In der fünften Folge der dritten Staffel „Star Trek: Strange New Worlds“ geht es endlich ganz im Sinne des Titels um „Strange New Worlds“: Eine große Außenmission mit fantastischen Entdeckungen steht an.
Auslöser dafür ist Fähnrich Gamble, der als Ersatz für Chapels Liebesurlaub – verzeihung, Forschungsurlaub – von Dr. M’Benga an Bord geholt wurde. Er freut sich wahnsinnig auf seine erste Außenmission, und M’Benga freut sich mit; er sieht das junge Crewmitglied ein wenig wie einen eigenen Sohn.
Bevor es auf den fremden Planeten geht, tauschen sich Chapel und La’an noch aus. Ich hatte ja geglaubt, dass die Romanze zwischen La’an und Spock zunächst unter dem Radar bleiben würde, bis es dann zum großen Love-Crash kommt. Doch geheim halten die beiden ihre Liaison nicht. Chapel scheint es, allem Anschein nach, nicht besonders zu gefallen, dass die beiden sich näherkommen – auch wenn sie das nicht zugeben will. Sie versucht, mit La’an ein Gespräch „unter Frauen“ zu führen, um herauszufinden, wie es läuft. La’an lässt sie jedoch auflaufen und hat absolut keine Lust, ihr Herz auszuschütten. Meiner Meinung nach könnte man das Thema hier auch einfach auslaufen lassen – die Karten liegen schließlich auf dem Tisch. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es am Ende der Staffel doch noch zu einem Spock-und-Chapel-Comeback kommt.
Viel mehr zu diesem Liebesthema passiert in der Folge nicht. Der Fokus liegt klar auf der Mission, die Corbys Forschung vorantreiben soll.
Das Außenteam – angeführt von Spock, mit Chapel, Corby, La’an, La’ans Bruder, Uhura und Gamble – gerät schnell in eine kritische Situation. Sie entdecken in einem von Aliens errichteten Gebäudekomplex fremde Leichen. Alles deutet darauf hin, dass es Fallen gibt. Doch statt, wie es die Vorschriften verlangen, mit dem Schiff zu kommunizieren und sich zu beraten, redet Chapel auf Spock ein – und er willigt ein, weiterzumachen. Das Problem: Innerhalb des Gebäudes gibt es keinen Kontakt zum Schiff. Ich verstehe nicht, warum niemand kurz nach draußen geht, um wenigstens einen Statusbericht abzugeben. Aber Regelbrüche gehören, wie wir wissen, zu Star Trek dazu – insbesondere in der „Wildwestzeit“ um Pike, Kirk und Spock.
Dass sie einfach weitermachen, rächt sich sofort: Fähnrich Gamble greift sich eine Kugel, die eine der toten Aliens in der Tasche hatte – und sie explodiert in seinen Augen. Das Bild, ihn mit blutenden Augen zu sehen, ist schon heftig. Dass der Fähnrich das Opfer ist, passt zu „Star Trek Classic“, wo neu eingeführte junge Crewmitglieder in einer Episode oft besonders einstecken müssen. Die Verletzung ist so schwer, dass M’Benga seine Augen nicht regenerieren kann. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht klar, was dahintersteckt. Allzu emotional sollte man sich Gamble gegenüber ohnehin nicht binden – sein Schicksal ist für Star-Trek-Verhältnisse extrem und nichts für Zartbesaitete.
Mit den „bösen Geistern“ in dem Alien-Gefängnis – wie sich der Ort später herausstellt – geht „Strange New Worlds“ erneut in die Horror-Ecke, ähnlich wie zuvor mit den Zombies in Folge 3. Ich persönlich hätte es weniger mystisch inszeniert. Eine oder mehrere übermächtige Wesen hätte man trotzdem einbauen können, aber „Dämonen“ halte ich für die schwächere Entscheidung.
Der Moment, als Gamble gegen Batel kämpft – beide besessen, er deutlich stärker, sie weniger – ist … interessant. Der Kampf und die daraus resultierende Gefahr durch die Dämonen erhöhen die Bedrohungslage und damit die Spannung der Folge. Mit dem Erzählstrang, dass auch Batel „besessen“ ist, kann ich mich weniger anfreunden. Das deutet darauf hin, dass wir in dieser Richtung noch mehr sehen werden – vielleicht sogar bis zu dem Punkt, an dem Pike sich gegen sie wenden muss.
Abseits dessen gefällt mir die Folge aber sehr gut. Die Episode stellt unsere Helden im Alien-Gefängnis vor Rätsel, die mich an die gute alte Star-Trek-Zeit erinnern. Dass diese Rätsel temporale und interdimensionale Komponenten enthalten, macht das Ganze noch unterhaltsamer.
Dass am Ende Gamble sterben muss, erinnert – wie eingangs erwähnt – an die ganz alten Star-Trek-Folgen. Ehrlich gesagt hätte man ihn auch betäuben oder in ein Kraftfeld sperren können. Ihn einfach in den Rücken zu schießen zeigt, dass er kein Hauptcharakter ist und man sich diese Mühe sparen wollte – ganz wie in den 60er Jahren.
Fazit: Eine außerordentlich gute Folge. Der dunkle Ton, kombiniert mit den Rätseln, ergibt eine erwachsene Star-Trek-Episode – entgegen der typischen, humorvolleren „Strange New Worlds“-Art. Damit bleibt die dritte Staffel auf einem hohen Niveau.
Bilder: Paramount+ | CBS Studios
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