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Kommt uns irgendwie bekannt vor...

Review: Westworld S04E03 – „Annees Folles“

ACHTUNG: SPOILER !!
11. Juli 2022, 11:54 Uhr
SPOILER !!
Maik
11.07.22

Nach zwei Episoden, die etliche Grundsteine gelegt und vor allem Neugier auf das Folgende schüren sollten, geht es mit der dritten Folge der neuen Staffel „Westworld“ endlich mit deutlich größeren Schritten voran. Das hängt auch mit der Rückkehr eines alten Bekannten zusammen: Bernard. Nach dem kleinen Aufwach-Teaser in der Post-Credit-Scene nach dem Finale der dritten Staffel bekommen wir eingangs zu sehen, was er im Sublime erlebt hat. Mir gefällt, dass wir diese Szenen nicht im regulären 16:9-Format, sondern in 21:9 zu sehen bekommen.

Zumindest mal interessant ist auch, wie das Schema rund um das ikonische Labyrinth fortgesetzt wird. Noch immer leitet es unterschiedliche Gruppierungen und Charaktere, hier zunächst Bernard, durch das Westworld-Massaker hindurch zu Akecheta, der ihn in der unendlich gestaltbaren Welt willkommen heißt. Der wirklich interessante Kniff, der nicht nur die kommende Dreiviertelstunde interessant werden lassen dürfte, ist, dass Bernard die Zukunft sieht. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, da durch die Einzelframes zu gehen, konnte aber nebst den eh schon ersichtlichen, verstaubten Zwanziger-Jahre-Park, den großen Mech-Robotern und den Helikoptern am Himmel wenig weiteres auftun, das deutungswert wäre (der Großteil wiederholt sich nur schneller werdend und kommt eh im weiteren Verlauf der Folge vor).

„Do you understand now where all this is going?“ – „I do.“ (Akecheta & Bernard)

Bernard sieht jedoch nicht nur eine Zukunft, sondern etliche – und stirbt in allen. Die Wahl, stattdessen im vermeintlichen „Roboter-Himmel“ zu bleiben, schlägt er aus, um zu versuchen, die Menschheit zu retten.

Das war dann doch erstaunlich kurz, was Bernard da in seinen Jahren an physischer Bewegungslosigkeit erlebt hat. Aber beinahe unendliche Zukunfts-Szenarien müssen ja auch erstmal kalkuliert werden. Jetzt darf der Spaß jedoch beginnen! Stubbs scheint nicht nur Bernard erfolgreich bewacht, sondern auch ordentlich staubgewedelt zu haben – jedoch ausschließlich um Bernard herum.

„You came back even weirder than when you left.“ (Stubbs)

Bereits durch die ersten Bemerkungen Stubbs kann Bernard die Hälfte der Szenarien ausschließen. Beim „World’s End Diner“ macht Bernard erste Zukunftsvorhersagen, was ein kurzweiliges Element zur Serie hinzufügt. Sein Plan: Dafür sorgen, dass bestimmte Ereignisse stattfinden und Elemente in Bewegung gesetzt werden, damit ein mögliches Rettungs-Szenario eintreten kann. Schade fand ich an dieser Stelle, dass nicht der komplette Kampf auf dem Parkplatz im Hintergrund stattgefunden hätte während Stubbs sein ungewolltes Thunfisch-Sandwich futtert.

„You didn’t want to give me a little heads up about the death-lasers?!“ – „I knew, she would.“ (Stubbs & Bernard)

Die Dynamik zwischen Stubbs und Bernard habe ich jedenfalls sehr vermisst! Diese und der allgemeine Impact Bernards, der eine der letzten Original-Charaktere darstellt, die noch immer den eigentlichen Geist fortführen, bringt „Westworld“ direkt auf ein höheres Level. Und in die Wüste, wo wir eine Untergrund-Organisation treffen und vermutlich nächste Folge einen kleinen Mistkäfer im Sand.

