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Guilty or not guilty of the murder of George Selway?

Review: Apple Tree Yard S01E03E04 – the final curtain

ACHTUNG: SPOILER !!
11. Februar 2017, 20:00 Uhr
SPOILER !!
Tobias
11.02.17

Ich bin mir schon zu Beginn meines letzten Reviews zu „Apple Tree Yard“ sicher, dass mir im Laufe des Beitrages die richtigen Worte fehlen werden, um meine letztendliche Begeisterung für diese Serie auszudrücken. In den letzten beiden Folgen, die in der BBC an zwei aufeinanderfolgenden Abenden ausgestrahlt wurden, haben es die Produzenten und Emily Watson noch einmal geschafft, ihr Niveau in meinen Augen noch mal zu steigern und mit zwei grandios tollen Folgen die kleine Serie zu beenden.

Im Großen und Ganzen beherrscht die von Anfang an erwartete Gerichtsverhandlung die Szenerie und ich habe schon lange nicht mehr so eine intensive und gute Gerichtsverhandlung in einer Serie gesehen. Die Handlung wiegt den Zuschauer bis zu einem bestimmten Punkt in Sicherheit, was Yvonne Carmichael betrifft. Aber dann kommt es zu einem Bruch zwischen unseren beiden Angeklagten und eine Entscheidung seitens Mark Costley, so der Name des unbekannten Lovers, die die Spannung im Finale noch einmal großartig steigert.

Jenen „tipping point“ kann man hier im Preview sehen, danach steigen wir ein in das letzte Review.

Tipping point - Apple Tree Yard: Episode 4 Preview - BBC One

Handlung

Die Handlung setzt direkt am Ende der zweiten Folge ein, wir sehen wie Mark Costley ins Auto einsteigt und Yvonne dazu drängt, schnellstmöglich zu verschwinden. Mark ist mehr als verwandelt, von seiner Selbstsicherheit ist kaum noch etwas zu spüren. Er ist der Panik nahe. Mark beschwört Yvonne bei der gemeinsamen Geschichte zu bleiben und ihm zu vertrauen, falls sie mal von der Polizei befragt werden sollte. Das macht dann wiederum Yvonne Angst, die noch keine Ahnung hat, was in der Wohnung von George Selway passiert ist.

Als Mark dann auch noch ihr geheimes Smartphone einsammelt, schwant Yvonne schon übles. Dieses Gefühl bestätigt sich während eines Familiendinners in einem Restaurant, als Yvonne als vermeintliche Mörderin von George Selway verhaftet wird.

Ungefähr ab diesem Moment sind wir angekommen in einer linearen Zeitlinie und haben die Gerichtsverhandlung vor uns. Wir verfolgen diversen Gesprächen mit ihrem Anwalt, ihrer Familie und vor allem mit ihrer Tochter. Man bereitet sich gewissenhaft auf die Verhandlung vor. Mark Costely ist des Mordes angeklagt, Yvonne Carmichael als Mitwisserin, Initiatorin und Fahrerin des Fluchtwagens. Die Affäre ist weiterhin ein Geheimnis, die offizielle Geschichte ist zwar schon sehr nah an der Realität aber eben ohne die Affäre.

Die Verhandlung fokussiert sich zunächst voll auf Mark Costley und seine Tat. Die Staatsanwältin ist sehr gut vorbereitet und weiß sehr gut, wo sie bei den von der Verteidigung vorgebrachten Zeugen und Experten ansetzen muss, um der Jury zu verdeutlichen, dass die Strategie der Verteidigung, Costley leide unter einer Persönlichkeitsstörung und könne Realität nicht von seiner Fantasie trennen, nur Humbug ist („smoke and mirrors“), um den wahren Mörder zu entlasten und schwach aussehen zu lassen. Hierbei wird zum einen klar, dass Costley zwar schon im Sicherheitsbereich arbeitet, aber beim MI5 durchgefallen sei, als es darum ging, spezielle Aufgaben zum Schutze des Unterhauses zu übernehmen bzw. zu koordinieren. Er arbeitet zwar weiterhin im Sicherheitsbereich des Parlamentes aber der Eindruck, er sei ein Agent des MI5 war eine Lüge. Und durchgefallen sei Costley, da man von seiner geistigen Stabilität nicht wirklich überzeugt sei.

