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Reboot der Anwaltsserie

Review: „Matlock“ S01E01 – „Pilot“ (Serienstart)

9. Juni 2025, 12:58 Uhr

Warum fällt Serienschöpfern von heute eigentlich nichts mehr ein außer Spin-Offs, Reboots und Remakes etablierter Serien? Habe ich gedacht, als ich die Ankündigung in die Finger bekam, dass es eine neue Serie namens „Matlock“ geben würde. Tatsächlich basiert sie auch auf der erfolgreichen Anwaltsserie aus den 1980er Jahren, und obwohl das seinerzeit einer meiner Lieblingsserien war (oder vielleicht auch deswegen), habe ich das Reboot erstmal links liegen lassen, als es bei Sky/WOW auftauchte. Nach der ersten Folge kann ich sagen: zu unrecht!

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Denn Serienschöpferin Jennie Snyder Urman, bekannt als Produzentin diverser Serien wie „Gilmore Girls“, „Men in Trees“ oder „Charmed“, macht es bei diesem Reboot absolut geschickt, wie sie mit dem Original spielt. In diesem Fall ist sie Produzentin und Autorin der Serie (zumindest der ersten beiden Folgen), und legt uns mit dem Auftakt des Piloten diese neue Anwaltsserie mit dem besonderen Ansatz und der außergewöhnlichen Hauptfigur perfekt zurecht.

Vorweg: Es wird wohl nicht allein diese „Ein-Fall-pro-Folge“-Geschichte, die wir von „Matlock“ und vielen anderen Serien der 80er und 90er Jahre kennen, sondern Urman legt eine übergeordnete Story darüber, und das absolut charmant. Aber dazu später mehr.

Was hat „Matlock“ mit „Matlock“ zu tun?

Blicken wir erstmal auf die Connection zur Ursprungsserie: Da gibt es im ersten Moment gar nicht so viel, außer dass die Hauptfigur Madeline „Matty“ Matlock heißt. Tochter vom guten alten Ben Matlock, oder sonstige Verbindungen zur Figur, die Andy Griffith so großartig verkörpert hatte? Nichts dergleichen, und das klärt Matty, gespielt von der großartigen Oscar-Preisträgerin Kathy Bates (ja, die aus „Misery“), auch relativ früh auf: Sie platzt nämlich recht geschickt in ein Anwaltsmeeting der Kanzlei „Jacobson Moore“ und stellt sich dort vor – mit dem Hinweis, dass sie genau so heiße wie der Anwalt aus der Serie, aber nichts mit ihm zu tun habe. Später geht sie immer mal wieder darauf ein, weist darauf hin, dass das ja das echte Leben sei und „Matlock“ nur eine erfundene Figur. Was uns später nochmal auf einer Meta-Ebene überraschen wird…

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Sie nutzt auf jeden Fall sehr geschickt ein Informationshäppchen, das sie in einem Café aufgeschnappt hat, um sich bei Kanzleichef Howard „Senior“ Markston (ein weiteres bekanntes Gesicht – Beau Bridges spielt ihn) einzuschmeicheln. Ihr Coup gelingt: Ihr Tipp spielt der Kanzlei ein stattliches Sümmchen ein, und sie hat den Job. Dabei landet sie ihm Team von Olympia Lawrence, einer sehr ambitionierten Anwältin, die auch gut zu „Suits“ gepasst hätte, mir hier aber schon etwas zu überzeichnet wirkt – wie auch Lawrence‘ Assistentin Sarah Franklin. Aber immerhin gibt’s noch den weiteren Assistenten Billy Martinez, der sich auch gleich blendend mit der neuen Anwältin versteht. Macht richtig Spaß, den beiden zuzuschauen, und ich fürchte fast schon, dass Billys Charakter am Ende der 19 Folgen der ersten Staffel (mit der Folgenzahl fast schon als klassische Staffel zu bezeichnen) noch eine entscheidende Rolle spielen wird für die übergeordnete Story – zu der wir ja gleich noch kommen.