Welcome to the roaring Twenties! Ich liebe, dass die Einführungs-Szene in den „neuen“ Park derart analog zum damaligen ersten Besuch des Westworld-Parks aufgezogen wurde. Das ist smart gemacht, dient es doch nicht nur als originelle Differenz, sondern auch als Mittel zum Zweck. Nach und nach bekommen wir nämlich aufgezeigt, dass der Park nicht einfach nur ein paar Parallelen besitzt, sondern eigentlich das gleiche in Grün ist. Jetzt ist halt alles etwas moderner gestaltet, aber das war es auch schon. Erneut wird ein Hector per Aushang gesucht, es gibt den „Butterfly Club“ statt des Saloons und sogar der Move mit der rollenden Dose mitsamt eines Dolores-Teddy-Verschnittes wurden recycelt! Relevanter für uns ist jedoch, dass erste Fliegen angedeutet wurden. Das war mir schon fast zu direkt, da vermehrt hintereinander und vom Sound-Design wenig subtil, das hätte man auch versteckter starten können, finde ich.

„Like I said: Same old story.“ (Maeve)

Im Hintergrund spielt eine Piano-Version des Billie-Eilish-Hits „Bad Guy“ während Maeve auf ihr Host-Äquivalent trifft und auf den „Bad Guy“ der Geschichte wartet. Ungewollt springt „Westworld“ auf den musikalischen „Stranger Things“-Zug auf und präsentiert uns während der Überfall-Kopie Metallica aus dem Bar-Piano. Schöne Arrangements mal wieder!

Alles fühlt sich an, als würde man Staffel Eins der Serie im Schnelldurchlauf anschauen. Aber halt alles mit einer Ebene mehr. Und das nicht nur, weil Szenen großartig anzuschauen sind, in denen Maeve souverän ihr bereits recht souveränes Ersatz-Ich aus dem Weg räumt, um den Leichenwagen zu rufen, sondern auch, weil der durch das Totstellen erreichte Floor tatsächlich eine neue Ebene darstellt. Das war ein sehr smarter Move, aus der Dolores-Geschichte ein neues Kapitel zu schreiben, so dass der vermeintliche Host-Aufbereitungsbereich auch als Schauplatz dient.

Kommen wir zu Ausgabe Drei des Formates „Ist Caleb noch ein Mensch oder bereits ein Host?“. Zunächst gibt es die kleine Andeutung von Maeve, Caleb solle froh sein, nicht erst eine Kugel verpasst bekommen zu haben, um dort hinunter zu gelangen. Das kann erneut einfach nur ein morbider Scherz sein, oder indizieren, dass er wie sie ein Host ist. Dann wird Caleb jedoch von Schüssen nicht verletzt, die Menschen nichts anhaben sollen – demnach sollte eigentlich bewiesen sein, dass er kein Mensch ist. Dann wiederum lächelt Maeve auffallend süffisant als Caleb davon spricht, wie sie sein Leben zuvor gerettet hatte – könnte aber auch einfach nur daran liegen, dass sie sich freut, so etwas wie einen loyalen Freund an ihrer Seite zu haben. Komplett begraben kann man die Caleb-Host-Theorie dann spätestens als die Fliegen auf Caleb fliegen und dieser ein Geräusch nicht hören kann, das auf einer Host-Frequenz läuft. Ich muss gestehen, das auch erst als üblichen Hintergrund-Soundtrack wahrgenommen zu haben – ein netter Meta-Nebeneffekt, wobei ich jetzt nicht glaube, dass das beabsichtigt war.

Eine weitere Beantwortung erhalten wir auf die Fliegenfrage. Diese werden anscheinend nicht synthetisch hergestellt, wie uns das Intro weißzumachen schien, sondern sind natürlichen Zucht-Ursprunges und werden mit einem schwarzen Serum versetzt. Das Endergebnis scheint das Gleiche zu sein: Kontrolle.

„They seem to like you…“ – „The feeling is definitely not mutual.“ (Maeve & Caleb)

In einer Art Versuchsgruppe werden von Maeve nicht als Hosts identifizierbare Personen mittels der Geräusche dazu gebracht, sich selbst umzubringen. Das wirkt nicht nur auf vorderste Ebene seltsam, scheint es doch gar keinen Sinn zu ergeben. Eine solche Studie führt man vielleicht durch, um die Effizienz und Robustheit der Formel zu überprüfen, aber in dieser Form reihenweise die Menschheit umzubringen? Das ginge einfacher und eigentlich wollte man sie doch unterjochen?! Das lässt nicht nur Aaron Paul überrascht dreinblicken, der diese Folge eh nur diesen Dauerauftragen überwiesen bekommen zu haben scheint.

