Mit rasantem Tempo hat Peacock die 2. Staffel von „Twisted Metal“ ausgestrahlt. Die zwölf neuen Episoden sind binnen vier Wochen erschienen und habe diese Woche ihr Finale gefunden (in Deutschland sind aktuell sieben Episoden über Amazon Prime Video zu sehen). Nachdem mich die erste Staffel sehr positiv überraschen konnte, hatte ich mich sehr auf die zweite gefreut und sollte nicht enttäuscht werden.
„Wow, amnesia really is a bitch! You forget your whole life but still remember to be a pussy.“ – Dollface
Der Wiedereinstieg in die Geschichte gelingt ähnlich (und vielleicht gar zu) rasant. Sieben Monate verstreichen in gerade mal 25 Minuten, so dass John aka Lionel utopisch schnell mit Quiet und Dollface wiedervereint ist. Schade, denn gerade seine kleine Einlage als Pizzalieferant „John Dough“ und Sonderschichten am „Twisted Metal 2“-PlayStation-Spiel hat Laune gemacht. Noch kurzweiliger war lediglich die Chemie zwischen Stu und dem größenwahnsinnigen Sweet Tooth, der ständig für einen anderen Bösewicht gehalten wird und eine „Gore-mitzva“ veranstaltet.
Im Zentrum der Staffel steht dann äußerst schnell das groß angelegte Turnier von Calypso, der großartig von Anthony Carrigan gespielt wird.
„I told you this would be the social event of the season!“ – Sweet Tooth
Wo wir beim Cast sind: Interessanter Weise wurde Raven neu besetzt. Hatte zum Ende der ersten Staffel noch Neve Campbell die Rolle inne, wird dieses Mal Patty Guggenheim als die wahre Raven eingeführt. Die Serie hat das aber durchaus smart inhaltlich verpackt und alle Nase lang gehen Figuren darauf ein, dass ihr Charakter irgendwie anders aussieht oder wie viele von diesen Ravens es denn bitte gibt?!
Die zweite Staffel von „Twisted Metal“ schafft es, sowohl die Welt durch die Einführung diverser Charaktere zu erweitern, als auch, durch die Fokussierung auf Calypsos Turnier die Geschehnisse deutlich enger zu setzen. So geht leider nach einem sehr gelungenen Start zwischendrin ein bisschen die Puste aus. Und wie das bei überzeichneten Geschichten ist, ist auch nicht immer alles konsequent und schlüssig umgesetzt. Das angeblich doch ach so sichere Diesel City ist nämlich eher schlecht als recht bewacht. Dafür gibt es dort einige mörderische Spielereien, die Fans der Videospiel-Vorlage aufhorchen lassen.
„Ghost missiles! I wonder if they can go through walls…“ – „All missiles go through walls.“ – John & Quiet
Allgemein wird diese Staffel nochmal mehr Fanservice als in Staffel 1 von „Twisted Metal“ betrieben. Seien es Charaktere wie der Auto-gewordene Axel, die „Boomerang Blast“-Rakete, eine der Game-Grafik ähnelnde HUD-Radarkarte, ein Schild-Cheat-Code oder Ansagen wie „A new challenger approaches“ sowie „Round over“. Und auch wenn visuell grundsätzlich deutlich hochwertiger gearbeitet wird, als man es bei einem derartigen Comedy-Sci-Fi-Ulk erwarten könnte (z.B. haben mir die wechselnd dargestellten und immersiv in der Welt eingebundenen Titeleinblendungen sehr gefallen), gibt es auch weniger schöne Elemente, die dann um so mehr ins Auge springen. Vor allem Axel wird in einigen Momenten recht billig animiert und einige der Kampfsequenzen wirken enorm plump. Ganz zu schweigen von der klischeehaften Sache, dass verdammt viel geschossen und erstaunlich wenig getroffen wird. Aber gut, mit Realismus wäre so ein Turnier-Setting mit Raketen- und Maschinengewehr-bestückten Autos binnen Sekunden auserzählt.
