Und schon haben wir Halbzeit, was die neue Staffel „Rick and Morty“ anbelangt. In der neuen Folge finden Rick und Morty ein Raumschiff, in dem eine Gesellschaft im Cryo-Schlaf ist (daher auch der an einen Song von Justin Timberlake angelehnte Episodentitel), die ihre Welt kaputtgemacht haben und eine neue suchen (kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor…?). Die mutmaßlich sehr reiche Zivilisation ist auch technologisch weit fortgeschritten, so dass ihr Safe-Schutz gar gegen Ricks Hacking-Tricks standhalten kann. Als ein Alarmsystem den Cryoschlaf beendet, nehmen Rick und Morty die Plätze verstorbener Schlafender ein. Das wäre an sich bereits Basis für eine unterhaltsame Imitationsgeschichte, dass Rick den Schlafpod eines 11-Jährigen erwischt und Morty den der Clean-up-Crew, verbessert das Ganze aber nochmals ungemein. Wie sie quasi genau entgegengesetzt der echten Personen aussehen, aber dennoch für voll genommen werden – sehr schön.
„How much shit is there? They’ve only be awake for five hours…“ – Morty
Interessant ist anzuschauen, wie gegensätzlich die Geschichten der beiden Verlaufen. Während Morty zufällig in die Rolle der Anführers eines Klassen-Aufstandes schlittert, fühlt sich Rick sichtbar wohl in der Rolle des Kindes eines ihn liebenden Elternpaares. War seine Motivation zunächst reine Gier, wird überraschend deutlich, wie viel Charakter-Skizzierung dann doch in dieses Momentum fließt.
„Maybe we put a pin in the bang-bang and peacefully ask for some change-change?“ – Morty
Das kleine Space Race zum Planeten, auf dem die beiden echten Cryo-Schläfer Glücksspiele spielen, war recht kurzweilig anzuschauen, aber blieb wie eigentlich die gesamte Episode ein bisschen hinter den hohen Erwartungen zurück. Das war alles ganz nett aufgesetzt und hatte seine kleinen Dialog-Momente, aber insgesamt war die Story recht simpel gestrickt und die wenigen Überraschungen, die es gab, konnten nicht immer bei mir zünden.
Eine Szene, die mich genervt hat, war die, in der Morty die Luke öffnet und die Wertsachen ins Weltall fliegen lässt. Morty sagt „I’d hang on to something, Rick“ und dieser hält sich lediglich am Boden fest, wobei seine Hände noch nicht mal an in der Nähe befindlichen Fugen sitzen, um dann am Ende der Szene oben unter der Decke an einem Cargonetz zu hängen. Und auch der andere alte Mann fliegt erst in der (von Morty aus betrachtet) rechten Seite des Raumes und offenbar hinter dem 11-jährigen Jungen weg, um dann vor jenem an der linken Seite an einem Rohr Halt zu finden. Ne, das geht besser und ist einfach schlechte Kontinuitäts-Animation.
Letztlich schenkt die Folge uns eine für die Serie beinahe ungewohnt deutlich propagierte Moral: Geldgeilheit stinkt, vor allem, wenn sie rücksichtslose Ausmaße annimmt. Und derartige Verhaltens-Chips, die einem einen Stromschlag geben, wenn man anderen gegenüber ausfällig wird, sollten wir vielleicht auch mal einführen. Mit am charmantesten empfand ich noch die abschließende Szene, in der ein weitere Cryo-Schlaf-Schiff auftaucht und Morty Rick maximal fünf Minuten gibt, als wäre so ein Abenteuer einfach nur ein bisschen mehr Scrollen am Handy. Die Post-Credit-Szene hat mir dagegen so gar nichts gegeben dieses Mal.
Ach, ich weiß nicht recht. Kurz hatte ich sogar drei Kronen für die Folge notiert, aber das wirkt dann auch zu hart. Das ist noch immer kurzweilige Unterhaltung, aber so langsam fürchte ich, dass die ganz großen Würfe entweder ausbleiben oder rar gesät sein werden, was diese Staffel anbelangt. Auch „Cryo Mort a Rickver“ hatte seine Momente, wirkt aber eher wie ein Sammelsorium an üblichen „Rick and Morty“-Charakteristika ohne die große Tiefe, die die besten Folgen hat ausmachen können. Da folgt hoffentlich demnächst noch eine Steigerung.
Bilder: Adult Swim
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