In ihrer Soloserie schließt sich die junge Heldin Riri Williams (Dominique Thorne) aus „Black Panther: Wakanda Forever“ einer fragwürdigen Bande an und gerät an einen lang erwarteten Marvel-Schurken.
Mit „Daredevil: Born Again“ hat Marvel seine Serienformel von Miniserien zu fortlaufenden Serien mit mehr Folgen und Staffeln geändert. Das „Black Panther: Wakanda Forever“-Spin-off wurde jedoch noch vor dieser Neuausrichtung entwickelt und folgt mit nur sechs Episoden den alten Mustern. Im Netz sind die Kritiken für die Serie, die von Disney selbst kaum beworben wurde, eher durchwachsen ausgefallen. Mir hat das in Chicago angesiedelte Abenteuer wider Erwarten aber gut gefallen.
Nach ihrem ersten Auftritt an der Seite der Wakandaner ist Riri wieder in ihrer Heimat Chicago angekommen. Um ihre Technologie weiterzuentwickeln, schließt sich die mittellose Studentin einer kriminellen Gruppe an, die vom mysteriösen Parker Robbins (Anthony Ramos) angeführt wird. Was zunächst wie ein pragmatischer Deal beginnt, entwickelt sich rasch zur moralischen Zerreißprobe. Parker wird zunehmend machthungriger, und Riri beginnt zu hinterfragen, worauf sie sich eingelassen hat. Die Geschichte folgt vertrauten Mustern, überrascht aber immer wieder mit frischen Akzenten. Anders als in den letzten Marvel-Serien-Produktionen wie „She-Hulk“ oder „Secret Invasion“ wirken hier die Effekte gelungen und hochwertig. Besonders die Flugszenen und Riris Anzug können sich sehen lassen, ebenso wie das Setting abseits der üblichen Marvel-Stadt New York. Chicago als Schauplatz bringt eine spürbare Erdung mit sich, die durch einen starken Soundtrack noch verstärkt wird. Im Fokus der Handlung steht nicht nur Riris Heldinnenwerdung, sondern vor allem das Thema Trauerbewältigung. Um besser mit dem Tod ihrer besten Freundin Natalie (Lyric Ross) umzugehen, erschafft sie eine KI nach deren Abbild – eine Idee, die angesichts realer Entwicklungen in der Tech-Welt erschreckend aktuell wirkt. Ab etwa der zweiten Hälfte mischt sich auch Magie ins Getriebe der Maschinen. Was anfangs noch etwas befremdlich wirkt, fügt sich dann doch harmonisch zusammen. Schauspieler Anthony Ramos überzeugt in der Rolle des Bösen, der den magischen Mächten seines Umhangs anheimfällt.
Spätestens, wenn im letzten Akt der wahre Strippenzieher in Erscheinung tritt, dürften aber Fans aufhorchen. Schließlich hatten sie schon seit „WandaVision” mit seinem Erscheinen gerechnet. Sein Auftritt ist eher unaufgeregt, aber wirkungsvoll und wirft die Frage auf, wie weit Menschen bereit sind zu gehen, um ihre Wünsche zu erfüllen. Was leider nicht ganz funktioniert, ist die emotionale Tiefe der Nebenfiguren. Viele bleiben merkwürdig distanziert. Gerade das Team um Parker wirkt zu bemüht cool, ohne dabei greifbar zu werden. Auch Parkers Motivation wird nur in einer kurzen Szene mit seinem Vater skizziert.
„Du bist ein Kleinkrimineller in einem lächerlichen Aufzug.“ – Parkers Vater
Besonders schade ist der Umgang mit Obadiah Stanes Sohn Ezekiel (Alden Ehrenreich), der schnell zu einer bloßen Marionette degradiert wird. Wie es mit Riri nach dem etwas offenen Ende weitergeht, deutet sich zumindest in Teilen an: Die Figur Zelma Stanton (Regan Aliyah), die Riri in den letzten beiden Episoden mit ihren magischen Fähigkeiten unterstützt, wird wohl in der kommenden „Strange Academy“-Serie eine größere Rolle spielen. Dabei handelt es sich um eine magische Schule unter der Leitung von Doctor Strange. Es bleibt also spannend, ob Riri vielleicht dort oder an der Seite anderer junger Held:innen wie den Champions, wieder auftaucht. Ich finde es jedenfalls mutig von Marvel, einer so jungen Figur wie Riri Williams eine eigene Serie zu widmen. Immerhin ist sie erst seit 2016 in den Comics präsent und seit letztem Jahr kaum noch in Erscheinung getreten.
Fazit
Ein kurzweiliger Superheldinnen-Spaß mit spannenden Themen rund um Technik, Magie und Trauer. Riris Geschichte wirkt frisch, wenn auch stellenweise unausgereift. Die Serie kratzt oft nur an der Oberfläche, zeigt aber viel Potenzial – vor allem für das, was noch kommen könnte.
Bilder: Disney
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