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Paraderolle für Christoph Waltz

Review: The Consultant (Amazon Prime Video) – Staffel 1

ACHTUNG: SPOILER !!
10. März 2023, 17:32 Uhr
SPOILER !!
Michael
10.03.23

Es sind sonderbare Charaktere, die Christoph Waltz in den letzten Jahren gespielt hat. Den SS-Standartenführer Hans Lauda zum Beispiel in Quentin Tarantinos Film „Inglourious Basterds“, wofür er unter anderem einen Oscar bekam. Oder den Kopfgeldjäger Dr. King Schultz in Tarantinos „Django Unchained“, wofür es ebenfalls einen Oscar gab. Oder Franz Oberhauser, den Gegenspieler von James Bond 007 in „Spectre“ und „Keine Zeit zu sterben“. Kein Wunder, dass man da einen besonderen Blick auf eine Serien-Produktion wie „The Consultant“ wirft, in der Christoph Waltz nicht nur die Hauptrolle übernimmt, sondern auch noch ausführender Produzent ist. 8 Folgen hat die 1. Staffel (wobei noch nicht raus ist, ob es eine weitere geben wird), jeweils nur knapp 30 Minuten lang, zu sehen bei Amazon Prime Video. Und was man nach den 4 Stunden knapp zusammenfassen kann mit Blick auf den Hauptdarsteller – die Serie lebt natürlich extrem von Waltz‘ Charakter-Darstellung. Kaum vorstellbar, dass die Thriller-Serie ohne ihn der Rede wert gewesen wäre oder es überhaupt auf meine Watchlist geschafft hätte.

Das deutet auch schon an, womit wir es hier zu tun haben: eine schwarzhumorige, makabre Serie, in dessen Mittelpunkt Waltz als Berater Regus Patoff steht, dessen Charisma die Räume der Spiele-Schmiede CompWare für alle anderen Beteiligten nahezu erdrückend füllt. Die anderen Darsteller:innen haben es entsprechend schwer, gegen Waltz zu bestehen. Am besten macht es noch Brittany O’Grady („The White Lotus“) als Elaine Hayman, die schnell merkt, dass sie das herausfordernde, oft absurde Handeln Patoffs für ihren eigenen Vorteil nutzen kann. Programmierer Craig Home, gespielt von Nat Wolff, ist da sozusagen der Widerpart, er stellt sich schnell gegen Patoff und droht daraufhin alles zu verlieren.

Zwischen diesen drei Figuren entwickelt sich die Story von „The Consultant“, die schnell erzählt ist: Sang Woo, Chef der Spielesoftwarefirma CompWare, wird bei einem Besuch einer Schulklasse erschossen; Regus Patoff taucht auf und gibt sich als von Woo engagierter Berater aus, der das Unternehmen auf Kurs halten bzw. bringen soll. Waltz spielt hier seine ganze Klasse aus, ist mal süffisant, mal perfide, mal bester Freund, mal diabolischer Endgegner. Er bleibt für alle unberechenbar, und davon lebt die Serie auch eine ganze Weile. Denn dabei trifft Patoff mitunter harte, teils fragwürdige und nicht selten provozierende Entscheidungen, die nicht immer klar nachzuvollziehen sind. Was übrigens auch für einige andere Aspekte in „The Consultant“ gilt, so dass die Serie an vielen Stellen nicht schlüssig und nicht zu Ende gedacht wirkt.

Es ist zum Beispiel nicht klar, warum der Schüler auf Woo schießt, man versteht nicht, warum das den Konzern rettende Spiel so ein hohes Aggressionspotenzial erzeugt, warum Patoffs Ziel jeden Abend eine mobile Toilette auf einem Hügel ist, oder warum Craigs Verlobte für mehrere Tage in Schreibmaschinenarbeit versinkt. Dabei hat die Serie auch einige tolle Ideen, wie zum Beispiel die Party, auf die Patoff und Craig gehen, und die für eine ganz erstaunliche Atmosphäre in der Folge sorgt, inklusive der Verwandlung des Partyraumes in ein normales Büro am nächsten Tag. Hier tauchen auch spannende Nebenfiguren auf, die zusammen mit ihren Storylines später leider nicht weiter verfolgt werden. Das gilt auch für den Uhrmacher, dessen Geschichte in kurzen Flashbacks gezeigt wird, der aber nach einer Episode wieder vollkommen von der Bildfläche verschwindet. Auch das hätte Potenzial gehabt.

Stattdessen fokussiert sich „The Consultant“ auf die Prozesse im Unternehmen. Patoff hat eine diebische Freude dabei, das Umfeld zu reizen, zu provozieren und anzustiften. Er spielt mit Angst, Gier, Hass. Hier liegt – neben Waltz‘ Spiel – die große Stärke der Serie: Dass sie schonungslos offen legt, wie weit Menschen gehen können, wenn sie entdecken, was zum eigenen Profit, Erfolg oder Karrieresprung führen kann. „The Consultant“ pickt sich dafür die Figur der Elaine heraus, und für mich hätte die Entwicklung durchaus noch etwas drastischer sein dürfen. Auch hätte es sicher nicht geschadet, sich mehr an der gleichnamigen Romanvorlage von Bentley Little zu orientieren – vielleicht nicht gleich mit dem Knalleffekt des Mordes mehr zu liefern als die Vorlage, stattdessen aber dafür später noch mehr auf die perfiden Methoden des Beraters zu setzen, der im Roman noch deutlich mehr auspackt als wir hier zu sehen bekommen.

So stark die Serie begonnen hat, so schwach endet sie dann für meinen Geschmack: Vieles wird im letzten Drittel vorhersehbar, immer mehr wirkt so konstruiert, damit es irgendwie noch für das geplante Ende hinhaut. Und natürlich fühlt es sich am Ende auch so an, als würde die letzte Folge schon auf eine mögliche 2. Staffel hindeuten. Die muss nicht zwangsläufig kommen, weil die Geschichte vermutlich nicht viel anders erzählt werden würde als in Staffel 1. Insofern könnte man auch einfach nochmal mit Folge 1 anfangen.

Bilder: Amazon Prime Video

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