In dieser kurzweiligen Gruselserie begeben sich drei Teenager:innen Mitte der 1980er Jahre auf die Suche nach einer begehrten Horror-Videokassette und geraten dabei in einen wahren Albtraum.
Anfang der 1980er Jahre erlebten Videokassetten und -rekorder einen regelrechten Boom. Vor allem im Vereinigten Königreich erfreute sich das neue Medium in zahlreichen Haushalten großer Beliebtheit. Die Vielzahl der eigens für den Videomarkt veröffentlichten Horror- und Exploitationfilme rief allerdings recht bald die Sittenpolizei auf den Plan. Diese setzte regelmäßig Filme auf eine Liste, die nicht zum Verkauf geeignet waren. Insgesamt schafften es 72 Titel auf diese Liste. Die sechsteilige Serie „Video Nasty“, die seit Kurzem in der ARD-Mediathek zu finden ist, befasst sich mit Horrorfans, die sämtliche indizierte Filme besitzen – mit Ausnahme einer einzigen VHS.
Darum geht’s
Es ist das Jahr 1985 und den beiden Freunden Billy (gespielt von Justin Daniels Anene) und Con (Cal O’Driscoll) aus Dublin fehlt nur noch ein einziger Film, um ihre Horror-Sammlung zu vervollständigen. Wie gut, dass Billy eine Brieffreundin hat, die die begehrte Videokassette angeblich verkaufen will. Blöd nur, dass die beiden dafür ins englische Hinterland reisen müssen. Spontan schließt sich auch Cons Schwester Zoe (Leia Murphy) den beiden an. Zu dritt begeben sie sich auf eine unheimliche Reise, bei der sie in einen Mordfall verwickelt werden, zu Verdächtigen werden und einer seltsamen Familie begegnen.
Das ist so toll daran
Mit einer Laufzeit von knapp einer halben Stunde sind die Episoden recht kurz und schnell durchgeschaut. In dieser kurzen Zeit gelingt es der Serie, sowohl die 1980er Jahre und den damaligen Videokult einzufangen, als auch eine schöne Coming-of-Age-Geschichte über Freundschaft zu erzählen, die mit vielen Anspielungen auf das Horror-Genre aufwartet. Fans werden die unverwechselbaren Parallelen zu Klassikern wie „Psycho“, „Blutgericht in Texas“ oder „The Wicker Man“ sofort erkennen. So erinnert beispielsweise der Besuch bei einem schüchternen jungen Mann in der Provinz stark an Norman Bates aus „Psycho“, inklusive der Vorliebe für Taxidermie. Das Dreiergespann weist eine ordentliche Dynamik auf, und vor allem Zoe sorgt mit ihrer direkten Art für den nötigen Antrieb. Zudem ist das Leben der Figuren mit allerlei Jugendproblemen behaftet. Themen wie (Geschwister-)Liebe, Mobbing und Ausgrenzung werden ebenso in die Handlung eingewoben wie eine Affäre von Cons und Zoes Vater, sowie der stille Fortgang von Billys Mutter.
Wer auf eine ausgeklügelte Handlung und krasse Effekte hofft, könnte enttäuscht werden. Das geringe Budget ist der Serie anzusehen, obwohl sie als High-End-Serie beworben wird. Dass man die Serie auch sonst nicht mit thematisch ähnlich gelagerten US-Serien wie „Stranger Things” vergleichen kann, liegt aber vermutlich auch am unverkennbar europäischen Setting – was aber auch seinen Charme hat. Wer sich aber darauf einlässt, dürfte seine Freude damit haben. Serienschöpfer Hugh Travers erfindet das Horror-Rad zwar nicht neu, sorgt aber für kurzweiligen, angenehm nostalgischen Gruselspaß. Die Serie fühlt sich wie ein Besuch in der Geisterbahn an: Kurz und harmlos, aber trotzdem sehr unterhaltsam. Ob es mit der Serie weitergeht, steht noch nicht fest. Die letzte Einstellung lässt jedoch zumindest darauf hoffen.
„Video Nasty“ ist in der ARD-Mediathek abrufbar.
Bilder: ARD
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