Ja, ich weiß, dieses Thema besitzt ausnahmsweise mal keinen wirklichen Serien- oder TV-Bezug. Deshalb habe ich das sonst übliche „TV“ in der Überschrift mal weggelassen. Aber zum einen habe ich diese Woche so gut wie kein Bewegtbild serieller Natur gesehen und keinen aktuellen Aufhänger finden können, zum anderen hat mich in meinem Bildschirm-abseitigen Leben tatsächlich etwas gehörig aufgeregt: Hermes. Also, der Lieferdienst, der einem Götterboten den Namen immer wieder zu besudeln weiß…
Irgendwie sollte das mit mir und Hermes von Anfang an nicht klappen. Von dem Heimkaff in die erste eigene Wohnung (bzw. WG) gezogen, hat der Bote sich immer aufreizend viel Zeit beim Aufstieg der (zugegebenermaßen vielen) Stufen in den fünften Stock gelassen und mit keinen oder wenigen eher gehässigen Worten das Paket abgeliefert. Das gipfelte darin, dass er mir einst ohne Vorwarnung eine Festplatte vom Zwischen-Stockwerk-Sims die Stufen hinaus geworfen hat. Zum Glück war die gut gepolstert…
Um Paketlieferant:innen derartig unmenschliche Aufstiege zu ersparen, sind wir in Berlin, wo ich aktuell wohnhaft bin, in den ersten Stock gezogen. Vorderhaus. Das – in Kombination mit der Tatsache, dass ich Home Office mache – finden alle Lieferdienste so dufte, dass sie ständig bei uns klingeln, auch wenn sie gar kein Paket für uns haben. Das führt in Hoch-Zeiten, wie vor Weihnachten, mal eben dazu, dass DHL, Amazon, DPD, Hermes und vielleicht noch wer anderes oder die zweite Route eines Anbieters nochmals, an einem Tag bei mir klingeln und mehrere Pakete für die geschätzt 40 Einheiten unserer Hausnummer parat haben. Die Adressat:innen klingeln dann im Laufe des Tages auch nochmal, um alles abzuholen und ich komme zu nichts mehr, weil ich ständig zur Tür muss.
Das ist aber gar nicht mein Aufreger. Das ist nervig, ja, aber wir nehmen dann halt manchmal einfach nichts mehr an. Das verstehen auch alle Lieferant:innen – nur der von Hermes verdreht dann immer genervt die Augen und sagt: nichts. Auch wenn ich was annehme gibt es so gut wie nie ein „Danke“ oder so zu hören. Aber auch das ist nicht der Aufhänger für diesen Aufreger (jaja, 334 Wörter und Maik ist noch immer nicht angekommen…!).
Unter der Woche habe ich auf ein Paket gewartet. Ich war den ganzen Vormittag nicht nur zu Hause, sondern auch ohne Musik oder andere Ablenkungen in direkter Hörweite der Türklingel. Auf einmal sehe ich eine E-Mail, dass mein Hermes-Paket bei einem Nachbarn abgegeben wurde. Okay, seltsam… Aber gut, vielleicht hat der erst woanders geklingelt und denen das einfach mitgegeben, ohne es bei mir zu versuchen. Das ist auch schon kacke, vor allem, weil das häufig bei mir passiert, dass ich Sachen annehme und Leute Minuten später genervt bei mir auftauchen, weil sie doch da war und nicht geklingelt worden ist… Zurück zur Benachrichtigungs-Mail: Der Name kam mir nicht wirklich bekannt vor. Aber, was ist denn das da…?! Ich bin in der Hausnummer 161 wohnhaft – das Paket wurde aber bei der 163 abgegeben – WHAT THE…?!?! Das bedeutet – Hufeisenzählung sei Dank – zwei Häuser weiter. Klingt an sich nicht viel, ist in Berlin aber direkt mal einige Meter und vor allem ein einem komplett fremder Gebäudetrakt. Ich habe schon Probleme, Leute bei uns ausfindig zu machen bei Vorderhaus, Hinterhaus und Gartenhaus sowie etlichen Leuten, die keine Namen an Tür oder Klingel haben (danke dafür übrigens!).
