Review Archiv - seriesly AWESOME https://www.serieslyawesome.tv/category/serien/review/ sAWE.tv - Das Blog-Zuhause der besten Serien! Thu, 25 Apr 2024 09:42:07 +0000 de-DE hourly 1 https://www.serieslyawesome.tv/wp-content/uploads/2017/10/cropped-Unbenannt-1-1-45x45.jpg Review Archiv - seriesly AWESOME https://www.serieslyawesome.tv/category/serien/review/ 32 32 49589509 Review: American Horror Story – Staffel 12 („Delicate“) https://www.serieslyawesome.tv/review-american-horror-story-staffel-12-delicate/ https://www.serieslyawesome.tv/review-american-horror-story-staffel-12-delicate/#respond Thu, 25 Apr 2024 09:36:52 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=205252 Lange mussten Fans warten, jetzt hat die im September letzten Jahres in den begonnene zwölfte Staffel von "American Horror Story" ihren Abschluss gefunden. Zumindest in den USA, hier in Deutschland kommen die Folgen verzögert zu ProSieben Fun bzw. Disney+. Die zwischenzeitliche sechs Monate andauernde Midseason-Pause kann man jedenfalls nicht als Ausrede dafür heranziehen, dass der Serie so der Schwung genommen worden wäre. Den gab es nämlich nie so wirklich. Ich habe alle neune Episoden der Staffel innerhalb der letzten Woche geschaut und muss leider meine Befürchtung vom Trailer-Beitrag ("das fühlt sich noch etwas flach an, was die Geschichte anbelangt") bestätigen. In diesem Staffelreview möchte ich euch aufzeigen, weshalb "Delicate" die bislang schwächste Staffel der Anthologie-Serie ist. Ich habe die Spoiler-Ampel mal vorsichtshalber auf "Rot" gestellt, da ich ein paar konkretere Beispiele nenne, aber ich versuche, keine elementaren Überraschungen vorweg zu nehmen, so dass ihr den Text auch vor dem Anschauen der Folgen lesen könnt.

Besser als Buch lesen?

Erstmals basiert eine Staffel von "American Horror Story" auf einer Romanvorlage. Genauer gesagt auf dem 2023er Buch "Delicate Condition" (Partnerlink) von Danielle Rollins. Und ich kann mir sogar vorstellen, dass die Geschichte als Buch ganz okay funktioniert. Eine größtenteils personenzentrierte Storyline, die mit Wahrnehmungs-Störungen und Unsicherheiten spielt. Eine Adaption zur Fernsehserie war - zumindest in dieser Form - eine falsche Entscheidung. "American Horror Story: Delicate" mangelt es an Tempo, Tiefe und leider auch Horror. Das größte Problem ist die Geschichte selbst. Sie fühlt sich mitunter langweilig und enorm langsam an. Vor allem zu Beginn gibt es viele zähe Momente und unnötig in die Länge gezogene Szenen zu beobachten. Ein viel zu langer Schnitt auf ein starrendes Gesicht, ein paar schiefe Streicher, die ertönen, und irgendeine vermeintliche Schusseligkeit oder Halluzination. Das sind die Hauptzutaten, die mich ohne die Tatsache, dass es sich um eine Staffel "American Horror Story" handelt, wohl nach zwei Episoden hätte abbrechen lassen. Die erste (und leider auch beinahe letzte) wirklich spannende Szene hat sich beim Öffnen einer Kellerluke zugetragen. Es wirkt, als hätte man dem Stoff mehr zugetraut, als er tragen kann. Und das muss man traurigerweise so sagen, obwohl die Staffel lediglich neun Folgen umfasst, die jeweils mit für das Format ungewohnt kurzen Laufzeiten daher kommen. Alleine ein Staffelfinale mit lediglich 31 Minuten?! Obwohl diese Folge sogar noch mit großem Abstand das beste Tempo besitzt, gibt es auch hier eine Szene, in der Figuren viel zu lang und wiederholt "What the fuck?!" rufen und man sich fragt, wann endlich der Schnitt erfolgt. Ein anderes mich nervendes Beispiel war der Waschbär, bei dem man drei Szenen braucht, ehe das passiert, was man bereits bei Szene Eins erwartet hatte.

Handwerkliche Fehler

Neben der viel zu langgezogen und sich wiederholend erzählten Geschichte gibt es auch einige logische und handwerkliche Ungenauigkeiten, die man recht leicht hätte vermeiden können. Das fängt bereits in der ersten Folge an und zieht sich durch die ganze Staffel. Beispielsweise drängt ein Arzt, man müsse so schnell wie möglich handeln, am besten Donnerstag, Hauptfigur Anna will jedoch auf Freitag schieben, er schlägt missmutig 11 Uhr vor, um später dann problemlos auf seinen eh freien Termin um 10 vorzuziehen. Wieso nicht gleich die frühere Zeit, wenn es doch so wichtig ist? Annas Ehemann bemerkt den roten Fleck an ihrem Kinn erst nach zweieinhalb Folgen. Sie schaut eine Live-Übertragung auf ihrem vertikal(!) ausgerichteten Smartphone (und allgemein werden solche Sequenzen immer zum exakt richtigen Zeitpunkt eingeschaltet). Es gibt gleich mehrere äußerst billig inszenierte Situationen, in denen Köpfe extrem unglücklich auf Kanten prallen. Und mein Highlight: Anna holt Eiscreme und Gurken aus dem Kühlschrank. Ja, beides steht im gleichen Fach. Interessanter Weise wird später nochmal Bezug auf dieses übrigens offenkundig als Product Placement ausgenutzte Eis-Debakel genommen. Als reines Voice Over wird in einer Szene von einer Figure gefragt, weshalb das Eis im Kühlschrank lag. Hat da etwa jemand im Zuge der halbjährigen Produktionspause den Fehler bemerkt und so versucht, ihn auszumerzen? Das ist zumindest ein bisschen charmant, zugegeben.
"I need to do the right thing!“ - „Honey, in show business, no one does the right thing.“ (Regisseur & Siobhan)
Allgemein hat die Staffel einige Probleme, was die Konsequenz in der atmosphärischen Färbung anbelangt. Einige Szenen wirken unpassend, wie beispielsweise die Beckenmassage. Auch die eingeworfenen Rückblicke zünden nicht jedes Mal.

Löbliche Grundprämisse

Dabei möchte ich der Geschichte nicht einmal Substanz und vor allem Relevanz absprechen. Im Gegenteil (deshalb auch meine Hoffnung, dass diese als Buch funktioniert). Zu Beginn ist noch reizvoll, was Wirklichkeit und was Einbildung ist. Medikamenteneinfluss oder Manipulation von Außenstehenden könnten Einfluss auf die Wahrnehmung von Hauptfigur Anna haben. Dabei beginnt man auch als zuschauende Person, zu überlegen, welche der anderen Figuren es wohl auf sie abgesehen haben könnte. Selbst ihr Ehemann Dexter wird gekonnt zwielichtig verkörpert, so dass man ihm regelmäßig eine Backpfeife verpassen möchte, so inkonsequent wie er seine Frau unterstützt. Aber genau das ist das eigentlich zentrale Thema: Die schwache Position der Frau in unserer patriarchischen Gesellschaft. Ein wichtige Thema, das "Delicate" an sich gelungen angeht. Wieso wird einer Frau nicht geglaubt? Wieso darf eine Frau nicht Kind UND Karriere haben wollen? Die Staffel zeigt vor allem über Rückblenden gekonnt auf, dass Frauen seit jeher unterdrückt und zurückgehalten werden. Was mir in diesem Zuge allerdings nicht gefällt, ist die Tatsache, dass man mittels der prominenten (und durchaus interessant ausgewählten) Vergangenheitsbeispiele auch in gewisser Weise darstellt, dass Frauen nur zum Erfolg kommen, wenn sie einen Pakt mit dem Teufel eingehen. Für ein feministisches Stück hätte ich mir da eine andere Ausrichtung gewünscht. Man kann es aber auch so deuten, dass sie tragischer Weise keine andere Wahl haben, in der Männerwelt Gehör zu finden.
„Don‘t gaslight a gaslighter, babe!“ (Siobhan)
Eine wichtige gesellschaftliche Message muss aber auch mit Leben gefüllt werden. Emma Roberts spielt vor allem die große Unsicherheit und das wankelnde Selbstbewusstsein enorm gut, wie ich finde. Aber sie ist auch sehr alleingelassen. Einzig Denis O'Hare spielt wie immer großartig, besitzt aber lediglich eine kleinere Rolle. Ansonsten wirken viele Figuren schlicht zu eindimensional und flach. Kim Kardashian spielt Siobhan soweit okay, aber es gibt keine wirkliche Tiefe zu sehen. Und leider ist ihre finale Szene eher lächerlich denn eindrucksvoll (dieses Gewackele!). Dafür, dass Siobhan vermutlich am zweitmeisten Screentime besitzt, ist das zu wenig. [php function=1] Allgemein könnte sich die Staffel ein Problem mit dieser starken Konzentration auf eine Hauptfigur geschaffen haben. Das ist eben eher eine Buch-Perspektive. "American Horror Story" wurde schon immer durch einen größeren Hauptcast stark gemacht. So lastete ziemlich viel auf Emma Roberts, die aber auch keine Wunderdinge vollbringen und alles ins Unendliche tragen kann. In der größer als Rückblick aufgezogenen Folge hat das dann direkt etwas besser funktioniert, da mehr Figuren (und endlich mal nicht zu 90 Prozent Anna) zu sehen waren.

Und der Horror...?

„Jesus, fuck!“ - „Jesus has nothing to do with this, sweetheart. Satan does.“ (Dexter & Virginia)"
Die Serie trägt ja den Titel "American Horror Story" und nicht "American Society Story" oder "American Equality Story" - was ist denn nun mit dem Horror? Neben dem horrorhaften Timing sowie einiger furchterregender Fehler gibt es den eigentlich immer nur im Ansatz zu sehen. Vieles wird angedeutet, weniges wird offenbart. Zu Beginn versucht man vieles noch Übernatürlich wirken zu lassen und mit den betont aufdringlichen Streichern für Atmosphäre zu sorgen, aber letztlich konnte mich da wenig packen. Es ist letztlich ein Thriller, der sich übernatürlichen Figuren und Geschehnissen als Mittel bedient, eine eigentlich andersartige Geschichte anzukurbeln. Und die setzt den realen Horror in den Mittelpunkt, den Frauen Tag für Tag in unserer Gesellschaft durchleben müssen. An sich ist das eine nette Idee, aber da man dieses Grundkonstrukt bereits in Staffel 11 ("NYC") mit einer anderen Minderheit, nämlich schwulen Männern, durchgeführt hat (und das sogar deutlich besser), hätte ich mir dann doch lieber wieder klassischen Horror gewünscht. So hatten wir leider so oft in der jüngeren Vergangenheit die Promo-Visuals sowie das Intro zur Staffel mehr Horror als die eigentliche Serie zu bieten. Schade.
"You‘re a monster!“ - „Oh no, babe. I am so much worse.“ (Anna & Siobhan)

Abschließendes

Über Eli Roth als Gaststar bei einer Awardverleihung habe ich mich sehr gefreut, um so enttäuschter war ich dann jedoch, als bei einer viel größeren Awardverleihung niemand (zumindest mir) Bekanntes zu sehen gewesen ist. Da hätte man doch auch super ein paar Darstellende aus alten AHS-Staffeln einbinden können. Das hat selbst „Dave“ besser hinbekommen. Gefallen hat mir dafür, wie man das Goldwasser-Spray sowie die Schlafmaske am Ende nochmal rausgeholt hat. Das war zwar vom Ton her auch wieder komplett unpassend, aber an dieser Stelle hatte ich eh bereits längst mit der Staffel abgeschlossen und die Absurdität hatte was. In gewisser Weise war das ja auch nur eine Visualisierung dessen, dass das die Gegebenheiten des modernen Show-Businesses nichts anderes sind, als einen Deal mit dem Teufel abzuschließen. Das Finale selbst fand ich in Ordnung, aber auch nicht ganz zufriedenstellend. Ein visueller Effekt war ganz nett (nach dem lächerlichen Wackeln...), ansonsten kam die auf epische gestimmte Situation nicht wirklich groß rüber. Zumal ich wenig überzeugt davon bin, dass es dann reichen soll, einen gewissen lateinischen Satz mehrfach zu wiederholen, um ein über Jahrhunderte laufendes episches Böses besiegen zu können. Letzten Endes passt es dann ganz gut, dass wir in der letzten Einstellung ein gähnendes Baby zu sehen bekommen. I feel you!
[Rating:2.5/5]
Ne, so wirklich "delicate" war das nicht. Meiner Meinung nach war das auf einem Level mit der äußerst schwachen zweiten Hälfe der Jubiläumsstaffel. Vielleicht hätte die Geschichte damals sogar auf fünf Episoden reduziert besser funktioniert. So bekommen wir aber leider eine viel zu langgezogene Geschichte geboten, die einen nie so recht gepackt bekommt. Zu wenig Tempo, zu wenig Substanz, zu wenig Horror. Irgendwer muss einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sein, um zu glauben, dass diese Umsetzung erfolgreich werden würde. Das einzig wirklich Erschreckende an Staffel 12 von "American Horror Story" ist ihre Qualität. Award-Nominierungen dürfte es dieses Mal allerhöchstens für die nett gestalteten Kostüme geben.

Wird es eine 13. Staffel "American Horror Story" geben?

Bereits Anfang 2020 hatte FX im Zuge einer Paketbuchung bis einschließlich Staffel 13 vorausgebucht, so dass wir uns auf eine weitere Staffel "American Horror Story" freuen dürfen. Hoffen wir mal, dass man es schafft, wieder mehr back to the roots zu gelangen. Ansonsten sehe ich schwarz für eine weitere Verlängerung dieser Art. Für die rund 300.000 US-Amerikaner:innen, die zur Hauptzeit einschalten, dürfte sich der Aufwand nicht mehr lohnen. Aber vielleicht reicht es auch, was an weiteren Distributions-Erlösen darüber hinaus rumkommt. Ich für meinen Teil könnte jedenfalls auf eine weitere Geschichte wie diese gut und gerne verzichten.

Bilder: FX / Frank Ockenfels

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Lange mussten Fans warten, jetzt hat die im September letzten Jahres in den begonnene zwölfte Staffel von "American Horror Story" ihren Abschluss gefunden. Zumindest in den USA, hier in Deutschland kommen die Folgen verzögert zu ProSieben Fun bzw. Disney+. Die zwischenzeitliche sechs Monate andauernde Midseason-Pause kann man jedenfalls nicht als Ausrede dafür heranziehen, dass der Serie so der Schwung genommen worden wäre. Den gab es nämlich nie so wirklich. Ich habe alle neune Episoden der Staffel innerhalb der letzten Woche geschaut und muss leider meine Befürchtung vom Trailer-Beitrag ("das fühlt sich noch etwas flach an, was die Geschichte anbelangt") bestätigen. In diesem Staffelreview möchte ich euch aufzeigen, weshalb "Delicate" die bislang schwächste Staffel der Anthologie-Serie ist. Ich habe die Spoiler-Ampel mal vorsichtshalber auf "Rot" gestellt, da ich ein paar konkretere Beispiele nenne, aber ich versuche, keine elementaren Überraschungen vorweg zu nehmen, so dass ihr den Text auch vor dem Anschauen der Folgen lesen könnt.

Besser als Buch lesen?

Erstmals basiert eine Staffel von "American Horror Story" auf einer Romanvorlage. Genauer gesagt auf dem 2023er Buch "Delicate Condition" (Partnerlink) von Danielle Rollins. Und ich kann mir sogar vorstellen, dass die Geschichte als Buch ganz okay funktioniert. Eine größtenteils personenzentrierte Storyline, die mit Wahrnehmungs-Störungen und Unsicherheiten spielt. Eine Adaption zur Fernsehserie war - zumindest in dieser Form - eine falsche Entscheidung. "American Horror Story: Delicate" mangelt es an Tempo, Tiefe und leider auch Horror. Das größte Problem ist die Geschichte selbst. Sie fühlt sich mitunter langweilig und enorm langsam an. Vor allem zu Beginn gibt es viele zähe Momente und unnötig in die Länge gezogene Szenen zu beobachten. Ein viel zu langer Schnitt auf ein starrendes Gesicht, ein paar schiefe Streicher, die ertönen, und irgendeine vermeintliche Schusseligkeit oder Halluzination. Das sind die Hauptzutaten, die mich ohne die Tatsache, dass es sich um eine Staffel "American Horror Story" handelt, wohl nach zwei Episoden hätte abbrechen lassen. Die erste (und leider auch beinahe letzte) wirklich spannende Szene hat sich beim Öffnen einer Kellerluke zugetragen. Es wirkt, als hätte man dem Stoff mehr zugetraut, als er tragen kann. Und das muss man traurigerweise so sagen, obwohl die Staffel lediglich neun Folgen umfasst, die jeweils mit für das Format ungewohnt kurzen Laufzeiten daher kommen. Alleine ein Staffelfinale mit lediglich 31 Minuten?! Obwohl diese Folge sogar noch mit großem Abstand das beste Tempo besitzt, gibt es auch hier eine Szene, in der Figuren viel zu lang und wiederholt "What the fuck?!" rufen und man sich fragt, wann endlich der Schnitt erfolgt. Ein anderes mich nervendes Beispiel war der Waschbär, bei dem man drei Szenen braucht, ehe das passiert, was man bereits bei Szene Eins erwartet hatte.

Handwerkliche Fehler

Neben der viel zu langgezogen und sich wiederholend erzählten Geschichte gibt es auch einige logische und handwerkliche Ungenauigkeiten, die man recht leicht hätte vermeiden können. Das fängt bereits in der ersten Folge an und zieht sich durch die ganze Staffel. Beispielsweise drängt ein Arzt, man müsse so schnell wie möglich handeln, am besten Donnerstag, Hauptfigur Anna will jedoch auf Freitag schieben, er schlägt missmutig 11 Uhr vor, um später dann problemlos auf seinen eh freien Termin um 10 vorzuziehen. Wieso nicht gleich die frühere Zeit, wenn es doch so wichtig ist? Annas Ehemann bemerkt den roten Fleck an ihrem Kinn erst nach zweieinhalb Folgen. Sie schaut eine Live-Übertragung auf ihrem vertikal(!) ausgerichteten Smartphone (und allgemein werden solche Sequenzen immer zum exakt richtigen Zeitpunkt eingeschaltet). Es gibt gleich mehrere äußerst billig inszenierte Situationen, in denen Köpfe extrem unglücklich auf Kanten prallen. Und mein Highlight: Anna holt Eiscreme und Gurken aus dem Kühlschrank. Ja, beides steht im gleichen Fach. Interessanter Weise wird später nochmal Bezug auf dieses übrigens offenkundig als Product Placement ausgenutzte Eis-Debakel genommen. Als reines Voice Over wird in einer Szene von einer Figure gefragt, weshalb das Eis im Kühlschrank lag. Hat da etwa jemand im Zuge der halbjährigen Produktionspause den Fehler bemerkt und so versucht, ihn auszumerzen? Das ist zumindest ein bisschen charmant, zugegeben.
"I need to do the right thing!“ - „Honey, in show business, no one does the right thing.“ (Regisseur & Siobhan)
Allgemein hat die Staffel einige Probleme, was die Konsequenz in der atmosphärischen Färbung anbelangt. Einige Szenen wirken unpassend, wie beispielsweise die Beckenmassage. Auch die eingeworfenen Rückblicke zünden nicht jedes Mal.

Löbliche Grundprämisse

Dabei möchte ich der Geschichte nicht einmal Substanz und vor allem Relevanz absprechen. Im Gegenteil (deshalb auch meine Hoffnung, dass diese als Buch funktioniert). Zu Beginn ist noch reizvoll, was Wirklichkeit und was Einbildung ist. Medikamenteneinfluss oder Manipulation von Außenstehenden könnten Einfluss auf die Wahrnehmung von Hauptfigur Anna haben. Dabei beginnt man auch als zuschauende Person, zu überlegen, welche der anderen Figuren es wohl auf sie abgesehen haben könnte. Selbst ihr Ehemann Dexter wird gekonnt zwielichtig verkörpert, so dass man ihm regelmäßig eine Backpfeife verpassen möchte, so inkonsequent wie er seine Frau unterstützt. Aber genau das ist das eigentlich zentrale Thema: Die schwache Position der Frau in unserer patriarchischen Gesellschaft. Ein wichtige Thema, das "Delicate" an sich gelungen angeht. Wieso wird einer Frau nicht geglaubt? Wieso darf eine Frau nicht Kind UND Karriere haben wollen? Die Staffel zeigt vor allem über Rückblenden gekonnt auf, dass Frauen seit jeher unterdrückt und zurückgehalten werden. Was mir in diesem Zuge allerdings nicht gefällt, ist die Tatsache, dass man mittels der prominenten (und durchaus interessant ausgewählten) Vergangenheitsbeispiele auch in gewisser Weise darstellt, dass Frauen nur zum Erfolg kommen, wenn sie einen Pakt mit dem Teufel eingehen. Für ein feministisches Stück hätte ich mir da eine andere Ausrichtung gewünscht. Man kann es aber auch so deuten, dass sie tragischer Weise keine andere Wahl haben, in der Männerwelt Gehör zu finden.
„Don‘t gaslight a gaslighter, babe!“ (Siobhan)
Eine wichtige gesellschaftliche Message muss aber auch mit Leben gefüllt werden. Emma Roberts spielt vor allem die große Unsicherheit und das wankelnde Selbstbewusstsein enorm gut, wie ich finde. Aber sie ist auch sehr alleingelassen. Einzig Denis O'Hare spielt wie immer großartig, besitzt aber lediglich eine kleinere Rolle. Ansonsten wirken viele Figuren schlicht zu eindimensional und flach. Kim Kardashian spielt Siobhan soweit okay, aber es gibt keine wirkliche Tiefe zu sehen. Und leider ist ihre finale Szene eher lächerlich denn eindrucksvoll (dieses Gewackele!). Dafür, dass Siobhan vermutlich am zweitmeisten Screentime besitzt, ist das zu wenig. [php function=1] Allgemein könnte sich die Staffel ein Problem mit dieser starken Konzentration auf eine Hauptfigur geschaffen haben. Das ist eben eher eine Buch-Perspektive. "American Horror Story" wurde schon immer durch einen größeren Hauptcast stark gemacht. So lastete ziemlich viel auf Emma Roberts, die aber auch keine Wunderdinge vollbringen und alles ins Unendliche tragen kann. In der größer als Rückblick aufgezogenen Folge hat das dann direkt etwas besser funktioniert, da mehr Figuren (und endlich mal nicht zu 90 Prozent Anna) zu sehen waren.

Und der Horror...?

„Jesus, fuck!“ - „Jesus has nothing to do with this, sweetheart. Satan does.“ (Dexter & Virginia)"
Die Serie trägt ja den Titel "American Horror Story" und nicht "American Society Story" oder "American Equality Story" - was ist denn nun mit dem Horror? Neben dem horrorhaften Timing sowie einiger furchterregender Fehler gibt es den eigentlich immer nur im Ansatz zu sehen. Vieles wird angedeutet, weniges wird offenbart. Zu Beginn versucht man vieles noch Übernatürlich wirken zu lassen und mit den betont aufdringlichen Streichern für Atmosphäre zu sorgen, aber letztlich konnte mich da wenig packen. Es ist letztlich ein Thriller, der sich übernatürlichen Figuren und Geschehnissen als Mittel bedient, eine eigentlich andersartige Geschichte anzukurbeln. Und die setzt den realen Horror in den Mittelpunkt, den Frauen Tag für Tag in unserer Gesellschaft durchleben müssen. An sich ist das eine nette Idee, aber da man dieses Grundkonstrukt bereits in Staffel 11 ("NYC") mit einer anderen Minderheit, nämlich schwulen Männern, durchgeführt hat (und das sogar deutlich besser), hätte ich mir dann doch lieber wieder klassischen Horror gewünscht. So hatten wir leider so oft in der jüngeren Vergangenheit die Promo-Visuals sowie das Intro zur Staffel mehr Horror als die eigentliche Serie zu bieten. Schade.
"You‘re a monster!“ - „Oh no, babe. I am so much worse.“ (Anna & Siobhan)

Abschließendes

Über Eli Roth als Gaststar bei einer Awardverleihung habe ich mich sehr gefreut, um so enttäuschter war ich dann jedoch, als bei einer viel größeren Awardverleihung niemand (zumindest mir) Bekanntes zu sehen gewesen ist. Da hätte man doch auch super ein paar Darstellende aus alten AHS-Staffeln einbinden können. Das hat selbst „Dave“ besser hinbekommen. Gefallen hat mir dafür, wie man das Goldwasser-Spray sowie die Schlafmaske am Ende nochmal rausgeholt hat. Das war zwar vom Ton her auch wieder komplett unpassend, aber an dieser Stelle hatte ich eh bereits längst mit der Staffel abgeschlossen und die Absurdität hatte was. In gewisser Weise war das ja auch nur eine Visualisierung dessen, dass das die Gegebenheiten des modernen Show-Businesses nichts anderes sind, als einen Deal mit dem Teufel abzuschließen. Das Finale selbst fand ich in Ordnung, aber auch nicht ganz zufriedenstellend. Ein visueller Effekt war ganz nett (nach dem lächerlichen Wackeln...), ansonsten kam die auf epische gestimmte Situation nicht wirklich groß rüber. Zumal ich wenig überzeugt davon bin, dass es dann reichen soll, einen gewissen lateinischen Satz mehrfach zu wiederholen, um ein über Jahrhunderte laufendes episches Böses besiegen zu können. Letzten Endes passt es dann ganz gut, dass wir in der letzten Einstellung ein gähnendes Baby zu sehen bekommen. I feel you!
[Rating:2.5/5]
Ne, so wirklich "delicate" war das nicht. Meiner Meinung nach war das auf einem Level mit der äußerst schwachen zweiten Hälfe der Jubiläumsstaffel. Vielleicht hätte die Geschichte damals sogar auf fünf Episoden reduziert besser funktioniert. So bekommen wir aber leider eine viel zu langgezogene Geschichte geboten, die einen nie so recht gepackt bekommt. Zu wenig Tempo, zu wenig Substanz, zu wenig Horror. Irgendwer muss einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sein, um zu glauben, dass diese Umsetzung erfolgreich werden würde. Das einzig wirklich Erschreckende an Staffel 12 von "American Horror Story" ist ihre Qualität. Award-Nominierungen dürfte es dieses Mal allerhöchstens für die nett gestalteten Kostüme geben.

Wird es eine 13. Staffel "American Horror Story" geben?

Bereits Anfang 2020 hatte FX im Zuge einer Paketbuchung bis einschließlich Staffel 13 vorausgebucht, so dass wir uns auf eine weitere Staffel "American Horror Story" freuen dürfen. Hoffen wir mal, dass man es schafft, wieder mehr back to the roots zu gelangen. Ansonsten sehe ich schwarz für eine weitere Verlängerung dieser Art. Für die rund 300.000 US-Amerikaner:innen, die zur Hauptzeit einschalten, dürfte sich der Aufwand nicht mehr lohnen. Aber vielleicht reicht es auch, was an weiteren Distributions-Erlösen darüber hinaus rumkommt. Ich für meinen Teil könnte jedenfalls auf eine weitere Geschichte wie diese gut und gerne verzichten.

Bilder: FX / Frank Ockenfels

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https://www.serieslyawesome.tv/review-american-horror-story-staffel-12-delicate/feed/ 0 205252
Review: Ripley (Miniserie) https://www.serieslyawesome.tv/review-ripley-miniserie/ https://www.serieslyawesome.tv/review-ripley-miniserie/#respond Tue, 23 Apr 2024 10:50:23 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=205235 Wer träumt nicht manchmal davon, dem tristen Alltag zu entfliehen, um in einem kleinen Küstenstädtchen Kaffee zu trinken und sich der Kunst zu widmen? Ein solches Leben führt der wohlhabende Amerikaner Richard Greenleaf (gespielt von Johnny Flynn), der sich in den 1960er Jahren in Atrani an der Amalfiküste auf Kosten seines Vaters ein schönes Leben macht und sich als Maler versucht. Richards Vater ist davon wenig begeistert und beauftragt den vermeintlichen Freund und unscheinbar wirkenden Thomas Ripley (Andrew Scott), seinen Sohn in Italien aufzusuchen und zur Rückkehr zu bewegen. Der Einzelgänger Tom, der sich mit kleinen Gaunereien über Wasser hält, wittert seine Chance. Schnell freundet er sich mit Richard (oder Dickie, wie er von seinen Freunden genannt wird) und dessen Freundin Marge (Dakota Fanning) an und nistet sich in deren Leben ein.
"Everything about Tom is perfectly vague. Intentionally so, if you ask me. Or haven't you noticed?" - Marge
Highsmiths Bestseller wurde bereits 1960 mit Alain Delon erfolgreich verfilmt ("Nur die Sonne war Zeuge"). Vielen dürfte auch noch die Neuverfilmung „Der talentierte Mr. Ripley“ von 1999 mit Matt Damon und Jude Law in Erinnerung sein. Braucht es wirklich noch eine achtteilige Serie? Die kurze Antwort: Ja! Denn Showrunner Steven Zaillian („The Irishman“) gelingt es, dem Stoff einen ganz eigenen Stil zu geben. Inspiriert vom Buchcover der ersten Ausgabe entschieden sich die Macher:innen für eine Schwarz-Weiß-Version, die nur durch ein paar rote Blutflecken in einem Treppenhaus durchbrochen wird. Der Oscar-prämierte Kameramann Robert Elswit („There Will Be Blood“) fängt in jeder Einstellung atemberaubende Motive ein, die gekonnt mit Licht und Schatten spielen und bisweilen an die Werke des Malers Caravaggio erinnern. Der bedeutende italienische Künstler des Frühbarock wird in der Serie immer wieder thematisch aufgegriffen. Kein Wunder, denn sein Leben und sein Werk weisen einige Parallelen zu „Ripley“ auf. Caravaggio (eigentlich Michelangelo Merisi) zeichnete sich vor allem durch seine kontrastreichen Bilder aus, die oft Szenen im Dunkeln mit seitlichem Lichteinfall zeigen. Doch nicht nur künstlerisch passt der Ausnahmekünstler in die Serie. Wie Tom Ripley führte auch Caravaggio ein Leben auf der Flucht. Als er nach einer tödlichen Auseinandersetzung des Mordes beschuldigt wurde, floh er nach Süditalien und lebte bis zu seinem Tod im Verborgenen. Um die Verbindung zwischen dem Maler und Tom Ripley zu verdeutlichen, wird in der letzten Episode sogar eine Rückblende ins 16. Jahrhundert eingefügt, die Caravaggio in der Nacht zeigt, in der sich sein Leben verändert. Ripley Tom Für die Besetzung wurde eine Auswahl an hervorragenden Schauspieler:innen getroffen. Allen voran Andrew Scott („Fleabag“), der dem titelgebenden Tom Ripley eine gewisse Verletzlichkeit verleiht. Dass Toms Taten schrecklich sind, steht außer Frage, und doch hat man irgendwie Mitleid mit ihm. Der mittellose Verbrecher sehnt sich nach einem Leben voller Vergnügen und Reichtum. Genau das Leben, das Richard lebt und verkörpert. Dass sich die beiden Charaktere in ihrer Sozialisation grundlegend unterscheiden, wird an der einen oder anderen Stelle deutlich. Etwa wenn Tom eine Trickbetrügerin entlarvt, die Richard auf der Straße ein paar Lire abnimmt, oder wenn er sich auf Anhieb mit einem Mafioso versteht. Schade nur, dass die Figur des Dickie etwas blass bleibt. Eigentlich sollte er einen charismatischen jungen Mann verkörpern, dem man als Zuschauer:in verfällt. Hier bleibt er etwas unnahbar und sein Schicksal geht einem nicht ganz so nahe. Stattdessen fiebert man mit Tom mit, dessen Schwindel jeden Moment aufzufliegen droht. Etwas unzugänglich bleibt auch die naive Marge, die Tom zwar immer skeptisch gegenübersteht, ihn aber nie verdächtigt. Die Nebenrollen sind ebenfalls gut besetzt. Der Ermittler Ravini (Maurizio Lombardi) weiß ebenso zu gefallen, wie wie Tom und Dickies Freund Freddie Miles (Eliot Sumner), der Toms Spiel schon früh zu durchschauen scheint. Einen kurzen Auftritt hat auch John Malkovich, der 2002 in „Ripley’s Game“ eine ältere Version von Tom Ripley spielte. Wer sich auf die entschleunigte Erzählweise einlässt, bekommt hier eine spannende Miniserie geboten, die trotz mancher drastischer Szenen ein angenehmes Urlaubsfeeling versprüht. Auch Kenner:innen der Romanvorlage und der bisherigen Verfilmungen dürften auf ihre Kosten kommen, denn die Serie setzt noch einmal andere Akzente.

Fazit

Beeindruckende Serienadaption, die mit betörendem Schwarz-Weiß Aufnahmen besticht und durch einen starken Cast glänzt.
[Rating:4/5]

Bilder: Netflix

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Wer träumt nicht manchmal davon, dem tristen Alltag zu entfliehen, um in einem kleinen Küstenstädtchen Kaffee zu trinken und sich der Kunst zu widmen? Ein solches Leben führt der wohlhabende Amerikaner Richard Greenleaf (gespielt von Johnny Flynn), der sich in den 1960er Jahren in Atrani an der Amalfiküste auf Kosten seines Vaters ein schönes Leben macht und sich als Maler versucht. Richards Vater ist davon wenig begeistert und beauftragt den vermeintlichen Freund und unscheinbar wirkenden Thomas Ripley (Andrew Scott), seinen Sohn in Italien aufzusuchen und zur Rückkehr zu bewegen. Der Einzelgänger Tom, der sich mit kleinen Gaunereien über Wasser hält, wittert seine Chance. Schnell freundet er sich mit Richard (oder Dickie, wie er von seinen Freunden genannt wird) und dessen Freundin Marge (Dakota Fanning) an und nistet sich in deren Leben ein.
"Everything about Tom is perfectly vague. Intentionally so, if you ask me. Or haven't you noticed?" - Marge
Highsmiths Bestseller wurde bereits 1960 mit Alain Delon erfolgreich verfilmt ("Nur die Sonne war Zeuge"). Vielen dürfte auch noch die Neuverfilmung „Der talentierte Mr. Ripley“ von 1999 mit Matt Damon und Jude Law in Erinnerung sein. Braucht es wirklich noch eine achtteilige Serie? Die kurze Antwort: Ja! Denn Showrunner Steven Zaillian („The Irishman“) gelingt es, dem Stoff einen ganz eigenen Stil zu geben. Inspiriert vom Buchcover der ersten Ausgabe entschieden sich die Macher:innen für eine Schwarz-Weiß-Version, die nur durch ein paar rote Blutflecken in einem Treppenhaus durchbrochen wird. Der Oscar-prämierte Kameramann Robert Elswit („There Will Be Blood“) fängt in jeder Einstellung atemberaubende Motive ein, die gekonnt mit Licht und Schatten spielen und bisweilen an die Werke des Malers Caravaggio erinnern. Der bedeutende italienische Künstler des Frühbarock wird in der Serie immer wieder thematisch aufgegriffen. Kein Wunder, denn sein Leben und sein Werk weisen einige Parallelen zu „Ripley“ auf. Caravaggio (eigentlich Michelangelo Merisi) zeichnete sich vor allem durch seine kontrastreichen Bilder aus, die oft Szenen im Dunkeln mit seitlichem Lichteinfall zeigen. Doch nicht nur künstlerisch passt der Ausnahmekünstler in die Serie. Wie Tom Ripley führte auch Caravaggio ein Leben auf der Flucht. Als er nach einer tödlichen Auseinandersetzung des Mordes beschuldigt wurde, floh er nach Süditalien und lebte bis zu seinem Tod im Verborgenen. Um die Verbindung zwischen dem Maler und Tom Ripley zu verdeutlichen, wird in der letzten Episode sogar eine Rückblende ins 16. Jahrhundert eingefügt, die Caravaggio in der Nacht zeigt, in der sich sein Leben verändert. Ripley Tom Für die Besetzung wurde eine Auswahl an hervorragenden Schauspieler:innen getroffen. Allen voran Andrew Scott („Fleabag“), der dem titelgebenden Tom Ripley eine gewisse Verletzlichkeit verleiht. Dass Toms Taten schrecklich sind, steht außer Frage, und doch hat man irgendwie Mitleid mit ihm. Der mittellose Verbrecher sehnt sich nach einem Leben voller Vergnügen und Reichtum. Genau das Leben, das Richard lebt und verkörpert. Dass sich die beiden Charaktere in ihrer Sozialisation grundlegend unterscheiden, wird an der einen oder anderen Stelle deutlich. Etwa wenn Tom eine Trickbetrügerin entlarvt, die Richard auf der Straße ein paar Lire abnimmt, oder wenn er sich auf Anhieb mit einem Mafioso versteht. Schade nur, dass die Figur des Dickie etwas blass bleibt. Eigentlich sollte er einen charismatischen jungen Mann verkörpern, dem man als Zuschauer:in verfällt. Hier bleibt er etwas unnahbar und sein Schicksal geht einem nicht ganz so nahe. Stattdessen fiebert man mit Tom mit, dessen Schwindel jeden Moment aufzufliegen droht. Etwas unzugänglich bleibt auch die naive Marge, die Tom zwar immer skeptisch gegenübersteht, ihn aber nie verdächtigt. Die Nebenrollen sind ebenfalls gut besetzt. Der Ermittler Ravini (Maurizio Lombardi) weiß ebenso zu gefallen, wie wie Tom und Dickies Freund Freddie Miles (Eliot Sumner), der Toms Spiel schon früh zu durchschauen scheint. Einen kurzen Auftritt hat auch John Malkovich, der 2002 in „Ripley’s Game“ eine ältere Version von Tom Ripley spielte. Wer sich auf die entschleunigte Erzählweise einlässt, bekommt hier eine spannende Miniserie geboten, die trotz mancher drastischer Szenen ein angenehmes Urlaubsfeeling versprüht. Auch Kenner:innen der Romanvorlage und der bisherigen Verfilmungen dürften auf ihre Kosten kommen, denn die Serie setzt noch einmal andere Akzente.

Fazit

Beeindruckende Serienadaption, die mit betörendem Schwarz-Weiß Aufnahmen besticht und durch einen starken Cast glänzt.
[Rating:4/5]

Bilder: Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/review-ripley-miniserie/feed/ 0 205235
Review: „The Big Door Prize“ – Staffel 2 https://www.serieslyawesome.tv/review-the-big-door-prize-staffel-2/ https://www.serieslyawesome.tv/review-the-big-door-prize-staffel-2/#respond Sun, 21 Apr 2024 14:18:03 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=205197 Am Mittwoch startet die zweite Staffel von "The Big Door Prize" (Trailer) auf Apple TV+ mit einer Doppelfolge. Wir hatten bereits die Gelegenheit, alle zehn Folgen vor Start anzuschauen und wollen euch im möglichst Spoiler-freien Review erzählen, worauf ihr euch einstellen könnte. Stellen, die konkreter auf die Ereignisse eingehen, werden entsprechend prominent eingeführt oder gar direkt versteckt angezeigt, so dass ihr nach Abschluss der Staffel Ende Juni nochmal vorbeischauen könnt.

The Next Stage

Zum Ende der ersten Staffel waren die Bewohner von Deerfield von einer Einblendung auf dem Bildschirm der mysteriösen Morpho-Maschine überrascht worden. Wir steigen direkt an diesem Punkt ein, in dem "The next stage" begangen werden soll. Als Fan von "The IT Crowd" hat mir in der Szene gefallen, wie Darsteller Chris O’Dowd vorschlägt, das Gerät aus- und wieder einzuschalten. Aber ich will wie geschrieben nicht zu sehr ins Detail gehen. "The Big Door Prize" schafft eine interessante zweite Stufe, die nach dem lediglich schriftlichen Kartendruck aus Staffel Eins ein visuelleres Erlebnis liefert. Die grafische Umsetzung hat mir sehr gefallen und letztlich schürt auch dieser Aspekt erneut Unsicherheit, Geheimnistuerei und Interpretationsfantasien in der Stadt. Und doch bleibt der große Impact aus Staffel Eins irgendwie aus. Die Morpho-Maschine gerät recht schnell in den Hintergrund. Nach anderthalb Folgen werden die neuerlichen Erkenntnisse um die Maschine lediglich beiläufig eingestreut, das ganz große Mysterium wird jedoch erst wieder in den letzten anderthalb Folgen angegangen. Das empfinde ich als schade, da man sich so seines eigenen USPs verschließt und in gewisser Weise sein Potenzial nicht gänzlich ausschöpft. So bleibt aber immerhin mehr erzählerischer Raum für die vielen Bewohner:innen der Stadt. Nebenfiguren erhalten mehr Zeit und Tiefe, so dass emotionale Geschichten erzählt werden. Und letztlich spürt man schon in vielen Entwicklungen, welche Nachwehen die Karten aus Staffel Eins oder auch der neue Input dieser Staffel darin besitzen. Es gibt gut gestaltete Rückblicke und einige Dialoge sind sehr authentisch geschrieben, vor allem Trina und Jacob besitzen eine gute Chemie, die auch mit gutem Timing aufwarten kann. Allgemein gibt es in der Staffel einige amüsante Momente, wobei man ähnlich wie in Staffel Eins nicht wirklich in den Comedy-Bereich vorgeht. Also, bis auf Giorgio natürlich. Den lauten Liebemann hat man ein wenig zurechtgedrosselt, was die Ansichten anbelangt, dafür aber um so lauter und stärker platziert. Das ist bisweilen grenzwertig, finde ich. Giorgio ist immer und überall, hat zu allem was zu sagen und vor allem auch utopisch viel Background hinsichtlich so ziemlich aller Themen. [php function=1] Zudem gibt es einige absurde Situationen, die mal eine willkommene Überzeichnung sind und mal fehl am Platz wirken. Alles, das in der Stadt angegangen wird, wird anscheinend richtig umgesetzt - mit erstaunlich viel Budget und Vorbereitungszeit. Sei es das Theaterstück der Schule oder ein mal wieder stattfindendes Stadtfest. Dafür war bei der Produktion selbst anscheinend nicht genug Budget für einen etwas realistischer dargestellten CGI-Hirsch über - "The Walking Dead" lässt grüßen. Vor allem hat sich "The Big Door Prize" aber zwischendrin ein bisschen in zähen persönlichen Geschichten verloren. Der Großteil der Folgen ist kurzweilig, aber manchmal beginnt der Abspann und man fragt sich, ob das nun alles unbedingt musste. Von kleinere Ungereimtheiten mal abgesehen (SPOILER-ALAMR: Beispielsweise wundert mich, dass noch nie jemand zur alten Bar gefahren ist, nachdem Hana von der anderen Maschine oder dem anderen Standort der jetzigen erzählt hatte). Ein paar Dynamiken und Entwicklungen zwischen Personen haben auch sehr zweckdienlich gewirkt (vor allem diese seltsame Halbtrennung von Dusty und Cass). Am Ende bekommt man einigermaßen die Kurve und findet wieder zurück zum Mysterium. Auf dem Weg dorthin bekommen wir einige clevere Verschachtelungen und Rückbezüge zu sehen, das ganz große komplexe Netzwerk wird aber auch nicht aufgespannt. Bis uns die abschließende Szene erneut mit Neugierde und Ungewissheit zurück lässt...
[Rating:3/5]
"The Big Door Prize" ist auch in Staffel Zwei charmante Unterhaltung mit einer Prise Mystery. Vor allem stößt die Serie aber weiterhin Gedanken an, was die Gestaltung des eigenen Lebens anbelangt. Dieses Mal wird einen Schritt weiter gegangen und nicht nur über das "Ich", sondern das "Wir" nachgedacht. Mir persönlich ist der Fokus dabei zu weit vom eigentlichen zentralen Morpho-Mysterium abgerückt. Die Neuerungen gefallen mir gut, der Impact auf die Stadt wirkt aber deutlich geringer. Und auch wenn so vielen Charakteren mehr Platz eingeräumt wird, fehlt mir ein wichtiger Aspekt, der dann auch zu einer halben Krone weniger als bei Staffel Eins in der Bewertung führt. Dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Der ganz große "Muss man unbedingt gesehen haben"-Triumph ist es aber weiterhin nicht. Im Grunde genommen bekommt man Ähnliches wie in der ersten Runde: Charmante Charaktere, den einen oder anderen Schmunzler, ein bisschen Mystery und ganz viel Herz.

Wird es eine 3. Staffel von "The Big Door Prize" geben?

Nach aktuellem Stand wurde noch keine dritte Staffel der Serie bestellt. Und in wie fern die Geschehnisse aus dem zugrundeliegenden Roman von M. O. Walsh bereits gänzlich abgedeckt worden sind, kann ich nicht sagen, da ich bei meinem Versuch der Recherche gefährlich nah an Spoiler gelangt bin (dafür weiß ich jetzt, dass die Maschine im Buch "DNAMIX" statt "Morpho" heißt, interessant). Apple wird aber wohl kaum erneut ein derart offenes Ende durchgewunken haben, ohne zumindest im Normalfall auch mit einer Fortsetzung zu rechnen. Dafür werden zu viele weitere Hinweise und Andeutungen vor allem Richtung Ende der Season geliefert, die auf Staffel 3 hinweisen. Sollten die neuen Folgen in normalem Maße abgerufen werden, dürfte der offiziellen Verkündung wenig im Wege stehen. Are you ready for the next next stage?

Bilder: Apple TV+

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Am Mittwoch startet die zweite Staffel von "The Big Door Prize" (Trailer) auf Apple TV+ mit einer Doppelfolge. Wir hatten bereits die Gelegenheit, alle zehn Folgen vor Start anzuschauen und wollen euch im möglichst Spoiler-freien Review erzählen, worauf ihr euch einstellen könnte. Stellen, die konkreter auf die Ereignisse eingehen, werden entsprechend prominent eingeführt oder gar direkt versteckt angezeigt, so dass ihr nach Abschluss der Staffel Ende Juni nochmal vorbeischauen könnt.

The Next Stage

Zum Ende der ersten Staffel waren die Bewohner von Deerfield von einer Einblendung auf dem Bildschirm der mysteriösen Morpho-Maschine überrascht worden. Wir steigen direkt an diesem Punkt ein, in dem "The next stage" begangen werden soll. Als Fan von "The IT Crowd" hat mir in der Szene gefallen, wie Darsteller Chris O’Dowd vorschlägt, das Gerät aus- und wieder einzuschalten. Aber ich will wie geschrieben nicht zu sehr ins Detail gehen. "The Big Door Prize" schafft eine interessante zweite Stufe, die nach dem lediglich schriftlichen Kartendruck aus Staffel Eins ein visuelleres Erlebnis liefert. Die grafische Umsetzung hat mir sehr gefallen und letztlich schürt auch dieser Aspekt erneut Unsicherheit, Geheimnistuerei und Interpretationsfantasien in der Stadt. Und doch bleibt der große Impact aus Staffel Eins irgendwie aus. Die Morpho-Maschine gerät recht schnell in den Hintergrund. Nach anderthalb Folgen werden die neuerlichen Erkenntnisse um die Maschine lediglich beiläufig eingestreut, das ganz große Mysterium wird jedoch erst wieder in den letzten anderthalb Folgen angegangen. Das empfinde ich als schade, da man sich so seines eigenen USPs verschließt und in gewisser Weise sein Potenzial nicht gänzlich ausschöpft. So bleibt aber immerhin mehr erzählerischer Raum für die vielen Bewohner:innen der Stadt. Nebenfiguren erhalten mehr Zeit und Tiefe, so dass emotionale Geschichten erzählt werden. Und letztlich spürt man schon in vielen Entwicklungen, welche Nachwehen die Karten aus Staffel Eins oder auch der neue Input dieser Staffel darin besitzen. Es gibt gut gestaltete Rückblicke und einige Dialoge sind sehr authentisch geschrieben, vor allem Trina und Jacob besitzen eine gute Chemie, die auch mit gutem Timing aufwarten kann. Allgemein gibt es in der Staffel einige amüsante Momente, wobei man ähnlich wie in Staffel Eins nicht wirklich in den Comedy-Bereich vorgeht. Also, bis auf Giorgio natürlich. Den lauten Liebemann hat man ein wenig zurechtgedrosselt, was die Ansichten anbelangt, dafür aber um so lauter und stärker platziert. Das ist bisweilen grenzwertig, finde ich. Giorgio ist immer und überall, hat zu allem was zu sagen und vor allem auch utopisch viel Background hinsichtlich so ziemlich aller Themen. [php function=1] Zudem gibt es einige absurde Situationen, die mal eine willkommene Überzeichnung sind und mal fehl am Platz wirken. Alles, das in der Stadt angegangen wird, wird anscheinend richtig umgesetzt - mit erstaunlich viel Budget und Vorbereitungszeit. Sei es das Theaterstück der Schule oder ein mal wieder stattfindendes Stadtfest. Dafür war bei der Produktion selbst anscheinend nicht genug Budget für einen etwas realistischer dargestellten CGI-Hirsch über - "The Walking Dead" lässt grüßen. Vor allem hat sich "The Big Door Prize" aber zwischendrin ein bisschen in zähen persönlichen Geschichten verloren. Der Großteil der Folgen ist kurzweilig, aber manchmal beginnt der Abspann und man fragt sich, ob das nun alles unbedingt musste. Von kleinere Ungereimtheiten mal abgesehen (SPOILER-ALAMR: Beispielsweise wundert mich, dass noch nie jemand zur alten Bar gefahren ist, nachdem Hana von der anderen Maschine oder dem anderen Standort der jetzigen erzählt hatte). Ein paar Dynamiken und Entwicklungen zwischen Personen haben auch sehr zweckdienlich gewirkt (vor allem diese seltsame Halbtrennung von Dusty und Cass). Am Ende bekommt man einigermaßen die Kurve und findet wieder zurück zum Mysterium. Auf dem Weg dorthin bekommen wir einige clevere Verschachtelungen und Rückbezüge zu sehen, das ganz große komplexe Netzwerk wird aber auch nicht aufgespannt. Bis uns die abschließende Szene erneut mit Neugierde und Ungewissheit zurück lässt...
[Rating:3/5]
"The Big Door Prize" ist auch in Staffel Zwei charmante Unterhaltung mit einer Prise Mystery. Vor allem stößt die Serie aber weiterhin Gedanken an, was die Gestaltung des eigenen Lebens anbelangt. Dieses Mal wird einen Schritt weiter gegangen und nicht nur über das "Ich", sondern das "Wir" nachgedacht. Mir persönlich ist der Fokus dabei zu weit vom eigentlichen zentralen Morpho-Mysterium abgerückt. Die Neuerungen gefallen mir gut, der Impact auf die Stadt wirkt aber deutlich geringer. Und auch wenn so vielen Charakteren mehr Platz eingeräumt wird, fehlt mir ein wichtiger Aspekt, der dann auch zu einer halben Krone weniger als bei Staffel Eins in der Bewertung führt. Dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Der ganz große "Muss man unbedingt gesehen haben"-Triumph ist es aber weiterhin nicht. Im Grunde genommen bekommt man Ähnliches wie in der ersten Runde: Charmante Charaktere, den einen oder anderen Schmunzler, ein bisschen Mystery und ganz viel Herz.

Wird es eine 3. Staffel von "The Big Door Prize" geben?

Nach aktuellem Stand wurde noch keine dritte Staffel der Serie bestellt. Und in wie fern die Geschehnisse aus dem zugrundeliegenden Roman von M. O. Walsh bereits gänzlich abgedeckt worden sind, kann ich nicht sagen, da ich bei meinem Versuch der Recherche gefährlich nah an Spoiler gelangt bin (dafür weiß ich jetzt, dass die Maschine im Buch "DNAMIX" statt "Morpho" heißt, interessant). Apple wird aber wohl kaum erneut ein derart offenes Ende durchgewunken haben, ohne zumindest im Normalfall auch mit einer Fortsetzung zu rechnen. Dafür werden zu viele weitere Hinweise und Andeutungen vor allem Richtung Ende der Season geliefert, die auf Staffel 3 hinweisen. Sollten die neuen Folgen in normalem Maße abgerufen werden, dürfte der offiziellen Verkündung wenig im Wege stehen. Are you ready for the next next stage?

