die Familie aus ihrem gerade frisch gekauften Haus wieder zu verscheuchen – „zum Wohle aller“. Und zu allem Übel finden sie nicht einmal in ihrem eigenen Haus den nötigen Schutz, da auch hier böse Kräfte walten. Fazit nach der ersten Episode: Hart, einfach nur hart anzuschauen und es baut sich inhaltlich eine Richtung auf, bei der ich nicht weiß, ob ich sie einschlagen will. Doch eine Serie abzubrechen oder Folgen zu überspringen – keine Option, nicht mit mir! Was soll es da geben, was ich noch nicht gesehen habe – sagte die leichtsinnige Vergangenheits-Kira. So kommt also Folge fünf. Eingangs wird durch eine Einblendung der Macher:innen der Serie vor dem Gezeigten gewarnt und ganz kurz steht da doch der Zweifel im Raum: machen oder doch sein lassen? Die Entscheidung war klar, aber mit ihr auch das Bewusstsein, dass ich mich selbst vermutlich dafür verfluchen werde.

Was soll ich sagen: Das waren die verstörendsten 33 Minuten Serienstoff, die ich tatsächlich je gesehen habe. Nach ungefähr fünf Minuten fuhr mir die Hand vor den Mund und ich ahnte, wohin es gehen wird. Und ich wollte nicht, aber ich habe trotzdem hingeschaut. Und dann auch nicht mehr. Und dann war mir nur noch zum Weinen und offen gestanden zum Brechen zumute. Wer sich mit so etwas nicht weiter auseinander setzen möchte, was absolut verständlich ist, sollte an dieser Stelle auch aufhören zu lesen.

Auch wenn man sich am Ende der Episode kaum noch daran erinnert, aber zunächst einmal sehen wir in Episode fünf wie das Wohnungsbau- und Kreditsystem Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA funktionierte: Es war von Rassismus, Sexismus und Ausbeute durchzogen. Es wurden Stadtteile geschaffen, in denen keine Weißen leben wollten und die Konditionen für die dort wohnenden Schwarzen unerträglich waren. Weiße Stadtteile sollten so begehrlich werden, dass die Schwarzen Familien, die es sich leisten konnten, dorthin umziehen wollten. Doch von diesen wurden unverschämt hohe Zinsen für ihre Hypotheken verlangt. Und während die Weißen mit dem Umzug der ersten Schwarzen Familien in die Umgebung anfingen wiederum in neue Stadtteile zu fliehen, wurden die frei werdenden Häuser mit ordentlich Gewinn verkauft. Am Ende ist für die Immobilienmenschen ein Vermögen entstanden. Und es kommt schnell der Gedanke auf, die aufkeimende Wut beim Schauen dieser Szenen sei kaum noch zu übertreffen. Doch wir wissen, dass das durchaus möglich ist, als wir wenig später sehen, welche Ereignisse das Trauma der Protagonistin hervorgerufen haben. Wie sie von Eindringlingen in ihrem eigenen Haus überfallen und vergewaltigt wird, während sie zusehen muss, wie sie ihr Baby spielerisch umbringen. Dabei geht es hier nicht einmal um die Explizitheit des Gezeigten. Es geht um die Grausamkeit der Tat, die, wie ich finde, eine der schrecklichsten Darstellungen ist, die jemals so auf diese Weise Ausdruck gefunden hat.

„Cat in a bag.“

Traumatisch sind die Szenen und die Wut darüber, dass Rassismus auch heute noch so stark in unserem System verankert ist, dass es keine Rolle spielt, ob sich diese oder ähnliche Szenen wirklich einmal so abgespielt haben. Sie lassen uns als Zusehende einfach nur ohnmächtig zurück.

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