Kleiner Einschub: Die halbe Geschichte diese Woche fühlte sich vielleicht etwas überflüssig und breitgetreten an, hatte aber triftige Zwecke zu erfüllen. Zum einen, um die anderen Storylines nicht zu lang am Stück erzählen zu müssen, zum anderen wird uns gezeigt, wie viel Frankie von ihrem Vater gelernt hat. Das wird durch die Funkgerät-Routine dargestellt, aber auch allgemein durch ihre Beobachtungsgabe skizziert, merkt sie doch direkt, dass an ihrem Teddy (hehe!) etwas nicht stimmt. Carver, der eigentliche Freund von Caleb, der problemlos bei „Better Call Saul“ mitspielen könnte, wurde anscheinend auch kurzfristig ersetzt, wobei jemand vergessen hat, aufzuwischen.

Hier beginnen leider ein paar kleine Problemchen. Die Blutspur war mir etwas zu plump, aber gut, das könnte man noch der stressdurchzogenen Situation zuschreiben. Dass Mutter und Tochter dann jedoch nicht wegrennen, sondern sich im Haus verstecken, wirkt unlogisch. Das hat im kleinen Suchspiel natürlich für Spannung gesorgt, fühlte sich aber falsch an. Und dann war da der Moment im Schrank, bei dem in billigster TV-Klischee-Manier auf Schwarz geschaltet wird. Als besserwisserischer Zuschauer war mir direkt klar: Was ein Blödsinn, er wird doch jetzt eh von der Mutter erschossen! Aber nein, selbst diese vermeintlich billige Szene erfüllte ihren Zweck. Nicht etwa, weil es anders kam – technisch schon, da erst Frankie schoss, bevor der obligatorische Kopfschuss von links folgte – sondern, weil das Wegschneiden zu einem anderen Effekt geführt hatte.

Denn plötzlich bekommen wir Frankie in einem der Untersuchungsräume zu sehen. So schafft das Autor:innenteam nicht nur einen emotionalen Schock-Moment (vor allem für Caleb), sondern lässt auch direkt unsere Köpfe rattern. Ist das das Resultat der in der Vergangenheit (und bis dahin eben noch nicht aufgelösten) Frankie-Szene, die deutlich früher gespielt hatte? Sie ist als Fliegen-infizierter Mensch dort und soll sich umbringen? Oder handelt es sich hierbei um einen Host?

Maeve verpasst sich ein paar notwendige Software-Updates, um die Türen öffnen zu können und sieht, dass da etwas nicht stimmt. Nein, dass ist nicht die echte Frankie. Ein kurzes Zwischengeplänkel mit einem William – äh, oder doch zweien? – später wird zumindest für uns klar, dass hinter diesem Schauspiel (einzig oder zumindest teilweise) der Zweck lag, Caleb dorthin zu locken. Und schon öffnet sich das Kindergesicht-gleiche Fliegen-Portal.

„This won’t take long, daddy.“ (Frankie-Host)

Das war mal wieder alte „Westworld“-Qualität und meiner Meinung nach die bislang beste Folge der Staffel. Perfekt war das noch lange nicht, aber man hat es geschafft, die Story endlich konzentrierter in Fahrt zu bekommen und vor allem die Grundlage aus Folge Eins mit dem Nostalgie-Faktor aus Folge Zwei zu kombinieren. Geholfen hat dabei neben der Rückkehr von Bernard vor allem, dass man sich auf zwei(einhalb) Geschichten fokussiert hat. Dabei hat der Mix aus Spannung und Action, Offenlegung und Mystery sowie das angenehm wechselnde Tempo der Erzählung sehr zu gefallen wissen. So darf der Rest der Staffel gerne weitergehen!

Behind the Scenes

Hier noch das kleine Einblick-gebende Feature-Video zur Folge, das HBO veröffentlicht hat:

Bilder: HBO

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