Bilder: Apple TV+

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Review: „Fallout“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-fallout-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-fallout-staffel-1/#comments Sat, 20 Apr 2024 12:35:11 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=205080 Den Begriff "Fallout" kennt man wohl - es handelt sich hier um die englische Version des Fachbegriffs für radioaktiven Niederschlag nach einem Kernreaktorunfall oder einer Kernwaffenexplosion. Sicherlich also um ein sehr unangenehmes Ereignis, mit dem wohl jeder gewisse Gefühle oder Ängste verknüpft. Mit diesen Ängsten, aber ebenso zugehörigen Fantasien spielt auch die gleichnamige Computerspielreihe, die bereits im Jahr 1997 startete. Mein Co-Blogger Maik hatte bereits ein Review der Pilotepisode geschrieben und auch einiges über die Hauptcharaktere Lucy, Maximus und den Ghoul erzählt. Ich habe nun die Ehre, die komplette erste Staffel zu bewerten, die wir seit dem 11. April via Amazon Prime direkt in unsere Wohnzimmer streamen können. Im Verlauf der acht Folgen erleben wir die Abenteuer der Vault-33-Bewohnerin Lucy auf der Suche nach ihrem Vater. Dieser wurde entführt und in die "richtige Welt" verbracht. Auf ihrer Reise wird sie von Aspirant Maximus begleitet, der erst Knappe, dann überstürzt (dank Anhäufung unglücklicher Unfälle und Zufälle) zum Ritter wird. Einen Nebenstrang der Handlung bilden die Erlebnisse des Ghouls, der im bürgerlichen Leben vor langer, langer Zeit auf den Namen Cooper Howard hörte und ein anfangs recht bekannter Schauspieler war. Seine Paraderolle war seinerzeit die des Westernhelden (Sheriffs) in "The Man from Deadhorse". In vielen Rückblenden wird uns von seinem damaligen Leben und gleichzeitig der Geschichte von "Vault-Tec" erzählt. Schießlich spielt seine Frau Barbara eine maßgebliche Rolle in der Konzernleitung. Nachdem nicht jeder mit den Videospielen groß geworden ist bzw. nicht unbedingt zu den Computerspielern zählt, gibt es ein paar Infos über die Hintergrundstory, die uns "Fallout" präsentiert. In einer Art Alternativszenario können wir sehen, was denn so passiert wäre, wenn letztlich wirklich einer jener Supermächtigen dieser Erde (oder Boss eines gewissen Riesenkonzerns) den gewissen, speziellen roten Schalter gedrückt und eben eine Menge höchstgefährlicher Atomsprengköpfe auf die restliche Welt losgelassen hätte - mit allen Konsequenzen. Die erste davon wäre eine großflächige Auslöschung der Lebewesen gewesen, die diesen "Fallout" live miterleben müssen. Wer nicht direkt zu Staub zerfiel, sich verstecken konnte oder sonstwie Glück im Unglück hatte, mutierte dank der Strahlenkrankheit dann mehr oder weniger vorteilhaft. So kommt es schließlich auch dazu, dass wir im Verlauf der Serie etliche genetisch veränderte Kreaturen wie beispielsweise einen mutierten, tonnenschwereren Riesenbären oder riesenhafte Kakerlaken, die sich dank scharfer Schneidezähne und verlängerten Fühlern wunderbar auf das Fressen von Menschen spezialisiert haben, erleben werden. Natürlich gibt es aber auch einen kleinen Teil der Menschheit, die bei uns wohl als "obere Zehntausend" angesehen würden, die sich dank finanzieller Überlegenheit und/oder Zugehörigkeit zu der in "Fallout" beherschenden Firmengruppe "Vault Tech" ein Überleben leisten konnten. Überleben funktioniert in extra dafür geschaffenen unterirdischen Bunkern, den sogenannten Vaults. Viele der so komplett von der Außenwelt hermetisch abgeriegelten und getrennten Bunker scheitern aufgrund des Unvermögens der Menschen, mit dem unterirdischen Leben in teils einfach organisierten Strukturen zurechtzukommen. Andere dieser unterirdischen Wohnhöhlen bleiben aus Furcht, sich der auch nach über 200 Jahren nach dem "Fallout" noch verbliebenen radioaktiven Strahlung auszusetzen, jahrzehntelang verschlossen. Im Laufe der Zeit haben sich in den Vaults dann streng organisierte hierarchische Strukturen mit einem Anführer, dem sogenannten "Overseer", herausgebildet. Zumeist agieren diese landwirtschaftlich und betreiben "Ackerbau", um sich halbwegs vollwertige Nahrung zu organisieren.
"Die Vaults waren nichts weiter als Löcher in der Erde, in der sich die gut betuchten verkrochen hatten, während der Rest der Welt gebrannt hat." (MaJune zu Lucy)
Der Vault, der die Hauptrolle in dieser ersten Staffel spielt, ist "Vault 33". Lucy, die wir bereits aus der Review von Maik kennen, lebt dort mit ihrem Bruder Norm und ihrem Vater Hank ein sehr beschauliches, ruhiges Leben. Hauptsächlich bauen sie Mais an, halten sich brav an alle aufgestellten Regeln und Gesetze, gehen ihren zugewiesenen Aufgaben nach und warten ab, wie die Zeit vergeht. Die Beamer im Vault werfen mit braven Szenarios des ländlichen Nebraska einen Hauch von "Freiheit" an die Wände. Die Bevölkerung da draußen aber hält nicht viel von den Vault-Bewohnern, eher im Gegenteil. "Sardinenbüchsen-Schwachköpfe" dürfte da ein noch harmloses Schimpfwort für diese sein. Sicher, das was wir von den Vault-Bewohnern so mitbekommen, macht einen unaufgeregten, nerdigen Eindruck. Wie soll sich schon ein Mensch und dessen Charakter vollumfänglich entwickeln, wenn er die Außenwelt, das "richtige Leben" nur von alten schwarz-weiß Videos kennt? Diese sind zudem auch noch lehrfilmartig von "Vault-Tec" aufbereitet und somit nicht wirklich neutral und real erstellt. Wie wir es schon aus anderen totalitären Systemen kennen, wird in ihnen vor allem das gezeigt, was "Vault-Tec" möchte, um die Bewohner nach deren Weltbild und -vorstellungen zu indoktrinieren. "Vault-Tec" selbst ist ein gigantischer Industriekonzern, dem "halb Amerika gehört" und der so ganz eigene Wachstumspläne und Ideen verfolgt, wie er denn lästige Konkurrenz los werden kann. Wirklich alle Gegner, ob die Politik, feindliche Gruppierungen oder Konzerne, Umweltschützer, Stakeholders oder sonstwer: alle müssen weg. Wie das am einfachsten zu bewerkstelligen ist? Klar, durch einen sauber geplanten, korrekt dimensionierten und ebenso umgesetzten radioaktiven "Anschlag", bei dem eben alles, was nicht bei drei in einem speziellen Vault-Bunker Zuflucht gefunden hat, vom Angesicht dieser Erde mehr oder weniger vollkommen getilgt wird. Wer bezahlt, wird gerettet - oder wer eben eine maßgebliche Rolle beim richtigen Arbeitgeber (wer sollte es anderes sein als "Vault-Tec" selbst?) gefunden hat. Leider ist nicht alles Gold, was glänzt und so hat die Konzernführung auch für die so "geretteten" Kollegen so einiges im Sinn. Dies reicht von Menschenexperimenten über die Züchtung von "Superhumans" zu allgemeinen Tests, wie denn die überlebenden Menschen mit der extrem verunsichernden Situation des Lebens unter der Erde klarkommen. Vielleicht lässt sich das Wissen irgendwann an irgendwen teuer verkaufen. Man weiß ja nie. Einen weiteren "Big Player" in dieser Ödnis stellt die "Stählerne Bruderschaft" dar. Die "Stählerne Bruderschaft" hat militärischen Hintergrund, wie der leicht martialisch anmutende Name bereits vermuten lässt. Sie ist streng hierarchisch strukturiert und bildet eine Art "modernen Ritterorden", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das verbliebene Wissen und Technologien zu konservieren und strikt zu kontrollieren, wer dazu Zugang erhalten darf und wer besser nicht. "Fleisch vergeht, bloß Stahl besteht", das darf sich unser Maximus bereits zu Beginn von seinen Kumpanen aka Aspiranten anhören. Das ist wohl das Credo der Kadetten in Ausbildung, die darauf hoffen, irgendwann einmal zuerst Knappe eines Ritters und vielleicht mit ganz viel Glück und Tapferkeit (und viiiieeeeel Vitamin B) selbst einmal Ritter zu werden. Ritter haben unter anderem den Vorteil, dass sie den stylischen, dem Träger eine ordentliche Portion Feuerkraft und Power übertragenden, Kampfanzug Typ T60 tragen dürfen. Maximus' Bild des edlen Ritters hoch zu Ross wird bald getrübt, als er erfährt, welch Drecksack denn in den Genuss kommt, sein (Ausbildungs-)Ritter sein zu dürfen. Zum Thema Dreck passt es auch ganz gut, dass auch öfter Latrinendienst auf dem Dienstplan von Maximus steht. Sein Ausbilder spart auch nicht mit Kritik:
"Wir sind die Finder und Bewahrer und solange ihr nicht wisst, was es zu finden und zu bewahren gilt, seid ihr selbst als Leiche nützlicher." (Ausbilder Thaddeus Minion)
Ist man, wie ich, nicht wirklich in der Welt der "Fallout"-Computerspiele zu Hause, muss man vieles, was hier so an Querverweisen, Anspielungen, Verflechtungen, Handlungsstränge, Gruppierungen etc. gezeigt wird, erst auf sich wirken und sich auf all diese Eindrücke, Szenarien, Farben und Verrücktheiten erst einlassen. Tut man das aber, so wird man wirklich belohnt. Bei mir kam keine einzige Minute Langeweile auf, während ich Lucy, Maximus und den Ghoul im Verlauf dieser Serie verfolgte. Ich vergebe daher
[Rating:4/5]
Sicher entgehen dem (in Bezug auf die "Fallout"-Games) ungeschulten Auge einige Details und liebevolle Anspielungen. Trotz alledem hat mich gerade der Detailreichtum, der gezeigt wurde, überrascht: Märkte, auf denen kulinarische Köstlichkeiten wie "Leguan am Stiel" angeboten werden, die eine oder andere zweiköpfige Kuh, die stolz an der Leine vorgeführt wird, die Standardwährung Kronkorken (Nuka-Cola-Korken) oder spezielles Vokabular. Wir lernen, dass mit dem Begriff "Glatthäute" die Vault-Bewohner gemeint sind, die von den Oberweltbewohnern so genannt werden, da eben das Leben "da oben" nicht ganz spurlos an den Menschen vorübergeht. Auch Lebensweisheiten werden großzügig dargeboten:
"Das Leben hier oben ist kein Ponyhof, Schätzchen. Da muss man auch schon mal jemand anderen essen." (Ghoul zu Lucy)
Entlang des Weges der Protagonisten finden sich viele Verweise auf die Computerspielreihe wie zum Beispiel das Medikament "RADAWAY", das wogegen hilft? Glasklar: gegen das Aufkommen der Strahlenkrankheit. Rechtzeitig eingenommen, bleibt man schon länger Glatthaut - sprich der Radioaktivätslevel des Nutzers geht nach Anwendung deutlich zurück. Es gibt "Stimpaks", die eben bei Injektion so manche Wunde heilen bzw. den Nutzer sauber aufputschen. Natürlich darf auch der klassische, aus der "Fallout-Welt" nicht wegzudenkende "Pip-Boy" nicht fehlen, den Maik bereits in seiner Review erwähnte. Dieser am Handgelenk getragene Tausendsassa hat viele äußerst brauchbare Funktionen und stellt also ein echt nützliches Wearable dar, das nicht nur den Gesundheitszustand des Trägers, sondern auch dank Geigerzähler den Radioaktivätslevel der Umgebung anzeigt. Brauchbar, gerade im Ödland, wo teilweise noch sehr viel Ungutes in der Luft liegt. Humor kommt allgemein nicht zu kurz in der Serie. Es gibt zum Beispiel einen Typ, der ganz verzweifelt ist, weil seine Sandfilteranlage in die er nur Sand füllt, kein Wasser produziert oder den anderen Kameraden, der wie ein mittelalterlicher Quacksalber allerlei Wundermittel vertreibt. Er hat immer genau das im Angebot, was der Kunde braucht: fehlt ein Bein, hat er selbstverständlich das Serum, das Füße nachwachsen lässt. Leider pflegt er ein seltsames Hobby: er vergnügt sich gerne mit Hühnern, was ihm natürlich regelmäßig Ärger mit Farmern beschert. Obwohl er das, wie er selbst sagt, nur aus höchst wissenschaftlichem Interesse macht! Die Serie endet auch entsprechend offen, um sich mindestens eine weitere Fortsetzung sehr gut vorstellen zu können. Genügend Stoff für nicht nur eine, sondern etliche weitere Staffeln findet sich mit Sicherheit im "Fallout"-Universum. Ich würde mit Sicherheit einschalten! Eine abschließende Bemerkung sei mir noch vergönnt: ich habe jetzt witzigerweise Lust, "Fallout" zu zocken und zu schauen, wieviele Details aus der Serie im Videospiel zu entdecken sind. Sicherlich nicht der schlechteste Zeitvertreib für grausig-kalte Apriltage! Steinigt mich bitte nicht, falls sich vielleicht der eine oder andere Fehler hier im Review eingeschlichen hat, seid gewiss: es war keine Absicht!

Bilder: Amazon Prime Video

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Den Begriff "Fallout" kennt man wohl - es handelt sich hier um die englische Version des Fachbegriffs für radioaktiven Niederschlag nach einem Kernreaktorunfall oder einer Kernwaffenexplosion. Sicherlich also um ein sehr unangenehmes Ereignis, mit dem wohl jeder gewisse Gefühle oder Ängste verknüpft. Mit diesen Ängsten, aber ebenso zugehörigen Fantasien spielt auch die gleichnamige Computerspielreihe, die bereits im Jahr 1997 startete. Mein Co-Blogger Maik hatte bereits ein Review der Pilotepisode geschrieben und auch einiges über die Hauptcharaktere Lucy, Maximus und den Ghoul erzählt. Ich habe nun die Ehre, die komplette erste Staffel zu bewerten, die wir seit dem 11. April via Amazon Prime direkt in unsere Wohnzimmer streamen können. Im Verlauf der acht Folgen erleben wir die Abenteuer der Vault-33-Bewohnerin Lucy auf der Suche nach ihrem Vater. Dieser wurde entführt und in die "richtige Welt" verbracht. Auf ihrer Reise wird sie von Aspirant Maximus begleitet, der erst Knappe, dann überstürzt (dank Anhäufung unglücklicher Unfälle und Zufälle) zum Ritter wird. Einen Nebenstrang der Handlung bilden die Erlebnisse des Ghouls, der im bürgerlichen Leben vor langer, langer Zeit auf den Namen Cooper Howard hörte und ein anfangs recht bekannter Schauspieler war. Seine Paraderolle war seinerzeit die des Westernhelden (Sheriffs) in "The Man from Deadhorse". In vielen Rückblenden wird uns von seinem damaligen Leben und gleichzeitig der Geschichte von "Vault-Tec" erzählt. Schießlich spielt seine Frau Barbara eine maßgebliche Rolle in der Konzernleitung. Nachdem nicht jeder mit den Videospielen groß geworden ist bzw. nicht unbedingt zu den Computerspielern zählt, gibt es ein paar Infos über die Hintergrundstory, die uns "Fallout" präsentiert. In einer Art Alternativszenario können wir sehen, was denn so passiert wäre, wenn letztlich wirklich einer jener Supermächtigen dieser Erde (oder Boss eines gewissen Riesenkonzerns) den gewissen, speziellen roten Schalter gedrückt und eben eine Menge höchstgefährlicher Atomsprengköpfe auf die restliche Welt losgelassen hätte - mit allen Konsequenzen. Die erste davon wäre eine großflächige Auslöschung der Lebewesen gewesen, die diesen "Fallout" live miterleben müssen. Wer nicht direkt zu Staub zerfiel, sich verstecken konnte oder sonstwie Glück im Unglück hatte, mutierte dank der Strahlenkrankheit dann mehr oder weniger vorteilhaft. So kommt es schließlich auch dazu, dass wir im Verlauf der Serie etliche genetisch veränderte Kreaturen wie beispielsweise einen mutierten, tonnenschwereren Riesenbären oder riesenhafte Kakerlaken, die sich dank scharfer Schneidezähne und verlängerten Fühlern wunderbar auf das Fressen von Menschen spezialisiert haben, erleben werden. Natürlich gibt es aber auch einen kleinen Teil der Menschheit, die bei uns wohl als "obere Zehntausend" angesehen würden, die sich dank finanzieller Überlegenheit und/oder Zugehörigkeit zu der in "Fallout" beherschenden Firmengruppe "Vault Tech" ein Überleben leisten konnten. Überleben funktioniert in extra dafür geschaffenen unterirdischen Bunkern, den sogenannten Vaults. Viele der so komplett von der Außenwelt hermetisch abgeriegelten und getrennten Bunker scheitern aufgrund des Unvermögens der Menschen, mit dem unterirdischen Leben in teils einfach organisierten Strukturen zurechtzukommen. Andere dieser unterirdischen Wohnhöhlen bleiben aus Furcht, sich der auch nach über 200 Jahren nach dem "Fallout" noch verbliebenen radioaktiven Strahlung auszusetzen, jahrzehntelang verschlossen. Im Laufe der Zeit haben sich in den Vaults dann streng organisierte hierarchische Strukturen mit einem Anführer, dem sogenannten "Overseer", herausgebildet. Zumeist agieren diese landwirtschaftlich und betreiben "Ackerbau", um sich halbwegs vollwertige Nahrung zu organisieren.
"Die Vaults waren nichts weiter als Löcher in der Erde, in der sich die gut betuchten verkrochen hatten, während der Rest der Welt gebrannt hat." (MaJune zu Lucy)
Der Vault, der die Hauptrolle in dieser ersten Staffel spielt, ist "Vault 33". Lucy, die wir bereits aus der Review von Maik kennen, lebt dort mit ihrem Bruder Norm und ihrem Vater Hank ein sehr beschauliches, ruhiges Leben. Hauptsächlich bauen sie Mais an, halten sich brav an alle aufgestellten Regeln und Gesetze, gehen ihren zugewiesenen Aufgaben nach und warten ab, wie die Zeit vergeht. Die Beamer im Vault werfen mit braven Szenarios des ländlichen Nebraska einen Hauch von "Freiheit" an die Wände. Die Bevölkerung da draußen aber hält nicht viel von den Vault-Bewohnern, eher im Gegenteil. "Sardinenbüchsen-Schwachköpfe" dürfte da ein noch harmloses Schimpfwort für diese sein. Sicher, das was wir von den Vault-Bewohnern so mitbekommen, macht einen unaufgeregten, nerdigen Eindruck. Wie soll sich schon ein Mensch und dessen Charakter vollumfänglich entwickeln, wenn er die Außenwelt, das "richtige Leben" nur von alten schwarz-weiß Videos kennt? Diese sind zudem auch noch lehrfilmartig von "Vault-Tec" aufbereitet und somit nicht wirklich neutral und real erstellt. Wie wir es schon aus anderen totalitären Systemen kennen, wird in ihnen vor allem das gezeigt, was "Vault-Tec" möchte, um die Bewohner nach deren Weltbild und -vorstellungen zu indoktrinieren. "Vault-Tec" selbst ist ein gigantischer Industriekonzern, dem "halb Amerika gehört" und der so ganz eigene Wachstumspläne und Ideen verfolgt, wie er denn lästige Konkurrenz los werden kann. Wirklich alle Gegner, ob die Politik, feindliche Gruppierungen oder Konzerne, Umweltschützer, Stakeholders oder sonstwer: alle müssen weg. Wie das am einfachsten zu bewerkstelligen ist? Klar, durch einen sauber geplanten, korrekt dimensionierten und ebenso umgesetzten radioaktiven "Anschlag", bei dem eben alles, was nicht bei drei in einem speziellen Vault-Bunker Zuflucht gefunden hat, vom Angesicht dieser Erde mehr oder weniger vollkommen getilgt wird. Wer bezahlt, wird gerettet - oder wer eben eine maßgebliche Rolle beim richtigen Arbeitgeber (wer sollte es anderes sein als "Vault-Tec" selbst?) gefunden hat. Leider ist nicht alles Gold, was glänzt und so hat die Konzernführung auch für die so "geretteten" Kollegen so einiges im Sinn. Dies reicht von Menschenexperimenten über die Züchtung von "Superhumans" zu allgemeinen Tests, wie denn die überlebenden Menschen mit der extrem verunsichernden Situation des Lebens unter der Erde klarkommen. Vielleicht lässt sich das Wissen irgendwann an irgendwen teuer verkaufen. Man weiß ja nie. Einen weiteren "Big Player" in dieser Ödnis stellt die "Stählerne Bruderschaft" dar. Die "Stählerne Bruderschaft" hat militärischen Hintergrund, wie der leicht martialisch anmutende Name bereits vermuten lässt. Sie ist streng hierarchisch strukturiert und bildet eine Art "modernen Ritterorden", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das verbliebene Wissen und Technologien zu konservieren und strikt zu kontrollieren, wer dazu Zugang erhalten darf und wer besser nicht. "Fleisch vergeht, bloß Stahl besteht", das darf sich unser Maximus bereits zu Beginn von seinen Kumpanen aka Aspiranten anhören. Das ist wohl das Credo der Kadetten in Ausbildung, die darauf hoffen, irgendwann einmal zuerst Knappe eines Ritters und vielleicht mit ganz viel Glück und Tapferkeit (und viiiieeeeel Vitamin B) selbst einmal Ritter zu werden. Ritter haben unter anderem den Vorteil, dass sie den stylischen, dem Träger eine ordentliche Portion Feuerkraft und Power übertragenden, Kampfanzug Typ T60 tragen dürfen. Maximus' Bild des edlen Ritters hoch zu Ross wird bald getrübt, als er erfährt, welch Drecksack denn in den Genuss kommt, sein (Ausbildungs-)Ritter sein zu dürfen. Zum Thema Dreck passt es auch ganz gut, dass auch öfter Latrinendienst auf dem Dienstplan von Maximus steht. Sein Ausbilder spart auch nicht mit Kritik:
"Wir sind die Finder und Bewahrer und solange ihr nicht wisst, was es zu finden und zu bewahren gilt, seid ihr selbst als Leiche nützlicher." (Ausbilder Thaddeus Minion)
Ist man, wie ich, nicht wirklich in der Welt der "Fallout"-Computerspiele zu Hause, muss man vieles, was hier so an Querverweisen, Anspielungen, Verflechtungen, Handlungsstränge, Gruppierungen etc. gezeigt wird, erst auf sich wirken und sich auf all diese Eindrücke, Szenarien, Farben und Verrücktheiten erst einlassen. Tut man das aber, so wird man wirklich belohnt. Bei mir kam keine einzige Minute Langeweile auf, während ich Lucy, Maximus und den Ghoul im Verlauf dieser Serie verfolgte. Ich vergebe daher
[Rating:4/5]
Sicher entgehen dem (in Bezug auf die "Fallout"-Games) ungeschulten Auge einige Details und liebevolle Anspielungen. Trotz alledem hat mich gerade der Detailreichtum, der gezeigt wurde, überrascht: Märkte, auf denen kulinarische Köstlichkeiten wie "Leguan am Stiel" angeboten werden, die eine oder andere zweiköpfige Kuh, die stolz an der Leine vorgeführt wird, die Standardwährung Kronkorken (Nuka-Cola-Korken) oder spezielles Vokabular. Wir lernen, dass mit dem Begriff "Glatthäute" die Vault-Bewohner gemeint sind, die von den Oberweltbewohnern so genannt werden, da eben das Leben "da oben" nicht ganz spurlos an den Menschen vorübergeht. Auch Lebensweisheiten werden großzügig dargeboten:
"Das Leben hier oben ist kein Ponyhof, Schätzchen. Da muss man auch schon mal jemand anderen essen." (Ghoul zu Lucy)
Entlang des Weges der Protagonisten finden sich viele Verweise auf die Computerspielreihe wie zum Beispiel das Medikament "RADAWAY", das wogegen hilft? Glasklar: gegen das Aufkommen der Strahlenkrankheit. Rechtzeitig eingenommen, bleibt man schon länger Glatthaut - sprich der Radioaktivätslevel des Nutzers geht nach Anwendung deutlich zurück. Es gibt "Stimpaks", die eben bei Injektion so manche Wunde heilen bzw. den Nutzer sauber aufputschen. Natürlich darf auch der klassische, aus der "Fallout-Welt" nicht wegzudenkende "Pip-Boy" nicht fehlen, den Maik bereits in seiner Review erwähnte. Dieser am Handgelenk getragene Tausendsassa hat viele äußerst brauchbare Funktionen und stellt also ein echt nützliches Wearable dar, das nicht nur den Gesundheitszustand des Trägers, sondern auch dank Geigerzähler den Radioaktivätslevel der Umgebung anzeigt. Brauchbar, gerade im Ödland, wo teilweise noch sehr viel Ungutes in der Luft liegt. Humor kommt allgemein nicht zu kurz in der Serie. Es gibt zum Beispiel einen Typ, der ganz verzweifelt ist, weil seine Sandfilteranlage in die er nur Sand füllt, kein Wasser produziert oder den anderen Kameraden, der wie ein mittelalterlicher Quacksalber allerlei Wundermittel vertreibt. Er hat immer genau das im Angebot, was der Kunde braucht: fehlt ein Bein, hat er selbstverständlich das Serum, das Füße nachwachsen lässt. Leider pflegt er ein seltsames Hobby: er vergnügt sich gerne mit Hühnern, was ihm natürlich regelmäßig Ärger mit Farmern beschert. Obwohl er das, wie er selbst sagt, nur aus höchst wissenschaftlichem Interesse macht! Die Serie endet auch entsprechend offen, um sich mindestens eine weitere Fortsetzung sehr gut vorstellen zu können. Genügend Stoff für nicht nur eine, sondern etliche weitere Staffeln findet sich mit Sicherheit im "Fallout"-Universum. Ich würde mit Sicherheit einschalten! Eine abschließende Bemerkung sei mir noch vergönnt: ich habe jetzt witzigerweise Lust, "Fallout" zu zocken und zu schauen, wieviele Details aus der Serie im Videospiel zu entdecken sind. Sicherlich nicht der schlechteste Zeitvertreib für grausig-kalte Apriltage! Steinigt mich bitte nicht, falls sich vielleicht der eine oder andere Fehler hier im Review eingeschlichen hat, seid gewiss: es war keine Absicht!

Bilder: Amazon Prime Video

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https://www.serieslyawesome.tv/review-fallout-staffel-1/feed/ 5 205080
Rewatch-Review: „Fleabag“ S01E01 (Pilot) https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-fleabag-s01e01-pilot/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-fleabag-s01e01-pilot/#respond Sun, 14 Apr 2024 08:04:57 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=204904 2013 hat Phoebe Waller-Bridge beim Edinburgh Fringe Festival ein Ein-Frau-Theaterstück namens "Fleabag" aufgeführt. 2016 wurde die von Amazon Studios mitproduzierte Serienfassung für BBC Three erstellt, die kurz darauf über Prime Video zum internationalen Hit wurde. Noch immer ist dieser Beitrag mit Bezug zu einer wohl nie kommenden dritten Staffel der Serie einer der am regelmäßigsten aufgerufenen Artikel hier bei uns im Blog. "Fleabag" ist Kult. Wir hatten euch bereits 2017 einen Serientipp zur ersten Staffel gebracht, jetzt ist die Pilotfolge nochmal separat an der Reihe. Denn so unterhaltsam ich "Fleabag" auch fand, so richtiger Rewatch-Reiz kam bei mir nie auf. Was seltsam ist, sind die wenigen und kurzen Folgen doch eigentlich ziemlich fix durchgeschaut. Aber funktioniert "Fleabag" auf den zweiten Blick noch genauso gut? Finden wir es heraus! Die offizielle Kurzzusammenfassung zur Folge lautet "Angry, pervy, outrageous and hilarious Fleabag arrives with a bang, as she spins through the city grasping at anyone and anything that might keep her head above water." - joa, das passt wohl. Die Pilotfolge ist eine gelungene Vorstellung und Einführung in das verkorkste Leben von Titelfigur Fleabag. Das typische Element des Durchbrechens der vierten Wand wird direkt zur Begrüßung angewandt. Die ersten gesprochenen Worte sind direkt an uns Zuschauer:innen gerichtet. Schnell wird auch deutlich, welch gutes Timing und hohes Tempo die Dialoge der Serie besitzen. Wenn beispielsweise Fleabag an uns gerichtet "He's thrilled" sagt, ehe der gemeinte "He" selbst an sie gerichtet "I'm thrilled" sagt. Dass letztlich die komplette Eröffnungsszene auf den folgenden Satz und den kurz eingefurzten Titelscreen hinzielt, charakterisiert die Figur und Serie hervorragend.
"Do i have sa massive asshole?!?" (Fleabag)
Ja, Fleabag ist obszön. Nicht umsonst kommt die erste Folge mit einer überraschend hohen FSK18-Einstufung daher - das hatte ich so nicht mehr in Erinnerung. Aber gut, hier wird auf Obama masturbiert, geflucht oder auch eine Brust vor dem Verlassen eines Tops gerettet. Hugh Dennis mag nach der kultigen Pullover-pull-over-Szene gar von sexueller Belästigung sprechen. [php function=1] Besonders schnelle Schlagwechsel bekommen wir zwischen den beiden schlechten Feministinnen, Fleabag und ihrer Schwester Claire zu sehen. Dass "Fleabag" aber nicht nur gehobene Geschwindigkeit, sondern auch langsam entfaltende Gags drauf hat, demonstriert die Szene mit dem Stromdieb im Café auf herrliche Art und Weise. Allgemein ist die Folge sehr dynamisch gehalten und weiß vom Pacing her zu überzeugen.
"I have a horrible feeling I'm a greedy, perverted, selfish, apathetic, cynical, depraved, mannish-looking, morally bankrupt woman who can't even call herself a feminist." - "Well... You get all that from your mother.” (Fleabag & ihr Vater)
Hinten heraus wird dann noch gelungen die emotionale Tiefe der Serie und Figur angedeutet. Nein, "Fleabag" ist nicht nur lockeres "Nach mir die Sinflut"-Heititei-Leben, hinter dem Verhalten von Fleabag stecken offenkundig Probleme, Zweifel und Verzweiflung. Gekonnt wird das bereits angedeutet, als die eigentlich von Fleabag körperlich unterstützte Betrunkene an der Bushaltestelle mitleidig fragt, wieso Fleabag denn so traurig sei. Nur, um kurz darauf negativ von der Story getoppt zu werden, die Fleabag dem geschwätzigen Taxifahrer erzählt. Die beste Freundin, die wir in zuvor für harmlos empfundenen, lockeren Einschüben zu sehen bekommen hatten, ist kürzlich verstorben. Uff, das hat gesessen.
[Rating:4/5]
Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, wie erfrischend und schnell "Fleabag" doch ist! Beim erneuten Anschauen der Folge habe ich mich köstlich amüsieren können. Wir erhalten einen gelungenen Einstieg in die Serie sowie ihren Hauptcharakter. Zudem wird bereits an vielen Ecken und Enden Vorarbeit geleistet, was zukünftige Storylines anbelangt. Ein hervorragender Auftakt mit authentischem Schauspiel, willkommener Überdrehtheit sowie einigen zu entdeckenden Details. Selbst im Abspann bleibt es unterhaltsam, wenn wir lustige Rollennamen wie "Arsehole Guy" oder "Bus Rodent" zu sehen bekommen. Hm, vielleicht sollte ich doch dem Rewatch beiwohnen, den das Lieblingsmädchen geplant hat...

Bilder: Amazon Studios

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2013 hat Phoebe Waller-Bridge beim Edinburgh Fringe Festival ein Ein-Frau-Theaterstück namens "Fleabag" aufgeführt. 2016 wurde die von Amazon Studios mitproduzierte Serienfassung für BBC Three erstellt, die kurz darauf über Prime Video zum internationalen Hit wurde. Noch immer ist dieser Beitrag mit Bezug zu einer wohl nie kommenden dritten Staffel der Serie einer der am regelmäßigsten aufgerufenen Artikel hier bei uns im Blog. "Fleabag" ist Kult. Wir hatten euch bereits 2017 einen Serientipp zur ersten Staffel gebracht, jetzt ist die Pilotfolge nochmal separat an der Reihe. Denn so unterhaltsam ich "Fleabag" auch fand, so richtiger Rewatch-Reiz kam bei mir nie auf. Was seltsam ist, sind die wenigen und kurzen Folgen doch eigentlich ziemlich fix durchgeschaut. Aber funktioniert "Fleabag" auf den zweiten Blick noch genauso gut? Finden wir es heraus! Die offizielle Kurzzusammenfassung zur Folge lautet "Angry, pervy, outrageous and hilarious Fleabag arrives with a bang, as she spins through the city grasping at anyone and anything that might keep her head above water." - joa, das passt wohl. Die Pilotfolge ist eine gelungene Vorstellung und Einführung in das verkorkste Leben von Titelfigur Fleabag. Das typische Element des Durchbrechens der vierten Wand wird direkt zur Begrüßung angewandt. Die ersten gesprochenen Worte sind direkt an uns Zuschauer:innen gerichtet. Schnell wird auch deutlich, welch gutes Timing und hohes Tempo die Dialoge der Serie besitzen. Wenn beispielsweise Fleabag an uns gerichtet "He's thrilled" sagt, ehe der gemeinte "He" selbst an sie gerichtet "I'm thrilled" sagt. Dass letztlich die komplette Eröffnungsszene auf den folgenden Satz und den kurz eingefurzten Titelscreen hinzielt, charakterisiert die Figur und Serie hervorragend.
"Do i have sa massive asshole?!?" (Fleabag)
Ja, Fleabag ist obszön. Nicht umsonst kommt die erste Folge mit einer überraschend hohen FSK18-Einstufung daher - das hatte ich so nicht mehr in Erinnerung. Aber gut, hier wird auf Obama masturbiert, geflucht oder auch eine Brust vor dem Verlassen eines Tops gerettet. Hugh Dennis mag nach der kultigen Pullover-pull-over-Szene gar von sexueller Belästigung sprechen. [php function=1] Besonders schnelle Schlagwechsel bekommen wir zwischen den beiden schlechten Feministinnen, Fleabag und ihrer Schwester Claire zu sehen. Dass "Fleabag" aber nicht nur gehobene Geschwindigkeit, sondern auch langsam entfaltende Gags drauf hat, demonstriert die Szene mit dem Stromdieb im Café auf herrliche Art und Weise. Allgemein ist die Folge sehr dynamisch gehalten und weiß vom Pacing her zu überzeugen.
"I have a horrible feeling I'm a greedy, perverted, selfish, apathetic, cynical, depraved, mannish-looking, morally bankrupt woman who can't even call herself a feminist." - "Well... You get all that from your mother.” (Fleabag & ihr Vater)
Hinten heraus wird dann noch gelungen die emotionale Tiefe der Serie und Figur angedeutet. Nein, "Fleabag" ist nicht nur lockeres "Nach mir die Sinflut"-Heititei-Leben, hinter dem Verhalten von Fleabag stecken offenkundig Probleme, Zweifel und Verzweiflung. Gekonnt wird das bereits angedeutet, als die eigentlich von Fleabag körperlich unterstützte Betrunkene an der Bushaltestelle mitleidig fragt, wieso Fleabag denn so traurig sei. Nur, um kurz darauf negativ von der Story getoppt zu werden, die Fleabag dem geschwätzigen Taxifahrer erzählt. Die beste Freundin, die wir in zuvor für harmlos empfundenen, lockeren Einschüben zu sehen bekommen hatten, ist kürzlich verstorben. Uff, das hat gesessen.
[Rating:4/5]
Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, wie erfrischend und schnell "Fleabag" doch ist! Beim erneuten Anschauen der Folge habe ich mich köstlich amüsieren können. Wir erhalten einen gelungenen Einstieg in die Serie sowie ihren Hauptcharakter. Zudem wird bereits an vielen Ecken und Enden Vorarbeit geleistet, was zukünftige Storylines anbelangt. Ein hervorragender Auftakt mit authentischem Schauspiel, willkommener Überdrehtheit sowie einigen zu entdeckenden Details. Selbst im Abspann bleibt es unterhaltsam, wenn wir lustige Rollennamen wie "Arsehole Guy" oder "Bus Rodent" zu sehen bekommen. Hm, vielleicht sollte ich doch dem Rewatch beiwohnen, den das Lieblingsmädchen geplant hat...

Bilder: Amazon Studios

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https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-fleabag-s01e01-pilot/feed/ 0 204904
Review: Star Trek Discovery S05E03 – Jinaal https://www.serieslyawesome.tv/review-star-trek-discovery-s05e03-jinaal/ https://www.serieslyawesome.tv/review-star-trek-discovery-s05e03-jinaal/#respond Sat, 13 Apr 2024 11:11:22 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=204942 meiner Kritik zu den ersten zwei Episoden der Serie die Hoffnung geäußert, dass wir (Discovery & ich) trotz aller Differenzen die letzten Monate in unserer gemeinsamen Wohnung bis zur endgültigen Trennung mit Anstand und Respekt verbringen können. Jedoch bleibt „Star Trek: Discovery“ sich auch in der dritten Folge treu, die in belanglosen Handlungssträngen und gefühlsarmen romantischen Geschichten versinkt, die es nicht einmal in einen Groschenroman geschafft hätten. Schauen wir uns diese missliche Lage Schritt für Schritt an. Wie erwähnt, war der Staffelauftakt durchaus solide – sofern man positiv eingestellt ist. Die Discovery ist darauf aus, die übermächtige Technologie der Schöpfer aller intelligenten Wesen im bekannten Universum vor bösen Mächten zu schützen. Der nächste Teil des Puzzles wird auf dem Planeten Trill vermutet. Welch ein „Zufall“, denn dort befindet sich auch Adiras Partner Gray in der Ausbildung. Beide sind erfreut, sich zu sehen, wissen jedoch nicht, wie es mit ihrer Beziehung weitergehen soll. Teenager in einer Fernbeziehung, die Chancen stehen also gegen Null. Und es ist derart langweilig, uninspiriert und unwichtig dargestellt, dass ich mir fast schon einen Eimer neben das Sofa stellen musste. Gray versucht, mit minimalen Gesichtsausdrücken etwas Gefühl in die Szene zu bringen, aber es funktioniert nicht; Adira wirkt einfach nur verunsichert, wobei man sich fragt, ob es gespielte Unsicherheit ist oder die Unsicherheit des Schauspielers, der selbst nicht weiß, was hier eigentlich vorgeht. Denn Adira ist nicht einmal ein tragender Charakter, ich verstehe nicht, was die Autoren hier bezwecken. Im Gegensatz dazu ist die Romanze mit Saru wenigstens sinnvoll im Kontext der Gesamtgeschichte. Auch wenn ich hier ebenfalls nicht verstehe, was dieses Herumeiern um den Verlobungsbrief soll. Verliert T'Rina die Präsidentschaft? Bricht die Föderation auseinander, wenn die Verbindung bekannt wird? Oder ist es der Mitarbeiter, welcher Saru seine Bedenken einflößt und selbst in T'Rina verliebt ist? Auch die Suche nach der übermächtigen Technik enttäuscht. Booker und Michael sind natürlich wieder zusammen unterwegs. Man fragt sich tatsächlich, wozu es überhaupt eine Crew auf dem Raumschiff gibt, wenn alle so inkompetent sind, dass Michael nur mit ihrer On-Off-Beziehung unterwegs sein muss. Wenigstens bekommt Culber etwas Screentime und darf das Vehikel für einen schon seit Langem verstorbenen Trill-Geist sein, der damals als Wissenschaftler zur übermächtigen Technik geforscht hat. Sein genialer Plan: Nur Personen, die würdig sind, erhalten ein Stück zum Puzzle. Das verstehen Michael und Booker zunächst nicht, und zuerst müssen sie gegen halb unsichtbare Rieseninsekten kämpfen. Spannung kommt hier gar nicht auf. Ob sie rennen oder langsam gehen, sie werden nicht getroffen bzw. Booker wird aus dramaturgischen Gründen verletzt, aber es ist nicht schlimm. Da sie am Ende ohne Konflikt die bösen Wesen überzeugen können, dass sie keine Gefahr darstellen, erbarmt sich der Trill-Wissenschaftler in Form von Culber und händigt ihnen das Puzzlestück aus. Puh, das haben wir geschafft. Die große Rettung der Folge, so dachte ich, wäre der neue Charakter der Serie, Rayner. Ich bin von seiner Interaktion mit der Crew begeistert. Michael hat ihn dazu verdonnert, die Crew kennenzulernen. Er hat aber keinen Bock darauf, was vor dem Hintergrund dieses Kindergartens an Bord der Discovery auch mehr als verständlich ist. Jedes Crewmitglied darf nur 20 Wörter mit ihm austauschen, und für ein paar Minuten hat man das Gefühl, dass ein Erwachsener mitspielt. Am Ende wird er leider von Tilly wieder eingefangen, und ich befürchte, dass er ab jetzt auch weichgespült wird, sodass er bald weinend darüber sprechen wird, dass er seine Kindheitsliebe wiedersehen möchte. TL;DR: „Star Trek: Discovery“ bleibt sich treu und liefert eine Episode, die viel Gefühl transportieren möchte, dabei jedoch komplett scheitert. So verliert auch die spannungsgeladene Action ihren Schwung, und es gibt auch in dieser Hinsicht keinen Fortschritt. Es kann nur noch schlimmer werden. Bis nächste Woche.
[Rating:1/5]

Bilder: Paramount+ / CBS Studios

Vorherige Folge]]>
meiner Kritik zu den ersten zwei Episoden der Serie die Hoffnung geäußert, dass wir (Discovery & ich) trotz aller Differenzen die letzten Monate in unserer gemeinsamen Wohnung bis zur endgültigen Trennung mit Anstand und Respekt verbringen können. Jedoch bleibt „Star Trek: Discovery“ sich auch in der dritten Folge treu, die in belanglosen Handlungssträngen und gefühlsarmen romantischen Geschichten versinkt, die es nicht einmal in einen Groschenroman geschafft hätten. Schauen wir uns diese missliche Lage Schritt für Schritt an. Wie erwähnt, war der Staffelauftakt durchaus solide – sofern man positiv eingestellt ist. Die Discovery ist darauf aus, die übermächtige Technologie der Schöpfer aller intelligenten Wesen im bekannten Universum vor bösen Mächten zu schützen. Der nächste Teil des Puzzles wird auf dem Planeten Trill vermutet. Welch ein „Zufall“, denn dort befindet sich auch Adiras Partner Gray in der Ausbildung. Beide sind erfreut, sich zu sehen, wissen jedoch nicht, wie es mit ihrer Beziehung weitergehen soll. Teenager in einer Fernbeziehung, die Chancen stehen also gegen Null. Und es ist derart langweilig, uninspiriert und unwichtig dargestellt, dass ich mir fast schon einen Eimer neben das Sofa stellen musste. Gray versucht, mit minimalen Gesichtsausdrücken etwas Gefühl in die Szene zu bringen, aber es funktioniert nicht; Adira wirkt einfach nur verunsichert, wobei man sich fragt, ob es gespielte Unsicherheit ist oder die Unsicherheit des Schauspielers, der selbst nicht weiß, was hier eigentlich vorgeht. Denn Adira ist nicht einmal ein tragender Charakter, ich verstehe nicht, was die Autoren hier bezwecken. Im Gegensatz dazu ist die Romanze mit Saru wenigstens sinnvoll im Kontext der Gesamtgeschichte. Auch wenn ich hier ebenfalls nicht verstehe, was dieses Herumeiern um den Verlobungsbrief soll. Verliert T'Rina die Präsidentschaft? Bricht die Föderation auseinander, wenn die Verbindung bekannt wird? Oder ist es der Mitarbeiter, welcher Saru seine Bedenken einflößt und selbst in T'Rina verliebt ist? Auch die Suche nach der übermächtigen Technik enttäuscht. Booker und Michael sind natürlich wieder zusammen unterwegs. Man fragt sich tatsächlich, wozu es überhaupt eine Crew auf dem Raumschiff gibt, wenn alle so inkompetent sind, dass Michael nur mit ihrer On-Off-Beziehung unterwegs sein muss. Wenigstens bekommt Culber etwas Screentime und darf das Vehikel für einen schon seit Langem verstorbenen Trill-Geist sein, der damals als Wissenschaftler zur übermächtigen Technik geforscht hat. Sein genialer Plan: Nur Personen, die würdig sind, erhalten ein Stück zum Puzzle. Das verstehen Michael und Booker zunächst nicht, und zuerst müssen sie gegen halb unsichtbare Rieseninsekten kämpfen. Spannung kommt hier gar nicht auf. Ob sie rennen oder langsam gehen, sie werden nicht getroffen bzw. Booker wird aus dramaturgischen Gründen verletzt, aber es ist nicht schlimm. Da sie am Ende ohne Konflikt die bösen Wesen überzeugen können, dass sie keine Gefahr darstellen, erbarmt sich der Trill-Wissenschaftler in Form von Culber und händigt ihnen das Puzzlestück aus. Puh, das haben wir geschafft. Die große Rettung der Folge, so dachte ich, wäre der neue Charakter der Serie, Rayner. Ich bin von seiner Interaktion mit der Crew begeistert. Michael hat ihn dazu verdonnert, die Crew kennenzulernen. Er hat aber keinen Bock darauf, was vor dem Hintergrund dieses Kindergartens an Bord der Discovery auch mehr als verständlich ist. Jedes Crewmitglied darf nur 20 Wörter mit ihm austauschen, und für ein paar Minuten hat man das Gefühl, dass ein Erwachsener mitspielt. Am Ende wird er leider von Tilly wieder eingefangen, und ich befürchte, dass er ab jetzt auch weichgespült wird, sodass er bald weinend darüber sprechen wird, dass er seine Kindheitsliebe wiedersehen möchte. TL;DR: „Star Trek: Discovery“ bleibt sich treu und liefert eine Episode, die viel Gefühl transportieren möchte, dabei jedoch komplett scheitert. So verliert auch die spannungsgeladene Action ihren Schwung, und es gibt auch in dieser Hinsicht keinen Fortschritt. Es kann nur noch schlimmer werden. Bis nächste Woche.
[Rating:1/5]

Bilder: Paramount+ / CBS Studios

Vorherige Folge ]]>
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Review: Fallout S01E01 – „The End“ (Pilot) https://www.serieslyawesome.tv/review-fallout-s01e01-the-end-pilot/ https://www.serieslyawesome.tv/review-fallout-s01e01-the-end-pilot/#comments Thu, 11 Apr 2024 07:20:32 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=204850 Nach langem Warten und einem kurzfristigen Vorziehen um einige Stunden ist in der Nacht zum heutigen Donnerstag die erste Staffel von "Fallout" (Trailer) bei Amazon Prime Video veröffentlicht worden. Einige Vorabreviews sprechen von einer der besten Videospiel-Adaptionen überhaupt, die auf einer Höhe mit "The Last of Us" stehen soll. Ich habe gerade die erste Episode gesehen und möchte euch darstellen, ob der Einstieg in das postapokalyptische Abenteuer gelungen ist. Oder vielmehr: Wie sehr er gelungen ist.

Jedes Ende ist ein Anfang

Ordentlich Retrofuturistischen Charme bekommen wir direkt zu Beginn zu sehen. Eine 60er-Jahre-Gesellschaft mit umgesetzten Zukunftsvisionen, was das Design von Autos und Wolkenkratzern anbelangt. Noch ist alles gut - naja, wenn man davon absieht, dass ein Cowboy auf einem echten Pferd Tricks auf einer Kindergeburtstagsparty veranstaltet. Klischeehaft werden Radioansagen über das Verschwinden des US-Präsidenten ignoriert und auch der Wettermann, der seinen Job verweigert, weil niemand garantieren kann, dass wir die nächste Woche überhaupt noch erleben würden, wird weggeschaltet, weil "wir jetzt mal alle unbeschwert eine gute Zeit haben wollen". Am Beispiel einer lediglich ihren Sohn schützenden Mutter wird auch ein bisschen aufgezeigt, wie sehr Menschen im Allgemeinen gerne die Augen vor der harten Realität verschließen. Zum Beispiel davor, dass das Fernsehbild offenkundig digital eingefügt worden ist - das hätte ich mir retrohaft-körniger und authentischer gewünscht. Aber hey - es gibt Nuka-Cola-Werbung zu sehen! Nur eines von später vielen Entdeckungen für Fans der "Fallout"-Spielereihe. [php function=1] Den wohl intensivsten Moment der ganzen Folge bekommen wir mit dem Einschlag des ersten Atombombensprengkopfes geboten. Ein beeindruckend inszenierter Moment, der die Schockstarre der Charaktere genauso gelungen darstellt wie die Visualität des Atompilzes. Vielleicht wäre es gar noch stärker gewesen, wenn dieser sich stetig in der Spiegelung der Glasfront aufgebaut hätte, statt dass man direkt dorthin schneidet. Aber auch so hat die alles verändernde Szene auch im übertragenen Sinne einen gewaltigen Impact gehabt. So sehr, dass ein 219-jähriger Zeitsprung folgt.

LUCY

Als erstes stellt sich Lucy MacLean uns und dem Gremium vor, bei dem sie einen Bunker-Tausch beantragt. Vor allem zu Beginn dürften Spielende der "Fallout"-Reihe sich direkt zuhause fühlen. Die stilechten blau-gelben Anzügen, das smarte Arm-Device namens Pip-Boy, der Bubblehead! Man schafft es dabei ganz gut, sich nicht in einer leeren Einführungsschleife zu verlieren, sondern direkt eine Handlung voranzutreiben. Der Tausch zwischen den Bunkern 33 und 32 wurde bewilligt - Pflanzliche Samen und Ersatzteile gegen die menschliche Samenanlage Monty. Okidoki!
"What's your sperm count?" (Lucy)
Gelungen empfand ich, wie man nach und nach Ungereimtheiten präsentiert und so Zweifel beim Zuschauenden geschürt hat. Beim Öffnen des direkten Zuganges zum Nachbarbunker wird bereits klar, dass dieser etwas lascher geführt zu werden scheint. Die Personen wirken dreckiger, Monty hat gar Narben auf dem Rücken. Der Schein trügt nicht: Plünderer hatten den Bunker gekapert und heruntergebrannt. Es folgt die zweitbeste Sequenz der Folge, in der Lucy sich einen Weg durch das Chaos bahnt - Stimpack und viele ausgefallene Todesarten inklusive. Da kam schon GEWALTig Charme vom FSK-Shooter rüber. Besonders gefallen haben mir auch die verbrennenden Hintergründe des 3D-Projektors, die die Visualität von Explosionen eines Atomschlages wiedergegeben haben.
"Where are you taking him?" - "To the real world. You should see it some time." (Lucy & Lee)
Letztlich diente diese Einführung nicht nur der Bunker-Vorstellung, sondern vor allem der Motivations-Etablierung für Charakter Lucy. Deren Vater wurde von den Plünderern an die Oberfläche verschleppt. Etwas seltsam, dass diese nicht den Bunker für sich beansprucht haben, aber gut. Für spätere Entwicklungen dürfte hier vor allem noch relevant werden, dass Entführerin Lee allem Anschein nach Lucys Mutter kannte. Nachdem einige neue, unblutige Motivationsposter aufgehangen wurden und Lucys Vorschlag zur Aussendung eines Rettungstrupps abgelehnt wurde, macht sie sich kurzerhand selbst auf dem Weg. Dass sie das so einfach machen kann, wirkt zwar irgendwo unsinnig, aber in gewisser Weise spielt die Serie auch mit dieser notwendigen Laschheit, indem jemand, der lediglich hinterher ruft, sie solle nicht gehen, danach süffisant meint, dass das wohl nichts gebracht habe. Nicht nur dieser Moment erinnert sehr an den Startpunkt der Videospiel-Abenteuer, allgemein ist die Inszenierung der Hauptluken-Öffnung sehr stilecht zelebriert worden. Auch das triste Wasteland wurde beeindruckend dargestellt. Allgemein wundert es mich, dass es bereits in dieser Folge für uns raus ging, ich hatte die Öffnung eher als finale Szene und Cliffhanger-Moment erwartet.
"How's your day going?" - "Bad as everyone elses." (Norm & Davey)

MAXIMUS

Als zweite Hauptfigur wird uns Maximus in der Pilotfolge vorgestellt. Der hat sich klischeehaft im Kühlschrank versteckt, um die Schockwelle des Atomschlages zu überstehen, und wurde dann von der "Brotherhood of Steel" aufgenommen. Die Anzüge der ruchlosen Vereinigung sind schon sehr nice gestaltet! Und auch die Übermittlung des nächsten Missionszieles über Koordinaten-bedingte Ausmalraster hat mir gefallen. Eine Runde Ziegel-Basketball sowie einen Vorfall mit in einem Schuh versteckten Rasiermessern später wird Maximus zum Knappen von Ritter Titus ernannt. In der Videospielreihe trifft man auch auf die Brotherhood und hat gar die Möglichkeit, sich ihr anzuschließen, die Anzüge zu nutzen und Missionen zu erfüllen. Interessant, dass man diese Charaktere nicht nur als flüchtige Begegnung für Lucy in der realen Welt nutzt, sondern direkt eine Hauptfigur aus dem Inneren des Konstruktes etabliert. Als würden wir mehrere alternative Spielweisen gleichzeitig geboten bekommen.

THE GHOUL

Eine weitere ist der Ghoul, der von einer Truppe Kopfgeldjäger ausgebuddelt wird, deren Namen wir uns nicht merken müssen. Vielmehr sollte man sich den "Junk Jet" merken - die kultige Waffe aus dem Videospiel, die so ziemlich alles, was man rein packt, als Munition benutzt und verschießen kann, wurde direkt mal eindrucksvoll mit dem Verschießen eines Babypuppenfußes eingeführt, sehr schön! An dieser Stelle brauche ich vermutlich nicht erklären, dass es sich beim Ghoul um unseren Geburtstagsparty-Cowboy aus der ersten Szene handelt. Gerade bei ihm wird noch spannend zu sehen sein, welche Weiten er in der postapokalyptischen Welt bereisen wird und welche anderen Rückbezüge zur Vor-Welt es noch geben wird. [php function=2] Last but not least möchte ich noch den Song im Outro hervorheben. Der erzeugt nicht nur klassische Stimmung, sondern weiß auch mit passenden Lyrics wie "I'll kiss those radiation burns awaaayyyy!" aufzuwarten. Hach, alles wird gut!
[Rating:4.5/5]
Das war ein ziemlich starker Auftakt, der definitiv Lust schürt, direkt weiter zu schauen. Das werde ich auch möglichst zeitnah machen, denn die sieben weiteren Folgen der Staffel sind allesamt auch bereits auf Amazon Prime Video verfügbar. Aller Voraussicht nach wird euch mein Co-AWESOMER Chris demnächst dann ein Review zur gesamten Staffel hier im Blog präsentieren. Trotz der Länge von rund 70 Minuten (plus Staffel-Vorschau) hat sich die Pilotfolge recht kurzweilig angefühlt. Der Charme der Videospiele und deren typischer Einführung in die Bunker konnte zumindest im Ansatz adaptiert werde. Szenen aus Vorschau und Trailer nach zu urteilen, dürfte noch deutlich mehr rund um den Vault Boy und Vault-Tec in den nächsten Episoden folgen. Allgemein wirkt die Aufmachung hochwertig, es gab bereits einige schöne Aufnahmen zu sehen und auch der Cast wirkt enorm stark. Ebenso hat mir gefallen, wie man lockere und ernste Elemente ausbalancieren konnte. Der vielversprechende Eindruck der Trailer konnte jedenfalls bestärkt werden. Spannend finde ich den Ansatz mit den drei unterschiedlichen Charakteren und Geschichten, die gut die verschiedenen Pfade und Welten von "Fallout" abbilden. Nicht ganz unwahrscheinlich dürfte sein, dass diese auf die eine oder andere Weise zusammen finden, wobei es spannend sein wird, wie sehr man die einzelnen Geschichten miteinander verwebt, oder ob das - analog zu unterschliedlichen Spielständen, die man lädt - getrennt voneinander erzählt wird. Außerdem ist noch fraglich, ob Lucy weiterhin deutlich mehr Platz einnehmen wird als die anderen Figuren. Fest steht: Jetzt geht das Abenteuer erst richtig los! Mal schauen, ob wir noch eine coole Zeitlupen-Trefferquoten-Einstufung geboten bekommen werden.

Bilder: JoJo Whilden/Prime Video

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Nach langem Warten und einem kurzfristigen Vorziehen um einige Stunden ist in der Nacht zum heutigen Donnerstag die erste Staffel von "Fallout" (Trailer) bei Amazon Prime Video veröffentlicht worden. Einige Vorabreviews sprechen von einer der besten Videospiel-Adaptionen überhaupt, die auf einer Höhe mit "The Last of Us" stehen soll. Ich habe gerade die erste Episode gesehen und möchte euch darstellen, ob der Einstieg in das postapokalyptische Abenteuer gelungen ist. Oder vielmehr: Wie sehr er gelungen ist.

Jedes Ende ist ein Anfang

Ordentlich Retrofuturistischen Charme bekommen wir direkt zu Beginn zu sehen. Eine 60er-Jahre-Gesellschaft mit umgesetzten Zukunftsvisionen, was das Design von Autos und Wolkenkratzern anbelangt. Noch ist alles gut - naja, wenn man davon absieht, dass ein Cowboy auf einem echten Pferd Tricks auf einer Kindergeburtstagsparty veranstaltet. Klischeehaft werden Radioansagen über das Verschwinden des US-Präsidenten ignoriert und auch der Wettermann, der seinen Job verweigert, weil niemand garantieren kann, dass wir die nächste Woche überhaupt noch erleben würden, wird weggeschaltet, weil "wir jetzt mal alle unbeschwert eine gute Zeit haben wollen". Am Beispiel einer lediglich ihren Sohn schützenden Mutter wird auch ein bisschen aufgezeigt, wie sehr Menschen im Allgemeinen gerne die Augen vor der harten Realität verschließen. Zum Beispiel davor, dass das Fernsehbild offenkundig digital eingefügt worden ist - das hätte ich mir retrohaft-körniger und authentischer gewünscht. Aber hey - es gibt Nuka-Cola-Werbung zu sehen! Nur eines von später vielen Entdeckungen für Fans der "Fallout"-Spielereihe. [php function=1] Den wohl intensivsten Moment der ganzen Folge bekommen wir mit dem Einschlag des ersten Atombombensprengkopfes geboten. Ein beeindruckend inszenierter Moment, der die Schockstarre der Charaktere genauso gelungen darstellt wie die Visualität des Atompilzes. Vielleicht wäre es gar noch stärker gewesen, wenn dieser sich stetig in der Spiegelung der Glasfront aufgebaut hätte, statt dass man direkt dorthin schneidet. Aber auch so hat die alles verändernde Szene auch im übertragenen Sinne einen gewaltigen Impact gehabt. So sehr, dass ein 219-jähriger Zeitsprung folgt.

LUCY

Als erstes stellt sich Lucy MacLean uns und dem Gremium vor, bei dem sie einen Bunker-Tausch beantragt. Vor allem zu Beginn dürften Spielende der "Fallout"-Reihe sich direkt zuhause fühlen. Die stilechten blau-gelben Anzügen, das smarte Arm-Device namens Pip-Boy, der Bubblehead! Man schafft es dabei ganz gut, sich nicht in einer leeren Einführungsschleife zu verlieren, sondern direkt eine Handlung voranzutreiben. Der Tausch zwischen den Bunkern 33 und 32 wurde bewilligt - Pflanzliche Samen und Ersatzteile gegen die menschliche Samenanlage Monty. Okidoki!
"What's your sperm count?" (Lucy)
Gelungen empfand ich, wie man nach und nach Ungereimtheiten präsentiert und so Zweifel beim Zuschauenden geschürt hat. Beim Öffnen des direkten Zuganges zum Nachbarbunker wird bereits klar, dass dieser etwas lascher geführt zu werden scheint. Die Personen wirken dreckiger, Monty hat gar Narben auf dem Rücken. Der Schein trügt nicht: Plünderer hatten den Bunker gekapert und heruntergebrannt. Es folgt die zweitbeste Sequenz der Folge, in der Lucy sich einen Weg durch das Chaos bahnt - Stimpack und viele ausgefallene Todesarten inklusive. Da kam schon GEWALTig Charme vom FSK-Shooter rüber. Besonders gefallen haben mir auch die verbrennenden Hintergründe des 3D-Projektors, die die Visualität von Explosionen eines Atomschlages wiedergegeben haben.
"Where are you taking him?" - "To the real world. You should see it some time." (Lucy & Lee)
Letztlich diente diese Einführung nicht nur der Bunker-Vorstellung, sondern vor allem der Motivations-Etablierung für Charakter Lucy. Deren Vater wurde von den Plünderern an die Oberfläche verschleppt. Etwas seltsam, dass diese nicht den Bunker für sich beansprucht haben, aber gut. Für spätere Entwicklungen dürfte hier vor allem noch relevant werden, dass Entführerin Lee allem Anschein nach Lucys Mutter kannte. Nachdem einige neue, unblutige Motivationsposter aufgehangen wurden und Lucys Vorschlag zur Aussendung eines Rettungstrupps abgelehnt wurde, macht sie sich kurzerhand selbst auf dem Weg. Dass sie das so einfach machen kann, wirkt zwar irgendwo unsinnig, aber in gewisser Weise spielt die Serie auch mit dieser notwendigen Laschheit, indem jemand, der lediglich hinterher ruft, sie solle nicht gehen, danach süffisant meint, dass das wohl nichts gebracht habe. Nicht nur dieser Moment erinnert sehr an den Startpunkt der Videospiel-Abenteuer, allgemein ist die Inszenierung der Hauptluken-Öffnung sehr stilecht zelebriert worden. Auch das triste Wasteland wurde beeindruckend dargestellt. Allgemein wundert es mich, dass es bereits in dieser Folge für uns raus ging, ich hatte die Öffnung eher als finale Szene und Cliffhanger-Moment erwartet.
"How's your day going?" - "Bad as everyone elses." (Norm & Davey)

MAXIMUS

Als zweite Hauptfigur wird uns Maximus in der Pilotfolge vorgestellt. Der hat sich klischeehaft im Kühlschrank versteckt, um die Schockwelle des Atomschlages zu überstehen, und wurde dann von der "Brotherhood of Steel" aufgenommen. Die Anzüge der ruchlosen Vereinigung sind schon sehr nice gestaltet! Und auch die Übermittlung des nächsten Missionszieles über Koordinaten-bedingte Ausmalraster hat mir gefallen. Eine Runde Ziegel-Basketball sowie einen Vorfall mit in einem Schuh versteckten Rasiermessern später wird Maximus zum Knappen von Ritter Titus ernannt. In der Videospielreihe trifft man auch auf die Brotherhood und hat gar die Möglichkeit, sich ihr anzuschließen, die Anzüge zu nutzen und Missionen zu erfüllen. Interessant, dass man diese Charaktere nicht nur als flüchtige Begegnung für Lucy in der realen Welt nutzt, sondern direkt eine Hauptfigur aus dem Inneren des Konstruktes etabliert. Als würden wir mehrere alternative Spielweisen gleichzeitig geboten bekommen.

