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Wahrlich ein Grund zum Feiern

Prince Charming ist der bessere Bachelor

Spoilerfrei
20. Mai 2020, 20:00 Uhr
Spoilerfrei
Leonie
20.05.20

Prince Charming

© TVNOW

Trotz der katastrophalen Preuss-Staffel ist der „Bachelor“ eines meiner persönlichen Highlights des Jahres – als Fan der ersten Stunde freue ich mich jedes Mal wieder auf die große Suche, auf Streitereien zwischen den Teilnehmerinnen, auf neue Memes und darauf, dass es am Ende vielleicht wirklich um echte Gefühle geht und das Paar noch lange zusammenbleibt.

Die Ankündigung von RTL, die erste queere Adaption zu bringen, weckte daher natürlich ganz besondere Vorfreude in mir. Es gibt ja durchaus deutliche Unterschiede zwischen dem Verhalten der Frauen beim „Bachelor“ und den Männern bei der „Bachelorette“. Als Beispiel sei genannt, dass die Bachelorette wesentlich vorsichtiger sein muss, mit wie vielen Männern sie Zärtlichkeiten austauscht, während wir aus der letzten Staffel wissen, dass der Bachelor fast zweistellig werden kann, bevor es den Frauen zu viel wird. Wie würden sich die Männer bei „Prince Charming“ in dem Punkt verhalten, liest man doch häufig, dass homosexuelle Männer sehr offen im Umgang mit Sex sind? Würden sich vielleicht sogar Kandidaten ineinander verlieben und den „Prince“ links liegen lassen? Fragen über Fragen.

Ich war jedenfalls gespannt, und kann nach nun fünf Folgen nur sagen (wie der Titel schon verrät) – Prince Charming ist definitiv der bessere Bachelor.

Der Anfang

Ja zugegeben, beim „Bachelor“ ist die erste Folge meist auch die beste. 20 Frauen kommen in dicken Limousinen an, kichern nervös im Auto, steigen dann mehr oder weniger elegant aus dem Auto und versuchen, während der folgenden ein bis zwei Minuten einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. Es werden Geschenke überreicht, Lieder gesungen, das Tanzbein geschwungen, manche Frauen haben aber auch schon genug damit zu tun, ihren eigenen Namen nicht zu vergessen. Es gibt ein paar legendäre Szene aus der ersten Folge, bis heute unvergessen!

Der Prince dagegen lässt sich die Kandidaten erst einmal beschnuppern und stößt als Letzter zur Party – eine ganz neue Variante, die den Kandidaten mehr Zeit gibt, sich erst einmal den Zuschauern und den anderen Hausbewohnern vorzustellen und sich zu aklimatisieren. Weniger Stoff für peinliche Momente vielleicht, aber dadurch auch für den Zuschauer ein schön smoother Einstieg, es muss ja nicht immer darum gehen, jemanden zu erniedrigen.

Eine Gemeinsamkeit der beiden Shows wird allerdings auch direkt in den ersten Minuten klar: Wer die Liebe sucht, darf offenbar dem Alkohol nicht abgeneigt sein, und ja, es gibt Prosecco.

Das Miteinander

Schnell gewinnt man den Eindruck, dass es auch ohne den Prince ganz lustig werden könnte. Die Männer verstehen sich schnell gut, tragen auch die ersten Zwiste (wer schläft wo) tatsächlich wie Erwachsene aus, generell wird viel diskutiert, aber auf ruhige Art, wie erfrischend anders. Und natürlich: Was beim Hetero-Bachelor aus offensichtlichen Gründen selten vorkommt, ist hier Part of the Game: Die Männer sind wegen Prince Charming hier, es sind aber noch 19 andere potentielle Partner in Reichweite. Und mit denen verbringt man nicht nur die Tage in der Villa, sondern auch die Nächte im gleichen Bett oder kuschelige Stunden auf der Sonnenliege.

Klar gibt es auch Lästereien, doch wird gefühlt viel weniger (oder zumindest weniger lang) hinter dem Rücken von anderen gesprochen, sondern es folgt auch ziemlich schnell immer eine klare Ansage oder eine Aussprache, in der nicht nur blöd herumgeschrien, sondern analysiert und sich sogar entschuldigt wird. Homosexuellen Männern scheint nicht daran gelegen, möglichst lange aufeinander sauer zu sein, oder zumindest nicht wegen Themen, die man aus der Welt schaffen kann.

Die Gespräche

Vielleicht saß ich nach der letzten „Bachelor“-Staffel, in der es fast kein normales Gespräch, sondern ständig nur stumpfe Fragen und danach Annäherungsversuche gab, auf dem Trockenen. Aber die Gespräche sowohl von Nicolas mit den Männern alleine oder auch in der Gruppe sind interessant, locker und authentisch. Manchmal auch ein bisschen „Oh Gott nein hat er das gerade wirklich gesagt“, manchmal auch einfach von Nervosität geprägt, aber sie wirken echt, nicht aufgesetzt, nicht für die Kamera. Dass man das noch erleben darf.

Ob das daran liegt, dass nicht 80% der Kandidaten Influencerinnen sind, die eigentlich nur ihre Reichweite steigern wollen, ob man sich beim Casting der Teilnehmer einfach große Mühe gegeben hat, oder ob die Dichte an (schwulen) Männern, die gut aussehen UND dabei auch noch etwas auf dem Kasten haben, einfach größer ist, als die bei Frauen, kann ich allerdings nicht sagen.

