Eigentlich hatte ich seit der Veröffentlichung des Trailers Interesse an der koreanischen Miniserie „Karma“. Doch irgendwie kam ich nicht direkt zum Anschauen und habe danach des Öfteren „Ach, stimmt, das wollte ich ja auch noch gucken!“ gedacht, wenn die Formatkachel auf Netflix zu sehen war. Jetzt habe ich es endlich geschafft, mir die sechs jeweils rund eine Dreiviertelstunde langen Episoden des Dramas um eine miteinander verbundene Gruppe Charaktere anzuschauen.
Um es direkt abzukürzen: Leider hat „Karma“ nicht meinen Erwartungen standhalten können. Dabei hatte vermutlich auch „Dirk Gentlys Holistische Detektei“ die Finger im Spiel, denn an die zufallsbasierte Verkettung, die dort zu sehen ist, kommt „Karma“ keineswegs dran. Will sie auch gar nicht. Letztlich entpuppt sich der auf den Promo-Motiven visuell äußerst reizvoll inszenierte rote Faden eher als ästhetisches Gimmick. Ja, die zu sehenden sechs Figuren haben Verbindungen, aber teilweise besitzen sie diese bereits länger und insgesamt wirkt das nicht wirklich über Vernetzungen hinausgehend, die es in handelsüblichen Krimidramas zu sehen gibt. Das haben Streifen wie „Snatch“ bereits deutlich besser hinbekommen.
Wo wir bei Filmen sind – vielleicht wäre auch „Karma“ besser einer geworden (ich erinnere in dem Zuge gerne nochmals an meinen Kommentar zur Thematik). Die Handlung böte sich kompakt erzählt durchaus dazu an und würde vermutlich einen größeren Impact besitzen. Vor allem wäre man dann aber einige nervige Längen los. Das beginnt bereits in der ersten Folge, die sich viel zu lang Zeit nimmt, uns aufzuzeigen, dass Jae-yeong Park ein schlechter Mensch und Sohn ist. Ab und vor allem in der zweiten Folge wird das deutlich besser und die Geschichte fühlt sich gehaltvoller und dynamischer an. Dennoch gibt es auch hinten raus einige Passagen, die sich unschön in die Länge ziehen.
Dabei gibt es durchaus ein paar gute Wendungen und Verstrickungen zu sehen. Auch wenn mir das insgesamt viel zu wenig Verwobenheit war, so haben mir Elemente wie die Geschichte um die Vaterleiche gut gefallen. Auch der irgendwie shady wirkende und doch souveräne Charakter von der „Kanzlei Sorgenfrei“ hat mir enorm gefallen. Zudem ist die Cinematography nicht bahnbrechend, aber durchaus als hochwertig zu erachten. Der aus „Squid Game“ bekannte Park Hae-soo hat zudem wie einige weitere Darstellende eine gute Performance hingelegt.
Allgemein ist „Karma“ ein relativ lebensnahes Drama, das aufzeigt, zu was Menschen fähig sind – sei es durch innere Bosheit oder Verzweiflung aus einer aussichtslos erscheinenden Situation heraus. Dabei werden gekonnt einige emotionale Knöpfe gedrückt sowie ein paar impulsive Überraschungen geboten.
Wenn man dann aber das Ende sieht… Nun ja. Da wird mir viel zu gezwungen darauf gepocht, eine Art Karma in die Geschichte zu bringen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Ärztin einen astreinen Plan hat, relativ ungeschoren mit einer Tat davon zu kommen, nur um dann doch recht plump selbst aufzutauchen und aktiv zu werden. Und wozu war bitte der komplett unnötige Kunstschnee (noch dazu mit der klischeehaft fehlenden Sichtbarkeit des Atems bei Kälte) in der finalen Einstellung?!?
Leider kann ich keine Seh-Empfehlung für „Karma“ aussprechen. Die Handlung ist an sich interessant und bietet einige emotionale Anknüpfungspunkte bereit. Wirklich gelungen erzählt wird das allerdings nur in wenigen Episoden. In den anderen gibt es einige Längen und sich wiederholende Elemente zu sehen. Insgesamt war mir das zu wenig, vor allem, was die groß propagierte Verknüpfung zwischen den Charakteren anbelangt. So fühlt sich die Netflix-Serie eher wie ein unnötig in die Länge aufgeblasener Krimifilmstoff an. Schade drum.
Bilder: Jihyeong Seo/Netflix
Kommentiere
Trackbacks