THE GHOUL

Eine weitere ist der Ghoul, der von einer Truppe Kopfgeldjäger ausgebuddelt wird, deren Namen wir uns nicht merken müssen. Vielmehr sollte man sich den "Junk Jet" merken - die kultige Waffe aus dem Videospiel, die so ziemlich alles, was man rein packt, als Munition benutzt und verschießen kann, wurde direkt mal eindrucksvoll mit dem Verschießen eines Babypuppenfußes eingeführt, sehr schön! An dieser Stelle brauche ich vermutlich nicht erklären, dass es sich beim Ghoul um unseren Geburtstagsparty-Cowboy aus der ersten Szene handelt. Gerade bei ihm wird noch spannend zu sehen sein, welche Weiten er in der postapokalyptischen Welt bereisen wird und welche anderen Rückbezüge zur Vor-Welt es noch geben wird. [php function=2] Last but not least möchte ich noch den Song im Outro hervorheben. Der erzeugt nicht nur klassische Stimmung, sondern weiß auch mit passenden Lyrics wie "I'll kiss those radiation burns awaaayyyy!" aufzuwarten. Hach, alles wird gut!
[Rating:4.5/5]
Das war ein ziemlich starker Auftakt, der definitiv Lust schürt, direkt weiter zu schauen. Das werde ich auch möglichst zeitnah machen, denn die sieben weiteren Folgen der Staffel sind allesamt auch bereits auf Amazon Prime Video verfügbar. Aller Voraussicht nach wird euch mein Co-AWESOMER Chris demnächst dann ein Review zur gesamten Staffel hier im Blog präsentieren. Trotz der Länge von rund 70 Minuten (plus Staffel-Vorschau) hat sich die Pilotfolge recht kurzweilig angefühlt. Der Charme der Videospiele und deren typischer Einführung in die Bunker konnte zumindest im Ansatz adaptiert werde. Szenen aus Vorschau und Trailer nach zu urteilen, dürfte noch deutlich mehr rund um den Vault Boy und Vault-Tec in den nächsten Episoden folgen. Allgemein wirkt die Aufmachung hochwertig, es gab bereits einige schöne Aufnahmen zu sehen und auch der Cast wirkt enorm stark. Ebenso hat mir gefallen, wie man lockere und ernste Elemente ausbalancieren konnte. Der vielversprechende Eindruck der Trailer konnte jedenfalls bestärkt werden. Spannend finde ich den Ansatz mit den drei unterschiedlichen Charakteren und Geschichten, die gut die verschiedenen Pfade und Welten von "Fallout" abbilden. Nicht ganz unwahrscheinlich dürfte sein, dass diese auf die eine oder andere Weise zusammen finden, wobei es spannend sein wird, wie sehr man die einzelnen Geschichten miteinander verwebt, oder ob das - analog zu unterschliedlichen Spielständen, die man lädt - getrennt voneinander erzählt wird. Außerdem ist noch fraglich, ob Lucy weiterhin deutlich mehr Platz einnehmen wird als die anderen Figuren. Fest steht: Jetzt geht das Abenteuer erst richtig los! Mal schauen, ob wir noch eine coole Zeitlupen-Trefferquoten-Einstufung geboten bekommen werden.

Bilder: JoJo Whilden/Prime Video

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https://www.serieslyawesome.tv/review-fallout-s01e01-the-end-pilot/feed/ 12 204850
Review: Star Trek Discovery S05E01 & S05E02 https://www.serieslyawesome.tv/review-star-trek-discovery-s05e01-s05e02/ https://www.serieslyawesome.tv/review-star-trek-discovery-s05e01-s05e02/#comments Tue, 09 Apr 2024 06:37:53 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=204578 Ein paar Omega-Direktiven-Vibes aus „Star Trek: Voyager“ kommen hier auf; fest steht, es ist wichtig, es ist dringend und Rücksicht ist nicht gefragt. Denn Kovich weist das Außenteam an, nicht mit Betäubungseinstellungen auf ein uraltes romulanisches Schiff zu beamen. In der Folge gibt es viel Action zu sehen. Zwei Schmuggler haben sich das Artefakt besorgt, hinter dem die Föderation her ist. Warum Michael immer noch an vorderster Front kämpfen muss, obwohl sie Captain ist, geht wohl auf das Drehbuch zurück. Denn eigentlich sollte der Captain sich nicht in derartige Situationen bringen. Aber Discovery hat es seit jeher nicht ganz so ernst mit dem Star-Trek-Erbe genommen, sei es der Serie an dieser Stelle verziehen. Die Jagd auf die Schmuggler ist durchaus unterhaltsam und hat alle Facetten eines einfach gestrickten Actionfilms. Zunächst haben wir die Romanze, denn Booker kehrt zurück. Beide können sich immer noch nicht sagen, dass sie sich lieben. Mulder und Scully lassen grüßen. Dann haben wir den verbohrten Hardliner aka Captain Rayner, der von Sesselfurzern gar nichts hält und glaubt, er wisse stets besser Bescheid als alle anderen. Saru als beruhigendes Element, obwohl er kurz vor seiner Hochzeit steht. Aber neben dieser durchaus unterhaltsamen Story gibt es auch viel Fanservice. Zunächst basiert alles auf einer Star-Trek-TNG-Episode, in der Captain Picard zusammen mit Cardassianern, Romulanern und Klingonen entdeckt, dass alle humanoiden Spezies in der Galaxie von einer Art abstammen, die vor langer Zeit alleine im All lebte und überall ihren Samen verteilt hat. Dann die Schmuggler, die selbstabdichtende Schaftbolzen, bekannt aus „Star Trek: Deep Space Nine“, verkaufen. Und einen Schwarzmarkthändler, der so aussieht wie Data und von demselben Schöpfer abstammt. Will die Serie etwa die verbohrten Fans – damit meine ich mich – überzeugen, Discovery eine Chance zu geben? Am Ende der zweiten Folge ist klar, dass die Suche nach der Technologie, welche der Ursprung von allem intelligenten Leben im All ist, der Dreh- und Angelpunkt der letzten Staffel sein wird. Ebenfalls wird klar – und das ist überraschend –, dass mit einem neuen ersten Offizier Saru nicht mehr Teil der Action sein wird, zumindest wird er nicht mehr in der ersten Reihe stehen. Stattdessen scheint es so, als ob Tilly wieder prominenter vertreten sein wird. Für mich völlig unverständlich, Saru war innerhalb der „Kindergarten-Brückencrew“ (ich bediene mich mal meiner Formulierung aus einem vorangegangenen Aufreger) noch einer der wenigen Erwachsenen. Andererseits ist der neue erste Offizier Rayner ein harter Hund, ein bisschen wie Pike in der zweiten Staffel, die meiner Meinung nach deswegen noch die beste der Serie war. Also vielleicht ist das keine schlechte Entscheidung. Insgesamt fühlen sich die ersten zwei Folgen ein bisschen an wie ein Mix aus „Star Trek: Nemesis“ und einem besseren „Star Trek: Beyond“. Extrem actiongeladen, mit viel Fanservice und ein bisschen zu viel (aus meiner Sicht schlecht geschriebene) Romanze zwischen Michael und Booker, aber insgesamt durchaus unterhaltsam und sicherlich eine der besseren Folgen dieser Serie. Das große Problem, das ich damit habe, ist, dass auch andere Staffeln viel versprochen haben und am Ende wenig davon halten konnten. Denken wir nur an den großen Brand, der am Ende von einem traurigen Alienkind ausgelöst wurde – das war, glaube ich, die enttäuschendste Auflösung eines großen Sci-Fi-Plots überhaupt. Aber geben wir der letzten Staffel etwas Kredit, hoffen auf das Beste und genießen zunächst, dass der Auftakt solide bis gut ist.
[Rating:3.5/5]
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Bilder: Paramount+ / CBS Studios

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Ein paar Omega-Direktiven-Vibes aus „Star Trek: Voyager“ kommen hier auf; fest steht, es ist wichtig, es ist dringend und Rücksicht ist nicht gefragt. Denn Kovich weist das Außenteam an, nicht mit Betäubungseinstellungen auf ein uraltes romulanisches Schiff zu beamen. In der Folge gibt es viel Action zu sehen. Zwei Schmuggler haben sich das Artefakt besorgt, hinter dem die Föderation her ist. Warum Michael immer noch an vorderster Front kämpfen muss, obwohl sie Captain ist, geht wohl auf das Drehbuch zurück. Denn eigentlich sollte der Captain sich nicht in derartige Situationen bringen. Aber Discovery hat es seit jeher nicht ganz so ernst mit dem Star-Trek-Erbe genommen, sei es der Serie an dieser Stelle verziehen. Die Jagd auf die Schmuggler ist durchaus unterhaltsam und hat alle Facetten eines einfach gestrickten Actionfilms. Zunächst haben wir die Romanze, denn Booker kehrt zurück. Beide können sich immer noch nicht sagen, dass sie sich lieben. Mulder und Scully lassen grüßen. Dann haben wir den verbohrten Hardliner aka Captain Rayner, der von Sesselfurzern gar nichts hält und glaubt, er wisse stets besser Bescheid als alle anderen. Saru als beruhigendes Element, obwohl er kurz vor seiner Hochzeit steht. Aber neben dieser durchaus unterhaltsamen Story gibt es auch viel Fanservice. Zunächst basiert alles auf einer Star-Trek-TNG-Episode, in der Captain Picard zusammen mit Cardassianern, Romulanern und Klingonen entdeckt, dass alle humanoiden Spezies in der Galaxie von einer Art abstammen, die vor langer Zeit alleine im All lebte und überall ihren Samen verteilt hat. Dann die Schmuggler, die selbstabdichtende Schaftbolzen, bekannt aus „Star Trek: Deep Space Nine“, verkaufen. Und einen Schwarzmarkthändler, der so aussieht wie Data und von demselben Schöpfer abstammt. Will die Serie etwa die verbohrten Fans – damit meine ich mich – überzeugen, Discovery eine Chance zu geben? Am Ende der zweiten Folge ist klar, dass die Suche nach der Technologie, welche der Ursprung von allem intelligenten Leben im All ist, der Dreh- und Angelpunkt der letzten Staffel sein wird. Ebenfalls wird klar – und das ist überraschend –, dass mit einem neuen ersten Offizier Saru nicht mehr Teil der Action sein wird, zumindest wird er nicht mehr in der ersten Reihe stehen. Stattdessen scheint es so, als ob Tilly wieder prominenter vertreten sein wird. Für mich völlig unverständlich, Saru war innerhalb der „Kindergarten-Brückencrew“ (ich bediene mich mal meiner Formulierung aus einem vorangegangenen Aufreger) noch einer der wenigen Erwachsenen. Andererseits ist der neue erste Offizier Rayner ein harter Hund, ein bisschen wie Pike in der zweiten Staffel, die meiner Meinung nach deswegen noch die beste der Serie war. Also vielleicht ist das keine schlechte Entscheidung. Insgesamt fühlen sich die ersten zwei Folgen ein bisschen an wie ein Mix aus „Star Trek: Nemesis“ und einem besseren „Star Trek: Beyond“. Extrem actiongeladen, mit viel Fanservice und ein bisschen zu viel (aus meiner Sicht schlecht geschriebene) Romanze zwischen Michael und Booker, aber insgesamt durchaus unterhaltsam und sicherlich eine der besseren Folgen dieser Serie. Das große Problem, das ich damit habe, ist, dass auch andere Staffeln viel versprochen haben und am Ende wenig davon halten konnten. Denken wir nur an den großen Brand, der am Ende von einem traurigen Alienkind ausgelöst wurde – das war, glaube ich, die enttäuschendste Auflösung eines großen Sci-Fi-Plots überhaupt. Aber geben wir der letzten Staffel etwas Kredit, hoffen auf das Beste und genießen zunächst, dass der Auftakt solide bis gut ist.
[Rating:3.5/5]
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Bilder: Paramount+ / CBS Studios

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The Curse S01E01 – Was soll man von der Penisszene halten? https://www.serieslyawesome.tv/the-curse-s01e01-was-soll-man-von-der-penisszene-halten/ https://www.serieslyawesome.tv/the-curse-s01e01-was-soll-man-von-der-penisszene-halten/#respond Sun, 07 Apr 2024 13:04:19 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=204531 The Curse ist eine aufsehenerregende Serie schon allein durch die Besetzung mit Emma Stone. Es geht um ein Paar, das vordergründig einem sozialen Brennpunkt durch soziale Initiativen helfen will. Eigentlich geht es ihnen aber darum, den Wert des Baulands zu erhöhen, denn sie haben große Flächen gekauft. Das alles wird aus der Sicht einer Reality-Doku erzählt, die in der Serie gedreht wird. Die Ebene der Reality-Doku wird im Laufe der ersten Folge immer weiter verlassen, dennoch ist es spannend, dass sich die Serie keiner eindeutigen Erzählform verpflichtet. Insgesamt weckt das Interesse, ist in vielen Szenen subtil und cringy, wie die Jugend sagen würde, bzw. hat einen heftigen Fremdschäm-Aspekt. Denn was mich aber am Piloten völlig aus der Bahn geworfen hat, war die Penisszene mit Asher und Whitneys Vater. Es geht darum, dass beide nicht so gut bestückt sind, Emma es ihren Eltern erzählt hat und nun ihr Vater auf Ash einredet, dass alles okay sei mit seinem besten Stück. Das hat schon einen gewissen Fremdschäm-Faktor, aber Showtime zeigt die Penisse. Und das völlig unvermittelt und Vorwarnung. Ich musste wegschauen, weil ich es einfach nicht sehen wollte. Ich wollte nicht so tief hineingezogen werden. Und ich stellte mir die Frage, kann die Serie mich nicht einfach so unterhalten? Warum muss es so intim werden? Dazu kommt noch, dass der Vater sein Gemüse mit eigenem Urin düngt und das mehrfach hervorhebt. Man kann der Penisthematik, die sich gefühlt über 20 Minuten erstreckt, also nicht entgehen. Später sieht man dann noch eine Sexszene, die ebenfalls extrem drüber ist. Ich spare mir die Ausführungen dazu. Nach dem Anschauen der Folgen wusste ich nicht, was das sollte: War es einfach ein Schockmoment, wollte man hier Grenzen austesten, oder wurde bei der Bestellung der Serie angegeben „bitte einen oder mehrere Penisse zeigen"? Je länger ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass es prinzipiell ein sehr genialer Schachzug ist. Diese Szenen schaffen es, unangenehm zu sein, denn genau das will die Serie offenbar erreichen. Es ist ja nicht die einzige Szene mit Fremdschäm-Appeal, auch der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der Serie - die Verfluchung von Asher durch das Mädchen oder wie Whitney Asher manipuliert. Aber das kennt man; die Penisse heben das Unangenehme und das Fremdschämen auf ein neues Level und die Serie brennt sich so ins Gedächtnis ein. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich diese Art der Unterhaltung wirklich mag und ob ich die Serie weiter schauen soll. Was für eine Meinung habt ihr?
[Rating:4/5]

Bilder: Paramount+ / Showtime

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The Curse ist eine aufsehenerregende Serie schon allein durch die Besetzung mit Emma Stone. Es geht um ein Paar, das vordergründig einem sozialen Brennpunkt durch soziale Initiativen helfen will. Eigentlich geht es ihnen aber darum, den Wert des Baulands zu erhöhen, denn sie haben große Flächen gekauft. Das alles wird aus der Sicht einer Reality-Doku erzählt, die in der Serie gedreht wird. Die Ebene der Reality-Doku wird im Laufe der ersten Folge immer weiter verlassen, dennoch ist es spannend, dass sich die Serie keiner eindeutigen Erzählform verpflichtet. Insgesamt weckt das Interesse, ist in vielen Szenen subtil und cringy, wie die Jugend sagen würde, bzw. hat einen heftigen Fremdschäm-Aspekt. Denn was mich aber am Piloten völlig aus der Bahn geworfen hat, war die Penisszene mit Asher und Whitneys Vater. Es geht darum, dass beide nicht so gut bestückt sind, Emma es ihren Eltern erzählt hat und nun ihr Vater auf Ash einredet, dass alles okay sei mit seinem besten Stück. Das hat schon einen gewissen Fremdschäm-Faktor, aber Showtime zeigt die Penisse. Und das völlig unvermittelt und Vorwarnung. Ich musste wegschauen, weil ich es einfach nicht sehen wollte. Ich wollte nicht so tief hineingezogen werden. Und ich stellte mir die Frage, kann die Serie mich nicht einfach so unterhalten? Warum muss es so intim werden? Dazu kommt noch, dass der Vater sein Gemüse mit eigenem Urin düngt und das mehrfach hervorhebt. Man kann der Penisthematik, die sich gefühlt über 20 Minuten erstreckt, also nicht entgehen. Später sieht man dann noch eine Sexszene, die ebenfalls extrem drüber ist. Ich spare mir die Ausführungen dazu. Nach dem Anschauen der Folgen wusste ich nicht, was das sollte: War es einfach ein Schockmoment, wollte man hier Grenzen austesten, oder wurde bei der Bestellung der Serie angegeben „bitte einen oder mehrere Penisse zeigen"? Je länger ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass es prinzipiell ein sehr genialer Schachzug ist. Diese Szenen schaffen es, unangenehm zu sein, denn genau das will die Serie offenbar erreichen. Es ist ja nicht die einzige Szene mit Fremdschäm-Appeal, auch der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der Serie - die Verfluchung von Asher durch das Mädchen oder wie Whitney Asher manipuliert. Aber das kennt man; die Penisse heben das Unangenehme und das Fremdschämen auf ein neues Level und die Serie brennt sich so ins Gedächtnis ein. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich diese Art der Unterhaltung wirklich mag und ob ich die Serie weiter schauen soll. Was für eine Meinung habt ihr?
[Rating:4/5]

Bilder: Paramount+ / Showtime

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Review: Invincible S02E05-08 https://www.serieslyawesome.tv/review-invincible-s02e05-08/ https://www.serieslyawesome.tv/review-invincible-s02e05-08/#comments Sat, 06 Apr 2024 15:29:56 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=204506 Eigentlich sollte Mark Grayson sein Leben als College-Student genießen, Partys feiern und mit seiner Freundin Amber eine gute Zeit haben, doch als Sohn des mächtigen Omni-Man und angehender Held bleibt ihm das verwehrt. Einmal mehr zeigt die Comic-Adaption, was es bedeutet, als beinahe göttliches Wesen unter Sterblichen zu leben. Im zweiten Teil der neuen Staffel rückt das Gefühlsleben der Figuren stärker in den Fokus, ohne dabei auf überraschende Actioneinlagen zu verzichten. Wie lassen sich Alltag und die Rettung der Welt unter einen Hut bringen? Dies zeigt sich im Verlauf der vier Episoden vor allem am Beispiel der Beziehung von Mark und Amber, deren Liebe an den äußeren Umständen zu zerbrechen droht. Dass ihre Partnerschaft dem Untergang geweiht ist, deutet sich schon früh an, nicht nur symbolisch durch ein gebrochenes Herz auf dem Cappuccino, den die beiden in einem Café trinken, sondern auch in ihren intimen Gesprächen. Invincible Staffel 2 Teil 2 Inmitten des Gefühlschaos ist auch immer die Angst, dass der hasserfüllte Angstrom Levy auftaucht, der sich durch verschiedene Universen auf die Jagd nach Mark macht. Im Finale erfahren wir auch, was ihm und seiner Familie Schreckliches widerfahren ist und dass die Entstellung seines Körpers nicht der einzige Grund für seine Rache ist. Das macht sein Handeln nachvollziehbar. Es gibt eben mehr als eine Seite der Geschichte. Invincible Staffel 2 Teil 2 Auch bei den Nebenfiguren spielen die Gefühle verrückt. So scheint sich Rex wieder mit Atom Eve anzufreunden. Der Chaot entwickelt sich vom nervigen Komiker zum sensiblen Charakter. Und Immortal trauert um Dupli-Kate, die, wie wir am Ende erfahren, noch lebt. Ihre erste Version, Nummer Null, existiert nämlich noch. Besonders berührend ist auch die Rückkehr von Rick. Jener Teenager, der in Staffel 1 von D.A. Sinclair zur Killermaschine umgebaut wurde und nun als Cyborg Schwierigkeiten hat, ins Leben zurückzufinden. Als er auf dem Dach des Universitätsgeländes steht, um sich in die Tiefe zu stürzen, zeigt die Serie einmal mehr, dass ihre Stärke darin liegt, mit Hilfe von Science-Fiction-Themen reale Leidensgeschichten zu erzählen.
"Was ist denn nur los mit uns Superhelden? Wir retten überall wo wir sind Leben, doch gleichzeitig ruinieren wir sie auch." - Mark
Bei einer Laufzeit von rund 50 Minuten pro Folge bleibt aber auch genug Zeit für ein paar spielerische Einschübe, wie zum Beispiel Marks Besuch auf einer Comicmesse, wo er den Zeichner seines Lieblingscomics Seance Dog trifft. Dieser ist übrigens dem echten „Invincible“-Zeichner Ryan Ottley nachempfunden. Mit einem Augenzwinkern erklärt er Mark, warum die Zeichentrickumsetzung so viel Zeit in Anspruch nimmt. Solche Meta-Kommentare lockern die hochemotionale und angespannte Situation immer wieder auf. So auch in der letzten Episode, in der es Mark in verschiedene Universen verschlägt, unter anderem in eine Welt, in der die Dinosaurier noch nicht ausgestorben sind, oder eine, die dem Marvel-Universum nicht unähnlich ist. Dort trifft er auf den Netzschwinger Agent Spider und seinen Widersacher Professor Octopus. Fun Fact: Im Comic Marvel Team-Up #14 trifft Invincible tatsächlich auf Spider-Man und die Avengers. So amüsant das Ganze ist, so erschütternd ist das Finale, in dem Invincible Angstrom Levy brutal niederstreckt und sagt: „Ich dachte, du wärst stärker!“. Dieser Ausspruch bezieht sich sowohl auf Angstrom, der durch einen Unfall übernatürliche Kräfte erlangt hat, als auch auf sich selbst. Denn insgeheim kämpft Invincible darum, nicht wie sein Vater zu werden, aber sein Wille ist nicht stark genug. In den traditionellen Heldengeschichten werden solche Gewissensbisse nach einem tödlichen Kampf in der Regel ausgespart. Hier aber werden wir Zeuge wie mit großer Kraft auch große Verantwortung einhergeht.

Fazit

Ein hochemotionales Staffelfinale, das unter Beweis stellt, dass „Invincible“ eine der besten Superhelden-Serien der Gegenwart ist.
[Rating:4/5]

Bilder: Prime Video

Vorherige Folge]]>
Eigentlich sollte Mark Grayson sein Leben als College-Student genießen, Partys feiern und mit seiner Freundin Amber eine gute Zeit haben, doch als Sohn des mächtigen Omni-Man und angehender Held bleibt ihm das verwehrt. Einmal mehr zeigt die Comic-Adaption, was es bedeutet, als beinahe göttliches Wesen unter Sterblichen zu leben. Im zweiten Teil der neuen Staffel rückt das Gefühlsleben der Figuren stärker in den Fokus, ohne dabei auf überraschende Actioneinlagen zu verzichten. Wie lassen sich Alltag und die Rettung der Welt unter einen Hut bringen? Dies zeigt sich im Verlauf der vier Episoden vor allem am Beispiel der Beziehung von Mark und Amber, deren Liebe an den äußeren Umständen zu zerbrechen droht. Dass ihre Partnerschaft dem Untergang geweiht ist, deutet sich schon früh an, nicht nur symbolisch durch ein gebrochenes Herz auf dem Cappuccino, den die beiden in einem Café trinken, sondern auch in ihren intimen Gesprächen. Invincible Staffel 2 Teil 2 Inmitten des Gefühlschaos ist auch immer die Angst, dass der hasserfüllte Angstrom Levy auftaucht, der sich durch verschiedene Universen auf die Jagd nach Mark macht. Im Finale erfahren wir auch, was ihm und seiner Familie Schreckliches widerfahren ist und dass die Entstellung seines Körpers nicht der einzige Grund für seine Rache ist. Das macht sein Handeln nachvollziehbar. Es gibt eben mehr als eine Seite der Geschichte. Invincible Staffel 2 Teil 2 Auch bei den Nebenfiguren spielen die Gefühle verrückt. So scheint sich Rex wieder mit Atom Eve anzufreunden. Der Chaot entwickelt sich vom nervigen Komiker zum sensiblen Charakter. Und Immortal trauert um Dupli-Kate, die, wie wir am Ende erfahren, noch lebt. Ihre erste Version, Nummer Null, existiert nämlich noch. Besonders berührend ist auch die Rückkehr von Rick. Jener Teenager, der in Staffel 1 von D.A. Sinclair zur Killermaschine umgebaut wurde und nun als Cyborg Schwierigkeiten hat, ins Leben zurückzufinden. Als er auf dem Dach des Universitätsgeländes steht, um sich in die Tiefe zu stürzen, zeigt die Serie einmal mehr, dass ihre Stärke darin liegt, mit Hilfe von Science-Fiction-Themen reale Leidensgeschichten zu erzählen.
"Was ist denn nur los mit uns Superhelden? Wir retten überall wo wir sind Leben, doch gleichzeitig ruinieren wir sie auch." - Mark
Bei einer Laufzeit von rund 50 Minuten pro Folge bleibt aber auch genug Zeit für ein paar spielerische Einschübe, wie zum Beispiel Marks Besuch auf einer Comicmesse, wo er den Zeichner seines Lieblingscomics Seance Dog trifft. Dieser ist übrigens dem echten „Invincible“-Zeichner Ryan Ottley nachempfunden. Mit einem Augenzwinkern erklärt er Mark, warum die Zeichentrickumsetzung so viel Zeit in Anspruch nimmt. Solche Meta-Kommentare lockern die hochemotionale und angespannte Situation immer wieder auf. So auch in der letzten Episode, in der es Mark in verschiedene Universen verschlägt, unter anderem in eine Welt, in der die Dinosaurier noch nicht ausgestorben sind, oder eine, die dem Marvel-Universum nicht unähnlich ist. Dort trifft er auf den Netzschwinger Agent Spider und seinen Widersacher Professor Octopus. Fun Fact: Im Comic Marvel Team-Up #14 trifft Invincible tatsächlich auf Spider-Man und die Avengers. So amüsant das Ganze ist, so erschütternd ist das Finale, in dem Invincible Angstrom Levy brutal niederstreckt und sagt: „Ich dachte, du wärst stärker!“. Dieser Ausspruch bezieht sich sowohl auf Angstrom, der durch einen Unfall übernatürliche Kräfte erlangt hat, als auch auf sich selbst. Denn insgeheim kämpft Invincible darum, nicht wie sein Vater zu werden, aber sein Wille ist nicht stark genug. In den traditionellen Heldengeschichten werden solche Gewissensbisse nach einem tödlichen Kampf in der Regel ausgespart. Hier aber werden wir Zeuge wie mit großer Kraft auch große Verantwortung einhergeht.

Fazit

Ein hochemotionales Staffelfinale, das unter Beweis stellt, dass „Invincible“ eine der besten Superhelden-Serien der Gegenwart ist.
[Rating:4/5]

Bilder: Prime Video

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https://www.serieslyawesome.tv/review-invincible-s02e05-08/feed/ 1 204506
Review: „The 50“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-the-50-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-the-50-staffel-1/#respond Wed, 03 Apr 2024 13:14:39 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=203249 In den vergangenen Wochen wurde die Topliste auf Prime Video genauso vom Format nominiert wie dass der Trailer bei uns im Blog zu den meistaufgerufenen Beiträgen gehört hat. "The 50" hat allem Anschein nach eingeschlagen wie eine Bombe. Dabei vermengt die erste große Reality-TV-Show aus dem Hause Amazon meiner Meinung nach zu viele Elemente erfolgreicher TV-Produktionen auf unzureichendem Niveau. Dennoch ist der Kampf um das Preisgeld, das nicht etwa der gewinnenden Person, sondern einem ihrer Follower auf Social Media ausgeschüttet wird, spannend anzuschauen. Im spoilerarmen Review teile ich euch mit, was gut und was schlecht an "The 50" ist.

"Squid Game" auf Wish bestellt

Eine größere Gruppe Kandidat:innen kommt zusammen, um mit Blick auf ein Preisgeld unter Zuhilfenahme von Allianzen unbekannte Spielerunden zu überstehen, die Leute mit Polygon-Masken für ihre (und unsere) Belustigung orchestrieren - nein, wir reden hier nicht etwa von der zweiten Staffel "Squid Game", sondern von "The 50", seinem deutschen Imitat mit Reality-Star-Anstrich. Grundsätzlich ist die Idee ja gar nicht so verkehrt. Eine reale Adaption der erfolgreichen Drama-Serie gab es bereits und damit es nicht allzu offensichtlich wie ein Abklatsch wirkt, ändert man halt ein paar Grundprinzipien. Weniger Leute, dafür kennt man sie - zumindest, wenn man Trash- und Reality-Formaten zugetan ist. Das "Who is Who" von Sendungen wie "Der Bachelor", "Ex on the Beach" oder "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" wird geboten. Da viele sich bereits kennen und darin trainiert sind, Sympathien wie Antipathien möglichst kameratauglich nach Außen zu tragen, fühlen sich vor allem die ersten Folgen von "The 50" auch eher wie ein Klassentreffen denn eine Spielshow an. Dem Format muss ich jedoch zugutehalten, dass es letztlich nicht so schlimm ist, wie der Vorab-Trailer hat mutmaßen lassen. Ja, es wird etwas gegiftet, gelästert und geknutscht, glücklicherweise bleibt das typische Reality-Drama aber vor allem hinten raus erspart. Dennoch hätte ich mir gehofft, dass der Fokus noch deutlicher auf die Spiele gesetzt wird. Doch leider lassen die oftmals platt wirkenden Challenges das nicht zu. [php function=1] Vermutlich auch von "Squid Game" inspiriert wurden etliche typische Kinderspiele für die große "Arena" (oder kleine Fuchs-Spiele) adaptiert. Im Gegensatz zur fiktiven Serie schafft man es aber nicht im Ansatz, den Kontrast zu etablieren, dass vermeintlich kindliche Spielchen auf ein episches Maß skaliert werden. Stattdessen befinden sich die Spielenden in einer leblos und leer wirkenden Vier-Wand-Arena, die nicht einmal im Minimalismus glänzt, sondern wirkt, als habe man bei "Die Sims" mit einem Neubau begonnen und bislang lediglich zwei Topfpflanzen im blanken Kubus verteilt. Allgemein wirkt "The 50" an einigen Stellen billig. Das ist an sich nicht unbedingt schlimm, da irgendwie ja auch passend zum aus Trash-Formaten bekannten Teilnehmendenfeld, aber irgendwie versucht man ja auch, episch und groß aufgezogen zu wirken. Das misslingt bereits beim an eine parodierende 90er Persiflage erinnernden Intro und die "Moderation" des Löwen bewegt sich auch eher zwischen handzahmen Gebashe und Hand-vor-die-Stirn-Klatsch-Dad-Jokes. Vielleicht war ich auch zu sehr davon abgelenkt, dass allem Anschein nach immer und immer wieder dieselbe Hand voll Video-Ausschnitte des Löwen in Zeitlupe für die Kommentare genutzt wurden, die vermutlich für alle internationalen Adaptionen des Formates gleichermaßen genutzt werden dürften. Immerhin die Bauchbinden der Kandidat:innen haben hin und wieder ein paar Treffer bei mir landen können. Nein, da wirkte "Die Verräter" deutlich hochwertiger und stimmiger und anspruchsvoller inszeniert. Ironischerweise wird jenem Format aber unterstellt, zu hochtrabend gewesen zu sein. Letztlich gilt also wohl auch hier: Kenne und bespiele deine Zielgruppe.

Promi- oder Spiel-Show?

Jetzt habe ich schon gewaltig viel um das Drumherum geschrieben - was ist denn nun mit dem Inhalt? So schlecht, wie es bislang wirkt, ist "The 50" dann auch nicht. Letztlich habe ich 14 Folgen davon geschaut und bereue es nicht. Die Episoden sind kurzweilig, bieten einigermaßen Abwechslung und zumindest hinten heraus auch ordentlich Spannung. Bei den Spielen gibt es definitiv Verbesserungspotenzial, nicht nur in der Aufmachung. Da wirkte vieles lapidar umgesetzt. Die Gruppen-Challenges waren dagegen genau wie die Fuchs-Spiele angenehme kleine Abwechslungen. Problematisch wurde es dann meiner Meinung nach vor allem bei den Eliminierungen. Die Hauptspiel-Gewinnenden durften darüber abstimmen, welche der Verlierenden das Schloss verlassen müssen. Soweit, so gut. Doch schnell kristallisiert sich heraus, dass alles über Allianzen geht, die vorrangig aus Verbindungen herrühren, die bereits vor der Show bestanden. Vielleicht wäre es sogar spannender, das Konzept mit Leuten zu spielen, die nicht prominent sind und sich entsprechend nicht bereits kennen. Sowas dürften wir im ganz großen Format bei "Beast Games" in Zukunft geboten bekommen. Auch das Finalspiel hat mich persönlich in der Ansetzung enttäuscht, aber gut, spannend war es dann schon. Hinten heraus hat "The 50" für mich persönlich auch deutlich besser funktioniert, da es dann vorrangig um die Spiele und weniger um das Reality-Drama ging. Dennoch bleibt der fade Nachgeschmack, dass das Format auf so vielen Ebenen hätte besser sein können.
[Rating:3/5]
"The 50" landet bei mir irgendwo zwischen zweieinhalb und drei Kronen. Grundsätzlich hat das Show-Format funktioniert, sonst hätte ich die Staffel nie und nimmer durchgeschaut. Mich ärgert jedoch die recht billige Aufmachung sowie vor allem die Kreation der Challenges. Das hätte für mein Empfinden alles größer und hochwertiger aufgezogen werden können. Die Tiermasken haben noch gut funktioniert, aber es fehlte ansonsten an vielen Ecken und Enden an Qualität. Auch weniger Reality-Brimbram hätte dem Format gut getan, aber das gehört vermutlich schlicht dazu, wenn man auf 50 teilnehmende Sternchen aus diesem TV-Genre setzt, das nehme ich noch in Kauf. Letztlich war das in Gänze durchaus unterhaltsam, aber kein wirklich großer Wurf. Dafür wirkte es zu sehr nach einem Abklatsch. Gegen eine aufpolierte und verbesserte zweite Staffel mit besseren Twists hätte ich aber dennoch nichts einzuwenden.

2. Staffel von "The 50"?

Noch wurde nicht offiziell bekanntgegeben, ob wir eine zweite Staffel von "The 50" erhalten werden. Aufgrund der hohen Abrufzahlen und in Anbetracht der doch eher überschaubar wirkenden Produktionskosten dürften die Chancen nicht schlecht stehen, dass Amazon das Format fortsetzen wird. Die Stimme des Löwen, Jan van Weyde, hofft jedenfalls schon einmal auf eine zweite Staffel: https://www.instagram.com/reel/C5LRdzgsdAh/

Bilder: Amazon MGM Studios

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In den vergangenen Wochen wurde die Topliste auf Prime Video genauso vom Format nominiert wie dass der Trailer bei uns im Blog zu den meistaufgerufenen Beiträgen gehört hat. "The 50" hat allem Anschein nach eingeschlagen wie eine Bombe. Dabei vermengt die erste große Reality-TV-Show aus dem Hause Amazon meiner Meinung nach zu viele Elemente erfolgreicher TV-Produktionen auf unzureichendem Niveau. Dennoch ist der Kampf um das Preisgeld, das nicht etwa der gewinnenden Person, sondern einem ihrer Follower auf Social Media ausgeschüttet wird, spannend anzuschauen. Im spoilerarmen Review teile ich euch mit, was gut und was schlecht an "The 50" ist.

"Squid Game" auf Wish bestellt

Eine größere Gruppe Kandidat:innen kommt zusammen, um mit Blick auf ein Preisgeld unter Zuhilfenahme von Allianzen unbekannte Spielerunden zu überstehen, die Leute mit Polygon-Masken für ihre (und unsere) Belustigung orchestrieren - nein, wir reden hier nicht etwa von der zweiten Staffel "Squid Game", sondern von "The 50", seinem deutschen Imitat mit Reality-Star-Anstrich. Grundsätzlich ist die Idee ja gar nicht so verkehrt. Eine reale Adaption der erfolgreichen Drama-Serie gab es bereits und damit es nicht allzu offensichtlich wie ein Abklatsch wirkt, ändert man halt ein paar Grundprinzipien. Weniger Leute, dafür kennt man sie - zumindest, wenn man Trash- und Reality-Formaten zugetan ist. Das "Who is Who" von Sendungen wie "Der Bachelor", "Ex on the Beach" oder "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" wird geboten. Da viele sich bereits kennen und darin trainiert sind, Sympathien wie Antipathien möglichst kameratauglich nach Außen zu tragen, fühlen sich vor allem die ersten Folgen von "The 50" auch eher wie ein Klassentreffen denn eine Spielshow an. Dem Format muss ich jedoch zugutehalten, dass es letztlich nicht so schlimm ist, wie der Vorab-Trailer hat mutmaßen lassen. Ja, es wird etwas gegiftet, gelästert und geknutscht, glücklicherweise bleibt das typische Reality-Drama aber vor allem hinten raus erspart. Dennoch hätte ich mir gehofft, dass der Fokus noch deutlicher auf die Spiele gesetzt wird. Doch leider lassen die oftmals platt wirkenden Challenges das nicht zu. [php function=1] Vermutlich auch von "Squid Game" inspiriert wurden etliche typische Kinderspiele für die große "Arena" (oder kleine Fuchs-Spiele) adaptiert. Im Gegensatz zur fiktiven Serie schafft man es aber nicht im Ansatz, den Kontrast zu etablieren, dass vermeintlich kindliche Spielchen auf ein episches Maß skaliert werden. Stattdessen befinden sich die Spielenden in einer leblos und leer wirkenden Vier-Wand-Arena, die nicht einmal im Minimalismus glänzt, sondern wirkt, als habe man bei "Die Sims" mit einem Neubau begonnen und bislang lediglich zwei Topfpflanzen im blanken Kubus verteilt. Allgemein wirkt "The 50" an einigen Stellen billig. Das ist an sich nicht unbedingt schlimm, da irgendwie ja auch passend zum aus Trash-Formaten bekannten Teilnehmendenfeld, aber irgendwie versucht man ja auch, episch und groß aufgezogen zu wirken. Das misslingt bereits beim an eine parodierende 90er Persiflage erinnernden Intro und die "Moderation" des Löwen bewegt sich auch eher zwischen handzahmen Gebashe und Hand-vor-die-Stirn-Klatsch-Dad-Jokes. Vielleicht war ich auch zu sehr davon abgelenkt, dass allem Anschein nach immer und immer wieder dieselbe Hand voll Video-Ausschnitte des Löwen in Zeitlupe für die Kommentare genutzt wurden, die vermutlich für alle internationalen Adaptionen des Formates gleichermaßen genutzt werden dürften. Immerhin die Bauchbinden der Kandidat:innen haben hin und wieder ein paar Treffer bei mir landen können. Nein, da wirkte "Die Verräter" deutlich hochwertiger und stimmiger und anspruchsvoller inszeniert. Ironischerweise wird jenem Format aber unterstellt, zu hochtrabend gewesen zu sein. Letztlich gilt also wohl auch hier: Kenne und bespiele deine Zielgruppe.

Promi- oder Spiel-Show?

Jetzt habe ich schon gewaltig viel um das Drumherum geschrieben - was ist denn nun mit dem Inhalt? So schlecht, wie es bislang wirkt, ist "The 50" dann auch nicht. Letztlich habe ich 14 Folgen davon geschaut und bereue es nicht. Die Episoden sind kurzweilig, bieten einigermaßen Abwechslung und zumindest hinten heraus auch ordentlich Spannung. Bei den Spielen gibt es definitiv Verbesserungspotenzial, nicht nur in der Aufmachung. Da wirkte vieles lapidar umgesetzt. Die Gruppen-Challenges waren dagegen genau wie die Fuchs-Spiele angenehme kleine Abwechslungen. Problematisch wurde es dann meiner Meinung nach vor allem bei den Eliminierungen. Die Hauptspiel-Gewinnenden durften darüber abstimmen, welche der Verlierenden das Schloss verlassen müssen. Soweit, so gut. Doch schnell kristallisiert sich heraus, dass alles über Allianzen geht, die vorrangig aus Verbindungen herrühren, die bereits vor der Show bestanden. Vielleicht wäre es sogar spannender, das Konzept mit Leuten zu spielen, die nicht prominent sind und sich entsprechend nicht bereits kennen. Sowas dürften wir im ganz großen Format bei "Beast Games" in Zukunft geboten bekommen. Auch das Finalspiel hat mich persönlich in der Ansetzung enttäuscht, aber gut, spannend war es dann schon. Hinten heraus hat "The 50" für mich persönlich auch deutlich besser funktioniert, da es dann vorrangig um die Spiele und weniger um das Reality-Drama ging. Dennoch bleibt der fade Nachgeschmack, dass das Format auf so vielen Ebenen hätte besser sein können.
[Rating:3/5]
"The 50" landet bei mir irgendwo zwischen zweieinhalb und drei Kronen. Grundsätzlich hat das Show-Format funktioniert, sonst hätte ich die Staffel nie und nimmer durchgeschaut. Mich ärgert jedoch die recht billige Aufmachung sowie vor allem die Kreation der Challenges. Das hätte für mein Empfinden alles größer und hochwertiger aufgezogen werden können. Die Tiermasken haben noch gut funktioniert, aber es fehlte ansonsten an vielen Ecken und Enden an Qualität. Auch weniger Reality-Brimbram hätte dem Format gut getan, aber das gehört vermutlich schlicht dazu, wenn man auf 50 teilnehmende Sternchen aus diesem TV-Genre setzt, das nehme ich noch in Kauf. Letztlich war das in Gänze durchaus unterhaltsam, aber kein wirklich großer Wurf. Dafür wirkte es zu sehr nach einem Abklatsch. Gegen eine aufpolierte und verbesserte zweite Staffel mit besseren Twists hätte ich aber dennoch nichts einzuwenden.

2. Staffel von "The 50"?

Noch wurde nicht offiziell bekanntgegeben, ob wir eine zweite Staffel von "The 50" erhalten werden. Aufgrund der hohen Abrufzahlen und in Anbetracht der doch eher überschaubar wirkenden Produktionskosten dürften die Chancen nicht schlecht stehen, dass Amazon das Format fortsetzen wird. Die Stimme des Löwen, Jan van Weyde, hofft jedenfalls schon einmal auf eine zweite Staffel: https://www.instagram.com/reel/C5LRdzgsdAh/

Bilder: Amazon MGM Studios

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https://www.serieslyawesome.tv/review-the-50-staffel-1/feed/ 0 203249
Review: „Bloodhounds“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-bloodhounds-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-bloodhounds-staffel-1/#respond Wed, 03 Apr 2024 08:52:44 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=203187 Netflix ist schuld - schuld daran, dass ich überhaupt auf diese koreanische Serie gekommen bin. "Bloodhounds" war unter meinen Vorschlägen, weil mir wohl ähnliche Serien gefallen hatten. Ich mag Kampfsport und entsprechend natürlich auch Serien wie "Kingdom", „Warrior“ oder Filme wie seinerzeit die "Karate-Tiger"-Reihe und "Bloodsport". Es muss nun nicht immer "Blood" im Titel stehen, aber ab und zu hilft es. Aber, bleiben wir bei "Bloodhounds", diese Serie war bereits im Juni des letzten Jahres veröffentlicht worden, ich hatte aber aus unerklärlichen Gründen gar keine Notiz davon genommen. Spät (aber nicht zu spät) möchte ich trotzdem hier über die Abenteuer von Kim und Hong berichten. Die Handlung erstreckt sich auf acht Folgen, die mit einer Laufzeit zwischen 54 und 74 Minuten erfreulich ausführlich gerieten. Doch beginnen wir einmal mit der Vorstellung der Hauptdarsteller. Als da wäre Kim Gun-Woo (Woo Do-Hwan). Kim ist Anfang Zwanzig, sehr sportlich und leidenschaftlicher Boxer, der sein Hobby auch gerne zum Beruf machen würde. Er lebt noch brav bei seiner Mutter und unterstützt diese so gut er kann. Er hat weder selber Kinder noch Partnerin und ist grundsätzlich eher ein stiller, ernsthafter Typ. Eine der ersten Szenen zeigt uns Kim, wie er höflich, aber sehr bestimmt eingreift, als ein betrunkener, randalierender Masken-Verweigerer in einen Bus einsteigen möchte. Wir befinden uns allgemein mitten in der Zeit der Corona-Pandemie, entsprechend oft werden FFP-2-Masken getragen. Kim zählt fraglos zu den Guten, das wird schnell klar. Wie er selbst sagt, ist das "Herz eines Boxers" für ihn das Wichtigste an seinem Sport, nicht Ruhm oder Reichtum. Bald lernt er Hong Woo-jin kennen. Hong Woo-jin (Lee Sang-Yi) war sein Gegner bei einem kleinen Titelkampf. Hong erscheint bereits zu Anfang wie der perfekte "Gegenentwurf" zu Gun-Woo, annähernd gleichaltrig und von ähnlich sportlicher Statur, aber damit enden die Gemeinsamkeiten. Hong steht auf Luxus, gibt viel auf Marken (wenn auch nur Kopien), hat zu oft seine Klappe zu weit offen, ist impulsiv, aber auch ein ziemlicher Spaßvogel mit stets guter Laune.
"Mein Charme ist unwiderstehlich, wie Glutamat"
Lernt man ihn besser kennen, merkt man, es steckt viel mehr als nur heiße Luft in diesem jungen Mann. Er hat sein Herz auch am rechten Fleck und bald entsteht ein (im wahrsten Sinne des Wortes) schlagkräftiges Team aus den beiden Boxern. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der große Gegner ist der schwerkriminelle Geldverleiher, besser "Kredithai" Kim Myeong-gil (Park Sung-woong). Er erscheint stets im feinsten Zwirn und mit einem sehr arroganten Grinsen im attraktiven Gesicht. Standesgemäß rollt er natürlich im Bentley vor. Verschlagen, fies, skrupellos, gerissen, raffiniert, mit allen Wassern gewaschen, aber auch wirklich schlau - all diese Eigenschaften treffen auf ihn zu. Er ist ein alter Hase im Business und weiß genau, womit man illegal schnell zu Geld kommt. Alleine trifft man ihn selten, zumeist ist er in Begleitung seiner Leibwächter und Schergen, wovon einer ziemlich heraus"ragt": Kang In-beom - von diesem Hünen und seinen Taten werden wir noch einiges im Lauf der Serie erleben. Beide teilen sich eine gemeinsame Vergangenheit mit einem weiteren "Big-Player": President Choi. Früher war (President) Choi Tae-ho (Huh Joon-ho) ebenfalls ein recht skrupelloser Geschäftsmann, der mit allen Mitteln auf illegalen Wegen zu viel Geld kam. Mittlerweile ist er geläutert und verleiht sein Geld ohne Zinsen und verzichtet auch auf üble Schlägertrupps, die bei verspäteter Bezahlung säumige Zahler verstümmeln. Er lässt Menschlichkeit walten und hat Verständnis für die Nöte seiner "Kunden". Er spielt damit eine Art "moderner Robin Hood" und ist unter anderem auch Besitzer eines Waisenhauses. Was es damit auf sich hat, wie er dazu kam, "auszusteigen", warum er im Rollstuhl sitzt, wie seine Verbindung zu Kim Myeong-gil ist und warum seine "Enkeltochter" keine Blutsverwandte ist, erfahren wir auch bald. Choi hat nicht vergessen, wie die Unterwelt funktioniert und weiht auch den unbedarften Kim gerne ein:
"Gun-Woo. Das hier ist ein Krieg, es gibt kein Fairplay oder Regeln wie beim Boxen. Der Kampf ist erst vorbei, wenn einer der Kontrahenten tot ist."
Seine "Enkeltochter" Cha Hyeon-ju (Kim Sae-ron) sehen wir anfangs auf ihrem Motorrad durch die nächtlichen Straßen düsen und mit ihrem Elektroschocker den einen oder anderen Ganoven etwas "kitzeln", der wohl Ärger mit ihrem Opa hat. Sie wirkt sehr selbstbewusst und tough, eine echte Powerfrau. Sie hat diese Rolle des "Geldeintreibers" oder "Problemlösers" auf eigenen Wunsch angenommen und möchte damit ihrem "Opa" etwas zurückgeben, weil dieser sie aus einer Notlage gerettet und aufgezogen hat. Choi hat natürlich bei all ihren Unternehmungen stets große Angst um seine Enkelin, weswegen er ziemlich bald Kim und Hong als ihre Leibwächter engagiert, die Cha etwas bewachen sollten. Das Cha sich das natürlich nicht gefallen lässt und nur äußert widerwillig akzeptiert ist klar, sie braucht keine Babysitter! Ich habe mich wirklich gut unterhalten und vergebe daher:
[Rating:4/5]
Was genau hat mir denn gefallen? Als das wäre: Das Buddyteam aus Kim Gun-Woo und Hong funktionierte auf Anhieb so gut, dass es richtig Spaß machte, mitzufiebern, ob es die beiden schaffen werden, viele der brenzligen und gefährlichen Situationen gemeinsam zu überwinden. Man litt und freute sich mit den beiden, ich zumindest konnte mich wirklich gut "drauf einlassen" und versuchte, die Handlung aus dem Blickwinkel von Kim Gun-Woo mitzuerleben. Selten klappt es inzwischen bei Serien, sich in realistisch wirkende und agierende Hauptcharaktere hineinzuversetzen, da diese schlichtweg nicht existieren. In "Bloodhounds" funktioniert dies aber wider Erwarten sehr gut, dank des sehr gut besetzten Casts. So erinnerte mich der Ober-Schläger Kang In-beom an den legendären Bolo Yeung der in den Achtzigerjahren (1988) Jean Claude van Damme in "Bloodsport" verdreschen durfte. Bolo gab damals den nicht nur optisch furchterregenden Chong Li, der nicht nur Jean Claude alias Frank Dux, sondern auch mir als Zuschauer das Fürchten lehrte. Kang In-beom (Tae Won-suk) kommt in einigen Szenen durchaus an diese spürbare, durch die Mattscheibe dringende Zurschaustellung von echter Aggression und Wildheit heran, wie einst Bolo. Weiter war die Choreographie der vielen gezeigten Zweikämpfe zumindest meiner Ansicht nach wirklich gut umgesetzt. Keine meilenweiten Luftsprünge der Protagonisten, keine Unzerstörbarkeit derselben, nein, sie machen Fehler, bluten, landen im Krankenhaus, sind eben Menschen wie Du und ich. Das mag ich, nachvollziehbare Handlungen in dargestellten Situationen auch. Hilfsbereite Menschen greifen eben ein, auch wenn es eben mal dafür "eines auf die Mütze" gibt. Kim ist eben ein solcher hilfsbereiter Mensch, sein Gegner Kim Myung-gil steht für das genaue Gegenteil. Er geht immer aufs Ganze und schickt schon mal 30 Leute los, um unser Buddy-Team in ihre Schranken zu weisen. Seine Ideen, illegal Geld zu generieren sind fast grenzenlos. Beispielsweise hat er ein kleines Team, dass sich geschminkt unter Obdachlose mischt, um deren Ausweise zur Schaffung von Scheinfirmen zu ergaunern oder/und Kredite auf deren Personalien abzuschließen. Muckt der Bestohlene, wird er schon einmal auf brutalste Weise von mehreren Tätern mit Tritten auch gegen den Kopf malträtiert, bis er sich nicht mehr rührt. Bleiben wir kurz beim Thema Brutalität. Diese wird hier nicht zum Selbstzweck, was aber nicht bedeutet, dass wir hier Weichspülerkram erleben. Nein, wie ich kurz erwähnte gibt es schon Verletzungen zu sehen, Blut, Wunden und eben auch einmal Tote zu beklagen. Alles auf vernünftigem Level und sehr realitätsnah. Um eine Aussage nachhaltig zu verhindern, wird schon einmal eine Zunge abgebissen oder ein Gegner gefoltert, mit verbundenen Augen und einer Mini-Flex plus Salz, das großzügig in diese frischen Wunden gerieben wird. Menschen entsorgen klappt auch gut, wenn man diese tagelang zu Brühe kocht und dann im Meer beseitigt. Auch sehen wir wie beispielsweise wie begabte Messerkämpfer ihre Kontrahenten niederstechen, während sie auf einem Motorrad vorbeihetzen. Folgt man Gerüchten im Internet, so wurde erst Ende Februar 2024 darüber ernsthafter spekuliert, ob nicht doch vielleicht eine zweite Staffel von "Bloodhounds" gedreht werden könnte. Ich würde mich darüber freuen, denn auf Kim und Hong wartet noch viel Arbeit, als erklärte Gegner der Unterwelt-Kriminalität. Beschließen möchte ich diese Review mit einem weiteren Zitat von (President) Choi:
"Wenn man eine mächtige Organisation zerschlagen will, braucht man zwei Gifte. Das sind Zwietracht und Spaltung. Menschen bilden Gemeinschaften, sie misstrauen fremden und vertrauen Dingen, die sie kennen. Von außen sind die Gifte wirkungslos -eine Gemeinschaft vergiftet man von innen."