Aber okay, ich tigere nun also direkt los, weil jetzt müsste die Person ja zuhause sein, die das Paket angenommen hat. Das Klingelschild besitzt leider keinerlei Orientierung, in welchem Gebäudeteil geschweige denn Stockwerk die nette Person ansässig sein könnte, die mein Paket entgegengenommen hat. Ich klingle, warte, es surrt. Ich öffne die Tür und klingle nochmal, in der Hoffnung, eine Stimme aus der Gegensprechanlage zu hören, die ich nach dem Weg fragen kann. Ein erneutes Surren. Okay, versuche ich also so mein Glück… Im Vorderhaus werden meine „Hallo???“-Rufe nicht erwidert, also hoffe ich auf eines der hinteren Gebäude. Im Gartenhaus gehe ich ein bisschen hoch und höre Stimmen. Eine Frau kommt mir mit einem Paket in der Hand entgegen! „Entschuldigung, wissen Sie, wo ich HIERNAMEEINFÜGEN finde?“, murmele ich durch meine Mund-Nase-Maske. „Da war ich gerade – die ist im Hinterhaus, 2. Obergeschoss!“- Treffer! Wieder in den Hinterhof und ab durch den anderen Eingang und in den zweiten Stock. Hm, auf den Klingeln finde ich nur andere Namen… Hat sie sich getäuscht? Minimal, im ersten Obergeschoss finde ich den richtigen Namen. Und mein Paket! Das – wie könnte es auch anders sein – ziemlich eingedötscht war. Zum Glück waren da nur Klamotten drin und nicht etwa die Sammler-Edition einer Serien-DVD-Box oder so. Wobei, dann hätte ich wenigstens einen inhaltlichen TV-Bezug gehabt…
Aber Hermes, du Paket-manchmal-Lieferdienst: Macht doch gefälligst euren Job? Es ist schon schlimm genug, dass ich für alle unentgeltlich aus Nachbar-Solidarität Paket-Shop spielen muss, aber wenn dann mal eines für mich dabei ist, wird es 200 Meter weiter irgendwo abgegeben, wo ich 15 Minuten(!) brauche, um die Person überhaupt zu finden? Mal ganz davon abgesehen, dass ich nirgends eine Zettel-Benachrichtigung hatte (kein Wunder, der Typ war ja nie bei unserer Hausnummer, aber das wäre ja auch im Nachgang denkbar gewesen…). Ich weiß, dass ich hier mehr als indirekt den oder die Lieferant:in anmeckere und dass die einen verdammt bescheidenen Job ausführen müssen. Aber dann bezahlt die Leute besser und verbessert verdammt nochmal die Arbeitsbedigungen! Stellt mehr Leute ein, macht weniger Sub-Sub-Sub-Unternehmer-Blödsinn, der dann zu solchen Aktionen führt, weil „Abgegebenes Paket ist abgegebenes Paket“. Das ist scheiße und eben der Grund für mich, weshalb ich seit Jahren vermeide, etwas über euch zu verschicken, obwohl ihr teils günstiger seid (was aber ja klar ist, wenn ihr entsprechende Arbeit leistet und derartige Bedingungen vorherrschen). Und auf meinen Groll-Tweet hat auch nie jemand von offizieller Seite reagiert, was mich auch irgendwie nicht wirklich überrascht…
Ach, wenn der @hermesDE-Bote X Pakete für die ~40 Parteien unserer Hausnummer unfreundlich bei mir abladen darf, bin ich gut genug, aber wenn ich mal auf ein Paket warte und zuhause bin, wird es eine Hausnummer weiter abgegeben – YOU F***ING KIDDING ME?! 🤬
— LangweileDich.net 🥱 (@LangweileDich) August 31, 2021
Allgemein darf für mich das Versenden von Paketen auch gerne teurer werden. Ich weiß, das ist immer schwer zu machen, weil halt alle die Möglichkeit haben sollen, Dinge zu verschicken. Aber Brief-Porto wird auch regelmäßig teurer und letztlich habe ich dann lieber Leute, die vernünftig bezahlt werden und nicht von Tür zu Tür hetzen müssen und dann natürlich schlecht drauf sind. Plus: Weniger Pakete wäre auch besser für die Umwelt. Wenn ich alleine daran denke, wie viele Leute ihr Shopping online machen, alles mal anprobieren und dann neun von zehn Sachen (oder alles) zurücksenden, weil ist ja alles kostenlos. Ne, da rege ich mich nur noch weiter drüber auf, sorry…
Ich möchte dein persönliches Empfinden im Zusammenhang mit Hermes nicht bewerten, nur mal eine andere Perspektive auf das Thema bringen.
Der Hermes Paketbote, oftmals aus Rumänien oder Bulgarien, der monatelang seine Frau und seine Kinder nicht sieht, um bei uns 12h am Tag für unterhalb des Mindestlohns sich den halben Tag blöd anmaulen zu lassen, mind. 3 mal am Tag von einem Hund angesprungen wird, arbeitet gar nicht für Hermes sondern für einen SubSubSub Auftragnehmer.
Er hat keinen Ort, an dem er mal in Ruhe auf Toilette kann, weil er entweder keine Zeit dafür hat oder aus den Tankstellen rausgeschmissen wird. Es ist der gleiche Hermesbote der 2 x 15 kg Katzenstreu in den 5. Etage trägt, weil es im Internet 50 ct pro Packung billiger ist. Und das 5 mal am Tag.
Ich bekomme auch Pakete von Hermes. Und DHL, DPD etc sind auch nicht viel anders. Aber ich möchte nicht mit ihm tauschen wollen. Ich habe Respekt vor seiner Arbeit und auch meistens Verständnis.
(Leider) Absolut richtige Punkte, die ich aber ja auch – wenn nicht in der Breite – im Text angesprochen habe. Dass da eben vor allem bei Hermes SubSubSub-Leute unter allerschlechtesten Bedingungen arbeiten, die verbesert werden müssen. Daher danke für die Ausformulierung, wirkt aber auch etwas, als hättest du ihn nicht ganz gelesen… ;)
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