Zudem wurde klar, dass Mark Costley nicht nur Interesse an Yvonne Carmichael hatte und mit ihr eine sexuelle Affäre hatte, auch mit einer Kollegin hatte er ein kurzes Techtelmechtel. Wenn auch nur ein sehr, sehr kurzes. Auch bei seiner Kollegin ging der Impuls von ihm aus. Yvonne ist zwar ein wenig bestürzt, hält sich aber weiterhin an ihre „Strategie“ des Schweigens und der Geheimhaltung.

Die Stimmung der Jury ist im Laufe der Verhandlung klar zu deuten, Mark Costley wird wohl definitiv hinter Gittern landen, die Frage bleibt nur, aufgrund welches Anklagepunktes. Mord oder Totschlag. Bei Yvonne Carmichael sieht es dahingehend deutlich besser aus. Vor allem bei der Befragung von Yvonne sieht man in den Gesichtern der Jury – in der Mitte sitzt eine Frau mit auffallender Pulloverfarbe, die hier immer stellvertretend von der Kamera gezeigt wird – dass man Yvonnes Geschichte von der Vergewaltigung glaubt und gut verstehen kann, dass sie Mark Costley gebeten hatte, George Sellway Angst einzujagen. Der Mord an Sellway sei nie ihr Ziel gewesen. Und man fühlt mit ihr und versteht sie, dass sie nicht zur Polizei gegangen ist. Aus Angst, aus Scharm.

Doch dann kommt es eben zum „tipping point“. Die Familie von Yvonne steht absolut hinter ihr und auch ihr Mann weicht ihr nicht von der Seite. Man will diese ganze Sache gemeinsam hinter sich bringen. Beide sind sich auch in den letzten Tagen wieder näher gekommen. Man könnte meinen, dass ihre Ehe diese Krise überstehen könnte. Zudem bekommt Yvonnes Tochter ein gesundes Kind, ihr erstes Enkelkind. Dies zeigt ihr ihr Mann am Ende eines Verhandlungstages an, die freundlichen Blicke und Zuneigung interpretiert Mark Costley aber anders. Hat ihm Yvonne nur etwas vorgespielt? Wird er alleine ins Gefängnis gehen? Für eine Tat, die er nur für Yvonne begangen hat?

So kommt es, dass Mark Costley seiner Anwältin von der Affäre erzählt. Dies nutzt seine Anwältin dann im Verhör von Yvonne leidvoll aus und treibt Yvonne sogar dazu, zuzugeben, dass sie die Jury und das Gericht angelogen hat. Wer solle ihr da noch glauben, was den ganzen Rest angeht. Und beim Blick auf die Frau im auffälligen Pullover musste man ein wenig Angst um Yvonne Carmichael bekommen, denn in ihrem Gesicht manifestierte sich eine Veränderung. Kein gutes Zeichen.

Ihr Anwalt versucht zwar beim abschließenden Plädoyer die zu beantwortenden Frage wieder auf den Mord zu fokussieren und nicht auf die verheimlichte Affäre, aber man bleibt im Ungewissen.

Aber die Serie endet für Yvonne Carmichael mit einem Happy End, wenn man so will. Sie wird in beiden Punkten freigesprochen, Mark Costley wird wegen Totschlages für schuldig befunden.

Die letzte Szene

Ende gut, alles gut? Wir sehen, wie sich das Familienleben wieder ein wenig normalisiert und auch wenn Yvonnes Ehemann weiterhin enttäuscht von ihrer bis zum Ende verheimlichten Affäre ist, deutet die Serie dennoch an, dass es für die Carmichaels weitergehen könnte. Und Mark?

Yvonne besucht am Ende der Serie Mark im Gefängnis. Vielleicht um sich zu verabschieden, um ihm Mut zu zusprechen und ihm zu versichern, dass sie nie an ihm gezweifelt habe und das ihre Gefühle echt waren. Mark wiederum entschuldigt sich für sein Verhalten und seine Anwältin, die die Fakten verdreht habe. Er habe allerdings nicht alles erzählt.