Bilder: Netflix

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Netflix ist schuld - schuld daran, dass ich überhaupt auf diese koreanische Serie gekommen bin. "Bloodhounds" war unter meinen Vorschlägen, weil mir wohl ähnliche Serien gefallen hatten. Ich mag Kampfsport und entsprechend natürlich auch Serien wie "Kingdom", „Warrior“ oder Filme wie seinerzeit die "Karate-Tiger"-Reihe und "Bloodsport". Es muss nun nicht immer "Blood" im Titel stehen, aber ab und zu hilft es. Aber, bleiben wir bei "Bloodhounds", diese Serie war bereits im Juni des letzten Jahres veröffentlicht worden, ich hatte aber aus unerklärlichen Gründen gar keine Notiz davon genommen. Spät (aber nicht zu spät) möchte ich trotzdem hier über die Abenteuer von Kim und Hong berichten. Die Handlung erstreckt sich auf acht Folgen, die mit einer Laufzeit zwischen 54 und 74 Minuten erfreulich ausführlich gerieten. Doch beginnen wir einmal mit der Vorstellung der Hauptdarsteller. Als da wäre Kim Gun-Woo (Woo Do-Hwan). Kim ist Anfang Zwanzig, sehr sportlich und leidenschaftlicher Boxer, der sein Hobby auch gerne zum Beruf machen würde. Er lebt noch brav bei seiner Mutter und unterstützt diese so gut er kann. Er hat weder selber Kinder noch Partnerin und ist grundsätzlich eher ein stiller, ernsthafter Typ. Eine der ersten Szenen zeigt uns Kim, wie er höflich, aber sehr bestimmt eingreift, als ein betrunkener, randalierender Masken-Verweigerer in einen Bus einsteigen möchte. Wir befinden uns allgemein mitten in der Zeit der Corona-Pandemie, entsprechend oft werden FFP-2-Masken getragen. Kim zählt fraglos zu den Guten, das wird schnell klar. Wie er selbst sagt, ist das "Herz eines Boxers" für ihn das Wichtigste an seinem Sport, nicht Ruhm oder Reichtum. Bald lernt er Hong Woo-jin kennen. Hong Woo-jin (Lee Sang-Yi) war sein Gegner bei einem kleinen Titelkampf. Hong erscheint bereits zu Anfang wie der perfekte "Gegenentwurf" zu Gun-Woo, annähernd gleichaltrig und von ähnlich sportlicher Statur, aber damit enden die Gemeinsamkeiten. Hong steht auf Luxus, gibt viel auf Marken (wenn auch nur Kopien), hat zu oft seine Klappe zu weit offen, ist impulsiv, aber auch ein ziemlicher Spaßvogel mit stets guter Laune.
"Mein Charme ist unwiderstehlich, wie Glutamat"
Lernt man ihn besser kennen, merkt man, es steckt viel mehr als nur heiße Luft in diesem jungen Mann. Er hat sein Herz auch am rechten Fleck und bald entsteht ein (im wahrsten Sinne des Wortes) schlagkräftiges Team aus den beiden Boxern. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der große Gegner ist der schwerkriminelle Geldverleiher, besser "Kredithai" Kim Myeong-gil (Park Sung-woong). Er erscheint stets im feinsten Zwirn und mit einem sehr arroganten Grinsen im attraktiven Gesicht. Standesgemäß rollt er natürlich im Bentley vor. Verschlagen, fies, skrupellos, gerissen, raffiniert, mit allen Wassern gewaschen, aber auch wirklich schlau - all diese Eigenschaften treffen auf ihn zu. Er ist ein alter Hase im Business und weiß genau, womit man illegal schnell zu Geld kommt. Alleine trifft man ihn selten, zumeist ist er in Begleitung seiner Leibwächter und Schergen, wovon einer ziemlich heraus"ragt": Kang In-beom - von diesem Hünen und seinen Taten werden wir noch einiges im Lauf der Serie erleben. Beide teilen sich eine gemeinsame Vergangenheit mit einem weiteren "Big-Player": President Choi. Früher war (President) Choi Tae-ho (Huh Joon-ho) ebenfalls ein recht skrupelloser Geschäftsmann, der mit allen Mitteln auf illegalen Wegen zu viel Geld kam. Mittlerweile ist er geläutert und verleiht sein Geld ohne Zinsen und verzichtet auch auf üble Schlägertrupps, die bei verspäteter Bezahlung säumige Zahler verstümmeln. Er lässt Menschlichkeit walten und hat Verständnis für die Nöte seiner "Kunden". Er spielt damit eine Art "moderner Robin Hood" und ist unter anderem auch Besitzer eines Waisenhauses. Was es damit auf sich hat, wie er dazu kam, "auszusteigen", warum er im Rollstuhl sitzt, wie seine Verbindung zu Kim Myeong-gil ist und warum seine "Enkeltochter" keine Blutsverwandte ist, erfahren wir auch bald. Choi hat nicht vergessen, wie die Unterwelt funktioniert und weiht auch den unbedarften Kim gerne ein:
"Gun-Woo. Das hier ist ein Krieg, es gibt kein Fairplay oder Regeln wie beim Boxen. Der Kampf ist erst vorbei, wenn einer der Kontrahenten tot ist."
Seine "Enkeltochter" Cha Hyeon-ju (Kim Sae-ron) sehen wir anfangs auf ihrem Motorrad durch die nächtlichen Straßen düsen und mit ihrem Elektroschocker den einen oder anderen Ganoven etwas "kitzeln", der wohl Ärger mit ihrem Opa hat. Sie wirkt sehr selbstbewusst und tough, eine echte Powerfrau. Sie hat diese Rolle des "Geldeintreibers" oder "Problemlösers" auf eigenen Wunsch angenommen und möchte damit ihrem "Opa" etwas zurückgeben, weil dieser sie aus einer Notlage gerettet und aufgezogen hat. Choi hat natürlich bei all ihren Unternehmungen stets große Angst um seine Enkelin, weswegen er ziemlich bald Kim und Hong als ihre Leibwächter engagiert, die Cha etwas bewachen sollten. Das Cha sich das natürlich nicht gefallen lässt und nur äußert widerwillig akzeptiert ist klar, sie braucht keine Babysitter! Ich habe mich wirklich gut unterhalten und vergebe daher:
[Rating:4/5]
Was genau hat mir denn gefallen? Als das wäre: Das Buddyteam aus Kim Gun-Woo und Hong funktionierte auf Anhieb so gut, dass es richtig Spaß machte, mitzufiebern, ob es die beiden schaffen werden, viele der brenzligen und gefährlichen Situationen gemeinsam zu überwinden. Man litt und freute sich mit den beiden, ich zumindest konnte mich wirklich gut "drauf einlassen" und versuchte, die Handlung aus dem Blickwinkel von Kim Gun-Woo mitzuerleben. Selten klappt es inzwischen bei Serien, sich in realistisch wirkende und agierende Hauptcharaktere hineinzuversetzen, da diese schlichtweg nicht existieren. In "Bloodhounds" funktioniert dies aber wider Erwarten sehr gut, dank des sehr gut besetzten Casts. So erinnerte mich der Ober-Schläger Kang In-beom an den legendären Bolo Yeung der in den Achtzigerjahren (1988) Jean Claude van Damme in "Bloodsport" verdreschen durfte. Bolo gab damals den nicht nur optisch furchterregenden Chong Li, der nicht nur Jean Claude alias Frank Dux, sondern auch mir als Zuschauer das Fürchten lehrte. Kang In-beom (Tae Won-suk) kommt in einigen Szenen durchaus an diese spürbare, durch die Mattscheibe dringende Zurschaustellung von echter Aggression und Wildheit heran, wie einst Bolo. Weiter war die Choreographie der vielen gezeigten Zweikämpfe zumindest meiner Ansicht nach wirklich gut umgesetzt. Keine meilenweiten Luftsprünge der Protagonisten, keine Unzerstörbarkeit derselben, nein, sie machen Fehler, bluten, landen im Krankenhaus, sind eben Menschen wie Du und ich. Das mag ich, nachvollziehbare Handlungen in dargestellten Situationen auch. Hilfsbereite Menschen greifen eben ein, auch wenn es eben mal dafür "eines auf die Mütze" gibt. Kim ist eben ein solcher hilfsbereiter Mensch, sein Gegner Kim Myung-gil steht für das genaue Gegenteil. Er geht immer aufs Ganze und schickt schon mal 30 Leute los, um unser Buddy-Team in ihre Schranken zu weisen. Seine Ideen, illegal Geld zu generieren sind fast grenzenlos. Beispielsweise hat er ein kleines Team, dass sich geschminkt unter Obdachlose mischt, um deren Ausweise zur Schaffung von Scheinfirmen zu ergaunern oder/und Kredite auf deren Personalien abzuschließen. Muckt der Bestohlene, wird er schon einmal auf brutalste Weise von mehreren Tätern mit Tritten auch gegen den Kopf malträtiert, bis er sich nicht mehr rührt. Bleiben wir kurz beim Thema Brutalität. Diese wird hier nicht zum Selbstzweck, was aber nicht bedeutet, dass wir hier Weichspülerkram erleben. Nein, wie ich kurz erwähnte gibt es schon Verletzungen zu sehen, Blut, Wunden und eben auch einmal Tote zu beklagen. Alles auf vernünftigem Level und sehr realitätsnah. Um eine Aussage nachhaltig zu verhindern, wird schon einmal eine Zunge abgebissen oder ein Gegner gefoltert, mit verbundenen Augen und einer Mini-Flex plus Salz, das großzügig in diese frischen Wunden gerieben wird. Menschen entsorgen klappt auch gut, wenn man diese tagelang zu Brühe kocht und dann im Meer beseitigt. Auch sehen wir wie beispielsweise wie begabte Messerkämpfer ihre Kontrahenten niederstechen, während sie auf einem Motorrad vorbeihetzen. Folgt man Gerüchten im Internet, so wurde erst Ende Februar 2024 darüber ernsthafter spekuliert, ob nicht doch vielleicht eine zweite Staffel von "Bloodhounds" gedreht werden könnte. Ich würde mich darüber freuen, denn auf Kim und Hong wartet noch viel Arbeit, als erklärte Gegner der Unterwelt-Kriminalität. Beschließen möchte ich diese Review mit einem weiteren Zitat von (President) Choi:
"Wenn man eine mächtige Organisation zerschlagen will, braucht man zwei Gifte. Das sind Zwietracht und Spaltung. Menschen bilden Gemeinschaften, sie misstrauen fremden und vertrauen Dingen, die sie kennen. Von außen sind die Gifte wirkungslos -eine Gemeinschaft vergiftet man von innen."

Bilder: Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/review-bloodhounds-staffel-1/feed/ 0 203187
Review: „Chicken Nugget“ (Netflix-Miniserie) https://www.serieslyawesome.tv/review-chicken-nugget-netflix-miniserie/ https://www.serieslyawesome.tv/review-chicken-nugget-netflix-miniserie/#respond Mon, 25 Mar 2024 09:41:10 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=203012 Mit dem ersten Teaser zur Serie war mein Interesse bereits geweckt. Eine Frau, die sich in einen Chicken Nugget verwandelt?! Eigentlich braucht man gar nicht mehr andere Serien für die Emmy Awards nominieren, denke ich. Seit 15. März ist die simplerweise "Chicken Nugget" betitelte Serie auf Netflix zu sehen und ich möchte euch in diesem Spoiler-armen Review (konkrete Details sind in diesem Beitrag zunächst verborgen bzw. werden vorab angekündigt) darlegen, um was für einen außergewöhnlichen Leckerbissen es sich bei der koreanischen Miniserie handelt. Zur Info: Leider gibt es bislang noch keine deutsche Synchronfassung, ihr könnte "Chicken Nugget" aber mit deutschen Untertiteln oder mit englischer Audiospur anschauen. Die englische Tonspur ist vor allem zu Beginn gewöhnungsbedürftig, aber auch der koreanische Originalton scheint recht flach abgemixt zu sein, zumindest war es so in den Szenen, in denen ich zu Vergleichszwecken mal umgeschaltet hatte.

Verrückte Idee, verrückte Umsetzung

Bei der Grundprämisse einer Serie mit dem Titel "Chicken Nugget" sollte eigentlich klar sein, dass man sich auf Entsprechendes einzustellen hat. Das ist kein neues "The Wire", "Sopranos" oder "Breaking Bad". Die auf einem Webtoon basierende Serie ist entsprechend überzeichnet und nimmt sich selbst nicht all zu ernst (das wäre ja auch albern...).
„Chicken Nugget? Who would imagine this stuff?! Literally no one, how absurd! Even talking about it now, it‘s completely nonsensical!“
Die kleinen und großen wirren Ideen sind teils mit bedachtem Timing serviert, manchmal aber auch drüber oder enorm cringy. Da sitzt nicht alles, das steht fest, die eigenartigen Sequenzen werden bei dem recht hohen Tempo aber recht schnell übergangen und geraten in Vergessenheit. "Chicken Nugget" fühlt sich noch kurzweiliger an, da die Netto-Laufzeit der insgesamt zehn Episoden oftmals lediglich 25 Minuten beträgt. In der Regel handelt es sich bei den letzten fünf Minuten der angezeigten Episodenlängen um den Abspann (und nein, es gibt keine Post-Credit-Szenen, auf die ihr warten müsstet). Statt der großen Mysterien haben mir viel stärker all die kleinen ausgefallenen Elemente gefallen. Dass eine Figur "Nein, bitte keine Rückblende!" sagt, ehe eine solche eintritt, ist wunderbar meta. Hinzu kommen Dinge wie Ananaspizza als Trennungsgrund, ein Tofukopf, eine cremig ablaufende Kampfszene, ein 25-Jähriger, der doppelt so alt aussieht, oder auch ein fürchterlich furchterregendes Reh. Ja, "Chicken Nugget" hat dann doch mehr zu bieten, als man zunächst meinen mag. Tatsächlich war ich überrascht, dass man dann doch recht überzeugend eine größere Geschichte um die ominöse Verwandlung einer Frau in einen Chicken Nugget hat aufziehen können. Vor allem weiß "Chicken Nugget" aber auch mit ganz viel Herz zu punkten. Der aufopfernd um die Rückkehr seiner Tochter kämpfende Choi Seon-man sowie vor allem der gutherzige Baek-joong aka "Yellowpants" sind wunderbare Protagonisten, die zwar teilweise verpeilt agieren, aber stets Gutes im Sinn haben. Das Schauspiel ist mitunter ziemlich drüber und vor allem eine Folge in einem Buchladen bzw. auf einem Schrottplatz hat mir nicht gefallen, grundsätzlich verstehen sich die Rollen aber eher wie überzeichnete Theaterfiguren, die schlicht unterhalten sollen. Und das glückt gut. Zumindest besser als die CGI-Effekte, die für heutige Verhältnisse erschreckend plump wirken. [php function=1] Das Ende empfinde ich soweit als gelungen. Vor allem in der Anbahnung wirft es für uns Zuschauende einige Fragen auf, wie wir wohl handeln würden und welche Optionen die besseren seien. Letztlich gibt es einen netten Zukunftsausblick, der vielleicht etwas zu lang geworden ist, aber die Geschichte gekonnt abschließt. So weit, so abstrakt umschrieben. Um konkret darauf einzugehen: Ich hätte es persönlich gut gefunden, wenn man die Entscheidung des Knopf-Druckes offengelassen hätte (ähnlich wie beim Film "Inception"). So schenkt man uns aber ja zumindest eine Antwort darauf, ob nach dem Zurücksetzen die Maschine denn wieder vor Ort ist oder nicht. Entsprechend dürfte sich alles einfach nochmal so wiederholen, wie es zuvor geschehen war?
[Rating:3.5/5]
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Natürlich weiß "Chicken Nugget" nicht mit dem komplexesten und anspruchsvollsten Drama aller Zeiten aufzuwarten, das muss es aber auch gar nicht. Die Serie weiß aber auch deutlich mehr zu bieten, als der Vorab-Trailer einen glauben lässt. Da steckt schon mehr dahinter und eine Erzählung in Serienform ist definitiv angebracht gewesen. Nicht alle Gags sitzen, aber der Humor ist allgemein kurzweilig und Zuschauende erhalten ausgefallene Unterhaltung, die es in der Form nur selten auf Netflix zu sehen gibt. Dabei bleibt es nicht nur locker-seicht, es gibt auch durchaus Spannung und Action zu sehen. Bei unter fünf Stunden Laufzeit ist die Geschichte auch wunderbar binnen eines Wochenendes durchzuschauen. Mit Verwunderung musste ich feststellen, dass die Ratings auf IMDb lediglich mit einer schwachen 5,0 aufwarten. Das ist viel zu niedrig. Ich kann verstehen, dass "Chicken Nugget" nicht für Jedermensch ist, aber irgendwo zwischen sechs und acht von zehn Sternen sollte es sich dann doch realistischer Weise einpendeln. Dabei zeigt sich jedoch im Detailanblick, dass etliche Leute die Serie sowie die Einzelfolgen mit 1er-Ratings zu bomben scheinen: Uncool. Einige scheinen das auf der bloßen Begründung zu tun, dass es sich beim Originatitel-gebenden "Dakgangjeong" gar nicht um einen Chicken Nugget handelt, sondern um eingelegtes Chicken-Fleisch, das ein ganz eigenes Gericht darstellt. Wenn das der einzige Kritikpunkt ist, empfehle ich euch, getrost darüber hinweg zu sehen. Lieber mal den Kopf ausschalten und sich auf absurde Art und Weise unterhalten lassen. Ich wünsche guten Appetit!

2. Staffel von "Chicken Nugget"?

Da Netflix die Serie als Miniserie anpreist und die veröffentlichte Staffel die komplette Handlung des zugrundeliegenden Webtoons abdeckt, ist nicht davon auszugehen, dass es zu einer Fortsetzung von "Chicken Nugget" kommen wird. Erschaffer Park Jidok hat aber ja vielleicht noch ein paar andere Titel parat, die ähnlich geartet sind und umgesetzt werden könnten. Wie wäre es beispielsweise mit "Potato Village" oder "Killer Farts"? Nun ja, vielleicht reicht es auch mit dieser einen Portion.

Bilder: Netflix/Garage Lab

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Mit dem ersten Teaser zur Serie war mein Interesse bereits geweckt. Eine Frau, die sich in einen Chicken Nugget verwandelt?! Eigentlich braucht man gar nicht mehr andere Serien für die Emmy Awards nominieren, denke ich. Seit 15. März ist die simplerweise "Chicken Nugget" betitelte Serie auf Netflix zu sehen und ich möchte euch in diesem Spoiler-armen Review (konkrete Details sind in diesem Beitrag zunächst verborgen bzw. werden vorab angekündigt) darlegen, um was für einen außergewöhnlichen Leckerbissen es sich bei der koreanischen Miniserie handelt. Zur Info: Leider gibt es bislang noch keine deutsche Synchronfassung, ihr könnte "Chicken Nugget" aber mit deutschen Untertiteln oder mit englischer Audiospur anschauen. Die englische Tonspur ist vor allem zu Beginn gewöhnungsbedürftig, aber auch der koreanische Originalton scheint recht flach abgemixt zu sein, zumindest war es so in den Szenen, in denen ich zu Vergleichszwecken mal umgeschaltet hatte.

Verrückte Idee, verrückte Umsetzung

Bei der Grundprämisse einer Serie mit dem Titel "Chicken Nugget" sollte eigentlich klar sein, dass man sich auf Entsprechendes einzustellen hat. Das ist kein neues "The Wire", "Sopranos" oder "Breaking Bad". Die auf einem Webtoon basierende Serie ist entsprechend überzeichnet und nimmt sich selbst nicht all zu ernst (das wäre ja auch albern...).
„Chicken Nugget? Who would imagine this stuff?! Literally no one, how absurd! Even talking about it now, it‘s completely nonsensical!“
Die kleinen und großen wirren Ideen sind teils mit bedachtem Timing serviert, manchmal aber auch drüber oder enorm cringy. Da sitzt nicht alles, das steht fest, die eigenartigen Sequenzen werden bei dem recht hohen Tempo aber recht schnell übergangen und geraten in Vergessenheit. "Chicken Nugget" fühlt sich noch kurzweiliger an, da die Netto-Laufzeit der insgesamt zehn Episoden oftmals lediglich 25 Minuten beträgt. In der Regel handelt es sich bei den letzten fünf Minuten der angezeigten Episodenlängen um den Abspann (und nein, es gibt keine Post-Credit-Szenen, auf die ihr warten müsstet). Statt der großen Mysterien haben mir viel stärker all die kleinen ausgefallenen Elemente gefallen. Dass eine Figur "Nein, bitte keine Rückblende!" sagt, ehe eine solche eintritt, ist wunderbar meta. Hinzu kommen Dinge wie Ananaspizza als Trennungsgrund, ein Tofukopf, eine cremig ablaufende Kampfszene, ein 25-Jähriger, der doppelt so alt aussieht, oder auch ein fürchterlich furchterregendes Reh. Ja, "Chicken Nugget" hat dann doch mehr zu bieten, als man zunächst meinen mag. Tatsächlich war ich überrascht, dass man dann doch recht überzeugend eine größere Geschichte um die ominöse Verwandlung einer Frau in einen Chicken Nugget hat aufziehen können. Vor allem weiß "Chicken Nugget" aber auch mit ganz viel Herz zu punkten. Der aufopfernd um die Rückkehr seiner Tochter kämpfende Choi Seon-man sowie vor allem der gutherzige Baek-joong aka "Yellowpants" sind wunderbare Protagonisten, die zwar teilweise verpeilt agieren, aber stets Gutes im Sinn haben. Das Schauspiel ist mitunter ziemlich drüber und vor allem eine Folge in einem Buchladen bzw. auf einem Schrottplatz hat mir nicht gefallen, grundsätzlich verstehen sich die Rollen aber eher wie überzeichnete Theaterfiguren, die schlicht unterhalten sollen. Und das glückt gut. Zumindest besser als die CGI-Effekte, die für heutige Verhältnisse erschreckend plump wirken. [php function=1] Das Ende empfinde ich soweit als gelungen. Vor allem in der Anbahnung wirft es für uns Zuschauende einige Fragen auf, wie wir wohl handeln würden und welche Optionen die besseren seien. Letztlich gibt es einen netten Zukunftsausblick, der vielleicht etwas zu lang geworden ist, aber die Geschichte gekonnt abschließt. So weit, so abstrakt umschrieben. Um konkret darauf einzugehen: Ich hätte es persönlich gut gefunden, wenn man die Entscheidung des Knopf-Druckes offengelassen hätte (ähnlich wie beim Film "Inception"). So schenkt man uns aber ja zumindest eine Antwort darauf, ob nach dem Zurücksetzen die Maschine denn wieder vor Ort ist oder nicht. Entsprechend dürfte sich alles einfach nochmal so wiederholen, wie es zuvor geschehen war?
[Rating:3.5/5]
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Natürlich weiß "Chicken Nugget" nicht mit dem komplexesten und anspruchsvollsten Drama aller Zeiten aufzuwarten, das muss es aber auch gar nicht. Die Serie weiß aber auch deutlich mehr zu bieten, als der Vorab-Trailer einen glauben lässt. Da steckt schon mehr dahinter und eine Erzählung in Serienform ist definitiv angebracht gewesen. Nicht alle Gags sitzen, aber der Humor ist allgemein kurzweilig und Zuschauende erhalten ausgefallene Unterhaltung, die es in der Form nur selten auf Netflix zu sehen gibt. Dabei bleibt es nicht nur locker-seicht, es gibt auch durchaus Spannung und Action zu sehen. Bei unter fünf Stunden Laufzeit ist die Geschichte auch wunderbar binnen eines Wochenendes durchzuschauen. Mit Verwunderung musste ich feststellen, dass die Ratings auf IMDb lediglich mit einer schwachen 5,0 aufwarten. Das ist viel zu niedrig. Ich kann verstehen, dass "Chicken Nugget" nicht für Jedermensch ist, aber irgendwo zwischen sechs und acht von zehn Sternen sollte es sich dann doch realistischer Weise einpendeln. Dabei zeigt sich jedoch im Detailanblick, dass etliche Leute die Serie sowie die Einzelfolgen mit 1er-Ratings zu bomben scheinen: Uncool. Einige scheinen das auf der bloßen Begründung zu tun, dass es sich beim Originatitel-gebenden "Dakgangjeong" gar nicht um einen Chicken Nugget handelt, sondern um eingelegtes Chicken-Fleisch, das ein ganz eigenes Gericht darstellt. Wenn das der einzige Kritikpunkt ist, empfehle ich euch, getrost darüber hinweg zu sehen. Lieber mal den Kopf ausschalten und sich auf absurde Art und Weise unterhalten lassen. Ich wünsche guten Appetit!

2. Staffel von "Chicken Nugget"?

Da Netflix die Serie als Miniserie anpreist und die veröffentlichte Staffel die komplette Handlung des zugrundeliegenden Webtoons abdeckt, ist nicht davon auszugehen, dass es zu einer Fortsetzung von "Chicken Nugget" kommen wird. Erschaffer Park Jidok hat aber ja vielleicht noch ein paar andere Titel parat, die ähnlich geartet sind und umgesetzt werden könnten. Wie wäre es beispielsweise mit "Potato Village" oder "Killer Farts"? Nun ja, vielleicht reicht es auch mit dieser einen Portion.

Bilder: Netflix/Garage Lab

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https://www.serieslyawesome.tv/review-chicken-nugget-netflix-miniserie/feed/ 0 203012
Review: „The Gentlemen“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-the-gentlemen/ https://www.serieslyawesome.tv/review-the-gentlemen/#respond Sat, 23 Mar 2024 11:00:22 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=202821 Guy Ritchie - den kennt man. Regisseur von kleinen und größeren cineastischen Perlen wie "Bube, Dame, König, grAS", "Snatch - Schweine und Diamanten" oder "Rock N Rolla". Das ist natürlich nur ein unvollständiger Auszug seines Oeuvres, allerdings sind das die Werke, die ich persönlich von ihm am coolsten finde. Im Jahr 2019 gab es einen neuen Film von ihm: "The Gentlemen" - diese hatten, besetzt mit hochkarätigem Cast wie Matthew McConaughey oder Colin Farrell, ihren ersten großen Auftritt. Fünf Jahre später gewährt er ihnen einen Ausflug ins Seriengenre. Aber man darf sich hier nicht täuschen lassen. Bei gleichem Namen orientiert sich die Handlung dann eher lose an der des Films und auch die klangvollen Namen der Darsteller des Spielfilms fehlen hier. Aber das bedeutet ja nicht automatisch, dass das Ganze irgendwie schlechter sein sollte als das „Original“. Allerdings haben sich darüber schon andere Kritiker geäußert und ein solcher Vergleich ist auch nicht mein Ziel. Nein, ich möchte euch hier die seit dem 7. März 2024 bei Netflix online zu findende Serie vorstellen, die in 8 Episoden die Abenteuer des UN-Soldaten Edward „Eddie“ Horniman vorstellt. Beginnen wir gleich mit dem Hauptdarsteller, genau: mit Eddie! Edward „Eddie“ Horniman (Theo James) ist ein Offizier bei der UN. Während seiner Dienstausübung im Ausland erfährt Edward, dank persönlicher Nachrichtenübergabe, vom nahenden Tod seines Vaters. Dieser ist nicht nur “irgendein“ Horniman, sondern der Herzog von Halstead. Also kehrt Eddie notgedrungen nach England auf das Familienanwesen zurück, wo alsbald die Testamentseröffnung stattfindet und Eddie sich, obgleich nicht der Erstgeborene, plötzlich als stolzer Herzog plus Erbe des nahezu kompletten Familienbesitzes samt 20 Bediensteten wiederfindet. Inklusive unterirdischer Hanfplantage, die jährlich für ihn 5 Millionen Pfund abwirft. Wer von der Familie da noch eingeweiht war in diesen kleinen Nebenerwerb von Papa? Wer weiß? Eddie schon mal nicht. Schließlich stand er freiwillig jahrelang in Diensten des Militärs mit Einsätzen auf der ganzen Welt, um so weit weg wie möglich von seinem Titel, seiner Familie und allem Standesdünkel zu sein. Doch alle seine Pläne werden durch den Tod von Papa Archibald durchkreuzt. Freddy Horniman (Daniel Ings), ist Eddies älterer Bruder und somit seiner Meinung nach der rechtmäßige Erbe all dessen, was Herzog und Papa Archibald hinterlassen hat. In diesem Glauben lebte bisher auch exakt das Leben, welches Eddie nie haben wollte: Er genießt sein Dasein als gelangweilter Adeliger mit Drogen und Partys, der auf den Tod seines Vaters wartet, um endlich reich zu werden. Kein Wunder, dass ihn die Testamentseröffnung, gelinde gesagt, einen kräftigen Schlag in die Magengrube verpasst. Nichts mehr mit Reichtum und Dolce Vita. Ihm bleibt fast nichts, außer einem riesigen Berg von Schulden und seinen Gläubigern im Nacken. Was macht er nun? Das, was er am besten kann, nur noch extremer: sich völlig dem Alkohol und sämtlichen Drogen, die in seiner Reichweite landen, hingeben. Mit dem Erfolg, dass er von einem Bockmist in den nächsten schlittert. Er baut wirklich nur Mist, im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser reicht vom Anhäufen von Millionenschulden bei extrem zwielichtigen Genossen bis hin zu Schwerstkriminalität und etlichen Straftaten, die von anderen unter den Teppich gekehrt werden müssen. Freddy selbst bekommt natürlich nichts auf die Kette und braucht ständig andere, die ihm seinen Allerwertesten retten dürfen. Gerne Bruder Eddie, der hinter ihm herräumen und seine Probleme für ihn lösen muss oder auch Geoff, der Vertraute seines Vaters. Geoff Seacombe, dargestellt von Vinnie Jones, einem alten Bekannten aller Guy Ritchie Fans, sorgt für Recht und Ordnung auf dem Landsitz. Welche Rolle Geoff genau hat, ist anfangs noch etwas nebulös. Augenscheinlich pflegt er ein auffällig gutes Verhältnis zu Lady Sabrina Halstead – auch wenn sie sich (zumindest in der deutsche Synchro) gegenseitig siezen und mit scheinbar großem Respekt behandeln. Zudem päppelt Geoff auch gern verletzte Tiere auf, die er im Wald auffindet. So hält er sich beispielsweise einen verletzten Fuchs in seiner Bude (die er übrigens nach Archibalds Tod geerbt hat!). Was aber viel wichtiger ist: Geoff hat immer einen guten Rat parat, egal worum es geht. Er verfügt über fast Yoda-ähnliche, unendliche Weisheit, ist ein Problemlöser durch und durch und verfügt zudem über typisch britischen Humor: schwarz und trocken.
Geoff: "Was jagen wir, euer Gnaden?" Eddie: "Einen blauen Sportanzug!"
Natürlich hat er auch für den dauerhaft in Problemen steckenden und in Fettpfützen stampfenden Freddy immer guten Rat parat:
"Freddy. Glücklich ist, wer mit seinem Platz im Leben zufrieden ist"
Wenden wir uns nun ab von der Familie Horniman und schauen uns die anderen "Big Player" an. Als da wäre Susan Glass, genannt Susie (Kay Scodelario). Die Tochter eines der größten Drogenbosse der örtlichen Szene, Billy Glass. Da Eddie, dank Freddy, der mal wieder in der Patsche sitzt und sehr, sehr viel Geld braucht, das Familienanwesen verhökern will, wird sie beim neuen Duke vorstellig. Susie legt ihm schnell dar, dass das nicht so einfach ist, da sich nämlich unterirdisch die bereits bekannte Großplantage befindet, die ihrer Familie und auch den Hornimans bereits schon erwähntes beachtliches (Neben-)Einkommen verschafft. Sie selbst lässt sich immer in ihrem schicken schwarzen Landrover herumkutschieren und taucht selten ohne ihr Leibwächter-Duo irgendwo auf. Weiter wäre da noch Jimmy Chang (Michael Vu). Seine Aufgabe ist es, sich um die Aufzucht der Marihuanapflanzen zu kümmern, diese zu hegen und zu pflegen, und deren THC-Gehalt durch seine Liebe (oder egal wie) zu maximieren. Leider probiert Jimmy auch sehr oft von den "Früchten seiner Arbeit" und nimmt entsprechend selten richtig nüchtern am Leben in der realen Welt teil.
"Wusstest du schon, wenn man dem Rotkehlchen den Zeigefinger auf die Brust legt und ihm die Titten ein. Bisschen massiert, und den richtigen Rhythmus trifft, dann ergibt sich der Vogel dir, die Beine breit ...Flügel Akimbo"
Dummerweise ergeht es ihm dadurch oft wie seinem "Fast-Best-Buddy" Freddy: auch er vermasselt es gerne. So ist er für Verluste in Millionenhöhe und allerhand Ärger allgemeiner Natur verantwortlich. Unter anderem verknallt er sich bis über beide Ohren in eine Trickbetrügerin, was noch für etliche Turbulenzen sorgt. Ansonsten ist Jimmy ein herzensguter Mensch, der viel Liebe in sich trägt, sehr harmoniebedürftig ist und zwischendurch sogar noch versucht, sich zu bessern: Zukünftig will er nur noch abends zu kiffen, nicht mehr ganztags bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Unser guter alter Geoff hat natürlich auch für Jimmy, den er wieder einmal gerettet hat, einen passenden Spruch übrig:
"Wir müssen alle hin und wieder unsere Schneekugel schütteln, nicht wahr, aber das Wichtigste ist, dass man etwas daraus lernt"
Nicht vergessen werden darf hier Mr. Stanley Johnston (Giancarlo Esposito). Zunächst möchte Stanley Eddies Familienanwesen anscheinend zu jedem aufgerufenen Preis abkaufen. Bald wird auch klar, warum: Mr. Johnston weiß natürlich von der unterirdischen Aufzuchtanlage, die Susie betreibt. Nach außen hin wirkt er wie aus dem Ei gepellt, ist stets perfekt gekleidet, lässt sich oft von seinem persönlichen Assistenten vertreten, steht auf Etikette, Stil und gute Umgangsformen. Natürlich protzt er auch gerne, indem er zum Beispiel mit einer millionenschweren Uhr aufläuft, die einst angeblich an Winston Churchills Arm prangte. Kleider machen Leute! Bei aller Etikette ist er, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, skrupellos in der Wahl seiner Mittel, um sein Ziel auch zu erreichen. Dies bemerken vor allem Eddie und Susie recht schnell. Gut, nachdem ich nun die wichtigsten Charaktere der Serie vorgestellt habe, geht es ans Eingemachte: Wie wird denn nun die Geschichte umgesetzt? Anfangs, also nach Folge eins, war ich noch sehr gespannt, fast schon etwas begeistert. Ich dachte: „Cool! Guy hat es wieder einmal geschafft, mich gut zu unterhalten!“ Skurrile Charaktere, abrupte Storyline-Twists, eine Prise ausufernde Brutalität, die natürlich nur angedeutet, nicht schonungslos, gezeigt wird – eben genau die typische Guy-Ritchie-Handschrift. Leider ging es im Fortgang der Serie dann etwas bergab. Ständig wiederholt sich die gleiche Geschichte: Freddy baut Mist, Eddie haut ihn raus und will endgültig aus dem Geschäft aussteigen, Susie holt ihn wieder ins Boot. Auch die Hauptfiguren blieben recht stumpf in ihrem Rollenbild gefangen und entwickeln sich kein bisschen weiter. Freddy war am Anfang dämlich und naiv, steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten und bleibt bis zum Ende genauso wie am Anfang ohne ein bisschen Entwicklung in die eine oder andere Richtung. Jimmy ist von Anfang bis Ende der gleiche kiffende Trottel, Geoff der kühle Macher. Lauter Stereotypen: Wer einmal Dummes tut, bleibt dabei, wer wenig intelligent agiert, glänzt auch im Fortgang nicht mit Leistungen auf hohem Niveau. Die Charaktere blieben dabei leider blass und oberflächlich, was dann letztendlich den Funken einfach nicht überspringen lässt. Deshalb verbleiben leider durchschnittliche 3 von maximal 5 Sternen.
[Rating:3/5]
Was blieb denn von der Serie so "hängen"? Also fassen wir zusammen: Das Geschäft mit Rauschmitteln aller Art ist stets gut organisiert in den Händen diverser guter Bekannter, irgendwelcher Kartelle unter Führung mehr oder weniger charismatischer Einzelpersonen. Die Big Player dort kennen sich gut und respektieren sich vordergründig wohl auch. Ein Beispiel dafür: Oft reicht ein Anruf von Bobby Glass, um geplante Anschläge oder Racheakte zu verhindern oder gar schon die Erwähnung seines Namens aus, um Kriminelle "milde" zu stimmen. Wir lernen auch einiges über Geschichte allgemein, so zum Beispiel über die wohl weltberühmteste Taube, "Cher Ami". Diese rettete am 04.10.1918 einem Trupp US-Armeeangehöriger das Leben, als sie von deutschen Truppen umzingelt waren und ihre eigenen Truppen dann das Feuer eröffneten, ohne zu wissen, dass hinter den Deutschen eine Gruppe US-Soldaten auch mit beschossen wurde. "Cher Ami" überbrachte eine entsprechende "Stoppt den Beschuss"-Nachricht, die 194 Soldaten das Leben rettete. Wer erzählt oder weiß denn sowas? Natürlich Bobby Glass, der in einer Art "offenem Vollzug" vor allem seiner Liebe zu Tauben,die in seinen Augen die Verkörperung der Harmonie zwischen Mensch und Natur darstellen, frönt. Aha, okay, für viele Städter sind sie einfach nur als "Ratten der Lüfte" bekannt, die eher ein großes Problem darstellen. Aber, lassen wir das mal so stehen. Natürlich gibt es noch mehr Positives zu berichten. Die Nebencharaktere sind gut erdacht und besetzt. Da wäre der Tatortreiniger, der zwar wohl Alkoholiker ist, aber stets perfekt darin bleibt, hier und da auftretende Leichen spurlos zu beseitigen. Auch der "Apostel", der dank Freddys sehr unbedachter Tat plötzlich zu einem Gegenspieler von Eddie wird, ist ziemlich charismatisch. Liest er doch jedem seine Leviten, auch wenn es eben das Letzte ist, was der gerade lebendig in einem tiefen Loch begrabene Kleinganove in seinem kurzen Leben je hören wird. Auch andere Nebenrollen sind für einen Lacher gut, wie zum Beispiel Tony Blair. Nein, nicht der einst bekannte Politiker, der bis 2007 UK-Premierminister war, sondern ein Kosovo-Albaner, der einer der Großkunden von Susie ist und einfach seinen Namen änderte, weil er eben ein Riesen-Fan des Briten ist. Fußfesseln behindern unseren Tony und seine kleine Gang blöderweise bei ihren kriminellen Tätigkeiten, "weil sie jeden Abend um 6 zu Hause sein müssen". Deshalb erhalten Eddie und Susie einen Spezialauftrag mit Tücken, Episode drei verrät darüber mehr. Weiter gibts Ärger mit Erpressern, Stress mit einem hochadeligen Sammler von Nazi-Devotionalien, (darunter einigen echt schrägen, höchst persönlichen Unikaten aus dem Besitz von A.H.), Zigeunern (ja, die bezeichnen sich selbst in der Serie wortwörtlich genauso!), die mal schnell Generatoren für den Eigenbedarf klauen, extrem langweilige Buchmacher, sehr abgedrehte Geldwäscher, den, vielleicht ein klein wenig an "Snitch"-Charakter „One Punch“ Mickey O’Neil, erinnernden Bruder von Susie (Jack "Attack"), Spaß mit selbstgebranntem ‚Pointin‘ mit schlappen 90% Alkohol und natürlich immer wieder Ärger mit diversen anderen Drogenbossen. Alles in allem reicht das aber eben nicht aus, um richtig cool zu sein und die ganze Sache wirkt dann doch schlussendlich über weite Strecken unrund und holprig. Dabei wäre durchaus viel Potential zu einer Kultserie vorhanden, ganz nach dem Familienmotto der Hornimans: "Non sine periculo" - Nicht ohne Gefahr. Warten wir doch noch die Einschaltquoten dieser ersten acht Folgen ab, vielleicht ergibt sich die Chance auf eine zweite Staffel. Zu Ende erzählt sind die Geschichten rund um die Familien Horniman und Glass auf jeden Fall noch lange nicht. Ich würde ihr auf jeden Fall eine Chance geben und mich darüber freuen!

Bilder: Netflix

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Guy Ritchie - den kennt man. Regisseur von kleinen und größeren cineastischen Perlen wie "Bube, Dame, König, grAS", "Snatch - Schweine und Diamanten" oder "Rock N Rolla". Das ist natürlich nur ein unvollständiger Auszug seines Oeuvres, allerdings sind das die Werke, die ich persönlich von ihm am coolsten finde. Im Jahr 2019 gab es einen neuen Film von ihm: "The Gentlemen" - diese hatten, besetzt mit hochkarätigem Cast wie Matthew McConaughey oder Colin Farrell, ihren ersten großen Auftritt. Fünf Jahre später gewährt er ihnen einen Ausflug ins Seriengenre. Aber man darf sich hier nicht täuschen lassen. Bei gleichem Namen orientiert sich die Handlung dann eher lose an der des Films und auch die klangvollen Namen der Darsteller des Spielfilms fehlen hier. Aber das bedeutet ja nicht automatisch, dass das Ganze irgendwie schlechter sein sollte als das „Original“. Allerdings haben sich darüber schon andere Kritiker geäußert und ein solcher Vergleich ist auch nicht mein Ziel. Nein, ich möchte euch hier die seit dem 7. März 2024 bei Netflix online zu findende Serie vorstellen, die in 8 Episoden die Abenteuer des UN-Soldaten Edward „Eddie“ Horniman vorstellt. Beginnen wir gleich mit dem Hauptdarsteller, genau: mit Eddie! Edward „Eddie“ Horniman (Theo James) ist ein Offizier bei der UN. Während seiner Dienstausübung im Ausland erfährt Edward, dank persönlicher Nachrichtenübergabe, vom nahenden Tod seines Vaters. Dieser ist nicht nur “irgendein“ Horniman, sondern der Herzog von Halstead. Also kehrt Eddie notgedrungen nach England auf das Familienanwesen zurück, wo alsbald die Testamentseröffnung stattfindet und Eddie sich, obgleich nicht der Erstgeborene, plötzlich als stolzer Herzog plus Erbe des nahezu kompletten Familienbesitzes samt 20 Bediensteten wiederfindet. Inklusive unterirdischer Hanfplantage, die jährlich für ihn 5 Millionen Pfund abwirft. Wer von der Familie da noch eingeweiht war in diesen kleinen Nebenerwerb von Papa? Wer weiß? Eddie schon mal nicht. Schließlich stand er freiwillig jahrelang in Diensten des Militärs mit Einsätzen auf der ganzen Welt, um so weit weg wie möglich von seinem Titel, seiner Familie und allem Standesdünkel zu sein. Doch alle seine Pläne werden durch den Tod von Papa Archibald durchkreuzt. Freddy Horniman (Daniel Ings), ist Eddies älterer Bruder und somit seiner Meinung nach der rechtmäßige Erbe all dessen, was Herzog und Papa Archibald hinterlassen hat. In diesem Glauben lebte bisher auch exakt das Leben, welches Eddie nie haben wollte: Er genießt sein Dasein als gelangweilter Adeliger mit Drogen und Partys, der auf den Tod seines Vaters wartet, um endlich reich zu werden. Kein Wunder, dass ihn die Testamentseröffnung, gelinde gesagt, einen kräftigen Schlag in die Magengrube verpasst. Nichts mehr mit Reichtum und Dolce Vita. Ihm bleibt fast nichts, außer einem riesigen Berg von Schulden und seinen Gläubigern im Nacken. Was macht er nun? Das, was er am besten kann, nur noch extremer: sich völlig dem Alkohol und sämtlichen Drogen, die in seiner Reichweite landen, hingeben. Mit dem Erfolg, dass er von einem Bockmist in den nächsten schlittert. Er baut wirklich nur Mist, im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser reicht vom Anhäufen von Millionenschulden bei extrem zwielichtigen Genossen bis hin zu Schwerstkriminalität und etlichen Straftaten, die von anderen unter den Teppich gekehrt werden müssen. Freddy selbst bekommt natürlich nichts auf die Kette und braucht ständig andere, die ihm seinen Allerwertesten retten dürfen. Gerne Bruder Eddie, der hinter ihm herräumen und seine Probleme für ihn lösen muss oder auch Geoff, der Vertraute seines Vaters. Geoff Seacombe, dargestellt von Vinnie Jones, einem alten Bekannten aller Guy Ritchie Fans, sorgt für Recht und Ordnung auf dem Landsitz. Welche Rolle Geoff genau hat, ist anfangs noch etwas nebulös. Augenscheinlich pflegt er ein auffällig gutes Verhältnis zu Lady Sabrina Halstead – auch wenn sie sich (zumindest in der deutsche Synchro) gegenseitig siezen und mit scheinbar großem Respekt behandeln. Zudem päppelt Geoff auch gern verletzte Tiere auf, die er im Wald auffindet. So hält er sich beispielsweise einen verletzten Fuchs in seiner Bude (die er übrigens nach Archibalds Tod geerbt hat!). Was aber viel wichtiger ist: Geoff hat immer einen guten Rat parat, egal worum es geht. Er verfügt über fast Yoda-ähnliche, unendliche Weisheit, ist ein Problemlöser durch und durch und verfügt zudem über typisch britischen Humor: schwarz und trocken.
Geoff: "Was jagen wir, euer Gnaden?" Eddie: "Einen blauen Sportanzug!"
Natürlich hat er auch für den dauerhaft in Problemen steckenden und in Fettpfützen stampfenden Freddy immer guten Rat parat:
"Freddy. Glücklich ist, wer mit seinem Platz im Leben zufrieden ist"
Wenden wir uns nun ab von der Familie Horniman und schauen uns die anderen "Big Player" an. Als da wäre Susan Glass, genannt Susie (Kay Scodelario). Die Tochter eines der größten Drogenbosse der örtlichen Szene, Billy Glass. Da Eddie, dank Freddy, der mal wieder in der Patsche sitzt und sehr, sehr viel Geld braucht, das Familienanwesen verhökern will, wird sie beim neuen Duke vorstellig. Susie legt ihm schnell dar, dass das nicht so einfach ist, da sich nämlich unterirdisch die bereits bekannte Großplantage befindet, die ihrer Familie und auch den Hornimans bereits schon erwähntes beachtliches (Neben-)Einkommen verschafft. Sie selbst lässt sich immer in ihrem schicken schwarzen Landrover herumkutschieren und taucht selten ohne ihr Leibwächter-Duo irgendwo auf. Weiter wäre da noch Jimmy Chang (Michael Vu). Seine Aufgabe ist es, sich um die Aufzucht der Marihuanapflanzen zu kümmern, diese zu hegen und zu pflegen, und deren THC-Gehalt durch seine Liebe (oder egal wie) zu maximieren. Leider probiert Jimmy auch sehr oft von den "Früchten seiner Arbeit" und nimmt entsprechend selten richtig nüchtern am Leben in der realen Welt teil.
"Wusstest du schon, wenn man dem Rotkehlchen den Zeigefinger auf die Brust legt und ihm die Titten ein. Bisschen massiert, und den richtigen Rhythmus trifft, dann ergibt sich der Vogel dir, die Beine breit ...Flügel Akimbo"
Dummerweise ergeht es ihm dadurch oft wie seinem "Fast-Best-Buddy" Freddy: auch er vermasselt es gerne. So ist er für Verluste in Millionenhöhe und allerhand Ärger allgemeiner Natur verantwortlich. Unter anderem verknallt er sich bis über beide Ohren in eine Trickbetrügerin, was noch für etliche Turbulenzen sorgt. Ansonsten ist Jimmy ein herzensguter Mensch, der viel Liebe in sich trägt, sehr harmoniebedürftig ist und zwischendurch sogar noch versucht, sich zu bessern: Zukünftig will er nur noch abends zu kiffen, nicht mehr ganztags bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Unser guter alter Geoff hat natürlich auch für Jimmy, den er wieder einmal gerettet hat, einen passenden Spruch übrig:
"Wir müssen alle hin und wieder unsere Schneekugel schütteln, nicht wahr, aber das Wichtigste ist, dass man etwas daraus lernt"
Nicht vergessen werden darf hier Mr. Stanley Johnston (Giancarlo Esposito). Zunächst möchte Stanley Eddies Familienanwesen anscheinend zu jedem aufgerufenen Preis abkaufen. Bald wird auch klar, warum: Mr. Johnston weiß natürlich von der unterirdischen Aufzuchtanlage, die Susie betreibt. Nach außen hin wirkt er wie aus dem Ei gepellt, ist stets perfekt gekleidet, lässt sich oft von seinem persönlichen Assistenten vertreten, steht auf Etikette, Stil und gute Umgangsformen. Natürlich protzt er auch gerne, indem er zum Beispiel mit einer millionenschweren Uhr aufläuft, die einst angeblich an Winston Churchills Arm prangte. Kleider machen Leute! Bei aller Etikette ist er, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, skrupellos in der Wahl seiner Mittel, um sein Ziel auch zu erreichen. Dies bemerken vor allem Eddie und Susie recht schnell. Gut, nachdem ich nun die wichtigsten Charaktere der Serie vorgestellt habe, geht es ans Eingemachte: Wie wird denn nun die Geschichte umgesetzt? Anfangs, also nach Folge eins, war ich noch sehr gespannt, fast schon etwas begeistert. Ich dachte: „Cool! Guy hat es wieder einmal geschafft, mich gut zu unterhalten!“ Skurrile Charaktere, abrupte Storyline-Twists, eine Prise ausufernde Brutalität, die natürlich nur angedeutet, nicht schonungslos, gezeigt wird – eben genau die typische Guy-Ritchie-Handschrift. Leider ging es im Fortgang der Serie dann etwas bergab. Ständig wiederholt sich die gleiche Geschichte: Freddy baut Mist, Eddie haut ihn raus und will endgültig aus dem Geschäft aussteigen, Susie holt ihn wieder ins Boot. Auch die Hauptfiguren blieben recht stumpf in ihrem Rollenbild gefangen und entwickeln sich kein bisschen weiter. Freddy war am Anfang dämlich und naiv, steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten und bleibt bis zum Ende genauso wie am Anfang ohne ein bisschen Entwicklung in die eine oder andere Richtung. Jimmy ist von Anfang bis Ende der gleiche kiffende Trottel, Geoff der kühle Macher. Lauter Stereotypen: Wer einmal Dummes tut, bleibt dabei, wer wenig intelligent agiert, glänzt auch im Fortgang nicht mit Leistungen auf hohem Niveau. Die Charaktere blieben dabei leider blass und oberflächlich, was dann letztendlich den Funken einfach nicht überspringen lässt. Deshalb verbleiben leider durchschnittliche 3 von maximal 5 Sternen.
[Rating:3/5]
Was blieb denn von der Serie so "hängen"? Also fassen wir zusammen: Das Geschäft mit Rauschmitteln aller Art ist stets gut organisiert in den Händen diverser guter Bekannter, irgendwelcher Kartelle unter Führung mehr oder weniger charismatischer Einzelpersonen. Die Big Player dort kennen sich gut und respektieren sich vordergründig wohl auch. Ein Beispiel dafür: Oft reicht ein Anruf von Bobby Glass, um geplante Anschläge oder Racheakte zu verhindern oder gar schon die Erwähnung seines Namens aus, um Kriminelle "milde" zu stimmen. Wir lernen auch einiges über Geschichte allgemein, so zum Beispiel über die wohl weltberühmteste Taube, "Cher Ami". Diese rettete am 04.10.1918 einem Trupp US-Armeeangehöriger das Leben, als sie von deutschen Truppen umzingelt waren und ihre eigenen Truppen dann das Feuer eröffneten, ohne zu wissen, dass hinter den Deutschen eine Gruppe US-Soldaten auch mit beschossen wurde. "Cher Ami" überbrachte eine entsprechende "Stoppt den Beschuss"-Nachricht, die 194 Soldaten das Leben rettete. Wer erzählt oder weiß denn sowas? Natürlich Bobby Glass, der in einer Art "offenem Vollzug" vor allem seiner Liebe zu Tauben,die in seinen Augen die Verkörperung der Harmonie zwischen Mensch und Natur darstellen, frönt. Aha, okay, für viele Städter sind sie einfach nur als "Ratten der Lüfte" bekannt, die eher ein großes Problem darstellen. Aber, lassen wir das mal so stehen. Natürlich gibt es noch mehr Positives zu berichten. Die Nebencharaktere sind gut erdacht und besetzt. Da wäre der Tatortreiniger, der zwar wohl Alkoholiker ist, aber stets perfekt darin bleibt, hier und da auftretende Leichen spurlos zu beseitigen. Auch der "Apostel", der dank Freddys sehr unbedachter Tat plötzlich zu einem Gegenspieler von Eddie wird, ist ziemlich charismatisch. Liest er doch jedem seine Leviten, auch wenn es eben das Letzte ist, was der gerade lebendig in einem tiefen Loch begrabene Kleinganove in seinem kurzen Leben je hören wird. Auch andere Nebenrollen sind für einen Lacher gut, wie zum Beispiel Tony Blair. Nein, nicht der einst bekannte Politiker, der bis 2007 UK-Premierminister war, sondern ein Kosovo-Albaner, der einer der Großkunden von Susie ist und einfach seinen Namen änderte, weil er eben ein Riesen-Fan des Briten ist. Fußfesseln behindern unseren Tony und seine kleine Gang blöderweise bei ihren kriminellen Tätigkeiten, "weil sie jeden Abend um 6 zu Hause sein müssen". Deshalb erhalten Eddie und Susie einen Spezialauftrag mit Tücken, Episode drei verrät darüber mehr. Weiter gibts Ärger mit Erpressern, Stress mit einem hochadeligen Sammler von Nazi-Devotionalien, (darunter einigen echt schrägen, höchst persönlichen Unikaten aus dem Besitz von A.H.), Zigeunern (ja, die bezeichnen sich selbst in der Serie wortwörtlich genauso!), die mal schnell Generatoren für den Eigenbedarf klauen, extrem langweilige Buchmacher, sehr abgedrehte Geldwäscher, den, vielleicht ein klein wenig an "Snitch"-Charakter „One Punch“ Mickey O’Neil, erinnernden Bruder von Susie (Jack "Attack"), Spaß mit selbstgebranntem ‚Pointin‘ mit schlappen 90% Alkohol und natürlich immer wieder Ärger mit diversen anderen Drogenbossen. Alles in allem reicht das aber eben nicht aus, um richtig cool zu sein und die ganze Sache wirkt dann doch schlussendlich über weite Strecken unrund und holprig. Dabei wäre durchaus viel Potential zu einer Kultserie vorhanden, ganz nach dem Familienmotto der Hornimans: "Non sine periculo" - Nicht ohne Gefahr. Warten wir doch noch die Einschaltquoten dieser ersten acht Folgen ab, vielleicht ergibt sich die Chance auf eine zweite Staffel. Zu Ende erzählt sind die Geschichten rund um die Familien Horniman und Glass auf jeden Fall noch lange nicht. Ich würde ihr auf jeden Fall eine Chance geben und mich darüber freuen!

Bilder: Netflix

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Rewatch Review: „Justified“ S06E13 – The Promise (Serienfinale) https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-justified-s06e13-the-promise-serienfinale/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-justified-s06e13-the-promise-serienfinale/#comments Sun, 17 Mar 2024 22:15:03 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=202728 Und mit Serienfinals ist es ja immer so eine Sache, ob die Produzent:innen, Autor:innen und Regisseur:innen das auch hinbekommen. Soviel sei gesagt: haben sie hinbekommen, denn es ist ein solides Beenden aller Handlungsstränge, die in den 77 Folgen zuvor aufgemacht wurden (zu den einzelnen Episoden der Serie habe ich separate Reviews geschrieben, hier zu finden), inklusive Zeitsprung und Verabschiedung von den wichtigsten Charakteren. Da ist natürlich vor allem der schon erwähnte Showdown zwischen Boyd und Raylan, der beinahe zu einem Duell auf Leben und Tod wird. Raylan entscheidet sich aber für die gesetzeskonforme Variante, obwohl er sich seit einigen Folgen und auch im Staffelfinale an einigen Stellen an der Grenze bewegt. Bei Ava wird er dieses Mal nicht schwach - sie versucht natürlich, Raylan zu überreden, sie freizulassen, doch daraus wird nichts. Überführen kann Raylan Ava allerdings auch nicht, da ihn Boon zu einem Duell herausfordert, was Ava zur Flucht nutzt. Damit beginnt dann auch schon die Abschiedstournee von Raylan Givens, bei Art, Rachel und Tim. Die Autoren Graham Yost, Fred Golan, Dave Andron und Benjamin Cavell nehmen sich Zeit, alle wichtigen Charaktere nochmal zu würdigen. Und: Sie nutzen dabei verschiedene Original-Zeilen aus der Romanvorlage von Elmore Leonard, wen Raylan zum Beispiel seinen neuen Hut probiert oder sich von Rachel verabschiedet. Dann verlässt Raylan das Büro, die Aufzutüren schließen sich - und "Justified" ist vorbei... ... möchte man meinen, doch die Autoren hängen noch einen Zeitsprung an. Vier Jahre geht's in die Zukunft, Raylan lebt in Miami, verbringt Zeit mit seiner Tochter Willa und trifft seine Ex-Frau Winona. Alles ist halbwegs harmonisch - so wie es mit Raylan eben sein kann - und er soll einen einfachen Marshall-Job erledigen, bis er auf einen Zeitungsausschnitt aus Kalifornien stößt. Auf dem ist jemand zu sehen, der Ava ziemlich ähnlich sieht. Richtig, diese Verabschiedung fehlte uns Zuschauer:innen ja noch, und so treffen sich Ava und Raylan ein letztes Mal. Dieses Mal lässt er sie allerdings entkommen - mehr noch, er schützt sie sogar, indem er Boyd eine Lüge auftischt, der immer noch im Gefängnis sitzt und dort als Prediger unterwegs ist. Es kommt zu einer ziemlich sentimentalen Schlussszene zwischen den beiden, getrennt durch eine Scheibe, sprechend über das Telefon im Besucherraum des Gefängnisses. Das sind dann nochmal ganz große Momente zwischen Raylan Givens und Boyd Crowder, und zwischen Timothy Olyphant und Walton Goggins. Diese Szene ist übrigens auch die letzte, die im Rahmen der Serie gedreht worden ist, was es auch für alle Beteiligten nochmal emotionaler gemacht hat. Und die Serie schließt mit einem Satz von Boyd, der zu Raylan sagt: „Wir haben gemeinsam Kohle gegraben“ - ein weiteres Original-Zitat aus der Romanvorlage, und eines, das schon zu Beginn der Serie benutzt wurde. Ein klasse Einfall - übrigens von Walton Goggins. Nochmal zurück zu der Andeutung vom Anfang: Wir wir inzwischen wissen, hat es acht Jahre nach dem Ende der Serie eine Fortsetzung gegeben. Raylan Givens ist immer noch im Miami tätig, hat seine Tochter Willa am Hals und muss sich dort mit einem neuen Gegenspieler auseinandersetzen. "Justified: City Primeval" heißt das Spin-Off, über das wir hier berichtet haben und das ich nur jedem "Justified"-Fan ans Herz legen kann. Natürlich auch Boyd Crowder-Fans - die sollten ganz bis zum Ende der Staffel ausharren, um mehr darüber zu erfahren, wie es diesem ergangen ist. Fortsetzung folgt nicht ausgeschlossen...
[Rating:5/5]

Bilder: FX

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Und mit Serienfinals ist es ja immer so eine Sache, ob die Produzent:innen, Autor:innen und Regisseur:innen das auch hinbekommen. Soviel sei gesagt: haben sie hinbekommen, denn es ist ein solides Beenden aller Handlungsstränge, die in den 77 Folgen zuvor aufgemacht wurden (zu den einzelnen Episoden der Serie habe ich separate Reviews geschrieben, hier zu finden), inklusive Zeitsprung und Verabschiedung von den wichtigsten Charakteren. Da ist natürlich vor allem der schon erwähnte Showdown zwischen Boyd und Raylan, der beinahe zu einem Duell auf Leben und Tod wird. Raylan entscheidet sich aber für die gesetzeskonforme Variante, obwohl er sich seit einigen Folgen und auch im Staffelfinale an einigen Stellen an der Grenze bewegt. Bei Ava wird er dieses Mal nicht schwach - sie versucht natürlich, Raylan zu überreden, sie freizulassen, doch daraus wird nichts. Überführen kann Raylan Ava allerdings auch nicht, da ihn Boon zu einem Duell herausfordert, was Ava zur Flucht nutzt. Damit beginnt dann auch schon die Abschiedstournee von Raylan Givens, bei Art, Rachel und Tim. Die Autoren Graham Yost, Fred Golan, Dave Andron und Benjamin Cavell nehmen sich Zeit, alle wichtigen Charaktere nochmal zu würdigen. Und: Sie nutzen dabei verschiedene Original-Zeilen aus der Romanvorlage von Elmore Leonard, wen Raylan zum Beispiel seinen neuen Hut probiert oder sich von Rachel verabschiedet. Dann verlässt Raylan das Büro, die Aufzutüren schließen sich - und "Justified" ist vorbei... ... möchte man meinen, doch die Autoren hängen noch einen Zeitsprung an. Vier Jahre geht's in die Zukunft, Raylan lebt in Miami, verbringt Zeit mit seiner Tochter Willa und trifft seine Ex-Frau Winona. Alles ist halbwegs harmonisch - so wie es mit Raylan eben sein kann - und er soll einen einfachen Marshall-Job erledigen, bis er auf einen Zeitungsausschnitt aus Kalifornien stößt. Auf dem ist jemand zu sehen, der Ava ziemlich ähnlich sieht. Richtig, diese Verabschiedung fehlte uns Zuschauer:innen ja noch, und so treffen sich Ava und Raylan ein letztes Mal. Dieses Mal lässt er sie allerdings entkommen - mehr noch, er schützt sie sogar, indem er Boyd eine Lüge auftischt, der immer noch im Gefängnis sitzt und dort als Prediger unterwegs ist. Es kommt zu einer ziemlich sentimentalen Schlussszene zwischen den beiden, getrennt durch eine Scheibe, sprechend über das Telefon im Besucherraum des Gefängnisses. Das sind dann nochmal ganz große Momente zwischen Raylan Givens und Boyd Crowder, und zwischen Timothy Olyphant und Walton Goggins. Diese Szene ist übrigens auch die letzte, die im Rahmen der Serie gedreht worden ist, was es auch für alle Beteiligten nochmal emotionaler gemacht hat. Und die Serie schließt mit einem Satz von Boyd, der zu Raylan sagt: „Wir haben gemeinsam Kohle gegraben“ - ein weiteres Original-Zitat aus der Romanvorlage, und eines, das schon zu Beginn der Serie benutzt wurde. Ein klasse Einfall - übrigens von Walton Goggins. Nochmal zurück zu der Andeutung vom Anfang: Wir wir inzwischen wissen, hat es acht Jahre nach dem Ende der Serie eine Fortsetzung gegeben. Raylan Givens ist immer noch im Miami tätig, hat seine Tochter Willa am Hals und muss sich dort mit einem neuen Gegenspieler auseinandersetzen. "Justified: City Primeval" heißt das Spin-Off, über das wir hier berichtet haben und das ich nur jedem "Justified"-Fan ans Herz legen kann. Natürlich auch Boyd Crowder-Fans - die sollten ganz bis zum Ende der Staffel ausharren, um mehr darüber zu erfahren, wie es diesem ergangen ist. Fortsetzung folgt nicht ausgeschlossen...
[Rating:5/5]

Bilder: FX

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Review: „Death and Other Details“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-death-and-other-details-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-death-and-other-details-staffel-1/#respond Thu, 07 Mar 2024 11:21:38 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=202378 Dienstag stieg nicht nur das Staffelfinale des neuen Whodunits "Death and Other Details" in den USA, seitdem ist das Hulu Original auch hierzulande über Disney+ zu sehen. Und ich kann euch persönlich empfehlen, in die Murder Mystery reinzuschauen. Grundlegende Informationen zur Ausrichtung und dem Cast hatten wir euch ja bereits im Trailer-Beitrag geliefert, in diesem Staffelreview möchte ich möglichst Spoiler-arm (konkrete Informationen werden entsprechend gekennzeichnet bzw. verborgen) darüber berichten, was die Serie gut und was sie weniger gut macht.