Die Emotionen

© via Giphy

Ich gebe es zu: Ich war anfangs ein bisschen irritiert, wie häufig bei „Prince Charming“ geweint wird. Soweit ich mich erinnere, gab es bereits in der ersten Folge Tränen, das kennt man vom „Bachelor“ eher nicht. Nicolas ist oft zu Tränen gerührt ob der Aufmerksamkeit der vielen tollen Männer, die Männer wiederum sind teilweise schon sehr schnell sehr in love und daher auch sehr ängstlich, rausgewählt zu werden.

Es gibt aber auch Tränen der Wut, der Enttäuschung über sich selbst, Tränen, weil man im Gefühlschaos ist oder auch, weil man etwas Dummes gemacht hat und dafür nun gerade steht. Es wird viel geweint, und es wird ebenso viel getröstet, niemand bleibt mit seinen Tränen lange alleine, niemand redet verächtlich, es ist immer eine starke Schulter da, und ein offenes Ohr, was ist das nur für eine Welt, wo man unter fast Fremden seine tiefsten Gefühle ausbreiten darf, ohne dafür gedisst zu werden? Verrückt.

Es ist deswegen nicht alles harmonisch, es wird durchaus gekämpft, aber den meisten scheint an einem fairen Kampf zu liegen, einem, bei dem niemand emotional auf der Strecke bleibt. Wie schön.

Die Zärtlichkeiten

Offenbar stimmt, was man so liest: Homosexuelle Männer gehen anders mit dem Thema Sex und Zärtlichkeiten um, was diese auch immer wieder selbst thematisieren. Es wird schnell und viel geküsst, und das findet keiner der anderen Männer schlimm, Nicolas küsst sogar in einer Folge mehrere Männer am gleichen Abend, eher ein Unding in der Hetero-Bachelor-Welt.

Und auch unter den Männern im Haus wird es heiß – es wird getanzt, gekuschelt, nackt das Bett geteilt, und als hätte ich es geahnt, bleibt es auch nicht aus, dass zwei Teilnehmer eher aneinander Gefallen finden, als daran, weiter um den Prince zu buhlen. Mini-Spoiler: Auch diese Geschichte geht gut aus, nicht zuletzt weil Nicolas ziemlich cool damit umgeht.

Auch hier: Das alles ist erfrischend neu, erfrischend echt, erfrischend anders als das, was man von den anderen Formaten kennt. I like.

Die Zeremonie

Teilnehmer Prince Charming

© via TVNOW

Kommen wir zum Höhepunkt: Natürlich muss auch der Prince die Runde der Kandidaten (ob er will oder nicht) langsam aber sicher ausdünnen und jede Woche ein paar Kandidaten nach Hause schicken. Die „Nacht der Rosen“ wird allerdings zur Gentlemen-Night und erhält dabei ein paar Änderungen im Ablauf, die richtig Spaß machen.

Die roten Rosen werden durch Krawatten ersetzt, was nicht nur nachhaltiger ist, sondern auch einen weiteren Spin ermöglicht. In der ersten Runde verteilt Price Charming die Krawatten, in den nächsten Runden müssen die Kandidaten sie wieder abgeben, wenn sie nach Hause geschickt werden. Das bietet Spannung bis zur letzten Sekunde und vor allem: Auch zwischendrin weiß man nie, ob derjenige, der nach vorne gerufen wird, nun seine Krawatte behalten darf, oder sie abgeben muss. Das könnte man beim „Bachelor“ natürlich auch umsetzen – eine Frau nach vorne zu bitten, um ihr dann zu sagen: „Ich habe heute leider keine Rose für dich.“, klingt allerdings irgendwie hart und vielleicht auch zu sehr nach Heidi Klum.

So bleibt es jedenfalls ständig spannend, ob der nach vorn Gerufene bleiben darf oder gehen muss, wobei Prince Charming so noch die Situation meistern muss, dem Mann in die Augen blicken zu müssen, wenn er ihn nach Hause schickt. Doch hard feelings gibt es nicht, man küsst sich zum Abschied freundschaftlich kurz auf den Mund und damit endet die Geschichte. Wenn nur alles so einfach wäre.

Bonus: Die Mama

Ich kann wirklich nur hoffen, dass RTL nicht einfach nur Glück beim Casting hatte – denn auch bei der Mutter des Prince Charming haben sie für mich ins Schwarze getroffen. Eine offene, sehr gut aussehende Dame, freundlich, mit ausgezeichnetem Blick für die Männer, die sie einzeln im Speed-Dating kennenlernt. Die Mütter sind auch beim Bachelor eigentlich immer echte Supermamas, aber Nicolas´ Mutter scheint ein ganz besonderer Goldschatz zu sein.

Zusammengefasst: RTL ist die deutsche Umsetzung des amerikanischen Originals mehr als gelungen. „Prince Charming“ lebt von den interessanten Charakteren, von Authentizität, von einem wohlwollenden Miteinander, und vielleicht auch von dem ehrlichen Wunsch aller Teilnehmer, Liebe und einen festen Partner zu finden. Spott, Häme und Erniedrigung haben kaum Platz, was mir nach „Promis unter Palmen“, „Balls“ und anderen Formaten, die den Eindruck vermitteln, dass man sich nur noch auf Kosten anderer erhöhen kann, extrem gut tut und meine Seele ein bisschen mit Reality-TV versöhnt. Ich freue mich heute schon auf die zweite Staffel!

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