Serien, die einen über Jahrzehnte begleiten können, sind durchaus reizvoll. Vorausgesetzt, man hat die nötige Geduld und Zeit. Ich bemerke jedoch, dass meine Lust an kompakten Erzählungen zunehmend überwiegt. Mini-Serien mit sechs bis acht Folgen, die einen klaren Anfang, eine Mitte und ein Ende haben, stehen bei mir in letzter Zeit deutlich weiter oben auf der Liste als endlos laufende Serien. Die Vorteile kurzweiliger Mini-Serien liegen auf der Hand: Die Geschichten kommen zu einem Abschluss, es gibt keine ewigen Cliffhanger und keine aufgeblähten Subplots, nur um neue Staffeln zu rechtfertigen. Eine Mini-Serie erzählt ihre Geschichte konzentriert und hat damit oft eine größere emotionale Wirkung. Beispiele wie zuletzt das Drama „Dying for Sex“ oder die Gruselserie „Video Nasty“ haben mir gezeigt, wie stark solche Formate sein können. Jede Szene sitzt, nichts wird verschwendet.
Ein weiteres Problem bei langlebigen Serien sind für mich die langen Pausen zwischen den Staffeln. Oft vergehen Jahre, bis es weitergeht. Dann sitze ich vor der neuen Staffel und habe den Faden verloren. Ich muss mir entweder lange Recaps anschauen oder die vorherige Staffel komplett erneut ansehen. Das kostet mich viel Zeit, die ich lieber in neue Geschichten investiert hätte. Dadurch wird ein Teil des Spaßes geraubt und das Serienschauen wird zunehmend zur Pflichtübung. Dadurch schwindet meine Lust am Weiterschauen. Bei der letzten Staffel von „You – Du wirst mich lieben“ oder der gefeierten „Star Wars“-Serie „Andor“ zum Beispiel verlor ich die Neugier, nicht, weil die Storys schlecht waren, sondern weil sich die Handlung in die Länge zog und ich irgendwie den Anschluss verlor. Anstatt gespannt weiterzuschauen, ertappe ich mich dabei, wie ich lieber neue Mini-Serien ansteuere. Für längere Serien braucht man einfach viel Ausdauer und anhaltende Begeisterung, die nicht immer abrufbar sind.
Mini-Serien sind praktisch, da sie weniger Kapazität beanspruchen. Ich muss nicht hoffen, dass es irgendwann weitergeht, und ich muss nicht im Blick behalten, wann Staffel 5, 6 oder 7 ansteht. Das reduziert Druck und macht das Schauen entspannter. Wenn eine Mini-Serie richtig gut ist, kann man sie sich auch ein zweites Mal anschauen, was bei mammutlangen Serien eher selten vorkommt. Natürlich haben langlebige Serien auch ihren Reiz. Besonders, wenn die Figuren über Jahre hinweg begleitet werden. Aber ich schätze zunehmend Geschichten, die einen Punkt machen, ohne sich selbst künstlich in die Länge zu ziehen. Gerade in einer Zeit, in der die Auswahl unendlich scheint, tut es auch mal gut, ein klares Ende in Sicht zu haben. Vielleicht gönne ich mir als Nächstes die neue Apple TV+ Serie „The Studio“ mit Seth Rogen. Die Dramedy dreht sich um ein traditionsreiches Filmstudio in Hollywood. Das klingt nach einer Mini-Serie, die genau meinen aktuellen Geschmack treffen könnte. Wie handhabt ihr das? Zieht ihr lange Serienreisen vor oder gebt ihr kompakten Mini-Serien den Vorzug? Ich freue mich auf eure Tipps und Erfahrungen.
Bilder: Apple | FX
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