"Only Murders" trifft "White Lotus"?

Die "Knives Out"-Filme, "Only Murders in the Building" oder auch "The Afterparty" - Whodunits, also Dramas um einen Mordfall, dessen Täter:in gesucht wird, erleben in den letzten Jahren ein absolutes Revival. Und tatsächlich bedient sich auch "Death and Other Details" einigen der üblichen Genre-Elemente, weiß diese aber um weitere Aspekte zu ergänzen. Die Begebenheit, dass sich (fast) alles auf einem Kreuzfahrtschiff abspielt, bietet die benötigte örtliche Geschlossenheit für ein "Wer war es?"-Spielchen, erinnert aber auch aufgrund des hohen durchschnittlichen Kontostandes der Passagiere an "The White Lotus" oder den Film "Triangle of Sadness". Ganz so satirisch wie Letzteres ist die Serie aber nicht und die Klassen-Vorführung fällt auch nicht so ausführlich wie in "The White Lotus" aus. Im Vordergrund steht vor allem eines: Die Wahrheit. [php function=1] Der hervorragend von Mandy Patinkin gespielte Rufus Cotesworth gilt als bester Detektiv oder wahlweise größter Betrüger der Welt - je nachdem, wen man fragt - und will die Wahrheit finden. Seine ermittlerischen Weisheiten sind smart geschrieben und seiner besonderen Stimme hört man gerne zu. Vielleicht ist es hier und da etwas dick aufgetragen, aber das passt eben zum Charakter. Zu ihm gesellen sich einige weitere Charaktere mit besonderem Charme, allgemein empfinde ich die Figuren in "Death and Other Details" gut aufgesetzt, auch wenn mir einige im Verlauf der Serie zu eindimensional dargestellt werden oder utopische Wandel durchfahren (Beispiele: Winnie, die von supersüß-tolpatschig zu superfinster-souverän wechselt, oder Oberhaupt Lawrence Collier, der hinten raus die Frage aufkommen lässt, wie bitte niemand zuvor Anzeichen seiner Erkrankung wahrgenommen haben sollen...).
„You can skip to the end to find out. But then you‘ll miss all the smart things I said.“ (Rufus)
"Death and Other Details" macht weniger der Death, sondern die Details aus. Die Serie steckt inhaltlich voller Details, vor allem hat mich aber die äußerliche Ausschmückung direkt catchen können. Die Serie schaut einfach unfassbar gut aus. Vielleicht etwas zu gut, zumindest, was die stets wie aus dem Ei gepellt (und zudem allgemein quasi durchgehend verdammt attraktiv) aussehenden Darsteller:innen anbelangt. Aber gut, ist halt absolute High Society und soll in den allgemeinen Look der Serie passen. Fehlender Mut zur Unsauberkeit ist ja ein allgemeiner Trend der Serienindustrie, den man diskutieren kann.

„Memory is a motherfucker!“

Vor allem zu Beginn der Staffel weiß der Edit mit vielen kreativen Ideen zu überzeugen. Perspektivische Spielereien und tolle Schnitte werden geboten, was leider im Laufe der Staffel deutlich zurückgefahren wird. So mag man vielleicht den Fokus nicht von den Dialogen und der Geschichte nehmen wollen, ich hätte mir aber mehr davon gewünscht. Zum Beispiel auch im Intro. Das ist an sich wundervoll gestaltet, bietet etliche Rückbezüge zu Figuren und Geschehnissen (weshalb ihr das folgende Video auch nur anschauen solltet, wenn ihr die erste Folge gesehen habt - das Opening wird auch in der Serie erst ab Folge Zwei gezeigt): Mir gefällt in "Death and Other Details" vor allem der Umgang mit Erinnerungen. Im Intro ist das mit den sich wechselnden Motiven von zum Beispiel Autos oder Schuhen visualisiert worden. Wir alle erinnern selbst die klarsten Momente individuell und verfälscht, mal mehr, mal weniger. Entsprechend morphen die Gegenstände nicht nur im Intro, sondern auch in einigen erinnerten Rückblenden von X zu Y. Smart gemacht. Auch spannend ist die Idee, Figuren, die sich gerade an Zurückliegendes erinnern, selbst in die jeweiligen Szenen einzufügen. Das bricht das übliche Rückblenden-Narrativ auf und verwebt Vergangenes gelungen in Aktuelles hinein. Die verschwommenen und sich ändernden Erinnerungen hätte ich gerne noch häufige gesehen. Die Nutzung der Erinnerungen wirkte irgendwann nicht mehr so frisch und auch nicht immer gänzlich nachvollziehbar. Manchmal wurde die Formel "Versuch es einfach lange und stark genug, dann fällt es dir schon ein" zu stark bemüht. Und beim Intro hätte ich mir noch erhofft, dass die sich ändernden Gegenstände jede Folge andere sind. Das hätte die Meta-Ebene nochmal besser bespielt.

Mehr als ein einfaches Whodunit

Ein Ort, ein Mord, viele Verdächtige, eine Auflösung - das ist mehr oder weniger der grundlegende Aufbau von Whodunits. "Death and Other Deatils" weiß nicht nur anders auszusehen und anders an die Geschehnisse heranzugehen als andere Genre-Nachbarn, es geht auch darüber hinaus. Beim einfachen "Wer war's?"-Spielchen bleibt es nicht, da will ich jetzt aber nicht zu viel vorwegnehmen. Allgemein umschreiben liefert die Staffel aber erfreulich viel Entwicklung sowie einige weitere Ebenen, die nach und nach eröffnet werden. "Death and Other Details" bietet zudem einen angenehmen Genremix und weiß (bis auf einzelne Ausfälle in der Staffelmitte) meiner Meinung nach gut Auflockerung und Spannung zu dosieren. Vor allem zu Beginn der Staffel gibt es viele lockerere Szenen und gute Dynamik in den Dialogen, später wird das allgemeine Gefühl analog zur Handlung deutlich angespannter.
„Tripp?!?“ - „Of course I have cocaine…!“ (Anna & Tripp)
Wie bei jeder Mystery ist auch eine Murder Mystery nur so gut wie ihre Auflösung. Dinge nebulös und unsicher erscheinen zu lassen, ist einfach, möglichst clevere Erklärungen zu liefern, die zudem noch unerwartet daher kommen, weniger. "Death and Other Details" schafft es meiner Meinung nach ganz gut, offene Fragen zu beantworten und dennoch Überraschungen zu liefern. Auch das üblicher Streuen von Hinweisen, wer es gewesen sein könnte, bleibt noch einigermaßen subtil, auch wenn einige Figuren sich bereits selbst offen anschuldigen. Mit einem der großen finalen Twists war ich jedoch weniger zufrieden. Hier wird es KRASS SPOILERISCH, also wirklich nur lesen, wenn ihr die ganze Staffel gesehen habt! Dass Kira Viktor Sams ist - geschenkt. Dass Imogene das trotz mehrere Interaktionen mit ihr nicht bemerkt hat - auch geschenkt (Gesichtschirurgie, andere Stimmlage, Akzent, etc.). Aber letztlich führte die Identifikation Hildes ja über die Pool-Erinnerung und das Telefon des Pastorensohnes. Hätte beides nicht bereits im Zuge der initialen Ermittlungen bezüglich des ersten Mordes aufkommen müssen? Immerhin wurde da bereits so ziemlich alles, was Keith gemacht hat, durchleuchtet. Mal ganz davon abgesehen, dass Hildes Präsenz vor Ort in der Form unsinnig erscheint (sie hätte ja auch einfach auf dem von Keith angesprochenen Pamphlet drauf sein können? Oder erst später erscheinen?). Außerdem hat man hinten heraus vielleicht die ein oder andere Abschlussszene zu viel abgefeuert. Das wirkte, als wolle es einfach nicht enden, auch wenn uns so zumindest noch ein paar nette weitere Überraschungen geliefert wurden. Und allgemein auch nochmal gehörig Gesellschaftskritik, was die Macht und Verantwortung von Superreichen anbelangt. Diesbezüglich bin ich mir zwar noch unsicher, ob man das nicht hätte anders aufziehen können, grundsätzlich hat solche Kritik aber gerade in unserer heutigen Zeit allen Platz der Welt verdient. Allgemein möchte ich noch den Cast hervorheben. Nein, nicht jede Figur hat eine tolle Entwicklung durchgemacht oder Tiefe zeigen können, das muss sie bei einem derart großen Ensemble aber auch nicht. Die zentralen Figuren wurden überzeugend gespielt. Neben dem bereits erwähnten und eh bereits bekannt-tollen Mandy Patinkin empfand ich Violett Beane als Imogene durchaus gelungen besetzt. Sie hat eine gewisse Toughheit ausgestrahlt und wusste ein vor allem auch aufgrund der Unterschiede dynamisches Duo mit ihm zu bilden. Ja, einer derart aufmerksamen Frau könnte man unterstellen, dass sie diverse Angelegenheiten im Laufe der Jahre bereits hätte aufschnappen müssen, aber sie wurde halt auch etwas abgestumpft durch ihre Familie. Zudem haben mir auch Lauren Patten als Anna, Linda Emond als Agent Hilde Eriksen sowie Angela Zhou als Teddy gefallen. Der Rest des Casts war aber auch in Ordnung bis gut, von kleineren vereinzelten Drehbuch-Schwächen mal abgesehen.
[Rating:4/5]
Die Meinungen zu "Death and Other Details" scheinen auseinander zu gehen. Auf IMDb besitzt die Staffel aktuell ein Rating von 6,8, was meiner Meinung nach zu schlecht ausfällt. In der Bewertungsaufschlüsselung wird deutlich, dass da so ziemlich alles von 1 bis 10 dabei ist und in den Einzelreviews wird klar, dass viele die Show direkt nach ein paar Folgen abgebrochen haben. Das ist auch in Ordnung, denn für alle ist "Death and Other Details" mitnichten was. Einige Aspekte wirken auch wie angedeutet nicht vollends überzeugend und der ganz große "WOW, das muss jede:r gesehen haben!"-Twist ist eben auch nicht dabei. Aber einige Wertungen tun der Produktion unrecht, finde ich. "Death and Other Details" bringt verdammt viel Qualität an den Tisch. Der Fall ist komplex und clever aufgezogen, viele Figuren sind originell geschrieben, die Dialoge sind durchdacht und der Cast fantastisch. Ja, einiges hätte besser sein können, weshalb es auch nie und nimmer eine 10 von 10 ist. Aber eine gute 8 ist es meiner Meinung nach schon. Die Fehler waren nicht schlimm und vor allem die visuelle Aufmachung und der Erinnerungs-Ansatz haben mir sehr gefallen. Auch die allgemeine Erzählweise des Falles wirkte erfrischend auf mich. Nun bin ich auch ein absoluter Whodunit-Fan, muss ich dazu sagen. Allerdings bin ich auch kritisch, so dass da schon eine gewisse Komplexität und Cleverness gegeben sein muss, um nicht durchzufallen. Punktet "Only Murders in the Building" vor allem mit seinen verdammt gut und nahbaren Charakteren sowie der Chemie zwischen ihnen, weiß "Death and Other Details" meiner Meinung nach mit einer deutlich besseren Geschichte aufzuwarten. Ich habe mich jedenfalls gut unterhalten gefühlt. Lasst mich gerne mit eurer Kronenwertung weiter unten und/oder Kommentaren wissen, wie ihr die Staffel fandet!

"Death and Other Details" Staffel 2?

Noch hat Hulu nicht offiziell bekannt gegeben, wie es mit "Death and Other Details" weitergehen wird. Inhaltlich dürfte mit der abschließenden Szene jedoch deutlich geworden sein, dass man sich von Seiten der Serien-Machenden eine Fortsetzung wünscht. Für Staffel Zwei haben die Schöpfer der Serie, Heidi Cole McAdams und Mike Weiss, sich auch bereits ein paar Gedanken gemacht. So soll der Aufstieg Imogenes als Jung-Detektivin mithilfe von Leila, Teddy und Jules beschrieben werden. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen, bin mir aber nicht sicher, welchen Einfluss die gemischten Bewertungen auf Hulu haben werden, dürfte die Produktion doch recht kostspielig sein. Vielleicht baut man aber auf die Stärken sowie das Potenzial und feilt an den Schwächen. Dann kann da ein tolles Format draus werden, das inhaltlich deutlich mehr Fortsetzungspotenzial als das ewig an einem Ort spielende "Only Murders in the Building" besitzt.

Bilder: Hulu / Disney+

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Dienstag stieg nicht nur das Staffelfinale des neuen Whodunits "Death and Other Details" in den USA, seitdem ist das Hulu Original auch hierzulande über Disney+ zu sehen. Und ich kann euch persönlich empfehlen, in die Murder Mystery reinzuschauen. Grundlegende Informationen zur Ausrichtung und dem Cast hatten wir euch ja bereits im Trailer-Beitrag geliefert, in diesem Staffelreview möchte ich möglichst Spoiler-arm (konkrete Informationen werden entsprechend gekennzeichnet bzw. verborgen) darüber berichten, was die Serie gut und was sie weniger gut macht.

"Only Murders" trifft "White Lotus"?

Die "Knives Out"-Filme, "Only Murders in the Building" oder auch "The Afterparty" - Whodunits, also Dramas um einen Mordfall, dessen Täter:in gesucht wird, erleben in den letzten Jahren ein absolutes Revival. Und tatsächlich bedient sich auch "Death and Other Details" einigen der üblichen Genre-Elemente, weiß diese aber um weitere Aspekte zu ergänzen. Die Begebenheit, dass sich (fast) alles auf einem Kreuzfahrtschiff abspielt, bietet die benötigte örtliche Geschlossenheit für ein "Wer war es?"-Spielchen, erinnert aber auch aufgrund des hohen durchschnittlichen Kontostandes der Passagiere an "The White Lotus" oder den Film "Triangle of Sadness". Ganz so satirisch wie Letzteres ist die Serie aber nicht und die Klassen-Vorführung fällt auch nicht so ausführlich wie in "The White Lotus" aus. Im Vordergrund steht vor allem eines: Die Wahrheit. [php function=1] Der hervorragend von Mandy Patinkin gespielte Rufus Cotesworth gilt als bester Detektiv oder wahlweise größter Betrüger der Welt - je nachdem, wen man fragt - und will die Wahrheit finden. Seine ermittlerischen Weisheiten sind smart geschrieben und seiner besonderen Stimme hört man gerne zu. Vielleicht ist es hier und da etwas dick aufgetragen, aber das passt eben zum Charakter. Zu ihm gesellen sich einige weitere Charaktere mit besonderem Charme, allgemein empfinde ich die Figuren in "Death and Other Details" gut aufgesetzt, auch wenn mir einige im Verlauf der Serie zu eindimensional dargestellt werden oder utopische Wandel durchfahren (Beispiele: Winnie, die von supersüß-tolpatschig zu superfinster-souverän wechselt, oder Oberhaupt Lawrence Collier, der hinten raus die Frage aufkommen lässt, wie bitte niemand zuvor Anzeichen seiner Erkrankung wahrgenommen haben sollen...).
„You can skip to the end to find out. But then you‘ll miss all the smart things I said.“ (Rufus)
"Death and Other Details" macht weniger der Death, sondern die Details aus. Die Serie steckt inhaltlich voller Details, vor allem hat mich aber die äußerliche Ausschmückung direkt catchen können. Die Serie schaut einfach unfassbar gut aus. Vielleicht etwas zu gut, zumindest, was die stets wie aus dem Ei gepellt (und zudem allgemein quasi durchgehend verdammt attraktiv) aussehenden Darsteller:innen anbelangt. Aber gut, ist halt absolute High Society und soll in den allgemeinen Look der Serie passen. Fehlender Mut zur Unsauberkeit ist ja ein allgemeiner Trend der Serienindustrie, den man diskutieren kann.

„Memory is a motherfucker!“

Vor allem zu Beginn der Staffel weiß der Edit mit vielen kreativen Ideen zu überzeugen. Perspektivische Spielereien und tolle Schnitte werden geboten, was leider im Laufe der Staffel deutlich zurückgefahren wird. So mag man vielleicht den Fokus nicht von den Dialogen und der Geschichte nehmen wollen, ich hätte mir aber mehr davon gewünscht. Zum Beispiel auch im Intro. Das ist an sich wundervoll gestaltet, bietet etliche Rückbezüge zu Figuren und Geschehnissen (weshalb ihr das folgende Video auch nur anschauen solltet, wenn ihr die erste Folge gesehen habt - das Opening wird auch in der Serie erst ab Folge Zwei gezeigt):
Mir gefällt in "Death and Other Details" vor allem der Umgang mit Erinnerungen. Im Intro ist das mit den sich wechselnden Motiven von zum Beispiel Autos oder Schuhen visualisiert worden. Wir alle erinnern selbst die klarsten Momente individuell und verfälscht, mal mehr, mal weniger. Entsprechend morphen die Gegenstände nicht nur im Intro, sondern auch in einigen erinnerten Rückblenden von X zu Y. Smart gemacht. Auch spannend ist die Idee, Figuren, die sich gerade an Zurückliegendes erinnern, selbst in die jeweiligen Szenen einzufügen. Das bricht das übliche Rückblenden-Narrativ auf und verwebt Vergangenes gelungen in Aktuelles hinein. Die verschwommenen und sich ändernden Erinnerungen hätte ich gerne noch häufige gesehen. Die Nutzung der Erinnerungen wirkte irgendwann nicht mehr so frisch und auch nicht immer gänzlich nachvollziehbar. Manchmal wurde die Formel "Versuch es einfach lange und stark genug, dann fällt es dir schon ein" zu stark bemüht. Und beim Intro hätte ich mir noch erhofft, dass die sich ändernden Gegenstände jede Folge andere sind. Das hätte die Meta-Ebene nochmal besser bespielt.

Mehr als ein einfaches Whodunit

Ein Ort, ein Mord, viele Verdächtige, eine Auflösung - das ist mehr oder weniger der grundlegende Aufbau von Whodunits. "Death and Other Deatils" weiß nicht nur anders auszusehen und anders an die Geschehnisse heranzugehen als andere Genre-Nachbarn, es geht auch darüber hinaus. Beim einfachen "Wer war's?"-Spielchen bleibt es nicht, da will ich jetzt aber nicht zu viel vorwegnehmen. Allgemein umschreiben liefert die Staffel aber erfreulich viel Entwicklung sowie einige weitere Ebenen, die nach und nach eröffnet werden. "Death and Other Details" bietet zudem einen angenehmen Genremix und weiß (bis auf einzelne Ausfälle in der Staffelmitte) meiner Meinung nach gut Auflockerung und Spannung zu dosieren. Vor allem zu Beginn der Staffel gibt es viele lockerere Szenen und gute Dynamik in den Dialogen, später wird das allgemeine Gefühl analog zur Handlung deutlich angespannter.
„Tripp?!?“ - „Of course I have cocaine…!“ (Anna & Tripp)
Wie bei jeder Mystery ist auch eine Murder Mystery nur so gut wie ihre Auflösung. Dinge nebulös und unsicher erscheinen zu lassen, ist einfach, möglichst clevere Erklärungen zu liefern, die zudem noch unerwartet daher kommen, weniger. "Death and Other Details" schafft es meiner Meinung nach ganz gut, offene Fragen zu beantworten und dennoch Überraschungen zu liefern. Auch das üblicher Streuen von Hinweisen, wer es gewesen sein könnte, bleibt noch einigermaßen subtil, auch wenn einige Figuren sich bereits selbst offen anschuldigen. Mit einem der großen finalen Twists war ich jedoch weniger zufrieden. Hier wird es KRASS SPOILERISCH, also wirklich nur lesen, wenn ihr die ganze Staffel gesehen habt! Dass Kira Viktor Sams ist - geschenkt. Dass Imogene das trotz mehrere Interaktionen mit ihr nicht bemerkt hat - auch geschenkt (Gesichtschirurgie, andere Stimmlage, Akzent, etc.). Aber letztlich führte die Identifikation Hildes ja über die Pool-Erinnerung und das Telefon des Pastorensohnes. Hätte beides nicht bereits im Zuge der initialen Ermittlungen bezüglich des ersten Mordes aufkommen müssen? Immerhin wurde da bereits so ziemlich alles, was Keith gemacht hat, durchleuchtet. Mal ganz davon abgesehen, dass Hildes Präsenz vor Ort in der Form unsinnig erscheint (sie hätte ja auch einfach auf dem von Keith angesprochenen Pamphlet drauf sein können? Oder erst später erscheinen?). Außerdem hat man hinten heraus vielleicht die ein oder andere Abschlussszene zu viel abgefeuert. Das wirkte, als wolle es einfach nicht enden, auch wenn uns so zumindest noch ein paar nette weitere Überraschungen geliefert wurden. Und allgemein auch nochmal gehörig Gesellschaftskritik, was die Macht und Verantwortung von Superreichen anbelangt. Diesbezüglich bin ich mir zwar noch unsicher, ob man das nicht hätte anders aufziehen können, grundsätzlich hat solche Kritik aber gerade in unserer heutigen Zeit allen Platz der Welt verdient. Allgemein möchte ich noch den Cast hervorheben. Nein, nicht jede Figur hat eine tolle Entwicklung durchgemacht oder Tiefe zeigen können, das muss sie bei einem derart großen Ensemble aber auch nicht. Die zentralen Figuren wurden überzeugend gespielt. Neben dem bereits erwähnten und eh bereits bekannt-tollen Mandy Patinkin empfand ich Violett Beane als Imogene durchaus gelungen besetzt. Sie hat eine gewisse Toughheit ausgestrahlt und wusste ein vor allem auch aufgrund der Unterschiede dynamisches Duo mit ihm zu bilden. Ja, einer derart aufmerksamen Frau könnte man unterstellen, dass sie diverse Angelegenheiten im Laufe der Jahre bereits hätte aufschnappen müssen, aber sie wurde halt auch etwas abgestumpft durch ihre Familie. Zudem haben mir auch Lauren Patten als Anna, Linda Emond als Agent Hilde Eriksen sowie Angela Zhou als Teddy gefallen. Der Rest des Casts war aber auch in Ordnung bis gut, von kleineren vereinzelten Drehbuch-Schwächen mal abgesehen.
[Rating:4/5]
Die Meinungen zu "Death and Other Details" scheinen auseinander zu gehen. Auf IMDb besitzt die Staffel aktuell ein Rating von 6,8, was meiner Meinung nach zu schlecht ausfällt. In der Bewertungsaufschlüsselung wird deutlich, dass da so ziemlich alles von 1 bis 10 dabei ist und in den Einzelreviews wird klar, dass viele die Show direkt nach ein paar Folgen abgebrochen haben. Das ist auch in Ordnung, denn für alle ist "Death and Other Details" mitnichten was. Einige Aspekte wirken auch wie angedeutet nicht vollends überzeugend und der ganz große "WOW, das muss jede:r gesehen haben!"-Twist ist eben auch nicht dabei. Aber einige Wertungen tun der Produktion unrecht, finde ich. "Death and Other Details" bringt verdammt viel Qualität an den Tisch. Der Fall ist komplex und clever aufgezogen, viele Figuren sind originell geschrieben, die Dialoge sind durchdacht und der Cast fantastisch. Ja, einiges hätte besser sein können, weshalb es auch nie und nimmer eine 10 von 10 ist. Aber eine gute 8 ist es meiner Meinung nach schon. Die Fehler waren nicht schlimm und vor allem die visuelle Aufmachung und der Erinnerungs-Ansatz haben mir sehr gefallen. Auch die allgemeine Erzählweise des Falles wirkte erfrischend auf mich. Nun bin ich auch ein absoluter Whodunit-Fan, muss ich dazu sagen. Allerdings bin ich auch kritisch, so dass da schon eine gewisse Komplexität und Cleverness gegeben sein muss, um nicht durchzufallen. Punktet "Only Murders in the Building" vor allem mit seinen verdammt gut und nahbaren Charakteren sowie der Chemie zwischen ihnen, weiß "Death and Other Details" meiner Meinung nach mit einer deutlich besseren Geschichte aufzuwarten. Ich habe mich jedenfalls gut unterhalten gefühlt. Lasst mich gerne mit eurer Kronenwertung weiter unten und/oder Kommentaren wissen, wie ihr die Staffel fandet!

"Death and Other Details" Staffel 2?

Noch hat Hulu nicht offiziell bekannt gegeben, wie es mit "Death and Other Details" weitergehen wird. Inhaltlich dürfte mit der abschließenden Szene jedoch deutlich geworden sein, dass man sich von Seiten der Serien-Machenden eine Fortsetzung wünscht. Für Staffel Zwei haben die Schöpfer der Serie, Heidi Cole McAdams und Mike Weiss, sich auch bereits ein paar Gedanken gemacht. So soll der Aufstieg Imogenes als Jung-Detektivin mithilfe von Leila, Teddy und Jules beschrieben werden. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen, bin mir aber nicht sicher, welchen Einfluss die gemischten Bewertungen auf Hulu haben werden, dürfte die Produktion doch recht kostspielig sein. Vielleicht baut man aber auf die Stärken sowie das Potenzial und feilt an den Schwächen. Dann kann da ein tolles Format draus werden, das inhaltlich deutlich mehr Fortsetzungspotenzial als das ewig an einem Ort spielende "Only Murders in the Building" besitzt.

Bilder: Hulu / Disney+

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https://www.serieslyawesome.tv/review-death-and-other-details-staffel-1/feed/ 0 202378
Review: „Das Signal“ (Netflix-Miniserie) https://www.serieslyawesome.tv/review-das-signal-netflix-miniserie/ https://www.serieslyawesome.tv/review-das-signal-netflix-miniserie/#respond Thu, 07 Mar 2024 08:00:01 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=202326 Nach Infos, Teaser und Trailer ist es heute endlich soweit: Die deutsche Netflix-Miniserie "Das Signal" ist verfügbar. Ich hatte vorab die Möglichkeit, einen Screener der vier jeweils rund einstündigen Folgen anzuschauen und will euch im Spoiler-armen Review offenlegen, ob es sich lohnt, in die Produktion von und mit Florian David Fitz reinzuschauen. Um das Urteil vorweg zu nehmen: Naja, kann man machen, muss man aber nicht.

Deutsches "Signs"?

Dass man im Zuge der Vorab-Promo nie so genau wusste, worum es nun eigentlich in "Das Signal" geht, liegt auch daran, dass die Serie letztlich recht wenig Substanz besitzt. Streng genommen passiert überschaubar wenig an konkreter Handlung, das dann aber in Mystery, Verschachtelung und verspäteten Erkenntnissen aufgebauscht wird. So hätte man eigentlich anstelle eines Filmes mit Überlänge oder eines Film-Zweiteilers auch schlicht einen regulären Spielfilm draus machen können. Vielleicht sogar sollen. Damit möchte ich keineswegs sagen, dass "Das Signal" das Prädikat "Deutscher Fernsehfilm" verdient hätte. Vor allem in Sachen visueller Aufmachung kann die Produktion durchaus internationalen Vergleichen standhalten. Vielleicht sogar etwas zu sehr, denn manchmal hat man den Eindruck, man wolle unbedingt USA-Stil versprühen. Kein Wunder, dass ich bei der im Trailer zu sehenden Maisfeld-Szene an den Film "Signs" denken musste. Dabei befindet man sich doch in Deutschland - oder etwa nicht? So ganz sicher kann man sich diesbezüglich auch nicht immer sein, denn eine Autofahrt später befindet man sich plötzlich in der Wüste (Brandenburg?!). Örtliche Zufälle und Orientierungslosigkeiten werden zudem auch noch von kleinen bis mittelschweren Logiklücken begleitet. So gibt es immer wieder Momente, in denen man sich fragt, weshalb Person A nicht mit Person B zusammenarbeitet oder weshalb Charaktere so agieren, wie sie agieren. Kleine Beispiele: Ein situativ aufkommender Mob, der sich extrem wandelbar verhält, je nachdem, wie man es gerade in der Geschichte benötigt, oder eine Pseudo-"Jurassic Park"-Vibrations-Gedächtnis-Szene, die für sich bereits lächerlich unnötig erscheint, aber davon getoppt wird, dass Figuren erstmal in der Gegend rumstehen und "Sie kommen!" sagen, anstatt zu reagieren. [php function=1] "Das Signal" schafft es aber immerhin, Neugierde zu entfachen. Das gelingt vor allem durch die eigentlich recht gekonnte Erzählweise, die das Hier und Jetzt fortlaufend erzählt und durch Rückblenden ergänzt, die Schrittweise Auskunft über das geben, was sich zusätzlich abgespielt hat. So will man dann doch wissen, was letztlich passiert (ist) und bleibt dran. Auch gibt es einige nette Wendungen, die ganz großen Twists sind allerdings mit gewaltig viel Vorlauf zu erahnen. Das war hinten raus dann doch eher ernüchternd, finde ich. Neben dem hochwertigen Look weiß "Das Signal" dafür aber auch mit einem grundsätzlich erfreulich authentischem Spiel zu überzeugen. Die Dialoge wirken immer wieder menschlich, teilweise aber auch nicht. Vor allem bei Peri Baumeister als Paula, aber auch bei Florian David Fitz als Sven hatte ich stellenweise meine Probleme. Bei Paula wirkte alles ein bisschen maschinell und kalt, bei Sven teilweise, als wäre es nochmal drüber gesprochen worden. Deutlich besser gefallen hat mir da Yuna Bennett als Tochter Charlie, die einen fantastischen Job gemacht hat. Aber auch Katharina Schüttler, Nilam Farooq oder auch Sheeba Chaddha wissen zu überzeugen.
[Rating:3/5]
Man merkt, so eine richtige Lobhudelei ist das hier nicht geworden. "Das Signal" ist total okaye Unterhaltung, aber nichts, was irgendwie besonders heraussticht. Dafür war mir die Geschichte letztlich zu konstruiert und ohne große Überraschungen, dafür mit einigen Ungereimtheiten gestrickt. Meiner Meinung nach wollte die Serie mehr sein, als sie ist. In Relation zum deutschen Fernsehkrimi ist das schon wirklich gut, im Vergleich zur Streaming-Benchmark internationaler Serien aber schlicht nicht mithaltend. Ich möchte niemandem davon abraten, "Das Signal" zu schauen, dafür war es letztlich gut genug, aber man muss es auch nicht direkt heute durchbingen, wenn man anderes auf der Watchlist hat.

Bilder: Anika Molnar/Netflix

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Nach Infos, Teaser und Trailer ist es heute endlich soweit: Die deutsche Netflix-Miniserie "Das Signal" ist verfügbar. Ich hatte vorab die Möglichkeit, einen Screener der vier jeweils rund einstündigen Folgen anzuschauen und will euch im Spoiler-armen Review offenlegen, ob es sich lohnt, in die Produktion von und mit Florian David Fitz reinzuschauen. Um das Urteil vorweg zu nehmen: Naja, kann man machen, muss man aber nicht.

Deutsches "Signs"?

Dass man im Zuge der Vorab-Promo nie so genau wusste, worum es nun eigentlich in "Das Signal" geht, liegt auch daran, dass die Serie letztlich recht wenig Substanz besitzt. Streng genommen passiert überschaubar wenig an konkreter Handlung, das dann aber in Mystery, Verschachtelung und verspäteten Erkenntnissen aufgebauscht wird. So hätte man eigentlich anstelle eines Filmes mit Überlänge oder eines Film-Zweiteilers auch schlicht einen regulären Spielfilm draus machen können. Vielleicht sogar sollen. Damit möchte ich keineswegs sagen, dass "Das Signal" das Prädikat "Deutscher Fernsehfilm" verdient hätte. Vor allem in Sachen visueller Aufmachung kann die Produktion durchaus internationalen Vergleichen standhalten. Vielleicht sogar etwas zu sehr, denn manchmal hat man den Eindruck, man wolle unbedingt USA-Stil versprühen. Kein Wunder, dass ich bei der im Trailer zu sehenden Maisfeld-Szene an den Film "Signs" denken musste. Dabei befindet man sich doch in Deutschland - oder etwa nicht? So ganz sicher kann man sich diesbezüglich auch nicht immer sein, denn eine Autofahrt später befindet man sich plötzlich in der Wüste (Brandenburg?!). Örtliche Zufälle und Orientierungslosigkeiten werden zudem auch noch von kleinen bis mittelschweren Logiklücken begleitet. So gibt es immer wieder Momente, in denen man sich fragt, weshalb Person A nicht mit Person B zusammenarbeitet oder weshalb Charaktere so agieren, wie sie agieren. Kleine Beispiele: Ein situativ aufkommender Mob, der sich extrem wandelbar verhält, je nachdem, wie man es gerade in der Geschichte benötigt, oder eine Pseudo-"Jurassic Park"-Vibrations-Gedächtnis-Szene, die für sich bereits lächerlich unnötig erscheint, aber davon getoppt wird, dass Figuren erstmal in der Gegend rumstehen und "Sie kommen!" sagen, anstatt zu reagieren. [php function=1] "Das Signal" schafft es aber immerhin, Neugierde zu entfachen. Das gelingt vor allem durch die eigentlich recht gekonnte Erzählweise, die das Hier und Jetzt fortlaufend erzählt und durch Rückblenden ergänzt, die Schrittweise Auskunft über das geben, was sich zusätzlich abgespielt hat. So will man dann doch wissen, was letztlich passiert (ist) und bleibt dran. Auch gibt es einige nette Wendungen, die ganz großen Twists sind allerdings mit gewaltig viel Vorlauf zu erahnen. Das war hinten raus dann doch eher ernüchternd, finde ich. Neben dem hochwertigen Look weiß "Das Signal" dafür aber auch mit einem grundsätzlich erfreulich authentischem Spiel zu überzeugen. Die Dialoge wirken immer wieder menschlich, teilweise aber auch nicht. Vor allem bei Peri Baumeister als Paula, aber auch bei Florian David Fitz als Sven hatte ich stellenweise meine Probleme. Bei Paula wirkte alles ein bisschen maschinell und kalt, bei Sven teilweise, als wäre es nochmal drüber gesprochen worden. Deutlich besser gefallen hat mir da Yuna Bennett als Tochter Charlie, die einen fantastischen Job gemacht hat. Aber auch Katharina Schüttler, Nilam Farooq oder auch Sheeba Chaddha wissen zu überzeugen.
[Rating:3/5]
Man merkt, so eine richtige Lobhudelei ist das hier nicht geworden. "Das Signal" ist total okaye Unterhaltung, aber nichts, was irgendwie besonders heraussticht. Dafür war mir die Geschichte letztlich zu konstruiert und ohne große Überraschungen, dafür mit einigen Ungereimtheiten gestrickt. Meiner Meinung nach wollte die Serie mehr sein, als sie ist. In Relation zum deutschen Fernsehkrimi ist das schon wirklich gut, im Vergleich zur Streaming-Benchmark internationaler Serien aber schlicht nicht mithaltend. Ich möchte niemandem davon abraten, "Das Signal" zu schauen, dafür war es letztlich gut genug, aber man muss es auch nicht direkt heute durchbingen, wenn man anderes auf der Watchlist hat.

Bilder: Anika Molnar/Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/review-das-signal-netflix-miniserie/feed/ 0 202326
Review: „A Killer Paradox“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-a-killer-paradox-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-a-killer-paradox-staffel-1/#respond Mon, 04 Mar 2024 13:30:02 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=202295 Seit Anfang Februar ist die erste Staffel von "A Killer Paradox" (Originaltitel: "Sarinja-ng-Nangam") draußen und ich möchte euch in diesem Spoiler-armen Staffelreview aufzeigen, ob es sich lohnt, die acht zwischen 45 und 60 Minuten langen Folgen des koreanischen Crime-Dramas anzuschauen. Soviel vorab: Ja, das kann man durchaus machen, auch wenn man keine epischen Erwartungen haben sollte. Die Grundlagen zur auf einem Webtoon basierenden Netflix-Serie hatte ich ja bereits im Zuge des Trailer-Beitrages zusammengefasst.

Ist Böses Bösen zufügen böse?

"A Killer Paradox" spielt vor allem mit Themen wie Moral und Psyche. Hauptfigur Lee Tang stellt eher zufällig heraus, dass er eine abstrakte Kraft zu haben scheint. Er bringt Menschen um, die - wie sich im Nachgang herausstellt - selbst Dreck am Stecken haben. Man könnte meinen, Leute, die den Tod verdient haben, da sie das Leben anderer auf dem Gewissen haben und ohne Sicherstellung durch die Polizei weiteren Schaden anrichten würden. Das dürfte nicht wenige an "DEXTER" erinnern, allerdings ist "A Killer Paradox" zumindest in dieser ersten Staffel in großen Teilen weicher unterwegs. Das liegt vor allem daran, dass Protagonist Lee zunächst unsicher und später sehr bedacht agiert und nicht jedem Impuls nachgeht. Zusätzlich geht es deutlich weniger wissenschaftlich und neurotisch daher, hat Lee doch passender Weise unverhältnismäßig viel Glück dabei, dass sich seine Spuren wie von selbst auflösen.
„Und an anderen Tagen, da denkt man sich, wen du umbringst ist völlig egal - es trifft den Richtigen.“ (Song Chon)
Mir gefällt grundsätzlich gut, wie man Lee und die Identifikation seiner Kraft darstellt. Was eher zufällig beginnt, erhält mehr und mehr konkrete Evidenz im Verlaufe der Staffel. Zwischendrin bekommt er auch zu sehen, was passieren kann, wenn seinem Instinkt der sich aufstellenden Nackenhaare nicht folgt, was eine solide Grund-Motivation für den Charakter etabliert. Allerdings hätte ich mir allgemein mehr Morde durch ihn gewünscht. Was noch beinahe wie ein "Monster of the Week"-System, also mit einem Fall pro Folge, beginnt, wird durch eine kleine Montage beschleunigt, um dann mehr oder weniger auf Sparflamme herunter zu kochen. So blieb es aber immerhin recht kompakt in der Erzählung und viele der gezeigten Morde haben auch verwoben in die eigentliche Handlung einspielen können. [php function=1] Dass aber auch die zweite Hälfte der Staffel eine intensive Dynamik besitzt, liegt vor allem an Gegenspieler Song Chon, der herrlich impulsiv von Lee Hee-joon dargestellt wird. Song ist nicht nur für einige packende Action-Szenen sowie den ein oder anderen coolen Spruch zu haben, er sorgt auch für eine weitere Facette im ethischen Gedankenspiel. Auch gefallen hat mir Son Suk-ku als obercooler Kommissar Jang Nan-gam, der zwar mitunter zu überzeichnet dargestellt wurde, aber einen gewichtigen Punkt eingenommen hat. Dabei geht sein Charakter und dessen Geschichte deutlich über das übliche "Katz-und-Maus-Spiel" hinaus, das Krimis dieser Art für sich beanspruchen. Allerdings hat das Storytelling mir nicht umfänglich gefallen. Es gab Passagen, die sich zu lang oder wiederholend angefühlt haben. Auch dass Figuren ausgiebig erzählen, was sie vorhaben, anstatt zu agieren, wirkte wenig authentisch. Zudem gab es zwar einige nette Wendungen, die wirklich großen Twists haben mir jedoch gefehlt (oder schlicht nicht gezündet). Das soll aber die allgemeine Spannung nicht entwerten, die definitiv gegeben war. Besonders hervorheben möchte ich zudem den Schnitt. Allgemein gab es einige schöne Visuals zu sehen, die vor allem in Punkto Bildaufbau und Licht punkten sowie Atmosphäre kreieren konnten. "A Killer Paradox" hat vor allem Stilmittel im Szenenübergang sowie der verschachtelten Erzählweise zwischen parallel ablaufenden oder rückblickenden Sequenzen gekonnt für sich in Anspruch nehmen können. Vor allem die Übergänge mit sich ähnelnden Bewegungsabläufen, Perspektiven oder Motiven (z.B. rote Herdplatte zu rotem Ampellicht) haben mir sehr gefallen.
[Rating:3.5/5]
"A Killer Paradox" ist ein reizvolles Crime-Drama, das es schafft, Lockerheit mit Spannung zu verbinden und einige moralische Fragen aufzuwerfen, mit denen das Publikum sich gezwungenermaßen befassen muss. Immerhin stellt sich die Frage, ob man mit jemandem mitfiebern sollte, der andere Menschen umbringt? Auch wenn in den Details der erzählerischen Darbietung ein paar Holprigkeiten aufkommen, weiß die kompakt gehaltene Story vor allem im Schnitt zu überzeugen. Hinzu kommen charkaterstarke Figuren und die Tatsache, dass sich ein bisschen Übernatürlichkeit in das übliche Krimi-Genre einmengt. Davon hätte es aber gerne mehr geben dürften, denn gerade dieses USP hat man meiner Meinung nach nicht stark genug ausgespielt.

2. Staffel von "A Killer Paradox"?

Noch ist offiziell nicht bekanntgegeben worden, wie es um "A Killer Paradox" weiter gehen wird. Mit dem Ende der letzten Folge von Staffel Eins hat man jedoch zumindest mal eine inhaltliche Möglichkeit offen gelassen, dass man die Geschichte mit einer zweiten Staffel fortsetzen könnte. Für mich persönlich würde es aber inhaltlich auch so einen ordentlichen Abschluss gegeben haben, sollte es das gewesen sein. Ich hätte aber nichts gegen eine Fortsetzung einzuwenden.

Bilder: SONG KYOUNG SUB/Netflix

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Seit Anfang Februar ist die erste Staffel von "A Killer Paradox" (Originaltitel: "Sarinja-ng-Nangam") draußen und ich möchte euch in diesem Spoiler-armen Staffelreview aufzeigen, ob es sich lohnt, die acht zwischen 45 und 60 Minuten langen Folgen des koreanischen Crime-Dramas anzuschauen. Soviel vorab: Ja, das kann man durchaus machen, auch wenn man keine epischen Erwartungen haben sollte. Die Grundlagen zur auf einem Webtoon basierenden Netflix-Serie hatte ich ja bereits im Zuge des Trailer-Beitrages zusammengefasst.

Ist Böses Bösen zufügen böse?

"A Killer Paradox" spielt vor allem mit Themen wie Moral und Psyche. Hauptfigur Lee Tang stellt eher zufällig heraus, dass er eine abstrakte Kraft zu haben scheint. Er bringt Menschen um, die - wie sich im Nachgang herausstellt - selbst Dreck am Stecken haben. Man könnte meinen, Leute, die den Tod verdient haben, da sie das Leben anderer auf dem Gewissen haben und ohne Sicherstellung durch die Polizei weiteren Schaden anrichten würden. Das dürfte nicht wenige an "DEXTER" erinnern, allerdings ist "A Killer Paradox" zumindest in dieser ersten Staffel in großen Teilen weicher unterwegs. Das liegt vor allem daran, dass Protagonist Lee zunächst unsicher und später sehr bedacht agiert und nicht jedem Impuls nachgeht. Zusätzlich geht es deutlich weniger wissenschaftlich und neurotisch daher, hat Lee doch passender Weise unverhältnismäßig viel Glück dabei, dass sich seine Spuren wie von selbst auflösen.
„Und an anderen Tagen, da denkt man sich, wen du umbringst ist völlig egal - es trifft den Richtigen.“ (Song Chon)
Mir gefällt grundsätzlich gut, wie man Lee und die Identifikation seiner Kraft darstellt. Was eher zufällig beginnt, erhält mehr und mehr konkrete Evidenz im Verlaufe der Staffel. Zwischendrin bekommt er auch zu sehen, was passieren kann, wenn seinem Instinkt der sich aufstellenden Nackenhaare nicht folgt, was eine solide Grund-Motivation für den Charakter etabliert. Allerdings hätte ich mir allgemein mehr Morde durch ihn gewünscht. Was noch beinahe wie ein "Monster of the Week"-System, also mit einem Fall pro Folge, beginnt, wird durch eine kleine Montage beschleunigt, um dann mehr oder weniger auf Sparflamme herunter zu kochen. So blieb es aber immerhin recht kompakt in der Erzählung und viele der gezeigten Morde haben auch verwoben in die eigentliche Handlung einspielen können. [php function=1] Dass aber auch die zweite Hälfte der Staffel eine intensive Dynamik besitzt, liegt vor allem an Gegenspieler Song Chon, der herrlich impulsiv von Lee Hee-joon dargestellt wird. Song ist nicht nur für einige packende Action-Szenen sowie den ein oder anderen coolen Spruch zu haben, er sorgt auch für eine weitere Facette im ethischen Gedankenspiel. Auch gefallen hat mir Son Suk-ku als obercooler Kommissar Jang Nan-gam, der zwar mitunter zu überzeichnet dargestellt wurde, aber einen gewichtigen Punkt eingenommen hat. Dabei geht sein Charakter und dessen Geschichte deutlich über das übliche "Katz-und-Maus-Spiel" hinaus, das Krimis dieser Art für sich beanspruchen. Allerdings hat das Storytelling mir nicht umfänglich gefallen. Es gab Passagen, die sich zu lang oder wiederholend angefühlt haben. Auch dass Figuren ausgiebig erzählen, was sie vorhaben, anstatt zu agieren, wirkte wenig authentisch. Zudem gab es zwar einige nette Wendungen, die wirklich großen Twists haben mir jedoch gefehlt (oder schlicht nicht gezündet). Das soll aber die allgemeine Spannung nicht entwerten, die definitiv gegeben war. Besonders hervorheben möchte ich zudem den Schnitt. Allgemein gab es einige schöne Visuals zu sehen, die vor allem in Punkto Bildaufbau und Licht punkten sowie Atmosphäre kreieren konnten. "A Killer Paradox" hat vor allem Stilmittel im Szenenübergang sowie der verschachtelten Erzählweise zwischen parallel ablaufenden oder rückblickenden Sequenzen gekonnt für sich in Anspruch nehmen können. Vor allem die Übergänge mit sich ähnelnden Bewegungsabläufen, Perspektiven oder Motiven (z.B. rote Herdplatte zu rotem Ampellicht) haben mir sehr gefallen.
[Rating:3.5/5]
"A Killer Paradox" ist ein reizvolles Crime-Drama, das es schafft, Lockerheit mit Spannung zu verbinden und einige moralische Fragen aufzuwerfen, mit denen das Publikum sich gezwungenermaßen befassen muss. Immerhin stellt sich die Frage, ob man mit jemandem mitfiebern sollte, der andere Menschen umbringt? Auch wenn in den Details der erzählerischen Darbietung ein paar Holprigkeiten aufkommen, weiß die kompakt gehaltene Story vor allem im Schnitt zu überzeugen. Hinzu kommen charkaterstarke Figuren und die Tatsache, dass sich ein bisschen Übernatürlichkeit in das übliche Krimi-Genre einmengt. Davon hätte es aber gerne mehr geben dürften, denn gerade dieses USP hat man meiner Meinung nach nicht stark genug ausgespielt.

2. Staffel von "A Killer Paradox"?

Noch ist offiziell nicht bekanntgegeben worden, wie es um "A Killer Paradox" weiter gehen wird. Mit dem Ende der letzten Folge von Staffel Eins hat man jedoch zumindest mal eine inhaltliche Möglichkeit offen gelassen, dass man die Geschichte mit einer zweiten Staffel fortsetzen könnte. Für mich persönlich würde es aber inhaltlich auch so einen ordentlichen Abschluss gegeben haben, sollte es das gewesen sein. Ich hätte aber nichts gegen eine Fortsetzung einzuwenden.

Bilder: SONG KYOUNG SUB/Netflix

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Review: „True Detective: Night Country“ (Staffel 4) https://www.serieslyawesome.tv/review-true-detective-night-country-staffel-4/ https://www.serieslyawesome.tv/review-true-detective-night-country-staffel-4/#comments Mon, 19 Feb 2024 09:14:27 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201943 Und damit ist die vierte Staffel von "True Detective" (Trailer & Infos) auch schon wieder vorbei. Lediglich sechs Episoden gab es im Zuge der "Night Country" beibetitelten Geschichte zu sehen, wobei diese jeweils eine Stunde oder gar noch mehr Laufzeit hatten. Wer noch gar nicht in die hierzulande über Sky/WOW zu sehende Staffel der Anthologieserie reingeschaut hat, kann aktuell die erste Folge gratis auf YouTube anschauen. Damit hätte man dann auch schon das Beste der Staffel gesehen, fürchte ich... Hier mein Spoiler-armes Staffelreview.

Mystische Forschung in der ewigen Nacht

Hoch im Norden Alaskas begleiten wir Polizeichefin Liz Danvers (Jodie Foster) bei ihrer Arbeit und der Aufklärung eines Fragen aufwerfenden Zwischenfalles in einer Forschungsstation. Im Gegensatz zu "A Murder at the End of the World" hat man es aber geschafft, ein authentisches Schneelandschaftsbild (inklusive Atemwolken!) zu zeichnen. Skurrilerweise eint die beiden Serien(staffeln) jedoch so einiges, was verspieltes Potenzial und flaches Schreiben anbelangt. Kommen wir zunächst zum Positiven. "Night Country" hält einige packende Aufnahmen für uns bereit und weiß vor allem zu Beginn mit einem waschechten Mysterium aufzuwarten. Die Grundstimmung ist zwar deutlich paranormaler ausgerichtet als in den vorherigen Staffeln, mir hat der Aufbau in Folge Eins aber allgemein ganz gut gefallen. Leider fällt die Staffel danach merklich ab und schafft es nicht, abschließend abzuliefern. [php function=1] Was mir auch gefällt, ist, dass wir endlich mal starke Frauenrollen im Zentrum der Geschichte zu sehen bekommen. Ja, Rachel McAdams war in der zweiten Staffel Teil des Detective-Trios, aber in Staffel Vier wirkt es deutlich emanzipierter. Dabei wissen vor allem Jodie Foster und Kali Reis (Evangeline Navarro) mit gutem Spiel und interessanten Charakteren zu überzeugen - naja, bis man eben mehr Tiefe und Dimensionierung erwartet. Leider lässt das Drehbuch (nicht nur) die beiden am ausgestreckten Arm verhungern. Vor allem beim kalten Foster-Charakter fällt es zudem als Zuschauende schwer, einen emotionalen Zugang zu finden. Wirkliche Chemie haben auch nur wenige Figuren zueinander. Hier ist am ehesten noch Peter Prior zu nennen.
„How many times do I have to tell you: your father only seems like an idiot!“ (Liz)
Das Prinzip "Eigentlich vielversprechende Ansätze, die aber unglücklich weitergesponnen werden" scheint sich beinahe durch die komplette Staffel zu ziehen. Beispiel Musik. Da sind einige richtig gute Songs bei – zum Beispiel auch Billie Eilish' „bury a friend“ im für die Serie gewohnt coolen Intro oder einige besonders intensive Cover-Versionen. Aber nicht immer wirkt der Einsatz der Songs stimmig, zumal mir negativ aufgefallen ist, dass das "Twist & Shout"-Cover zweifach verwendet wurde. Allgemein schafft man es aber, akustisch für Atmosphäre zu sorgen. Grundsätzlich sind auch die Einblicke in die Ermittlungsarbeiten interessant. Vor allem zu Beginn der Staffel, ehe sich auch hier krampfhaft Vergangenheits-Bewältigung, Familiendrama und Übernatürliches einmischt. Ganz davon zu schweigen, dass inhaltlich zumindest mal anzuzweifeln ist, dass man einen wirklich guten Job gemacht hat, denn einige Sachen in der Auflösung hätten deutlich früher erkannt werden müssen. Auch demonstriert die Serie grundsätzlich gut, dass wirklich jede:r eigene Kämpfe zu kämpfen hat. Allerdings wirkt das Handeln der Figuren häufig inkonsequent, die Stimmung ist komplett wandlerisch und manche Elemente aus vorherigen Folgen werden zur nächsten komplett weggespült. In einer Höhlen-Szene gegen Ende bekommen wir dann noch beinahe Slapstick geboten, der aufzeigt, wie flach teilweise die Überbrückungen von A nach B gestaltet wurden. Mit dem mysteriösen Auftakt schafft man aber auch, erstmals wieder ein bisschen Gefühl aus der ersten Staffel aufkommen zu lassen. Teilweise wirkt es aber auch zu bemüht, Parallelen zur ersten Staffel hingebogen zu bekommen ("Time is a flat circle!"), außerdem wirkt das Paranormale zeitweise nervig. Dabei schafft "Night Country" es aber zumindest, ein paar packende Gruselelemente entstehen zu lassen. Auch finden sich einige gesellschaftskritische Aspekte in der Geschichte. Mit dem bedacht gewählten Setting der Polarnacht hat man sich zudem eines ordentlichen Atmosphäre-Kniffs bedient, auch wenn ich mir persönlich manchmal mehr Orientierung gewünscht hätte, um welche Tageszeit es sich gerade handelt. Aber das ist nicht die richtige Fragestellung, wie Liz sagen würde. Die Hauptfrage lautet doch: Wieso um alles in der Welt hat Peter seinen Vater Hank nicht in den Arm oder das Bein geschossen?!
[Rating:3/5]
Puh... Ich tue mich mal wieder wirklich schwer damit, hier eine passende Bewertung zu finden. Vor dem Finale war ich noch bei dreieinhalb Kronen, jetzt bin ich eher bei drei, fand aber schon, dass die Staffel besser als "A Murder at the End of the World" war, das ich letztlich mit drei von fünf Kronen bedacht hatte. Aber egal, welche der Wertungen es letztlich ist, klar wird, dass die Staffel deutlich unter meinen Erwartungen lag. Das war dann eher ähnlich zur zweiten Season, etwas hinter der besseren dritten und Welten hinter der kultigen ersten zurück. Dabei tut es mir vor allem für Jodie Foster leid. Die hat definitiv das Zeug dazu, eine Staffel komplett zu tragen, wurde aber mit einer Rolle zurückgelassen, die so verbittert kalt wirkt, wie die Schneelandschaft Alaskas. Ne, auch hier muss ich leider sagen: Da war deutlich mehr drin. Aber man muss auch sagen, dass ich mich trotz der langen Folgen nie hab fragen müssen, wann es denn endlich vorbei sei. Allgemein war es schon packend und spannend, nur leider nicht zufriedenstellend in der Entwicklung und Auflösung.

5. Staffel "True Detective"?

Noch ist nicht offiziell bekanntgegeben worden, ob es zu einer weiteren Staffel von "True Detective" kommen wird. Dass das Volk nach weiteren Geschichten dürstet, zeigen die hohen Einschaltquoten zu dieser Season. Das dürfte vor allem auf die lange Pause nach Staffel Drei sowie ein recht glückliches Ausstrahlungsfenster ohne die ganz große Konkurrenz zurückzuführen sein. Anscheinend kam die Staffel auch nicht bei allen Leute so ernüchternd an wie bei mir, so dass ich schon glaube, dass es zu einer fünften Staffel kommen wird. Nur wann, das ist die Frage, die es zu stellen gilt.

