Nachdem ich letztes Jahr das Glück hatte, nach Kalifornien reisen und dort die Warner Bros. Studios besuchen zu können, stand in diesem Jahr eine Reise durch Irland und Nordirland für mich auf dem Programm. Wer von euch diese grüne, windige und atemberaubende Insel noch nicht besucht und einmal die Chance hat: Zögert nicht und macht es! Es war ein reiner Genuss – für die Augen und für die Seele. Wir hatten Begegnungen mit den freundlichsten Menschen, haben die steilsten Klippen gesehen und die schönste Pub-Musik gehört, sind auf den engsten Straßen durch die engsten Kurven gebraust und haben nicht nur einmal vor einer Herde Schafe Halt machen müssen, die in Ruhe die Straße passierten.
In Dublin bin ich im Irish Film Institute direkt zu Beginn der Reise auf eine Irland-Karte gestoßen, die eine Menge an Serien- und Film-Locations aufzeigt, die ich mir sonst immer mühselig zusammenrecherchiere. Was für ein Fund! Dass viele Szenen aus „Game of Thrones“ in Nordirland gedreht wurden, hatte ich zwar vorher schon gehört, aber wie viele Drehorte es dort geben würde, war mir so nicht bewusst. Und dass es ein „Game of Thrones“-Studio irgendwo dort geben soll, hatte ich auch schon mal gelesen, aber ein Besuch dort war zunächst eher eine vage Idee als ein konkreter Plan. Ich habe die Serie immer sehr gerne geschaut und war offen gestanden auch nie so unversöhnlich mit dem Ende, wie etliche andere. Ich habe es geliebt, immer wenn eine neue Episode veröffentlicht wurde, erstmal mit anderen Menschen über die neuesten Ereignisse zu sprechen, über Theorien zu philosophieren oder über das abermalige Ausscheiden geliebter Charaktere zu klagen. Und da das Studio auf der Strecke von Belfast nach Dublin ziemlich genau auf unserer Strecke lag, war die Entscheidung klar: Wir werden Nordirland nicht verlassen, ohne einen Abstecher nach Westeros zu machen.
Der Weg
Da wir mit dem Auto unterwegs waren, haben wir uns von Belfast auf direktem Wege aufgemacht nach Banbridge. Beim „Boulevard“, einem riesigen Outlet, gibt es kostenlose Parkplätze und ein kleines Empfangshäuschen für die Studio-Tour. Hier haben wir unsere Tickets gekauft, deren Preis von £29,50 pro Person in Ordnung war. Wir haben hier den direkten Anschluss an den Shuttle bekommen, der uns in etwa zehn Minuten zu den Linen Mill Studios gebracht hat, in denen die „Game of Thrones“ Studio-Tour stattfindet. Alternativ gibt es auch Busse, die regelmäßig von Belfast und Dublin hierhin fahren, ohne dass man auf ein eigenes (Miet-)Auto angewiesen ist. Sobald wir aus dem Bus ausgestiegen sind, das große Eingangsschild sahen und Ramin Djawadis so typische „Game of Thrones“-Musik aus den Lautsprechern ertönte, musste ich wirklich kurz schlucken. Das lässt dir schon Tränen in die Augen steigen? Reiß dich zusammen, die Tour hat noch nicht mal begonnen! Diesen inneren Monolog habe ich an diesem Vormittag noch das eine oder andere Mal mit mir selbst führen müssen.
Der Besuch
Auch in der Lobby lief natürlich die „Game of Thrones“-Musik rauf und runter und hat die Vorfreude direkt weiter steigen lassen. Nach einem kleinen Schnack am Empfangstresen und nachdem wir alles, was wir nicht brauchten, haben kostenlos abgeben können, ging es los: Posieren vor dem Greenscreen! „Imagine you meet a white walker and you are scared!“ Eigentlich machen wir immer einen großen Bogen um so Touri-Gedöns, aber hey, warum nicht den kleinen Spaß mitmachen? Als sich ein paar Menschen gesammelt hatten, kam eine ganz liebe Tour Guide, die ein paar Dinge erklärt hat und uns in einen Raum mit einer riesigen gebogenen Leinwand führte. Das Licht wurde gelöscht und es gab etwa fünf Minuten „Game of Thrones“-Recap zu sehen: Wir flogen durch die ikonischsten Momente der Serie, ein Rausch durch acht Staffeln Kampf um den Thron, Drachen, Intrigen, Feuer und Eis. Und da mich die folgenden Momente am meisten beeindruckt haben, verstecke ich sie unter einem Spoiler-Button. Nur, falls ihr auch einen Besuch dort vor euch habt und diesen möglichst unvoreingenommen erleben wollt. Nach dem Ende des Recap-Films wurde es dunkel, die Leinwand fuhr zur Seite, hinter ihr strömte der erste Nebel hervor und erfüllte den Raum, während der Blick auf eine eisige Mauer freigelegt wurde, in die ein massives Tor eingelassen war. Ramin Djawadis Musik setzte ein und das Tor öffnete sich wie in Zeitlupe und legte schließlich den Blick auf den ersten Raum der Ausstellung frei. Pure Gänsehaut! Was für eine Inszenierung! Hat das die anderen auch alle so berührt? Schnell die Tränen wegwischen, bevor das Licht wieder angeht. Und wie durch den Tunnel der „Wall“ schritten wir durch das Tor.
