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Lost Footage Mystery

Review: Archive 81 – Staffel 1

Mini-Spoiler
10. August 2022, 17:17 Uhr
Mini-Spoiler
Maik
10.08.22

Anfang des Jahres hatten wir hier auf die Netflix-Serie „Archive 81“ hingewiesen. Die Podcast-Vorlage konnte bei mir genau wie der offizielle Trailer durchaus Interesse wecken, irgendwie hatte ich dann aber komplett die Existenz der Mitte Januar veröffentlichten Serie vergessen. So richtig häufig kam die im Nachgang auch nicht in meiner Bubble oder meinen Streaming-Katalogen vor. Kürzlich habe ich mich aber doch an die Serie erinnern können und habe die acht Folgen der Staffel binnen weniger Tage durchgeschaut. Hier mein möglichst Spoiler-freies Resümee zur Serien-Adaption.

Solide Ausgangslage

Die Grund-Parameter passen eigentlich. Der zugrundeliegende Podcast gleichen Namens war erfolgreich, entsprechend dürfte die Geschichte tragen. Autorin Rebecca Sonnenshine hat unter anderem bei „The Boys“ mitgearbeitet, Executive Producer „James Wan“ konnte mit „SAW“ das Horror-Genre im Jahr 2004 revolutionieren. Dabei sei direkt vorweggenommen, dass „Archive 81“ kein klassischer Horror ist. Gore gibt es im Grunde genommen gar nicht zu sehen, vielmehr befinden wir uns im Bereich des Mystery-Thrillers.

Dabei haben wir es mit Lost Footage zu tun, also der Aufarbeitungen gefundenen Materials. Dan Turner (Mamoudou Athie) ist Spezialist für die Restauration alter Speichermedien und erhält den Auftrag, alte Videokassetten zu digitalisieren, die aufgetaucht sind, nachdem sie als in einem Gebäudebrand verloren galten. Darin zu sehen ist Melody Pendras (Dina Shihabi), die den mystischen Besonderheiten des Visser Buildings nachgeht, um zu erforschen, was da los ist. Es beginnt die Aufarbeitung einer sowohl im Jahr 1994 als auch im Jahr 2022 neugierig machenden Geschichte.

Mystische Vorbereitung

Die initiale Charakter-Darstellung von Dan gefällt mir. Vor allem, was die dezidierte Restauration der Tapes anbelangt, macht „Archive 81“ zu Beginn vieles richtig. Für mein Dafürhalten hätte das sogar noch näher dran und vor allem detaillierter dargestellt werden. Denn selbst zu Beginn hat man zwar das Gefühl, dass der Prozess der Vorbereitung alter Medien langwierig ist, letztlich wirkt es aber auch so, als würde er da lediglich ein Mal mit einer Flüssigkeit über das Band, fertig ist es auch schon. Im Verlaufe der Folgen werden diese Sequenzen immer lapidarer eingeworfen, was logisch erscheint, da wir die Schritte ja bereits kennen und nicht jedes Mal sehen müssen, da war aber dennoch mehr drin, finde ich.


Lange Zeit weiß man zu Beginn nicht, woran man ist. Sowohl, was die Motive und Hintergründe einzelner Figuren anbelangt, als auch der Ausrichtung der Serie selbst. Wird es blutig? Wird es übernatürlich? Wird es am Ende alles einen Sinn ergeben? Hier schafft „Archive 81“ es ganz gut, Neugierde zu entfachen und nach und nach ein Szenario zu etablieren, das immer wieder kleine Überraschungen parat hält. Manche scheinen vor allem die ersten Folgen als eher langsam und zäh erachtet zu haben, und ja, ich war nach der ersten Folge jetzt auch nicht unbedingt hellauf begeistert, aber gerade die erste Hälfte hatte meiner Meinung nach einiges zu bieten, was mein Interesse zu wecken wusste. Das lag auch an Mamoudou Athie, der intensive Blicke drauf hatte und einen sehr coolen Dan gespielt hat. Wobei mich genervt hat, wie impulsiv dieser immer wieder reagiert hat und die Palette des Schauspieles nicht nur bei ihm recht wenige Dimensionen zu haben schien.

