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"Conjugate much?"

Review: Better Call Saul S06E11 – „Breaking Bad“

ACHTUNG: SPOILER !!
2. August 2022, 10:17 Uhr
SPOILER !!
Maik
02.08.22

Thomas Schnauz höchstpersönlich hat diese Folge „Better Call Saul“ geschrieben und inszeniert. Der „Breaking Bad“-Veteran spielt nicht nur im Episodentitel mit den Gefühlen von uns alteingesessenen Fans, sondern liefert auch direkt im Cold Opening ab. Nahaufnahmen von chemischem Equipment, Schlüssen und Campingstühlen lassen schnell erkennen, dass wir uns in DEM Van befinden. Gemeinsam mit dem gefesselten Saul, der zum ausgeschaufelten Grab gefahren wird. Dass der „Breaking Bad“-Eintritt derart konkret und abrupt übermittelt werden würde, hatte ich nicht erwartet. Doch statt eines zu ausdrucksstarken Fan-Service sollte der Querschnitt zur alten „Breaking Bad“-Zeitlinie später noch seinen Zweck erfüllen.

Auch wenn wir uns folgend in die schwarz-weiße Gene-Ära begeben, bleibt die Anknüpfung zur Mutterserie erhalten. Franchesca berichtet Gene am Münztelefon von Geschehnissen nach dem damaligen Finale, wobei wir unter anderem Details zu Skyler, Huell und Kim erfahren. Letztere hatte sie angerufen und sich nach Jimmy erkundigt. Als Gene sie anzurufen versucht, bekommen wir lediglich von Außen gezeigt, wie er sich aufregt. Ob das daran liegt, dass er nicht zu ihr durchgestellt wird oder er aber schlechte Neuigkeiten bezüglich Kim erfährt, wissen wir (noch) nicht. Dafür wissen wir bereits nach diesem Telefonat, dass die Folge eine hervorragende Cinematography besitzt, die uns viele schöne Blickwinkel spendieren würde.

„They have internet where you are?!“ (Franchesca)

Dass der Episodentitel nicht einfach nur auf die Crossover-Momente abspielen würde, wird deutlich als Gene überraschend Jeff einen Besuch abstattet, wobei ich den Moment genossen habe, in dem dieser aufgeregt den Kauf eines reduzierten alten Laptop-Modelles zu rechtfertigen versucht hat. Schnell wird klar, dass Gene Geschmack am „Spiel“ gefunden hat und seinen „breaking bad“-Moment hat. Ob dieser Drang aus dem Telefonat hervorrügt oder er schlicht das langweilige Leben leid ist, das immer wieder mit Rührteig-Szenen aus dem Cinnabon-Laden unterstrichen wird, bleibt erstmal unklar.

Ohne große Planungs-Einblicke bekommen wir den neuesten Coup zu sehen. Das abgekartete Spiel ist dank der Inszenierung, der Wetten und der Schnaps-Abzug-Wärmflasche sehr kurzweilig erzählt. Eine dubiose Wasserflasche und ein Klebeband später sind etliche private Details abfotografiert und ein reicher Arsch wird ein bisschen weniger reich sein.

Gekonnt hat man am Ende des Einbruches etwas länger auf dem Tape im Türschluss verharrt. Zum einen, damit wir denken sollten, dieses wichtige Detail sei vergessen worden, zum anderen, um einen von vielen fließenden Übergängen zwischen den Zeitebenen generieren zu bekommen. Mit Schnitt zu den Klebebandstreifen, die die Einschusslöcher am RV abdecken, kamen sie dann auch ins Bild: Walt und Jesse!

Irgendwie war das ein seltsames Gefühl, die beiden lediglich als Randfiguren zu erleben, während der eigene Fokus auf Saul liegt. Ganz ungewohnt! Erst empfand ich diesen Einschub der beiden als zu direkt, hatte ich mir doch insgesamt eine subtilere Lösung gewünscht. Letztlich haben wir alle jahrelang darüber nachgedacht, wie „Better Call Saul“ wohl enden würde sowie ob und wie man eine Verbindung zur Mutterserie „Breaking Bad“ schaffen würde. Von einer letzten Staffel, die komplett im BB-Universum spielt bis hin zur finalen Szene, in der Franchesco über die Sprechanlage sagt, dass der 10-Uhr-Termin Heisenberg da sei, war so ziemlich alles dabei. Letztlich muss es aber auch inhaltlich stimmen und sich nicht wie plumper Fan-Service anfühlen.

„You should have let me drive, yo!“ (Jesse)

Die Chemie zwischen Walt und Jesse macht jedenfalls direkt jede Serie besser und hat für nostalgische Gefühle sorgen können. Der Moment, in dem Jesse Saul auf Lalo anspricht, war großartig, hat er doch gezeigt, welchen Eindruck diese Figur nach all den Jahren noch bei ihm hinterlassen hat.

„A guy with that mustache probably doesn’t make a lot of good life choices.“ (Saul)

Neben dieser Extended Scene im Meth-RV bekommen wir vor allem noch eine Szene zu sehen, in der Mike als Privatdetektiv für Saul fungiert und ein Moment stattfindet, der deren Schicksale beeinflussen sollte. Unter anderem wurde Walter White beleuchtet und Mike stellt mit einem Betamax-Vergleich dar, die Finger von diesem Amateur zu lassen, der wenn er nicht an Krebs stirbt, von der Polizei gefasst oder in den Kopf geschossen werden würde. Saul dagegen sieht das Potenzial – wohl eher im Produkt und dem dahinter stehenden Geld – und besucht die High School, um sich ein eigenes Bild von Heisenberg zu machen. Ich bin gespannt, wie das kommende Woche aussehen wird.