Letztlich ist es dann super anzuschauen, wie alle Teilnehmenden beim Turnier losfahren und sich gegenseitig abschießen. Durch das High-School-Setup vergisst man zwischendrin, wie tödlich das Setup doch eigentlich ist. Man hat zwischendurch das Gefühl, das sei einfach nur eine harmlose Reality-TV-Game-Show, nicht ein Kampf um Leben und Tod. Wobei, ist es das wirklich? Letztlich sterben dann doch verhältnismäßig wenige. Aber gut, irgendwie muss man ja das nächste Turnier (bzw. die nächste Staffel) besetzt bekommen.
Es gibt aber dennoch so einige Tode zu beobachten. Vor allem eine an Horrorfilme erinnernde Episode hält einige ausgefallene Gore-Sequenzen bereit. Als eine Art Gegenpol gibt es danach eine meiner Meinung nach eher laue Abschlussball-Folge. Gerade dieses Folgen-Doppelpack zeigt ganz gut auf, welche Stärken und Schwächen die Staffel mitbringt. Vielleicht hat die im Vergleich zur ersten Runde um zwei Folgen erweiterte Staffel die Sache zu sehr in die Länge gezogen und Raum für Unnötiges geschaffen.
Das Finale ist dann aber doch groß aufgezogen und findet in einer guten Arena statt, die an das Harbor Stadium im Spiel erinnert. Der Boss Battle hat mich jetzt nicht wirklich gecatched. Minion hätte ein Fahrzeug haben (oder sein) müssen und wirkte zunächst total unbesiegbar, um später recht leicht lenkbar zu sein. Da hat mir der Moment mit der explodierenden Tribüne schon deutlich besser gefallen.
„NBC already owns the eyes of America – it’s called ‚Friends‘.“ – TV Executive
Inhaltlich hat man die Explosion dann gekonnt zurechtgebogen, um die Handlung für eine mögliche dritte Staffel zu setzen. Meiner Meinung nach hätte man nach der TV-Ansage Calypsos den Abspann laufen lassen können. Das Auftauchen von Minion (mit dem verbundenen Charakter-Twist) empfand ich als unnötig und übertrieben.
An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass es gleich zwei Mid bzw. Post Credit Scenes gibt. In der ersten bekommen wir zu sehen, dass Sweet Tooth zu seinem Vater gebracht wird. Charlie Kane fährt dann hoffentlich das Auto Dark Tooth (oder gibt es seinem Sohn). Im Videospiel ist das Verwandtschaftsverhältnis zwischen den beiden übrigens umgekehrt. In der zweiten Bonus-Szene bekommen wir das Labor von Alex-Schaffer Dr. Zemu zu tun und hätten etwas, das wie eine riesige Laborrate oder ein Hamster klingt.
„Now the real game begins.“ – Calypso
Verrückte Figuren, überzeichnete Situationen, flotte Sprüche, harte Kämpfe, ein guter Soundtrack, schnelle Rennen – „Twisted Metal“ bietet auch in der zweiten Staffel eine enorm kurzweilige Mischung. Diese weiß vor allem im ersten Drittel der Staffel für gute Unterhaltung zu sorgen. Danach geht die Dynamik teilweise verloren und es schleichen sich auch einige Nervigkeiten und Längen ein. Insgesamt macht die Serie aber weiterhin Spaß, weshalb ich bei einer ähnlichen Bewertung wie bei der ersten Staffel bleibe.
Staffel 3 von „Twisted Metal“?
Laut Offiziellen möchte man dabei noch tiefer in die Geschichte Calypsos eintauchen. Sollten die Aufrufzahlen stimmen, bin ich optimistisch, dass wir 2027 eine dritte Staffel der Serie zu sehen bekommen. Ich würde mich freuen.Bilder: Peacock / Prime Video
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