Bilder: HBO

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Und damit ist die vierte Staffel von "True Detective" (Trailer & Infos) auch schon wieder vorbei. Lediglich sechs Episoden gab es im Zuge der "Night Country" beibetitelten Geschichte zu sehen, wobei diese jeweils eine Stunde oder gar noch mehr Laufzeit hatten. Wer noch gar nicht in die hierzulande über Sky/WOW zu sehende Staffel der Anthologieserie reingeschaut hat, kann aktuell die erste Folge gratis auf YouTube anschauen. Damit hätte man dann auch schon das Beste der Staffel gesehen, fürchte ich... Hier mein Spoiler-armes Staffelreview.

Mystische Forschung in der ewigen Nacht

Hoch im Norden Alaskas begleiten wir Polizeichefin Liz Danvers (Jodie Foster) bei ihrer Arbeit und der Aufklärung eines Fragen aufwerfenden Zwischenfalles in einer Forschungsstation. Im Gegensatz zu "A Murder at the End of the World" hat man es aber geschafft, ein authentisches Schneelandschaftsbild (inklusive Atemwolken!) zu zeichnen. Skurrilerweise eint die beiden Serien(staffeln) jedoch so einiges, was verspieltes Potenzial und flaches Schreiben anbelangt. Kommen wir zunächst zum Positiven. "Night Country" hält einige packende Aufnahmen für uns bereit und weiß vor allem zu Beginn mit einem waschechten Mysterium aufzuwarten. Die Grundstimmung ist zwar deutlich paranormaler ausgerichtet als in den vorherigen Staffeln, mir hat der Aufbau in Folge Eins aber allgemein ganz gut gefallen. Leider fällt die Staffel danach merklich ab und schafft es nicht, abschließend abzuliefern. [php function=1] Was mir auch gefällt, ist, dass wir endlich mal starke Frauenrollen im Zentrum der Geschichte zu sehen bekommen. Ja, Rachel McAdams war in der zweiten Staffel Teil des Detective-Trios, aber in Staffel Vier wirkt es deutlich emanzipierter. Dabei wissen vor allem Jodie Foster und Kali Reis (Evangeline Navarro) mit gutem Spiel und interessanten Charakteren zu überzeugen - naja, bis man eben mehr Tiefe und Dimensionierung erwartet. Leider lässt das Drehbuch (nicht nur) die beiden am ausgestreckten Arm verhungern. Vor allem beim kalten Foster-Charakter fällt es zudem als Zuschauende schwer, einen emotionalen Zugang zu finden. Wirkliche Chemie haben auch nur wenige Figuren zueinander. Hier ist am ehesten noch Peter Prior zu nennen.
„How many times do I have to tell you: your father only seems like an idiot!“ (Liz)
Das Prinzip "Eigentlich vielversprechende Ansätze, die aber unglücklich weitergesponnen werden" scheint sich beinahe durch die komplette Staffel zu ziehen. Beispiel Musik. Da sind einige richtig gute Songs bei – zum Beispiel auch Billie Eilish' „bury a friend“ im für die Serie gewohnt coolen Intro oder einige besonders intensive Cover-Versionen. Aber nicht immer wirkt der Einsatz der Songs stimmig, zumal mir negativ aufgefallen ist, dass das "Twist & Shout"-Cover zweifach verwendet wurde. Allgemein schafft man es aber, akustisch für Atmosphäre zu sorgen. Grundsätzlich sind auch die Einblicke in die Ermittlungsarbeiten interessant. Vor allem zu Beginn der Staffel, ehe sich auch hier krampfhaft Vergangenheits-Bewältigung, Familiendrama und Übernatürliches einmischt. Ganz davon zu schweigen, dass inhaltlich zumindest mal anzuzweifeln ist, dass man einen wirklich guten Job gemacht hat, denn einige Sachen in der Auflösung hätten deutlich früher erkannt werden müssen. Auch demonstriert die Serie grundsätzlich gut, dass wirklich jede:r eigene Kämpfe zu kämpfen hat. Allerdings wirkt das Handeln der Figuren häufig inkonsequent, die Stimmung ist komplett wandlerisch und manche Elemente aus vorherigen Folgen werden zur nächsten komplett weggespült. In einer Höhlen-Szene gegen Ende bekommen wir dann noch beinahe Slapstick geboten, der aufzeigt, wie flach teilweise die Überbrückungen von A nach B gestaltet wurden. Mit dem mysteriösen Auftakt schafft man aber auch, erstmals wieder ein bisschen Gefühl aus der ersten Staffel aufkommen zu lassen. Teilweise wirkt es aber auch zu bemüht, Parallelen zur ersten Staffel hingebogen zu bekommen ("Time is a flat circle!"), außerdem wirkt das Paranormale zeitweise nervig. Dabei schafft "Night Country" es aber zumindest, ein paar packende Gruselelemente entstehen zu lassen. Auch finden sich einige gesellschaftskritische Aspekte in der Geschichte. Mit dem bedacht gewählten Setting der Polarnacht hat man sich zudem eines ordentlichen Atmosphäre-Kniffs bedient, auch wenn ich mir persönlich manchmal mehr Orientierung gewünscht hätte, um welche Tageszeit es sich gerade handelt. Aber das ist nicht die richtige Fragestellung, wie Liz sagen würde. Die Hauptfrage lautet doch: Wieso um alles in der Welt hat Peter seinen Vater Hank nicht in den Arm oder das Bein geschossen?!
[Rating:3/5]
Puh... Ich tue mich mal wieder wirklich schwer damit, hier eine passende Bewertung zu finden. Vor dem Finale war ich noch bei dreieinhalb Kronen, jetzt bin ich eher bei drei, fand aber schon, dass die Staffel besser als "A Murder at the End of the World" war, das ich letztlich mit drei von fünf Kronen bedacht hatte. Aber egal, welche der Wertungen es letztlich ist, klar wird, dass die Staffel deutlich unter meinen Erwartungen lag. Das war dann eher ähnlich zur zweiten Season, etwas hinter der besseren dritten und Welten hinter der kultigen ersten zurück. Dabei tut es mir vor allem für Jodie Foster leid. Die hat definitiv das Zeug dazu, eine Staffel komplett zu tragen, wurde aber mit einer Rolle zurückgelassen, die so verbittert kalt wirkt, wie die Schneelandschaft Alaskas. Ne, auch hier muss ich leider sagen: Da war deutlich mehr drin. Aber man muss auch sagen, dass ich mich trotz der langen Folgen nie hab fragen müssen, wann es denn endlich vorbei sei. Allgemein war es schon packend und spannend, nur leider nicht zufriedenstellend in der Entwicklung und Auflösung.

5. Staffel "True Detective"?

Noch ist nicht offiziell bekanntgegeben worden, ob es zu einer weiteren Staffel von "True Detective" kommen wird. Dass das Volk nach weiteren Geschichten dürstet, zeigen die hohen Einschaltquoten zu dieser Season. Das dürfte vor allem auf die lange Pause nach Staffel Drei sowie ein recht glückliches Ausstrahlungsfenster ohne die ganz große Konkurrenz zurückzuführen sein. Anscheinend kam die Staffel auch nicht bei allen Leute so ernüchternd an wie bei mir, so dass ich schon glaube, dass es zu einer fünften Staffel kommen wird. Nur wann, das ist die Frage, die es zu stellen gilt.

Bilder: HBO

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https://www.serieslyawesome.tv/review-true-detective-night-country-staffel-4/feed/ 3 201943
Review: „Annika – Mord an Schottlands Küste“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-annika-mord-an-schottlands-kueste-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-annika-mord-an-schottlands-kueste-staffel-1/#respond Sun, 18 Feb 2024 18:19:07 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=200944 hier nachzulesen in meinem Review) noch überhastet und teilweise zu diffus wirkt, funktioniert im Laufe der weiteren fünf Fälle der 1. Staffel ausgezeichnet. Sogar die von mir im Laufe der ersten Folge ausgemachte Schwäche am Ende des Reviews zur Auftaktfolge wird ausgemerzt. „Annika – Mord an Schottlands Küste“ ist definitiv ein Serien-Tipp - nicht nur für Krimi-Fans übrigens.

"Annika - Mord an Schottlands Küste" - darum geht's in der britischen Krimi-Serie

Bei "Annika - Mord an Schottlands Küste" handelt es sich um eine britische Krimiserie, die in Schottland spielt. Detective Inspector Annika Strandhed ist nach Glasgow zurückgekehrt und übernimmt bei der Glasgow Marine Homicide Unit zum ersten Mal in ihrer Karriere eine Führungsaufgabe. Es begleiten sie leise Zweifel, ob sie der Herausforderung gewachsen ist. Ausgestattet ist sie mit einer unorthodoxen Art sowie einem skurrilen Sinn für Humor. Woran die alleinerziehende Mutter noch arbeiten muss, ist das Jonglieren zwischen Beruf und Privatleben – nicht zuletzt, da ihre schlaue, aber schwierige Tochter Morgan über den Umzug nach Glasgow nicht gerade erfreut ist. Hier setzt die Auftaktfolge an. Kurzer Rückgriff auf mein Auftaktfolgen-Review: "Annika" folgt nicht dem bekannten Schema, sondern setzt ganz eigene, besondere Akzente. Die erste Überraschung gab's beim Zuschauen gleich zu Beginn: Der Mord, um den es in der Folge geht, hat offensichtlich schon stattgefunden, DI Annika Strandhed kommt am Tatort an - und fängt an mit uns zu sprechen. Sie durchbricht also gleich zu Beginn der Folge die imaginäre vierte Wand, um uns mit ins Geschehen zu nehmen. Dann hat DI Annika Strandhed einen Hang dazu, ihre Fälle mit literarischen Vorlagen oder historischen Gegebenheiten zu vergleichen. Sie nimmt praktisch die Perspektive aus diesen Geschichte oder der Geschichte ein und bringt das mit dem jeweiligen Fall in Verbindung. Dann ist da das besondere Setting - wir sind hier Teil einer Spezialeinheit der Marine in Glasgow, der Marine Homicide Unit (MHU). Die Fälle haben also immer etwas mit Wasser oder der Küste Schottlands zu tun - was wohl zu dem etwas platten deutschen Untertitel der Serie geführt haben dürfte, den sich ausnahmsweise nicht das ZDF ausgedacht hat, sondern der schon bei der Deutschland-Premiere bei Sky präsent war. Was mir richtig gut gefällt, ist die Cinematographie der Serie. Oft starten wir überblicksmäßig mit einer Totalen auf den Tatort, nähern uns dann Leiche und Ermittlern bis zu nahen Close-ups. Gut dosiert eingesetzt werden auch die Drohnen-Kamerafahrten, die uns einen ungewöhnlichen Blick auf das Ermittlerteam geben, meistens bei der Ankunft am Tatort. Das Polizeirevier wiederum wird uns oft aus einer Froschperspektive gezeigt, ehe der Schnitt auf die Sequenzen im Gebäude folgen. Worauf Cinematograph Nic Lawson ("Outlander", "The Marvels") auch immer achtet, ist die Weite des Clyde zu zeigen: Der Fluss ist oft im Hintergrund, ist immer präsent und ein prägendes Element. Lawson bringt mit seiner Arbeit in die sonst mitunter etwas hektische und schnell erzählte Geschichte.

Das Ermittlerteam der Marine Homicide Unit (MHU)

Gelungen ist auch die Zusammensetzung des Teams rund um Annika (gespielt von Nicola Walker): DS Michael McAndrews (gespielt von Jamie Sives), der selbst gerne die Leitung der Spezialeinheit übernommen hätte. Ich muss sagen, dass mir McAndrews die sechs Folgen über wirklich ans Herz wächst und zu meinem Lieblingscharakter wird. Zunächst denkt man, er ist neidisch auf Annika, weil er den Job gerne gehabt hätte, und dass er anfangen könnte, Annikas Arbeit zu sabotieren. Doch das Gegenteil ist der Fall - er ist ein Teamplayer, und dazu noch ein ziemlich geerdeter Familienmensch. Am Ende der Staffel wird er noch persönlich herausgefordert, wenn sein Bruder in einen fall involviert ist. Doch auch das löst er souverän. Dann ist da die junge DC Blair Ferguson (Katie Leung), die sich vor allem um das Thema Daten kümmert. Mir gefällt ihre unbekümmerte Art und ihre Vorgehensweise, sich den Fällen zu nähern. Sie ist hart im nehmen und wird auch auf persönlicher Ebene näher an Annika positioniert, wenn Blairs Schwester eine Beziehung mit Annikas Tochter beginnt. Vierter im Bunde ist DS Tyrone Clarke (Ukweli Roach), der sehr zielstrebig vorgeht und den Fall lieber heute als morgen lösen möchte. Das zieht er auch die weiteren Fälle über durch. Er möchte immer schnell unterwegs sein, notfalls auch vor dem eigenen team. Dabei gibt es offensichtlich eine ungeklärte Sache aus der Vergangenheit, die nur am Rande eines Fall angesprochen wird. Sicherlich die Grundlage für eine weitere Behandlung in Staffel 2. Zu den Fällen: Hier hält Serienschöpfer Nick Walker das Konzept durch, dass sich Annika ihren Fällen immer von einer literarischen, fiktionalen Ebene nähert. Manchmal bilden diese Geschichten auch Metapher für persönliche Herausforderungen in Annikas Leben. Grundsätzlich sind die Fälle auch solide angelegt: Man kommt nicht gleich drauf, wer der Täter sein könnte und in welcher Beziehung die beteiligten Personen zueinander stehen könnten. Ganz charmant finde ich die Verhöre mit Annika, wo sie einen ganz raffinierten Verhörstil offenbart, indem sie teilweise Antworten provoziert oder aus mutmaßlich harmlosen Antworten Hinweise zur Lösung der Fälle herauslesen kann.

Das Persönliche entwickelt sich zu einer Stärke der 1. Staffel von "Annika"

Nicht überzeugt war ich zu Beginn der Staffel von der persönlichen Komponente von Annika. Da ist einmal ihre skandinavische Vergangenheit, von der ich anfangs noch nicht so genau wusste, was sie im Laufe der Staffel bringen sollte. Das klärt sich aber direkt mit dem nächsten Fall, wenn Elemente aus der skandinavischen Welt weiterhelfen, den Fall zu lösen. Hier also - "Haken dran". Dann ist da noch Annikas Tochter Morgan, die mit ihr nach Glasgow kommen musste und praktisch alle Teenager-Klischees erfüllt, die man sich denken kann. Sie hat schon in der ersten Folge offensichtlich demonstriert, dass sie nicht glücklich mit Annikas Entscheidung ist, nach Glasgow zu gehen. Das wird in der nächsten Folge noch zugespitzt, wenn sie auf einer Schulveranstaltung auf der Bühne allen mitteilt, was sie von dem Umzug hält. Annika löst daraufhin den Feueralarm in der Schule aus, was ich dramaturgisch jetzt nicht für einen gelungenen Einfall hielt, den sie aber glücklicherweise direkt danach Morgan und auch uns Zuschauer:innen erklärt. Sie thematisiert es sogar noch einmal in einer späteren Folge, womit ich dann versöhnt war. Überhaupt lässt Nick Walker nicht viele Momente zu, wo man anfängt, an der Serie zu zweifeln. Und falls doch, holt er uns schnell wieder mit schlüssigen Erklärungen ab. Zurück zu Annika und Morgan: Die Tochter ist genervt von der Fahrt mit dem Polizeiboot („Die anderen denken, ich sei verhaftet worden.“), was sie auch deutlich zeigt. Für Annika ist das Boot wichtig: "Ich konnte schon sin Boot steuern, bevor ich laufen konnte", sagt sie. Und bevor wir die Stirn runzeln ob dieser etwas unglücklichen Aussagem beschwichtigt sie gleich: "Nein, das ist quatsch. Ich konnte ein Bild von einem Boot malen, bevor ich laufen konnte." Das sind wirklich extrem clevere Momente, die Nick Walker da inszeniert. Man fühlt sich gleich selbst ertappt, der Serie unterstellt zu haben, sie sei für einen Moment oberflächlich. Die persönlichen Ebenen entwickelt er zudem sorgfältig weiter, so dass meine Enttäuschung von Folge 1 bis zum Finale der Staffel vollends weicht. Morgan entwickelt sich schlüssig, Annika bekommt zudem eine Verbindung zu Morgans Therapeuten. Das geht sogar noch einige Schritte weiter, und zwar in ganz behutsamen, witzigen, emotionalen Schritten. Es macht richtig Spaß, der Entwicklung der Beziehung zwischen Annika und Jake Strathearn (glänzend besetzt mit Paul McGann) zuzuschauen. Und dann noch das Ende: Annika lässt ganz am Ende der Staffel die Bombe platzen, wer der - bisher geheimnisvolle - Vater von Morgan ist. Hat sich auch schlüssig angefühlt und dürfte für einige Bewegung in Staffel 2 sorgen. Apropos Bewegung: Ich war ja in Folge 1 überrascht, qie hoch das Tempo der Folge war. Nick Walker raste sozusagen durch den Fall und versuchte möglichst viel in den knapp 45 Minuten unterzubringen. Kaum hatte das Team 1 und 1 zusammengezählt und einen Verdächtigen verhört, war dieser auch schon wieder aus dem Spiel genommen. Im Schnelldurchlauf ging das Team weitere Verdächtige durch, eine tiefere Charakterisierung der Personen fand praktisch nicht statt. Manchmal kam man mit den Ermittlungsergebnissen schon gar nicht mehr mit. Ich hatte das Gefühl, dass vor allem die Pilotfolge auch durchaus 60 Minuten oder gar die klassischen 90 Minuten für einen Krimi gut hätte vertragen können. Das bessert sich deutlich in den weiteren Folgen. Nick Walker scheint ein Gefühl für dieses Serienmaß zu bekommen, sowohl die persönlichen Aspekte der Teammitglieder als auch die Fälle bekommen ausreichend Zeit und wirken keinesfalls gehetzt. Im Gegenteil: Alle Folgen bekommen ein angemessenes Team mit ausreichend Raum für alles Wichtige, das man als Zuschauer:in mitbekommen muss. Wenig bleibt unbesprochen, und am Ende werden wie gesagt schön Fährten für die zweite Staffel ausgelegt. Und auf diese zweite Staffel kann man sich nur freuen. Kaum anzunehmen, dass die neuen Folgen an Qualität verlieren werden, wenn das Team vor und hinter der Kamera so zusammenbleibt. Ich bin jeden falls gespannt auf die neuen Fälle, welche historischen Stoffe diesen Fällen zugeschrieben werden - und letztlich sogar, wie sich die private Ebene weiterentwickeln wird. Die Schwäche des Anfangs wird zu einer Stärke am Ende der Staffel - wer hätte das gedacht.
[Rating:4.5/5]

Bilder: ZDF

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hier nachzulesen in meinem Review) noch überhastet und teilweise zu diffus wirkt, funktioniert im Laufe der weiteren fünf Fälle der 1. Staffel ausgezeichnet. Sogar die von mir im Laufe der ersten Folge ausgemachte Schwäche am Ende des Reviews zur Auftaktfolge wird ausgemerzt. „Annika – Mord an Schottlands Küste“ ist definitiv ein Serien-Tipp - nicht nur für Krimi-Fans übrigens.

"Annika - Mord an Schottlands Küste" - darum geht's in der britischen Krimi-Serie

Bei "Annika - Mord an Schottlands Küste" handelt es sich um eine britische Krimiserie, die in Schottland spielt. Detective Inspector Annika Strandhed ist nach Glasgow zurückgekehrt und übernimmt bei der Glasgow Marine Homicide Unit zum ersten Mal in ihrer Karriere eine Führungsaufgabe. Es begleiten sie leise Zweifel, ob sie der Herausforderung gewachsen ist. Ausgestattet ist sie mit einer unorthodoxen Art sowie einem skurrilen Sinn für Humor. Woran die alleinerziehende Mutter noch arbeiten muss, ist das Jonglieren zwischen Beruf und Privatleben – nicht zuletzt, da ihre schlaue, aber schwierige Tochter Morgan über den Umzug nach Glasgow nicht gerade erfreut ist. Hier setzt die Auftaktfolge an. Kurzer Rückgriff auf mein Auftaktfolgen-Review: "Annika" folgt nicht dem bekannten Schema, sondern setzt ganz eigene, besondere Akzente. Die erste Überraschung gab's beim Zuschauen gleich zu Beginn: Der Mord, um den es in der Folge geht, hat offensichtlich schon stattgefunden, DI Annika Strandhed kommt am Tatort an - und fängt an mit uns zu sprechen. Sie durchbricht also gleich zu Beginn der Folge die imaginäre vierte Wand, um uns mit ins Geschehen zu nehmen. Dann hat DI Annika Strandhed einen Hang dazu, ihre Fälle mit literarischen Vorlagen oder historischen Gegebenheiten zu vergleichen. Sie nimmt praktisch die Perspektive aus diesen Geschichte oder der Geschichte ein und bringt das mit dem jeweiligen Fall in Verbindung. Dann ist da das besondere Setting - wir sind hier Teil einer Spezialeinheit der Marine in Glasgow, der Marine Homicide Unit (MHU). Die Fälle haben also immer etwas mit Wasser oder der Küste Schottlands zu tun - was wohl zu dem etwas platten deutschen Untertitel der Serie geführt haben dürfte, den sich ausnahmsweise nicht das ZDF ausgedacht hat, sondern der schon bei der Deutschland-Premiere bei Sky präsent war. Was mir richtig gut gefällt, ist die Cinematographie der Serie. Oft starten wir überblicksmäßig mit einer Totalen auf den Tatort, nähern uns dann Leiche und Ermittlern bis zu nahen Close-ups. Gut dosiert eingesetzt werden auch die Drohnen-Kamerafahrten, die uns einen ungewöhnlichen Blick auf das Ermittlerteam geben, meistens bei der Ankunft am Tatort. Das Polizeirevier wiederum wird uns oft aus einer Froschperspektive gezeigt, ehe der Schnitt auf die Sequenzen im Gebäude folgen. Worauf Cinematograph Nic Lawson ("Outlander", "The Marvels") auch immer achtet, ist die Weite des Clyde zu zeigen: Der Fluss ist oft im Hintergrund, ist immer präsent und ein prägendes Element. Lawson bringt mit seiner Arbeit in die sonst mitunter etwas hektische und schnell erzählte Geschichte.

Das Ermittlerteam der Marine Homicide Unit (MHU)

Gelungen ist auch die Zusammensetzung des Teams rund um Annika (gespielt von Nicola Walker): DS Michael McAndrews (gespielt von Jamie Sives), der selbst gerne die Leitung der Spezialeinheit übernommen hätte. Ich muss sagen, dass mir McAndrews die sechs Folgen über wirklich ans Herz wächst und zu meinem Lieblingscharakter wird. Zunächst denkt man, er ist neidisch auf Annika, weil er den Job gerne gehabt hätte, und dass er anfangen könnte, Annikas Arbeit zu sabotieren. Doch das Gegenteil ist der Fall - er ist ein Teamplayer, und dazu noch ein ziemlich geerdeter Familienmensch. Am Ende der Staffel wird er noch persönlich herausgefordert, wenn sein Bruder in einen fall involviert ist. Doch auch das löst er souverän. Dann ist da die junge DC Blair Ferguson (Katie Leung), die sich vor allem um das Thema Daten kümmert. Mir gefällt ihre unbekümmerte Art und ihre Vorgehensweise, sich den Fällen zu nähern. Sie ist hart im nehmen und wird auch auf persönlicher Ebene näher an Annika positioniert, wenn Blairs Schwester eine Beziehung mit Annikas Tochter beginnt. Vierter im Bunde ist DS Tyrone Clarke (Ukweli Roach), der sehr zielstrebig vorgeht und den Fall lieber heute als morgen lösen möchte. Das zieht er auch die weiteren Fälle über durch. Er möchte immer schnell unterwegs sein, notfalls auch vor dem eigenen team. Dabei gibt es offensichtlich eine ungeklärte Sache aus der Vergangenheit, die nur am Rande eines Fall angesprochen wird. Sicherlich die Grundlage für eine weitere Behandlung in Staffel 2. Zu den Fällen: Hier hält Serienschöpfer Nick Walker das Konzept durch, dass sich Annika ihren Fällen immer von einer literarischen, fiktionalen Ebene nähert. Manchmal bilden diese Geschichten auch Metapher für persönliche Herausforderungen in Annikas Leben. Grundsätzlich sind die Fälle auch solide angelegt: Man kommt nicht gleich drauf, wer der Täter sein könnte und in welcher Beziehung die beteiligten Personen zueinander stehen könnten. Ganz charmant finde ich die Verhöre mit Annika, wo sie einen ganz raffinierten Verhörstil offenbart, indem sie teilweise Antworten provoziert oder aus mutmaßlich harmlosen Antworten Hinweise zur Lösung der Fälle herauslesen kann.

Das Persönliche entwickelt sich zu einer Stärke der 1. Staffel von "Annika"

Nicht überzeugt war ich zu Beginn der Staffel von der persönlichen Komponente von Annika. Da ist einmal ihre skandinavische Vergangenheit, von der ich anfangs noch nicht so genau wusste, was sie im Laufe der Staffel bringen sollte. Das klärt sich aber direkt mit dem nächsten Fall, wenn Elemente aus der skandinavischen Welt weiterhelfen, den Fall zu lösen. Hier also - "Haken dran". Dann ist da noch Annikas Tochter Morgan, die mit ihr nach Glasgow kommen musste und praktisch alle Teenager-Klischees erfüllt, die man sich denken kann. Sie hat schon in der ersten Folge offensichtlich demonstriert, dass sie nicht glücklich mit Annikas Entscheidung ist, nach Glasgow zu gehen. Das wird in der nächsten Folge noch zugespitzt, wenn sie auf einer Schulveranstaltung auf der Bühne allen mitteilt, was sie von dem Umzug hält. Annika löst daraufhin den Feueralarm in der Schule aus, was ich dramaturgisch jetzt nicht für einen gelungenen Einfall hielt, den sie aber glücklicherweise direkt danach Morgan und auch uns Zuschauer:innen erklärt. Sie thematisiert es sogar noch einmal in einer späteren Folge, womit ich dann versöhnt war. Überhaupt lässt Nick Walker nicht viele Momente zu, wo man anfängt, an der Serie zu zweifeln. Und falls doch, holt er uns schnell wieder mit schlüssigen Erklärungen ab. Zurück zu Annika und Morgan: Die Tochter ist genervt von der Fahrt mit dem Polizeiboot („Die anderen denken, ich sei verhaftet worden.“), was sie auch deutlich zeigt. Für Annika ist das Boot wichtig: "Ich konnte schon sin Boot steuern, bevor ich laufen konnte", sagt sie. Und bevor wir die Stirn runzeln ob dieser etwas unglücklichen Aussagem beschwichtigt sie gleich: "Nein, das ist quatsch. Ich konnte ein Bild von einem Boot malen, bevor ich laufen konnte." Das sind wirklich extrem clevere Momente, die Nick Walker da inszeniert. Man fühlt sich gleich selbst ertappt, der Serie unterstellt zu haben, sie sei für einen Moment oberflächlich. Die persönlichen Ebenen entwickelt er zudem sorgfältig weiter, so dass meine Enttäuschung von Folge 1 bis zum Finale der Staffel vollends weicht. Morgan entwickelt sich schlüssig, Annika bekommt zudem eine Verbindung zu Morgans Therapeuten. Das geht sogar noch einige Schritte weiter, und zwar in ganz behutsamen, witzigen, emotionalen Schritten. Es macht richtig Spaß, der Entwicklung der Beziehung zwischen Annika und Jake Strathearn (glänzend besetzt mit Paul McGann) zuzuschauen. Und dann noch das Ende: Annika lässt ganz am Ende der Staffel die Bombe platzen, wer der - bisher geheimnisvolle - Vater von Morgan ist. Hat sich auch schlüssig angefühlt und dürfte für einige Bewegung in Staffel 2 sorgen. Apropos Bewegung: Ich war ja in Folge 1 überrascht, qie hoch das Tempo der Folge war. Nick Walker raste sozusagen durch den Fall und versuchte möglichst viel in den knapp 45 Minuten unterzubringen. Kaum hatte das Team 1 und 1 zusammengezählt und einen Verdächtigen verhört, war dieser auch schon wieder aus dem Spiel genommen. Im Schnelldurchlauf ging das Team weitere Verdächtige durch, eine tiefere Charakterisierung der Personen fand praktisch nicht statt. Manchmal kam man mit den Ermittlungsergebnissen schon gar nicht mehr mit. Ich hatte das Gefühl, dass vor allem die Pilotfolge auch durchaus 60 Minuten oder gar die klassischen 90 Minuten für einen Krimi gut hätte vertragen können. Das bessert sich deutlich in den weiteren Folgen. Nick Walker scheint ein Gefühl für dieses Serienmaß zu bekommen, sowohl die persönlichen Aspekte der Teammitglieder als auch die Fälle bekommen ausreichend Zeit und wirken keinesfalls gehetzt. Im Gegenteil: Alle Folgen bekommen ein angemessenes Team mit ausreichend Raum für alles Wichtige, das man als Zuschauer:in mitbekommen muss. Wenig bleibt unbesprochen, und am Ende werden wie gesagt schön Fährten für die zweite Staffel ausgelegt. Und auf diese zweite Staffel kann man sich nur freuen. Kaum anzunehmen, dass die neuen Folgen an Qualität verlieren werden, wenn das Team vor und hinter der Kamera so zusammenbleibt. Ich bin jeden falls gespannt auf die neuen Fälle, welche historischen Stoffe diesen Fällen zugeschrieben werden - und letztlich sogar, wie sich die private Ebene weiterentwickeln wird. Die Schwäche des Anfangs wird zu einer Stärke am Ende der Staffel - wer hätte das gedacht.
[Rating:4.5/5]

Bilder: ZDF

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https://www.serieslyawesome.tv/review-annika-mord-an-schottlands-kueste-staffel-1/feed/ 0 200944
Rewatch-Review: Batman S01E35 – Fast erwischt https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-batman-s01e35-fast-erwischt/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-batman-s01e35-fast-erwischt/#respond Sun, 18 Feb 2024 08:50:59 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201738 Treffen sich ein Clown, ein Krokodil, ein Pinguin, eine Botanikerin und ein ehemaliger Anwalt in einer Bar und spielen Poker. Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist der Auftakt zu einer der besten Episoden der Zeichentrickserie „Batman“, die in den 1990er Jahren im Fahrwasser der Kinohits von Tim Burton ins Fernsehen kam. Deutlich inspiriert von den düsteren Filmen, einschließlich des einprägsamen Scores von Danny Elfman, punktet die Serie generell mit einem einzigartigen, zeitlosen Stil und tragischen Geschichten. In „Fast erwischt“ erzählt Serienschöpfer und Autor Paul Dini gleich von mehreren actionreichen Auseinandersetzungen. Die beliebten Schurken Joker, Killer Croc, der Pinguin, Two-Face und Poison Ivy sitzen zusammen in einer Spelunke, und nach und nach erzählt jeder von ihnen, wie er oder sie es fast geschafft hätte, Batman zu besiegen. Während in den bisherigen Episoden die Schurken einzeln gegen den dunklen Ritter antraten, bekommt man hier gleich mehrere Superschurk:innen vorgesetzt. In jeder Geschichte werden die Alleinstellungsmerkmale der Charaktere wunderbar herausgearbeitet. So versucht der Pinguin den Mitternachtsdetektiv in einem Vogelhaus zu überführen und Two-Face fesselt Batman an eine riesige Münze und liefert nebenbei auch noch eine Erklärung, wie Batman zu seinem Riesenpenny in der Bathöhle gekommen ist. Die abwechslungsreichen Geschichten überzeugen durch Einfallsreichtum und Humor. Die Story des einfältigen Killer Croc ist überraschend plump, während der Pinguin mit Eloquenz zu glänzen versucht. Auch Catwoman spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Höhepunkt ist jedoch die Geschichte des Jokers. Er versucht, Batman während einer Fernsehübertragung zum Lachen zu bringen, notfalls mit Hilfe seines berühmten Lachgases. Dazu wird er auf einen elektrischen Stuhl gefesselt, der auf das Gelächter im Raum reagiert - quasi eine perfide Version des heutigen Publikumshits „LOL - Last One Laughing“. Doch Batman wäre nicht der weltbeste Detektiv, wenn er nicht auch einen Plan B hätte. Und so kommt es am Ende zu einer überraschenden Wendung mit schönen Licht- und Schattenspielen. Und das alles in nur 20 Minuten. Die Folge vereint viele Elemente, die die Serie auszeichnen und bis heute so besonders machen: Stimmungsvolle Bilder, ein Score mit hohem Wiedererkennungswert und ausgefeilte Charaktere. Wer danach Lust auf mehr hat, dem empfehle ich den Zweiteiler "Der Mann mit den zwei Gesichtern" (S01E17+18). Darin geht es um die dramatische Entstehung des berüchtigten Two-Face und in "Ich bin die Nacht" (S01E34) zweifelt Batman an sich selbst.

Fazit

Abwechslungs- und wendungsreiche Episode mit einem starken Bösewicht-Aufgebot und einer Prise Humor.
[Rating:4.5/5]
„Batman“ ist derzeit bei Prime Video und Netflix abrufbar.

Bilder: Warner Bros.

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Treffen sich ein Clown, ein Krokodil, ein Pinguin, eine Botanikerin und ein ehemaliger Anwalt in einer Bar und spielen Poker. Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist der Auftakt zu einer der besten Episoden der Zeichentrickserie „Batman“, die in den 1990er Jahren im Fahrwasser der Kinohits von Tim Burton ins Fernsehen kam. Deutlich inspiriert von den düsteren Filmen, einschließlich des einprägsamen Scores von Danny Elfman, punktet die Serie generell mit einem einzigartigen, zeitlosen Stil und tragischen Geschichten. In „Fast erwischt“ erzählt Serienschöpfer und Autor Paul Dini gleich von mehreren actionreichen Auseinandersetzungen. Die beliebten Schurken Joker, Killer Croc, der Pinguin, Two-Face und Poison Ivy sitzen zusammen in einer Spelunke, und nach und nach erzählt jeder von ihnen, wie er oder sie es fast geschafft hätte, Batman zu besiegen. Während in den bisherigen Episoden die Schurken einzeln gegen den dunklen Ritter antraten, bekommt man hier gleich mehrere Superschurk:innen vorgesetzt. In jeder Geschichte werden die Alleinstellungsmerkmale der Charaktere wunderbar herausgearbeitet. So versucht der Pinguin den Mitternachtsdetektiv in einem Vogelhaus zu überführen und Two-Face fesselt Batman an eine riesige Münze und liefert nebenbei auch noch eine Erklärung, wie Batman zu seinem Riesenpenny in der Bathöhle gekommen ist. Die abwechslungsreichen Geschichten überzeugen durch Einfallsreichtum und Humor. Die Story des einfältigen Killer Croc ist überraschend plump, während der Pinguin mit Eloquenz zu glänzen versucht. Auch Catwoman spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Höhepunkt ist jedoch die Geschichte des Jokers. Er versucht, Batman während einer Fernsehübertragung zum Lachen zu bringen, notfalls mit Hilfe seines berühmten Lachgases. Dazu wird er auf einen elektrischen Stuhl gefesselt, der auf das Gelächter im Raum reagiert - quasi eine perfide Version des heutigen Publikumshits „LOL - Last One Laughing“. Doch Batman wäre nicht der weltbeste Detektiv, wenn er nicht auch einen Plan B hätte. Und so kommt es am Ende zu einer überraschenden Wendung mit schönen Licht- und Schattenspielen. Und das alles in nur 20 Minuten. Die Folge vereint viele Elemente, die die Serie auszeichnen und bis heute so besonders machen: Stimmungsvolle Bilder, ein Score mit hohem Wiedererkennungswert und ausgefeilte Charaktere. Wer danach Lust auf mehr hat, dem empfehle ich den Zweiteiler "Der Mann mit den zwei Gesichtern" (S01E17+18). Darin geht es um die dramatische Entstehung des berüchtigten Two-Face und in "Ich bin die Nacht" (S01E34) zweifelt Batman an sich selbst.

Fazit

Abwechslungs- und wendungsreiche Episode mit einem starken Bösewicht-Aufgebot und einer Prise Humor.
[Rating:4.5/5]
„Batman“ ist derzeit bei Prime Video und Netflix abrufbar.

Bilder: Warner Bros.

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Review: „Annika – Mord an Schottlands Küste“ S01E01 – Kann ich das? (Serienstart) https://www.serieslyawesome.tv/review-annika-mord-an-schottlands-kueste-s01e01-kann-ich-das-serienstart/ https://www.serieslyawesome.tv/review-annika-mord-an-schottlands-kueste-s01e01-kann-ich-das-serienstart/#respond Sun, 04 Feb 2024 20:45:09 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=200713 "Annika - Mord an Schottlands Küste" gehört haben. Die Serie gibt es schon seit 2021, ist in zwei Staffeln mit je sechs Folgen verfügbar und nach der Deutschland-Premiere bei Sky Krimi / WOW jetzt als deutsche Free-TV-Premiere im ZDF und in der ZDFmediathek gelandet. Also ein weiteres Ermittlerteam, das rätselhaften Todesfällen auf der Spur ist und's am Ende souverän löst? Ja, schon, aber tatsächlich ist "Annika" dann doch noch etwas mehr. So viel mehr, dass man sagen kann: "Ja, diese weitere britische Krimiserie hat es gebraucht." Denn: "Annika" folgt nicht dem bekannten Schema, sondern setzt ganz eigene, besondere Akzente. Die Fälle basieren nicht auf Romanvorlagen, sondern auf einem BBC-Hörspiel. Dort wird die Hauptfigur DI Annika Strandhed von Nicola Walker gesprochen, die in der Serie passend auch die Hauptrolle übernimmt. Fürs TV geschrieben wurden die Fälle von Nick Walker - nicht durchgehend, aber zumindest für die Pilotfolge trifft das zu - und er hat auch die Serie erschaffen.

Die vierte Wand ist kein Hindernis

Die erste Überraschung beim Zuschauen gibt's gleich zu Beginn: Der Mord, um den es in der Folge geht, hat offensichtlich schon stattgefunden, DI Annika Strandhed kommt am Tatort an - und fängt an mit uns zu sprechen. Sie durchbricht also gleich zu Beginn der Folge die imaginäre vierte Wand, um uns mit ins Geschehen zu nehmen. Das gelingt zunächst nicht so charmant wie zum Beispiel in "Fleabag", wo Hauptfigur Fleabag, gespielt von der großartigen Phoebe Waller-Bridge, zwischendurch ja sogar von einer anderen Figur gefragt wird, mit wem sie da ständig reden würde. Andrew Scott spielt hier einen Priester, der auf einmal bei Fleabag nachhakt, was das für eine Sache sei, die sie da immer mache, und mit wem sie da rede - großartiger Einfall. Und es ist auch erstmal nicht so perfekt eingesetzt wie in "House of Cards" - das hat Kevin Spacey als Frank Underwood tatsächlich einmalig umgesetzt; da reichten oft schon kurze Blicke von Spacey in die Kamera Richtung uns Zuschauer:innen, um eine Botschaft zu übermitteln. In „Annika“ gelingt das zunächst nur in Ansätzen, aber klar - es sorgt erstmal für Aufmerksamkeit beim Schauen, ohne dass es zur Effekthascherei verkommt. Dann hat DI Annika Strandhed einen Hang dazu, ihre Fälle mit literarischen Vorlagen oder historischen Gegebenheiten zu vergleichen. Sie nimmt praktisch die Perspektive aus diesen Geschichte oder der Geschichte ein und bringt das mit dem jeweiligen Fall in Verbindung. Das ist auch erstmal etwas verwirrend, wird im Laufe des hier vorliegenden Falls aber immer klarer und schlüssiger. In dieser Folge macht sie es mit Moby Dick. Dann ist da das besondere Setting - wir sind hier Teil einer Spezialeinheit der Marine in Glasgow, der Marine Homicide Unit (MHU). Die Fälle haben also immer etwas mit Wasser oder der Küste Schottlands zu tun - was wohl zu dem etwas platten deutschen Untertitel der Serie geführt haben dürfte, den sich ausnahmsweise nicht das ZDF ausgedacht hat, sondern der schon bei der Sky-Ausstrahlung präsent war. Annika ist gelegentlich mit ihrem Auto unterwegs - einem alten Saab 900 Cabrio - meistens aber mit dem Polizeiboot, das sie in der Regel auch selbst steuert. Der Einstieg in die Serie ist jetzt extrem gut eingefädelt: Wir starten mit einem Flug über das Wasser, hören aus dem Off einen Anruf bei einer Notruf-Hotline, dass eine Leiche entdeckt worden ist. Dazu folgen Schnitte an Land zu dem Saab von Annika, wie er sich langsam dem Tatort nähert. Erst aus der Vogelperspektive, dann näher, schließlich fast im Auto, mit einer Dreivierteltotalen auf Annika. Ihrem ersten Fall nähert sich Annika also von Land und kommt dann erst am Wasser an, ein toll inszenierter Einstieg in die Folge. Am Tatort angekommen, stellt sie sich uns vor (siehe oben), fängt an, uns den historischen Stoff von Moby Dick zu erklären und trifft dann auf den ersten Kollegen aus dem neuen Team - DS Michael McAndrews (gespielt von Jamie Sieves), der Annika zuerst zum neuen Dienstgrad gratuliert und sie fragt, ob jetzt alle so eine Dienstjacke bekommen. Beide wirken recht distanziert, dann zeigt sich aber schnell, dass sie sich schon länger kennen, denn Annika antwortet „Ich weiß nicht - ich dachte, es wäre Deine Jacke, sie ist mir irgendwie zu groß“. Sie fragt ihn dann noch direkt, ob er der Mörder sei, was er natürlich zurückweist, woraufhin sie entgegnet, dass die ersten Vermutungen schnell zum Erfolg führen könnten - sehr schön.

Perfekt zusammengesetztes Team der Marine Homicide Unit (MHU)

Ich mag auch das Team, dasa extrem bunt zusammengewürfelt ist. Da ist wie gesagt DS Michael McAndrews, der selbst gerne die Leitung der Spezialeinheit übernommen hätte, doch Annika hat ihm mit ihrer Rückkehr nach Glasgow den Job sozusagen weggeschnappt - was ihr allerdings nicht wirklich bewusst war, bis er ihr unmissverständlich sagt, dass das eigentlich sein Job gewesen wäre (siehe auch weiter oben der Verweis darauf, dass Annika Michaels Jacke wohl etwas zu groß sei). Aus diesem Konflikt macht Autor Nick Walker jetzt aber erstmal nicht mehr als nötig - beide arbeiten in der Folge gut zusammen. Dann ist da die junge DC Blair Ferguson (gespielt von Katie Leung), die sich vor allem um das Thema Daten kümmert. Vierter im Bunde ist DS Tyrone Clarke (gespielt von Ukweli Roach), der sehr zielstrebig vorgeht und den Fall lieber heute als morgen lösen möchte. Alle zusammen ergeben ein ziemlich gutes Team, das sich perfekt ergänzt. Darüber steht noch DCI Diane Oban (Gespielt von Kate Dickie), die Chefin von Annika, die ihr laufend Tipps gibt, wie sie als Leiterin der Einheit vorzugehen habe. Sie sitzt in einem Einzelbüro, das Annika erst für ihres hält und ablehnt mit dem Verweis darauf, dass sie bei ihrem Team nicht als A***loch mit großem Büro ankommen möchte - bis sie merkt, dass es Dianes Büro ist. Überhaupt gönnt sich die erste Folge einige Humoreinlagen, nicht platt, sondern durchaus intelligent in Szene gesetzt. Walker führt das Team und die Einheit für uns Zuschauer:innen perfekt ein: Wir lernen erst Annika kennen, dann Michael, dann die Chefin. Dann bezieht das Team Schritt für Schritt das Großraumbüro der Einheit. Licht geht an - Annika kommentiert das mit „Ah, Bewegungsmelder“ - Michael knipst das Schreibtischlicht an seinem Platz an, Blair startet ihren PC, und Tyrone stößt später hektisch und verspätet mit Koffer und Urlaubsmontur dazu. Er will auch gleich die Einführung in den Fall übernehmen, doch Blair macht einfach weiter. Walker charakterisiert so in den wenigen Anfangsminuten der Pilotfolge die relevanten Figuren ziemlich eindeutig und klar nachvollziehbar - ein toller Schachzug. Dazwischen gibt‘s wie gesagt immer die kleinen Humoreinlagen - siehe Annikas Verdächtigung gegenüber Michael, oder das Missverständnis mit Annikas Chefin, oder auch jetzt, als Annika Blair mit „Blah“ anspricht - weil das auf handschriftlich auf ihrem Coffee-to-go-Becher vermerkt ist.

Das Persönliche klappt noch nicht so gut

Wovon ich noch nicht überzeugt bin, ist die persönliche Komponente von Annika. Da ist einmal ihre skandinavische Vergangenheit, von der ich noch nicht so genau weiß, was sie im Laufe der Staffel bringen soll. Wie die historischen Stoffe lässt Annika auch Elemente skandinavischer Sagen und Epen immer wieder mit einfließen. Mit dem Wechsel nach Glasgow hat sie offensichtlich auch einiges hinter sich gelassen, offensichtlich in Norwegen. Das könnte Familie sein, sicher auch ein Job, und vielleicht noch mehr. Das wird in der Pilotfolge noch nicht thematisiert, dürfte im weiteren Verlauf der Serie aber nochmal spannend werden. Und dann ist da noch Annikas Tochter Morgan (gespielt von Silvie Furneaux), die mit ihr nach Glasgow kommen musste und praktisch alle Teenager-Klischees erfüllt, die man sich denken kann. Sie ist offensichtlich nicht glücklich mit Annikas Entscheidung, nach Glasgow zu gehen. Sie ist genervt von der Fahrt mit dem Polizeiboot („Die anderen denken, ich sei verhaftet worden.“), was sie auch deutlich zeigt. Das ist ein bisschen schade bis hier hin, aber es kann sich ja noch entwickeln. Auch hier nutzt Autor Walker schnelle Eindrücke und Zuschreibungen, um deutlich zu machen, dass Annika eine eigenwillige Persönlichkeit ist und es offensichtlich Konflikte mit der pubertierenden Tochter gibt. Annika bringt Morgan mit dem Polizeiboot zur Schule, unterstrichen mit dem Ausspruch „Jetzt weißt Du, warum ich so beliebt bin.“ Worauf Morgan nur erwidert: „Du hast doch gar keine Freunde.“ - Annika reklamiert direkt selbstironisch: „Das liegt aber nicht am Boot.“ Wovon ich als letztes überrascht war, das war das Tempo der Folge. Nick Walker rast sozusagen durch den Fall und versucht möglichst viel in den knapp 45 Minuten unterzubringen. Kaum hat das Team 1 und 1 zusammengezählt und einen Verdächtigen verhört, ist dieser auch schon wieder aus dem Spiel genommen. Im Schnelldurchlauf geht das Team weitere Verdächtige durch, eine tiefere Charakterisierung der Personen findet praktisch nicht statt. Manchmal kommt man mit den Ermittlungsergebnissen schon gar nicht mehr mit. Ich hatte das Gefühl, dass die Folge auch durchaus 60 Minuten oder gar die klassischen 90 Minuten für einen Krimi gut hätte vertragen können. Das Tempo war mir so ehrlicherweise schon etwas zu hoch, da wünsche ich mir für die nächsten Fälle mehr Tiefe in den Ermittlungen und eine umfangreichere Entwicklung der Charaktere - auch wenn Autor Nick Walker das mit der Schnellcharakterisierung wie oben beschrieben schon ziem,lich gut gelöst hat. Wenn dann noch die Überraschungsmomente mit den Parallelen zu historischen Stoffen und dem Durchbrechen der 4. Wand dosiert und sinnvoll eingesetzt werden, steht einem weiteren krimivergnügen nicht mehr viel im Weg. So wie die Pilotfolge inszeniert und erzählt wird, erleben wir auf jeden Fall mal einen neuen Ansatz. Und alles wird so geschickt aufgebaut und eingefädelt, dass man als Serienfan erstmal angesprochen ist und der Serie definitiv eine weitere Chance gibt. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Fall mit Annika und ihrem Team.
[Rating:4/5]

Bilder: ZDF

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"Annika - Mord an Schottlands Küste" gehört haben. Die Serie gibt es schon seit 2021, ist in zwei Staffeln mit je sechs Folgen verfügbar und nach der Deutschland-Premiere bei Sky Krimi / WOW jetzt als deutsche Free-TV-Premiere im ZDF und in der ZDFmediathek gelandet. Also ein weiteres Ermittlerteam, das rätselhaften Todesfällen auf der Spur ist und's am Ende souverän löst? Ja, schon, aber tatsächlich ist "Annika" dann doch noch etwas mehr. So viel mehr, dass man sagen kann: "Ja, diese weitere britische Krimiserie hat es gebraucht." Denn: "Annika" folgt nicht dem bekannten Schema, sondern setzt ganz eigene, besondere Akzente. Die Fälle basieren nicht auf Romanvorlagen, sondern auf einem BBC-Hörspiel. Dort wird die Hauptfigur DI Annika Strandhed von Nicola Walker gesprochen, die in der Serie passend auch die Hauptrolle übernimmt. Fürs TV geschrieben wurden die Fälle von Nick Walker - nicht durchgehend, aber zumindest für die Pilotfolge trifft das zu - und er hat auch die Serie erschaffen.

Die vierte Wand ist kein Hindernis

Die erste Überraschung beim Zuschauen gibt's gleich zu Beginn: Der Mord, um den es in der Folge geht, hat offensichtlich schon stattgefunden, DI Annika Strandhed kommt am Tatort an - und fängt an mit uns zu sprechen. Sie durchbricht also gleich zu Beginn der Folge die imaginäre vierte Wand, um uns mit ins Geschehen zu nehmen. Das gelingt zunächst nicht so charmant wie zum Beispiel in "Fleabag", wo Hauptfigur Fleabag, gespielt von der großartigen Phoebe Waller-Bridge, zwischendurch ja sogar von einer anderen Figur gefragt wird, mit wem sie da ständig reden würde. Andrew Scott spielt hier einen Priester, der auf einmal bei Fleabag nachhakt, was das für eine Sache sei, die sie da immer mache, und mit wem sie da rede - großartiger Einfall. Und es ist auch erstmal nicht so perfekt eingesetzt wie in "House of Cards" - das hat Kevin Spacey als Frank Underwood tatsächlich einmalig umgesetzt; da reichten oft schon kurze Blicke von Spacey in die Kamera Richtung uns Zuschauer:innen, um eine Botschaft zu übermitteln. In „Annika“ gelingt das zunächst nur in Ansätzen, aber klar - es sorgt erstmal für Aufmerksamkeit beim Schauen, ohne dass es zur Effekthascherei verkommt. Dann hat DI Annika Strandhed einen Hang dazu, ihre Fälle mit literarischen Vorlagen oder historischen Gegebenheiten zu vergleichen. Sie nimmt praktisch die Perspektive aus diesen Geschichte oder der Geschichte ein und bringt das mit dem jeweiligen Fall in Verbindung. Das ist auch erstmal etwas verwirrend, wird im Laufe des hier vorliegenden Falls aber immer klarer und schlüssiger. In dieser Folge macht sie es mit Moby Dick. Dann ist da das besondere Setting - wir sind hier Teil einer Spezialeinheit der Marine in Glasgow, der Marine Homicide Unit (MHU). Die Fälle haben also immer etwas mit Wasser oder der Küste Schottlands zu tun - was wohl zu dem etwas platten deutschen Untertitel der Serie geführt haben dürfte, den sich ausnahmsweise nicht das ZDF ausgedacht hat, sondern der schon bei der Sky-Ausstrahlung präsent war. Annika ist gelegentlich mit ihrem Auto unterwegs - einem alten Saab 900 Cabrio - meistens aber mit dem Polizeiboot, das sie in der Regel auch selbst steuert. Der Einstieg in die Serie ist jetzt extrem gut eingefädelt: Wir starten mit einem Flug über das Wasser, hören aus dem Off einen Anruf bei einer Notruf-Hotline, dass eine Leiche entdeckt worden ist. Dazu folgen Schnitte an Land zu dem Saab von Annika, wie er sich langsam dem Tatort nähert. Erst aus der Vogelperspektive, dann näher, schließlich fast im Auto, mit einer Dreivierteltotalen auf Annika. Ihrem ersten Fall nähert sich Annika also von Land und kommt dann erst am Wasser an, ein toll inszenierter Einstieg in die Folge. Am Tatort angekommen, stellt sie sich uns vor (siehe oben), fängt an, uns den historischen Stoff von Moby Dick zu erklären und trifft dann auf den ersten Kollegen aus dem neuen Team - DS Michael McAndrews (gespielt von Jamie Sieves), der Annika zuerst zum neuen Dienstgrad gratuliert und sie fragt, ob jetzt alle so eine Dienstjacke bekommen. Beide wirken recht distanziert, dann zeigt sich aber schnell, dass sie sich schon länger kennen, denn Annika antwortet „Ich weiß nicht - ich dachte, es wäre Deine Jacke, sie ist mir irgendwie zu groß“. Sie fragt ihn dann noch direkt, ob er der Mörder sei, was er natürlich zurückweist, woraufhin sie entgegnet, dass die ersten Vermutungen schnell zum Erfolg führen könnten - sehr schön.

Perfekt zusammengesetztes Team der Marine Homicide Unit (MHU)

Ich mag auch das Team, dasa extrem bunt zusammengewürfelt ist. Da ist wie gesagt DS Michael McAndrews, der selbst gerne die Leitung der Spezialeinheit übernommen hätte, doch Annika hat ihm mit ihrer Rückkehr nach Glasgow den Job sozusagen weggeschnappt - was ihr allerdings nicht wirklich bewusst war, bis er ihr unmissverständlich sagt, dass das eigentlich sein Job gewesen wäre (siehe auch weiter oben der Verweis darauf, dass Annika Michaels Jacke wohl etwas zu groß sei). Aus diesem Konflikt macht Autor Nick Walker jetzt aber erstmal nicht mehr als nötig - beide arbeiten in der Folge gut zusammen. Dann ist da die junge DC Blair Ferguson (gespielt von Katie Leung), die sich vor allem um das Thema Daten kümmert. Vierter im Bunde ist DS Tyrone Clarke (gespielt von Ukweli Roach), der sehr zielstrebig vorgeht und den Fall lieber heute als morgen lösen möchte. Alle zusammen ergeben ein ziemlich gutes Team, das sich perfekt ergänzt. Darüber steht noch DCI Diane Oban (Gespielt von Kate Dickie), die Chefin von Annika, die ihr laufend Tipps gibt, wie sie als Leiterin der Einheit vorzugehen habe. Sie sitzt in einem Einzelbüro, das Annika erst für ihres hält und ablehnt mit dem Verweis darauf, dass sie bei ihrem Team nicht als A***loch mit großem Büro ankommen möchte - bis sie merkt, dass es Dianes Büro ist. Überhaupt gönnt sich die erste Folge einige Humoreinlagen, nicht platt, sondern durchaus intelligent in Szene gesetzt. Walker führt das Team und die Einheit für uns Zuschauer:innen perfekt ein: Wir lernen erst Annika kennen, dann Michael, dann die Chefin. Dann bezieht das Team Schritt für Schritt das Großraumbüro der Einheit. Licht geht an - Annika kommentiert das mit „Ah, Bewegungsmelder“ - Michael knipst das Schreibtischlicht an seinem Platz an, Blair startet ihren PC, und Tyrone stößt später hektisch und verspätet mit Koffer und Urlaubsmontur dazu. Er will auch gleich die Einführung in den Fall übernehmen, doch Blair macht einfach weiter. Walker charakterisiert so in den wenigen Anfangsminuten der Pilotfolge die relevanten Figuren ziemlich eindeutig und klar nachvollziehbar - ein toller Schachzug. Dazwischen gibt‘s wie gesagt immer die kleinen Humoreinlagen - siehe Annikas Verdächtigung gegenüber Michael, oder das Missverständnis mit Annikas Chefin, oder auch jetzt, als Annika Blair mit „Blah“ anspricht - weil das auf handschriftlich auf ihrem Coffee-to-go-Becher vermerkt ist.