Nicht gänzlich überzeugende Vorführung

Genervt hat mich dann aber vor allem einiges in der zweiten Hälfte. Ich will wie gesagt nichts vorweg nehmen, aber das Ende fand ich dann doch etwas ernüchternd. Einige Entwicklungen waren mir zu vorhersehbar oder zumindest nicht smart und lang im Voraus genug aufgezogen. Vor allem die Sache mit Melodys Mutter… Bei einigen Sequenzen muss man aber auch sagen, dass man gut mit Erwartungen gespielt hat. Vor allem der etwas klischeehafte aber doch seinen Zweck erfüllende Soundtrack hat in spannenden Momenten eine kompakte Atmosphäre geschaffen und nur so „Gleich kommt ein Jump Scare!“ geschrien. Doch die Szenen wurden länger und länger gezogen und wussten letztlich trotzdem ihre Wirkung zu entfalten. Mal mit und mal ohne erfolgtem Jump Scare. Auch hatte ich in einer Szene wirklich Gänsehaut, obwohl das zu sehende eigentlich komplett erwartbar war (dieser Dämon-Gott-Kopf im Computerbildschirm gegen Ende).

Leider gab es auch technisch ein paar Aspekte, die mir nicht gefallen haben. Das CGI war in manchen Stellen billig, auch ist mir eine Szene zum Ende von Folge 6 negativ in Erinnerung geblieben, in der anscheinend ein Greenscreen zum Einsatz kam, um im Hintergrund Bildschirme einzufügen. Die vordergründigen Figuren wirkten komplett falsch beleuchtet und haben keine indirekte Einfärbung durch die laufenden Bildschirme erhalten. Mir ist es zwar nicht aufgefallen und das Sehvergnügen dürfte es auch nur in den seltensten Fällen beeinträchtigen, aber wie ich gelesen habe war die von Melody im Jahr 1994 benutzte Kamera eine Sony CCD-TRV65, die in Wirklichkeit erst 1998 auf den Markt gekommen war. Upps! Dass Melody diese teilweise wild in die Gegend ausrichtet anstatt auf ihre Gesprächspartner:innen wirkt auch zumindest mal seltsam.

Manches wirkte auch einfach plump, obwohl es an sich vermutlich nicht anders ging und seinen Zweck hinlänglich erfüllen konnte. Zum Beispiel, dass Dan von der Außenwelt abgeschirmt ist, aber dieser eine Fleck dann doch ein Mobilfunksignal ermöglicht. Oder dass sein Auftraggeber mal alles mitzubekommen scheint und an anderen Stellen gar nichts. Das wirkte dann leider nicht immer ausgereift. Außerdem wirkte es teilweise so, als würden wir nicht unwichtige Informationen über Rückblenden erhalten, die Dan so gar nicht in Gänze zu sehen bekommen haben kann.

Eigentlich hat „Archive 81“ vieles richtig gemacht. Der initiale Anstoß der Geschichte, die nach und nach aufgerollten Ebenen, die mystische Inszenierung – da war schon viel Gutes dabei. Leider wurde daraus zu wenig gemacht, wie ich finde. Etliche Entwicklungen wirken holprig abgeliefert, einige sind gar nicht gänzlich logisch erklärbar (rein von der Abfolge her), insgesamt wurde da viel Potenzial verschleppt. Vor allem wurden mir einige Aspekte zu schnell aufgebaut, wo man sich einen größeren Aha-Effekt hätte erarbeiten können.

Trotz einiger handwerklicher und vereinzelter logischer Fehler hat „Archive 81“ aber vor allem seinen Job gemacht, was das Etablieren einer unwohligen Atmosphäre anbelangt. Als ich eines abends drei Folgen alleine in der dunklen Wohnung geschaut hatte, wurde mir schon bewusst, dass das ein bisschen unheimlich ist. Aber dabei bleibt es halt auch. Super, um mal etwas Thrilliges gemeinsam mit Leuten zu schauen, die keinen richtigen (blutigen) Horror abkönnen. Muss ja auch gar nicht immer sein. So stellt „Archive 81“ in gewisser Weise eine besondere Genre-Mischung dar, die es so oft nicht gibt.

2. Staffel von „Archive 81“?

Der Vorteil an verspäteten Staffelreviews ist, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, bereits offizielle Information bezüglich einer möglichen Fortsetzung erhalten zu haben. Der Nachteil in diesem Fall ist, dass Netflix die Serie abgesetzt hat. Vermutlich, weil das allgemeine Echo zu gering ausgefallen ist (ich hätte doch eher schauen und schreiben sollen…!). Immerhin müssen wir nicht mit dem offenen Ende der Fernsehserie leben und können uns den Podcast anhören, um zu erfahren, wie es weiter geht.

Bilder: Netflix / Quantrell D. Colbert

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