Ein paar Schritte weiter hieß es also: Willkommen in Westeros, willkommen nördlich der Mauer!
Die Ausstellung ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt, die wiederum unterschiedlichen Orten aus Westeros nachempfunden sind: Wir starten „Beyond the Wall“, wo sich die aufwendigen Kostüme der Wildlings begutachten lassen, wir dem Night King in die Augen blicken konnten, uns gegenüber dem Riesen Wun-Wun sehr klein fühlten und uns ein weiteres Mal von Hodor verabschiedeten. Weiter ging es von da zum Castle Black und der Night’s Watch. In Winterfell fühlten wir uns wie ein Teil der Familie Stark, als wir die Great Hall betraten, die noch immer genau dort ist, wo sie ursprünglich für die Dreharbeiten auch gebaut wurde. In diesem realen Filmset herrscht direkt eine ganz andere Atmosphäre.
In Dragonstone war der Thron ganz nah, von dem aus die Targaryens einst über Westeros herrschten und am beeindruckenden „Map Table“ wollte ich unbedingt auch einen klugen Schachzug mit einer der Figuren ziehen. Die Stimmung änderte sich, als wir in vermeintlich sonnenlichtdurchflutete Gänge traten und von King’s Landing regelrecht angezogen wurden. Auch wenn viele der (Außen)Aufnahmen von King’s Landing in Spanien und Kroatien eingefangen wurden, wurden zahlreiche weitere Szenen dieses machtvollen Ortes genau hier gedreht. Die Tour gipfelte im düsteren, zerstörten, riesigen Thronsaal, in dem wir dem originalen Eisernen Thron und weiteren originalen Props und Kostümen gegenübertraten. Atmosphärisch und dramatisch – hier will man die ganze Szenerie am liebsten ewig auf sich wirken lassen. Gestaltet sind die unterschiedlichen Bereiche der Ausstellung aber nicht nur mit einem Oberthema, aufwendigen Kostümen und spannenden Requisiten, sondern auch mit etlichen Informationsschildern, Storyboards und kleinen Filmen, die Einblicke hinter die Kulissen der Serie, in die Produktion und Postproduktion geben.
In vielen der Filmchen ist Nathalie Emmanuel, Darstellerin von Missandei, die Sprecherin. Zwischendurch gibt es immer mal wieder kleine Spielereien auszuprobieren und dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit, „Game of Thrones“-angehauchte Gerichte und Getränke im Restaurant zu sich zu nehmen oder sich mit reichlich Merch im Store auszustatten. Neben der Eröffnungsinszenierung hat mir persönlich der Bereich zur Gestaltung der Musik aus „Game of Thrones“ am besten gefallen. Hier ist Ramin Djawadis Ort des Schaffens nachempfunden und natürlich kommt er in einem Film auch selbst zu Wort, während wir seine Musik ununterbrochen zu hören bekommen.
Fazit
Wie auch schon beim Besuch der Warner Bros. Studios bemerkt, bin ich vermutlich auch hier nicht das beste Beispiel, was das Maß an Aufregung und Euphorie betrifft. Aber sollte auch nur ein kleiner „Game of Thrones“- oder Film- und Serienfan in euch stecken, bin ich überzeugt, dass euch auch dieses Studio gefallen wird. Es zeigt auf eindringliche Art und Weise, wie unglaublich viel Arbeit in der Produktion dieser Serie steckt. Wie viele Menschen daran beteiligt waren, diese Welt zum Leben zu erwecken. Wie viele Menschen der Serie etwas abgewinnen konnten, dass es möglich war, dieses Studio in dieser Form zu errichten. Und allein, um sich ein paar Stunden lang die volle Ladung von Ramin Djawadis Kompositionen zu geben, ist es schon wert, einen Stopp in Banbridge einzulegen.
Die Facts im Überblick
• Ticket: £29,50 pro Person
• Parkplatz: kostenlos am Boulevard, 10-minütige Shuttle-Fahrt zum Studio
• Dauer des Besuchs: ca. drei Stunden
• Aufbau: Nach einem kurzen geführten Einstieg eigenständige Erkundung der Kulissen und Ausstellungen, des Restaurants und des Stores
Bilder: © Kira Wulfers
Ich glaube, ich muss nochmal nach Irland. :) Danke für die Insights!
Glaube ich würde mir auch eher diese Ausstellung anschauen, als nochmal die Serie zu sehen. Denn egal was man über das Ende sagen mag, gut sah die Serie immer aus.
Autor:innen gesucht!
Neueste Beiträge
Wie Bryan Cranston den Sprung von Comedy zu Drama geschafft hat
Kolumne: Kommt das große Wrestling-Comeback?
Kein Herz für Videospiel-Fans? Endgültiges Aus für „Halo“
Zufalls-Serientipp
Serientipp: Blue Bloods
Aufreger der Woche
Kein Herz für Videospiel-Fans? Endgültiges Aus für „Halo“
Partner
WERBUNG