Das Persönliche klappt noch nicht so gut

Wovon ich noch nicht überzeugt bin, ist die persönliche Komponente von Annika. Da ist einmal ihre skandinavische Vergangenheit, von der ich noch nicht so genau weiß, was sie im Laufe der Staffel bringen soll. Wie die historischen Stoffe lässt Annika auch Elemente skandinavischer Sagen und Epen immer wieder mit einfließen. Mit dem Wechsel nach Glasgow hat sie offensichtlich auch einiges hinter sich gelassen, offensichtlich in Norwegen. Das könnte Familie sein, sicher auch ein Job, und vielleicht noch mehr. Das wird in der Pilotfolge noch nicht thematisiert, dürfte im weiteren Verlauf der Serie aber nochmal spannend werden. Und dann ist da noch Annikas Tochter Morgan (gespielt von Silvie Furneaux), die mit ihr nach Glasgow kommen musste und praktisch alle Teenager-Klischees erfüllt, die man sich denken kann. Sie ist offensichtlich nicht glücklich mit Annikas Entscheidung, nach Glasgow zu gehen. Sie ist genervt von der Fahrt mit dem Polizeiboot („Die anderen denken, ich sei verhaftet worden.“), was sie auch deutlich zeigt. Das ist ein bisschen schade bis hier hin, aber es kann sich ja noch entwickeln. Auch hier nutzt Autor Walker schnelle Eindrücke und Zuschreibungen, um deutlich zu machen, dass Annika eine eigenwillige Persönlichkeit ist und es offensichtlich Konflikte mit der pubertierenden Tochter gibt. Annika bringt Morgan mit dem Polizeiboot zur Schule, unterstrichen mit dem Ausspruch „Jetzt weißt Du, warum ich so beliebt bin.“ Worauf Morgan nur erwidert: „Du hast doch gar keine Freunde.“ - Annika reklamiert direkt selbstironisch: „Das liegt aber nicht am Boot.“ Wovon ich als letztes überrascht war, das war das Tempo der Folge. Nick Walker rast sozusagen durch den Fall und versucht möglichst viel in den knapp 45 Minuten unterzubringen. Kaum hat das Team 1 und 1 zusammengezählt und einen Verdächtigen verhört, ist dieser auch schon wieder aus dem Spiel genommen. Im Schnelldurchlauf geht das Team weitere Verdächtige durch, eine tiefere Charakterisierung der Personen findet praktisch nicht statt. Manchmal kommt man mit den Ermittlungsergebnissen schon gar nicht mehr mit. Ich hatte das Gefühl, dass die Folge auch durchaus 60 Minuten oder gar die klassischen 90 Minuten für einen Krimi gut hätte vertragen können. Das Tempo war mir so ehrlicherweise schon etwas zu hoch, da wünsche ich mir für die nächsten Fälle mehr Tiefe in den Ermittlungen und eine umfangreichere Entwicklung der Charaktere - auch wenn Autor Nick Walker das mit der Schnellcharakterisierung wie oben beschrieben schon ziem,lich gut gelöst hat. Wenn dann noch die Überraschungsmomente mit den Parallelen zu historischen Stoffen und dem Durchbrechen der 4. Wand dosiert und sinnvoll eingesetzt werden, steht einem weiteren krimivergnügen nicht mehr viel im Weg. So wie die Pilotfolge inszeniert und erzählt wird, erleben wir auf jeden Fall mal einen neuen Ansatz. Und alles wird so geschickt aufgebaut und eingefädelt, dass man als Serienfan erstmal angesprochen ist und der Serie definitiv eine weitere Chance gibt. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Fall mit Annika und ihrem Team.
[Rating:4/5]

Bilder: ZDF

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Review: „Masters of the Universe: Revolution” https://www.serieslyawesome.tv/review-masters-of-the-universe-revolution/ https://www.serieslyawesome.tv/review-masters-of-the-universe-revolution/#comments Fri, 02 Feb 2024 14:17:40 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201551 „Masters of the Universe: Revelation“-Fortsetzung entscheiden, ob er Eternia als Regent oder als Held dienen will. Masters of the Universe: Revolution Der Aufschrei im Internet war nach der Ausstrahlung der beiden Teile von „Masters of the Universe: Revelation“ groß. He-Man sei zur Nebenfigur degradiert worden und den weiblichen Heldinnen sei viel zu viel Platz eingeräumt worden. Alle Nörgler dürften sich nun freuen, dass He-Man in der fünfteiligen Fortsetzung voll und ganz im Mittelpunkt steht. Gleich zu Beginn stürzt sich He-Man in einen actiongeladenen Kampf mit Scare Glow. An seiner Seite kämpft sein Vater König Randor in einer Iron-Man-ähnlichen Rüstung. Doch der Kampf kostet Randor das Leben. Was kaum jemand wusste: Er war schon vorher krank und sein letzter Wunsch war es, an der Seite seines Sohnes zu kämpfen. Diese tragische und bewegende Szene gipfelt in der Krönung Adams zum neuen König. Bei seiner Antrittsrede fehlen ihm die Worte, bis er eine Geschichte aus seiner Kindheit zum Besten gibt, wie sein Vater ihm einmal ein Fahrrad gebaut hat, er es aber grässlich fand, weil er sich damit lächerlich gemacht hätte und deshalb nie damit gefahren ist. Heute würde er aber alles dafür tun, um mit diesem Fahrrad fahren zu können. Das Traurige an dieser Geschichte ist allerdings, dass der Drehbuchautor Kevin Smith hier eine sehr persönliche Geschichte aus seinem Leben eingebaut hat. In seinem Nerd-Podcast „Fat Man Beyond“, den er zusammen mit dem Autor Marc Bernardin moderiert, hatte er einmal von einer ganz ähnlichen Begebenheit berichtet. Kevin hatte sich als Kind ein BMX-Rad gewünscht, und da seine Familie nicht besonders wohlhabend war, rüstete der Vater Kevins Rad mit selbstgemachten Polstern und Schildern auf. Die kleine Anekdote macht den inneren Konflikt, den Adam durchlebt, umso greifbarer.
"Mit jeder Enthüllung kommt auch das Versprechen einer Revolution."
In der Zwischenzeit wird Eternos von einem seltsamen Virus befallen. Der mittlerweile hochtechnisierte Skeletor plant zusammen mit Hordaks böser Horde, die Stadt anzugreifen. Um He-Man bestmöglich für den Kampf gegen Skeletor auszurüsten, suchen Duncan und Orko einen alten Bekannten auf - Gwildor, bekannt aus dem „Masters of the Universe“-Spielfilm von 1987. Den Macher:innen von „Revolution“ gelingt es unfassbar gut, in die Tiefen des „Masterverse“ einzudringen und Versatzstücke aus Comics, Zeichentrickserien und Spielzeugreihen zu einer Einheit zu vermengen. So taucht am Hof von Eternos plötzlich ein gewisser Keldor auf, der als Halbbruder von Randor seinen Anspruch auf den Thron geltend macht. Fans wissen natürlich, dass kein Geringerer als Skeletor selbst dahintersteckt. In Rückblenden erfahren wir auch, wie Hordak einst Keldor gefangen nahm, manipulierte und schließlich für seine Zwecke missbrauchte. Durch die Einbeziehung von Keldor, der in der Zeichentrickserie aus den 1980er Jahren nie vorkam, schafft die Netflix-Serie wunderbare Anknüpfungspunkte zu He-Man-Varianten aus anderen Serien und Medien. Skeletor Dass Autor Tim Sheridan, der ab der zweiten Folge für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, sich mit He-Man und Co. bestens auskennt, beweist auch die Einführung des Drachen Granamyr. Diese Kreatur dürfte nur eingefleischten Fans ein Begriff sein, da sie bisher nur in zwei Folgen der alten Filmation-Trickfilmserie und einem Mini-Comic auftauchte. Hier spielt er eine tragende und zugleich tragische Rolle im Endkampf. Ebenfalls sehr schön: Die neue Man-At-Arms Andra stattet He-Man mit einem Schutzpanzer aus, der der klassischen Battle-Armor-Actionfigur nachempfunden ist, und Teela, die als Sorceress für den Schutz von Schloss Grayskull sorgt, verwandelt sich in die grüne „Göttin“. Teela Schade ist hingegen, dass Helden wie Snout Spout, Rio Blast oder Bösewichte wie Grizzlor, Leech und Mantenna nur kurze Randerscheinungen bleiben. Bei einer längeren Laufzeit oder höheren Episodenzahl hätte man durchaus mehr aus den Charakteren machen und tiefer in ihre Hintergrundgeschichten eintauchen können. Und dann ist da natürlich noch der aus „She-Ra“ bekannte Oberbösewicht Hordak, der hier als echte Bedrohung erscheint, auch wenn man sich den Spaß erlaubt hat, ihn wie in „She-Ra“ in eine Rakete zu verwandeln. Hordak Auch wenn Skeletor sich im Finale gegen Hordak wendet und ihn besiegt, ist dies wohl nicht das letzte Mal, dass wir den Bösewicht zu Gesicht bekommen. In einer Mid-Credit-Szene ist nämlich eine mysteriöse Frau mit einer Hordak-Maske zu sehen, während Hordak sich in einem Tank regeneriert. Scharfsinnige Beobachter:innen haben festgestellt, dass die Frau im Abspann als Despara aufgeführt wird. In den Comics von DC aus den 2010er Jahren handelt es sich dabei um keine andere als Prinzessin Adora, besser bekannt als She-Ra. Adora wächst hier nämlich als Handlangerin von Hordak auf, bis He-Man ihr begegnet und ihre wahre Identität enthüllt. Fans dürfen also gespannt sein, wie es mit den Masters weitergeht.

Fazit

Ein emotionales und actionreiches Masters-Spektakel, bei dem diesmal He-Man im Mittelpunkt steht. Man wünscht sich, die Staffel hätte mehr Folgen gehabt.
[Rating:4.5/5]

Bilder: Netflix

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„Masters of the Universe: Revelation“-Fortsetzung entscheiden, ob er Eternia als Regent oder als Held dienen will. Masters of the Universe: Revolution Der Aufschrei im Internet war nach der Ausstrahlung der beiden Teile von „Masters of the Universe: Revelation“ groß. He-Man sei zur Nebenfigur degradiert worden und den weiblichen Heldinnen sei viel zu viel Platz eingeräumt worden. Alle Nörgler dürften sich nun freuen, dass He-Man in der fünfteiligen Fortsetzung voll und ganz im Mittelpunkt steht. Gleich zu Beginn stürzt sich He-Man in einen actiongeladenen Kampf mit Scare Glow. An seiner Seite kämpft sein Vater König Randor in einer Iron-Man-ähnlichen Rüstung. Doch der Kampf kostet Randor das Leben. Was kaum jemand wusste: Er war schon vorher krank und sein letzter Wunsch war es, an der Seite seines Sohnes zu kämpfen. Diese tragische und bewegende Szene gipfelt in der Krönung Adams zum neuen König. Bei seiner Antrittsrede fehlen ihm die Worte, bis er eine Geschichte aus seiner Kindheit zum Besten gibt, wie sein Vater ihm einmal ein Fahrrad gebaut hat, er es aber grässlich fand, weil er sich damit lächerlich gemacht hätte und deshalb nie damit gefahren ist. Heute würde er aber alles dafür tun, um mit diesem Fahrrad fahren zu können. Das Traurige an dieser Geschichte ist allerdings, dass der Drehbuchautor Kevin Smith hier eine sehr persönliche Geschichte aus seinem Leben eingebaut hat. In seinem Nerd-Podcast „Fat Man Beyond“, den er zusammen mit dem Autor Marc Bernardin moderiert, hatte er einmal von einer ganz ähnlichen Begebenheit berichtet. Kevin hatte sich als Kind ein BMX-Rad gewünscht, und da seine Familie nicht besonders wohlhabend war, rüstete der Vater Kevins Rad mit selbstgemachten Polstern und Schildern auf. Die kleine Anekdote macht den inneren Konflikt, den Adam durchlebt, umso greifbarer.
"Mit jeder Enthüllung kommt auch das Versprechen einer Revolution."
In der Zwischenzeit wird Eternos von einem seltsamen Virus befallen. Der mittlerweile hochtechnisierte Skeletor plant zusammen mit Hordaks böser Horde, die Stadt anzugreifen. Um He-Man bestmöglich für den Kampf gegen Skeletor auszurüsten, suchen Duncan und Orko einen alten Bekannten auf - Gwildor, bekannt aus dem „Masters of the Universe“-Spielfilm von 1987. Den Macher:innen von „Revolution“ gelingt es unfassbar gut, in die Tiefen des „Masterverse“ einzudringen und Versatzstücke aus Comics, Zeichentrickserien und Spielzeugreihen zu einer Einheit zu vermengen. So taucht am Hof von Eternos plötzlich ein gewisser Keldor auf, der als Halbbruder von Randor seinen Anspruch auf den Thron geltend macht. Fans wissen natürlich, dass kein Geringerer als Skeletor selbst dahintersteckt. In Rückblenden erfahren wir auch, wie Hordak einst Keldor gefangen nahm, manipulierte und schließlich für seine Zwecke missbrauchte. Durch die Einbeziehung von Keldor, der in der Zeichentrickserie aus den 1980er Jahren nie vorkam, schafft die Netflix-Serie wunderbare Anknüpfungspunkte zu He-Man-Varianten aus anderen Serien und Medien. Skeletor Dass Autor Tim Sheridan, der ab der zweiten Folge für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, sich mit He-Man und Co. bestens auskennt, beweist auch die Einführung des Drachen Granamyr. Diese Kreatur dürfte nur eingefleischten Fans ein Begriff sein, da sie bisher nur in zwei Folgen der alten Filmation-Trickfilmserie und einem Mini-Comic auftauchte. Hier spielt er eine tragende und zugleich tragische Rolle im Endkampf. Ebenfalls sehr schön: Die neue Man-At-Arms Andra stattet He-Man mit einem Schutzpanzer aus, der der klassischen Battle-Armor-Actionfigur nachempfunden ist, und Teela, die als Sorceress für den Schutz von Schloss Grayskull sorgt, verwandelt sich in die grüne „Göttin“. Teela Schade ist hingegen, dass Helden wie Snout Spout, Rio Blast oder Bösewichte wie Grizzlor, Leech und Mantenna nur kurze Randerscheinungen bleiben. Bei einer längeren Laufzeit oder höheren Episodenzahl hätte man durchaus mehr aus den Charakteren machen und tiefer in ihre Hintergrundgeschichten eintauchen können. Und dann ist da natürlich noch der aus „She-Ra“ bekannte Oberbösewicht Hordak, der hier als echte Bedrohung erscheint, auch wenn man sich den Spaß erlaubt hat, ihn wie in „She-Ra“ in eine Rakete zu verwandeln. Hordak Auch wenn Skeletor sich im Finale gegen Hordak wendet und ihn besiegt, ist dies wohl nicht das letzte Mal, dass wir den Bösewicht zu Gesicht bekommen. In einer Mid-Credit-Szene ist nämlich eine mysteriöse Frau mit einer Hordak-Maske zu sehen, während Hordak sich in einem Tank regeneriert. Scharfsinnige Beobachter:innen haben festgestellt, dass die Frau im Abspann als Despara aufgeführt wird. In den Comics von DC aus den 2010er Jahren handelt es sich dabei um keine andere als Prinzessin Adora, besser bekannt als She-Ra. Adora wächst hier nämlich als Handlangerin von Hordak auf, bis He-Man ihr begegnet und ihre wahre Identität enthüllt. Fans dürfen also gespannt sein, wie es mit den Masters weitergeht.

Fazit

Ein emotionales und actionreiches Masters-Spektakel, bei dem diesmal He-Man im Mittelpunkt steht. Man wünscht sich, die Staffel hätte mehr Folgen gehabt.
[Rating:4.5/5]

Bilder: Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/review-masters-of-the-universe-revolution/feed/ 7 201551
Review: „TESTO“ (ARD Mini-Serie) https://www.serieslyawesome.tv/review-testo-ard-mini-serie/ https://www.serieslyawesome.tv/review-testo-ard-mini-serie/#respond Fri, 02 Feb 2024 10:22:43 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201255 hier im Blog schon zusammengefasst, jetzt gehen wir rein in die Serie. Viel Zeit bleibt uns dazu nicht - die sieben Folgen sind zwischen 12 und 19 Minuten lang, im Prinzip also wie ein zerstückelter Film, möchte man fast sagen. Immerhin stimmt die Musik (hier geht's zur Playlist) und hat der Trailer viel versprochen, außerdem könnte das knappe Folgenformat für Tempo sorgen - und letztlich ist auch das alte "4BLOCKS"-Team zusammen, so dass eigentlich nicht viel schief gehen kann. Tut es dann aber leider doch. Zunächst einmal fragt man sich natürlich, warum für "TESTO" dieses Mini-Serienformat mit den kurzen Folgen gewählt worden ist. Ein 100-Minuten-Film stattdessen hätte es doch vermutlich auch getan. Liegt's daran, dass heutzutage alles als Serie produziert werden muss? Egal - es ist einfach der alte Kampf 'Film vs. Serie'. Aber: Zumindest am Anfang funktioniert das Format auch. In der Auftaktfolge geht's direkt rein in den Banküberfall, ohne langes Vorgeplänkel. Eine Polizeibeamtin streift durch die Bankfiliale, welche offensichtlich kurz vorher überfallen wurde. Dann geht's in den Knast: Die fünf Hauptakteure werden zunächst über kurze Szenen und Standbilder Guy Ritchie-like inszeniert, und dann geht's direkt in die Bank. Kida Ramadan, der die Serie zusammen mit Jonas Hartmann, Christoph Gampl und Olivia Retzer geschrieben hat, geht da stringent und ohne Umschweife vor. Allerdings baut er geschickt bereits die ersten Hinweise auf die Eigenarten der Figuren ein. Da ist Keko, der Kopf der Gruppe, beschreiben als "Genie & Wahnsinn". Dann Stulle, "bipolar & guter Gangster". Weiter geht's mit Pepsi ("Glaubt an das Paradies"), Barro ("Unberechenbarer Pitbull") und Kongo ("Hat Angst vor dem Tod"). Die ersten Momente des Überfalls klappen auch gut aus Sicht der Freigänger, doch dann verfällt einer nach dem anderen in seine Eigenarten - die dazu führen, dass alles in einem Chaos zu enden droht. Auch Folge 2 liefert Bonuspunkte für die Wahl des Formats 'Serie' - zum Vorspann zeigt Ramadan Bilder der Freigänger im Kindesalter, wie sie zusammen Fußball spielen. Sie kennen sich also alle seit der Schulzeit. Er lässt sie erzählen, welche Wünsche sie haben, wenn sie mal erwachsen sind. Stulle möchte Pilot werden, Pepsi Architekt, Barro Tierarzt, Kongo Burgermeister - alles harmlos also, bis Keko dran ist - er will später eine Bank überfallen. Und damit sind wir wieder in der Jetzt-Zeit der Serie. Die Szenen in der Bank sind ganz interessant inszeniert - mal sieht man's im real-Bild, mal aus der POV-Perspektive der Gangster, dann als qualitativ minderwertiges Bild einer Überwachungskamera. Das ist von der Idee ganz gut, wirkt nach einer Weile aber eher konzeptlos. Es wird nicht klar, warum wann welcher Effekt eingesetzt wird. Es wirkt fast schon so, als werde alles um der Effekte selbst genutzt. Auch das Team in der Bank verzettelt sich beim Überfall, die Polizei rückt an - die Situation ist verfahren. Und das sowohl in der Bank als auch direkt davor. Die Polizeibeamtin, zufällig in der Nähe, wird von der Polizeipräsidentin (gespielt von der großen Katharina Thalbach) dazu angewiesen, die Leitung des Einsatzes zu übernehmen, was sie ziemlich überfordert. Überhaupt ist das Thema Polizei mal wieder der Schwachpunkt der Serie. Das ist schon alles ziemlich dilettantisch eingerichtet und erzählt, was in den Reihen der Polizei passiert - "der Polizist ist der Dumme". Das ist wirklich schade, weil eine härtere, konsequentere und professionellere Haltung der Polizei der Serie definitiv gut getan hätte. So ärgert man sich die ganze Zeit über die erste offensichtliche Schwäche von "TESTO". Das wird auch nicht besser, als der von den Gangstern angeforderte Kontaktmann bei der Polizei zum Tatort eilt - "Schweinebacke".

Veysel, Kida Ramadan und Frederick Lau - "4BLOCKS"-Cast wiedervereint

Man wundert sich kurz, warum ausgerechnet er angefordert wird, und wieso er eigentlich vom Dienst suspendiert war, doch bevor man darüber weiter nachdenken und den Twist der Serie gleich bloßstellen kann, geht's auch schon in der Bank weiter. Der Kontaktmann begibt sich in die Filiale und wird dort erstmal von den Freigängern malträtiert. Wobei gerade Frederick Lau als Stulle für einige durchaus komische Momente sorgt, wenn er wie wild auf "Schweinebacke" einstürmt, im gelben BVB-Trikot, die ganze Zeit lauthals "Borussia, Borussia" brüllend auf ihn einprügelt. Aus solchen Momenten zieht "TESTO" seine Kraft - das gilt auch für praktisch jede Aktion von Veysel und Kida Ramadan, die einfach perfekt aufeinander eingespielt sind und für die alleine es sich schon lohnt, "TESTO" zumindest einmal durchzuschauen. Auch wenn es einem im Laufe der Zeit immer schwerer fällt, dabei zu bleiben, weil die Aktionen und Ideen einfach so abwegig und unrealistisch sind. Das Verhalten der Geiseln - eine dreht durch, die nächste will sich opfern, der nächste gleich die Seiten wechseln - das ist alles ziemlich dünn angelegt. Oder die die Besuche für die Geiselnehmer und die Geiseln, die munter ein- und ausspazieren inmitten des Tatortes - da geht's schon ins Groteske. Auch die Auflösung kommt dann extrem dünn und simpel daher - man weiß inzwischen schon lange, was passieren wird, wundert sich aber nochmals über die extrem schwache Umsetzung der Lösung und blickt dann fast schon fassungslos auf die letzten Minuten. Das ist so schade, dass aus "TESTO" nicht mehr geworden ist, weil mit dem Cast und dem Setting im Prinzip nicht viel schiefgehen konnte. Aber wie gesagt - ist es leider doch.
[Rating:2.5/5]

Bilder: ARD

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hier im Blog schon zusammengefasst, jetzt gehen wir rein in die Serie. Viel Zeit bleibt uns dazu nicht - die sieben Folgen sind zwischen 12 und 19 Minuten lang, im Prinzip also wie ein zerstückelter Film, möchte man fast sagen. Immerhin stimmt die Musik (hier geht's zur Playlist) und hat der Trailer viel versprochen, außerdem könnte das knappe Folgenformat für Tempo sorgen - und letztlich ist auch das alte "4BLOCKS"-Team zusammen, so dass eigentlich nicht viel schief gehen kann. Tut es dann aber leider doch. Zunächst einmal fragt man sich natürlich, warum für "TESTO" dieses Mini-Serienformat mit den kurzen Folgen gewählt worden ist. Ein 100-Minuten-Film stattdessen hätte es doch vermutlich auch getan. Liegt's daran, dass heutzutage alles als Serie produziert werden muss? Egal - es ist einfach der alte Kampf 'Film vs. Serie'. Aber: Zumindest am Anfang funktioniert das Format auch. In der Auftaktfolge geht's direkt rein in den Banküberfall, ohne langes Vorgeplänkel. Eine Polizeibeamtin streift durch die Bankfiliale, welche offensichtlich kurz vorher überfallen wurde. Dann geht's in den Knast: Die fünf Hauptakteure werden zunächst über kurze Szenen und Standbilder Guy Ritchie-like inszeniert, und dann geht's direkt in die Bank. Kida Ramadan, der die Serie zusammen mit Jonas Hartmann, Christoph Gampl und Olivia Retzer geschrieben hat, geht da stringent und ohne Umschweife vor. Allerdings baut er geschickt bereits die ersten Hinweise auf die Eigenarten der Figuren ein. Da ist Keko, der Kopf der Gruppe, beschreiben als "Genie & Wahnsinn". Dann Stulle, "bipolar & guter Gangster". Weiter geht's mit Pepsi ("Glaubt an das Paradies"), Barro ("Unberechenbarer Pitbull") und Kongo ("Hat Angst vor dem Tod"). Die ersten Momente des Überfalls klappen auch gut aus Sicht der Freigänger, doch dann verfällt einer nach dem anderen in seine Eigenarten - die dazu führen, dass alles in einem Chaos zu enden droht. Auch Folge 2 liefert Bonuspunkte für die Wahl des Formats 'Serie' - zum Vorspann zeigt Ramadan Bilder der Freigänger im Kindesalter, wie sie zusammen Fußball spielen. Sie kennen sich also alle seit der Schulzeit. Er lässt sie erzählen, welche Wünsche sie haben, wenn sie mal erwachsen sind. Stulle möchte Pilot werden, Pepsi Architekt, Barro Tierarzt, Kongo Burgermeister - alles harmlos also, bis Keko dran ist - er will später eine Bank überfallen. Und damit sind wir wieder in der Jetzt-Zeit der Serie. Die Szenen in der Bank sind ganz interessant inszeniert - mal sieht man's im real-Bild, mal aus der POV-Perspektive der Gangster, dann als qualitativ minderwertiges Bild einer Überwachungskamera. Das ist von der Idee ganz gut, wirkt nach einer Weile aber eher konzeptlos. Es wird nicht klar, warum wann welcher Effekt eingesetzt wird. Es wirkt fast schon so, als werde alles um der Effekte selbst genutzt. Auch das Team in der Bank verzettelt sich beim Überfall, die Polizei rückt an - die Situation ist verfahren. Und das sowohl in der Bank als auch direkt davor. Die Polizeibeamtin, zufällig in der Nähe, wird von der Polizeipräsidentin (gespielt von der großen Katharina Thalbach) dazu angewiesen, die Leitung des Einsatzes zu übernehmen, was sie ziemlich überfordert. Überhaupt ist das Thema Polizei mal wieder der Schwachpunkt der Serie. Das ist schon alles ziemlich dilettantisch eingerichtet und erzählt, was in den Reihen der Polizei passiert - "der Polizist ist der Dumme". Das ist wirklich schade, weil eine härtere, konsequentere und professionellere Haltung der Polizei der Serie definitiv gut getan hätte. So ärgert man sich die ganze Zeit über die erste offensichtliche Schwäche von "TESTO". Das wird auch nicht besser, als der von den Gangstern angeforderte Kontaktmann bei der Polizei zum Tatort eilt - "Schweinebacke".

Veysel, Kida Ramadan und Frederick Lau - "4BLOCKS"-Cast wiedervereint

Man wundert sich kurz, warum ausgerechnet er angefordert wird, und wieso er eigentlich vom Dienst suspendiert war, doch bevor man darüber weiter nachdenken und den Twist der Serie gleich bloßstellen kann, geht's auch schon in der Bank weiter. Der Kontaktmann begibt sich in die Filiale und wird dort erstmal von den Freigängern malträtiert. Wobei gerade Frederick Lau als Stulle für einige durchaus komische Momente sorgt, wenn er wie wild auf "Schweinebacke" einstürmt, im gelben BVB-Trikot, die ganze Zeit lauthals "Borussia, Borussia" brüllend auf ihn einprügelt. Aus solchen Momenten zieht "TESTO" seine Kraft - das gilt auch für praktisch jede Aktion von Veysel und Kida Ramadan, die einfach perfekt aufeinander eingespielt sind und für die alleine es sich schon lohnt, "TESTO" zumindest einmal durchzuschauen. Auch wenn es einem im Laufe der Zeit immer schwerer fällt, dabei zu bleiben, weil die Aktionen und Ideen einfach so abwegig und unrealistisch sind. Das Verhalten der Geiseln - eine dreht durch, die nächste will sich opfern, der nächste gleich die Seiten wechseln - das ist alles ziemlich dünn angelegt. Oder die die Besuche für die Geiselnehmer und die Geiseln, die munter ein- und ausspazieren inmitten des Tatortes - da geht's schon ins Groteske. Auch die Auflösung kommt dann extrem dünn und simpel daher - man weiß inzwischen schon lange, was passieren wird, wundert sich aber nochmals über die extrem schwache Umsetzung der Lösung und blickt dann fast schon fassungslos auf die letzten Minuten. Das ist so schade, dass aus "TESTO" nicht mehr geworden ist, weil mit dem Cast und dem Setting im Prinzip nicht viel schiefgehen konnte. Aber wie gesagt - ist es leider doch.
[Rating:2.5/5]

Bilder: ARD

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https://www.serieslyawesome.tv/review-testo-ard-mini-serie/feed/ 0 201255
Review: Scott Pilgrim hebt ab – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-scott-pilgrim-hebt-ab-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-scott-pilgrim-hebt-ab-staffel-1/#respond Mon, 29 Jan 2024 16:24:53 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201441 Sollte irgendwer von euch den Fehler gemacht haben, "Scott Pilgrim hebt ab" auf die lange Bank zu legen, weil es vermeintlich das Gleiche wie beim Film "Scott Pilgrim vs. The World", nur in animiert ist - tut das nicht! Zum einen ist die Staffel mit unter vier Stunden Laufzeit wunderbar wegzuschauen, zum anderen lohnt sich die Serie schon alleine wegen viele anderer Dinge, aber vor allem weicht sie dann doch gehörig von der Vorlage ab. Als der Trailer und erste Vorabszenen zur animierten Netflix-Serie rauskamen (und teilweise 1:1 mit dem 2010er Verfilmung verglichen werden konnten), empfand ich zwar Vorfreude, aber so richtig hoch auf die Watchlist hatte ich die Produktion nicht gesetzt. Man hatte oftmals von offizieller Seite betont, äußerst nah an der gezeichneten Vorlage dran sein zu wollen. Das alles schien eine bedachte Strategie gewesen zu sein, um einen absoluten Überraschungsmoment zu kreieren. Denn den Kampf gegen den ersten bösen Exfreund, Matthew Patell, verliert Scott Pilgrim zum Erstaunen aller. Was zunächst wie eine lustige kleine Abweichung wirkt, die vermutlich in wenigen Sekunden bis Minuten rückgängig gemacht wird, entpuppt sich als gewaltige Weggabelung in eine komplett andere Geschichte.
"Whatever." (Lucas Eel Lee)
Mir imponiert neben diesem mutigen Weg vor allem auch, wie man mit der Film-Variante umgeht. Diese wird einfach direkt selbst gefilmt! Das bietet vielseitige Möglichkeiten, um die eigene Vergangenheit zu persiflieren, begonnen damit, dass Realfilm-Regisseur Edgar Wright in der Serie als durchsetzungsschwacher Edgar Wrong zu sehen ist. Weniger hat mir in dieser Umsetzung jedoch gefallen, wer da wen spielt und plötzlich alles an einem Ort ist. Das ist in der Vorlage teils bereits sehr unrealistisch, dieser utopisch kleine Kosmos, in dem alle mit allen irgendwie zu tun haben, wird in "Scott Pilgrim hebt ab" aber nochmal mehr ad absurdum geführt. Auch hinten raus ist mir die Handlung dann zu überdreht. Damit meine ich nicht einmal die Auflösung mit der Zeitreise, aber die Umsetzung wirkte auf mich nicht konsequent genug. Dafür gab es viele kleine kreative Einfälle und Details zu entdecken. Beispielsweise mochte ich, wie mit der jede Folge zu Beginn erfolgenden neuen Haarfärbung ein wortwörtlicher Ton für die Episode gesetzt wird. [php function=1] Und natürlich brilliert der mittlerweile extrem namhafte Voice Cast aus Film- und Fernsehstars. Das ist schon schön, die vielen Stimmen aus dem Kinofilm erneut zu hören zu bekommen. Zumal es sich dann doch zum Großteil auch um neue Dialogzeilen gehandelt hat. Außerdem gibt es so einige Gaststars zu hören - vor allem habe ich mich sehr darüber gefreut, dass Edgar Wright seine Cornetto-Trilogie-Kollegen Simon Pegg und Nick Frost zum Mitmachen hat animieren können! Leider kam diese gewisse Awkwardness in den Dialogen nicht ganz so gut rüber wie im Film, der mir insgesamt dann doch etwas besser gefallen hat als die Serien-Adaption.
[Rating:3.5/5]
Insgesamt hatte ich viel Spaß mit "Scott Pilgrim hebt ab". Die inhaltliche Abweichung kam überraschend, wurde aber zumindest grundlegend ganz gut umgesetzt, zumal mir der Dreh zu mehr Zentrierung auf Ramona Flowers gefallen hat. So wurde gewisser Weise der Spieß umgedreht. Allerdings dreht alles zum Ende hin etwas zu frei und es fehlt auch ein bisschen die Struktur, die das Original mit dem schematischen Kampf gegen die X's mit sich bringt. Es fühlt sich insgesamt auch erschreckend kurz und inhaltsleer an, wenn man mal die komplette Handlung der Staffel Revue passieren lässt. Aber kurzweilig war es definitiv und ich hätte nichts dagegen, mehr von diesen so wunderbar charmant beknackt-normalen Figuren zu sehen zu bekommen. Tatsächlich scheint man auf Produktionsseite aktuell aber überhaupt keine Ambitionen in diese Richtung zu hegen. Eine zweite Staffel schließt man aber auch nicht kategorisch aus.

Bilder: Netflix

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Sollte irgendwer von euch den Fehler gemacht haben, "Scott Pilgrim hebt ab" auf die lange Bank zu legen, weil es vermeintlich das Gleiche wie beim Film "Scott Pilgrim vs. The World", nur in animiert ist - tut das nicht! Zum einen ist die Staffel mit unter vier Stunden Laufzeit wunderbar wegzuschauen, zum anderen lohnt sich die Serie schon alleine wegen viele anderer Dinge, aber vor allem weicht sie dann doch gehörig von der Vorlage ab. Als der Trailer und erste Vorabszenen zur animierten Netflix-Serie rauskamen (und teilweise 1:1 mit dem 2010er Verfilmung verglichen werden konnten), empfand ich zwar Vorfreude, aber so richtig hoch auf die Watchlist hatte ich die Produktion nicht gesetzt. Man hatte oftmals von offizieller Seite betont, äußerst nah an der gezeichneten Vorlage dran sein zu wollen. Das alles schien eine bedachte Strategie gewesen zu sein, um einen absoluten Überraschungsmoment zu kreieren. Denn den Kampf gegen den ersten bösen Exfreund, Matthew Patell, verliert Scott Pilgrim zum Erstaunen aller. Was zunächst wie eine lustige kleine Abweichung wirkt, die vermutlich in wenigen Sekunden bis Minuten rückgängig gemacht wird, entpuppt sich als gewaltige Weggabelung in eine komplett andere Geschichte.
"Whatever." (Lucas Eel Lee)
Mir imponiert neben diesem mutigen Weg vor allem auch, wie man mit der Film-Variante umgeht. Diese wird einfach direkt selbst gefilmt! Das bietet vielseitige Möglichkeiten, um die eigene Vergangenheit zu persiflieren, begonnen damit, dass Realfilm-Regisseur Edgar Wright in der Serie als durchsetzungsschwacher Edgar Wrong zu sehen ist. Weniger hat mir in dieser Umsetzung jedoch gefallen, wer da wen spielt und plötzlich alles an einem Ort ist. Das ist in der Vorlage teils bereits sehr unrealistisch, dieser utopisch kleine Kosmos, in dem alle mit allen irgendwie zu tun haben, wird in "Scott Pilgrim hebt ab" aber nochmal mehr ad absurdum geführt. Auch hinten raus ist mir die Handlung dann zu überdreht. Damit meine ich nicht einmal die Auflösung mit der Zeitreise, aber die Umsetzung wirkte auf mich nicht konsequent genug. Dafür gab es viele kleine kreative Einfälle und Details zu entdecken. Beispielsweise mochte ich, wie mit der jede Folge zu Beginn erfolgenden neuen Haarfärbung ein wortwörtlicher Ton für die Episode gesetzt wird. [php function=1] Und natürlich brilliert der mittlerweile extrem namhafte Voice Cast aus Film- und Fernsehstars. Das ist schon schön, die vielen Stimmen aus dem Kinofilm erneut zu hören zu bekommen. Zumal es sich dann doch zum Großteil auch um neue Dialogzeilen gehandelt hat. Außerdem gibt es so einige Gaststars zu hören - vor allem habe ich mich sehr darüber gefreut, dass Edgar Wright seine Cornetto-Trilogie-Kollegen Simon Pegg und Nick Frost zum Mitmachen hat animieren können! Leider kam diese gewisse Awkwardness in den Dialogen nicht ganz so gut rüber wie im Film, der mir insgesamt dann doch etwas besser gefallen hat als die Serien-Adaption.
[Rating:3.5/5]
Insgesamt hatte ich viel Spaß mit "Scott Pilgrim hebt ab". Die inhaltliche Abweichung kam überraschend, wurde aber zumindest grundlegend ganz gut umgesetzt, zumal mir der Dreh zu mehr Zentrierung auf Ramona Flowers gefallen hat. So wurde gewisser Weise der Spieß umgedreht. Allerdings dreht alles zum Ende hin etwas zu frei und es fehlt auch ein bisschen die Struktur, die das Original mit dem schematischen Kampf gegen die X's mit sich bringt. Es fühlt sich insgesamt auch erschreckend kurz und inhaltsleer an, wenn man mal die komplette Handlung der Staffel Revue passieren lässt. Aber kurzweilig war es definitiv und ich hätte nichts dagegen, mehr von diesen so wunderbar charmant beknackt-normalen Figuren zu sehen zu bekommen. Tatsächlich scheint man auf Produktionsseite aktuell aber überhaupt keine Ambitionen in diese Richtung zu hegen. Eine zweite Staffel schließt man aber auch nicht kategorisch aus.

Bilder: Netflix

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Review: The Brothers Sun – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-the-brothers-sun-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-the-brothers-sun-staffel-1/#respond Sun, 28 Jan 2024 10:45:37 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201396 Seit Anfang des Jahres ist die erste Staffel der neuen Dramaserie "The Brothers Sun" (Trailer) auf Netflix zu finden. Im Spoiler-armen Staffelreview (konkrete Inhalte werde ich entsprechend verbergen) möchte ich euch mitteilen, weshalb es sich lohnt, die actionreiche Erzählung von Brad Falchuk und Byron Wu über eine etwas andere Gangsterfamilie anzuschauen.

Familie über Allem

Dass auch in Gangsterkreisen die Familie geehrt wird, wissen wir nicht zuletzt durch die italienische Mafia. Auch in "The Brothers Sun" wird Familie groß geschrieben, wobei es nicht nur um die Titel-gebenden Brüder geht. "Protect the family" ist in gewisser weise das Familienmotto der am Kopf einer taiwanischen Triade. Das wissen alle - bis auf Bruce. Der eine Bruder ist in jungen Jahren mit seiner Mutter nach Kalifornien gezogen und weiß nichts von den kriminellen Machenschaften seiner Familie. Zumindest, bis die Machenschaften zu ihm kommen und er seine Familie neu kennenlernen muss. Diese grundlegende Prämisse der Serie wird meiner Meinung nach gut umgesetzt, da das eigentliche "Er hat keine Ahnung"-Klischee erfreulich schnell abgehakt wird, es aber auf Dauer immer wieder gelingt, weitere Ansatzpunkte zu finden, die auf unterschiedliche Art und Weise darauf Bezug nehmen. Bruce versteht nicht immer, was auf Mandarin gesagt wird (auch wenn mir das etwas inkonsistent umgesetzt wirkt), er kann sich Unterwelt-Begriffe nicht richtig merken, vor allem aber muss er lernen, seine Familienmitglieder neu kennen zu lernen. Das trifft aber nicht nur auf ihn zu, wird die veränderte Situation reihum für Charakterentwicklung und als potenzielle persönliche Weggabelungen genutzt.
„Did you ever notice that being friends with you is bad for people‘s health?“ - „That‘s why I don‘t have any friends.“ - „That‘s not why!“ (Bruce & Charles)
Dabei werden gute Familien-Dynamiken aufgezeigt. Ich selbst bin zwar Einzelkind, empfand das gegenseitige Necken der Brüder aber vor allem zu Beginn als sehr authentisch und gut ausbalanciert. Vor allem ist aber auch die Beziehung von Mutter Eileen zu ihren Söhnen wunderbar dargestellt (z.B. auch mit dem kleinen Running-Gag "Was Mutter sagt vs. Was Mutter meint"). Allgemein ist Michelle Yeoh einfach hervorragend in dieser Serie! Diese mütterliche Härte, die Abgeklärtheit, das Spiel mit der Mimik - da weiß man schon, weshalb sie so ein großer Name geworden ist. Aber auch das (größtenteils) authentische Spiel von Sam Song Li als Bruce hat mir gefallen (und ja, auch das Sixpack Eightpack(?) von "Little Fatty" Justin Chien soll natürlich nicht unerwähnt bleiben - wow!).
„Ayo, this is condenced milk, I wanted evaporated milk!“ (Eileen Sun)

Hart, aber herzlich

"The Brothers Sun" bringt eine meiner Meinung nach besondere Mischung auf den Bildschirm. Auf der einen Seite bekommen wir ruchlose Action zu sehen, die in Momenten deutlich blutiger und härter daher kommt, als ich es vorab gedacht hatte. Allgemein ist die Serie cool inszeniert, auch was die Kamera-Arbeit anbelangt. Die Spannung wird aber immer wieder durch quirlige Figuren oder humorige Dialoge aufgelockert. Dabei gefällt mir, dass es neben offenkundigen Gags auch einige subtile Elemente zu sehen gab, wie eine Gangstertruppe, die die Vornamen der Nsync-Mitglieder tragen. Von den großartigen Mah-jong-Aunties oder John Cho ganz zu schweigen! [php function=1] Auch wenn es zwischenzeitlich wirkt, als sei ganz Los Angeles asiatischer Abstammung, hat mir gefallen, wie stark der interkulturelle Fokus gesetzt wurde. Vor allem wird in "The Brothers Sun" auch richtig viel Mandarin (oder Koreanisch) gesprochen, anstatt dass wir zu Beginn zwei Dialogfetzen untertitelt bekommen, ehe alle auf ein astreines Englisch wechseln. Das wird hier deutlich authentischer umgesetzt, was der Erzählung eine weitere Note verleiht. Die Geschichte weiß zudem einige nette Twists und Erzählebenen aufzuweisen. Nach und nach ergibt sich so nicht nur für den bis dato unbedachten Bruce sondern auch für uns Zuschauende ein konkretisierendes Gesamtbild. Dabei gelingt es auch ganz gut, die vielen Stränge, die man im Laufe der ersten Staffelhälfte aufgezogen hat, zum Finale zusammen zu führen.

Rezeptur nicht perfektioniert

Allerdings ist bei Weitem nicht alles perfekt. Vor allem das große Ganze wirft doch einige Fragezeichen auf. Dafür, dass das ganze Triaden-System derart auf Ultrageheimhaltung basiert und man möglichst unauffällig und bedacht agieren möchte, wird vor bisweilen erstaunlich unvorsichtig und aus dem Affekt heraus agiert. Alles kocht utopisch schnell hoch und dafür, dass das alles so gigantische Triaden-Truppen sein sollen, fehlten mir persönlich dann doch etliche Leute, die nachziehen. Das wirkte eher, als seien das alles Gruppen bestehend aus 10-20 Leuten. Leider sind auch einige Wendungen nicht wirklich überraschend. Vor allem Grace‘ Rolle war meiner Meinung nach meilenweit im Voraus zu erahnen. Hinzu kommen kleinere bis mittelgroße Ungereimtheiten in der Inszenierung. Dass da zum großen Superduper-Treffen zufällig ein falsches (maßgeschneidertes!) Jackett mitgenommen und zudem nicht gemerkt wird, dass das Gewicht eines Mobiltelefones in der Innentasche fehlt, ist mir bei einem derart zentralen Moment zu plump gemacht.
"I'm going to kill him." - "And how are you going to do that? You're gonna improvise him to death?!" (Bruce & Charles)
Auch das Ende war dann ein bisschen holprig unterwegs (auf das Safehouse als mögliches Versteck hätte man durchaus alleine kommen können...?), aber weiß ansonsten durchaus, die Geschichte zu einem willkommenen Abschluss zu bringen. Ihr solltet übrigens nicht abschalten, wenn die Credits anlaufen - da kommt noch was Kleines hinten raus. Genauer gesagt: Big Suns Nr. 2 erhält die Information, dass Frank Ma der Polizei Informationen steckt und gibt vielsagend an, dass dieser nie zu einer Anhörung erscheinen können werden wird. Da bleibt jemand seinem Boss loyal und/oder will selbst an die Macht. Ein Fingerzeig Richting Staffel 2.
[Rating:4/5]
Insgesamt hat mich "The Brothers Sun" gut unterhalten können. Die Serie zeigt sich in Sachen Action und Dialog äußerst schlagfertige und liefert eine willkommene Mischung aus Härte und Tiefe. Coole Action weiß sich gelungen in emotionale Familienthemen zu vermengen. Dabei steht die Familie zwar im Vordergrund, es wird aber auch Platz für die Frage gegeben, die sich nicht nur jede Figur, sondern auch jede zuschauende Person zu stellen wagen sollte: Mache ich das, was mich wirklich glücklich macht? "The Brothers Sun" liefert tolle Momente und macht trotz vereinzelter Fehler Lust auf mehr.

2. Staffel "The Brothers Sun"?

Und wer weiß, vielleicht bekommen wir ja auch mehr zu sehen? Noch hat Netflix sich nicht offiziell dazu bestätigt, ob es weiter gehen wird, aber inhaltlich wurde ja durchaus eine Tür offen gelassen, um den weiteren Werdegang der Familie zu zeigen, und auch von den Erfindern der Serie wurde bereits verlautbaren lassen, dass man noch einiges an Ideen in petto hat. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen und würde definitiv einschalten!

Bilder: Netflix / Michael Desmond

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Seit Anfang des Jahres ist die erste Staffel der neuen Dramaserie "The Brothers Sun" (Trailer) auf Netflix zu finden. Im Spoiler-armen Staffelreview (konkrete Inhalte werde ich entsprechend verbergen) möchte ich euch mitteilen, weshalb es sich lohnt, die actionreiche Erzählung von Brad Falchuk und Byron Wu über eine etwas andere Gangsterfamilie anzuschauen.

Familie über Allem

Dass auch in Gangsterkreisen die Familie geehrt wird, wissen wir nicht zuletzt durch die italienische Mafia. Auch in "The Brothers Sun" wird Familie groß geschrieben, wobei es nicht nur um die Titel-gebenden Brüder geht. "Protect the family" ist in gewisser weise das Familienmotto der am Kopf einer taiwanischen Triade. Das wissen alle - bis auf Bruce. Der eine Bruder ist in jungen Jahren mit seiner Mutter nach Kalifornien gezogen und weiß nichts von den kriminellen Machenschaften seiner Familie. Zumindest, bis die Machenschaften zu ihm kommen und er seine Familie neu kennenlernen muss. Diese grundlegende Prämisse der Serie wird meiner Meinung nach gut umgesetzt, da das eigentliche "Er hat keine Ahnung"-Klischee erfreulich schnell abgehakt wird, es aber auf Dauer immer wieder gelingt, weitere Ansatzpunkte zu finden, die auf unterschiedliche Art und Weise darauf Bezug nehmen. Bruce versteht nicht immer, was auf Mandarin gesagt wird (auch wenn mir das etwas inkonsistent umgesetzt wirkt), er kann sich Unterwelt-Begriffe nicht richtig merken, vor allem aber muss er lernen, seine Familienmitglieder neu kennen zu lernen. Das trifft aber nicht nur auf ihn zu, wird die veränderte Situation reihum für Charakterentwicklung und als potenzielle persönliche Weggabelungen genutzt.
„Did you ever notice that being friends with you is bad for people‘s health?“ - „That‘s why I don‘t have any friends.“ - „That‘s not why!“ (Bruce & Charles)
Dabei werden gute Familien-Dynamiken aufgezeigt. Ich selbst bin zwar Einzelkind, empfand das gegenseitige Necken der Brüder aber vor allem zu Beginn als sehr authentisch und gut ausbalanciert. Vor allem ist aber auch die Beziehung von Mutter Eileen zu ihren Söhnen wunderbar dargestellt (z.B. auch mit dem kleinen Running-Gag "Was Mutter sagt vs. Was Mutter meint"). Allgemein ist Michelle Yeoh einfach hervorragend in dieser Serie! Diese mütterliche Härte, die Abgeklärtheit, das Spiel mit der Mimik - da weiß man schon, weshalb sie so ein großer Name geworden ist. Aber auch das (größtenteils) authentische Spiel von Sam Song Li als Bruce hat mir gefallen (und ja, auch das Sixpack Eightpack(?) von "Little Fatty" Justin Chien soll natürlich nicht unerwähnt bleiben - wow!).
„Ayo, this is condenced milk, I wanted evaporated milk!“ (Eileen Sun)

Hart, aber herzlich

"The Brothers Sun" bringt eine meiner Meinung nach besondere Mischung auf den Bildschirm. Auf der einen Seite bekommen wir ruchlose Action zu sehen, die in Momenten deutlich blutiger und härter daher kommt, als ich es vorab gedacht hatte. Allgemein ist die Serie cool inszeniert, auch was die Kamera-Arbeit anbelangt. Die Spannung wird aber immer wieder durch quirlige Figuren oder humorige Dialoge aufgelockert. Dabei gefällt mir, dass es neben offenkundigen Gags auch einige subtile Elemente zu sehen gab, wie eine Gangstertruppe, die die Vornamen der Nsync-Mitglieder tragen. Von den großartigen Mah-jong-Aunties oder John Cho ganz zu schweigen! [php function=1] Auch wenn es zwischenzeitlich wirkt, als sei ganz Los Angeles asiatischer Abstammung, hat mir gefallen, wie stark der interkulturelle Fokus gesetzt wurde. Vor allem wird in "The Brothers Sun" auch richtig viel Mandarin (oder Koreanisch) gesprochen, anstatt dass wir zu Beginn zwei Dialogfetzen untertitelt bekommen, ehe alle auf ein astreines Englisch wechseln. Das wird hier deutlich authentischer umgesetzt, was der Erzählung eine weitere Note verleiht. Die Geschichte weiß zudem einige nette Twists und Erzählebenen aufzuweisen. Nach und nach ergibt sich so nicht nur für den bis dato unbedachten Bruce sondern auch für uns Zuschauende ein konkretisierendes Gesamtbild. Dabei gelingt es auch ganz gut, die vielen Stränge, die man im Laufe der ersten Staffelhälfte aufgezogen hat, zum Finale zusammen zu führen.

Rezeptur nicht perfektioniert

Allerdings ist bei Weitem nicht alles perfekt. Vor allem das große Ganze wirft doch einige Fragezeichen auf. Dafür, dass das ganze Triaden-System derart auf Ultrageheimhaltung basiert und man möglichst unauffällig und bedacht agieren möchte, wird vor bisweilen erstaunlich unvorsichtig und aus dem Affekt heraus agiert. Alles kocht utopisch schnell hoch und dafür, dass das alles so gigantische Triaden-Truppen sein sollen, fehlten mir persönlich dann doch etliche Leute, die nachziehen. Das wirkte eher, als seien das alles Gruppen bestehend aus 10-20 Leuten. Leider sind auch einige Wendungen nicht wirklich überraschend. Vor allem Grace‘ Rolle war meiner Meinung nach meilenweit im Voraus zu erahnen. Hinzu kommen kleinere bis mittelgroße Ungereimtheiten in der Inszenierung. Dass da zum großen Superduper-Treffen zufällig ein falsches (maßgeschneidertes!) Jackett mitgenommen und zudem nicht gemerkt wird, dass das Gewicht eines Mobiltelefones in der Innentasche fehlt, ist mir bei einem derart zentralen Moment zu plump gemacht.
"I'm going to kill him." - "And how are you going to do that? You're gonna improvise him to death?!" (Bruce & Charles)
Auch das Ende war dann ein bisschen holprig unterwegs (auf das Safehouse als mögliches Versteck hätte man durchaus alleine kommen können...?), aber weiß ansonsten durchaus, die Geschichte zu einem willkommenen Abschluss zu bringen. Ihr solltet übrigens nicht abschalten, wenn die Credits anlaufen - da kommt noch was Kleines hinten raus. Genauer gesagt: Big Suns Nr. 2 erhält die Information, dass Frank Ma der Polizei Informationen steckt und gibt vielsagend an, dass dieser nie zu einer Anhörung erscheinen können werden wird. Da bleibt jemand seinem Boss loyal und/oder will selbst an die Macht. Ein Fingerzeig Richting Staffel 2.
[Rating:4/5]
Insgesamt hat mich "The Brothers Sun" gut unterhalten können. Die Serie zeigt sich in Sachen Action und Dialog äußerst schlagfertige und liefert eine willkommene Mischung aus Härte und Tiefe. Coole Action weiß sich gelungen in emotionale Familienthemen zu vermengen. Dabei steht die Familie zwar im Vordergrund, es wird aber auch Platz für die Frage gegeben, die sich nicht nur jede Figur, sondern auch jede zuschauende Person zu stellen wagen sollte: Mache ich das, was mich wirklich glücklich macht? "The Brothers Sun" liefert tolle Momente und macht trotz vereinzelter Fehler Lust auf mehr.

2. Staffel "The Brothers Sun"?

Und wer weiß, vielleicht bekommen wir ja auch mehr zu sehen? Noch hat Netflix sich nicht offiziell dazu bestätigt, ob es weiter gehen wird, aber inhaltlich wurde ja durchaus eine Tür offen gelassen, um den weiteren Werdegang der Familie zu zeigen, und auch von den Erfindern der Serie wurde bereits verlautbaren lassen, dass man noch einiges an Ideen in petto hat. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen und würde definitiv einschalten!

Bilder: Netflix / Michael Desmond

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https://www.serieslyawesome.tv/review-the-brothers-sun-staffel-1/feed/ 0 201396
Review: „Carol & the End of the World“ (Netflix-Miniserie) https://www.serieslyawesome.tv/review-carol-the-end-of-the-world-netflix-miniserie/ https://www.serieslyawesome.tv/review-carol-the-end-of-the-world-netflix-miniserie/#respond Thu, 25 Jan 2024 15:22:42 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201313 Anfang Dezember hatten wir hier im Blog den Trailer und alle grundliegenden Informationen zur neuen Miniserie "Carol & the End of the World", die kurz darauf auf Netflix angelaufen war. Mittlerweile bin ich dazu gekommen, mir die zehn halbstündigen Episoden der Staffel anzuschauen und muss resümieren: Ja, sie ist erfreulich anders, aber leider auch nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte.

Keine Lust auf Spektakel

Das Grundsetting birgt viel Reiz und Potenzial, rast doch ein gigantischer Planet unaufhaltsam auf die Erde zu, die in einigen Monaten der Vergangenheit angehören soll. Da sind sich alle sicher, entsprechend macht sich "Nach mir die Sintflut"-Stimmung breit und alle machen, worauf sie Lust haben. Die einen reisen um die Welt, die anderen paragliden oder schießen pausenlos Feuerwerk ab, andere - machen andere Dinge. Wie Carol Kohl. Die mag halt lieber das Unaufgeregte. Die Ordnung. Struktur. Es beginnt eine Geschichte, die es gekonnt schafft, zwischen "Komm mal raus aus deiner Komfortzone!" und "Bleib deinen Prinzipien treu" wandelt. Dabei gibt es viele tolle Momente zu sehen, die anti der Norm und gerade damit sehr erfrischend daher kommen. Wenn Carol sich darüber ärgert, dass es Wochenenden gibt, zum Beispiel, oder Schlafen als Hobby angibt. Gerade in diesen trockenen Momenten gibt es nicht nur einiges an Humor, sondern auch massig Anknüpfungspunkte für viele Menschen da draußen, die fühlen, als müsse man allerlei Spektakel im Leben mitmachen, obwohl man eigentlich gar keine Lust darauf hat. Solche Momente hatte ich mir erhofft.
"It's 87 on the 100 places you need to see before you die." - "( sighs ) What... What number is sitting down?" (Elena & Carol)
Allerdings sind diese Momente nicht allgegenwärtig. Einige Handlungen fühlen sich unnötig in die Länge gestreckt, andere wirken als allgemein vermeidbar, verfolgen aber teils einen plumpen Zweck, wie die Einführung eines Charakters in der ersten Folge, der schnell aus Carols, jedoch nicht von unserer Bildfläche verschwindet. Ja, seine spätere Einzelepisode besitzt viel Herz und gehört zu einer der besseren der Serie, aber das Setup hätte ich mir anders gewünscht (oder zumindest noch einen Rückbezug gen Ende). Allgemein schafft "Carol & the End of the World" es eigentlich ganz gut, interne Rückbezüge zu schaffen. Und doch fühlt es sich handlungstechnisch leer an. So richtig mag sich der erzählerische Ton auch nicht einzupendeln, hatte ich das Gefühl. Von beinahe "The Office"-hafter Arbeits-Situation hin zu einem Kreuzfahrtschiff-Piraten-Intermezzo, das vom Irrsinnsgrad her eher an "Family Guy" erinnert hat. Das passte nicht immer nahtlos zusammen. Auch gab es einige Aspekte, die zumindest mal anzweifelbar sind. Gefühlt haben immer die Dienstleistungen nicht (Bürobedarf) oder eben noch funktioniert (Flughäfen!), die es gerade für die Geschichte benötigt. Außerdem hat man sich auch gefragt, wo all die Menschen sein sollen, aber gut, vielleicht haben sich viele bereits das Leben genommen oder wollten nicht vor die Kamera... Vor allem empfand ich es jedoch als seltsam, dass der gefährliche Planet zu jeder Tageszeit über der gleichen Stadt zu sehen gewesen sein sollte. Dafür empfand ich das Verhalten vieler Charaktere sowie vor allem deren grafische Darstellung als erfreulich authentisch. Natürlich hat der Grafikstil jetzt keinen absoluten Realismus in Sachen Anatomie übermittelt, aber es gab zumindest mal realistisch anmutende Körperbauten zu sehen. [php function=1] Das größte Problem ist aber die Langeweile. Denn das Feiern der Langeweile kann man auch kurzweilig hinbekommen. Das schafft "Carol & the End of the World" jedoch nicht (immer). Einige Folgen ziehen sich und das richtige "Noch eine Folge!"-Gefühl wollte sich nicht recht einstellen (vielleicht war ich aber auch nicht aufnahmefähig genug, da teilweise krank...). Wenn dann noch eine Exkursfolge kurz vor Schluss kommt, die zwar sehr artsy daher kommt, aber man danach noch immer nicht so recht weiß, ob das nun wirklich so passiert sein soll, oder Carol nur ihren Eltern in dieser Art erzählt, fühlt man sich ein bisschen veräppelt. Noch schlimmer wird das Gefühl dann aber am Ende. Hat sich seit Folge Eins noch der Reiz aufgebaut, sehen zu wollen, wie der Aufprall des Planeten erfolgt, oder zumindest, wie sich die letzten Sekunden oder Minuten davor abspielen, bekommt man nichts davon zu sehen. Nicht mal das, man steigt sogar einige Wochen vor dem eigentlichen Moment aus der Geschichte aus. Mir ist klar, dass dieser Impact lediglich Mittel zum Zweck ist und die Geschichte ja gerade dieses Unspektakel feiert. Aber auch inhaltlich fühlte sich das an, als würde da noch eine Folge fehlen. Das hat mir persönlich keinen runden Abschluss geliefert. Einfach auch, weil vieles zuvor schlicht Stückwerk war, das für sich stehend zwar in Ordnung ist, aber in Gänze kein stringentes Sehvergnügen hat liefern können.
[Rating:2.5/5]
Insgesamt war ich doch recht enttäuscht von "Carol & the End of the World". Die Grundprämisse wird in der ersten Folge noch vielversprechend initiiert und in einigen Momenten oder Folgen kommt auch famos durch, was diese Serie so besonders macht. Das erzählerische Konstrukt weist mir persönlich aber zu viele Löcher auf und wirkt nicht harmonisch genug. Allgemein hat man vielleicht zu viel Augenmerk auf künstlerische Essenz denn erzählerische Dichte gelegt. Das war in Phasen sogar schlicht langweilig - und somit vielleicht perfekt für die Carols da draußen, für mich aber schlicht nicht kurzweilig genug. Aber: "Carol & the End of the World" schafft es, zum Nachdenken anzuregen. Was ist wirklich wichtig im Leben? Was sollte einem selbst wichtig sein? Denn vor allem soll einem egal sein, was andere über einen denken oder von einem fordern. Jede Person führt ihr eigenes Leben und hat ihre eigene Sichtweise, und das ist gut so. Hier trifft die Serie einen wichtigen und viel zu selten in dieser fokussierten Form erzählten Punkt. Darauf einen Drink im Applebee's?!

