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Rasanter Action-Spaß

Review: „Twisted Metal“ – Staffel 1

Mini-Spoiler
6. Juni 2024, 15:36 Uhr
Mini-Spoiler
Maik
06.06.24

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Mit „Fallout“ oder „The Last of Us“ konnte zuletzt bewiesen werden, dass Serien-Adaptionen von Videospielen durchaus hochwertig und für die Masse funktionierend umgesetzt werden können. Doch vor allem bei diesen beiden Beispielen handelt es sich um eine umfassende Spielewelt bzw. ein herausragend ausgearbeitetes Narrativ – wie passt da ein Spiel in die Reihe, dessen Essenz darin besteht, mit um Waffen aufgemotzten Fahrzeugen aufeinander zu schießen?! Nun ja, „Twisted Metal“ zeigt, dass man trotz der vermeintlich geringen Basissubstanz enorm spaßige Unterhaltung zu liefern. Vielleicht sogar auch gerade weil man ganz losgelöst loslegen kann.

Im Spoiler-armen Staffelreview möchte ich euch aufzeigen, weshalb ihr einen Blick in die Serie werfen solltet. Die Ende April bei Peacock gelaufene Serie ist mittlerweile hierzulande bequem über Amazon Prime Video zu sehen.

Die Spiele-Vorlage

Ende der Neunziger dürfte ich erstmals und Anfang der 2000er letztmals Hand an eines der Titel aus der Videospielreihe „Twisted Metal“ gelegt haben. Vor allem auf der PlayStation hat das dann doch erstaunlich umfassende Franchise (der letzte Titel kam 2012 für die PlayStation 3 heraus) einen Eindruck hinterlassen können, indem man Autorennen mit Shooter-Elementen in einem postapokalyptischen Setting vereint hat. Vor allem konnte man aber auch mit ausgefallenen Charakteren und einem derben Humor aufwarten.

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Das Grundprinzip der Spiele ist, dass ein gewisser Calypso zu einem tödlichen Renn-Event einlädt, in dem die Mitstreitenden in bewaffneten Fahrzeugen gegeneinander antreten. Unter anderem dabei: Sweet Tooth, Mr. Grimm oder auch Dollface.

Die Serie setzt zunächst anders an, bedient sich aber etlicher Elemente aus der Spielevorlage. Vor allem liefert man mit massig Anspielungen auch jede Menge Fanservice. So fliegt Protagonist John Doe direkt zu Beginn bei einer Fahrt durchs Einkaufszentrum ein PlayStation-Spiel auf die Windschutzscheibe. Besonders charmant fand ich zudem, wie er am Auto einen Cheat-Code eingibt oder später bei einer Auto-Ausrüstung sagt, man habe „Weapons, Armor, Speed and Handling“, was ausbalanciert werden müsse – passend zu den Kategorien aus dem Spiel, die die Fahrzeuge voneinander unterscheiden. Und klar, es gibt auch einige Autos mit Maschinengewehren und Raketen in Aktion zu sehen. Vor allem im Staffelfinale.

Rasen statt Rasten

Wie beim Tuning eines Autos wird auf überflüssige Elemente verzichtet, die unnötige Schwere mit sich bringen. Es passiert viel und gibt kaum Durststrecken. Nimmt eine Person eine Reise auf sich, bekommen wir nicht etwa für zwei Folgen Sequenzen aus der Fahrt zum Ziel zu sehen – es geht direkt ans Eingemachte. Entsprechend kurzweilig und dynamisch wirkt die Serie. Dabei gibt es neben rasanter Action aber auch deutlich mehr inhaltliche Substanz zu sehen, als ich zunächst annahm. In gut gemachten Rückblenden wird die Vorgeschichte einiger Figuren erzählt, die sich teils bis vor die Apokalypse ziehen.

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Hauptfigur ist John Doe, ein Kurierfahrer, der seinen echten Namen nicht kennt und ironischer Weise auf Quiet trifft, die ihren echten Namen nicht nennen möchte. Gerade zwischen diesen beiden herrscht eine außerordentliche Chemie, die viele Dialoge geradezu spielerisch trägt. Das gegenseitige Necken, der Sarkasmus – es macht einfach Spaß, den beiden zuzusehen. Damit sind Anthony Mackie („The Falcon and the Winter Soldier“) als John Doe (erinnert an den jungen Will Smith) und Stephanie Beatriz („Brooklyn Nine-Nine“) als Quiet gemeint.