Denn wie sich herausstellt, leidet Mark Costley wohl wirklich an Wahrnehmungsstörungen. Denn das, was Mark seiner Anwältin nicht gesagt hatte, hätte Yvonne Carmichael definitiv ins Gefängnis gebracht. Denn in der Intimität der Affäre und des Augenblicks im safe house formulierte Yvonne Carmichael einen losen Gedanken, nicht ernst gemeint, eher als Metapher:

„I want you to kill him. I want you to smash his fucking face in.“
(Dr Yvonne Carmichael)

Und Mark Costley hat dies tragischerweise für bare Münze genommen. Yvonne Carmichael hat demnach volle Mitschuld am Tod von George Sellway. Ohne Wenn und Aber. Wenn auch unbewusst.

Der Tragödie letzter Teil. Ganz klassisch. Ende.

Meinung

Nach der letzten Szene war ich ganz schön baff. Mit diesem Twist hatte ich nicht mehr gerechnet. Ich hielt den „tipping point“ für den erwarteten Twist der letzten Folge. Und der war schon gut gemacht. Aber dann das Ende, krass. Mark Costley ist zwar ein Mörder aber auch Opfer seiner eigenen Krankheit. Und Yvonne Carmichael ist voll mitschuldig, wenn auch unbewusst.

Die Geschichte an sich ist toll konstruiert und macht riesigen Spaß zu verfolgen. Ich gebe zwar zu, dass mir die sexuelle Spannung ab der zweiten Folge gefehlt hatte, aber diese Leere wurde sehr gut durch die weitere Story aufgehoben. Und vor allem durch Emily Watson. Mein absoluter Star in dieser Serie und ein wenig mein kleiner Crush aktuell. Tolle Frau, tolle Performance.

Ben Chaplin tritt in den letzten beiden Folgen wieder etwas in den Hintergrund und kommt nur noch am Rande und vor allem still sitzend vor. Aber seine Rolle hatte er davor ebenso mit Bravour gemeistert. Wer mich allerdings in den letzten beiden Folgen völlig überrascht hat, war Mark Bonnar als Ehemann von Yvonne. Seine Rolle wurde deutlich aufgewertet und Bonnar trägt die Angst um seine Frau mehr als deutlich im Gesicht. Echte Angst. Voller Liebe und Zuneigung.

In seiner besten Szene, und damit ein Highlight der dritten Folge, verdeutlichte er sehr gut seine Liebe und Zuneigung aber auch Angst um Yvonne, indem er einen Freund ihres zukünftigen Schwiegersohnes, der sich auf das Auftreten von Zeugen und Angeklagten vor Gericht spezialisiert hat, nicht nur die biologischen Zusammenhänge und biochemischen Prozesse im Körper bei Angst und Panik erläuterte, sondern er untermauerte dies sogar noch mit einem Messer an dessen Kehle. Tolle Szene.

Alles in Allem konnte die Serie von Anfang an überzeugen und riss mich direkt mit in die spannende Geschichte, die sehr klassisch erzählt wurde, mich am Ende dann aber doch noch einmal überraschen konnte. Deswegen auch die volle Wertung. Ich wüsste nicht, was ich an den vier Folgen bemängeln könnte.

Die Serie hat die perfekte Länge, gutes Tempo und ist sich seiner spannenden Story bewusst, es gab kaum Nebenkriegsschauplätze, die von der eigentlichen Geschichte ablenkten. Man war von Anfang an gut fokussiert auf Emily Watson und ihre Figur, aus deren Blickwinkel die gesamte Geschichte erzählt wird. Die inneren Briefe an Mark Costley werden zwar immer weniger, dafür tauchen wir mehr in ihre für uns hörbare Gedankenwelt ein oder schauen mit ihr zusammen noch einmal auf vergangene Ereignisse, die immer mal wieder als Snippets hinein geworfen werden.

Die Szenerie wird von Anfang an prima mit Sound, Kameraeinstellungen sowie Farben unterstützt. Und auch die Nebendarsteller konnten mehr als überzeugen. Ich bin voll und ganz zufrieden.

„Apple Tree Yard“ ist schon jetzt ein Highlight des noch jungen Jahres und definitiv Anwärter auf die britischen TV Auszeichnungen im Dramabereich.

Solltet ihr die Chance haben, die Serie mal zu sehen, unbedingt reinschauen. Wirklich geiler Shizzle!

Bilder: BBC

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