„Well, you see an amateur, I see 170 pounds of clay, ready to be molded.“ (Saul)

Ungewöhnlich viel Spannung kommt aber auch in der Gene-Zeitlinie auf, wo der Trick mit den reichen Schnöseln gleich mehrfach durchgeführt wird. Dabei wird uns anhand vieler kleiner Details aufgezeigt, wie sehr Gene wieder in das Saul-Prozedere eintaucht. Das Bein-Wackler-Gerät sowie das Headset wie früher, die Burner-Phones wie ganz früher und das auf die Seite gelegte Geld aus den Coups. Das ist wie eine langsam ablaufende Wiedergeburt, die wir da beobachten können.

Und dann kommt Kevin Sussman daher, bekannt aus seiner Rolle als Comicverkäufer Stuart in „The Big Bang Theory“. Auf einmal ist einer der reichen Schnösel gar nicht so ein Arsch, sondern freundlich, und hat Krebs. Keinen der guten Sorte. Hier wird uns vielleicht etwas sehr direkt aufgezeigt, wie sehr sich die Figur des Saul Goodman gewandelt hat. In den „Breaking Bad“-Szenen schlug noch durch, welchen Einfluss die Information über Walts Krebsdiagnose bei ihm hatte. Doch durch die Erfahrungen und Entwicklungen, die er genommen hat, nimmt er auf so etwas keine Rücksicht mehr. Das wird spätestens im Gespräch mit dem Handlanger klar, dem er weißmachen will, dass er diesen Aspekt problemlos vergessen wird.

„So a guy with cancer can’t be an asshole? Believe me, I speak from experience.“ (Saul)

Letztlich nimmt Gene die Sache selbst in die Hand. Ob das nun aus dem zwanghaftem Bedürfnis heraus geschieht, wieder den Adrenalin-Rausch von früher zu erleben, glaube ich nicht. Vielmehr möchte er sich nicht wieder von einem Typen mit Krebs den Tag verderben lassen. Frei nach dem Motto „YOGAO!“ („You only go around once“). Beim im Nachgang klar ersichtlichen Einbruch mit dem Scheibenbruch könnte man zudem meinen, Gene möchte sogar ein bisschen erwischt werden. Vielleicht meint er, nichts mehr verlieren zu können?

Dass der Moment, in dem der Übergang zu „Breaking Bad“ erfolgen würde, ein besonderer wird, war klar. Diese Folge hat definitiv einige richtige Knöpfe drücken können, was Nostalgie und Fan-Service betrifft. Darüber hinaus hat man es aber auch geschafft, diese Szenen sinnvoll zu nutzen. So wurde vor allem der charakterliche Wandel von Saul dokumentiert. Hinzu kommt, dass wir viele gelungene Übergänge und Kamera-Einstellungen zu sehen bekommen haben. Alleine die mit dem Grab und dem im Bett liegenden Gene – ob das nun Foreshadowing oder lediglich ein Einblick in die aktuelle Psyche der Figur war, bleibt abzuwarten. Mit dem Timing und dem Soundtrack hat sich da jedenfalls schon vieles sehr nach der guten alten „Breaking Bad“-Zeit angefühlt. Dennoch hat mir auch ein bisschen gefehlt. Die ganz große Spannung und Genialität der Lalo-Höhepunkte waren nicht zu spüren. Ich bin mir auch unsicher, wie sehr die Wiedersehen-Euphorie mit alten Figuren eine „objektive“ Beurteilung der Folge unmöglich werden lässt. Das war alles nett anzuschauen und hatte eine gewaltige Tragweite, was die zentrale Figur des Saul Goodman anbelangt, aber epische Ausmaße hat das jetzt auch nicht angenommen. Deshalb habe ich meine Wertung hier während des Ausformulierens auch etliche Male abgeändert. So krass hatte ich das noch nie. Ich bleibe jetzt aber einfach mal bei der vielleicht etwas zu hoch angesetzten viereinhalb Kronen, weil es sich insgesamt substanzreicher als „Nippy“ angefühlt hat.

Zwei Folgen bleiben uns noch. Zwei Episoden, bis alles gänzlich vorbei ist. Wie es nach dieser Folge scheint, dürften Vince Gilligan und sein Team nicht nur gewillt sein, einen gelungenen Abschluss für die Vorgeschichte des Saul Goodman zu finden, sondern in gewisser Weise gleich zwei Serien gleichzeitig abzurunden. Ein gänzlicher Abschluss für eine Figur, deren Lebensphasen und Wandlungen wir über etliche Jahre beobachten durften. Das könnte richtig groß werden! Bis zur nächsten Folge schaue ich jetzt aber erstmal ein paar Katzenvideos an, um runter zu kommen…

Bilder: AMC / Netflix

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Ein Kommentar

  • Im Großen und Ganzen geht es bei dieser Folge wohl darum, wie sehr sich Saul mit seinen schlechten Entscheidungen WIRKLICH in die Scheiße reitet. Wie man sieht, wäre sehr vielen Menschen sehr viel Leid erspart worden, wenn er damals auf Mike gehört hätte. Klar, Walter war clever und hätte bestimmt andere Wege gefunden, sein Geschäft zu expandieren, aber dass die weiteren Begebenheiten in BREAKING BAD nur deshalb so passiert sind, weil Saul zu dem Zeitpunkt immer noch nicht auf Mikes Urteilsvermögen vertraute, ist schon bezeichnend.

    Dass die Folge damit endet, dass er eine weitere Dummheit begeht, obwohl sein Umkreis ihm davon abrät, lässt natürlich schlimmes erahnen. Ob er an Ende ebenfalls mit seinem Leben bezahlen wird, bezweifle ich. Aber genau so wenig glaube ich, dass es für ihn ein Happy End geben wird.


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