„You lost, huh.“ – „You don’t know that. This could be a winner’s cage.“ (Quiet & John)

Neben den beiden finden sich im Cast noch einige andere namhafte Leute, die aufzeigen, dass es sich nicht einfach nur um eine billige Trash-Produktion handelt. Will Arnett („Arrested Development“) als (Stimme von) Sweet Tooth, Neve Campbell als Raven und Jason Mantzoukas als Preacher sind beispielsweise noch mit dabei. Vor allem die Figur des Sweet Tooth (verkörpert von Wrestler Joe Seanoa) ist verdammt unterhaltsam inszeniert. Gerade hier zeigt „Twisted Metal“ auf, dass man ruchlos unterwegs ist und keine Zeit für leere Drohungen hat, sondern jede noch so irrsinnige Idee einfach umsetzt. Dabei zeigt sich Sweet Tooth aber auch erstaunlich empowering (Stu) oder emotional (Harold).

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Humor überholt Logik

Neben der Action, die aber keineswegs Überhand nimmt, ist vor allem der Humor die absolute Stärke von „Twisted Metal“. Die Serie zeigt, dass Videospiel-Adaptionen auch einfach nur Spaß machen können. Das Timing in der Comedy ist super, es wird gehörig mit Ironie gespielt und es gibt auch einige Running Gags oder Anspielungen auf frühere Ereignisse („She‘s my sister“ oder auch die Aufbewahrungsboxen). Dann besteht eine Folterung schon mal aus einem Sehtest und vielen Formularen beim Fahrzeugamt.

„I‘ve never seen anyone cut off a human head and catch it as good as that.“

Es geht aber auch blutig zu. Nicht ganz so splashy und horrormäßig wie beim Grindhouse-Spektakel „Blood Drive“, aber für Kinder und zarte Gemüter ist das dennoch nichts. Auch, was Trash anbelangt, denn die Apokalypse hat sich Anfang der 2000er ereignet, so dass lediglich Musik aus dieser Zeit verfügbar zu sein scheint (s. diese Vorabszene).

„Nothing like a Jacky coke!“ – „Sorry, why is it crunchy…?“ – „That‘s gotta be the coke!“

Bei der lustig-rasanten Actionfahrt bleibt aber auch hin und wieder etwas auf der Strecke. Vor allem in Sachen Logik. Die ach so gefährliche und lange Fahrt gen Osten entpuppt sich als verhältnismäßig harmlos, Maschinengewehre scheinen so ziemlich nichts zu bezwecken (vor allem, wenn auf Protagonist:innen geschossen wird) und Quiet lebt ein teils trostloses Leben in der Apokalypse aber hat die weißesten Zähn aller Zeiten. Aber das ist alles nicht wirklich schlimm, denn „Twisted Metal“ macht Spaß und lässt einen gelinde über die Fehler hinweglächeln. In Sachen Storytelling wäre meiner Meinung nach dennoch mehr drin gewesen und auch die visuellen Effekte schwächeln gen Ende ein bisschen.

„Would you like wine?“ – „Toilet or sink?“ – „How about red?“ (Guard & John)

Zum Ende werde ich dann doch noch etwas konkreter, weshalb ihr diesen Part gerne überspringen könnt, solltet ihr die Staffel noch nicht zuende geschaut haben. Tatsächlich scheinen diese zehn Episoden als eine Art Einführung in die Geschichte gedient zu haben, biegt man doch letztlich auf die Straße ab, die direkt zum aus den Spielen bekannten Turnier von Calypso führt. Das erinnert dann schon nochmal eine Stufe mehr an „Blood Drive“, sehr schön. Außerdem haben wir mit Johns Suche nach Quiet sowie Johns Schwesters Suche nach John direkt noch ein paar schöne Motivationen nebendran. Das könnte feurig werden.

„[…] turning every car and contestant that crosses your way into nothing but a flaming pile of twisted metal.“ (Raven)

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Ich muss sagen, „Twisted Metal“ hat mich echt positiv überrascht. Dass das unterhaltsam werden könnte, hatte ich mir bereits vorher gedacht, dass es dann aber so so eine gelungene Mischung werden würde, hatte ich nicht erhofft. Ja, die Logik ist nicht gänzlich vorhanden und in den Toplisten des Jahres dürfte die Serie auch eher selten landen. Aber die Mischung ist erfrischend und nimmt sich selbst nicht zu ernst. Letztlich wollen wir alle nur unterhalten werden und das gelingt „Twisted Metal“ vorzüglich. Zumal mehr Emotion, Menschlichkeit und Tiefgang unter der Haube steckt, als man glaubt. Ursprünglich war ich bei dreieinhalb Kronen, aber treu dem Motto „Spaß überholt Logik“ habe ich mal auf vier aufgerundet.

Bekommt „Twisted Metal“ eine 2. Staffel?

Inhaltlich sollte klar sein, dass man sich eine Fortsetzung der Serie vorgestellt hat und tatsächlich ist auch bereits alles in trockenen Tüchern. Bereits im Dezember letzten Jahres hat Peacock offiziell eine zweite Staffel von „Twisted Metal“ in Auftrag gegeben, die gegen Ende 2024 gedreht werden soll. Und dann geht es richtig los. Jello!

Bilder: Skip Bolen / Peacock

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