In einer alternativen Marvel-Realität ist die Erde durch ein mysteriöses Virus ins Chaos gestürzt. Nur eine kleine Gruppe von Held:innen kann die Menschheit noch retten. Trotz dieser interessanten Prämisse kann die Miniserie aber nur bedingt überzeugen.
Die vierteilige Animationsserie, die inhaltlich an die bekannte Episode 5 („Was wäre, wenn … Zombies!?“) von „What if …?“ anschließt, überzeugt von Beginn an vor allem optisch mit ihrem cineastischen Look. Die düstere Animation ist klar von klassischen Horror- und Zombiefilmen inspiriert und scheut sich nicht, blutig zu werden. Gerade die erste Episode enthält starke Anspielungen auf „Evil Dead“, „Texas Chainsaw Massacre“ oder „The Walking Dead“. Inhaltlich schwächelt „Marvel Zombies“ jedoch. Im Fokus stehen Ms. Marvel, Hawkeye Kate Bishop und Ironheart, die gemeinsam versuchen, ein Gerät nach New Asgard zu bringen, um die Zombieplage abzuwenden. Auf dem Weg dorthin treffen sie unter anderem auf Shang-Chi und Blade, dessen Optik stark an den Schauspieler Mahershala Ali angelehnt ist. Allerdings schwingt der Vampirjäger hier sein Schwert in einem Moon Knight-Kostüm. Während die Comic-Vorlage von Robert Kirkman, dem Schöpfer von „The Walking Dead“, ein Highlight voller Härte mit zahlreichen bekannten Figuren der ersten Reihe ist, versucht die Serie, neue Generationen und Randfiguren ins Zentrum zu stellen. Dies mag als Brücke zu einem möglichen „Young Avengers“-Projekt gedacht sein, wirkt jedoch häufig unausgereift. Anstatt auf Fanlieblinge wie Iron Man und Thor zu setzen, entsteht der Eindruck, dass zentrale Figuren des MCU bewusst umgangen werden, wodurch die Geschichte letztlich ein wenig an Reiz verliert. Immerhin bekommen wir ein paar actiongeladene Szenen mit einem eindrucksvoll herumschwingenden Spider-Man zu sehen.
Schade ist auch, dass die Serie, die voller Easter Eggs und Querverweise auf andere Marvel-Projekte ist, nur noch für eingefleischte Fans zugänglich sein dürfte. Dabei hätte man zu Halloween eine losgelöste, abgedrehte Story abliefern können. Zwar dürften Fans die nachgestellten Szenen aus „Infinity War“, „Black Widow“ oder „Guardians of the Galaxy“ wiedererkennen, doch kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Serie dramaturgisch wenig Neues bietet. Insbesondere der Versuch, Horrorelemente mit großen Kampfszenen und bekannten Marvel-Formeln zu verknüpfen, wirkt etwas bemüht.
Die Serie bleibt am stärksten in Momenten, in denen sie schonungslos Hauptfiguren ins Jenseits befördert. Dadurch wirkt die Bedrohung real und für kurze Augenblicke entsteht ein Gefühl von Unvorhersehbarkeit. Leider wird diese Stärke durch das eher maue Finale gedämpft, in dem ein aus kaum nachvollziehbaren Gründen leuchtender Hulk gegen die Held:innen kämpft. Unterm Strich bleibt die Serie somit eher Mittelmaß. Sie ist visuell eindrucksvoll und atmosphärisch, aber inhaltlich kaum überzeugend. Wer Spaß an Referenzen und Anspielungen hat, wird viele kleine Highlights entdecken. Wer jedoch auf starke Charaktere oder echte Innovation hofft, wird wohl eher enttäuscht.
Fazit
Gelungene Schauwerte treffen auf eine eher solide Story, die zwar ein paar Easter Eggs bietet, erzählerisch aber zu austauschbar bleibt.
„Marvel Zombies“ ist auf Disney+ verfügbar.
Bilder: Disney
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