Bilder: Netflix

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Anfang Dezember hatten wir hier im Blog den Trailer und alle grundliegenden Informationen zur neuen Miniserie "Carol & the End of the World", die kurz darauf auf Netflix angelaufen war. Mittlerweile bin ich dazu gekommen, mir die zehn halbstündigen Episoden der Staffel anzuschauen und muss resümieren: Ja, sie ist erfreulich anders, aber leider auch nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte.

Keine Lust auf Spektakel

Das Grundsetting birgt viel Reiz und Potenzial, rast doch ein gigantischer Planet unaufhaltsam auf die Erde zu, die in einigen Monaten der Vergangenheit angehören soll. Da sind sich alle sicher, entsprechend macht sich "Nach mir die Sintflut"-Stimmung breit und alle machen, worauf sie Lust haben. Die einen reisen um die Welt, die anderen paragliden oder schießen pausenlos Feuerwerk ab, andere - machen andere Dinge. Wie Carol Kohl. Die mag halt lieber das Unaufgeregte. Die Ordnung. Struktur. Es beginnt eine Geschichte, die es gekonnt schafft, zwischen "Komm mal raus aus deiner Komfortzone!" und "Bleib deinen Prinzipien treu" wandelt. Dabei gibt es viele tolle Momente zu sehen, die anti der Norm und gerade damit sehr erfrischend daher kommen. Wenn Carol sich darüber ärgert, dass es Wochenenden gibt, zum Beispiel, oder Schlafen als Hobby angibt. Gerade in diesen trockenen Momenten gibt es nicht nur einiges an Humor, sondern auch massig Anknüpfungspunkte für viele Menschen da draußen, die fühlen, als müsse man allerlei Spektakel im Leben mitmachen, obwohl man eigentlich gar keine Lust darauf hat. Solche Momente hatte ich mir erhofft.
"It's 87 on the 100 places you need to see before you die." - "( sighs ) What... What number is sitting down?" (Elena & Carol)
Allerdings sind diese Momente nicht allgegenwärtig. Einige Handlungen fühlen sich unnötig in die Länge gestreckt, andere wirken als allgemein vermeidbar, verfolgen aber teils einen plumpen Zweck, wie die Einführung eines Charakters in der ersten Folge, der schnell aus Carols, jedoch nicht von unserer Bildfläche verschwindet. Ja, seine spätere Einzelepisode besitzt viel Herz und gehört zu einer der besseren der Serie, aber das Setup hätte ich mir anders gewünscht (oder zumindest noch einen Rückbezug gen Ende). Allgemein schafft "Carol & the End of the World" es eigentlich ganz gut, interne Rückbezüge zu schaffen. Und doch fühlt es sich handlungstechnisch leer an. So richtig mag sich der erzählerische Ton auch nicht einzupendeln, hatte ich das Gefühl. Von beinahe "The Office"-hafter Arbeits-Situation hin zu einem Kreuzfahrtschiff-Piraten-Intermezzo, das vom Irrsinnsgrad her eher an "Family Guy" erinnert hat. Das passte nicht immer nahtlos zusammen. Auch gab es einige Aspekte, die zumindest mal anzweifelbar sind. Gefühlt haben immer die Dienstleistungen nicht (Bürobedarf) oder eben noch funktioniert (Flughäfen!), die es gerade für die Geschichte benötigt. Außerdem hat man sich auch gefragt, wo all die Menschen sein sollen, aber gut, vielleicht haben sich viele bereits das Leben genommen oder wollten nicht vor die Kamera... Vor allem empfand ich es jedoch als seltsam, dass der gefährliche Planet zu jeder Tageszeit über der gleichen Stadt zu sehen gewesen sein sollte. Dafür empfand ich das Verhalten vieler Charaktere sowie vor allem deren grafische Darstellung als erfreulich authentisch. Natürlich hat der Grafikstil jetzt keinen absoluten Realismus in Sachen Anatomie übermittelt, aber es gab zumindest mal realistisch anmutende Körperbauten zu sehen. [php function=1] Das größte Problem ist aber die Langeweile. Denn das Feiern der Langeweile kann man auch kurzweilig hinbekommen. Das schafft "Carol & the End of the World" jedoch nicht (immer). Einige Folgen ziehen sich und das richtige "Noch eine Folge!"-Gefühl wollte sich nicht recht einstellen (vielleicht war ich aber auch nicht aufnahmefähig genug, da teilweise krank...). Wenn dann noch eine Exkursfolge kurz vor Schluss kommt, die zwar sehr artsy daher kommt, aber man danach noch immer nicht so recht weiß, ob das nun wirklich so passiert sein soll, oder Carol nur ihren Eltern in dieser Art erzählt, fühlt man sich ein bisschen veräppelt. Noch schlimmer wird das Gefühl dann aber am Ende. Hat sich seit Folge Eins noch der Reiz aufgebaut, sehen zu wollen, wie der Aufprall des Planeten erfolgt, oder zumindest, wie sich die letzten Sekunden oder Minuten davor abspielen, bekommt man nichts davon zu sehen. Nicht mal das, man steigt sogar einige Wochen vor dem eigentlichen Moment aus der Geschichte aus. Mir ist klar, dass dieser Impact lediglich Mittel zum Zweck ist und die Geschichte ja gerade dieses Unspektakel feiert. Aber auch inhaltlich fühlte sich das an, als würde da noch eine Folge fehlen. Das hat mir persönlich keinen runden Abschluss geliefert. Einfach auch, weil vieles zuvor schlicht Stückwerk war, das für sich stehend zwar in Ordnung ist, aber in Gänze kein stringentes Sehvergnügen hat liefern können.
[Rating:2.5/5]
Insgesamt war ich doch recht enttäuscht von "Carol & the End of the World". Die Grundprämisse wird in der ersten Folge noch vielversprechend initiiert und in einigen Momenten oder Folgen kommt auch famos durch, was diese Serie so besonders macht. Das erzählerische Konstrukt weist mir persönlich aber zu viele Löcher auf und wirkt nicht harmonisch genug. Allgemein hat man vielleicht zu viel Augenmerk auf künstlerische Essenz denn erzählerische Dichte gelegt. Das war in Phasen sogar schlicht langweilig - und somit vielleicht perfekt für die Carols da draußen, für mich aber schlicht nicht kurzweilig genug. Aber: "Carol & the End of the World" schafft es, zum Nachdenken anzuregen. Was ist wirklich wichtig im Leben? Was sollte einem selbst wichtig sein? Denn vor allem soll einem egal sein, was andere über einen denken oder von einem fordern. Jede Person führt ihr eigenes Leben und hat ihre eigene Sichtweise, und das ist gut so. Hier trifft die Serie einen wichtigen und viel zu selten in dieser fokussierten Form erzählten Punkt. Darauf einen Drink im Applebee's?!

Bilder: Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/review-carol-the-end-of-the-world-netflix-miniserie/feed/ 0 201313
Rewatch-Review: Sherlock S01E01 – „A Study In Pink“ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-sherlock-s01e01-a-study-in-pink/ https://www.serieslyawesome.tv/rewatch-review-sherlock-s01e01-a-study-in-pink/#respond Sun, 21 Jan 2024 08:12:03 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201192 Fast 13 Jahre ist es her, seit die erste Folge von "Sherlock" Premiere feierte. Allerhöchste Zeit für ein Rewatch-Review. Ich bin gespannt, ob der Serie das Alter anzumerken ist, denn ich erinnere mich, dass sie damals doch auch auf ihre Weise sehr modern wirkte. Und ich frage mich natürlich auch, ob sie mir nach wie vor so gut gefallen wird, wie ich sie in Erinnerung habe. Benedict Cumberbatch und Martin Freeman als ein sich wunderbar ergänzendes Duo. Der wohl bekannteste Meisterdetektiv Sherlock Holmes im modernen, wundervollen London.

Sherlock & Watson

Wie es im Piloten so üblich ist, werden die Protagonist:innen hier erstmal eingeführt, sodass sie schnell unser Herz erobern und wir eine Beziehung zu ihnen aufbauen können. Dr. Watson, der schlaflose Nächste aufgrund von Albträumen oder vielmehr Erinnerungen an seine Einsätze als Soldat in Afghanistan hat, wird auf zweierlei Weise vorgestellt. Zunächst einmal trifft er, an einem Gehstock humpelnd, einen alten Bekannten wieder, der natürlich durch spezifische Fragen einiges über ihn und seine Vergangenheit offenbart. Und wie es der Zufall so will, kennt der jemanden, der gerade, wie Watson, im teuren London auf der Suche nach einem Mitbewohner ist, um sich eine Wohnung leisten zu können: Sherlock Holmes. Und dann übernimmt dieser die restliche Vorstellung Watsons, auf nicht sehr schmeichelhafte Art und Weise, aber damit lernen wir direkt auch all die netten Eigenschaften Sherlocks kennen. Er scheint wenig empathisch zu sein, äußerst arrogant, beobachtet sehr aufmerksam und genau und kombiniert all die wahrgenommenen Informationen auf cleverste Art und Weise zu einem Ergebnis: Deduktionsmethode. Nach wenigen Minuten wissen wir somit auch, wer Sherlock Holmes ist. Und es erhält eine der wohl berühmtesten Adressen ihre Platzierung.
"The name is Sherlock Holmes and the address is 221B Baker Street."

Ein Fall von Pink

Das Schicksal der beiden Mitbewohner im Apartment der Baker Street ist besiegelt. Von nun an müssen sich die beiden permanent der Vermutung stellen, sie seien ein Paar. Und das ist schön. Denn auch, wenn die beiden das verneinen, wäre es für alle um sie herum kein Thema (das zugegebenermaßen trotzdem erstaunlich oft thematisiert wird), vor allem nicht für ihre Vermieterin, Mrs. Hudson. Wenn das nur immer so wäre. Und so kommen wir auch schon zum ersten Fall. Innerhalb weniger Wochen tritt in London eine Serie von Selbstmorden auf. Alle tot aufgefundenen Personen haben sich mithilfe einer Pille vergiftet, doch die Selbstmorde wirken konstruiert und irgendwie unfreiwillig. Die Fälle halten die Polizei, unter ihnen Inspektor Lestrade, auf Trab. Und so dauert es nicht lang, dass auch Sherlock sich den neuesten Tatort anschauen darf - mit Dr. Watson an seiner Seite, versteht sich. Denn als Doktor könnte der ja von Nutzen sein. Es offenbart sich ein seltsames Verhältnis der Polizei zu Sherlock, dem selbsternannten "beratenden Detektiv". Keiner scheint Sherlock zu mögen, er beleidigt so gut wie jede:n alle Nase lang, alle halten es für irgendwie unangemessen, ihn an den Ort des Geschehens zu lassen, denn Sherlock ist ungewöhnlich erfreut über diese dramatischen Fälle, gleichzeitig wirken sie verzweifelt und gestatten es ihm daher einfach. Zurecht. Denn wenige Sekunden nach Betreten des Tatorts, an dem eine ganz in Pink gekleidete, tote Frau zu finden ist, erleben wir das erste Mal so richtig, wie sein Mastermind funktioniert. Es fliegen Wörter ins Bild, die in Verbindung mit Detailaufnahmen des Tatorts seine Wahrnehmung und Kombinationen auch für uns Zuschauende nachvollziehbar machen. Er bezieht sogar Watson mit ein und nach wenigen Momenten lässt er uns an seinem Ergebnis teilhaben: Die Selbstmorde waren Morde, kein Zweifel.

"Think"

Und so kommen wir mit Sherlock und Watson dem Täter nach und nach auf die Spur. Wir verfolgen ihn durch die Straßen Londons, während Sherlock beweist, dass Watson eigentlich gar nicht auf seinen Gehstock angewiesen ist. Wir lernen Sherlocks mysteriösen Bruder Mycroft kennen, der Watson kurzerhand entführt, um ihn vor Sherlock zu warnen und irgendwie vielleicht auch Sherlock zu schützen. Wir steigen mit Sherlock in das Spiel des Täters ein, das ihn selbst so reizt, dass er es lieber spielt, als den Täter direkt verhaften zu lassen, denn nichts ist schlimmer für ihn als Langeweile. Wir erfahren, dass Sherlock einen Fan hat, jemanden, der ihn herausfordern will und dessen Name Moriarty ist. Das alles ist eingebettet in schlagfertige, trockene, aber sehr unterhaltsame Konversationen - natürlich in wundervollem Britisch.
"I pickpocket him when he‘s annoying."
Aufnahmen aus London werden als Füller zwischen den Szenen genutzt. Die Kameraeinstellungen unterstützen oftmals die Wahrnehmung der Figuren, so sind sie zum Beispiel wahrhaftig in die Ecke getrieben oder aber die Kamera sitzt ihnen während einer Verfolgung förmlich im Nacken. Und auch wenn die Übergänge zwischen den einzelnen Sequenzen ab und zu ein bisschen wie Animationen in Power Point-Präsentationen wirken, an denen man der Serie ihr Alter dann vielleicht anmerkt, helfen Zeitraffer, Slow Motions und Split Screens doch auch sehr, um mit dem hochfunktionalen Meisterdetektiv auch nur im Ansatz mithalten zu können.
"I‘m a high functioning sociopath."

Fazit

[Rating:4/5]
Ich musste erstmal kurz wieder in das Universum des "Sherlock" reinkommen, doch dann hat es einfach nur Spaß gemacht. Die Abgebrühtheit des Protagonisten, seine Cleverness, die vermeintlich ungewollte Komik der Konversationen, die verschrobenen Charaktere, das smarte Storytelling und die audiovisuelle Evidenzerzeugung durch die Deduktionsmethode von Sherlock macht die Serie zu einem genialen Werk der Seriengeschichte. Natürlich blieben die ganz großen Überraschungen in der Story für mich aus, denn auch, wenn ich mich nicht mehr an alles erinnert habe, so waren doch noch mehr Zusammenhänge präsent als ich erwartet hatte. Aber das hat der Unterhaltung keinen Abriss getan. Und neben gutem Storytelling und einer großen Portion Komik ist die Serie vor allem: spannend. Denn wir wissen auch: Das hier ist gerade erst der Anfang. Das Spiel geht gerade erst los. Und Sherlocks größter Gegenspieler ist noch nicht einmal ins Bild getreten.

Bilder: BBC

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Fast 13 Jahre ist es her, seit die erste Folge von "Sherlock" Premiere feierte. Allerhöchste Zeit für ein Rewatch-Review. Ich bin gespannt, ob der Serie das Alter anzumerken ist, denn ich erinnere mich, dass sie damals doch auch auf ihre Weise sehr modern wirkte. Und ich frage mich natürlich auch, ob sie mir nach wie vor so gut gefallen wird, wie ich sie in Erinnerung habe. Benedict Cumberbatch und Martin Freeman als ein sich wunderbar ergänzendes Duo. Der wohl bekannteste Meisterdetektiv Sherlock Holmes im modernen, wundervollen London.

Sherlock & Watson

Wie es im Piloten so üblich ist, werden die Protagonist:innen hier erstmal eingeführt, sodass sie schnell unser Herz erobern und wir eine Beziehung zu ihnen aufbauen können. Dr. Watson, der schlaflose Nächste aufgrund von Albträumen oder vielmehr Erinnerungen an seine Einsätze als Soldat in Afghanistan hat, wird auf zweierlei Weise vorgestellt. Zunächst einmal trifft er, an einem Gehstock humpelnd, einen alten Bekannten wieder, der natürlich durch spezifische Fragen einiges über ihn und seine Vergangenheit offenbart. Und wie es der Zufall so will, kennt der jemanden, der gerade, wie Watson, im teuren London auf der Suche nach einem Mitbewohner ist, um sich eine Wohnung leisten zu können: Sherlock Holmes. Und dann übernimmt dieser die restliche Vorstellung Watsons, auf nicht sehr schmeichelhafte Art und Weise, aber damit lernen wir direkt auch all die netten Eigenschaften Sherlocks kennen. Er scheint wenig empathisch zu sein, äußerst arrogant, beobachtet sehr aufmerksam und genau und kombiniert all die wahrgenommenen Informationen auf cleverste Art und Weise zu einem Ergebnis: Deduktionsmethode. Nach wenigen Minuten wissen wir somit auch, wer Sherlock Holmes ist. Und es erhält eine der wohl berühmtesten Adressen ihre Platzierung.
"The name is Sherlock Holmes and the address is 221B Baker Street."

Ein Fall von Pink

Das Schicksal der beiden Mitbewohner im Apartment der Baker Street ist besiegelt. Von nun an müssen sich die beiden permanent der Vermutung stellen, sie seien ein Paar. Und das ist schön. Denn auch, wenn die beiden das verneinen, wäre es für alle um sie herum kein Thema (das zugegebenermaßen trotzdem erstaunlich oft thematisiert wird), vor allem nicht für ihre Vermieterin, Mrs. Hudson. Wenn das nur immer so wäre. Und so kommen wir auch schon zum ersten Fall. Innerhalb weniger Wochen tritt in London eine Serie von Selbstmorden auf. Alle tot aufgefundenen Personen haben sich mithilfe einer Pille vergiftet, doch die Selbstmorde wirken konstruiert und irgendwie unfreiwillig. Die Fälle halten die Polizei, unter ihnen Inspektor Lestrade, auf Trab. Und so dauert es nicht lang, dass auch Sherlock sich den neuesten Tatort anschauen darf - mit Dr. Watson an seiner Seite, versteht sich. Denn als Doktor könnte der ja von Nutzen sein. Es offenbart sich ein seltsames Verhältnis der Polizei zu Sherlock, dem selbsternannten "beratenden Detektiv". Keiner scheint Sherlock zu mögen, er beleidigt so gut wie jede:n alle Nase lang, alle halten es für irgendwie unangemessen, ihn an den Ort des Geschehens zu lassen, denn Sherlock ist ungewöhnlich erfreut über diese dramatischen Fälle, gleichzeitig wirken sie verzweifelt und gestatten es ihm daher einfach. Zurecht. Denn wenige Sekunden nach Betreten des Tatorts, an dem eine ganz in Pink gekleidete, tote Frau zu finden ist, erleben wir das erste Mal so richtig, wie sein Mastermind funktioniert. Es fliegen Wörter ins Bild, die in Verbindung mit Detailaufnahmen des Tatorts seine Wahrnehmung und Kombinationen auch für uns Zuschauende nachvollziehbar machen. Er bezieht sogar Watson mit ein und nach wenigen Momenten lässt er uns an seinem Ergebnis teilhaben: Die Selbstmorde waren Morde, kein Zweifel.

"Think"

Und so kommen wir mit Sherlock und Watson dem Täter nach und nach auf die Spur. Wir verfolgen ihn durch die Straßen Londons, während Sherlock beweist, dass Watson eigentlich gar nicht auf seinen Gehstock angewiesen ist. Wir lernen Sherlocks mysteriösen Bruder Mycroft kennen, der Watson kurzerhand entführt, um ihn vor Sherlock zu warnen und irgendwie vielleicht auch Sherlock zu schützen. Wir steigen mit Sherlock in das Spiel des Täters ein, das ihn selbst so reizt, dass er es lieber spielt, als den Täter direkt verhaften zu lassen, denn nichts ist schlimmer für ihn als Langeweile. Wir erfahren, dass Sherlock einen Fan hat, jemanden, der ihn herausfordern will und dessen Name Moriarty ist. Das alles ist eingebettet in schlagfertige, trockene, aber sehr unterhaltsame Konversationen - natürlich in wundervollem Britisch.
"I pickpocket him when he‘s annoying."
Aufnahmen aus London werden als Füller zwischen den Szenen genutzt. Die Kameraeinstellungen unterstützen oftmals die Wahrnehmung der Figuren, so sind sie zum Beispiel wahrhaftig in die Ecke getrieben oder aber die Kamera sitzt ihnen während einer Verfolgung förmlich im Nacken. Und auch wenn die Übergänge zwischen den einzelnen Sequenzen ab und zu ein bisschen wie Animationen in Power Point-Präsentationen wirken, an denen man der Serie ihr Alter dann vielleicht anmerkt, helfen Zeitraffer, Slow Motions und Split Screens doch auch sehr, um mit dem hochfunktionalen Meisterdetektiv auch nur im Ansatz mithalten zu können.
"I‘m a high functioning sociopath."

Fazit

[Rating:4/5]
Ich musste erstmal kurz wieder in das Universum des "Sherlock" reinkommen, doch dann hat es einfach nur Spaß gemacht. Die Abgebrühtheit des Protagonisten, seine Cleverness, die vermeintlich ungewollte Komik der Konversationen, die verschrobenen Charaktere, das smarte Storytelling und die audiovisuelle Evidenzerzeugung durch die Deduktionsmethode von Sherlock macht die Serie zu einem genialen Werk der Seriengeschichte. Natürlich blieben die ganz großen Überraschungen in der Story für mich aus, denn auch, wenn ich mich nicht mehr an alles erinnert habe, so waren doch noch mehr Zusammenhänge präsent als ich erwartet hatte. Aber das hat der Unterhaltung keinen Abriss getan. Und neben gutem Storytelling und einer großen Portion Komik ist die Serie vor allem: spannend. Denn wir wissen auch: Das hier ist gerade erst der Anfang. Das Spiel geht gerade erst los. Und Sherlocks größter Gegenspieler ist noch nicht einmal ins Bild getreten.

Bilder: BBC

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Review: Fargo – Staffel 5 https://www.serieslyawesome.tv/review-fargo-staffel-5/ https://www.serieslyawesome.tv/review-fargo-staffel-5/#respond Wed, 17 Jan 2024 07:46:41 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201092 Rund drei Jahre mussten wir warten, ehe es eine neue Staffel von "Fargo" gab, in der Nacht zu Heute ist die fünfte Ausgabe der Anthologieserie (Trailer) auch schon wieder beendet worden. Auch wenn das ganz große Bombast-Finale ausblieb, habe ich mich mal wieder gut unterhalten gefühlt. Da ich in diesem Staffelreview auch auf ein paar Details eingehen möchte, habe ich die Spoilerampel mal auf "Rot" geschaltet. Sicher ist sicher.

Harte Zeiten mit Sherriff Roy

Es ist das Jahr 2019 und wir befinden uns in Minnesota respektive North Dakota. Es gibt eine "wahre" Geschichte, die viel Schnee, skurrile Charaktere, Polizist:innen diverser US-Staaten und die ein oder andere Fehde beinhält. Klassisch "Fargo", könnte man sagen, und tatsächlich hat Staffle Fünf für mich wieder mehr von der ursprünglichen Mixtur mitbringen können, die den Coen-Brüder-Film oder auch die erste Staffel der Serie so großartig hat werden lassen. Eine zentrale Figur, die im Grunde genommen ausschlaggebend(!) für die komplette Geschichte ist, ist Roy Tillman. Der von Jon Hamm gespielte Sheriff wirbt damit, "A hard man... for hard times" zu sein, letztlich scheint er diese harten Zeiten aber eher mitzubringen, denn zu bändigen. Roy ist ein Sheriff, der seine eigenen Gesetze schreibt und religiöse oder patriotische Argumente zur Hand nimmt, wenn sie ihm gerade in die Karten spielen.
"See, now your beta male thinks that having a firearm makes him an alpha, but it‘s just lipstick on a pig, you feel me?“ (Roy)
Ihm gegenüber steht Dorothy "Dot" Lyon, eine harmlose Hausfrau, die es aber faustdick hinter den Ohren hat. "Fargo" schafft es in dieser Staffel gut, eine Vorgeschichte nach und nach aufzuwickeln, während sich die Nachgeschichte ereignet und gewohntermaßen diverse Schneebälle ins Rollen bringt, die sich miteinander vermengen und ein großes Chaos stiften. Dabei erhalten wir auch immer wieder auflockernde Momente, wie die großartige Airhorn-Szene in der Auftaktfolge. Und dass Dorothy mit Nachnamen "Lyon" heißt, aber ständig als "Tiger" bezeichnet wird, hat mir auch gefallen.

Großartiger Cast & tolle Charkatere

Allgemein macht der Cast allumfänglich einen großartigen Job in dieser Staffel. Jon Hamm spielt überzeugend das Macht-Ekel, das groß von Ultimaten labert, um sich dann doch zu verdrücken, wenn es ernst wird, Jennifer Jason Leigh geht erschreckend gut in der Rolle einer hochnäsigen Superreichen auf, Lamorne Morris und Richa Moorjani haben mir als authentisch gezeichnete Polizeikräfte gefallen und Joey Kerry spielt einen halbstarken, aaligen Möchtegern-Lappen, bei dem man nicht weiß, ob man ihn hassen oder bemitleiden soll.
„But if you hate women more than you love money, I‘ll just take my millions elsewhere.“ (Lorraine)
Und das war nur eine Hälfte! David Foley weiß alleine mit seinem souveränen Auftreten und seiner Stimme als dubios agierender Anwalt Danish Graves zu überzeugen, David Rysdahl spielt den naiv-treu-gutmütigen Ehemann Wayne vorzüglich und Sam Spruell schafft es alleine mit seiner teils verzögerten Dialog-Struktur Faszination zu erzeugen. Die Coen-Brüder lieben anscheinend skurrile Bösewichte mit noch skurrileren Haarschnitten. Allerdings hätte es für mein Empfinden diese magisch-mystische Vorgeschichte nicht gebraucht. Das hat mich an die eher unnötigen Supernatürlichkeiten in Staffel Zwei der Serie erinnert. Auch so hätte die Figur genug Tiefe gehabt, finde ich. [php function=1] Zentral hervorzuheben ist aber Juno Temple als Dot. Die Figur selbst reizt bereits enorm. Ihr undurchsichtige Vorgeschichte, die aufgesetzte Hausmutter-Harmlosigkeit gepaart mit den überraschend ausgeprägten Überlebens-Skills - man will einfach mehr von ihre erfahren. Temple beweist hier eine enorme Vielschichtigkeit in ihrem Spiel. Und ganz nebenbei hat sie pünktlich zur Weihnachtszeit eine nette kleine "Kevin - Allein zu Haus"-Einlage eingestreut.

Spannung & gekonnte Inszenierung, jedoch nicht immer

Figuren und Schauspielende sind das eine, letztlich muss aber auch die Geschichte und sollte - beim Anspruch einer Serie wie "Fargo" - auch die Inszenierung nachziehen. Das ist größtenteils der Fall. Inhaltlich hilft auch im Vergleich zur zum Beispiel vorangegangenen vierten Staffel, dass das Grundkonstrukt an Figuren überschaubarer und die Geschichte kompakter erzählt ist. Trotzdem schafft man es, in etliche Gesellschaftsbereiche einzutauchen und Probleme aufzuzeigen. Sei es der ausnutzende faule Ehemann mit illusorischen Träumen oder die Reichen-Kritik, mit der alles andere als gespart wird.
"That‘s just reality.“ - „With all due respect, we’ve got our own reality.“ (Winston-Cop & Anwalt Graves)
Es geht aber auch um familiäres Zusammenhalten, Akzeptanz und eine gewisse persönliche Vergangenheitsbewältigung. Einige Zuneigungs-Wandel geschehen vielleicht etwas schnell oder übertrieben, es handelt sich aber auch um intensive Spezialbegebenheiten, die durchlebt werden mussten. Die Bildsprache der Staffel bewegt sich auf hohem Niveau, auch wenn die ganz großen "Wow, wie krass!"-Momente ausfallen. Aber es gibt einige Szenen, die mir in sehr positiver Erinnerung geblieben sind. Sei es der Auftakt zur fünften Folge, der mit Kreativität und gutem Timing besticht oder diverse Aufeinandertreffen von Figuren. Szenen mit Dot und Roy sind beinahe ausschließlich fesselnd gut, aber auch die Situation, in der Munchs mysteriöse Aura durch Waynes Gastfreundlichkeit aufgetaut wird, habe ich sehr genossen. Das taktische Spielchen mit der Wahlveranstaltung hat mir gut gefallen, auch wenn so ein Dreifachnamenswechsel erstaunlich unbürokratisch und kostengünstig (von der hohen Schulderlassung mal abgesehen) vonstatten geht. Eine kreative Puppenerzählung hat nicht nur bei der Aufbereitung innerhalb der Serie geholfen, sondern auch das wichtige Thema häuslicher Gewalt beleuchten können, zudem haben mich die "Willkommen, Linda!"-Rufe an das "Hallo, Barbie!" im Barbie-Film erinnert. Allgemein gab es auch wieder haufenweise Referenzen zu Coen-Filmen zu sehen, zum Beispiel Munchs Axt-Moment, der sehr ähnlich im "Fargo"-Film vorkam.
„You made a promise. To him. To me. You broke your vowel.“ - „You broke my fingers, my collarbone, three ribs. You dislocated my jar.“ - „I was just trying to fix ya.“ (Roy & Dot)
Wenn dann lautstark „YMCA“ ertönt während die MAGA-Patrioten auffahren, muss man schmunzelnd daran denken, wie viele von denen jetzt vielleicht vorm Fernseher hocken und entweder gar nicht verstehen, dass sie vorgeführt werden, oder wütend ausschalten. Die beste Szene der Staffel war die, in der Roy zum „Toxic“-Cover von Jeff Russo ft Lisa Hannigan aus dem Auto zur Scheune schreitet. Die angestaute und langsam in ihm hochkommende Wut, die zunächst nur von Außen betrachtet und akustisch ausgelassen wird - großartig!
„I have a question. If you‘re so smart… then why are you so dead?“ (Roy)
Allerdings gab es auch einige Kleinigkeiten, die mir nicht so gefallen haben. Allen voran das Product Placement. An sich ist es ja schlau, eine Figur einen Autohandel führen zu lassen, um so natürlich wirkende Werbung betreiben zu können, aber Kia kam mir dann doch zu plump rübergebracht vor. Wobei Sprüche wie "Wie auf einer Wolke fliegen" schon fast so drüber waren, dass man es als bewusst ironische Übertreibung ansehen könnte. Dann hätten sie das aber noch stärker machen müssen. Auch inhaltlich hatte ich ein paar Fragezeichen. Zum Beispiel lässt die sonst selbst in sehr brenzlichen Situationen stets bedacht agierende Dot achtlos ein Gewehr liegen, jemand findet blind einen Geheimweg und der ach so episch-große finale Schusswechsel hat (sichtlich) keine Leichen erbracht?! Auch wirkten die Distanzüberwindungen auf mich teilweise nicht ganz schlüssig, ich bin da bezüglich der US-Entfernungen aber auch nicht geläufig genug unterwegs. Jedenfalls wurde zu Beginn oftmals "So weit weg?"-Verwunderung geäußert, was sich hinten raus nicht mehr wirklich danach angefühlt hat.
[Rating:4/5]
Insgesamt hat mir die Staffel aber sehr gut gefallen. Das war noch etwas besser als die an sich auch gute Staffel Vier, vor allem, weil es mehr altes "Fargo"-Feeling hat aufkommen lassen. Dennoch fehlte mir nach Oben noch einiges. Vielleicht war das diese gewisse Trotteligkeit einzelner Figuren oder mehr Brisanz hinten raus in der Auflösung der Geschichte. Denn irgendwie hat sich alles groß aufgebauscht, ist am Ende dann aber doch erstaunlich unspektakulär und schnell in sich zusammengefallen. Das mag man als entlarvendes Abbild der Realität und einigen Figuren unserer Gesellschaft abtun können, als reine Serienunterhaltung war das aber eben nicht ganz das (sehr hoch angesetzte) Niveau, das ich mir erhofft hatte. Das, plus einige der angebrachten Ungereimtheiten, führt dann doch "nur" zu einer Gesamtwertung von vier Kronen, wobei ich auch kurz darüber nachgedacht hatte, auf viereinhalb zu gehen. Einigen wir uns einfach auf die gute alte 4,24-Wertung, okay? Das ist für mich geizigen Kronenverteiler schon eine ziemlich beachtliche Wertung. Letztlich war das deutlich besser als die eher enttäuschende dritte Staffel, vor allem zu Beginn und in der zweiten Hälfte der Staffel (zwischendrin gab es ein paar nicht mehr ganz so gute Folgen). An die großartige erste und noch immer sehr gute zweite Staffel kann Season Fünf dann aber doch nicht ranreichen.

6. Staffel "Fargo"?

Für einen kurzen Moment war ich überrascht, als ich auf der entsprechenden IMDb-Seite ein "(2014-2024)" hinter dem Serientitel zu lesen bekam. So eine zweite Jahreszahl stellt auf der Plattform ja eigentlich das Produktionsende einer Serie dar. Aber nein, offiziell stellt die abgeschlossene Staffel zumindest noch nicht das Finale von "Fargo" dar. Im Gegenteil, denn eigentlich hat Stoffentwickler Noah Hawley noch Material für mehrere Staffeln in petto. Nun liegt es an FX, das grüne Licht dafür zu geben, bzw. offiziell Stellung dazu zu nehmen. Das dauert aber beinahe traditionell beim US-Sender bzw. der Serie "Fargo" immer etwas länger. Da auch die fünfte Staffel viel positive Kritik sowie einige Award-Nominierungen erhalten hat, dürften die Chancen gut stehen, dass wir uns über weitere Folgen der absurden Kriminalunterhaltung freuen dürfen. Ich hätte nichts dagegen. Und alleine, dass man das nach Abschluss einer neuen Staffel schreibt, ist ja schon einmal ein gutes Zeichen.

Bilder: FX

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Rund drei Jahre mussten wir warten, ehe es eine neue Staffel von "Fargo" gab, in der Nacht zu Heute ist die fünfte Ausgabe der Anthologieserie (Trailer) auch schon wieder beendet worden. Auch wenn das ganz große Bombast-Finale ausblieb, habe ich mich mal wieder gut unterhalten gefühlt. Da ich in diesem Staffelreview auch auf ein paar Details eingehen möchte, habe ich die Spoilerampel mal auf "Rot" geschaltet. Sicher ist sicher.

Harte Zeiten mit Sherriff Roy

Es ist das Jahr 2019 und wir befinden uns in Minnesota respektive North Dakota. Es gibt eine "wahre" Geschichte, die viel Schnee, skurrile Charaktere, Polizist:innen diverser US-Staaten und die ein oder andere Fehde beinhält. Klassisch "Fargo", könnte man sagen, und tatsächlich hat Staffle Fünf für mich wieder mehr von der ursprünglichen Mixtur mitbringen können, die den Coen-Brüder-Film oder auch die erste Staffel der Serie so großartig hat werden lassen. Eine zentrale Figur, die im Grunde genommen ausschlaggebend(!) für die komplette Geschichte ist, ist Roy Tillman. Der von Jon Hamm gespielte Sheriff wirbt damit, "A hard man... for hard times" zu sein, letztlich scheint er diese harten Zeiten aber eher mitzubringen, denn zu bändigen. Roy ist ein Sheriff, der seine eigenen Gesetze schreibt und religiöse oder patriotische Argumente zur Hand nimmt, wenn sie ihm gerade in die Karten spielen.
"See, now your beta male thinks that having a firearm makes him an alpha, but it‘s just lipstick on a pig, you feel me?“ (Roy)
Ihm gegenüber steht Dorothy "Dot" Lyon, eine harmlose Hausfrau, die es aber faustdick hinter den Ohren hat. "Fargo" schafft es in dieser Staffel gut, eine Vorgeschichte nach und nach aufzuwickeln, während sich die Nachgeschichte ereignet und gewohntermaßen diverse Schneebälle ins Rollen bringt, die sich miteinander vermengen und ein großes Chaos stiften. Dabei erhalten wir auch immer wieder auflockernde Momente, wie die großartige Airhorn-Szene in der Auftaktfolge. Und dass Dorothy mit Nachnamen "Lyon" heißt, aber ständig als "Tiger" bezeichnet wird, hat mir auch gefallen.

Großartiger Cast & tolle Charkatere

Allgemein macht der Cast allumfänglich einen großartigen Job in dieser Staffel. Jon Hamm spielt überzeugend das Macht-Ekel, das groß von Ultimaten labert, um sich dann doch zu verdrücken, wenn es ernst wird, Jennifer Jason Leigh geht erschreckend gut in der Rolle einer hochnäsigen Superreichen auf, Lamorne Morris und Richa Moorjani haben mir als authentisch gezeichnete Polizeikräfte gefallen und Joey Kerry spielt einen halbstarken, aaligen Möchtegern-Lappen, bei dem man nicht weiß, ob man ihn hassen oder bemitleiden soll.
„But if you hate women more than you love money, I‘ll just take my millions elsewhere.“ (Lorraine)
Und das war nur eine Hälfte! David Foley weiß alleine mit seinem souveränen Auftreten und seiner Stimme als dubios agierender Anwalt Danish Graves zu überzeugen, David Rysdahl spielt den naiv-treu-gutmütigen Ehemann Wayne vorzüglich und Sam Spruell schafft es alleine mit seiner teils verzögerten Dialog-Struktur Faszination zu erzeugen. Die Coen-Brüder lieben anscheinend skurrile Bösewichte mit noch skurrileren Haarschnitten. Allerdings hätte es für mein Empfinden diese magisch-mystische Vorgeschichte nicht gebraucht. Das hat mich an die eher unnötigen Supernatürlichkeiten in Staffel Zwei der Serie erinnert. Auch so hätte die Figur genug Tiefe gehabt, finde ich. [php function=1] Zentral hervorzuheben ist aber Juno Temple als Dot. Die Figur selbst reizt bereits enorm. Ihr undurchsichtige Vorgeschichte, die aufgesetzte Hausmutter-Harmlosigkeit gepaart mit den überraschend ausgeprägten Überlebens-Skills - man will einfach mehr von ihre erfahren. Temple beweist hier eine enorme Vielschichtigkeit in ihrem Spiel. Und ganz nebenbei hat sie pünktlich zur Weihnachtszeit eine nette kleine "Kevin - Allein zu Haus"-Einlage eingestreut.

Spannung & gekonnte Inszenierung, jedoch nicht immer

Figuren und Schauspielende sind das eine, letztlich muss aber auch die Geschichte und sollte - beim Anspruch einer Serie wie "Fargo" - auch die Inszenierung nachziehen. Das ist größtenteils der Fall. Inhaltlich hilft auch im Vergleich zur zum Beispiel vorangegangenen vierten Staffel, dass das Grundkonstrukt an Figuren überschaubarer und die Geschichte kompakter erzählt ist. Trotzdem schafft man es, in etliche Gesellschaftsbereiche einzutauchen und Probleme aufzuzeigen. Sei es der ausnutzende faule Ehemann mit illusorischen Träumen oder die Reichen-Kritik, mit der alles andere als gespart wird.
"That‘s just reality.“ - „With all due respect, we’ve got our own reality.“ (Winston-Cop & Anwalt Graves)
Es geht aber auch um familiäres Zusammenhalten, Akzeptanz und eine gewisse persönliche Vergangenheitsbewältigung. Einige Zuneigungs-Wandel geschehen vielleicht etwas schnell oder übertrieben, es handelt sich aber auch um intensive Spezialbegebenheiten, die durchlebt werden mussten. Die Bildsprache der Staffel bewegt sich auf hohem Niveau, auch wenn die ganz großen "Wow, wie krass!"-Momente ausfallen. Aber es gibt einige Szenen, die mir in sehr positiver Erinnerung geblieben sind. Sei es der Auftakt zur fünften Folge, der mit Kreativität und gutem Timing besticht oder diverse Aufeinandertreffen von Figuren. Szenen mit Dot und Roy sind beinahe ausschließlich fesselnd gut, aber auch die Situation, in der Munchs mysteriöse Aura durch Waynes Gastfreundlichkeit aufgetaut wird, habe ich sehr genossen. Das taktische Spielchen mit der Wahlveranstaltung hat mir gut gefallen, auch wenn so ein Dreifachnamenswechsel erstaunlich unbürokratisch und kostengünstig (von der hohen Schulderlassung mal abgesehen) vonstatten geht. Eine kreative Puppenerzählung hat nicht nur bei der Aufbereitung innerhalb der Serie geholfen, sondern auch das wichtige Thema häuslicher Gewalt beleuchten können, zudem haben mich die "Willkommen, Linda!"-Rufe an das "Hallo, Barbie!" im Barbie-Film erinnert. Allgemein gab es auch wieder haufenweise Referenzen zu Coen-Filmen zu sehen, zum Beispiel Munchs Axt-Moment, der sehr ähnlich im "Fargo"-Film vorkam.
„You made a promise. To him. To me. You broke your vowel.“ - „You broke my fingers, my collarbone, three ribs. You dislocated my jar.“ - „I was just trying to fix ya.“ (Roy & Dot)
Wenn dann lautstark „YMCA“ ertönt während die MAGA-Patrioten auffahren, muss man schmunzelnd daran denken, wie viele von denen jetzt vielleicht vorm Fernseher hocken und entweder gar nicht verstehen, dass sie vorgeführt werden, oder wütend ausschalten. Die beste Szene der Staffel war die, in der Roy zum „Toxic“-Cover von Jeff Russo ft Lisa Hannigan aus dem Auto zur Scheune schreitet. Die angestaute und langsam in ihm hochkommende Wut, die zunächst nur von Außen betrachtet und akustisch ausgelassen wird - großartig!
„I have a question. If you‘re so smart… then why are you so dead?“ (Roy)
Allerdings gab es auch einige Kleinigkeiten, die mir nicht so gefallen haben. Allen voran das Product Placement. An sich ist es ja schlau, eine Figur einen Autohandel führen zu lassen, um so natürlich wirkende Werbung betreiben zu können, aber Kia kam mir dann doch zu plump rübergebracht vor. Wobei Sprüche wie "Wie auf einer Wolke fliegen" schon fast so drüber waren, dass man es als bewusst ironische Übertreibung ansehen könnte. Dann hätten sie das aber noch stärker machen müssen. Auch inhaltlich hatte ich ein paar Fragezeichen. Zum Beispiel lässt die sonst selbst in sehr brenzlichen Situationen stets bedacht agierende Dot achtlos ein Gewehr liegen, jemand findet blind einen Geheimweg und der ach so episch-große finale Schusswechsel hat (sichtlich) keine Leichen erbracht?! Auch wirkten die Distanzüberwindungen auf mich teilweise nicht ganz schlüssig, ich bin da bezüglich der US-Entfernungen aber auch nicht geläufig genug unterwegs. Jedenfalls wurde zu Beginn oftmals "So weit weg?"-Verwunderung geäußert, was sich hinten raus nicht mehr wirklich danach angefühlt hat.
[Rating:4/5]
Insgesamt hat mir die Staffel aber sehr gut gefallen. Das war noch etwas besser als die an sich auch gute Staffel Vier, vor allem, weil es mehr altes "Fargo"-Feeling hat aufkommen lassen. Dennoch fehlte mir nach Oben noch einiges. Vielleicht war das diese gewisse Trotteligkeit einzelner Figuren oder mehr Brisanz hinten raus in der Auflösung der Geschichte. Denn irgendwie hat sich alles groß aufgebauscht, ist am Ende dann aber doch erstaunlich unspektakulär und schnell in sich zusammengefallen. Das mag man als entlarvendes Abbild der Realität und einigen Figuren unserer Gesellschaft abtun können, als reine Serienunterhaltung war das aber eben nicht ganz das (sehr hoch angesetzte) Niveau, das ich mir erhofft hatte. Das, plus einige der angebrachten Ungereimtheiten, führt dann doch "nur" zu einer Gesamtwertung von vier Kronen, wobei ich auch kurz darüber nachgedacht hatte, auf viereinhalb zu gehen. Einigen wir uns einfach auf die gute alte 4,24-Wertung, okay? Das ist für mich geizigen Kronenverteiler schon eine ziemlich beachtliche Wertung. Letztlich war das deutlich besser als die eher enttäuschende dritte Staffel, vor allem zu Beginn und in der zweiten Hälfte der Staffel (zwischendrin gab es ein paar nicht mehr ganz so gute Folgen). An die großartige erste und noch immer sehr gute zweite Staffel kann Season Fünf dann aber doch nicht ranreichen.

6. Staffel "Fargo"?

Für einen kurzen Moment war ich überrascht, als ich auf der entsprechenden IMDb-Seite ein "(2014-2024)" hinter dem Serientitel zu lesen bekam. So eine zweite Jahreszahl stellt auf der Plattform ja eigentlich das Produktionsende einer Serie dar. Aber nein, offiziell stellt die abgeschlossene Staffel zumindest noch nicht das Finale von "Fargo" dar. Im Gegenteil, denn eigentlich hat Stoffentwickler Noah Hawley noch Material für mehrere Staffeln in petto. Nun liegt es an FX, das grüne Licht dafür zu geben, bzw. offiziell Stellung dazu zu nehmen. Das dauert aber beinahe traditionell beim US-Sender bzw. der Serie "Fargo" immer etwas länger. Da auch die fünfte Staffel viel positive Kritik sowie einige Award-Nominierungen erhalten hat, dürften die Chancen gut stehen, dass wir uns über weitere Folgen der absurden Kriminalunterhaltung freuen dürfen. Ich hätte nichts dagegen. Und alleine, dass man das nach Abschluss einer neuen Staffel schreibt, ist ja schon einmal ein gutes Zeichen.

Bilder: FX

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Review: Echo – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-echo-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-echo-staffel-1/#comments Fri, 12 Jan 2024 10:50:20 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=200897 „Hawkeye“ will die Nachfolge von Kingpin antreten und muss sich dafür ihrer Vergangenheit stellen. Unter dem Banner „Marvel Spotlight“ stellt Marvel Studios eine außergewöhnliche Figur in den Mittelpunkt. In nur fünf Episoden wird die Geschichte fortgesetzt, die in „Hawkeye“ ihren Anfang nahm. Zur Erinnerung: Die gehörlose Kampfsportexpertin Maya Lopez nimmt es mit Clint Barton auf, weil sie ihn für den Mörder ihres Vaters hält. Erst als sie erfährt, dass niemand anderes als ihr Ziehvater Wilson Fisk alias Kingpin dafür verantwortlich ist, wendet sie sich gegen ihn und schießt ihm ins Gesicht. Im Glauben, Wilson habe das Zeitliche gesegnet, kehrt sie fünf Monate später in ihre Heimat nach Tomaha, Oklahoma, zurück. Hier setzt nun die neue Serie „Echo“ ein. In kurzen Rückblenden wird Mayas Zusammentreffen mit Hawkeye nochmals aus ihrer Perspektive geschildert. Die Serie bindet das Geschehen gekonnt ein und holt damit auch Zuschauer:innen ohne Vorkenntnisse ab. In einer kurzen Auseinandersetzung mit Daredevil wird eine vierminütige Kampfszene geboten, wie man sie aus modernen Actionfilmen kennt - ein brillant choreographierter Schlagabtausch. Wer allerdings auf mehr Screentime für den Teufelskerl gehofft hat, wird enttäuscht. Abgesehen von der vorab im Internet geleakten Szene tritt Matt Murdock nicht weiter in Erscheinung. Ansonsten bleibt die Serie ganz bei Maya, die wieder einmal sehr überzeugend von Alaqua Cox gespielt wird. Die Zuschauer:innen erfahren mehr über ihre Herkunft und die Traditionen der Choctaw-Nation, laut derer die Ahnen in jedem Einzelnen Widerhall finden. Dies spiegelt sich auch in den Episodentiteln wider. Jede Folge ist nach einem Namen einer Maya-Vorfahrin benannt. Die letzte Episode trägt ihren Namen.
"Generationen hallen wider wie ein Echo." - Chula
Regisseurin Sydney Freeland, die selbst aus dem Navajo-Reservat stammt, und ihre Kollegin Catriona McKenzie, Angehörige der Gunaikurnai (Aborigines), zeichnen ein authentisches Bild der indigenen Kultur. Zu Beginn jeder Episode wird ein kulturelles Element aufgegriffen, dessen Bedeutung sich erst am Ende vollends erschließt. Der Verbindung zu den Vorfahren ist es auch zu verdanken, dass Maya, anders als in den Comics, über besondere Fähigkeiten verfügt. Sie hat nicht nur Visionen von Frauen, die lange vor ihr gelebt haben, sondern kann auch Energiestöße aus ihren Handflächen aussenden. Diese Kräfte manifestieren sich bei ihr zum ersten Mal, als sie in einem rasenden Zug stecken bleibt. Auch am Ende im Kampf gegen Kingpin, als sich ihre Ahnen um sie versammeln, wird der Einsatz ihrer Superkräfte visuell gut umgesetzt. Überhaupt können sich die Actionszenen mit ihren kaum wahrnehmbaren Schnitten sehen lassen. Dazu passen auch die Momente, in denen es still wird und nur ein dumpfer Herzschlag zu hören ist. So wird Mayas Wahrnehmung teilweise auch für das Publikum erfahrbar. Das gilt auch für die Dialogszenen, in denen größtenteils in Gebärdensprache kommuniziert wird. Wie schwierig dies teilweise für Mayas Umfeld ist, wird auch deutlich, wenn Wilson versucht, mit technischen Hilfsmitteln direkt mit Maya zu kommunizieren. Etwas blass bleiben dagegen Nebenfiguren wie Mayas Cousin (Cody Lightning) oder ihr Onkel Scully (Chaske Spencer, bekannt aus „The Last of Us“), der ein Pfandhaus betreibt. Vincent D’Onofrio, der den Kingpin aus der Netflix-Serie „Daredevil“ wieder aufleben lässt, liefert aber wieder ein Glanzleistung ab. Wenn er in einer Rückblende einen Eisverkäufer brutal zusammenschlägt, kann man kaum hinsehen. Doch es sind weniger die Figuren oder die Handlung, die „Echo“ zu einer gelungenen Comicverfilmung machen, sondern die dargestellten Gegensätze, die die Serie thematisiert. Auf der einen Seite Mayas Wunsch, Königin des Verbrechens zu werden, auf der anderen Seite ihre Verantwortung gegenüber ihrer Herkunft. Die Stille im Kontrast zum Lärm. Das städtische Leben und die ländliche Provinz. Echo Wilson hat Maya ihrem Umfeld entrissen und von ihrer Familie isoliert, um sie zu einer kaltblütigen Killerin zu machen. Erst als es zum unvermeidlichen Endkampf zwischen den beiden kommt, gelingt es Maya, den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen. Im Abspann wird angedeutet, dass Wilson Fisk für das Amt des Bürgermeisters von New York kandidieren könnte. Wer die Comics kennt, weiß, dass Fisk durch Wahlmanipulation tatsächlich für kurze Zeit Bürgermeister wird. Matt Murdock ist jedoch misstrauisch und versucht, seine Verwicklung in kriminelle Machenschaften aufzudecken. Dies könnte auch in „Daredevil: Born Again“ aufgegriffen werden.

Fazit

Kurzweiliges Actiondrama, das vor allem Echos indigene Wurzeln und ihre Beziehung zu Kingpin beleuchtet. Wer eher bodenständige Marvel-Stoffe mag, ist hier genau richtig.
[Rating:4/5]

Bilder: Disney

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„Hawkeye“ will die Nachfolge von Kingpin antreten und muss sich dafür ihrer Vergangenheit stellen. Unter dem Banner „Marvel Spotlight“ stellt Marvel Studios eine außergewöhnliche Figur in den Mittelpunkt. In nur fünf Episoden wird die Geschichte fortgesetzt, die in „Hawkeye“ ihren Anfang nahm. Zur Erinnerung: Die gehörlose Kampfsportexpertin Maya Lopez nimmt es mit Clint Barton auf, weil sie ihn für den Mörder ihres Vaters hält. Erst als sie erfährt, dass niemand anderes als ihr Ziehvater Wilson Fisk alias Kingpin dafür verantwortlich ist, wendet sie sich gegen ihn und schießt ihm ins Gesicht. Im Glauben, Wilson habe das Zeitliche gesegnet, kehrt sie fünf Monate später in ihre Heimat nach Tomaha, Oklahoma, zurück. Hier setzt nun die neue Serie „Echo“ ein. In kurzen Rückblenden wird Mayas Zusammentreffen mit Hawkeye nochmals aus ihrer Perspektive geschildert. Die Serie bindet das Geschehen gekonnt ein und holt damit auch Zuschauer:innen ohne Vorkenntnisse ab. In einer kurzen Auseinandersetzung mit Daredevil wird eine vierminütige Kampfszene geboten, wie man sie aus modernen Actionfilmen kennt - ein brillant choreographierter Schlagabtausch. Wer allerdings auf mehr Screentime für den Teufelskerl gehofft hat, wird enttäuscht. Abgesehen von der vorab im Internet geleakten Szene tritt Matt Murdock nicht weiter in Erscheinung. Ansonsten bleibt die Serie ganz bei Maya, die wieder einmal sehr überzeugend von Alaqua Cox gespielt wird. Die Zuschauer:innen erfahren mehr über ihre Herkunft und die Traditionen der Choctaw-Nation, laut derer die Ahnen in jedem Einzelnen Widerhall finden. Dies spiegelt sich auch in den Episodentiteln wider. Jede Folge ist nach einem Namen einer Maya-Vorfahrin benannt. Die letzte Episode trägt ihren Namen.
"Generationen hallen wider wie ein Echo." - Chula
Regisseurin Sydney Freeland, die selbst aus dem Navajo-Reservat stammt, und ihre Kollegin Catriona McKenzie, Angehörige der Gunaikurnai (Aborigines), zeichnen ein authentisches Bild der indigenen Kultur. Zu Beginn jeder Episode wird ein kulturelles Element aufgegriffen, dessen Bedeutung sich erst am Ende vollends erschließt. Der Verbindung zu den Vorfahren ist es auch zu verdanken, dass Maya, anders als in den Comics, über besondere Fähigkeiten verfügt. Sie hat nicht nur Visionen von Frauen, die lange vor ihr gelebt haben, sondern kann auch Energiestöße aus ihren Handflächen aussenden. Diese Kräfte manifestieren sich bei ihr zum ersten Mal, als sie in einem rasenden Zug stecken bleibt. Auch am Ende im Kampf gegen Kingpin, als sich ihre Ahnen um sie versammeln, wird der Einsatz ihrer Superkräfte visuell gut umgesetzt. Überhaupt können sich die Actionszenen mit ihren kaum wahrnehmbaren Schnitten sehen lassen. Dazu passen auch die Momente, in denen es still wird und nur ein dumpfer Herzschlag zu hören ist. So wird Mayas Wahrnehmung teilweise auch für das Publikum erfahrbar. Das gilt auch für die Dialogszenen, in denen größtenteils in Gebärdensprache kommuniziert wird. Wie schwierig dies teilweise für Mayas Umfeld ist, wird auch deutlich, wenn Wilson versucht, mit technischen Hilfsmitteln direkt mit Maya zu kommunizieren. Etwas blass bleiben dagegen Nebenfiguren wie Mayas Cousin (Cody Lightning) oder ihr Onkel Scully (Chaske Spencer, bekannt aus „The Last of Us“), der ein Pfandhaus betreibt. Vincent D’Onofrio, der den Kingpin aus der Netflix-Serie „Daredevil“ wieder aufleben lässt, liefert aber wieder ein Glanzleistung ab. Wenn er in einer Rückblende einen Eisverkäufer brutal zusammenschlägt, kann man kaum hinsehen. Doch es sind weniger die Figuren oder die Handlung, die „Echo“ zu einer gelungenen Comicverfilmung machen, sondern die dargestellten Gegensätze, die die Serie thematisiert. Auf der einen Seite Mayas Wunsch, Königin des Verbrechens zu werden, auf der anderen Seite ihre Verantwortung gegenüber ihrer Herkunft. Die Stille im Kontrast zum Lärm. Das städtische Leben und die ländliche Provinz. Echo Wilson hat Maya ihrem Umfeld entrissen und von ihrer Familie isoliert, um sie zu einer kaltblütigen Killerin zu machen. Erst als es zum unvermeidlichen Endkampf zwischen den beiden kommt, gelingt es Maya, den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen. Im Abspann wird angedeutet, dass Wilson Fisk für das Amt des Bürgermeisters von New York kandidieren könnte. Wer die Comics kennt, weiß, dass Fisk durch Wahlmanipulation tatsächlich für kurze Zeit Bürgermeister wird. Matt Murdock ist jedoch misstrauisch und versucht, seine Verwicklung in kriminelle Machenschaften aufzudecken. Dies könnte auch in „Daredevil: Born Again“ aufgegriffen werden.

Fazit

Kurzweiliges Actiondrama, das vor allem Echos indigene Wurzeln und ihre Beziehung zu Kingpin beleuchtet. Wer eher bodenständige Marvel-Stoffe mag, ist hier genau richtig.
[Rating:4/5]

Bilder: Disney

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