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Billy, Sarah und Matty müssen als Team funktionieren, und alle bringen besondere Fähigkeiten mit, die nur dann zur Geltung kommen, wenn sie als Team funktionieren. Das gelingt auch gleich beim ersten Fall, und damit ist Matty im Kolleg:innen-Kreis erstmal etabliert. Misstrauen bleibt dennoch an der Tagesordnung – die ehrgeizige Sarah gönnt keinem anderen einen Platz im Dunstkreis von Olympia Lawrence, und Olympia selbst ist auch nicht wirklich davon überzeugt, dass Matty dauerhaft eine relevante Rolle spielen könnte.

Dass sie noch eine ganz andere Rolle für Matty spielt, wird dann ganz am Ende der Folge deutlich. Matty verabschiedet sich nach dem erfolgreichen Fall vom Team, und Billy lässt dabei auf seinem Smartphone die Originalmusik der alten „Matlock“-Serie laufen samt Foto von Matlock selbst, was Sarah wiederum gar nicht einordnen kann. Überhaupt spielt auch das Thema Generationen eine gewisse Rolle in der Serie – um manche Dinge zu verstehen, sind Mattys Kolleg:innen in der Kanzlei einfach zu jung, Matty wiederum ist für die eine oder andere Sache offensichtlich zu alt. Mal sehen, wie sich das fortsetzen wird.

Zwar eine klassische Staffel mit „Ein-Fall-pro-Folge“-Aufbau – aber da ist noch mehr [ACHTUNG: Spoiler]

Zurück zu Olympia: Am Ende der Folge wird nämlich klar, dass Matty gar nicht ist, was sie vorgibt – und damit sind wir wieder auf der Meta-Ebene angekommen, die ich am Anfang erwähnte (Matty hatte beiläufig erwähnt, dass Matlock aus der alten Serie ja nur ein erfundener Charakter sei, dies hier aber das echte leben): Sie ist eben nicht die alte Anwältin im Rentenalter, die nochmal arbeiten muss, um Geld dazuzuverdienen, sondern sie ist vielmehr eine reichte Ex-Anwältin, die sich einzig und allein deswegen bei Jacobson Moore eingenistet hat, weil sie einen ganz eigenen Fall verfolgt: Ihre Tochter ist an einer Überdosis Opioide gestorben, die nur deswegen noch auf dem Markt waren, weil die Anwaltskanzlei Jacobson Moore etwas vertuscht hat – und das können nach Mattys Ansicht nur Seniorpartner Jason, Kanzleichef Howard – oder eben Olympia gewesen sein.

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Und das war für mich wirklich eine großartige Wendung in diesem Piloten. Ich war sowieso schon milde gestimmt, nachdem ich gesehen hatte, wie Urman mit dem Erbe von „Matlock“ umgeht, doch dieser Twist hat das Reboot nochmal wesentlich interessanter gemacht. Wird sie ihren eigenen Fall lösen können? Wie wird sie selbst ihre Rolle als Anwältin ausfüllen? Wird sie auffliegen? Das birgt so viel Potenzial für die nächsten Folge, so dass ich mich schon richtig darauf freue, mir die nächsten Folgen vorzunehmen.

Nachtrag: Sowohl das Thema Original-„Matlock“-Serie als auch die Angst davor, entdeckt zu werden, bleiben in der 2. Folge präsent. Die Episode startet sehr schön wieder mit dem Original-Musikthema der alten Serie, ehe Matty beim Eintreffen in der Kanzlei direkt auffliegt – und zwar nur deswegen, weil sie bei ihrer Vorstellung die falschen Jahreszahlen genannt hat, zu denen „Matlock“ damals im Fernsehen lief. Immerhin – es ist nur ein Traum, aber ein Signal an Matty, dass sie sich für den Fall, dass sie auf die Daten angesprochen wird, auf jeden Fall etwas zurechtlegen muss. Ihr Plan lautet so: Sie hat nur deswegen den Zeitraum 1986 bis 1992 genannt, weil die Serie dann von NBC zu ABC wechselte, dort dann bis 1995 lief. Die Serie sei dann aber nicht mehr wirklich gut gewesen, gibt sie noch an, deswegen klammere sie den Zeitraum aus. Auch das ist nochmal sehr charmant und bestärkt mich in meinem Eindruck: Ja, „Matlock“ mag ein weiteres Reboot sein – aber selten war ein Neustart charmanter als in diesem Fall.

Bilder: CBS

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Montag, 9. Juni 2025, 12:58 Uhr
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